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Eine '''Komplementärwährung''' ([[wikipedia:französische Sprache|frz.]] ''complément'' „Ergänzung“) ist ein [[Geld|Zahlungsmittel]], das den Charakter einer [[Komplementarität]] hat. Sie ist die Vereinbarung innerhalb einer [[Gemeinschaft#Soziologische_Theorie_im_engeren_Sinn|Gemeinschaft]], etwas zusätzlich neben dem offiziellen [[Geld]] als [[wikipedia:Tauschmittel|Tauschmittel]] zu akzeptieren.
 
== Zweck, Entstehung und Kontext ==
Eine zusätzliche Währung kann eine [[Ware]], eine [[Dienstleistung]] oder eine geldäquivalente [[wikipedia:Gutschrift|Gutschrift]] sein. Sie wird in dem Sinne als „Geld“ aufgefasst, dass sie die ursprüngliche und eigentliche Funktion des Geldes als „Tauschmittel“ erfüllt. Komplementärwährung kann auch eine ausländische, stärkere Währung sein. So übt der [[wikipedia:US-Dollar|US-Dollar]] diese Funktion in weiten Teilen der Welt mit schwacher einheimischer Währung aus.
 
Ziel einer solchen Vereinbarung ist es, bestehende soziale, ökonomische und ökologische Ungleichgewichte zu kompensieren, die sich aus der [[wikipedia:Monopol|Monopol]]stellung der offiziellen [[Währung]] bei lang andauernder Knappheit ergeben könnten, ohne die Standardwährung gänzlich zu verdrängen.
 
Je nach Verwendungszweck und Geltungsbereich werden bereits seit vielen Jahrhunderten kombinierte Währungssysteme innerhalb von Gemeinschaften erfolgreich praktiziert. Meist wird es so gehandhabt, dass [[Steuer]]n nur mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel beglichen werden können, Alltagsgeschäfte im [[Ware]]n- und [[Dienstleistung]]sbereich hingegen zu einem Teil auch mit der Zweitwährung bezahlt werden können.
 
Besonders im Zuge der fortschreitenden [[wikipedia:Globalisierungskritik|Globalisierungskritik]] wurden seit den 1990er Jahren weltweit zahlreiche Komplementärwährungen erschaffen, mit denen einige Menschen in ökonomisch schwachen Regionen ihre Wirtschaft vitalisieren und sich von äußeren Geldgebern unabhängig machen wollen.
 
Schließlich kann es bei komplementären Währungssystemen auch um effektive und [[wikipedia:Nachhaltigkeit|nachhaltige]] Methoden zur Bewahrung einer weltweiten [[wikipedia:Kulturelle Vielfalt|kulturellen Vielfalt]], um die Verwirklichung von [[wikipedia:Selbstbestimmungsrecht|Selbstbestimmungsrecht]]en und um die Vermeidung lang anhaltender sozialer Unruhen gehen, sofern diese durch monetäre Unterversorgung verursacht werden.
 
== Beispiele von Komplementärwährungen ==
=== Muschelgeld auf Papua-Neuguinea ===
[[Datei:Geldschnur Überseemuseum 01.JPG|mini|Geldschnur aus Muschelscheiben und Hundezähnen]]
[[wikipedia:Papua-Neuguinea|Papua-Neuguinea]] kennt neben dem „[[wikipedia:Kina|Kina]]“ als gesetzlichem Zahlungsmittel auch das traditionelle [[wikipedia:Muschelgeld|Muschelgeld]] der einheimischen Bevölkerung, dessen Gebrauch einige Provinzregierungen fördern.  Der Name Kina leitet sich von den [[wikipedia:Nassariidae|Kina-Muscheln]] ab, die im Hochland von [[wikipedia:Neuguinea|Neuguinea]] schon immer das traditionelle Zahlungsmittel darstellten.
 
Die Einheit der Alternativwährung bildet „1 [[wikipedia:Fathom (Geld)|fathom]]“, welcher aus einer Kette aus zahlreichen kleinen Muscheln der Gattung [[wikipedia:Nassariidae|Nassariidae]] besteht, die zwischen zwei ausgestreckten Armen aufgespannt werden kann. Der Name fathom leitet sich vom englischen Wort für “Faden” ab, das auch ein [[wikipedia:Nautischer Faden|nautisches Längenmaß]] ist und 1,8288 Metern entspricht. Ein englischer Fathom entspricht in etwa einem deutschen [[wikipedia:Klafter|Klafter]].
 
Im Februar 2002 wurde in der Nähe von [[wikipedia:Rabaul|Rabaul]] auf der Insel New Britain die weltweit erste Muschel-Bank eröffnet. Die Wechselstube befindet sich in der Provinz East New Britain. Dort stellen die [[wikipedia:Tolai|Tolai]] die größte Bevölkerungsgruppe. Traditionell bezahlen die Tolai mit Muschelgeld. Bereits 2001 hat die Provinzregierung von East New Britain sogar die Zahlung von Steuern mit Muschelgeld genehmigt. Die ''Tolai Exchange Bank'' wechselt das Muschelgeld in harte Währung, den Kina. Der aktuelle [[wikipedia:Wechselkurs|Wechselkurs]] beträgt vier Kina für ein [[wikipedia:Fathom (Geld)|Fathom]] (Stand 2002). Allein auf der Gazelle-Halbinsel schätzt man einen Umlauf von Muschelgeld in Höhe von acht Millionen Kina.
 
=== Japan ===
Die anhaltenden wirtschaftlichen Probleme seit 1990 haben in [[wikipedia:Japan|Japan]] zu einer gesetzlichen Lockerung zum Erproben von Komplementärwährungen geführt. Den größten Anschub dafür gab es 1995 nach dem schweren [[Erdbeben]] in [[wikipedia:Kōbe|Kōbe]]. Die Regierung war mit der Bereitstellung finanzieller Hilfen überfordert. So entstanden zahlreiche lokale Selbsthilfe-Organisationen, die eine landesweite Hilfe ermöglichten. Das traditionelle Ehrgefühl der Japaner sieht vor, fremde außerfamiliäre Hilfe zu belohnen. So entwickelten sich daraus verschiedene „Fureai-Kippu-Systeme“, lokale Netzwerke auf gemeinnütziger Basis, in denen geleistete soziale Pflegedienste wahlweise in [[wikipedia:Yen|Yen]] ausgezahlt oder auf einem [[wikipedia:Zeitkonto|Zeitkonto]] gutgeschrieben werden. Man kann die eigene Zeitgutschrift auch auf hilfebedürftige Familienmitglieder übertragen, wenn man sie selbst nicht benötigt.
 
In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche Währungskombinationen in unterschiedlicher Form und für verschiedene Zwecke wie Bildung, Umweltschutz, [[wikipedia:Nachbarschaftshilfe|Nachbarschaftshilfe]], Katastrophenschutz, biologischen Lebensmittelanbau und diverse Maßnahmen zur Bewahrung kultureller Werte, wie Theater- und Musikaufführungen. Sie alle bilden ein großes [[Experiment]]allabor mittelfristiger Projekte zur Erforschung der geeignetsten Modelle. Im August 2002 verkündete der Wirtschaftsminister Takenaka seine Ansicht, dass der Einsatz von Komplementärwährungen Japan aus der [[wikipedia:Delflation|Deflation]] befreien würde, weil auf diese Weise endlich wieder Geld auf lokaler Ebene bereitstünde.
 
{{Belege fehlen}}
Der japanische Autor und Wirtschaftsanalytiker Eiichi Morino vergleicht die Komplementarität zwischen dem Yen und den lokalen Zweitwährungen mit dem [[Yin und Yang|Yin-und-Yang]]-Prinzip:
 
{{Zitat|Deshalb sagen wir, dass eine gut funktionierende Wirtschaft aus Yin-Wirtschaft und Yang-Wirtschaft besteht. … Die bestehende Wirtschaft ist jedoch nur als Yang-Wirtschaft konzipiert. … In diesem Sinne kann man die Lokalwährung als Yin-Wirtschaft verstehen. … Die Yin-Wirtschaft und die Yang-Wirtschaft müssen ineinandergreifen, und so wie das Blut im Körper zirkuliert, sollte auch das Geld in der Wirtschaft zirkulieren.}}
 
=== Deutschland ===
Die vermutlich mit Abstand älteste Komplementärwährung in Deutschland ist der [[wikipedia:Bethel-Euro|Bethel-Euro]] (bis zur Euro-Einführung Bethel-Mark). Sie existiert bereits seit 1908 und erlaubt den Einkauf in den [[wikipedia:Von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel|von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel]] in Bielefeld. Dabei gilt im Einkauf ein Bethel-Euro gleich ein Euro, wer aber Euro in Bethel-Euro tauscht, bekommt 105 Bethel-Euro für 100 Euro. Lange Zeit bildete das Bethel-Geld jedoch eine Ausnahmeerscheinung in Deutschland.
 
Zwischen 1926 und 1931 gab es in Deutschland das [[wikipedia:Wära|Wära]]-Experiment. Es gelang insbesondere, das Braunkohlebergwerk [[wikipedia:Schwanenkirchen|Schwanenkirchen]] trotz Weltwirtschaftskrise wieder in Betrieb zu nehmen, bis das Wära-Geld 1931 vom Finanzministerium verboten wurde.
 
Seit Beginn der 1990er Jahre bildeten sich mit den so genannten [[wikipedia:Tauschring|Tauschring]]en lokale, örtlich begrenzte Komplementärwährungen heraus. Seit 2001 verzeichnet auch Deutschland einen Zuwachs an regionalen Initiativen zur Etablierung von Komplementärwährungen.
 
Im Oktober 2001 wurde in Bremen ein regional begrenzter [[wikipedia:Guthschein|Gutschein]]ring eingeführt. Ebenso wie bei den Folgeprojekten in den Regionen Chiemgau, Ainring, Pfaffenhofen, Göttingen, Witzenhausen, Gießen, Hagen, Schopfheim, Siegen, Berlin, Düsseldorf, Dresden, Kamenz, Zwönitz, Hitzacker (Elbe), Neustadt (Dosse) und Schleswig-Holstein geht es um eine gezielte Belebung regionaler Wirtschaftskreisläufe. Den Gutscheinringen können sich alle Verbraucher und Gewerbetreibende anschließen.
 
Die Konvertierbarkeit zum Euro und die Verwendung der Umtauschgebühren wird unterschiedlich gehandhabt. Beim [[wikipedia:Chiemgauer|Chiemgauer]] werden zusätzlich soziale Projekte mitfinanziert, wobei die Teilnehmer des Gutscheinrings darüber entscheiden können, welches Projekt sie unterstützen wollen.
 
Viele der Projekte in Deutschland sind in dem Dachverband „Regiogeld e. V.“ mit Sitz in Magdeburg vereinigt. Dessen Ziel ist es, neue Projekte bundesweit anzustoßen und alle Einzelprojekte untereinander konvertierbar zu machen. Es bestehen Verbindungen zu gleichgelagerten Initiativen aus Österreich und der Schweiz.
 
Neben diesen [[Regionalwährung]]en gibt es insbesondere seit Mitte der 1990er Jahre Geldscheine zu besonderen Anlässen. Sie sind den Serienscheinen aus der Zeit um 1920 nachempfunden. Sie sind Zahlungsmittel und gültig zu besonderen Anlässen, wie Schulfesten, in der Gastronomie, bei Klassentreffen, Stadtfesten, Firmenjubiläen, Börsen/Ausstellungen, Vereinsveranstaltungen oder in Kinderspielstädten. Meist sind sie nur einen Tag gültig, können aber auch bis zu einem Jahr umlaufen.
 
=== Deutsche Demokratische Republik ===
[[Datei:GermanyDemRepPFX2-1Mark-1979-donatedmjd f.jpg|miniatur|Forumscheck 1 M]]
 
Ab 1979 wurden in der [[wikipedia:Deutsche Demokratische Republik|DDR]] [[wikipedia:Westgeld|Westgeld|Valuten]] zur Verwendung durch DDR-Bürger im [[wikipedia:Intershop (Handel)|Intershop]] von der [[wikipedia:Staatsbank|Staatsbank der DDR]] in [[wikipedia:Forumscheck|Forumscheck]]s umgetauscht. Eine Forumscheck-Mark entsprach einer DM.
 
=== Österreich ===
==== Geschichte ====
[[Datei:Wörglgeldrückseite.jpg|miniatur|Rückseite des umlaufgesicherten Wörgl-Schwundgeldes]]
 
1932/33 brachte die Stadt Wörgl unter dem damaligen Bürgermeister [[wikipedia:Unterguggenberger|Michael Unterguggenberger]] eine Komplementärwährung in Form von [[Schwundgeld]] in Umlauf. Um ihre Gültigkeit zu behalten mussten die sogenannten ''Arbeitsbestätigungsscheine'' monatlich mit einer Marke im Wert von einem Prozent des Nennwertes beklebt werden. Dieses Komplementärwährungsexperiment wurde als das [[wikipedia:Wörgl#Das Wörgler Notgeld|Wunder von Wörgl]] bekannt.
 
==== Gegenwart ====
 
Auch heute besteht in Wörgl wieder eine Komplementärwährung. Diese wurde im Rahmen eines LA21-Projektes als regional genutzte Sektoralwährung für die Wörgler Jugend konzipiert. Die Einrichtung gewann die [[wikipedia:SozialMarie|SozialMarie]] 2009.
 
2003 wurde in Wörgl das Unterguggenberger Institut gegründet, das sich seither der Dokumentation der historischen Ereignisse und Erfahrungen, der Forschung und der koordinierten Vernetzung von Interessierten zu Komplementärwährungsprojekten widmet.
 
Das aktuell tragendste österreichische Projekt ist der Vorarlberger Talentetauschkreis. Daneben gibt es mit [http://www.neuesgeld.com NeuesGeld.Com] ein weiteres Expertennetzwerk und mit Za:rt einen Zusammenschluss von aktiven Initiativen zum Zwecke des Zahlungsclearings und organisatorischer Vernetzung.
 
=== Schweiz ===
==== WIR ====
{{Hauptartikel|WIR Bank}}
 
Die schweizerische WIR Bank Genossenschaft, bis 1998 WIR-Wirtschaftsring Genossenschaft genannt, bietet das weltweit größte alternative Verrechnungssystem an.
 
Als die [[wikipedia:Weltwirtschaftskrise|Weltwirtschaftskrise]] 1934 in der Schweiz ihren Höhepunkt erreichte, wurde der Wirtschaftsring von [[Freiwirtschaft]]lern zur Förderung des gewerblichen Mittelstandes gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Werner Zimmermann, Paul Enz und [[wikipedia:Otto Studer|Otto Studer]]. Ihren Einfluss hat der WIR-Wirtschaftsring jedoch bald abgeschüttelt und weist seit 1952 keine freiwirtschaftlichen Elemente mehr auf. Insbesondere arbeitete er nur bis 1948 mit einer [[Umlaufsicherung]].
 
Die Teilnehmer am Verrechnungsverkehr arbeiten neben dem [[wikipedia:Schweizer Franken|Schweizer Franken]] mit einer bargeldlosen Komplementärwährung namens WIR. An Laden- oder Hoteleingängen in der Schweiz begegnet man immer wieder dem WIR-Signet. In einem Web-basierten Teilnehmerverzeichnis und in Geschäftsanzeigen weisen die WIR-Teilnehmer auf ihre Teilnahme hin und geben bekannt, welchen Prozentsatz an Komplementärwährung sie anstelle des Schweizer Frankens annehmen.
 
Der WIR-Wirtschaftring untersteht seit 1936 dem schweizerischen Bankengesetz. Im Jahr 1998 erfolgte die offizielle Umbenennung in [[wikipedia:WIR BANK|WIR Bank]]. 2004 erhielt die Komplementärwährung WIR den nach [[wikipedia:ISO 4217|ISO 4217]] geformten dreistelligen Buchstabencode CHW in Entsprechung zur Landeswährung CHF (Schweizer Franken).
 
==== Swap ====
Im Jahr 2008 hat ''Easyswap'', ein Schweizer Verein ohne Erwerbszweck, die Tauschplattform geschaffen. Um Güter und Dienstleistungen auszutauschen, verwenden die „Swapper“ (eingeschriebene Internetplattformnutzer von easyswap) den ''Swap'', eine virtuelle Komplementärwährung.
 
==== Talent ====
1992 wurde unter diesem Namen eine neue Schweizer Komplementärwährung geschaffen, die wieder an die Ideen der Freiwirtschaft anknüpft.
 
=== Der Crédito in Argentinien ===
Der [[wikipedia:Crédito|Crédito]] in Argentinien war eine Komplementärwährung mit sehr hoher Verbreitung, die in einem landesweiten Netz aus Clubs gehandelt wurde. Die Währung wurde während der [[wikipedia:Argentinien|Argentinien-Krise]] als Zahlungsmittel von bis zu 7 % der Bevölkerung verwendet und brach zusammen als der [[wikipedia:Argentinischer Peso|Argentinische Peso]] wieder in ausreichender Menge zur Verfügung stand. Weitere Gründe für den Zusammenbruch der Währung könnten die einfache Fälschbarkeit einiger Créditos, sowie zu schnelles Anwachsen der Teilnehmerzahl gewesen sein.
 
=== Kuba ===
Eine Komplementärwährung in Kuba war lange Zeit der US-Dollar, der mit dem [[wikipedia:Peso Cubano|Peso Cubano]] konkurrierte und vor allem für die sogenannten „Dollarläden“, staatliche Läden mit westlicher Produktauswahl, gebraucht wurde.
 
Der [[wikipedia:Peso convertible|Peso convertible]] war früher eins zu eins an den US-Dollar gekoppelt. Er war für Touristen freiwillig und sollte den US-Dollar ersetzen. Inzwischen ist er ein Währungstopf, der unter anderem auch den Euro enthält. Er hat nun den US-Dollar als Komplementärwährung verdrängt.
 
=== Südafrika ===
 
Die selbstverwaltete Gemeinschaft von [[wikipedia:Orania|Orania]] in der Provinz Nordkap gibt seit 2005 die Komplementärwährung ''[[wikipedia:Ora (Währung)|Ora]]'' heraus. Diese ist an den [[wikipedia:Rand (Währung)|südafrikanischen Rand]] im Verhältnis von 1:1 gebunden, garantiert aber den Nutzern einen Preisnachlass auf alle in Orania gekauften Güter. Die Ora ist nur in Orania als Zahlungsmittel anerkannt.
 
=== Disney Dollar der Walt Disney Company ===
Der [[wikipedia:Disney Dollar|Disney Dollar]] ist eine Komplementärwährung, die in den Freizeitparks, den [[wikipedia:Resort|Resort]]s und den Läden der [[wikipedia:Walt Disney Company|Walt Disney Company]] als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Die Währung existiert nur in Form der Geldscheine und wurde zum ersten Mal am 5. Mai 1987 herausgegeben. Es gibt den Disney Dollar als 1-, 5-, 10- und 50-Dollar-Note. Die Währung ist zu einem fixen und von der Walt Disney Company garantierten Wechselkurs (1:1) an den US-Dollar gekoppelt.
 
== Finanzkrise ab 2007 ==
Im Rahmen der [[wikipedia:Finanzkrise ab 2007|Finanzkrise ab 2007]] und der daraus erwachsenen [[wikipedia:Eurokrise|Eurokrise]] wurden Parallelwährungen vorgeschlagen, die in angeschlagenen Ländern wie Griechenland zusätzlich zum Euro eingeführt werden sollten. Größere Aufmerksamkeit erhielt der „GEURO“-Beitrag von [[wikipedia:Thomas Mayer (Volkswirt)|Thomas Mayer]]<ref>[http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000288868.pdf Der Geuro: Eine Parallelwährung für Griechenland?] (PDF; 618&nbsp;kB). Deutsche Bank Research, 23. Mai 2012.</ref>, der in Medien wie Die Zeit<ref>[http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-05/griechenland-deutsche-bank-geuro Deutsche Bank schlägt "Geuro" für Griechenland vor]. In: Die Zeit, 22. Mai 2012</ref> oder Der Spiegel<ref>[[wikipedia:Peter Bofinger|Peter Bofinger]]: [http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/der-geuro-hilft-griechenland-nicht-aus-der-krise-a-834572.html Zweitwährung für Griechenland: Geuro, mir graut vor dir!]. In: Der Spiegel, 24. Mai 2012</ref> rezipiert wurde. Der [[wikipedia:Bundesverband mittelständische Wirtschaft|Bundesverband mittelständische Wirtschaft]] veröffentlichte 2013 einen Sammelband ''Die Parallelwährung: Optionen, Chancen, Risiken,''<ref>Bundesverband mittelständische Wirtschaft (Hrsg.): [http://www.bvmw.de/uploads/media/die_parallelwaehrung.pdf ''Die Parallelwährung: Optionen, Chancen, Risiken.''] (PDF; 1,8&nbsp;MB), Sammelband 2013.</ref> der einen Überblick über die Vorschläge gibt.
 
== Siehe auch ==
* [[wikipedia:Notgeld|Notgeld]]
* [[Regionalwährung]]
* [[wikipedia:Terra (Währung)|Terra (Währung)]]
* [[Schwundgeld|Umlaufgesichertes Geld]]
* [[wikipedia:Privatnotenbank|Privatnotenbank]]
* [[wikipedia:Bitcoin|Bitcoin]]
* [[wikipedia:Kryptowährung|Kryptowährung]]
 
== Literatur ==
* Peter Krause: ''Komplementärwährungen: Verstehen und verwenden''. epubli GmbH, Berlin 2011. ISBN 9783844203196
* Peter Krause (Hrsg.): ''Anders: Komplementärwährungen''. epubli GmbH, Berlin 2010. ISBN 9783869318363
* Siglinde Bode: [http://www.regionales-wirtschaften.de/regionalentwicklung.de/Siglinde_Bode_2005_Komplementaerwaehrungen_zur_endogenen_Regionalentwicklung.pdf ''Potentiale regionaler Komplementärwährungen zur Förderung einer endogenen Regionalentwicklung''] (PDF; 2,6&nbsp;MB). Diplomarbeit. Potsdam 2004.
* Elisabeth C. Gründler: ''Komplementäres Geld – Vorteile, Erscheinungsformen und Funktionsweisen''. Sunflower Foundation, 2005. (erhältlich bei MoneyMuseum, Zürich)
* [[Margrit Kennedy]], Bernard A. Lietaer: ''Regionalwährungen – Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand.'' Riemann, München 2004. ISBN 3570500527
* Bernard A. Lietaer: ''Das Geld der Zukunft – Über die destruktive Wirkung des existierenden Geldsystems und die Entwicklung von Komplementärwährungen''. Riemann, München 1999. ISBN 3570500357
* Tobias Schneegans: [http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/diplomarbeiten/Freigeldpraxis.pdf ''Umlaufgesicherte Komplementärwährungen – Gelingen und Scheitern in der Praxis''.] Zeuthen 2003. (PDF zum Download; 1,8&nbsp;MB)
* Bundesverband mittelständische Wirtschaft (Hrsg.): [http://www.bvmw.de/uploads/media/die_parallelwaehrung.pdf ''Die Parallelwährung: Optionen, Chancen, Risiken.''] (PDF; 1,8&nbsp;MB), Sammelband 2013.
 
== Weblinks ==
* FAZ.net / Ulrich van Suntum 2. Januar 2014: [http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/parallelwaehrung-wege-aus-der-eurofalle-12734752.html Wege aus der Eurofalle]
* Felix Fuders: ''Indexierte Währungen und Recheneinheiten als Mittel gegen Inflation und Finanzkrisen?'' In: Zeitschrift für Sozialökonomie, April 2014, S. 15-24. ([http://www.researchgate.net/profile/Felix_Fuders/publication/270341581_Indexierte_Whrungen_und_Recheneinheiten_als_Mittel_gegen_Inflation_und_Finanzkrisen/links/54b597a70cf26833efd3413b.pdf PDF])
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Wirtschaft]][[Kategorie:Geld]][[Kategorie:Freiwirtschaft]]

Version vom 24. August 2017, 05:42 Uhr

1 Schilling des Wörgler Schwundgeldes als Komplementärwährung

Eine Komplementärwährung (frz. complément „Ergänzung“) ist ein Zahlungsmittel, das den Charakter einer Komplementarität hat. Sie ist die Vereinbarung innerhalb einer Gemeinschaft, etwas zusätzlich neben dem offiziellen Geld als Tauschmittel zu akzeptieren.

Zweck, Entstehung und Kontext

Eine zusätzliche Währung kann eine Ware, eine Dienstleistung oder eine geldäquivalente Gutschrift sein. Sie wird in dem Sinne als „Geld“ aufgefasst, dass sie die ursprüngliche und eigentliche Funktion des Geldes als „Tauschmittel“ erfüllt. Komplementärwährung kann auch eine ausländische, stärkere Währung sein. So übt der US-Dollar diese Funktion in weiten Teilen der Welt mit schwacher einheimischer Währung aus.

Ziel einer solchen Vereinbarung ist es, bestehende soziale, ökonomische und ökologische Ungleichgewichte zu kompensieren, die sich aus der Monopolstellung der offiziellen Währung bei lang andauernder Knappheit ergeben könnten, ohne die Standardwährung gänzlich zu verdrängen.

Je nach Verwendungszweck und Geltungsbereich werden bereits seit vielen Jahrhunderten kombinierte Währungssysteme innerhalb von Gemeinschaften erfolgreich praktiziert. Meist wird es so gehandhabt, dass Steuern nur mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel beglichen werden können, Alltagsgeschäfte im Waren- und Dienstleistungsbereich hingegen zu einem Teil auch mit der Zweitwährung bezahlt werden können.

Besonders im Zuge der fortschreitenden Globalisierungskritik wurden seit den 1990er Jahren weltweit zahlreiche Komplementärwährungen erschaffen, mit denen einige Menschen in ökonomisch schwachen Regionen ihre Wirtschaft vitalisieren und sich von äußeren Geldgebern unabhängig machen wollen.

Schließlich kann es bei komplementären Währungssystemen auch um effektive und nachhaltige Methoden zur Bewahrung einer weltweiten kulturellen Vielfalt, um die Verwirklichung von Selbstbestimmungsrechten und um die Vermeidung lang anhaltender sozialer Unruhen gehen, sofern diese durch monetäre Unterversorgung verursacht werden.

Beispiele von Komplementärwährungen

Muschelgeld auf Papua-Neuguinea

Geldschnur aus Muschelscheiben und Hundezähnen

Papua-Neuguinea kennt neben dem „Kina“ als gesetzlichem Zahlungsmittel auch das traditionelle Muschelgeld der einheimischen Bevölkerung, dessen Gebrauch einige Provinzregierungen fördern. Der Name Kina leitet sich von den Kina-Muscheln ab, die im Hochland von Neuguinea schon immer das traditionelle Zahlungsmittel darstellten.

Die Einheit der Alternativwährung bildet „1 fathom“, welcher aus einer Kette aus zahlreichen kleinen Muscheln der Gattung Nassariidae besteht, die zwischen zwei ausgestreckten Armen aufgespannt werden kann. Der Name fathom leitet sich vom englischen Wort für “Faden” ab, das auch ein nautisches Längenmaß ist und 1,8288 Metern entspricht. Ein englischer Fathom entspricht in etwa einem deutschen Klafter.

Im Februar 2002 wurde in der Nähe von Rabaul auf der Insel New Britain die weltweit erste Muschel-Bank eröffnet. Die Wechselstube befindet sich in der Provinz East New Britain. Dort stellen die Tolai die größte Bevölkerungsgruppe. Traditionell bezahlen die Tolai mit Muschelgeld. Bereits 2001 hat die Provinzregierung von East New Britain sogar die Zahlung von Steuern mit Muschelgeld genehmigt. Die Tolai Exchange Bank wechselt das Muschelgeld in harte Währung, den Kina. Der aktuelle Wechselkurs beträgt vier Kina für ein Fathom (Stand 2002). Allein auf der Gazelle-Halbinsel schätzt man einen Umlauf von Muschelgeld in Höhe von acht Millionen Kina.

Japan

Die anhaltenden wirtschaftlichen Probleme seit 1990 haben in Japan zu einer gesetzlichen Lockerung zum Erproben von Komplementärwährungen geführt. Den größten Anschub dafür gab es 1995 nach dem schweren Erdbeben in Kōbe. Die Regierung war mit der Bereitstellung finanzieller Hilfen überfordert. So entstanden zahlreiche lokale Selbsthilfe-Organisationen, die eine landesweite Hilfe ermöglichten. Das traditionelle Ehrgefühl der Japaner sieht vor, fremde außerfamiliäre Hilfe zu belohnen. So entwickelten sich daraus verschiedene „Fureai-Kippu-Systeme“, lokale Netzwerke auf gemeinnütziger Basis, in denen geleistete soziale Pflegedienste wahlweise in Yen ausgezahlt oder auf einem Zeitkonto gutgeschrieben werden. Man kann die eigene Zeitgutschrift auch auf hilfebedürftige Familienmitglieder übertragen, wenn man sie selbst nicht benötigt.

In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche Währungskombinationen in unterschiedlicher Form und für verschiedene Zwecke wie Bildung, Umweltschutz, Nachbarschaftshilfe, Katastrophenschutz, biologischen Lebensmittelanbau und diverse Maßnahmen zur Bewahrung kultureller Werte, wie Theater- und Musikaufführungen. Sie alle bilden ein großes Experimentallabor mittelfristiger Projekte zur Erforschung der geeignetsten Modelle. Im August 2002 verkündete der Wirtschaftsminister Takenaka seine Ansicht, dass der Einsatz von Komplementärwährungen Japan aus der Deflation befreien würde, weil auf diese Weise endlich wieder Geld auf lokaler Ebene bereitstünde.

Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst entfernt. Bitte hilf Anthrowiki, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst. Näheres ist eventuell auf der Diskussionsseite oder in der Versionsgeschichte angegeben. Bitte entferne zuletzt diese Warnmarkierung.

Der japanische Autor und Wirtschaftsanalytiker Eiichi Morino vergleicht die Komplementarität zwischen dem Yen und den lokalen Zweitwährungen mit dem Yin-und-Yang-Prinzip:

„Deshalb sagen wir, dass eine gut funktionierende Wirtschaft aus Yin-Wirtschaft und Yang-Wirtschaft besteht. … Die bestehende Wirtschaft ist jedoch nur als Yang-Wirtschaft konzipiert. … In diesem Sinne kann man die Lokalwährung als Yin-Wirtschaft verstehen. … Die Yin-Wirtschaft und die Yang-Wirtschaft müssen ineinandergreifen, und so wie das Blut im Körper zirkuliert, sollte auch das Geld in der Wirtschaft zirkulieren.“

Deutschland

Die vermutlich mit Abstand älteste Komplementärwährung in Deutschland ist der Bethel-Euro (bis zur Euro-Einführung Bethel-Mark). Sie existiert bereits seit 1908 und erlaubt den Einkauf in den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld. Dabei gilt im Einkauf ein Bethel-Euro gleich ein Euro, wer aber Euro in Bethel-Euro tauscht, bekommt 105 Bethel-Euro für 100 Euro. Lange Zeit bildete das Bethel-Geld jedoch eine Ausnahmeerscheinung in Deutschland.

Zwischen 1926 und 1931 gab es in Deutschland das Wära-Experiment. Es gelang insbesondere, das Braunkohlebergwerk Schwanenkirchen trotz Weltwirtschaftskrise wieder in Betrieb zu nehmen, bis das Wära-Geld 1931 vom Finanzministerium verboten wurde.

Seit Beginn der 1990er Jahre bildeten sich mit den so genannten Tauschringen lokale, örtlich begrenzte Komplementärwährungen heraus. Seit 2001 verzeichnet auch Deutschland einen Zuwachs an regionalen Initiativen zur Etablierung von Komplementärwährungen.

Im Oktober 2001 wurde in Bremen ein regional begrenzter Gutscheinring eingeführt. Ebenso wie bei den Folgeprojekten in den Regionen Chiemgau, Ainring, Pfaffenhofen, Göttingen, Witzenhausen, Gießen, Hagen, Schopfheim, Siegen, Berlin, Düsseldorf, Dresden, Kamenz, Zwönitz, Hitzacker (Elbe), Neustadt (Dosse) und Schleswig-Holstein geht es um eine gezielte Belebung regionaler Wirtschaftskreisläufe. Den Gutscheinringen können sich alle Verbraucher und Gewerbetreibende anschließen.

Die Konvertierbarkeit zum Euro und die Verwendung der Umtauschgebühren wird unterschiedlich gehandhabt. Beim Chiemgauer werden zusätzlich soziale Projekte mitfinanziert, wobei die Teilnehmer des Gutscheinrings darüber entscheiden können, welches Projekt sie unterstützen wollen.

Viele der Projekte in Deutschland sind in dem Dachverband „Regiogeld e. V.“ mit Sitz in Magdeburg vereinigt. Dessen Ziel ist es, neue Projekte bundesweit anzustoßen und alle Einzelprojekte untereinander konvertierbar zu machen. Es bestehen Verbindungen zu gleichgelagerten Initiativen aus Österreich und der Schweiz.

Neben diesen Regionalwährungen gibt es insbesondere seit Mitte der 1990er Jahre Geldscheine zu besonderen Anlässen. Sie sind den Serienscheinen aus der Zeit um 1920 nachempfunden. Sie sind Zahlungsmittel und gültig zu besonderen Anlässen, wie Schulfesten, in der Gastronomie, bei Klassentreffen, Stadtfesten, Firmenjubiläen, Börsen/Ausstellungen, Vereinsveranstaltungen oder in Kinderspielstädten. Meist sind sie nur einen Tag gültig, können aber auch bis zu einem Jahr umlaufen.

Deutsche Demokratische Republik

Forumscheck 1 M

Ab 1979 wurden in der DDR Westgeld|Valuten zur Verwendung durch DDR-Bürger im Intershop von der Staatsbank der DDR in Forumschecks umgetauscht. Eine Forumscheck-Mark entsprach einer DM.

Österreich

Geschichte

Datei:Wörglgeldrückseite.jpg
Rückseite des umlaufgesicherten Wörgl-Schwundgeldes

1932/33 brachte die Stadt Wörgl unter dem damaligen Bürgermeister Michael Unterguggenberger eine Komplementärwährung in Form von Schwundgeld in Umlauf. Um ihre Gültigkeit zu behalten mussten die sogenannten Arbeitsbestätigungsscheine monatlich mit einer Marke im Wert von einem Prozent des Nennwertes beklebt werden. Dieses Komplementärwährungsexperiment wurde als das Wunder von Wörgl bekannt.

Gegenwart

Auch heute besteht in Wörgl wieder eine Komplementärwährung. Diese wurde im Rahmen eines LA21-Projektes als regional genutzte Sektoralwährung für die Wörgler Jugend konzipiert. Die Einrichtung gewann die SozialMarie 2009.

2003 wurde in Wörgl das Unterguggenberger Institut gegründet, das sich seither der Dokumentation der historischen Ereignisse und Erfahrungen, der Forschung und der koordinierten Vernetzung von Interessierten zu Komplementärwährungsprojekten widmet.

Das aktuell tragendste österreichische Projekt ist der Vorarlberger Talentetauschkreis. Daneben gibt es mit NeuesGeld.Com ein weiteres Expertennetzwerk und mit Za:rt einen Zusammenschluss von aktiven Initiativen zum Zwecke des Zahlungsclearings und organisatorischer Vernetzung.

Schweiz

WIR

Die schweizerische WIR Bank Genossenschaft, bis 1998 WIR-Wirtschaftsring Genossenschaft genannt, bietet das weltweit größte alternative Verrechnungssystem an.

Als die Weltwirtschaftskrise 1934 in der Schweiz ihren Höhepunkt erreichte, wurde der Wirtschaftsring von Freiwirtschaftlern zur Förderung des gewerblichen Mittelstandes gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Werner Zimmermann, Paul Enz und Otto Studer. Ihren Einfluss hat der WIR-Wirtschaftsring jedoch bald abgeschüttelt und weist seit 1952 keine freiwirtschaftlichen Elemente mehr auf. Insbesondere arbeitete er nur bis 1948 mit einer Umlaufsicherung.

Die Teilnehmer am Verrechnungsverkehr arbeiten neben dem Schweizer Franken mit einer bargeldlosen Komplementärwährung namens WIR. An Laden- oder Hoteleingängen in der Schweiz begegnet man immer wieder dem WIR-Signet. In einem Web-basierten Teilnehmerverzeichnis und in Geschäftsanzeigen weisen die WIR-Teilnehmer auf ihre Teilnahme hin und geben bekannt, welchen Prozentsatz an Komplementärwährung sie anstelle des Schweizer Frankens annehmen.

Der WIR-Wirtschaftring untersteht seit 1936 dem schweizerischen Bankengesetz. Im Jahr 1998 erfolgte die offizielle Umbenennung in WIR Bank. 2004 erhielt die Komplementärwährung WIR den nach ISO 4217 geformten dreistelligen Buchstabencode CHW in Entsprechung zur Landeswährung CHF (Schweizer Franken).

Swap

Im Jahr 2008 hat Easyswap, ein Schweizer Verein ohne Erwerbszweck, die Tauschplattform geschaffen. Um Güter und Dienstleistungen auszutauschen, verwenden die „Swapper“ (eingeschriebene Internetplattformnutzer von easyswap) den Swap, eine virtuelle Komplementärwährung.

Talent

1992 wurde unter diesem Namen eine neue Schweizer Komplementärwährung geschaffen, die wieder an die Ideen der Freiwirtschaft anknüpft.

Der Crédito in Argentinien

Der Crédito in Argentinien war eine Komplementärwährung mit sehr hoher Verbreitung, die in einem landesweiten Netz aus Clubs gehandelt wurde. Die Währung wurde während der Argentinien-Krise als Zahlungsmittel von bis zu 7 % der Bevölkerung verwendet und brach zusammen als der Argentinische Peso wieder in ausreichender Menge zur Verfügung stand. Weitere Gründe für den Zusammenbruch der Währung könnten die einfache Fälschbarkeit einiger Créditos, sowie zu schnelles Anwachsen der Teilnehmerzahl gewesen sein.

Kuba

Eine Komplementärwährung in Kuba war lange Zeit der US-Dollar, der mit dem Peso Cubano konkurrierte und vor allem für die sogenannten „Dollarläden“, staatliche Läden mit westlicher Produktauswahl, gebraucht wurde.

Der Peso convertible war früher eins zu eins an den US-Dollar gekoppelt. Er war für Touristen freiwillig und sollte den US-Dollar ersetzen. Inzwischen ist er ein Währungstopf, der unter anderem auch den Euro enthält. Er hat nun den US-Dollar als Komplementärwährung verdrängt.

Südafrika

Die selbstverwaltete Gemeinschaft von Orania in der Provinz Nordkap gibt seit 2005 die Komplementärwährung Ora heraus. Diese ist an den südafrikanischen Rand im Verhältnis von 1:1 gebunden, garantiert aber den Nutzern einen Preisnachlass auf alle in Orania gekauften Güter. Die Ora ist nur in Orania als Zahlungsmittel anerkannt.

Disney Dollar der Walt Disney Company

Der Disney Dollar ist eine Komplementärwährung, die in den Freizeitparks, den Resorts und den Läden der Walt Disney Company als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Die Währung existiert nur in Form der Geldscheine und wurde zum ersten Mal am 5. Mai 1987 herausgegeben. Es gibt den Disney Dollar als 1-, 5-, 10- und 50-Dollar-Note. Die Währung ist zu einem fixen und von der Walt Disney Company garantierten Wechselkurs (1:1) an den US-Dollar gekoppelt.

Finanzkrise ab 2007

Im Rahmen der Finanzkrise ab 2007 und der daraus erwachsenen Eurokrise wurden Parallelwährungen vorgeschlagen, die in angeschlagenen Ländern wie Griechenland zusätzlich zum Euro eingeführt werden sollten. Größere Aufmerksamkeit erhielt der „GEURO“-Beitrag von Thomas Mayer[1], der in Medien wie Die Zeit[2] oder Der Spiegel[3] rezipiert wurde. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft veröffentlichte 2013 einen Sammelband Die Parallelwährung: Optionen, Chancen, Risiken,[4] der einen Überblick über die Vorschläge gibt.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

  • FAZ.net / Ulrich van Suntum 2. Januar 2014: Wege aus der Eurofalle
  • Felix Fuders: Indexierte Währungen und Recheneinheiten als Mittel gegen Inflation und Finanzkrisen? In: Zeitschrift für Sozialökonomie, April 2014, S. 15-24. (PDF)

Einzelnachweise

  1. Der Geuro: Eine Parallelwährung für Griechenland? (PDF; 618 kB). Deutsche Bank Research, 23. Mai 2012.
  2. Deutsche Bank schlägt "Geuro" für Griechenland vor. In: Die Zeit, 22. Mai 2012
  3. Peter Bofinger: Zweitwährung für Griechenland: Geuro, mir graut vor dir!. In: Der Spiegel, 24. Mai 2012
  4. Bundesverband mittelständische Wirtschaft (Hrsg.): Die Parallelwährung: Optionen, Chancen, Risiken. (PDF; 1,8 MB), Sammelband 2013.