Frank Cameron Jackson und Reproduktionsleben: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Frank Cameron Jackson''' (* [[Wikipedia:1943|1943]]) ist ein australischer [[Philosoph]].  
Das '''Reproduktionsleben''' ist die siebente Stufe der [[sieben Lebensstufen]] durch die sich das [[Leben]] mithilfe des [[Ätherleib]]s entfaltet. Es schließt an das [[Bewegungsleben]] an, durch das sich die stofflichen [[Organe]] mit [[Kraft]] erfüllen, die ihnen ihre innere und äußere [[Beweglichkeit]] verleiht. Im Reproduktionsleben, das einen ganzen neuen [[Organismus]] hervorzubringen vermag, kommen die [[Aufbaukräfte]] in ihrer höchsten und intensivsten Form zur Geltung.


Jackson studierte an der [[Wikipedia:Universität Melbourne|Universität Melbourne]] [[Mathematik]] und [[Philosophie]] und ist heute Professor für Philosophie an der [[Wikipedia:Australian National University|Australian National University]]. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die [[Philosophie des Geistes]] und die [[Metaphysik]].
{{GZ|Aus dem Bewegungsleben schiebt sich in die stofflichen Organe die
Kraft ein. So daß wir sagen können: Wir haben die stofflichen Organe,
und hier haben wir das kraftende Leben in den Organen. Und das
Reproduktionsleben ist dann das sich erneuernde Leben.
Sie sehen da zu gleicher Zeit, wie der dreigegliederte Mensch gebildet
ist: der Nerven-Sinnesmensch, der Zirkulationsmensch, der
Mensch des Rhythmus, und der Stoffwechsel-Gliedmaßenmensch oder
Stoffwechsel-Bewegungsmensch. Durch die Reproduktion entsteht ja
wiederum erst der neue Mensch.


== Das Mary-Gedankenexperiment ==
[[Datei:GA208 089.gif|center|550px|Zeichnung aus GA 208, S. 89 - Die 7 Lebensstufen]]
''Hauptartikel:'' [[Wikipedia:Mary (Gedankenexperiment)|Mary]]


In der Philosophie des Geistes sorgte Jackson 1982 mit dem Aufsatz "Epiphenomenal Qualia" für Aufsehen. In diesem Aufsatz entwickelte er ein Argument gegen den [[Materialismus]], das zeigen sollte, dass [[Qualia]] keine materiellen Zustände sein können. "Qualia" sind die Erlebnisgehalte mentaler Zustände, also etwa das Schmerz- oder das Farberleben.  
Diese Attribute, die ich Ihnen hier rechts dazugeschrieben habe,
die geben Ihnen eine Vorstellung von den Unterschieden, die zwischen
den Lebensstufen bestehen. Indem unser Ätherleib in den Sinnen lebt,
lebt er in einer Art ersterbendem Leben. In einem bewahrenden Leben
lebt er, indem er im Nervenleben, in den Nervenströmen ist. Im
Atmungsleben wird eigentlich unser Ätherleib der richtige Bildekräfteleib,
der die Bilder entwirft. Und daß diese Bilder dann wirklich zur
gesamten inneren Organisation werden, das vermittelt das Zirkulationsleben.
Mit Stoff füllt sich das aus vom Stoffwechselleben. Indem
der Ätherleib den Stoffwechsel durchdringt, tingiert er den eigentlichen
Bildekräfteleib. Und dann kommt die subjektive menschliche Kraft
hinein durch das Leben der Gliedmaßen und so weiter.|208|88f}}


Jackson entwickelte ein [[Gedankenexperiment]], in dessen Zentrum die fiktionale Superwissenschaftlerin Mary steht. Mary ist seit ihrer Geburt in einem Labor eingesperrt, in dem alles in Grautönen gehalten ist. Sie hat also noch nie Farben gesehen. Gleichzeitig ist sie eine herausragende [[Physiologie|Physiologin]], die alle physischen Fakten über das Sehen von Farben kennt. Wenn sie schließlich aus dem Labor entlassen wird, erfährt sie jedoch zum ersten Mal, wie Farben aussehen. Das Argument Jacksons geht nun wie folgt: Bevor Mary aus dem Labor kommt, kennt sie alle physischen Fakten über das Sehen von Farben. Wenn sie aus dem Labor kommt, lernt sie neue Fakten über das Sehen von Farben. Also kannte Mary nicht alle Fakten über das Sehen von Farben, obwohl sie alle physischen Fakten über das Sehen von Farben kannte. Also gibt es nicht-physische Fakten. Also ist der Materialismus falsch.
== Siehe auch ==


Jackson zog aus seinem Argument die Konsequenz, dass eine Form des [[Dualismus (Ontologie)|Dualismus]] wahr sein müsse, und plädierte für eine Variante des [[Epiphänomen]]alismus. Allerdings wurden gegen Jacksons Argument verschiedene materialistische Einwände formuliert. [[Wikipedia:David Kellogg Lewis|David Lewis]] erklärte, dass Mary gar keine neuen Fakten kennenlernen würde. Sie würde lediglich eine neue Fähigkeit erwerben. [[Wikipedia:Michael Tye|Michael Tye]] behauptete, dass Mary schon bekannte Fakten lediglich aus einer neuen [[Perspektive]] kennenlernen würde. [[Daniel Dennett]] war schließlich der Meinung, dass Mary gar nichts Neues kennenlernen würde. Wenn es Mary tatsächlich gäbe, so würde sie bei ihrer Entlassung durch nichts überrascht sein. Sie würde die Farben schon kennen.
* [[Sieben Lebensprozesse]]
* [[Sieben Lebenszustände]]
== Literatur ==


== Reduktion und Begriffsanalyse ==
* {{Literatur|Autor = Matthias Girke|Titel = Innere Medizin: Grundlagen und therapeutische Konzepte der Anthroposophischen Medizin|Herausgeber = |Sammelwerk = |Band = |Nummer = |Auflage = 2.|Verlag = salumed|Ort = Berlin|Jahr = 2012|Seiten = 1168|ISBN = 978-3928914291}}
* {{Literatur|Autor=[[Volker Fintelmann]]|Titel=Intuitive Medizin: Theorie und Praxis der Anthroposophischen Medizin|Verlag=Hippokrates Verlag|Auflage=6. überarb.|Ort=Stuttgart|Jahr=2016|ISBN=978-3132400795}}
* Volker Fintelmann: ''Die Wiedergewinnung des Heilens: Wege zu einer christlichen Medizin'', Info3-Verlag 2017, ISBN 978-3957790521
* Johannes W. Rohen: ''Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners'', 1. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2009, ISBN 978-3772520983
* Johannes W. Rohen: ''Morphologie des menschlichen Organismus'', 4. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2016, ISBN 978-3772519987
* Rudolf Steiner: ''Anthroposophie als Kosmosophie – Zweiter Teil'', [[GA 208]] (1992), ISBN 3-7274-2080-4 {{Vorträge|208}}
* Rudolf Steiner: ''Nordische und mitteleuropäische Geistimpulse'', [[GA 209]] (1982), ISBN 3-7274-2090-1 {{Vorträge|209}}
* Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft 58/59: ''Aufzeichnungen von Rudolf Steiner zur Heilkunst und zu den Lebensstufen'' {{BE|58/59}}


Jackson akzeptiert sein Gedankenexperiment mittlerweile selbst nicht mehr. Vielmehr vertritt er nun einen reduktiven [[Physikalismus]], erklärt also, dass sich im Prinzip alle Fakten auf die physischen Fakten zurückführen lassen. Eine solche Position ist auf die generelle Durchführbarkeit von reduktiven Erklärungen angewiesen, was nach Jackson mit Hilfe von [[Begriffsanalyse]] möglich sein soll.
{{GA}}


Will man etwa Wasser auf H<SUB>2</SUB>O reduzieren, so muss man mit einer Analyse des Begriffs „Wasser“ beginnen. Diese ergibt, dass Wasser das ist, was eine Reihe von Eigenschaften hat – also etwa flüssig, durchsichtig und geschmacklos ist. Auch diese Eigenschaften lassen sich analysieren. Flüssig nennen wir etwa [[Entität]]en, die sich unter Anderem der Form eines Gefäßes anpassen. Sind wir so weit mit der begrifflichen Analyse fortgeschritten, so können wir die Eigenschaften des Wassers durch chemische Eigenschaften von H<SUB>2</SUB>O erklären. Wasser passt sich etwa der Form eines Gefäßes an, weil zwischen H<SUB>2</SUB>O-Molekülen recht geringe Bindungskräfte herrschen.
{{Navigationsleiste Lebensstufen}}


Nach Jackson sollen sich analog zum Wasser-H<SUB>2</SUB>O Beispiel alle Fakten auf die physischen Fakten zurückführen. Da diese Reduktion durch Begriffsanalyse – also unabhängig von der Erfahrung – möglich sein soll, wird Jackson dem A-priori-Physikalismus zugerechnet.
[[Kategorie:Lebensstufen|108]]
 
== Werke ==
=== Monographien ===
*''Mind, Method, and Conditionals: Selected Essays'', Routledge, 1998
* ''From Metaphysics to Ethics'', Oxford University Press, 1997
* mit David Braddon-Mitchell ''The Philosophy of Mind and Cognition'', Basil Blackwell, 1996
*''Conditionals'', Basil Blackwell, 1987
*''Perception: A Representative Theory'', Cambridge, Cambridge University Press, 1977
 
=== Wichtige Aufsätze ===
*"Epiphenomenal Qualia" in: ''Philosophical Quarterly'', 32, S. 127–136, 1982
*"What Mary didn't know", ''Journal of Philosophy'', 83, S. 291–295, 1986
*"Mind and Illusion", in: ''Minds and Persons'', Anthony O'Hear (Hrsg.), Cambridge University Press, pp. 251–271, 2003
 
== Weblinks ==
* [https://researchers.anu.edu.au/researchers/jackson-fc Jacksons Seite bei der Australian National University]
* {{Webarchiv | url=http://instruct.westvalley.edu/lafave/epiphenomenal_qualia.html | wayback=20170616142051 | text=Der klassische Aufsatz “Epiphenomenal Qualia”}}
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=130516716|LCCN=n/85/347615|VIAF=64037422}}
 
{{SORTIERUNG:Jackson, Frank Cameron}}
[[Kategorie:Vertreter der Philosophie des Geistes]]
[[Kategorie:Sprachphilosoph]]
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Philosoph (21. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Australier]]
[[Kategorie:Geboren 1943]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 9. April 2019, 09:20 Uhr

Das Reproduktionsleben ist die siebente Stufe der sieben Lebensstufen durch die sich das Leben mithilfe des Ätherleibs entfaltet. Es schließt an das Bewegungsleben an, durch das sich die stofflichen Organe mit Kraft erfüllen, die ihnen ihre innere und äußere Beweglichkeit verleiht. Im Reproduktionsleben, das einen ganzen neuen Organismus hervorzubringen vermag, kommen die Aufbaukräfte in ihrer höchsten und intensivsten Form zur Geltung.

„Aus dem Bewegungsleben schiebt sich in die stofflichen Organe die Kraft ein. So daß wir sagen können: Wir haben die stofflichen Organe, und hier haben wir das kraftende Leben in den Organen. Und das Reproduktionsleben ist dann das sich erneuernde Leben. Sie sehen da zu gleicher Zeit, wie der dreigegliederte Mensch gebildet ist: der Nerven-Sinnesmensch, der Zirkulationsmensch, der Mensch des Rhythmus, und der Stoffwechsel-Gliedmaßenmensch oder Stoffwechsel-Bewegungsmensch. Durch die Reproduktion entsteht ja wiederum erst der neue Mensch.

Zeichnung aus GA 208, S. 89 - Die 7 Lebensstufen
Zeichnung aus GA 208, S. 89 - Die 7 Lebensstufen

Diese Attribute, die ich Ihnen hier rechts dazugeschrieben habe, die geben Ihnen eine Vorstellung von den Unterschieden, die zwischen den Lebensstufen bestehen. Indem unser Ätherleib in den Sinnen lebt, lebt er in einer Art ersterbendem Leben. In einem bewahrenden Leben lebt er, indem er im Nervenleben, in den Nervenströmen ist. Im Atmungsleben wird eigentlich unser Ätherleib der richtige Bildekräfteleib, der die Bilder entwirft. Und daß diese Bilder dann wirklich zur gesamten inneren Organisation werden, das vermittelt das Zirkulationsleben. Mit Stoff füllt sich das aus vom Stoffwechselleben. Indem der Ätherleib den Stoffwechsel durchdringt, tingiert er den eigentlichen Bildekräfteleib. Und dann kommt die subjektive menschliche Kraft hinein durch das Leben der Gliedmaßen und so weiter.“ (Lit.:GA 208, S. 88f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.