Okkasionalismus und König der Kelche: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Nicolas Malebranche.jpeg|mini|hochkant=0.75|[[Nicolas Malebranche]], bedeutendster Okkasionalist]]
[[Datei:Bild x 55.jpg|thumb|hochkant|König der Kelche]]


Der '''Okkasionalismus''' oder ''Occasionalismus'' ist als ''Lehre von den [[w:Gelegenheitsursache|Gelegenheitsursache]]n'' (aus [[Latein|lat.]] ''occasio'' „Gelegenheit, Anlass“) eine [[Dualismus (Ontologie)|dualistische]] Antwort auf das [[Leib-Seele-Problem]], die insbesondere im [[17. Jahrhundert]] vertreten wurde, heute aber praktisch keine Anhänger mehr hat.
Die Karte '''König der Kelche''' ist eine Karte der [[Kleine Arkana|kleinen Arkana]] im [[Tarot]].
 
== Theorie ==
[[Datei:Okkasionaismus.jpg|mini|hochkant=2|Mentale/physische Ereignisse werden von Gott registriert. Daraufhin verursacht er andere mentale/physische Ereignisse.]]
 
Die zentralen Thesen des Okkasionalismus lauten:
 
# [[Körper (Biologie)|Körper]] und [[Geist]] haben keinen [[Kausalität|kausalen]] Einfluss aufeinander.
# Zwischen körperlichen und geistigen Zuständen vermittelt [[Gott]].
 
Der Okkasionalismus, dessen Hauptvertreter [[Nicolas Malebranche]] war, besagt, dass mentale Zustände einer Person immateriell sind und daher keinen Einfluss auf die materielle Welt haben können. Jede [[Interaktion]] zwischen körperlicher und geistiger Sphäre ist nach dieser Auffassung nur scheinbar gegeben; etwa, wenn Personen essen (körperlich), wenn sie Hunger verspüren (geistig) oder flüchten (körperlich), wenn sie sich vor etwas fürchten (geistig). Statt einer direkten Kausalität nehmen Okkasionalisten an, dass vielmehr Gott den geistigen Zustand registriert und daraufhin eine körperliche Handlung folgen lässt. Ebenso verläuft der Prozess über Gott als Mittler, wenn materielle Zustände scheinbar unmittelbar auf den Geist einwirken; wenn etwa eine Person mit einer Nadel gestochen wird, so lässt Gott daraufhin diese Person Schmerz empfinden (→Grafik).
 
Dabei beriefen sich die Okkasionalisten, besonders [[Arnold Geulincx]], auf den Grundsatz:
 
{{Zitat-la|Quod nescis, quomodo fiat, id non facis.|Übersetzung=Wenn du nicht weißt, wie etwas geschieht, bewirkst du es auch nicht.|ref=<ref>Vgl. ''[http://www.zeno.org/Eisler-1904/A/Occasionalismus Occasionalismus]''. In: Rudolf Eisler: ''Wörterbuch der philosophischen Begriffe''. Bd. 2, 2. Aufl., Berlin 1904, S. 48ff., hier S. 49; sowie, für die Übersetzung, Wolfgang Röd: ''Der Weg der Philosophie. Von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert''. Bd. 2, Beck, München 2000, ISBN 3-406-45931-5, S. 45 und Anm. 45 auf S. 572.</ref>}}
 
== Hintergrund ==
Okkasionalistische Theorien wurden erstmals in der [[w:Arabische Philosophie|arabisch-islamischen Philosophie]] entwickelt, in der sich „seit dem frühen Mittelalter ein konsequenter Occasionalismus entwickelt[e] und vertreten [wurde.]“<ref>Dominik Perler, Ulrich Rudolph: ''Occasionalismus. Theorien der Kausalität im arabisch-islamischen und im europäischen Denken'', Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Philologisch-historische Klasse, dritte Folge, Nr. 235, Göttingen 2000, S. 13.</ref>
 
[[Arnold Geulincx]] entwickelte den Okkasionalismus als Lösung der Probleme, die der interaktionistische Dualismus [[René Descartes]]’ hervorrief. Descartes hatte angenommen, dass der immaterielle Geist und der materielle Körper einen kausalen Einfluss aufeinander haben. Descartes hatte jedoch Probleme zu erklären, wie eine solche Interaktion aussehen könnte. Die Okkasionalisten, darunter auch [[Géraud de Cordemoy]] und [[Johannes Clauberg]], leugneten ebendiese Interaktion. Als Vorläufer dieser Auffassung gilt wegen seiner Auffassung der Kausalität [[Al-Ghazali]]. Die Bezeichnung „Okkasionalismus“ wurde von Géraud de Cordemoy und Louis de La Forge (1632–1666) vorgeschlagen.
 
== Kritik ==
 
[[David Hume]] kritisierte die okkasionalistische Theorie scharf. Okkasionalisten würden jene Erklärungen durch den Willen eines ''[[w:Deus ex machina|Deus ex machina]]'' in allen Lagen heranziehen, auf die die meisten Menschen nur „beim Auftreten außerordentlicher Erscheinungen, wie Erdbeben, Seuchen und Ungeheuerlichem allerart<!--sic-->“ verfielen:
 
{{Zitat|Sie machen Geist und Intelligenz [Gottes] nicht zur letzten und ursprünglichen Ursache aller Dinge, sondern zur unmittelbaren und alleinigen Ursache jedes Ereignisses, das in der Natur erscheint. Sie behaupten, daß<!--sic--> die gewöhnlich ''Ursachen'' benannten Dinge in Wirklichkeit lediglich ''Gelegenheiten'' sind und daß das wahre und unmittelbare Prinzip jeder Wirkung nicht irgend eine Macht oder Kraft in der Natur, sondern ein Willensakt des höchsten Wesens ist […].<!--sic! Zitat nach: David Hume: ''Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand''. Übersetzt von Raoul Richter, hrsg. von Jens Kulenkampff. 12. Aufl., Meiner, Hamburg 1993, S. 85.-->}}
 
Diese Position, bei der für Hume sowohl rein körperliche Kausalität als auch Geist-Körper-Interaktion und sogar rein geistige Verursachung jeweils „durch einen besonderen Willensakt“ Gottes erklärt werde, kritisierte er als [[Pantheismus|pantheistisch]] sowie als eine Auffassung, die Macht und Weisheit der Gottheit verkleinere. Philosophisch wies er sie zurück, da sie „zu kühn“ sei, „keine Überzeugungskraft“ habe und zu „dem gewöhnlichen Leben und der Erfahrung so fernliegenden Schlüssen führt.“<ref>Humes Okkasionalismuskritik, der alle Zitate dieses Abschnitts entnommen sind: David Hume: ''Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand''. Übersetzt von Raoul Richter, hrsg. von Jens Kulenkampff. 12. Aufl., Meiner, Hamburg 1993, S. 84–88.</ref>
 
Im Anschluss an Hume und die spätere Okkasionalismus-Kritik wird heute meist davon ausgegangen, dass das Leib-Seele-Problem durch den Okkasionalismus zwar verschwinde, allerdings zu neuen Probleme führe: Auch wenn man an der [[Existenz]] eines [[Theismus|theistisch]] verstandenen Gottes festhalte, erscheine es nicht plausibel, dass Gott jedes Mal eingreifen müsse, um einen Zusammenhang zwischen Mentalem und Physischem zu sichern.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Okkasionalismus}}
* {{WikipediaDE|Okkasionalismus}}


== Literatur ==
== Literatur ==
<!--chronologisch-->
* [[Hajo Banzhaf]]: ''Das Tarot-Handbuch''. Hugendubel, München 1986; Goldmann, München 1998, ISBN 3-442-21503-X.
* ''[http://www.zeno.org/Eisler-1904/A/Occasionalismus Occasionalismus]''. In: Rudolf Eisler: ''Wörterbuch der philosophischen Begriffe''. Bd. 2, 2. Aufl., Berlin 1904, S. 48ff.
* [[Hajo Banzhaf]]: ''Schlüsselworte zum Tarot''. Goldmann, München 1990, ISBN 3-442-12077-2, ISBN 3-442-12126-4 (inkl. Kartenset)
* ''[http://www.zeno.org/Kirchner-Michaelis-1907/A/Occasionalismus Occasionalismus]''. In: Friedrich Kirchner/Carl Michaëlis: ''Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe''. 5. Aufl., Leipzig 1907, S. 404ff.
* [[Hajo Banzhaf]]: ''Das Arbeitsbuch zum Tarot''. Diederichs, München 1988; Hugendubel, München 2003, ISBN 3-7205-2424-8, ISBN 978-3-7205-2846-7 (inkl. Kartenset)
* Jürgen Mittelstraß: ''Okkasionalismus''. In: Jürgen Mittelstraß (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie''. Bd. 2: H–O, Metzler, Stuttgart/Weimar 2004 [= 1995], ISBN 3-476-02012-6, S. 1067f.
* [[Arthur Edward Waite]]: ''Pictorial Key to the Tarot'' (1910)
* ''Die Weiterentwicklung des Cartesianismus''. In: Wolfgang Röd: ''Der Weg der Philosophie. Von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert''. Bd. 2, Beck, München 2000, ISBN 3-406-45931-5, S. 44–49.
* [[Arthur Edward Waite]]: ''[[Der Bilderschlüssel zum Tarot (Buch)|Der Bilderschlüssel zum Tarot. Fragmente einer geheimen Tradition unter dem Schleier der Weissagekunst]]''. Urania-Verlag, Waakirchen 1978, ISBN 3-921960-01-0.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/occasion/|Occasionalism|Jason Jordan}}
* [https://www.ewigeweisheit.de/geheimwissen/tarot/geschichte-des-tarot Geschichte des Tarot] Website
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/occasionalism/|Occasionalism|Sukjae Lee}}
* [https://kartenlegen.org/tarot-tageskarte-ziehen/ Die Tarot-Tageskarte] Weibsite
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Okkasionalismus|!]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Kleine Arkana|202]]

Version vom 25. August 2019, 18:53 Uhr

König der Kelche

Die Karte König der Kelche ist eine Karte der kleinen Arkana im Tarot.

Literatur

Weblinks