Dritte Hierarchiestufe und Bibliothek:Rudolf Steiner/Werke/GA 9 Theosophie/Die drei Welten/V. Die physische Welt und ihre Verbindung mit Seelen- und Geisterland: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''dritte Hierarchiestufe''' umfasst jene geistige [[Wesenheit]]en, die in ihrer Rangordnung unmittelbar über dem [[Mensch]]en stehen.
=== V. Die physische Welt und ihre Verbindung mit Seelen- und Geisterland ===


Zur dritten Hierarchiestufe gehören die folgenden drei Hierarchien der '''Engelwesenheiten''' im engeren Sinn:
Die Gebilde der Seelenwelt und des Geisterlandes können nicht der Gegenstand äußerer sinnlicher Wahrnehmung sein. Die Gegenstände dieser sinnlichen Wahrnehmung sind den beschriebenen beiden Welten als eine dritte anzureihen. Auch während seines leiblichen Daseins lebt der Mensch gleichzeitig in den drei Welten. Er nimmt die Dinge der sinnlichen Welt wahr und wirkt auf sie. Die Gebilde der Seelenwelt wirken durch ihre Kräfte der Sympathie und Antipathie auf ihn ein; und seine eigene Seele erregt durch ihre Neigungen und Abneigungen, durch ihre Wünsche und Begierden Wellen in der Seelenwelt. Die geistige Wesenheit der Dinge aber spiegelt sich in seiner Gedankenwelt; und er selbst ist als denkendes Geistwesen Bürger des Geisterlandes und Genosse alles dessen, was in diesem Gebiete der Welt lebt. Daraus wird ersichtlich, daß die sinnliche Welt nur ein Teil dessen ist, was den Menschen umgibt. Aus der allgemeinen Umwelt des Menschen hebt sich dieser Teil mit einer gewissen Selbständigkeit ab, weil ihn die Sinne wahrnehmen können, die das Seelische und Geistige unberücksichtigt lassen, das ebenso dieser Welt angehört. Wie ein Stück Eis, das auf dem Wasser schwimmt, Stoff ist des umgebenden Wassers, aber sich durch gewisse Eigenschaften von diesem abhebt, so sind die Sinnendinge Stoff der sie umgebenden Seelen- und Geisterwelt; und sie heben sich von diesen durch gewisse Eigenschaften ab, die sie sinnlich wahrnehmbar machen. Sie sind - halb bildlich gesprochen - verdichtete Geist- und Seelengebilde; und die Verdichtung [147] bewirkt, daß die Sinne sich von ihnen Kenntnis verschaffen können. Ja, wie das Eis nur eine Form ist, in der das Wasser existiert, so sind die Sinnendinge nur eine Form, in der die Seelen- und Geistwesen existieren. Hat man das begriffen, so faßt man auch, daß, wie das Wasser in Eis, so die Geist- in die Seelenwelt und diese in die Sinnenwelt übergehen können.<br>Von diesem Gesichtspunkte aus ergibt sich auch, warum der Mensch sich Gedanken über die sinnlichen Dinge machen kann. Denn es gibt eine Frage, welche sich doch jeder Denkende stellen müßte, nämlich die: in welchem Verhältnisse steht der Gedanke, den sich der Mensch über einen Stein macht, zu diesem Steine selbst? Denjenigen Menschen, die besonders tiefe Blicke in die äußere Natur tun, tritt diese Frage in voller Klarheit vor das geistige Auge. Sie empfinden die Zusammenstimmung der menschlichen Gedankenwelt mit dem Bau und der Einrichtung der Natur. In schöner Art spricht sich zum Beispiel der große Astronom Keller über diese Harmonie aus:<br>«Wahr ist's, daß der göttliche Ruf, welcher die Menschen Astronomie lernen heißt, in der Welt selbst geschrieben steht, nicht zwar in Worten und Silben, aber der Sache nach, vermöge der Angemessenheit der menschlichen Begriffe und Sinne zu der Verkettung der himmlischen Körper und Zustände.» - Nur weil die Dinge der Sinnenwelt nichts anderes sind als die verdichteten Geistwesenheiten, kann der Mensch, der sich durch seine Gedanken zu diesen Geistwesenheiten erhebt, in seinem Denken die Dinge verstehen. Es stammen die Sinnendinge aus der Geisterwelt, sie sind nur eine andere Form der Geisteswesenheiten; und wenn sich der Mensch Gedanken über die Dinge [148] macht, so ist sein Inneres nur von der sinnlichen Form ab- und zu den geistigen Urbildern dieser Dinge hingerichtet. Ein Ding durch Gedanken verstehen ist ein Vorgang, der verglichen werden kann mit dem, durch welchen ein fester Körper zuerst im Feuer flüssig gemacht wird, damit ihn der Chemiker dann in seiner flüssigen Form untersuchen kann.<br>In den verschiedenen Regionen des Geisterlandes zeigen sich (vergleiche Seite 120 ff.) die geistigen Urbilder der sinnlichen Welt. In der fünften, sechsten und siebenten Region finden sich diese Urbilder noch als lebendige Keimpunkte, in den vier unteren Regionen gestalten sie sich zu geistigen Gebilden. Diese geistigen Gebilde nimmt in einem schattenhaften Abglanz der Menschengeist wahr, wenn er durch sein Denken sich das Verständnis der sinnlichen Dinge verschaffen will. Wie diese Gebilde sich zur sinnlichen Welt verdichtet haben, das ist für denjenigen eine Frage, der ein geistiges Verständnis seiner Umwelt anstrebt. - Zunächst gliedert sich für die menschliche Sinnesanschauung diese Umwelt in die vier deutlich voneinander geschiedenen Stufen: die mineralische, die pflanzliche, die tierische und die menschliche. Das Mineralreich wird durch die Sinne wahrgenommen und durch das Denken begriffen. Macht man sich über einen mineralischen Körper einen Gedanken, so hat man es somit mit einem Zweifachen zu tun: mit dem Sinnendinge und mit dem Gedanken. Demgemäß hat man sich vorzustellen, daß dieses Sinnending ein verdichtetes Gedankenwesen ist. Nun wirkt ein mineralisches Wesen auf ein anderes in äußerlicher Weise. Es stößt an dasselbe und bewegt es; es erwärmt es, beleuchtet es, löst es auf und so weiter. Diese [149] äußerliche Wirkungsart ist durch Gedanken auszudrücken. Der Mensch macht sich Gedanken darüber, wie die mineralisches Dinge äußerlich gesetzmäßig aufeinander wirken. Dadurch erweitern sich seine einzelnen Gedanken zu einem Gedankenbilde der gesamten mineralischen Welt. Und dieses Gedankenbild ist ein Abglanz des Urbildes der ganzen mineralischen Sinnenwelt. Es ist als ein Ganzes in der geistigen Welt zu finden. Im Pflanzenreiche treten zu der äußeren Wirkung eines Dinges auf das andere noch die Erscheinungen des Wachstums und der Fortpflanzung hinzu. Die Pflanze vergrößert sich und bringt aus sich Wesen ihresgleichen hervor. Zu dem, was dem Menschen im Mineralreiche entgegentritt, kommt hier noch das Leben. Die einfache Besinnung auf diese Tatsache gibt einen Ausblick, der hier lichtbringend ist die Pflanze hat in sich die Kraft, sich selbst ihre lebendige Gestalt zu geben und diese Gestalt an einem Wesen ihresgleichen hervorzubringen. Und zwischen der gestaltlosen Art der mineralischen Stoffe, wie sie uns in den Gasen, in den Flüssigkeiten und so weiter gegenübertreten, und der lebendigen Gestalt der Pflanzenwelt stehen die Formen der Kristalle mitten drinnen. In den Kristallen haben wir den Übergang von der gestaltlosen Mineralwelt zu der lebendigen Gestaltungsfähigkeit des Pflanzenreiches zu suchen. - In diesem äußerlich sinnlichen Vorgang der Gestaltung - in den beiden Reichen, dem mineralischen und dem pflanzlichen - hat man die sinnliche Verdichtung des rein geistigen Vorganges zu sehen, der sich abspielt, wenn die geistigen Keime der drei oberen Regionen des Geisterlandes sich zu den Geistgestalten der unteren Regionen bilden. Dem Prozeß der Kristallisation entspricht in [150] der geistigen Welt als sein Urbild der Übergang von dem formlosen Geistkeim zu dem gestalteten Gebilde. Verdichtet sich dieser Übergang so, daß ihn die Sinne in seinem Ergebnis wahrnehmen können, so stellt er sich in der Sinnenwelt als mineralischer Kristallisationsprozeß dar. - Nun ist aber auch in dem Pflanzenleben ein gestalteter Geistkeim vorhanden. Aber hier ist dem gestalteten Wesen noch die lebendige Gestaltungsfähigkeit erhalten geblieben. In dem Kristall hat der Geistkeim bei seiner Gestaltung die Bildungsfähigkeit verloren. Er hat sich in der zustande gebrachten Gestalt ausgelebt. Die Pflanze hat Gestalt und dazu auch noch Gestaltungsfähigkeit. Die Eigenschaft der Geistkeime in den oberen Regionen des Geisterlandes ist dem Pflanzenleben bewahrt geblieben. Die Pflanze ist also Gestalt wie der Kristall, und dazu noch Gestaltungskraft. Außer der Form, welche die Urwesen in der Pflanzengestalt angenommen haben, arbeitet an dieser noch eine andere Form, die das Gepräge der Geistwesen aus den oberen Regionen trägt. Sinnlich wahrnehmbar ist an der Pflanze aber nur, was sich in der fertigen Gestalt auslebt; die bildenden Wesenheiten, welche dieser Gestalt die Lebendigkeit geben, sind im Pflanzenreiche auf sinnlich-unwahrnehmbare Art vorhanden. Das sinnliche Auge sieht die kleine Lilie von heute und die größer gewordene nach einiger Zeit. Die Bildungskraft, welche die letztere aus der ersten herausarbeitet, sieht dieses Auge nicht. Diese bildende Kraftwesenheit ist der sinnlich-unsichtbar webende Teil in der Pflanzenwelt. Die Geistkeime sind um eine Stufe Herabgestiegen, um im Gestaltenreich zu wirken. In der Geisteswissenschaft kann von Elementarreichen gesprochen werden. Bezeichnet man die Urformen, [151] die noch keine Gestalt haben, als erstes Elementarreich, so sind die sinnlich unsichtbaren Kraftwesenheiten, die als die Werkmeister des Pflanzenwachstums wirken, Angehörige des zweiten Elementarreiches. In der tierischen Welt kommt zu den Fähigkeiten des Wachstums und der Fortpflanzung noch Empfindung und Trieb hinzu. Das sind Äußerungen der seelischen Welt. Ein Wesen, das mit ihnen begabt ist, gehört dieser Welt an, empfängt von ihr Eindrücke und übt auf sie Wirkungen. Nun ist jede Empfindung, jeder Trieb, die in einem tierischen Wesen entstehen, aus dem Untergrunde der Tierseele hervorgeholt. Die Gestalt ist bleibender als die Empfindung oder der Trieb. Man kann sagen, so wie sich die sich verändernde Pflanzengestalt zur starren Kristallform verhält, so das Empfindungsleben zur bleibenderen lebendigen Gestalt. Die Pflanze geht in der gestaltbildenden Kraft gewissermaßen auf; sie gliedert immer neue Gestalten während ihres Lebens an. Erst setzt sie die Wurzel, dann die Blattgebilde, dann die Blüten und so weiter an. Das Tier schließt mit einer in sich vollendeten Gestalt ab und entwickelt innerhalb derselben das wechselvolle Empfindungs- und Triebleben. Und dieses Leben hat sein Dasein in der seelischen Welt. So wie nun die Pflanze das ist, was wächst und sich fortpflanzt, so ist das Tier dasjenige, was empfindet und seine Triebe entwickelt. Diese sind für das Tier das Formlose, das sich in immer neuen Formen entwickelt. Sie haben letzten Endes ihre urbildlichen Vorgänge in den höchsten Regionen des Geisterlandes. Aber sie betätigen sich in der seelischen Welt. So kommen in der Tierwelt zu den Kraftwesenheiten, die als sinnlich-unsichtbare das Wachstum und die Fortpflanzung lenken, [152] andere hinzu, die noch eine Stufe tiefer gestiegen sind in die seelische Welt. Im tierischen Reich sind als die Werkmeister, welche die Empfindungen und Triebe bewirken, formlose Wesenheiten vorhanden, die sich in seelische Hüllen kleiden. Sie sind die eigentlichen Baumeister der tierischen Formen. Man kann das Gebiet, dem sie angehören, in der Geisteswissenschaft als das dritte Elementarreich bezeichnen. - Der Mensch ist außer mit den bei Pflanzen und Tieren genannten Fähigkeiten noch mit derjenigen ausgestattet, die Empfindungen zu Vorstellungen und Gedanken zu verarbeiten und seine Triebe denkend zu regeln. Der Gedanke, der in der Pflanze als Gestalt, im Tiere als seelische Kraft erscheint, tritt bei ihm als Gedanke selbst, in seiner eigenen Form, auf. Das Tier ist Seele; der Mensch ist Geist. Die Geistwesenheit ist noch um eine Stufe tiefer herabgestiegen. Beim Tiere ist sie seelenbildend. Beim Menschen ist sie in die sinnliche Stoffwelt selbst eingezogen. Der Geist ist innerhalb des menschlichen Sinnenleibes anwesend. Und weil er im sinnlichen Kleide erscheint, kann er nur als jener schattenhafte Abglanz erscheinen, welchen der Gedanke vom Geistwesen darstellt. Durch die Bedingungen des physischen Gehirnorganismus erscheint im Menschen der Geist - Aber der Geist ist dafür auch des Menschen innerliche Wesenheit geworden. Der Gedanke ist die Form, welche die formlose Geistwesenheit im Menschen annimmt, wie sie in der Pflanze Gestalt, im Tiere Seele annimmt. Dadurch hat der Mensch kein ihn aufbauendes Elementarreich außer sich, insofern er denkendes Wesen ist. Sein Elementarreich arbeitet in seinem sinnlichen Leibe. Nur insofern der Mensch Gestalt und Empfindungswesen [153] ist, arbeiten an ihm die Elementarwesen derselben Art, d je an den Pflanzen und Tieren arbeiten. Der Gedankenorganismus aber wird im Menschen ganz vom Inneren seines physischen Leibes herausgearbeitet. Im Geistorganismus des Menschen, in seinem zum vollkommenen Gehirn ausgebildeten Nervensystem, hat man sinnlich-sichtbar vor sich, was an den Pflanzen und Tieren als unsinnliche Kraftwesenheit arbeitet. Dies macht, daß das Tier Selbstgefühl, der Mensch aber Selbstbewußtsein zeigt. Im Tiere fühlt sich der Geist als Seele; er erfaßt sich noch nicht als Geist. Im Menschen erkennt der Geist sich als Geist, wenn auch - durch die physischen Bedingungen - als schattenhaften Abglanz des Geistes, als Gedanke. - In diesem Sinne gliedert sich die dreifache Welt in der folgenden Art: 1. Das Reich der urbildlichen formlosen Wesen (erstes Elementarreich); 2. das Reich der gestaltenschaffenden Wesen (zweites Elementarreich); 3. das Reich der seelischen Wesen (drittes Elementarreich); 4. das Reich der geschaffenen Gestalten (Kristallgestalten); 5. das Reich, das in Gestalten sinnlich wahrnehmbar wird, an dem aber die gestaltenschaffenden Wesen wirken (Pflanzenreich); 6. das Reich, das in Gestalten sinnlich wahrnehmbar wird, an dem aber außerdem noch die gestaltenschaffenden und die sich seelisch auslebenden Wesenheiten wirken (Tierreich); und 7. das Reich, in dem die Gestalten sinnlich wahrnehmbar sind, an dem aber noch die gestaltenschaffenden und seelisch sich auslebenden Wesenheiten wirken und in dem sich der Geist selbst in Form des Gedankens innerhalb der Sinnenwelt gestaltet (Menschenreich).<br>Hieraus ergibt sich, wie die Grundbestandteile des im [154] Leibe lebenden Menschen mit der geistigen Welt zusammenhängen. Den physischen Körper, den Ätherleib, den empfindenden Seelenleib und die Verstandesseele hat man als in der Sinnenwelt verdichtete Urbilder des Geisterlandes anzusehen. Der physische Körper kommt dadurch zustande, daß des Menschen Urbild bis zur sinnlichen Erscheinung verdichtet wird. Man kann deshalb auch diesen physischen Leib eine zur sinnlichen Anschaulichkeit verdichtete Wesenheit des ersten Elementarreiches nennen. Der Ätherleib entsteht dadurch, daß die auf diese Art entstandene Gestalt beweglich erhalten wird durch eine Wesenheit, die ihre Tätigkeit in das sinnliche Reich herein erstreckt, selbst aber nicht sinnlich anschaubar wird. Will man diese Wesenheit vollständig charakterisieren, so muß man sagen, sie hat zunächst ihren Ursprung in den höchsten Regionen des Geisterlandes und gestaltet sich dann in der zweiten Region zu einem Urbild des Lebens. Als solches Urbild des Lebens wirkt sie in der sinnlichen Welt. In ähnlicher Art hat die Wesenheit, welche den empfindenden Seelenleib aufbaut, ihren Ursprung in den höchsten Gebieten des Geisterlandes, gestaltet sich in der dritten Region desselben zum Urbilde der Seelenwelt und wirkt als solches in der sinnlichen Welt. Die Verstandesseele aber wird dadurch gebildet, daß des denkenden Menschen Urbild sich in der vierten Region des Geisterlandes zum Gedanken gestaltet und als solcher unmittelbar als denkende Menschenwesenheit in der Sinneswelt wirkt. - So steht der Mensch innerhalb der Sinneswelt; so arbeitet der Geist an seinem physischen Körper, an seinem Ätherleib und an seinem empfindenden Seelenleib. So kommt dieser Geist in der Verstandesseele zur Erscheinung. – [155] An den drei unteren Gliedern des Menschen arbeiten also die Urbilder in Form von Wesenheiten mit, die ihm in einer gewissen Art äußerlich gegenüberstehen; in seiner Verstandesseele wird er selbst zum (bewußten) Arbeiter an sich. - Und die Wesenheiten, die an seinem physischen Körper arbeiten, sind dieselben, welche die mineralische Natur bilden. An seinem Ätherleib wirken Wesenheiten von der Art, die im Pflanzenreich, an seinem empfindenden Seelenleib solche, die im Tierreich auf Sinnlich-unwahrnehmbare Art leben, die aber ihre Wirksamkeit in diese Reiche herein erstrecken.<br>So wirken die verschiedenen Welten zusammen. Die Welt, in welcher der Mensch lebt, ist der Ausdruck dieses Zusammenwirkens.<br>- - -<br>Hat man die sinnliche Welt in dieser Art begriffen, so eröffnet sich auch das Verständnis für Wesen anderer Art, als diejenigen sind, die in den genannten vier Reichen der Natur ihr Dasein haben. Ein Beispiel für solche Wesenheiten ist das, was man Volksgeist (Nationalgeist) nennt. Dieser kommt nicht in sinnlicher Art unmittelbar zur Erscheinung. Er lebt sich aus in den Empfindungen, Gefühlen, Neigungen und so weiter, die man als die einem Volke gemeinsamen beobachtet. Er ist eine Wesenheit, die sich nicht sinnlich verkörpert; sondern wie der Mensch seinen Leib sinnlich anschaulich gestaltet, so gestaltet sie den ihrigen aus dem Stoffe der Seelenwelt. Dieser Seelenleib des Volksgeistes ist wie eine Wolke, in welcher die Glieder eines Volkes leben, deren Wirkungen in den Seelen der betreffenden Menschen zum Vorschein kommen, [156] die aber nicht aus diesen Seelen selbst stammt. Wer sich den Volksgeist nicht in dieser Art vorstellt, für den bleibt er ein schemenhaftes Gedankenbild ohne Wesen und Leben, eine leere Abstraktion. - Und ein ähnliches wäre zu sagen in bezug auf das, was man Zeitgeist nennt. Ja, es wird dadurch der geistige Blick geweitet über eine Mannigfaltigkeit von anderen, von niederen und höheren Wesenheiten, die in der Umwelt des Menschen leben, ohne daß er sie sinnlich wahrnehmen kann. Diejenigen, welche geistiges Anschauungsvermögen haben, nehmen aber solche Wesen wahr und können sie beschreiben. Zu den niedrigeren Arten solcher Wesen gehört alles, was die Wahrnehmer der geistigen Welt als Salamander, Sylphen, Undinen, Gnomen beschreiben. Es sollte nicht gesagt zu werden brauchen, daß solche Beschreibungen nicht als Abbilder der ihnen zugrunde liegenden Wirklichkeit gelten können. Wären sie dieses, so wäre die durch sie gemeinte Welt keine geistige, sondern eine grob-sinnliche. Sie sind Veranschaulichungen einer geistigen Wirklichkeit, die sich eben nur auf diese Art, durch Gleichnisse, darstellen läßt. Wenn derjenige, der nur das sinnliche Anschauen gelten lassen will, solche Wesenheiten als Ausgeburten einer wüsten Phantasie und des Aberglaubens ansieht, so ist das durchaus begreiflich. Für sinnliche Augen können sie natürlich nie sichtbar werden, weil sie keinen sinnlichen Leib haben. Der Aberglaube liegt nicht darin, daß man solche Wesen als wirklich ansieht, sondern daß man glaubt, sie erscheinen auf sinnliche Art.<br>Wesen solcher Form wirken an dem Wellenbad mit, und man trifft mit ihnen zusammen, sobald man die höheren, den leiblichen Sinnen verschlossenen Weltgebiete betritt. [157] Abergläubisch sind nicht diejenigen, welche in solchen Beschreibungen die Bilder geistiger Wirklichkeiten sehen, sondern diejenigen, welche an das sinnliche Dasein der Bilder glauben, aber auch diejenigen, welche den Geist ablehnen, weil sie das sinnliche Bild ablehnen zu müssen vermeinen. - Auch solche Wesen sind zu verzeichnen, die nicht bis in die Seelenwelt herabsteigen, sondern deren Hülle nur aus Gebilden des Geisterlandes gewoben ist. Der Mensch nimmt sie wahr, wird ihr Genosse, wenn er das geistige Auge und das geistige Ohr sich für sie eröffnet. - Durch eine solche Eröffnung wird dem Menschen vieles verständlich, was er ohne dieselbe nur verständnislos anstarren kann. Es wird hell um ihn herum; er sieht die Ursachen zu dem, was sich in der Sinnenwelt als Wirkungen abspielt. Er erfaßt dasjenige, was er ohne geistiges Auge entweder ganz ableugnet oder demgegenüber er sich mit dem Ausspruch begnügen muß: «Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumen läßt.» Feiner - geistig - empfindende Menschen werden unruhig, wenn sie eine andere Welt als die sinnliche uni sich herum ahnen, dumpf gewahr werden und innerhalb ihrer tappen müssen wie der Blinde zwischen sichtbaren Gegenständen. Nur die klare Erkenntnis von diesen höheren Gebieten des Daseins, das verständnisvolle Eindringen in dasjenige, was in ihnen vorgeht, kann den Menschen wirklich festigen und ihn seiner wahren Bestimmung zuführen. Durch die Einsicht in das, was den Sinnen verborgen ist, erweitert der Mensch sein Wesen in der Art, daß er sein Leben vor dieser Erweiterung wie ein «Träumen über die Welt» empfindet. [158]


:*[[Urengel]] ([[Archai]], [[Geister der Persönlichkeit]])
<br>
:*[[Erzengel]] ([[Archangeloi]])
:*[[Engel]] ([[Angeloi]])
 
== Bewusstseinszustände ==
Die [[Bewusstseinszustände]] der [[Wesenheiten]] der dritten Hierarchie sind anders geartet als die des [[Mensch]]en. Der Mensch kann sich einerseits der [[Wahrnehmung]] der [[sinnlich]]en Außenwelt hingeben und er kann sich anderseits in sein eigenes Innenleben versenken. So ist es bei den Wesen der dritten Hierarchie nicht. Sie nehmen nicht wie der Mensch eine äußere Welt wahr, sondern ihr Wahrnehmen ist zugleich ein Selbstoffenbaren. Sie offenbaren ihr eigenes Wesen, und was sie so von sich selbst offenbaren, das bildet zugleich den Inhalt ihrer Wahrnehmung. Es ist vergleichsweise so, wie wenn der Mensch sein Wesen durch Worte, Gesten und Mimik offenbart und sein [[Bewusstsein]] auf das so Hervorgebrachte richtet, um sich selbst wahrzunehmen. Lüge ist für die Wesen der dritten Hierarchie unmöglich; sie müssen ihr wahres Wesen offenbaren und haben im Rückblick auf diese Offenbarung ihr waches Selbstbewusstsein. Jede Lüge, jede Täuschung in der Selbstoffenbarung würde ihr Bewusstsein auslöschen.
 
Die Wesenheiten der dritten Hierarchiestufe haben aber auch kein eigenständiges Innenleben wie der Mensch. Wenden sie willentlich ihren Blick von der ''Selbstoffenbarung'' ab, so erfüllt sich durch die bedingungslose Hingabe an die höheren [[Hierarchien]] ihr Bewusstsein mit den Inhalten der höheren [[Geistige Welt|geistigen Welten]]. [[Geist-Erfüllung]] ist ihr Innenleben.
 
{{GZ|Unserer heutigen Charakteristik wird es notwendig sein, daß wir ausgehen von der Natur des Menschen selber und uns zunächst klarwerden über gewisse Eigenschaften der menschlichen Natur, damit wir von da aus höhere Wesenheiten, die wir in den höheren Welten antreffen, charakterisieren können. Und da sei heute eine Eigenschaft der menschlichen Natur ganz besonders hervorgehoben. Das ist die Eigenschaft, die man so charakterisieren kann: Der Mensch ist ausgestattet mit der Möglichkeit, ein von allem Äußeren unabhängiges Innenleben zu führen. Diese Möglichkeit tritt uns ja in jeder Stunde unseres wachen Tageslebens vor Augen. Wir wissen, daß wir in bezug auf dasjenige, was wir sehen mit unseren Augen, hören mit unseren Ohren, etwas Gemeinschaftliches haben mit allen anderen Wesenheiten, die sich auch ihrer Sinne bedienen können. Ein inneres Leben gegenüber der Außenwelt haben wir als Menschen mit anderen Menschen und vielleicht auch mit anderen Wesenheiten gemeinsam. Jeder für sich, das wissen wir ja nur zu gut als Menschen, hat seine besonderen Leiden, seine besonderen Freuden, hat seine Bekümmernisse und Sorgen, hat seine besonderen Hoffnungen und Ideale; und in einer gewissen Weise sind diese Sorgen, diese Leiden, diese Bekümmernisse, diese Hoffnungen und Ideale ein besonderes Reich, das man mit physischem Blicke nicht sogleich dem anderen Menschen ansehen kann, das er eben als ein selbständiges inneres Leben mit sich durch die Welt trägt. Wenn wir mit einem Menschen in demselben Raum sind, so wissen wir, was auf seine Augen, was auf seine Ohren wirken kann. Was in seiner Seele vorgeht, was er da drinnen erlebt, darüber können wir vielleicht Ahnungen haben aus demjenigen, was er uns äußern will durch seine Mienen, durch seine Gesten oder aber durch seine Sprache; wenn er aber sein Innenleben als seine besondere Welt für sich haben will, dann können wir nicht ohne weiteres in diese seine besondere Innenwelt eindringen.
 
Wenn wir nun mit okkultem Blick in die Welten schauen, die zunächst für die äußere physische Welt verborgen sind, dann treffen wir da Wesenheiten an, welche gerade in bezug auf diejenigen Eigenschaften, die jetzt eben charakterisiert worden sind, ganz anders geartet sind. Wir treffen Wesenheiten an, welche ein solches selbständiges Innenleben nicht so führen können, wie der Mensch es führt. Wir treffen als eine nächste Gruppe, als eine nächste Kategorie von geistigen Wesenheiten nämlich solche an, wrelche dann, wenn sie ihr Innenleben führen, sogleich durch dieses innere Leben in einen anderen Zustand versetzt werden, in einen anderen Bewußtseinszustand als dasjenige Leben, das sie in der Außenwelt und mit der Außenwelt führen. Versuchen wir uns zu verständigen. Nehmen wir an, es müßte ein Mensch so leben, daß, wenn er in seinem Inneren leben und den Blick nicht auf die Außenwelt lenken wollte, die ihn umgibt, wenn er nicht mit dieser Außenwelt leben wollte, er dann sogleich einfach durch diesen seinen Willen in einen anderen Bewußtseinszustand übergehen müßte. Wir wissen, daß der Mensch ohne seinen Willen in einen anderen Bewußteinszustand in seinem normalen Leben übergeht, wenn er sich im Schlaf befindet. Aber wir wissen auch, daß dieser Schlaf dadurch herbeigeführt wird, daß sich der astralische Leib und das Ich des Menschen von dem ätherischen und physischen Leib absondern. Wir wissen also, daß mit dem Menschen etwas vorgeht, wenn er in einen anderen Bewußtseinszustand kommen soll. Dadurch, daß der Mensch zum Beispiel einfach sagt: Hier habe ich vor mir eine Wiese, mit vielen Blumen bedeckt; indem ich sie anschaue, macht sie mir Freude —, dadurch kommt der Mensch noch nicht in einen anderen Bewußtseinszustand; er erlebt sozusagen für sich selber seine Freude an der Wiese, an den Blumen, in der Gemeinschaft mit der Außenwelt. Diejenigen Wesenheiten nun, welche durch den okkulten Blick als die nächste Kategorie in einer höheren Welt angetroffen werden, verändern jedesmal ihren Bewußtseinszustand, wenn sie ihre Wahrnehmung, ihr Tun ablenken von ihrer Außenwelt und auf sich selber hinlenken. Bei ihnen braucht also keine Trennung einzutreten zwischen verschiedenen Wesensgliedern, sondern in ihnen selbst, so wie sie sind, bewirken sie einfach durch ihren Willen einen anderen Bewußtseinszustand.
 
Nun sind die Wahrnehmungen dieser Wesenheiten, von denen wir hier sprechen als der nächsten Kategorie über dem Menschen, nicht so wie die Wahrnehmungen des Menschen. Der Mensch nimmt dadurch wahr, daß eine Außenwelt an ihn herantritt für seine Sinne. Er gibt sich sozusagen dieser Außenwelt hin. Diese Wesenheiten, von denen wir hier zu sprechen haben, nehmen nicht eine solche Außenwelt wahr, wie der Mensch sie wahrnimmt mit seinen Sinnen, sondern sie nehmen so wahr, wie der Mensch — das ist aber vergleichsweise —, wenn er zum Beispiel selber spricht oder eine Handbewegung macht und seine eigene Handbewegung wahrnimmt, oder wenn er, sagen wir, in irgendeiner Mimik sein Inneres äußert, kurz, wenn er seine eigene Natur zum Ausdruck bringt. Es ist also in einer gewissen Weise bei jenen Wesenheiten einer höheren Welt, von denen wir hier zu sprechen haben, alle Wahrnehmung zugleich eine Offenbarung ihres eignen Wesens. Das bitte ich Sie zu berücksichtigen, meine lieben Freunde, daß, indem wir aufsteigen zu der höheren Kategorie von Wesenheiten, die nicht mehr äußerlich wahrnehmbar sind für den Menschen, wir solche Wesenheiten vor uns haben, welche wahrnehmen, indem sie offenbaren, indem sie zum Ausdruck bringen das, was sie selber sind. Und sie nehmen ihr eigenes Wesen eigentlich nur so lange wahr, solange sie offenbaren wollen, solange sie es in irgendeiner Weise nach außen zum Ausdruck bringen. Sie sind, wir könnten sagen, nur wach, indem sie sich offenbaren. Und wenn sie sich nicht offenbaren, wenn sie durch ihren Willen also nicht zu der Umwelt, zu der äußeren Welt in eine Beziehung treten, dann tritt für sie ein anderer Bewußtseinszustand ein, dann schlafen sie in einer gewissen Weise. Nur ist ihr Schlaf kein bewußtloser Schlaf wie beim Menschen, sondern ihr Schlaf bedeutet für sie eine Art Herabminderung, eine Art Verlust ihres Selbstgefühles. Sie haben ihr Selbstgefühl so lange, als sie nach außen sich offenbaren, und sie verlieren in einer gewissen Weise ihr Selbstgefühl, wenn sie sich nicht mehr offenbaren. Sie schlafen dann nicht wie die Menschen, sondern dann tritt in ihr eigenes Wesen etwas herein wie die Offenbarung von geistigen Welten, die höher sind als sie selber. Sie sind dann ausgefüllt in ihrem Innern von höheren geistigen Welten.
 
Also wohlgemerkt, wenn der Mensch den Blick nach außen richtet und wahrnimmt, dann lebt er mit der Außenwelt, dann verliert er sich an die Außenwelt. Er verliert sich zum Beispiel auf unserem Planeten an die verschiedenen Naturreiche. Wenn er den Blick von außen ablenkt, dann kommt er in sein Inneres hinein und lebt ein selbständiges Innenleben, dann wird er frei von dieser Außenwelt. Wenn diejenigen Wesenheiten, von denen wir als einer nächsten Kategorie über dem Menschen sprechen, nach außen wirken, dann offenbaren sie sich, und dann haben sie ihr Selbstgefühl, ihr eigentliches Selbsterlebnis in diesem Offenbaren, und wenn sie in ihr Inneres kommen, dann kommen sie nicht an ein selbständiges Innenleben wie der Mensch, sondern dann kommen sie dafür in ein Leben mit anderen Welten. Wie der Mensch zu einem solchen kommt, wenn er die Außenwelt wahrnimmt, so nehmen sie andere geistige Welten, die über ihnen stehen, wahr, wenn sie in sich hineinblicken; dann kommen sie zu diesem anderen Bewußtseinszustand, wo sie sich erfüllt finden von anderen Wesenheiten, die höher sind als sie selbst. So daß wir sagen können, wenn wir den Menschen ins Auge fassen: Der Mensch hat, indem er sich selbst an die Außenwelt verliert, sein Wahrnehmen, indem er sich von der Außenwelt zurückzieht, sein selbständiges Innenleben. Diejenigen Wesenheiten, die zu der nächsthöheren Kategorie gehören — wir nennen sie im allgemeinen die Wesenheiten der sogenannten dritten Hierarchie —, haben statt des Wahrnehmens die Offenbarung, und im Offenbaren erleben sie sich. Statt des Innenlebens haben sie das Erlebnis höherer geistiger Welten, das heißt, sie haben statt des Innenlebens Geist-Erfüllung. Dies ist der wesentlichste Unterschied zwischen dem Menschen und den Wesenheiten der nächsthöheren Kategorie.
 
<center>
Dritte Hierarchiestufe: Offenbarung, Geist-Erfüllung<br>
Mensch: Wahrnehmen, Innenleben
</center>
 
Wir können an einem, ich möchte sagen, krassen Fall des Lebens den Unterschied angeben zwischen dem Menschen und diesen Wesenheiten der nächsthöheren Kategorie. Der krasse Fall ist der, daß der Mensch in die Lage kommt, innerlich Erlebnisse zu haben, welche mit dem, was er äußerlich wahrnimmt, nicht stimmen, und wenn innere Erlebnisse des Menschen mit der Wahrnehmung der Außenwelt nicht zusammenstimmen, so haben wir als krassesten Fall die Lüge. Und wir können, um uns zu verständigen, eine für den Menschen mögliche Eigentümlichkeit dadurch ausdrücken, daß wir sagen: Der Mensch ist fähig, etwas wahrzunehmen und andere Vorstellungen in seinem Inneren zu erwecken, auch zu äußern, als sie den Wahrnehmungen entsprechen. Der Mensch kann durch diese seine Eigenschaft der Außenwelt durch die Lüge widersprechen. Das ist eine Möglichkeit, welche, wie wir später hören werden im Verlauf dieser Vorträge, dem Menschen gerade deshalb gegeben werden mußte, damit er durch seinen freien Willen zur Wahrheit kommen könne. Indem wir aber den Menschen so, wie er einmal ist in der Welt, betrachten, müssen wir diese Eigenschaft ins Auge fassen, daß der Mensch in seinem inneren Leben Vorstellungen ausbilden und auch äußern kann, welche mit den Wahrnehmungen, mit den Tatsachen nicht übereinstimmen. Dies ist als eine Möglichkeit bei den Wesenheiten der höheren Kategorie, die hier angeführt worden sind, solange sie ihre Natur behalten, nicht gegeben. Die Möglichkeit der Lüge besteht bei den Wesenheiten der dritten Hierarchie, wenn sie ihre Natur beibehalten, nicht. Denn was würde erfolgen, wenn eine Wesenheit der dritten Hierarchie lügen wollte? Dann müßte sie in ihrem Innern etwas erleben, was sie in einer anderen Weise, als sie es erlebt, in die Außenwelt übertrüge. Aber dann würde diese Wesenheit der nächsthöheren Kategorie dies nicht mehr wahrnehmen können, denn alles das, was diese Wesenheiten in ihrem Innern erleben, ist Offenbarung, tritt sogleich in die Außenwelt über. Diese Wesenheiten müssen im Reich der absoluten Wahrheit leben, wenn sie sich überhaupt erleben wollen. Nehmen wir an, diese Wesenheiten würden lügen, das heißt, etwas in ihrem Innern haben, was sie so umsetzen würden in ihren Offenbarungen, daß es mit den Offenbarungen nicht zusammenstimmt, dann würden sie es nicht wahrnehmen können, denn sie können nur ihre innere Natur wahrnehmen. Sie würden unter dem Eindruck einer Lüge sogleich betäubt werden, sogleich in einen Bewußtseinszustand versetzt werden, der eine Herabdämmerung, eine Herabstimmung wäre ihres gewöhnlichen Bewußtseins, das eben nur in der Offenbarung ihres Innern leben kann. So haben wir über uns eine Klasse von Wesenheiten, welche durch ihre eigene Natur leben müssen im Reich der absoluten Wahrheit und Wahrhaftigkeit, wenn sie diese Natur nicht verleugnen wollen. Und jede Abweichung von der Wahrhaftigkeit würde diese Wesenheiten betäuben, ihr Bewußtsein herabstimmen.|136|48ff}}
 
== Die Wesensglieder der dritten Hierarchie während der Erdentwicklung ==
 
Im Prinzip haben die Wesenheiten der dritten Hierarchie die gleichen sieben [[Wesensglieder]] wie der Mensch, doch sind sie etwas anders geartet und anders angeordnet als beim Menschen.
 
Die [[Engel]] haben ihren [[Physischer Leib|physischen Leib]], der nicht bis in die dichteste Stofflichkeit hinunterreicht, nur aus den [[Elemente]]n [[Wasser]], [[Luft]] und [[Feuer]] gewoben und die Körper sind weder in sich zusammenhängend, noch voneinander abgegrenzt, sondern können sich durchdringen. Nur der physische Leib, der [[Ätherleib]] und der [[Astralleib]] der Engel ist auf dem [[Physischer Plan|physischen Plan]] zu finden; die höheren Wesensglieder, also [[Ich]], [[Geistselbst]], [[Lebensgeist]] und [[Geistesmensch]], sind auf dem [[Astralplan]] zu finden.
 
Die [[Erzengel]] haben ihren [[Physischer Leib|physischen Leib]] nur aus den [[Elemente]]n [[Luft]] und [[Feuer]] gewoben. Nur der physische Leib und der [[Ätherleib]] der Erzengel ist auf dem [[Physischer Plan|physischen Plan]]; alle höheren Wesensglieder, also [[Astralleib]], [[Ich]], [[Geistselbst]], [[Lebensgeist]] und [[Geistesmensch]], sind auf dem [[Astralplan]].
 
Die [[Urengel]] haben ihren [[Physischer Leib|physischen Leib]] nur aus dem [[Feuer]]element gewoben und nur dieser feurige physische Leib ist auf dem [[Physischer Plan|physischen Plan]] zu finden; alle höheren Wesensglieder, also [[Ätherleib]] [[Astralleib]], [[Ich]], [[Geistselbst]], [[Lebensgeist]] und [[Geistesmensch]], wirken getrennt davon auf dem [[Astralplan]].
 
{{GZ|Wenn der Mensch also im Vulkanzustand seine höchste Vollkommenheit
erreicht haben wird, so können wir ihn schematisch in der
folgenden Art zeichnen: Wir müßten sagen, wir haben sein Atma,
Budhi, Manas, das Ich, den astralischen Leib, den Ätherleib, den
physischen Leib. Und wir würden dann in diesem Schema als das
Charakteristische anzusehen haben, daß der Mensch mit seinen sieben
Prinzipien ein Ganzes ist, daß diese sieben Prinzipien alle ineinander
sind. Das ist das Wesentliche.
 
Denn wenn wir jetzt gehen zu den Gliedern der nächsten Hierarchie,
zu den Engeln, so ist das bei ihnen nicht der Fall. Wir können
dieses Schema auf den Menschen anwenden, aber nicht auf irgendein
Engelwesen. Da müssen wir sagen: Dieser Engel hat physischen Leib,
1, Ätherleib, 2, und Astralleib, 3, entwickelt, so daß diese in gewisser
Beziehung ein Ganzes geben. Aber nun müssen wir das Ich, 4, davon
getrennt zeichnen, Manas, 5, Budhi, 6, und Atma, 7. Wenn Sie sich
die Natur eines Engels klarmachen wollen, so müssen Sie sich denken,
daß die höheren Glieder, die er hat und zu denen er sich ja
entwickeln kann - in Wirklichkeit hat er ja erst das Manas vollständig
ausgebildet, die anderen zwei wird er erst später entwickeln -, daß
diese höheren Glieder sozusagen in einer geistigen Welt über demjenigen
schweben, was von ihm im Physischen vorhanden ist. Wenn
man also die Natur eines Engels studieren wollte, so würde man
sich sagen müssen: Der Engel hat nicht ein solches auf der Erde in
einem Körper unmittelbar herumwandelndes Ich wie der Mensch. Er
 
[[Datei:GA110_112.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 110, S 112]]
 
entwickelt auch nicht sein Manas auf der jetzigen Stufe seiner Entwickelung
auf der Erde. Daher schaut auch das, was von ihm auf der
Erde ist, gar nicht so aus, als wenn es zu einem geistigen Wesen
gehören würde. Wenn Sie einem Menschen begegnen, so sehen Sie
ihm an: Der hat seine Prinzipien in sich, der hat daher alles organisch
gegliedert. Wenn Sie einen Engel aufsuchen wollen, dann müssen Sie
berücksichtigen, daß sein Physisches hier unten nur etwas ist wie ein
Spiegelbild seiner geistigen Prinzipien, die auch nur im Geistigen zu
schauen sind. Im fließenden und rieselnden Wasser, in dem sich in
Dunst auflösenden Wasser, ferner in den Winden der Luft und in
den durch die Luft zuckenden Blitzen und dergleichen, da haben Sie
den physischen Körper der Engelwesen zu suchen. Und die Schwierigkeit
besteht zunächst für den Menschen darin, daß er glaubt, ein
Körper müsse ringsherum bestimmt begrenzt sein. Dem Menschen
wird es schwer, sich zu sagen: Ich stehe vor einem aufsteigenden oder
herabfallenden Nebel, ich stehe vor einer sich zerstäubenden Quelle,
ich stehe im dahinbrausenden Wind, ich sehe den Blitz aus den
Wolken schießen und weiß, daß das die Offenbarungen der Engel
sind; und ich habe zu sehen hinter diesem physischen Leib, der eben
nicht so begrenzt ist wie der menschliche, ein Geistiges.
 
Der Mensch soll alle seine Prinzipien in sich abgeschlossen entwickeln;
damit hängt es zusammen, daß er sich nicht vorstellen kann,
daß ein physischer Leib verschwimmend, verschwebend sein kann,
daß er gar nicht einmal richtig abgeteilt zu sein braucht. Sie müssen
sich durchaus denken, daß achtzig Engel zusammengehören, die in
einer einzigen Partie dieser oder jener Wasserfläche den dichtesten
Teil ihres physischen Leibes haben. Es braucht auch gar nicht dieser
physische Leib der Engel so aufgefaßt zu werden, daß er überhaupt
begrenzt sein müßte, es kann hier ein Stück Wasser dazu gehören,
weit weg ein anderes Stück. Kurz, wir sehen, daß wir uns alles, was
uns umgibt als Wasser, Luft und Feuer der Erde, daß wir uns das
vorzustellen haben als in sich enthaltend die Körper der nächsten
über dem Menschen stehenden Hierarchie. Und es muß mit hellseherischem
Blick hineingeschaut werden in die astralische Welt, um das
Engel-Ich und Engel-Manas zu erblicken - das schaut uns aus der
höheren Welt an. Und das Gebiet in dem Sonnensystem, wo wir zu
forschen haben, wenn wir nach den Engelwesen suchen, das geht bis
zu der Marke des Mondes. Bei diesen Engeln ist die Sache nun noch
verhältnismäßig einfach, denn da liegt sie so, daß wenn wir zum
Beispiel da unten den physischen Leib eines Engels in einer Wassermasse
oder dergleichen haben und wir hellseherisch dieses Wassergebiet
oder einen Wind betrachten, daß wir darin einen Ätherleib und
einen astralischen Leib finden. Daher sind diese drei Dinge auch hier
zusammengezeichnet worden. Natürlich ist das, was im Wind dahinsaust,
was im Wasser dahinfließt oder zerstiebt, nicht nur das materielle
Abbild, das der grobe Verstand sieht, es lebt eben in der mannigfaltigsten
Weise in Wasser, Luft und Feuer Ätherisches und Astralisches
der Engel, der nächsten Hierachie über dem Menschen. Wollen
Sie dafür die geistig-seelische Wesenheit dieser Engel suchen, dann
müssen Sie im astralischen Gebiet suchen, dann müssen Sie dort
hinein hellseherisch schauen.
 
Wollen wir aber gleich die nächste Stufe, die der Erzengel, zeichnen,
da liegt die Sache noch anders. Die Erzengel haben überhaupt
dasjenige, was wir hier als den astralischen Leib gezeichnet haben,
gar nicht verbunden mit physischem Leib und Atherleib; und was
wir von ihnen suchen können als ihr unterstes Glied, das müssen
wir so zeichnen: physischer Leib, Atherleib, 1, 2, das haben sie
sozusagen getrennt, und alle die höheren Prinzipien sind jetzt in
einer höheren Welt da droben. So daß wir von den Erzengeln das
vollständige Bild nur haben, wenn wir an zwei Orten suchen, wenn
wir uns sagen: Da ist nicht, wie beim Menschen, alles in einer einzigen
Wesenheit vereinigt; da ist gleichsam oben das Geistige und unten
spiegelt sich das Geistige. - Es kann sich ein physischer Leib und
ein Atherleib für sich nur vereinigen, wenn dieser physische Leib
nur in Luft und Feuer ist. Also die Erzengel könnten Sie zum Beispiel
nicht in irgendeiner Wassermasse daherbrausen fühlen ihrem physischen
Leibe nach, sondern Sie könnten sie nur in Wind und Feuer
wahrnehmen, und zu diesem dahinbrausenden Wind und zu diesem
Feuer müssen Sie also hellseherisch in der geistigen Welt das geistige
Gegenstück suchen. Das ist nicht mit seinem physischen Leib, auch
nicht einmal mit seinem Atherleib vereint.
 
Und endlich kommen wir zu denjenigen Wesenheiten, die wir als
Archai, Urbeginne, Urkräfte, Geister der Persönlichkeit bezeichnen.
Da können wir unten überhaupt nur den physischen Leib zeichnen,
alles andere ist oben in der geistigen Welt. Solch ein physischer Leib,
der kann nur im Feuer leben. Nur in Feuerflammen können Sie den
physischen Leib der Urkräfte wahrnehmen. Wenn Sie das dahinzüngelnde
Feuer des Blitzes sehen, so können Sie sich jedesmal sagen:
Da drinnen ist etwas vom Leib der Urkräfte, aber oben in der geistigen
Welt, hellseherisch, werde ich das geistige Gegenbild finden, das
getrennt ist in diesem Falle von seinem physischen Leibe. Gerade
bei diesen Archai, bei den Urbeginnen oder Geistern der Persönlichkeit
kann sich das hellseherische Vermögen die Sache verhältnismäßig
einfach machen. Denken Sie sich, daß diese Geister der Persönlichkeit
in dem Bereiche sind, der bis zum astronomischen Merkur, das ist
bis zur Venus im Sinne der Mysterien, reicht. Nehmen wir an, daß es
jemand dahin gebracht hat, das, was da droben auf dem Merkur sich
entwickelt, beobachten zu können: Da kann er diese hoch entwikkelten
Wesenheiten wahrnehmen, diese Geister der Persönlichkeit.
Wenn er hellseherisch den Blick hinäufrichtet zur Venus, um da
droben die Versammlung der Geister der Persönlichkeit zu beobachten,
und dann den Blitzstrahl durch die Wolken zucken sieht, da
sieht er in diesem Blitzstrahl sich spiegeln die Geister der Persönlichkeit,
denn da drinnen haben sie ihren Leib.|110|11ff}}
 
== Elementarwesen als Abspaltung der dritten Hierarchie ==
 
Die [[Elementarwesen]] des [[Erde (Element)|Festen]] ([[Gnome]]), [[Wasser|Flüssigen]] ([[Undinen]]) und [[Luft]]förmigen ([[Sylphen]]) sind Abspaltungen der dritten Hierarchie. So sind die Gnome als Abschnürungen der [[Archai]], die Undinen als Abschnürungen der
[[Archangeloi]] und die Sylphen als Abschnürungen der [[Angeloi]] entstanden.
 
{{GZ|Geradeso, wie eine Pflanze
einen Keim von sich abstößt, so bringen die Wesenheiten der dritten
Hierarchie, die ich Ihnen geschildert habe, andere Wesenheiten
hervor. Es ist nun nur ein gewisser Unterschied zwischen dem,
was die Pflanze als Keim hervorbringt, wenn wir das als Vergleich
heranziehen, und zwischen diesen Wesenheiten, die sich absondern
von den Wesenheiten der dritten Hierarchie. Wenn die Pflanze
einen Keim hervorbringt, so ist dieser gewissermaßen gerade so
viel wert wie die ganze Pflanze, denn aus ihm kann wiederum eine
ganze Pflanze gleicher Art werden. Diese Wesenheiten sondern
gleichfalls andere ab, die sich gleichsam abschnüren, wie sich die
Keime von den Pflanzen abschnüren: sie bekommen gleichsam
Nachkommen, die aber jetzt in gewisser Beziehung von niedrigerer
Sorte sind als sie selbst. Sie müssen von einer niedrigeren Sorte sein,
weil sie andere Aufgaben bekommen, die sie nur verrichten können,
wenn sie von einer niedrigeren Art sind. Das, was wir, wie
es geschildert worden ist, geistig in unserem Umkreis haben als
Engel, Erzengel und Zeitgeister, das sondert von sich ab gewisse
Wesenheiten, welche aus der Umgebung des Menschen hinuntersteigen
in die Naturreiche, und der okkulte Blick belehrt uns darüber,
daß die Wesenheiten, welche wir gestern und vorgestern
kennengelernt haben als Naturgeister, solche von den Wesenheiten
der dritten Hierarchie, die wir heute kennengelernt haben, abgeschnürte
Wesenheiten sind. Sie sind Nachkommen, die zu anderem
Dienst als zum Menschheitsdienst, nämlich zum Naturdienst bestimmt
worden sind. Und zwar sind gewisse Nachkommen der
Archai diejenigen Wesenheiten, welche wir kennengelernt haben
als die Naturgeister der Erde. Diejenigen, welche sich abschnüren
von den Erzengeln und hinuntergesendet werden in die Natur, das
sind die Naturgeister des Wassers, und solche, die sich von den
Engeln abschnüren, haben wir als die Naturgeister der Luft anzusehen.
Die des Feuers oder der Wärme werden wir noch kennenlernen.
So sehen wir, daß gewissermaßen durch eine Spaltung der
Wesenheiten, welche als dritte Hierarchie unsere Verbindung mit
der nächsthöheren Welt darstellen, gewisse Wesenheiten hinuntergeschickt
werden in die Reiche der Elemente, in Luft, Wasser, Erde,
in das Gasförmige, Flüssige und Feste, um da unten Dienste zu
leisten, um innerhalb der Elemente zu arbeiten und gewissermaßen
als niedrigere Abkömmlinge der Wesenheiten der dritten Hierarchie,
als Naturgeister zu fungieren. Wir können also sprechen von einer
Verwandtschaft der Naturgeister mit den Wesenheiten der dritten
Hierarchie.|136|63f}}
 
== Literatur ==
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt'', [[GA 110]] (1991), ISBN 3-7274-1100-7 {{Vorträge|110}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen'', [[GA 136]] (1996), ISBN 3-7274-1361-1 {{Vorträge|136}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Dritte Hierarchiestufe|101]]

Version vom 4. Oktober 2015, 08:51 Uhr

V. Die physische Welt und ihre Verbindung mit Seelen- und Geisterland

Die Gebilde der Seelenwelt und des Geisterlandes können nicht der Gegenstand äußerer sinnlicher Wahrnehmung sein. Die Gegenstände dieser sinnlichen Wahrnehmung sind den beschriebenen beiden Welten als eine dritte anzureihen. Auch während seines leiblichen Daseins lebt der Mensch gleichzeitig in den drei Welten. Er nimmt die Dinge der sinnlichen Welt wahr und wirkt auf sie. Die Gebilde der Seelenwelt wirken durch ihre Kräfte der Sympathie und Antipathie auf ihn ein; und seine eigene Seele erregt durch ihre Neigungen und Abneigungen, durch ihre Wünsche und Begierden Wellen in der Seelenwelt. Die geistige Wesenheit der Dinge aber spiegelt sich in seiner Gedankenwelt; und er selbst ist als denkendes Geistwesen Bürger des Geisterlandes und Genosse alles dessen, was in diesem Gebiete der Welt lebt. Daraus wird ersichtlich, daß die sinnliche Welt nur ein Teil dessen ist, was den Menschen umgibt. Aus der allgemeinen Umwelt des Menschen hebt sich dieser Teil mit einer gewissen Selbständigkeit ab, weil ihn die Sinne wahrnehmen können, die das Seelische und Geistige unberücksichtigt lassen, das ebenso dieser Welt angehört. Wie ein Stück Eis, das auf dem Wasser schwimmt, Stoff ist des umgebenden Wassers, aber sich durch gewisse Eigenschaften von diesem abhebt, so sind die Sinnendinge Stoff der sie umgebenden Seelen- und Geisterwelt; und sie heben sich von diesen durch gewisse Eigenschaften ab, die sie sinnlich wahrnehmbar machen. Sie sind - halb bildlich gesprochen - verdichtete Geist- und Seelengebilde; und die Verdichtung [147] bewirkt, daß die Sinne sich von ihnen Kenntnis verschaffen können. Ja, wie das Eis nur eine Form ist, in der das Wasser existiert, so sind die Sinnendinge nur eine Form, in der die Seelen- und Geistwesen existieren. Hat man das begriffen, so faßt man auch, daß, wie das Wasser in Eis, so die Geist- in die Seelenwelt und diese in die Sinnenwelt übergehen können.
Von diesem Gesichtspunkte aus ergibt sich auch, warum der Mensch sich Gedanken über die sinnlichen Dinge machen kann. Denn es gibt eine Frage, welche sich doch jeder Denkende stellen müßte, nämlich die: in welchem Verhältnisse steht der Gedanke, den sich der Mensch über einen Stein macht, zu diesem Steine selbst? Denjenigen Menschen, die besonders tiefe Blicke in die äußere Natur tun, tritt diese Frage in voller Klarheit vor das geistige Auge. Sie empfinden die Zusammenstimmung der menschlichen Gedankenwelt mit dem Bau und der Einrichtung der Natur. In schöner Art spricht sich zum Beispiel der große Astronom Keller über diese Harmonie aus:
«Wahr ist's, daß der göttliche Ruf, welcher die Menschen Astronomie lernen heißt, in der Welt selbst geschrieben steht, nicht zwar in Worten und Silben, aber der Sache nach, vermöge der Angemessenheit der menschlichen Begriffe und Sinne zu der Verkettung der himmlischen Körper und Zustände.» - Nur weil die Dinge der Sinnenwelt nichts anderes sind als die verdichteten Geistwesenheiten, kann der Mensch, der sich durch seine Gedanken zu diesen Geistwesenheiten erhebt, in seinem Denken die Dinge verstehen. Es stammen die Sinnendinge aus der Geisterwelt, sie sind nur eine andere Form der Geisteswesenheiten; und wenn sich der Mensch Gedanken über die Dinge [148] macht, so ist sein Inneres nur von der sinnlichen Form ab- und zu den geistigen Urbildern dieser Dinge hingerichtet. Ein Ding durch Gedanken verstehen ist ein Vorgang, der verglichen werden kann mit dem, durch welchen ein fester Körper zuerst im Feuer flüssig gemacht wird, damit ihn der Chemiker dann in seiner flüssigen Form untersuchen kann.
In den verschiedenen Regionen des Geisterlandes zeigen sich (vergleiche Seite 120 ff.) die geistigen Urbilder der sinnlichen Welt. In der fünften, sechsten und siebenten Region finden sich diese Urbilder noch als lebendige Keimpunkte, in den vier unteren Regionen gestalten sie sich zu geistigen Gebilden. Diese geistigen Gebilde nimmt in einem schattenhaften Abglanz der Menschengeist wahr, wenn er durch sein Denken sich das Verständnis der sinnlichen Dinge verschaffen will. Wie diese Gebilde sich zur sinnlichen Welt verdichtet haben, das ist für denjenigen eine Frage, der ein geistiges Verständnis seiner Umwelt anstrebt. - Zunächst gliedert sich für die menschliche Sinnesanschauung diese Umwelt in die vier deutlich voneinander geschiedenen Stufen: die mineralische, die pflanzliche, die tierische und die menschliche. Das Mineralreich wird durch die Sinne wahrgenommen und durch das Denken begriffen. Macht man sich über einen mineralischen Körper einen Gedanken, so hat man es somit mit einem Zweifachen zu tun: mit dem Sinnendinge und mit dem Gedanken. Demgemäß hat man sich vorzustellen, daß dieses Sinnending ein verdichtetes Gedankenwesen ist. Nun wirkt ein mineralisches Wesen auf ein anderes in äußerlicher Weise. Es stößt an dasselbe und bewegt es; es erwärmt es, beleuchtet es, löst es auf und so weiter. Diese [149] äußerliche Wirkungsart ist durch Gedanken auszudrücken. Der Mensch macht sich Gedanken darüber, wie die mineralisches Dinge äußerlich gesetzmäßig aufeinander wirken. Dadurch erweitern sich seine einzelnen Gedanken zu einem Gedankenbilde der gesamten mineralischen Welt. Und dieses Gedankenbild ist ein Abglanz des Urbildes der ganzen mineralischen Sinnenwelt. Es ist als ein Ganzes in der geistigen Welt zu finden. Im Pflanzenreiche treten zu der äußeren Wirkung eines Dinges auf das andere noch die Erscheinungen des Wachstums und der Fortpflanzung hinzu. Die Pflanze vergrößert sich und bringt aus sich Wesen ihresgleichen hervor. Zu dem, was dem Menschen im Mineralreiche entgegentritt, kommt hier noch das Leben. Die einfache Besinnung auf diese Tatsache gibt einen Ausblick, der hier lichtbringend ist die Pflanze hat in sich die Kraft, sich selbst ihre lebendige Gestalt zu geben und diese Gestalt an einem Wesen ihresgleichen hervorzubringen. Und zwischen der gestaltlosen Art der mineralischen Stoffe, wie sie uns in den Gasen, in den Flüssigkeiten und so weiter gegenübertreten, und der lebendigen Gestalt der Pflanzenwelt stehen die Formen der Kristalle mitten drinnen. In den Kristallen haben wir den Übergang von der gestaltlosen Mineralwelt zu der lebendigen Gestaltungsfähigkeit des Pflanzenreiches zu suchen. - In diesem äußerlich sinnlichen Vorgang der Gestaltung - in den beiden Reichen, dem mineralischen und dem pflanzlichen - hat man die sinnliche Verdichtung des rein geistigen Vorganges zu sehen, der sich abspielt, wenn die geistigen Keime der drei oberen Regionen des Geisterlandes sich zu den Geistgestalten der unteren Regionen bilden. Dem Prozeß der Kristallisation entspricht in [150] der geistigen Welt als sein Urbild der Übergang von dem formlosen Geistkeim zu dem gestalteten Gebilde. Verdichtet sich dieser Übergang so, daß ihn die Sinne in seinem Ergebnis wahrnehmen können, so stellt er sich in der Sinnenwelt als mineralischer Kristallisationsprozeß dar. - Nun ist aber auch in dem Pflanzenleben ein gestalteter Geistkeim vorhanden. Aber hier ist dem gestalteten Wesen noch die lebendige Gestaltungsfähigkeit erhalten geblieben. In dem Kristall hat der Geistkeim bei seiner Gestaltung die Bildungsfähigkeit verloren. Er hat sich in der zustande gebrachten Gestalt ausgelebt. Die Pflanze hat Gestalt und dazu auch noch Gestaltungsfähigkeit. Die Eigenschaft der Geistkeime in den oberen Regionen des Geisterlandes ist dem Pflanzenleben bewahrt geblieben. Die Pflanze ist also Gestalt wie der Kristall, und dazu noch Gestaltungskraft. Außer der Form, welche die Urwesen in der Pflanzengestalt angenommen haben, arbeitet an dieser noch eine andere Form, die das Gepräge der Geistwesen aus den oberen Regionen trägt. Sinnlich wahrnehmbar ist an der Pflanze aber nur, was sich in der fertigen Gestalt auslebt; die bildenden Wesenheiten, welche dieser Gestalt die Lebendigkeit geben, sind im Pflanzenreiche auf sinnlich-unwahrnehmbare Art vorhanden. Das sinnliche Auge sieht die kleine Lilie von heute und die größer gewordene nach einiger Zeit. Die Bildungskraft, welche die letztere aus der ersten herausarbeitet, sieht dieses Auge nicht. Diese bildende Kraftwesenheit ist der sinnlich-unsichtbar webende Teil in der Pflanzenwelt. Die Geistkeime sind um eine Stufe Herabgestiegen, um im Gestaltenreich zu wirken. In der Geisteswissenschaft kann von Elementarreichen gesprochen werden. Bezeichnet man die Urformen, [151] die noch keine Gestalt haben, als erstes Elementarreich, so sind die sinnlich unsichtbaren Kraftwesenheiten, die als die Werkmeister des Pflanzenwachstums wirken, Angehörige des zweiten Elementarreiches. In der tierischen Welt kommt zu den Fähigkeiten des Wachstums und der Fortpflanzung noch Empfindung und Trieb hinzu. Das sind Äußerungen der seelischen Welt. Ein Wesen, das mit ihnen begabt ist, gehört dieser Welt an, empfängt von ihr Eindrücke und übt auf sie Wirkungen. Nun ist jede Empfindung, jeder Trieb, die in einem tierischen Wesen entstehen, aus dem Untergrunde der Tierseele hervorgeholt. Die Gestalt ist bleibender als die Empfindung oder der Trieb. Man kann sagen, so wie sich die sich verändernde Pflanzengestalt zur starren Kristallform verhält, so das Empfindungsleben zur bleibenderen lebendigen Gestalt. Die Pflanze geht in der gestaltbildenden Kraft gewissermaßen auf; sie gliedert immer neue Gestalten während ihres Lebens an. Erst setzt sie die Wurzel, dann die Blattgebilde, dann die Blüten und so weiter an. Das Tier schließt mit einer in sich vollendeten Gestalt ab und entwickelt innerhalb derselben das wechselvolle Empfindungs- und Triebleben. Und dieses Leben hat sein Dasein in der seelischen Welt. So wie nun die Pflanze das ist, was wächst und sich fortpflanzt, so ist das Tier dasjenige, was empfindet und seine Triebe entwickelt. Diese sind für das Tier das Formlose, das sich in immer neuen Formen entwickelt. Sie haben letzten Endes ihre urbildlichen Vorgänge in den höchsten Regionen des Geisterlandes. Aber sie betätigen sich in der seelischen Welt. So kommen in der Tierwelt zu den Kraftwesenheiten, die als sinnlich-unsichtbare das Wachstum und die Fortpflanzung lenken, [152] andere hinzu, die noch eine Stufe tiefer gestiegen sind in die seelische Welt. Im tierischen Reich sind als die Werkmeister, welche die Empfindungen und Triebe bewirken, formlose Wesenheiten vorhanden, die sich in seelische Hüllen kleiden. Sie sind die eigentlichen Baumeister der tierischen Formen. Man kann das Gebiet, dem sie angehören, in der Geisteswissenschaft als das dritte Elementarreich bezeichnen. - Der Mensch ist außer mit den bei Pflanzen und Tieren genannten Fähigkeiten noch mit derjenigen ausgestattet, die Empfindungen zu Vorstellungen und Gedanken zu verarbeiten und seine Triebe denkend zu regeln. Der Gedanke, der in der Pflanze als Gestalt, im Tiere als seelische Kraft erscheint, tritt bei ihm als Gedanke selbst, in seiner eigenen Form, auf. Das Tier ist Seele; der Mensch ist Geist. Die Geistwesenheit ist noch um eine Stufe tiefer herabgestiegen. Beim Tiere ist sie seelenbildend. Beim Menschen ist sie in die sinnliche Stoffwelt selbst eingezogen. Der Geist ist innerhalb des menschlichen Sinnenleibes anwesend. Und weil er im sinnlichen Kleide erscheint, kann er nur als jener schattenhafte Abglanz erscheinen, welchen der Gedanke vom Geistwesen darstellt. Durch die Bedingungen des physischen Gehirnorganismus erscheint im Menschen der Geist - Aber der Geist ist dafür auch des Menschen innerliche Wesenheit geworden. Der Gedanke ist die Form, welche die formlose Geistwesenheit im Menschen annimmt, wie sie in der Pflanze Gestalt, im Tiere Seele annimmt. Dadurch hat der Mensch kein ihn aufbauendes Elementarreich außer sich, insofern er denkendes Wesen ist. Sein Elementarreich arbeitet in seinem sinnlichen Leibe. Nur insofern der Mensch Gestalt und Empfindungswesen [153] ist, arbeiten an ihm die Elementarwesen derselben Art, d je an den Pflanzen und Tieren arbeiten. Der Gedankenorganismus aber wird im Menschen ganz vom Inneren seines physischen Leibes herausgearbeitet. Im Geistorganismus des Menschen, in seinem zum vollkommenen Gehirn ausgebildeten Nervensystem, hat man sinnlich-sichtbar vor sich, was an den Pflanzen und Tieren als unsinnliche Kraftwesenheit arbeitet. Dies macht, daß das Tier Selbstgefühl, der Mensch aber Selbstbewußtsein zeigt. Im Tiere fühlt sich der Geist als Seele; er erfaßt sich noch nicht als Geist. Im Menschen erkennt der Geist sich als Geist, wenn auch - durch die physischen Bedingungen - als schattenhaften Abglanz des Geistes, als Gedanke. - In diesem Sinne gliedert sich die dreifache Welt in der folgenden Art: 1. Das Reich der urbildlichen formlosen Wesen (erstes Elementarreich); 2. das Reich der gestaltenschaffenden Wesen (zweites Elementarreich); 3. das Reich der seelischen Wesen (drittes Elementarreich); 4. das Reich der geschaffenen Gestalten (Kristallgestalten); 5. das Reich, das in Gestalten sinnlich wahrnehmbar wird, an dem aber die gestaltenschaffenden Wesen wirken (Pflanzenreich); 6. das Reich, das in Gestalten sinnlich wahrnehmbar wird, an dem aber außerdem noch die gestaltenschaffenden und die sich seelisch auslebenden Wesenheiten wirken (Tierreich); und 7. das Reich, in dem die Gestalten sinnlich wahrnehmbar sind, an dem aber noch die gestaltenschaffenden und seelisch sich auslebenden Wesenheiten wirken und in dem sich der Geist selbst in Form des Gedankens innerhalb der Sinnenwelt gestaltet (Menschenreich).
Hieraus ergibt sich, wie die Grundbestandteile des im [154] Leibe lebenden Menschen mit der geistigen Welt zusammenhängen. Den physischen Körper, den Ätherleib, den empfindenden Seelenleib und die Verstandesseele hat man als in der Sinnenwelt verdichtete Urbilder des Geisterlandes anzusehen. Der physische Körper kommt dadurch zustande, daß des Menschen Urbild bis zur sinnlichen Erscheinung verdichtet wird. Man kann deshalb auch diesen physischen Leib eine zur sinnlichen Anschaulichkeit verdichtete Wesenheit des ersten Elementarreiches nennen. Der Ätherleib entsteht dadurch, daß die auf diese Art entstandene Gestalt beweglich erhalten wird durch eine Wesenheit, die ihre Tätigkeit in das sinnliche Reich herein erstreckt, selbst aber nicht sinnlich anschaubar wird. Will man diese Wesenheit vollständig charakterisieren, so muß man sagen, sie hat zunächst ihren Ursprung in den höchsten Regionen des Geisterlandes und gestaltet sich dann in der zweiten Region zu einem Urbild des Lebens. Als solches Urbild des Lebens wirkt sie in der sinnlichen Welt. In ähnlicher Art hat die Wesenheit, welche den empfindenden Seelenleib aufbaut, ihren Ursprung in den höchsten Gebieten des Geisterlandes, gestaltet sich in der dritten Region desselben zum Urbilde der Seelenwelt und wirkt als solches in der sinnlichen Welt. Die Verstandesseele aber wird dadurch gebildet, daß des denkenden Menschen Urbild sich in der vierten Region des Geisterlandes zum Gedanken gestaltet und als solcher unmittelbar als denkende Menschenwesenheit in der Sinneswelt wirkt. - So steht der Mensch innerhalb der Sinneswelt; so arbeitet der Geist an seinem physischen Körper, an seinem Ätherleib und an seinem empfindenden Seelenleib. So kommt dieser Geist in der Verstandesseele zur Erscheinung. – [155] An den drei unteren Gliedern des Menschen arbeiten also die Urbilder in Form von Wesenheiten mit, die ihm in einer gewissen Art äußerlich gegenüberstehen; in seiner Verstandesseele wird er selbst zum (bewußten) Arbeiter an sich. - Und die Wesenheiten, die an seinem physischen Körper arbeiten, sind dieselben, welche die mineralische Natur bilden. An seinem Ätherleib wirken Wesenheiten von der Art, die im Pflanzenreich, an seinem empfindenden Seelenleib solche, die im Tierreich auf Sinnlich-unwahrnehmbare Art leben, die aber ihre Wirksamkeit in diese Reiche herein erstrecken.
So wirken die verschiedenen Welten zusammen. Die Welt, in welcher der Mensch lebt, ist der Ausdruck dieses Zusammenwirkens.
- - -
Hat man die sinnliche Welt in dieser Art begriffen, so eröffnet sich auch das Verständnis für Wesen anderer Art, als diejenigen sind, die in den genannten vier Reichen der Natur ihr Dasein haben. Ein Beispiel für solche Wesenheiten ist das, was man Volksgeist (Nationalgeist) nennt. Dieser kommt nicht in sinnlicher Art unmittelbar zur Erscheinung. Er lebt sich aus in den Empfindungen, Gefühlen, Neigungen und so weiter, die man als die einem Volke gemeinsamen beobachtet. Er ist eine Wesenheit, die sich nicht sinnlich verkörpert; sondern wie der Mensch seinen Leib sinnlich anschaulich gestaltet, so gestaltet sie den ihrigen aus dem Stoffe der Seelenwelt. Dieser Seelenleib des Volksgeistes ist wie eine Wolke, in welcher die Glieder eines Volkes leben, deren Wirkungen in den Seelen der betreffenden Menschen zum Vorschein kommen, [156] die aber nicht aus diesen Seelen selbst stammt. Wer sich den Volksgeist nicht in dieser Art vorstellt, für den bleibt er ein schemenhaftes Gedankenbild ohne Wesen und Leben, eine leere Abstraktion. - Und ein ähnliches wäre zu sagen in bezug auf das, was man Zeitgeist nennt. Ja, es wird dadurch der geistige Blick geweitet über eine Mannigfaltigkeit von anderen, von niederen und höheren Wesenheiten, die in der Umwelt des Menschen leben, ohne daß er sie sinnlich wahrnehmen kann. Diejenigen, welche geistiges Anschauungsvermögen haben, nehmen aber solche Wesen wahr und können sie beschreiben. Zu den niedrigeren Arten solcher Wesen gehört alles, was die Wahrnehmer der geistigen Welt als Salamander, Sylphen, Undinen, Gnomen beschreiben. Es sollte nicht gesagt zu werden brauchen, daß solche Beschreibungen nicht als Abbilder der ihnen zugrunde liegenden Wirklichkeit gelten können. Wären sie dieses, so wäre die durch sie gemeinte Welt keine geistige, sondern eine grob-sinnliche. Sie sind Veranschaulichungen einer geistigen Wirklichkeit, die sich eben nur auf diese Art, durch Gleichnisse, darstellen läßt. Wenn derjenige, der nur das sinnliche Anschauen gelten lassen will, solche Wesenheiten als Ausgeburten einer wüsten Phantasie und des Aberglaubens ansieht, so ist das durchaus begreiflich. Für sinnliche Augen können sie natürlich nie sichtbar werden, weil sie keinen sinnlichen Leib haben. Der Aberglaube liegt nicht darin, daß man solche Wesen als wirklich ansieht, sondern daß man glaubt, sie erscheinen auf sinnliche Art.
Wesen solcher Form wirken an dem Wellenbad mit, und man trifft mit ihnen zusammen, sobald man die höheren, den leiblichen Sinnen verschlossenen Weltgebiete betritt. [157] Abergläubisch sind nicht diejenigen, welche in solchen Beschreibungen die Bilder geistiger Wirklichkeiten sehen, sondern diejenigen, welche an das sinnliche Dasein der Bilder glauben, aber auch diejenigen, welche den Geist ablehnen, weil sie das sinnliche Bild ablehnen zu müssen vermeinen. - Auch solche Wesen sind zu verzeichnen, die nicht bis in die Seelenwelt herabsteigen, sondern deren Hülle nur aus Gebilden des Geisterlandes gewoben ist. Der Mensch nimmt sie wahr, wird ihr Genosse, wenn er das geistige Auge und das geistige Ohr sich für sie eröffnet. - Durch eine solche Eröffnung wird dem Menschen vieles verständlich, was er ohne dieselbe nur verständnislos anstarren kann. Es wird hell um ihn herum; er sieht die Ursachen zu dem, was sich in der Sinnenwelt als Wirkungen abspielt. Er erfaßt dasjenige, was er ohne geistiges Auge entweder ganz ableugnet oder demgegenüber er sich mit dem Ausspruch begnügen muß: «Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumen läßt.» Feiner - geistig - empfindende Menschen werden unruhig, wenn sie eine andere Welt als die sinnliche uni sich herum ahnen, dumpf gewahr werden und innerhalb ihrer tappen müssen wie der Blinde zwischen sichtbaren Gegenständen. Nur die klare Erkenntnis von diesen höheren Gebieten des Daseins, das verständnisvolle Eindringen in dasjenige, was in ihnen vorgeht, kann den Menschen wirklich festigen und ihn seiner wahren Bestimmung zuführen. Durch die Einsicht in das, was den Sinnen verborgen ist, erweitert der Mensch sein Wesen in der Art, daß er sein Leben vor dieser Erweiterung wie ein «Träumen über die Welt» empfindet. [158]