Isomerie und Halogene: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Isomerism-ball-V2.de.svg|450px|mini|Verschiedene Formen der Isomerie]]
Die '''Halogene''' [{{IPA|halogeːnə}}] („Salzbildner“, von {{grcS|ἅλς}} ''háls'' „Salz“ und {{lang|grc|γεννάω}} ''gennáō'' „erzeugen“) bilden die ''7.&nbsp;Hauptgruppe'' oder nach neuer Gruppierung des Periodensystems die ''Gruppe&nbsp;17'' im [[Periodensystem|Periodensystem der Elemente]], die aus folgenden sechs [[Chemisches Element|Elementen]] besteht: [[Fluor]], [[Chlor]], [[Brom]], [[Iod]], dem äußerst seltenen [[Radioaktivität|radioaktiven]] [[Astat]] und dem 2010 erstmals künstlich erzeugten, sehr instabilen [[Tenness]]<ref>[http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,687632,00.html Spiegel Online: Ordnungszahl 117, Physiker erzeugen neues chemisches Element]</ref>. Die [[Gruppe des Periodensystems|Gruppe]] der Halogene steht am rechten Rand des Periodensystems zwischen den [[Chalkogene]]n (6. Hauptgruppe) und [[Edelgase]]n (8. Hauptgruppe).


Von '''Isomerie''' (von {{ELSalt|ἴσος}} ''isos'' „gleich“ und {{lang|grc|μέρος}} ''meros'' „Anteil, Teil, Stück“) spricht man in der [[Chemie]], wenn die [[Molekül]]e einer [[chemische Verbindungen]] zwar aus genau den gleichen [[Atom]]en aufgebaut sind und folglich auch die gleiche [[Summenformel]] und [[Molekülmasse]] haben, sich aber durch deren Verknüpfung ('''Strukturisomerie''' bzw. '''Konstititionsisomerie''') und/oder räumlicher Anordnung ('''Stereoisomerie''') unterscheiden. Derartige Verbindungen werden als '''Isomere''' bezeichnet.
Diese [[Nichtmetalle]] sind im elementaren Zustand sehr reaktionsfreudig ([[Fluor]] kann unter [[Brand|Feuererscheinung]] reagieren), farbig und reagieren mit Metallen zu Salzen (Namensherkunft) und mit [[Wasserstoff]] unter [[Normalbedingung]] zu Halogenwasserstoffen (gasförmige, [[Proton (Chemie)|einprotonige]] Säuren).


Atome sind nach [[Rudolf Steiner]] ''[[struktur]]ell'' als ''[[idee]]lle'' [[Raum]]inhalte aufzufassen; das Inhaltliche ist das Ergebnis einander begegnender Kräfterichtungen {{GZ||320|192}}. Moleküle sind komplexere [[gestalt]]bildende Kräftebegegnungen, die durch entsprechende [[Strukturformel]]n veranschaulicht werden können.
Die erstgenannten vier stabilen Elemente spielen wichtige Rollen in [[Chemie]], [[Biologie]] und [[Medizin]]. [[Astat]] dient in organischen Verbindungen in der Nuklearmedizin zur Bestrahlung von bösartigen Tumoren.<ref>{{cite journal |author=M. J. Willhauck, B. R. Samani, I. Wolf, R. Senekowitsch-Schmidtke, H. J. Stark, G. J. Meyer, W. H. Knapp, B. Göke, J. C. Morris, C. Spitzweg |title=The potential of <sup>211</sup>Astatine for NIS-mediated radionuclide therapy in prostate cancer |journal=Eur. J. Nucl. Med. Mol. Imaging |volume=35 |issue=7 |pages=1272–1281 |year=2008 |month=July |pmid=18404268 |doi=10.1007/s00259-008-0775-4 |url=}}</ref>


== Konstitutionsisomerie ==
== Vorkommen ==
[[Datei:Halit-Kristalle.jpg|mini|150px|Kochsalzkristalle]]
Halogene kommen in der Natur vor allem als einfach negativ geladene [[Anion]]en in Salzen vor. Das zugehörige [[Kation]] ist meist ein [[Alkalimetall|Alkali-]] oder [[Erdalkalimetall]], insbesondere die [[Natrium]]salze der Halogene sind häufig anzutreffen. Aus diesen können dann die Halogene mittels [[Elektrolyse]] gewonnen werden. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der [[Halogenide]] ist im [[Meer]]wasser gelöst.


'''Konstitutionsisomere''' (auch '''Strukturisomere''' genannt) unterscheiden sich bei gleicher [[Summenformel]] durch ihre [[Konstitution (Chemie)|Konstitution]], d.h. durch die Reihenfolge der an ihrem Aufbau beteiligten [[Atom]]e und ihrer [[Chemische Bindung|Bindungen]]. Sie haben dadurch in der Regel auch unterschiedliche [[Chemie|chemische]] und [[physik]]alische Eigenschaften (Schmelzpunkt, Siedepunkt, Löslichkeit, etc.).
Wichtige Halogenid-Verbindungen:
{{Anker|Skelettisomerie}}
* [[Natriumfluorid]], NaF
'''Skelettisomere''' treten vor allem bei [[Kohlenwasserstoffe]]n und davon abgeleiteten Verbindungen auf. Sie bilden bei gleicher Anzahl von [[Kohlenstoff]]atomen unterschiedlich verzweigte Kohlenstoffketten. Bei den [[w:Butane|Butanen]], deren Gerüst aus 4 Kohlenstoffatomen besteht, ergeben sich beispielsweise rein kombinatorisch zwei Anordnungsmöglichkeiten, bei den [[w:Pentane|Pentanen]] mit 5 C-Atomen bereits 3, bei den [[w:Hexane|Hexanen]] mit 6 C-Atomen 5 Möglichkeiten usw. Mit steigender Anzahl an Kohlenstoffatomen wachsen die Gestaltungsmöglichkeiten und damit  die Zahl möglicher Isomere rasch an:
* [[Calciumfluorid]], CaF<sub>2</sub> (Flussspat)
* Natriumhexafluoridoaluminat (ein Komplexsalz), Na<sub>3</sub>[AlF<sub>6</sub>] ([[Kryolith]])
* [[Natriumchlorid]], NaCl (Kochsalz)
* [[Kaliumchlorid]], KCl
* [[Natriumbromid]], NaBr
* [[Kaliumbromid]], KBr
* [[Natriumiodid]], NaI


{| class="wikitable" style="margin-left:20px; text-align:center; font-size:90%"
Im Gegensatz zu den anderen Halogenen kommt Iod auch in der Natur als [[Iodat]] vor.
|-
Astat, das seltenste natürlich vorkommende Element, ist Zwischenprodukt der [[Uran]]- und [[Thorium-Reihe|Thoriumzerfallsreihen]]. Die Gesamtmenge in der Erdkruste beträgt lediglich 25&nbsp;g.
! Verbindung
 
!  align="center" colspan="2"| Butane
== Gewinnung der Reinelemente ==
!  align="center" colspan="3"| Pentane
Fluorgas F<sub>2</sub> lässt sich nur durch elektrochemische Vorgänge gewinnen, da es kein Element und keine Verbindung gibt, die ein größeres Redox-Potential als Fluor hat und dieses oxidieren könnte (Oxidation, weil Elektronenabgabe von 2&nbsp;F<sup>−</sup> zu F<sub>2</sub>, andere Halogene analog).
|-
 
| align="left" | Name
Alle anderen Halogene lassen sich neben der elektrochemischen [[Synthese (Chemie)|Darstellung]] (z.&nbsp;B. [[Chloralkalielektrolyse]]) auch mit Oxidationsmittel wie MnO<sub>2</sub> ([[Mangandioxid|Braunstein]]), KMnO<sub>4</sub> ([[Kaliumpermanganat]]) herstellen.
| ''n''-Butan || Isobutan || ''n''-Pentan || Isopentan || Neopentan
 
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Eine weitere Möglichkeit zur Gewinnung von Brom oder Iod ist das Einleiten von Chlorgas als Oxidationsmittel in konzentrierte Bromid- bzw. Iodidlösungen:
| align="left" | Andere Namen
 
| -
:<math>\mathrm{Cl_2 + 2 \ Br^- \longrightarrow 2 \ Cl^- + Br_2}</math>
| 2-Methylpropan
 
| -
:<math>\mathrm{Cl_2 + 2 \ I^- \longrightarrow 2 \ Cl^- + I_2}</math>
| 2-Methylbutan
 
| 2,2-Dimethylpropan
Hier sei zur Gewinnung von Chlor auch das [[Deacon-Verfahren]] erwähnt ([[Redoxreaktion]] von Salzsäuregas mit Luft als Oxidationsmittel zu Wasser und Chlorgas):
|-
 
| align="left" | [[Strukturformel]]
:<math>\mathrm{4 \ HCl + O_2 \ \xrightarrow {450 \, ^{\circ}C, \ Kat} \ 2 \ Cl_2 + 2 \ H_2O}</math>
| [[Datei:Butan Skelett.svg|100px]]
 
| [[Datei:Isobutan 1.svg|80px]]
== Eigenschaften ==
| [[Datei:Pentan Skelett.svg|110px]]
=== Physikalische Eigenschaften ===
| [[Datei:Isopentan.svg|100 px]]
[[Datei:Halogene.jpg|mini|links|Die vier stabilen Halogene: Ihre Farbigkeit nimmt von Fluor bis Iod zu]]
| [[Datei:Pentan_1.svg|90px]]
:{| class="wikitable float-right" style="text-align:center; font-size:90%;"
! Halogen || Molekül || Struktur || Modell || ''d''(X–X) / pm<br />(Gasphase) || ''d''(X–X) / pm<br />(Feststoff)
|-
|-
| align="left" | [[Summenformel]]
| [[Fluor]] || F<sub>2</sub> || [[Datei:Difluorine-2D-dimensions.png|45px]] || [[Datei:Fluorine-3D-vdW.png|45px]] || 143 || 149
| colspan="2" | C<sub>4</sub>H<sub>10</sub>
| colspan="3" | C<sub>5</sub>H<sub>12</sub>
|-
|-
| align="left" | [[w:Schmelzpunkt|Schmelzpunkt]]
| [[Chlor]] || Cl<sub>2</sub> || [[Datei:Dichlorine-2D-dimensions.png|70px]] || [[Datei:Chlorine-3D-vdW.png|63px]] || 199 || 198
| −138,29 °C
| −159,42 °C
| −130&nbsp;°C
| −160&nbsp;°C
| −16,6&nbsp;°C
|-
|-
| align="left" | [[w:Siedepunkt|Siedepunkt]]
| [[Brom]] || Br<sub>2</sub> || [[Datei:Dibromine-2D-dimensions.png|80px]] || [[Datei:Bromine-3D-vdW.png|72px]] || 228 || 227
| −0,50 °C || −11,7 °C || 36&nbsp;°C || 28&nbsp;°C || 9,5&nbsp;°C
|-
|-
| align="left" | [[Dichte]]
| [[Iod]] || I<sub>2</sub> || [[Datei:Diiodine-2D-dimensions.png|70px]] || [[Datei:Iodine-3D-vdW.png|84px]] || 266 || 272
| 0,59 kg·l<sup>−1</sup> || 0,60 kg·l<sup>−1</sup> || 0,63 g·cm<sup>−3</sup> || 0,62 g·cm<sup>−3</sup> || 0,6135 g·cm<sup>−3</sup>
|}
|}
{{Anker|Funktionsisomere}}
'''Funktionsisomere''' besitzen unterschiedliche [[Funktionelle Gruppe|funktionelle Gruppen]]. '''Stellungsisomere''' tragen die ''gleiche'' funktionelle Gruppe an unterschiedlichen Kohlenstoffatomen.


{| class="wikitable" style="margin-left:20px; text-align:center; font-size:90%"
Elementare Halogene sind farbige, leicht flüchtige bis gasförmige Substanzen, die in Wasser löslich sind (Fluor reagiert). Ihre Farbintensität, Siedepunkte und Dichte nehmen mit der Ordnungszahl zu. Sie liegen in Form von zweiatomigen Molekülen der Form X<sub>2</sub> vor (z.&nbsp;B. F<sub>2</sub> und Cl<sub>2</sub>) und sind daher Nichtleiter (Isolatoren).
|-
 
! align="left" | Verbindung
* Die Farbintensität im gasförmigen [[Aggregatzustand]] steigt mit zunehmender Ordnungszahl.
! align="center" colspan="2"| Funktionsisomere
 
! align="center" colspan="2"| Stellungssisomere
* [[Dichte]], [[Schmelzpunkt|Schmelz-]] und [[Siedepunkt]] nehmen aufgrund der Zunahme der Molmasse von oben nach unten zu. Bei [[Standardbedingungen]] sind Fluor und Chlor Gase, Brom ist eine Flüssigkeit und Iod fest.
|-
{{Absatz|links}}
| align="left" | Name
 
| [[Ethanol]] || [[w:Dimethylether|Dimethylether]] || [[w:1-Propanol|1-Propanol]] || [[w:2-Propanol|2-Propanol]]
=== Chemische Eigenschaften ===
|-
Halogene sind sehr reaktionsfreudige Nichtmetalle, da ihnen nur noch ein einziges [[Valenzelektron]] zur Vollbesetzung der [[Valenzschale]] fehlt. Da die Halogen-Halogen-Bindung nicht sehr stabil ist, reagieren auch Halogenmoleküle heftig; die Reaktivität nimmt, wie die [[Elektronegativität]], von Fluor zu Iod ab. Gleichzeitig steigt die 1. [[Ionisierungsenergie]] nach oben hin an. Die Eigenschaften von Astat sind jedoch größtenteils unerforscht, wahrscheinlich ist es aber aus chemischer Sicht dem Iod sehr ähnlich.
| align="left" | Andere Namen
 
| Ethylalkohol
* Halogene reagieren mit [[Metalle]]n unter Bildung von Salzen, was ihnen ihren Namen einbrachte.
| Methoxymethan
: Beispiel: Bildung von [[Natriumchlorid|Kochsalz]] ([[Natriumchlorid|NaCl]]):
| ''n''-Propanol
 
| Isopropanol
:<math>\mathrm{2 \ Na + Cl_2 \longrightarrow 2 \ NaCl}</math>
|-
 
| align="left" | [[Strukturformel]]
* Halogene reagieren [[exotherm]] mit [[Wasserstoff]] unter Bildung von [[Halogenwasserstoffe]]n, die, in Wasser gelöst, mehr oder weniger starke [[Säure]]n sind. Die Heftigkeit der Reaktion nimmt von Fluor zu Iod ab.
| [[Datei:Ethanol Skelett.svg|90px]]
: Beispiel: [[Chlorknallgas]]reaktion:
| [[Datei:Dimethyl ether Structural Formulae.svg|90px]]
 
| [[Datei:Propan-1-ol Skelett.svg|90px]]
:<math>\mathrm{H_2 + Cl_2 \longrightarrow 2 \ HCl}</math>
|[[Datei:2-Propanol2.svg|90px]]
 
|-
* Die Wasserlöslichkeit der Halogene nimmt von Fluor zu Iod ab, wobei Fluor mit Wasser unter Bildung von Fluorwasserstoff und [[Sauerstoff]] reagiert.
| align="left" | [[Summenformel]]
 
| colspan="2" | C<sub>2</sub>H<sub>6</sub>O
:<math>\mathrm{2 \ F_2 + 2 \ H_2O \longrightarrow 4 \ HF + O_2}</math>
| colspan="2" | C<sub>3</sub>H<sub>8</sub>O
 
|-
* Die Halogene sind von Iod zu Fluor zunehmend [[gift]]ig.
| align="left" | [[w:Schmelzpunkt|Schmelzpunkt]]
 
| −114,5&nbsp;°C
== Verwendung ==
| −141,5&nbsp;°C
In der organischen Chemie werden sie zur Synthese von Halogenverbindungen verwendet. Das Verfahren wird allgemein als [[Halogenierung]] bezeichnet.
| −126&nbsp;°C
 
| −88&nbsp;°C
Durch Zugabe von Halogenen in Glühlampen wird durch den [[Wolfram-Halogen-Kreisprozess]] deren Lebensdauer und Lichtausbeute erhöht. Man spricht dann auch von [[Halogenlampe]]n.
|-
 
| align="left" | [[w:Siedepunkt|Siedepunkt]]
== Verbindungen ==
| 78,32&nbsp;°C  
=== Halogenide ===
| −24,8&nbsp;°C  
{{Hauptartikel|Halogenide}}
| 97&nbsp;°C
[[Datei:Copper(I) iodide.jpg|mini|Kupfer(I)-iodid, ein aus Kupfer(II)-sulfat-Lösung und Natriumiodid synthetisierbares [[Präparat]] (wasserunlöslich)]]
| 82&nbsp;°C
Ionische Halogenverbindungen wie z.&nbsp;B. die [[Fluoride]], [[Chloride]], [[Bromide]] und [[Iodide]] sind salzartige Stoffe. Dementsprechend haben sie hohe Schmelzpunkte, sind spröde und elektrische Nichtleiter außer in Schmelze und Lösung. Die meisten Halogenide sind wasserlöslich (wie z.&nbsp;B. Kochsalz, [[Natriumchlorid]]; wasserunlöslich sind Blei-, Quecksilber- und Silberhalogenide (vgl. [[Salzsäuregruppe]]) sowie Kupfer(I)-halogenide. Viele Halogenide kommen in der Natur in Form von Mineralien vor (s.&nbsp;u.).
|-
 
| align="left" | [[Dichte]]
=== Halogenwasserstoffe ===
| 0,7893 g·cm<sup>−3</sup>  
{{Hauptartikel|Halogenwasserstoffe}}
| align="left" | 0,7354 g·cm<sup>−3</sup> <small>(der Flüssigkeit beim Siedepunkt)</small><br>2,1146 kg·m<sup>−3</sup> <small>(Gasdichte bei 0&nbsp;°C, 1013&nbsp;hPa)  
 
| 0,80 g·cm<sup>−3</sup>
* [[Fluorwasserstoff]] (HF) siedet trotz der geringen [[Molmasse]] durch die Bildung von starken [[Wasserstoffbrückenbindung]]en erst bei 19,5&nbsp;°C. Die wässrige Lösung wird [[Flusssäure]] genannt.
| 0,78 g·cm<sup>−3</sup>
* [[Chlorwasserstoff]] (HCl) siedet bei −85&nbsp;°C. HCl löst sich in Wasser und reagiert als sehr starke Säure. Die wässrige Lösung wird [[Salzsäure]] genannt.
|}
* [[Bromwasserstoff]] (HBr) siedet bei −67&nbsp;°C. HBr löst sich in Wasser und reagiert als eine der stärksten Säuren. Die wässrige Lösung wird [[Bromwasserstoffsäure]] genannt.
* [[Iodwasserstoff]] (HI) siedet bei −35&nbsp;°C. HI löst sich in Wasser und reagiert als die stärkste bekannte sauerstofffreie Säure. Die wässrige Lösung wird [[Iodwasserstoffsäure]] genannt.
 
=== Halogensauerstoffsäuren ===
{{Hauptartikel|Halogensauerstoffsäuren}}
Mit Ausnahme von Fluor, dessen einzige Sauerstoffsäure die instabile [[Hypofluorige Säure]] ist, bilden die Halogene vier Arten von [[Sauerstoffsäure]]n, die wie folgt benannt werden:
* HXO: Hypohalogenige Säure (Beispiel: [[Hypochlorige Säure]])
* HXO<sub>2</sub>: Halogenige Säure (Beispiel: [[Chlorige Säure]])
* HXO<sub>3</sub>: Halogensäure (Beispiel: [[Chlorsäure]])
* HXO<sub>4</sub>: Perhalogensäure (Beispiel: [[Perchlorsäure]])
 
<gallery>
HOCl.png|Hypochlorige Säure
  Chlorous-acid-2D.png|Chlorige Säure
Chloric-acid-2D.png|Chlorsäure
Perchloric-acid-2D.png|Perchlorsäure
</gallery>
 
Die Säurestärke wächst mit steigender Zahl der Sauerstoffatome, ebenso die [[Oxidation|oxidierende]] Wirkung. Die meisten Sauerstoffsäuren der Halogene sind sehr instabil und zersetzen sich exotherm.


'''Bindungsisomere''' unterscheiden sich durch die Anzahl und/oder Anordung der [[Einfachbindung|Einfach]]- und [[Mehrfachbindung|Mehrfachbindungen]] innerhalb des Moleküls, wie es etwa das Beispiel der [[w:Butadien|Butadiene]] und [[w:Butine|Butine]] zeigt:
=== Interhalogenverbindungen ===
{{Hauptartikel|Interhalogenverbindungen}}


{| class="wikitable" style="margin-left:20px; text-align:center; font-size:90%"
Interhalogenverbindungen sind Verbindungen der Halogene untereinander. Es gibt folgende Arten (Y ist das elektronegativere Element):
|-
* XY: alle möglichen Kombinationen existent
! align="left" | Verbindung
* XY<sub>3</sub>: Y ist Fluor, Chlor oder Brom (in IBr<sub>3</sub>)
! align="center" colspan="2"| Butadiene
* XY<sub>5</sub>: Y ist immer Fluor
! align="center" colspan="2"| Butine
* XY<sub>7</sub>: nur [[Iodheptafluorid|IF<sub>7</sub>]] bekannt
|-
| align="left" | Name
| [[w:1,2-Butadien|1,2-Butadien]]
| [[w:1,3-Butadien|1,3-Butadien]]
| [[w:1-Butin|1-Butin]]
| [[w:2-Butin|2-Butin]]
|-
| align="left" | Andere Namen
| -
| -
| Ethylacetylen
| Dimethylacetylen
|-
| align="left" | [[Strukturformel]]
| [[Datei:Buta-1,2-dien.svg|110px]]
| [[Datei:Buta-1,3-diene 200.svg|100px]]
| [[Datei:Ethylacetylene.svg|130px]]
| [[Datei:Dimethylacetylene.png|100px]]
|-
| align="left" | [[Summenformel]]
| colspan="4" | C<sub>2</sub>H<sub>6</sub>
|}


== Stereoisomerie ==
Interhalogenverbindungen sind bei [[Standardbedingungen]] instabil oder äußerst reaktiv.


'''Stereoisomere''' haben die gleiche Konsitution, unterscheiden sich aber durch ihre [[Konfiguration (Chemie)|Konfiguration]], d.h. durch die [[dreidimensional]]e räumliche Anordnung der Atome.
Es existieren auch Interhalogenidionen wie beispielsweise BrF<sub>6</sub><sup>−</sup> und IF<sub>6</sub><sup>−</sup>. Auch Sauerstoffsäurehalogenide wie z.&nbsp;B. [[Perchlorylfluorid]] ClO<sub>3</sub>F oder [[Iodoxipentafluorid]] IOF<sub>5</sub> sind bekannt.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Halogen}}
* {{WikipediaDE|Halogene}}
== Literatur ==
* M. Binnewies, M. Jäckel, H. Willner: ''Allgemeine und Anorganische Chemie.'' Spektrum Akademischer Verlag, 2004, ISBN 3-8274-0208-5.


* {{WikipediaDE|Isomerie}}
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Halogen}}
{{Wiktionary|Salzbildner}}
* [http://www.chemienet.info/7-hal.html Kurzbeschreibung der Halogene]
* [http://www.guidobauersachs.de/anorg/halogene.html Weitere Kurzbeschreibung der Halogene]


== Literatur ==
== Einzelnachweise ==
<references />


* Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, I'', [[GA 320]] (2000), ISBN 3-7274-3200-4 {{Vorträge|320}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4158874-5}}


{{GA}}
[[Kategorie:Chemisches Element]]
[[Kategorie:Nichtmetalle]]
[[Kategorie:Halogene|!]]


[[Kategorie:Chemie]]
{{Wikipedia}}

Version vom 28. Dezember 2018, 23:25 Uhr

Die Halogene [halogeːnə] („Salzbildner“, von altgriech. ἅλς háls „Salz“ und γεννάω gennáō „erzeugen“) bilden die 7. Hauptgruppe oder nach neuer Gruppierung des Periodensystems die Gruppe 17 im Periodensystem der Elemente, die aus folgenden sechs Elementen besteht: Fluor, Chlor, Brom, Iod, dem äußerst seltenen radioaktiven Astat und dem 2010 erstmals künstlich erzeugten, sehr instabilen Tenness[1]. Die Gruppe der Halogene steht am rechten Rand des Periodensystems zwischen den Chalkogenen (6. Hauptgruppe) und Edelgasen (8. Hauptgruppe).

Diese Nichtmetalle sind im elementaren Zustand sehr reaktionsfreudig (Fluor kann unter Feuererscheinung reagieren), farbig und reagieren mit Metallen zu Salzen (Namensherkunft) und mit Wasserstoff unter Normalbedingung zu Halogenwasserstoffen (gasförmige, einprotonige Säuren).

Die erstgenannten vier stabilen Elemente spielen wichtige Rollen in Chemie, Biologie und Medizin. Astat dient in organischen Verbindungen in der Nuklearmedizin zur Bestrahlung von bösartigen Tumoren.[2]

Vorkommen

Kochsalzkristalle

Halogene kommen in der Natur vor allem als einfach negativ geladene Anionen in Salzen vor. Das zugehörige Kation ist meist ein Alkali- oder Erdalkalimetall, insbesondere die Natriumsalze der Halogene sind häufig anzutreffen. Aus diesen können dann die Halogene mittels Elektrolyse gewonnen werden. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Halogenide ist im Meerwasser gelöst.

Wichtige Halogenid-Verbindungen:

Im Gegensatz zu den anderen Halogenen kommt Iod auch in der Natur als Iodat vor. Astat, das seltenste natürlich vorkommende Element, ist Zwischenprodukt der Uran- und Thoriumzerfallsreihen. Die Gesamtmenge in der Erdkruste beträgt lediglich 25 g.

Gewinnung der Reinelemente

Fluorgas F2 lässt sich nur durch elektrochemische Vorgänge gewinnen, da es kein Element und keine Verbindung gibt, die ein größeres Redox-Potential als Fluor hat und dieses oxidieren könnte (Oxidation, weil Elektronenabgabe von 2 F zu F2, andere Halogene analog).

Alle anderen Halogene lassen sich neben der elektrochemischen Darstellung (z. B. Chloralkalielektrolyse) auch mit Oxidationsmittel wie MnO2 (Braunstein), KMnO4 (Kaliumpermanganat) herstellen.

Eine weitere Möglichkeit zur Gewinnung von Brom oder Iod ist das Einleiten von Chlorgas als Oxidationsmittel in konzentrierte Bromid- bzw. Iodidlösungen:

Hier sei zur Gewinnung von Chlor auch das Deacon-Verfahren erwähnt (Redoxreaktion von Salzsäuregas mit Luft als Oxidationsmittel zu Wasser und Chlorgas):

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

Die vier stabilen Halogene: Ihre Farbigkeit nimmt von Fluor bis Iod zu
Halogen Molekül Struktur Modell d(X–X) / pm
(Gasphase)
d(X–X) / pm
(Feststoff)
Fluor F2 143 149
Chlor Cl2 199 198
Brom Br2 228 227
Iod I2 266 272

Elementare Halogene sind farbige, leicht flüchtige bis gasförmige Substanzen, die in Wasser löslich sind (Fluor reagiert). Ihre Farbintensität, Siedepunkte und Dichte nehmen mit der Ordnungszahl zu. Sie liegen in Form von zweiatomigen Molekülen der Form X2 vor (z. B. F2 und Cl2) und sind daher Nichtleiter (Isolatoren).

  • Die Farbintensität im gasförmigen Aggregatzustand steigt mit zunehmender Ordnungszahl.

Chemische Eigenschaften

Halogene sind sehr reaktionsfreudige Nichtmetalle, da ihnen nur noch ein einziges Valenzelektron zur Vollbesetzung der Valenzschale fehlt. Da die Halogen-Halogen-Bindung nicht sehr stabil ist, reagieren auch Halogenmoleküle heftig; die Reaktivität nimmt, wie die Elektronegativität, von Fluor zu Iod ab. Gleichzeitig steigt die 1. Ionisierungsenergie nach oben hin an. Die Eigenschaften von Astat sind jedoch größtenteils unerforscht, wahrscheinlich ist es aber aus chemischer Sicht dem Iod sehr ähnlich.

  • Halogene reagieren mit Metallen unter Bildung von Salzen, was ihnen ihren Namen einbrachte.
Beispiel: Bildung von Kochsalz (NaCl):
Beispiel: Chlorknallgasreaktion:
  • Die Wasserlöslichkeit der Halogene nimmt von Fluor zu Iod ab, wobei Fluor mit Wasser unter Bildung von Fluorwasserstoff und Sauerstoff reagiert.
  • Die Halogene sind von Iod zu Fluor zunehmend giftig.

Verwendung

In der organischen Chemie werden sie zur Synthese von Halogenverbindungen verwendet. Das Verfahren wird allgemein als Halogenierung bezeichnet.

Durch Zugabe von Halogenen in Glühlampen wird durch den Wolfram-Halogen-Kreisprozess deren Lebensdauer und Lichtausbeute erhöht. Man spricht dann auch von Halogenlampen.

Verbindungen

Halogenide

Kupfer(I)-iodid, ein aus Kupfer(II)-sulfat-Lösung und Natriumiodid synthetisierbares Präparat (wasserunlöslich)

Ionische Halogenverbindungen wie z. B. die Fluoride, Chloride, Bromide und Iodide sind salzartige Stoffe. Dementsprechend haben sie hohe Schmelzpunkte, sind spröde und elektrische Nichtleiter außer in Schmelze und Lösung. Die meisten Halogenide sind wasserlöslich (wie z. B. Kochsalz, Natriumchlorid; wasserunlöslich sind Blei-, Quecksilber- und Silberhalogenide (vgl. Salzsäuregruppe) sowie Kupfer(I)-halogenide. Viele Halogenide kommen in der Natur in Form von Mineralien vor (s. u.).

Halogenwasserstoffe

Halogensauerstoffsäuren

Mit Ausnahme von Fluor, dessen einzige Sauerstoffsäure die instabile Hypofluorige Säure ist, bilden die Halogene vier Arten von Sauerstoffsäuren, die wie folgt benannt werden:

Die Säurestärke wächst mit steigender Zahl der Sauerstoffatome, ebenso die oxidierende Wirkung. Die meisten Sauerstoffsäuren der Halogene sind sehr instabil und zersetzen sich exotherm.

Interhalogenverbindungen

Interhalogenverbindungen sind Verbindungen der Halogene untereinander. Es gibt folgende Arten (Y ist das elektronegativere Element):

  • XY: alle möglichen Kombinationen existent
  • XY3: Y ist Fluor, Chlor oder Brom (in IBr3)
  • XY5: Y ist immer Fluor
  • XY7: nur IF7 bekannt

Interhalogenverbindungen sind bei Standardbedingungen instabil oder äußerst reaktiv.

Es existieren auch Interhalogenidionen wie beispielsweise BrF6 und IF6. Auch Sauerstoffsäurehalogenide wie z. B. Perchlorylfluorid ClO3F oder Iodoxipentafluorid IOF5 sind bekannt.

Siehe auch

Literatur

  • M. Binnewies, M. Jäckel, H. Willner: Allgemeine und Anorganische Chemie. Spektrum Akademischer Verlag, 2004, ISBN 3-8274-0208-5.

Weblinks

 Wiktionary: Halogen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Salzbildner – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Spiegel Online: Ordnungszahl 117, Physiker erzeugen neues chemisches Element
  2. M. J. Willhauck, B. R. Samani, I. Wolf, R. Senekowitsch-Schmidtke, H. J. Stark, G. J. Meyer, W. H. Knapp, B. Göke, J. C. Morris, C. Spitzweg: The potential of 211Astatine for NIS-mediated radionuclide therapy in prostate cancer. In: Eur. J. Nucl. Med. Mol. Imaging. 35, Nr. 7, Juli 2008, S. 1272–1281. doi:10.1007/s00259-008-0775-4. PMID 18404268.


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