Streit und Zeugen Jehovas: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Streit''', auch ''Zank'', '''Zwist''', '''Zwietracht''', ''Hader'', ''Stunk'', ist das offene Austragen einer [[wikipedia:Meinungsverschiedenheit|Meinungsverschiedenheit]] zwischen zwei oder mehreren [[wikipedia:Akteur|Akteur]]en, [[Person]]en, Gruppen oder auch Parteien ([[wikipedia:Politische Partei|Politische Partei]], [[Wikipedia:Partei (Recht)|Partei in einem Rechtsstreit]], [[Wikipedia:Kriegspartei|Kriegspartei]]), die nicht immer offenkundig und nicht notwendigerweise stets [[feind]]selig sein muss.
[[Datei:Jw headquart.jpg|mini|hochkant=1.4|Weltzentrale der Zeugen Jehovas in Warwick im Bundesstaat New York (USA)]]
Die '''Zeugen Jehovas''' (Eigenbezeichnung: '''Jehovas Zeugen''',<ref>{{Literatur |Autor=Hermann Weber |Titel=Die Religionsfreiheit und das Staat-Kirche-Verhältnis in Europa und den USA |Sammelwerk=Religion - Staat - Gesellschaft. Zeitschrift für Glaubensformen und Weltanschauungen |Band=14. Jahrgang (2013) |Nummer=Heft 1 |Verlag=LIT Verlag |Ort=Münster |Datum=2013 |ISBN=978-3-643-99850-7 |ISSN=1438-955X |Seiten=127}}</ref> {{enS}}: {{lang|en|''Jehovah’s Witnesses''}}<ref>{{Internetquelle |url=http://www.jw.org/en/ |titel=Jehovah’s Witnesses&nbsp;– Official Website |hrsg=Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania |zugriff=2013-03-11 |sprache=en}}</ref>) sind eine [[Wikipedia:Christentum|christliche]], [[Wikipedia:Millenarismus|chiliastisch]] ausgerichtete und [[Wikipedia:Antitrinitarier|nichttrinitarische]] [[Wikipedia:Glaubensgemeinschaft|Religionsgemeinschaft]], die sich [[Wikipedia:Kirche (Organisation)|kirchlich organisiert]]. Sie gingen aus der „[[Wikipedia:Bibelforscherbewegung|Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher]]“ hervor, die im ausgehenden 19.&nbsp;Jahrhundert in den [[Wikipedia:Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] von [[Wikipedia:Charles Taze Russell|Charles Taze Russell]] gegründet wurde.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.britannica.com/EBchecked/topic/513182/Charles-Taze-Russell |titel=Charles Taze Russell |hrsg=Encyclopædia Britannica, Inc. |zugriff=2013-04-12 |sprache=en |zitat=Charles Taze Russell, …, founder of the International Bible Students Association, forerunner of the Jehovah’s Witnesses.}}</ref>


Die Alltags- und Umgangssprache unterscheidet zwischen dem eher vagen „Zank“ und dem „Streit“ mit definierten Streitgegenständen, beispielsweise beim Wettstreit oder beim [[wikipedia:Rechtsstreit|Rechtsstreit]] („Zank und Streit“); dabei wird der Begriff „Streit“ zumeist wertfrei oder ambivalent verwendet, wohingegen der Begriff „Zank“ eher abwertend besetzt ist („streitlustig“ gegenüber „zänkisch“).
Zeugen Jehovas sind durch ihre ausgeprägte [[Wikipedia:Missionierende Religion|Missionstätigkeit]], ihre Ablehnung von [[Wikipedia:Bluttrnsfusion|Bluttransfusion]]en, das Nichtbegehen aller religiösen [[Wikipedia:Feiertag|Feier- und Festtage]] außer dem [[Wikipedia:Abendmahl Jesu|Abendmahl]] und das Nichtfeiern von [[Wikipedia:Geburtstag|Geburtstag]]en bekannt. Die Missionstätigkeit führen sie unter anderem durch das "Predigen" an Haustüren und durch das Verteilen der Zeitschriften ''[[Wikipedia:Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich|Der Wachtturm]]'' und ''[[Wikipedia:Erwachet!|Erwachet!]]'' aus. Alle Print-, audiovisuelle Medien, Software und Onlineinhalte werden durch ein eigenes spendenfinanziertes, [[Wikipedia:Gemeinnützigkeit|gemeinnütziges]] Verlagsunternehmen im Rahmen der [[Wikipedia:Wachturm-Gesellschaft|Wachtturm-Gesellschaft]] produziert. Die meisten Inhalte und Medien werden in 884 Sprachen (Stand: März 2017)<ref>{{Internetquelle |url=http://www.jw.org/ |titel=Jehovas Zeugen — Offizielle Website: jw.org |zugriff=2016-07-24}}</ref> zur Verfügung gestellt.


Die hochdeutsche Standardsprache unterscheidet zudem zwischen den Begriffen „Zwietracht“ (ein die [[wikipedia:Eintracht|Eintracht]]“ störender Streit) und „Hader“ (ein „bitterer“, anhaltender Streit, veraltet auch ein mit Waffen ausgetragener Streit, eine feindselige Auseinandersetzung oder gar ein [[Krieg]]): „Zwietracht und Hader säen“, [[wikipedia:Wildgänse rauschen durch die Nacht#Text|„[…] weit wallt und wogt der Hader.“]].
Den Namen ''Jehovas Zeugen'' verwendet die Religionsgemeinschaft seit 1931, gestützt auf {{B|Jes|43|10–12}}. Davor waren sie als [[Wikipedia:Ernste Bibelforscher|Ernste Bibelforscher]] oder „Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher“ bekannt. Der Begriff „Russelliten“ wurde von Gegnern der Bibelforscher geprägt und gehörte nie zum Selbstverständnis der Religionsgemeinschaft. Als Eigenbezeichnung im deutschsprachigen Raum verwenden sie den Namen „Jehovas Zeugen in [Landbezeichnung]“. Ortsansässige Gemeinden, als Träger der Versammlungen und Organisatoren der Zusammenkünfte, verwenden die Bezeichnung „Jehovas Zeugen, Versammlung [Stadtbezeichnung]“.
== Kontroversen ==
Kritik an Jehovas Zeugen wird oft von Angehörigen anderer christlicher Gruppierungen oder ehemaligen Mitgliedern (oft „Aussteiger“ genannt) wie z.&nbsp;B. [[Wikipedia:Raymond Victor Franz|Raymond&nbsp;Franz]] geäußert. Es werden vor allem die Plausibilität der Lehren, die Methoden und die innere Zwangsstruktur der Glaubensgemeinschaft in Frage gestellt. In Veröffentlichungen der Zeugen Jehovas wird vor Publikationen ehemaliger Mitglieder gewarnt und jegliche Kritik zurückgewiesen.<ref>{{Literatur |Hrsg=Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania |Titel=Der Wachtturm |Datum=1994-07-01 |Seiten=12}}</ref> Manche Kritikpunkte werden von Religionswissenschaftlern bestritten bzw. konnten durch Gerichte nicht festgestellt werden und werden als unsubstantiiert zurückgewiesen.<ref>{{Literatur |Autor=[[Wikipedia:Gerhard Besier|Gerhard Besier]] und Renate-Maria Besier |Hrsg=Gerhard Besier und Erwin Scheuch |Titel=Zeugen Jehovas/Wachtturm-Gesellschaft: Eine „vormoderne“ religiöse Gemeinschaft in der „modernen“ Gesellschaft? Gutachtliche Stellungnahme |Sammelwerk=Die neuen Inquisitoren. Religionsfreiheit und Glaubensneid |Band=2 |Verlag=Edition Interfrom |Ort=Zürich |Datum=1999 |ISBN=978-3-7201-5278-5 |Seiten=114–123}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Michael Krenzer |Titel=Welch eine triste Epoche, in der es leichter ist ein Atom zu spalten als ein Vorurteil – Religiöse Minderheiten in deutschen Lehrplänen und Schulbüchern |Sammelwerk=Religion – Staat – Gesellschaft. Zeitschrift für Glaubensformen und Weltanschauungen |Band=6 |Nummer=2 |Datum=2005 |Seiten=177–262}}</ref>
Gegen ein Aussteigerbuch von Konja Simon Rohde, welches Anfang 2017 im Duisburger Mercator-Verlag erschien, versuchen die Zeugen Jehovas gerichtlich vorzugehen, indem sie Streichungen und Schwärzungen im Buch fordern.<ref>Vgl. https://www.waz.de/staedte/duisburg/zeugen-jehovas-gehen-gegen-buch-aus-dem-mercator-verlag-vor-id211248939.html </ref>
Rußland verbot erst kürzlich die "christliche Sekte".<ref>Vgl. https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5428447&s=Zeugen+Jehovas/ </ref>


== Streit unter Anthroposophen ==
== Siehe auch ==
Der selbst umstrittene anthroposophische Heilpädagoge [[Rüdiger Keuler]]<ref>Vgl. http://www.pelagius.de/index.php?id=21 und http://dummenfang.wordpress.com/2009/05/09/von-bullen-und-bocken/ </ref> äußerte sich zum Zustand der Anthroposophischen Gesellschaft wie folgt:
* {{WikipediaDE|Zeugen Jehovas}}
"Immer wieder wird an mich die Frage herangetragen: Wie kann es sein, daß Menschen, die sich mit der [[Anthroposophie]] beschäftigen, trotzdem jedem „[[Rattenfänger]]“ auf den Leim gehen? Müßten die Menschen nicht durch die seelischen und geistigen Fähigkeiten, die sie an der Anthroposophie sich erwerben können, davor geschützt sein, in Scharen den Visionen einer [[Judith von Halle]], den Erneuerungsbestrebungen einer [[Mieke Mosmuller]], den Verwandlungen der Geisteswissenschaft in [[Buddhismus]] eines [[Kühlewind]]s nachzulaufen? Oder den Geistimpulsen einer „Eingeweihten“ namens [[Ribeira]] zu erliegen? Dem „Sozial“milliardär [[Götz Werner]] an die Leimrute des „bedingungslosen [[Grundeinkommen]]s“ gehen, welches in seiner Vernunftswidrigkeit kaum zu überbieten ist? Oder dem [[Spiritismus]] eines [[Hermann Keimeyer]] aufsitzen? Schon immer hat es innerhalb oder außerhalb der Gesellschaft solche Phänomene gegeben, sie ändern sich nur scheinbar im Laufe der Zeit, der Grundduktus der sich durch diese Erscheinungen zieht bleibt aber der gleiche. Die katholifizierte Anthroposophie eines [[Valentin Tomberg]] und die sogenannte [[Tröstersekte]] seien exemplarisch für die Vergangenheit genannt, es könnten aber noch viele andere Namen genannt werden, die in der Vergangenheit und Gegenwart das Denken der „Anthroposophen“ vernebeln."<ref>http://www.pelagius.de/index.php?id=95 </ref>


Daran wird sichtbar, wieviel '''Streit''' innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft über den richtigen Weg, auch heute noch existiert. In der Vergangenheit sorgten diverse Mitgliedsausschlüsse, zeitweilige Ausschlüsse von Landesgesellschaften, die sogenannte "Bücherfrage am Goetheanum" und anderes mehr gleichfalls für erheblichen Wirbel und für Unruhe unter den Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft. Schon zu Lebzeiten [[Rudolf Steiner]]s sorgte die "Dornacher Krise von 1915" (vgl. [[GA 253]]) um [[Alice Sprengel]] und Gefolgschaft für erhebliche Unruhe.
== Literatur ==
Doch Rudolf Steiner selbst gelang es immer wieder, die Anthroposophische Gesellschaft aus gegenseitigen Schlammschlachten und anderen Nickeligkeiten weitgehend herauszuhalten.
* Gerhard Besier, Erwin K. Scheuch (Hrsg.): ''Die neuen Inquisitoren, Religionsfreiheit und Glaubensneid.'' Band 2, Edition Interfrom, Zürich 1999, ISBN 3-7201-5278-2.
* Gerald Hacke: ''Die Zeugen Jehovas im Dritten Reich und in der DDR. Feindbild und Verfolgungspraxis'' (= ''Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung''. Bd. 41). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-36917-3.
* Ferdinand Herrmann (Hrsg.): ''Symbolik der Religionen.'' Band 11: ''Symbolik der kleineren Kirchen, Freikirchen und Sekten des Westens.'' Hiersemann, Stuttgart 1964.
* Sebastian Koch (Hrsg.): ''Die Zeugen Jehovas in Ostmittel-, Südost- und Südeuropa: Zum Schicksal einer religiösen Minderheit.'' LIT Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0683-5.
* Robert Schmidt: ''Zeugen Jehovas.'' In: Christoph Auffarth, Jutta Bernard, Hubert Mohr (Hrsg.): ''Metzler-Lexikon Religion. Gegenwart – Alltag – Medien.'' Bd.&nbsp;3, J. B. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2000, ISBN 3-476-01553-X, S. 708–711.
* {{TRE|36|660|663|Zeugen Jehovas|Matthias Schreiber}} ({{Google Buch|BuchID=Mrb7kRD5-ekC|Seite=663}})
* David L. Weddle: ''Jehovah’s Witnesses.'' In: Lindsay Jones (Hrsg.): ''Encyclopedia of Religion.'' 2. Auflage. Bd.&nbsp;7, Thomson Gale, Farmington MI 2005, ISBN 0-02-865740-3, S. 4820–4824.
* Konja Simon Rohde: ''Ausstieg ins Leben. Wie ich aufhörte, ein Zeuge Jehovas zu sein'', Mercator Vlg., Duisburg 2017, ISBN 978-3-946895-05-3
* Monika Deppe: ''Die Zeugen Jehovas. Auch ich habe ihnen geglaubt''. Sanfter Einstieg, harter Ausstieg. Ein Lebensbericht, Brunnen Vlg., Giessen 2015, ISBN 978-3-7655-3967-1


"Daskalos machte (...) darauf aufmerksam, wie Streit eine esoterische Bewegung "vergiftet" (sein Wort!) und lähmt."<ref>http://www.astrotext-astrosoft.de/Seiten/Leute/Daskalos.htm </ref>
== Weblinks ==
{{Portal|Christentum}}
{{Wikinews|Kategorie:Zeugen Jehovas|Zeugen Jehovas}}
{{Commonscat|Jehovah's Witnesses|Zeugen Jehovas}}
* [http://www.jw.org/de JW.ORG: Offizielle Website der Zeugen Jehovas mit diversen Audio-, Video- und E-Book-Downloads in vielen Sprachen]
* [http://remid.de/pdf/remid-faltblatt-ZJ_alt.pdf Kurzinformation über Zeugen Jehovas] (Stand Januar 2012). Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst e.&nbsp;V.
* {{dmoz|World/Deutsch/Gesellschaft/Religion_und_Spiritualität/Christentum/Glaubensrichtungen/Zeugen_Jehovas|Zeugen Jehovas}}
* [http://www.jehovaszeugen.de/ Deutsche Internetseite der Zeugen Jehovas (mit Pressemitteilungen, Radiosendungen und Informationen über Glaubensansichten)]


Daher ist es an der Zeit, sich wieder auf die "Einheit in der Vielheit" (EVI-Prinzip)<ref>Vgl. [[Rainer Rappmann]]: ''Die Anthroposophen und Die Grünen''. In: R. Giese (Hg.): Sozial handeln - aus der Erkenntnis des sozial Ganzen. Soziale Dreigliederung heute, Verlag Reinhard Giese, Rabel 1980, S. 220 - 225, hier: S. 225</ref> zu besinnen. Die europäische Bewegung der Grünen beispielsweise, kam nur durch dieses Prinzip zu ihren heutigen Erfolgen.<ref>Vgl. z.B. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13531966.html </ref>
== Einzelnachweise ==
 
<references />
"In welchen Wirrnissen, in welchem wirrnisvollen Denken eine Weltanschauung lebt, die nicht die sinnvolle Brücke herstellt zu dem, was in der menschlichen Umgebung ist, davon macht man sich heute gar keine Vorstellung. Aber das ist es, was der Erziehung einverleibt werden muß, um nur eines zu erwähnen: dieses sinnvolle Miterleben der Umgebung; nicht bloß verstandesmäßig die Umgebung auffassen, sondern sinnvoll miterleben, so daß man wirklich mit der ganzen Seele die Formen des Tierreiches, des Pflanzenreiches und des Mineralreiches in sich aufnimmt. Was würde man so einem vierzehn-, fünfzehnjährigen Jungen oder Mädchen für eine Wohltat tun, wenn man sie einmal auf einen Spaziergang mitnimmt und sagt: Sieh einmal diese Wolkenbildungen an! – Dann wieder auf einem nächsten Spaziergang, wo die Wolken anders gebildet sind: Nun sieh dir diese Wolken an. Präge dir das ein, so daß du ein Bild hast von diesen Formen! – Nachdem man das Kind eine Zeitlang das Ganze hat anschauen lassen, geht man zu seinem Regal und nimmt Goethes «Naturwissenschaftliche Schriften» heraus, wo er die verschiedenen Wolkenformen, wie sie ineinander und auseinander entstehen, in sinnvoller Weise darstellt. Das Kind wird das sogleich verstehen, wird sogleich in dieses lebendige, sinnvolle Vorstellen der Wolkenformen sich einleben, wird etwas Wunderbares durchmachen. Oder man lasse das Kind im Garten eine Pflanze beobachten, wie sie im Frühling, im Sommer, im Herbste ist, und lese ihm dann aus Goethes Gedichten die «Metamorphose der Pflanzen» vor. Da hat man etwas, was sinnvoll in die Natur hineinführt. Solche Dinge gehören dazu, die Stimmung des erwartungsvollen Lebens zu erzeugen, solche Dinge gehören dazu, wenn erreicht werden soll, daß nicht der Geist zurückgestaut wird und ins Blut, ins Fleisch hineingeht, sondern in entsprechender Weise im Inneren von der Seele ergriffen wird. Gewisse Dinge dürfen eben nicht im Laufe der Entwickelung ins Fleisch gehen, sondern müssen in der Seele bleiben. Was geschieht denn, wenn sie ins Fleisch, ins Blut gehen? Dann begründen sie im Unterbewußten Affekte, Leidenschaften, denen Namen gegeben werden, denen Masken gegeben werden, und die manchmal etwas ganz anderes sind als die Masken, die ihnen gegeben werden. Heute lebt so vieles – und es kommt in der menschlichen Entwickelung zum Ausdruck –, was dadurch entstanden ist, daß ins Blut, ins Fleisch übergegangen ist, was in der Seele hätte bleiben sollen. Und was wird dadurch begründet? Es begründet Streit, Zwietracht, Disharmonie über die Erde hin. Das maskiert sich in allen möglichen Formen." (Lit.: [[GA 174b]], Seite 347f).


"Wenn mehrere Menschen sich mit demjenigen, was sie aus dem Alltagsbewußtsein haben, dann zusammenfinden und nicht mit der vollen Empfindung sich erheben zu der übersinnlichen Welt, wenn sich solche Menschen zusammenfinden, um einfach in der alltäglichen Seelenverfassung die Sprache der übersinnlichen Welt zu hören, dann ist eine unermesslich große Möglichkeit gegeben, daß sie ins Streiten kommen, weil sie untereinander auf die naturgemäßeste Weise zu Egoisten werden. Dagegen gibt es allerdings ein kräftiges Mittel, das aber auch erst in der Menschenseele entwickelt werden muß: das ist das Mittel der innerlichsten durchseelten Toleranz. Aber das muß eben anerzogen werden. Im gewöhnlichen Bewußtsein des alltäglichen Erlebens reicht für die Bedürfnisse, die die meisten Menschen haben, ein recht geringfügiger Grad von Toleranz aus und vieles korrigiert ja einfach die natürliche Umgebung. Wenn der Mensch in der Lage ist, die entgegengesetzteste Anschauung des andern mit derselben Toleranz aufzunehmen, wie seine eigene, dann erst erwirbt er sich die notwendige soziale Seelenverfassung für das Erleben desjenigen, was in der Theorie aus höheren Welten heraus verkündet wird. So wird es verständlich, gerade aus dem Begreifen der Eigentümlichkeit der höheren Welten heraus, daß sehr leicht in Gesellschaften mit geistigem Inhalt Streit und Zank entstehen kann und daß notwendig ist, sich für solche Gesellschaften in einer solchen Weise zu erziehen, daß man in einem unermeßlich weiteren Grade den anderen erträgt, als man das für die physische Welt gewohnt ist." (Lit.: [[GA 257]], Seite 129ff).
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==Einzelnachweise==
[[Kategorie:Religion]]
 
<references />
 
== Siehe auch ==
[[Konflikt]]
==Literatur==


* Rudolf Steiner: ''Die geistigen Hintergründe des Ersten Weltkrieges'', [[GA 174b]], Dornach 1974
* Rudolf Steiner: ''Probleme des Zusammenlebens in der Anthroposophischen Gesellschaft'', [[GA 253]], Dornach 1989
* Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Gemeinschaftsbildung'', [[GA 257]], Dornach 1965
{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Recht]]

Version vom 14. Dezember 2017, 03:43 Uhr

Weltzentrale der Zeugen Jehovas in Warwick im Bundesstaat New York (USA)

Die Zeugen Jehovas (Eigenbezeichnung: Jehovas Zeugen,[1] eng.: Jehovah’s Witnesses[2]) sind eine christliche, chiliastisch ausgerichtete und nichttrinitarische Religionsgemeinschaft, die sich kirchlich organisiert. Sie gingen aus der „Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher“ hervor, die im ausgehenden 19. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten von Charles Taze Russell gegründet wurde.[3]

Zeugen Jehovas sind durch ihre ausgeprägte Missionstätigkeit, ihre Ablehnung von Bluttransfusionen, das Nichtbegehen aller religiösen Feier- und Festtage außer dem Abendmahl und das Nichtfeiern von Geburtstagen bekannt. Die Missionstätigkeit führen sie unter anderem durch das "Predigen" an Haustüren und durch das Verteilen der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! aus. Alle Print-, audiovisuelle Medien, Software und Onlineinhalte werden durch ein eigenes spendenfinanziertes, gemeinnütziges Verlagsunternehmen im Rahmen der Wachtturm-Gesellschaft produziert. Die meisten Inhalte und Medien werden in 884 Sprachen (Stand: März 2017)[4] zur Verfügung gestellt.

Den Namen Jehovas Zeugen verwendet die Religionsgemeinschaft seit 1931, gestützt auf Jes 43,10–12 EU. Davor waren sie als Ernste Bibelforscher oder „Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher“ bekannt. Der Begriff „Russelliten“ wurde von Gegnern der Bibelforscher geprägt und gehörte nie zum Selbstverständnis der Religionsgemeinschaft. Als Eigenbezeichnung im deutschsprachigen Raum verwenden sie den Namen „Jehovas Zeugen in [Landbezeichnung]“. Ortsansässige Gemeinden, als Träger der Versammlungen und Organisatoren der Zusammenkünfte, verwenden die Bezeichnung „Jehovas Zeugen, Versammlung [Stadtbezeichnung]“.

Kontroversen

Kritik an Jehovas Zeugen wird oft von Angehörigen anderer christlicher Gruppierungen oder ehemaligen Mitgliedern (oft „Aussteiger“ genannt) wie z. B. Raymond Franz geäußert. Es werden vor allem die Plausibilität der Lehren, die Methoden und die innere Zwangsstruktur der Glaubensgemeinschaft in Frage gestellt. In Veröffentlichungen der Zeugen Jehovas wird vor Publikationen ehemaliger Mitglieder gewarnt und jegliche Kritik zurückgewiesen.[5] Manche Kritikpunkte werden von Religionswissenschaftlern bestritten bzw. konnten durch Gerichte nicht festgestellt werden und werden als unsubstantiiert zurückgewiesen.[6][7]

Gegen ein Aussteigerbuch von Konja Simon Rohde, welches Anfang 2017 im Duisburger Mercator-Verlag erschien, versuchen die Zeugen Jehovas gerichtlich vorzugehen, indem sie Streichungen und Schwärzungen im Buch fordern.[8]

Rußland verbot erst kürzlich die "christliche Sekte".[9]

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Besier, Erwin K. Scheuch (Hrsg.): Die neuen Inquisitoren, Religionsfreiheit und Glaubensneid. Band 2, Edition Interfrom, Zürich 1999, ISBN 3-7201-5278-2.
  • Gerald Hacke: Die Zeugen Jehovas im Dritten Reich und in der DDR. Feindbild und Verfolgungspraxis (= Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung. Bd. 41). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-36917-3.
  • Ferdinand Herrmann (Hrsg.): Symbolik der Religionen. Band 11: Symbolik der kleineren Kirchen, Freikirchen und Sekten des Westens. Hiersemann, Stuttgart 1964.
  • Sebastian Koch (Hrsg.): Die Zeugen Jehovas in Ostmittel-, Südost- und Südeuropa: Zum Schicksal einer religiösen Minderheit. LIT Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0683-5.
  • Robert Schmidt: Zeugen Jehovas. In: Christoph Auffarth, Jutta Bernard, Hubert Mohr (Hrsg.): Metzler-Lexikon Religion. Gegenwart – Alltag – Medien. Bd. 3, J. B. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2000, ISBN 3-476-01553-X, S. 708–711.
  • Matthias Schreiber: Zeugen Jehovas. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 36, de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 3-11-017842-7, S. 660–663. (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche)
  • David L. Weddle: Jehovah’s Witnesses. In: Lindsay Jones (Hrsg.): Encyclopedia of Religion. 2. Auflage. Bd. 7, Thomson Gale, Farmington MI 2005, ISBN 0-02-865740-3, S. 4820–4824.
  • Konja Simon Rohde: Ausstieg ins Leben. Wie ich aufhörte, ein Zeuge Jehovas zu sein, Mercator Vlg., Duisburg 2017, ISBN 978-3-946895-05-3
  • Monika Deppe: Die Zeugen Jehovas. Auch ich habe ihnen geglaubt. Sanfter Einstieg, harter Ausstieg. Ein Lebensbericht, Brunnen Vlg., Giessen 2015, ISBN 978-3-7655-3967-1

Weblinks

Portal
Portal
 Wikipedia:Portal: Christentum – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Christentum
Commons: Zeugen Jehovas - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1.  Hermann Weber: Die Religionsfreiheit und das Staat-Kirche-Verhältnis in Europa und den USA. In: Religion - Staat - Gesellschaft. Zeitschrift für Glaubensformen und Weltanschauungen. 14. Jahrgang (2013), Nr. Heft 1, LIT Verlag, Münster 2013, ISBN 978-3-643-99850-7, ISSN 1438-955X, S. 127.
  2. Jehovah’s Witnesses – Official Website. Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania, abgerufen am 11. März 2013 (english).
  3. Charles Taze Russell. Encyclopædia Britannica, Inc., abgerufen am 12. April 2013 (english): „Charles Taze Russell, …, founder of the International Bible Students Association, forerunner of the Jehovah’s Witnesses.“
  4. Jehovas Zeugen — Offizielle Website: jw.org. Abgerufen am 24. Juli 2016.
  5.  Der Wachtturm. 1. Juli 1994, S. 12.
  6.  Gerhard Besier und Renate-Maria Besier: Zeugen Jehovas/Wachtturm-Gesellschaft: Eine „vormoderne“ religiöse Gemeinschaft in der „modernen“ Gesellschaft? Gutachtliche Stellungnahme. In: Die neuen Inquisitoren. Religionsfreiheit und Glaubensneid. 2, Edition Interfrom, Zürich 1999, ISBN 978-3-7201-5278-5, S. 114–123.
  7.  Michael Krenzer: Welch eine triste Epoche, in der es leichter ist ein Atom zu spalten als ein Vorurteil – Religiöse Minderheiten in deutschen Lehrplänen und Schulbüchern. In: Religion – Staat – Gesellschaft. Zeitschrift für Glaubensformen und Weltanschauungen. 6, Nr. 2, 2005, S. 177–262.
  8. Vgl. https://www.waz.de/staedte/duisburg/zeugen-jehovas-gehen-gegen-buch-aus-dem-mercator-verlag-vor-id211248939.html
  9. Vgl. https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5428447&s=Zeugen+Jehovas/


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