Walther Cloos und Stuhl (Möbel): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:099 Josepinism Style Furniture.jpg|mini|Stühle aus Nussholz geschnitzt, Mittelteile der Rückenlehnen englischen Vorbildern (Hepplewhite) nachempfunden. Josephinisch, Ende 18. Jh.]]
Ein '''Stuhl''' (in [[Österreich]] oft '''Sessel''') ist ein in vielen Varianten ausgeführtes [[Sitzen|Sitz]][[möbel]] für (meist) eine Person, das sich in der Regel aus einem Fußgestell, einer einfachen oder [[Polsterung|gepolsterten]] Sitzfläche und einer Rückenlehne zusammensetzt und sich von dem einfachen [[Schemel]] ohne Lehne und dem gepolsterten Arm[[sessel]] unterscheidet. Die ideale Höhe der Sitzfläche liegt für die meisten Erwachsenen bei 42–48 cm. Sonderformen sind unter anderem [[Klappstuhl|Klapp-]] und [[Faltstuhl|Faltstühle]], der [[Schaukelstuhl]] und der [[Kniestuhl]]. Die Herstellung von Stuhlmöbeln oblag bis ins 20. Jahrhundert der Berufsgruppe der [[Stuhlmacher (Beruf)|Stuhlmacher]].


'''Walther Cloos''' (* [[Wikipedia:22. Juni|22. Juni]] [[Wikipedia:1900|1900]] in [[Wikipedia:Darmstadt|Darmstadt]]; [[Wikipedia:30. Juni|30. Juni]] [[Wikipedia:1985|1985]] in [[Wikipedia:Ulm|Ulm]]) war ein [[Wikipedia:Deutschland|deutscher]] [[Wikipedia:Apotheker|Apotheker]] und [[Anthroposoph]], der sich schon von seiner Kindheit an sehr für die [[Mineral]]- und [[Gestein]]swelt und auch für die [[Pflanzen]] interessierte, die er schon früh in der [[Geologie|geologisch]] reichhaltigen weiteren Umgebung Darmstadts kennenlernte.  
== Etymologie ==
Das Wort Stuhl – althochdeutsch ''stuol'' ‚Sitz, Thron‘ (8. Jahrhundert), mittelhochdeutsch ''stuol'' (auch ‚Stuhlgang‘), altsächsisch / mittelniederdeutsch ''stōl'', mittelniederländisch / niederländisch ''stoel'', altenglisch ''stōl'', englisch ''stool'', altnordisch ''stōll'', schwedisch ''stol'', gotisch ''stōls'' (germanisch ''*stōla-'') und litauisch ''pastõlas'' ‚Gestell, Ständer‘, altslawisch ''stolъ'' ‚Sitz, Thron‘, russisch ''stol (стол)'' ‚Tisch, Mahl, Büro, Zarenthron‘ – ist mit ''l''-Suffix zur indoeuropäischen Wurzel ''*stā-, *stǝ-'' ‚stehen, stellen‘ gebildet.


Gegen Ende des [[Wikipedia:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] begann Cloos in einer Abteilung eines Darmstädter Chemieunternehmens zu arbeiten, wo seltene [[Mineral]]e [[Chemie|chemisch]] weiterverarbeitet wurden. [[Wikipedia:1920|1920]] wurde er Mitglied im Darmstädter Zweig der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]]. Bereits unter dem Eindruck der [[Anthroposophie]] begann er an der [[Wikipedia:Technischen Hochschule Stuttgart|Technischen Hochschule Stuttgart]] das Studium der [[Wikipedia:Pharmazie|Pharmazie]]. Im Juli [[Wikipedia:1921|1921]] nahm er an dem von [[Rudolf Steiner]] gehaltenen [[Darmstädter Hochschulkurs]] teil. [[Wikipedia:1925|1925]], kurz nach dem Tod Rudolf Steiners, begann Cloos noch während seines Studiums zunächst halbtägig für das Laboratorium des Klinisch-Therapeutischen Instituts in [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]] zu arbeiten, aus dem später die [[Weleda AG]] hervorging. Hier war er bis zu seiner Penionierung [[Wikipedia:1969|1969]] tätig und entwickelte zahlreiche mineralische und [[metall]]ische Präparate und arbeitete u.a. mit [[Oskar Schmiedel]], [[Wilhelm Spieß]], [[Wilhelm Pelikan]] und [[Hans Krüger]] zusammen. Gemeinsam mit dem Botaniker [[Gerbert Grohmann]] erforschte er die Anbau- und Lebensbedingungen verschiedener [[Heilpflanzen]] und leitet auf den firmeneigenen Plantagen deren [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamischen]] Anbau.
Ausgehend von einer Bedeutung ‚Gestell‘ (bewahrt in Dach-, Glocken-, Webstuhl) entwickelt sich der Ausdruck im Germanischen zur Bezeichnung für ‚Hoch-, Ehrensitz, [[Thron]]‘ (eines Herrschers, Richters etc.).<ref>[[Wolfgang Pfeifer (Etymologe)|Wolfgang Pfeifer]]: ''Etymologisches Wörterbuch des Deutschen.'' 5.&nbsp;Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv), München 2000, S.&nbsp;1386.</ref>


Später hielt Cloos vermehrt Kurse für Studenten, Mediziner, Landwirte und Pädagogen und veröffentlichte eine Reihe von Publikationen zur [[Heilmittel]]lehre und über die lebendigen [[Entwicklung der Erde]].
== Geschichte des Sitzens ==
Ursprünglich saßen die Menschen auf dem nackten Erdboden, auf Felsen oder auf umgekippten Baumstämmen; in kälteren Regionen legte man Tierfelle unter, flocht [[Matte (Unterleger)|Matten]], webte Decken oder knüpfte [[Teppich]]e. In einigen Kulturen Afrikas und Asiens saß man auch wie heute noch längere Zeit in einer Art „Hockstellung“.


== Werke ==
Im Alten Ägypten saßen bzw. thronten nur die [[Pharao]]nen, die Könige des [[Vorderer Orient|Vorderen Orients]] oder die Kaiser Chinas auf steinernen oder hölzernen Sitzmöbeln als Symbol ihres Machtstatus. In einfacheren Kreisen kannte man – wenn überhaupt – nur einfache Handwerkerschemel mit einem geflochtenen Sitzbett.


* ''Die Erde - ein Lebewesen'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1952
Als Vorläufer des ''[[Stabelle|Brettstuhls]]'' kann der in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends v.&nbsp;Chr. in Ägypten aufgekommene Arbeits-Schemel mit drei eingezapften Beinen bezeichnet werden. Doch auch von höheren Gesellschaftsschichten wurden um 1400 v.&nbsp;Chr. dreifüßige Schemel benutzt. Von Ägypten aus verbreitete sich der Dreibeinschemel in andere Kulturen, wie die des antiken Griechenland und Rom. Auf römischen Darstellungen zeigt sich die Herausbildung einer vierfüßigen Variante mit viereckigem Sitz. Bis ins Mittelalter hinein war der Schemel mit eingezapften Füßen jedoch meist eine Sitzgelegenheit der unteren sozialen Schichten.<ref>Klára K. Csilléry: ''Zur Geschichte des Brettstuhls.'' 1987, S. 216–219.</ref>
* ''Werdende Natur : Betrachtungen über den Kiesel, die Metalle und die drei Prinzipien in ihren Beziehungen zum Werden von Mensch und Erde.'', Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Dornach 1966
* ''Menschengemässe Heilmittel'', Verlag Die Kommenden, 1971
* ''Lebensstufen der Erde. Beiträge zu einer organischen Gesteins- und Mineralkunde'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1984 ISBN 978-3772504853
* Walter Cloos, [[Friedrich Benesch]] (Hrsg.): ''Das Jahr der Erde. Von der Alchymie der Jahreszeiten'', Verlag Urachhaus/Freies Geistesleben, Stuttgart 1996 ISBN 978-3878384700
* ''Kleine Edelsteinkunde'', Oratio Verlag, 1998 ISBN 978-3721406160
* ''Vom Arbeiten mit der werdenden Natur'', Oratio Verlag, 2001 ISBN 978-3721421743


{{DEFAULTSORT:Cloos, Walther}}
Die weitere Verbreitung der Sitzhaltung vollzog sich, beginnend mit den Thronen der Könige und Fürsten, an den Plätzen weltlicher und geistlicher Macht, in Herrscherhäusern und Klöstern (z.&nbsp;B. auf Holzbänken in [[Rittersaal|Rittersälen]] oder auf Steinbänken in [[Kapitelsaal|Kapitelsälen]]). Einzelstühle blieben jedoch für hochrangige Personen reserviert.


[[Kategorie:Anthroposoph (20. Jahrhundert)]]
In der Folge, etwa ab dem 16. Jahrhundert, wurde die Praxis des Sitzens auf Stühlen vom erstarkenden Bürgertum oder von Gutsherren übernommen. Erst ab dem 18./19. Jahrhundert wurde das Sitzen auf Stühlen in weiten Bevölkerungskreisen allmählich zum Normalfall, wobei jedoch lange Zeit noch zwischen einem dem Hausherren vorbehaltenen [[Armstuhl]] und einfacheren Sitzmöbeln (Bänke, Hocker etc.) für die übrigen Familienangehörigen oder gar fürs Gesinde unterschieden wurde.
[[Kategorie:Deutscher]]  
 
[[Kategorie:Mann]]
== Aufbau und Funktion ==
Der normale oder einfache Stuhl besteht heute in der Regel aus den vier Stuhlbeinen, der Sitzfläche und der Rückenlehne. Entscheidend ist jedoch nicht nur deren Funktion, sondern auch deren Qualität. Hier spielen u.&nbsp;a. die Baugruppe der Stuhlfüße, das Material, die Stuhlfedern und das Polster bezüglich der Haltbarkeit eine entscheidende Rolle.
 
Sowohl Stuhlbeine, als auch Sitzfläche und Lehne können von geringer aber auch hoher Qualität sein. Ein hochwertiger Stuhl kann ein Leben lang halten, während ein völlig gleich aussehender Stuhl minderer Qualität unter Umständen schon nach einem Jahr ein defektes Polster oder ein gebrochenes Stuhlbein aufweist. Auch können Stühle mit minderwertigen, zu scharfkantigen Stuhlfüßen den Teppich, auf dem sie stehen, zerstören.
 
Folglich ist besonders für übergewichtige Menschen und Menschen mit Einschränkungen die Wahl des richtigen Stuhles eine anspruchsvolle Aufgabe. Es ist darauf hinzuweisen, dass Stühle in der Regel, vom Kinderstuhl und Spezialanfertigungen abgesehen, nicht für alle Gewichtsklassen konzipiert werden.
 
Ein Polster puffert den Stuhl ab; hierzu werden oft sogenannten Zick-Zack-Federn verwendet, die das gesamte Polster nach unten elastisch machen und so zur gleichmäßigen Gewichtsverteilung beitragen. Zudem findet man hierauf auch nochmals Sprungfedern, die verhindern, dass der Sitzende das Polster bis auf Höhe des Rahmens eindrückt.
 
Sieht man nach Umdrehen des Stuhls nur einen Rost, auf dem das Polster ruht, ist dieser Stuhl eher von minderer Qualität, sofern keine Sprungfedern auf dem Rost befestigt sind. Kann man nur ein Sperrholzbrett ausmachen, ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass sich der Hersteller hier nur auf die Füllung der Polsterung verlässt. Die Belastung eines Stuhls ist aber eine andere als die eines Kopfkissens – ein ähnlicher Aufbau wirkt der Nachhaltigkeit des Stuhls daher auch deutlich entgegen.
 
Für den Stuhlbau haben sich heutzutage Materialien wie Aluminium und Stahl bewährt, da hier viele Nachteile des Holzes vermieden werden, siehe auch [[Holzschutz]]. Dennoch wirken Stühle aus diesen Materialien subjektiv oft kälter und unbehaglicher als Holzstühle.
 
Eine Alternative zu den Metallen ist das Material [[Pockholz]], da dieses von Natur aus sehr resistent gegen Abnutzung, Pilze, Insekten und Witterung ist und nicht nachbehandelt werden muss. Dieses verbauen die Tischler, auf Grund des höheren Aufwandes und der Kosten, jedoch eher für sich selber, für Einzelaufträge oder auch im Rahmen der Meisterprüfung.
{{Großes Bild|MHS ekspozycja krzesel p.jpg|500|Stühle (rechts), Polsterstühle (links) und ein  Armsessel (Mitte) im Heimatmuseum von [[Sanok]], Polen}}
 
== (deutsche) Normen für Stuhl-Design und Sicherheit ==
* DIN EN 1335 Büromöbel – Büro-Arbeitsstuhl
* DIN EN 1728 Möbel – Sitzmöbel – Prüfverfahren zur Bestimmung der Festigkeit und Dauerhaltbarkeit
* DIN 68878 Stühle für den Wohnbereich – Gebrauchseigenschaften – Anforderungen und Prüfverfahren
 
== Zweckmäßigkeit und Statussymbol ==
Für die Ausstattung gastronomischer Betriebsstätten und Publikumseinrichtungen ist eine flexible Bestuhlung für verschiedene Besucherzahlen wichtig, auch für Privatpersonen mit Sitzmöglichkeiten im Freien. Dabei ist eine Stapelbarkeit der Stühle wichtig, damit der Stauraum bei Nichtnutzung klein bleibt.
 
Stühle dienen auch als [[Sozialer Status|Statussymbol]]. In einem Büro sticht oft ein „Chefsessel“ sofort durch Umfang, Größe, Exklusivität der [[Armlehne]]n, der suggerierten Aura von Schwere, Unverrückbarkeit usw. heraus. [[Charlie Chaplin]] baute darauf in seinem Film ''[[Der große Diktator]]'' auf, indem Adenoid Hynkel in einem übertriebenen riesigen Sessel an einem überdimensionierten Schreibtisch Benzino Napoloni auf einem übertrieben kleinen Stuhl zu empfangen versucht.
 
== Zusatz ==
Zum Schutz kostbarer Stühle vor Verschmutzung und Abnutzung, zur optischen Aufwertung und Vereinheitlichung unterschiedlicher Modelle, sowie zur Raumgestaltung werden Stühle gelegentlich mit dekorativem Stoff überzogen. Der Fachbegriff für solche Möbelüberzüge heißt [[Husse]] (von frz. la housse = „Überwurf, Decke, Überzug, Schutzhülle“).
 
== Sonstige Stuhltypen ==
[[Datei:Santa Maria de la Tossa de Montbui - 06 Cadires.JPG|mini|Holzklotzstühle aus der Kirche [[Santa Maria de la Tossa de Montbui]], [[Provinz Barcelona]]]]
 
=== Nach der Bauweise ===
* [[Holzklotzstuhl]]
* [[Freischwinger]], ohne Hinterbeine
* [[Schaukelstuhl]]
* [[Schemel]] oder Hocker, ohne Rückenlehne
* [[Klappstuhl]], [[Schwedenstuhl]]
* [[Stapelstuhl]]
* [[Sattelstuhl]]
* [[Kniestuhl]]
* [[Windsor-Stuhl]]
* [[Voyeuse]] auch „Konversationsstuhl“ oder „Spielstuhl“
 
=== Nach der Funktion ===
* [[Bürostuhl]] (Drehstuhl, Arbeitsstuhl, [[Sattelstuhl]])
* [[Elektrischer Stuhl]]
* [[Liegestuhl]]
* [[Kinderstuhl]]
* [[Friseurstuhl]], [[Zahnarztstuhl]]
* [[Kirchenstuhl]]
* [[Geburtsstuhl]]
* [[Autositz]]
* [[Reinraumstuhl]]
* [[Rollstuhl]]
 
== Designklassiker ==
<gallery>
  Thonet Bugholzstuhl.jpg|Rechts: Kaffeehausstuhl von [[Michael Thonet]] (1851)
  Rietveld chair 1.JPG|Rot-blauer Stuhl von [[Gerrit Rietveld]] (1917)
  Bauhaus Chair Breuer.png|[[Clubsessel B 3]] von [[Marcel Breuer]] (1925)
  AJ 3101 ant.jpg|[[Arne Jacobsen]]: Stuhl ''3100'', ''[[Die Ameise| Ameisenstuhl]]'' genannt (1950)
  Chair 5709.jpg|[[Arne Jacobsen]]: Stuhl ''[[Model 3107|3107]]''
  Panton Stuhl.jpg|[[Verner Panton]] (Modell von 1967)
  Bofinger Chair red.JPG|[[Bofinger-Stuhl]] (1964/1966)
  Kreuzschwinger.jpg|[[Kreuzschwinger]] von [[Till Behrens]] (1960)
</gallery>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Stuhl (Möbel}}
* {{WikipediaDE|Kurulischer Stuhl}}
* {{WikipediaDE|Stabelle}}
* {{WikipediaDE|Sammlung Löffler}}
* {{WikipediaDE|Stuhl (Bibel)}}
 
== Literatur ==
* Hermann Brauer: ''Die Entstehung eines Stuhles.'' In: ''Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins'', 2. Jg. 1903–1904, S. 60–64 ([http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/mwkgv1903_1904/0068 Digitalisat]).
* Hansjürgen Bulkowski: ''Liebe zur Sache. Die Dinge, mit denen wir leben.'' Kulturverlag Kadmos, Berlin 2010 (darin S. 103–107 „Stuhl“).
* Klára K. Csilléry: ''Zur Geschichte des Brettstuhls: Eine soziokulturelle Untersuchung.'' Redaktionell überarbeitet von Hans Dünninger. In: ''Jahrbuch für Volkskunde'', Neue Folge, 10, 1987, S. 216–240.
* Hajo Eickhoff: ''Himmelsthron und Schaukelstuhl. Die Geschichte des Sitzens.'' Carl Hanser Verlag, München/Wien 1993.
* Charlotte J. Fiell, Peter M. Fiell: ''1000 Chairs.'' Taschen Verlag, Köln 2000, ISBN 3-8228-5760-2.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Chairs|Stuhl}}
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|Sessel}}
* [http://www.deutsches-stuhlbaumuseum.de/ deutsches-stuhlbaumuseum.de] – Deutsche Stuhlbaumuseum in Rabenau (Sachsen)
* [http://www.antike-tischkultur.de/sitzmoebelroemisch.html Antike Tisch-Kultur.de] – Stühle der Antike
* Optimale Höhe von Stuhl und Tisch berechnen auf [https://www.blitzrechner.de/ergonomie/ blitzrechner.de]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4058247-4}}
 
{{SORTIERUNG:Stuhl (Mobel)}}
[[Kategorie:Sitzmöbel]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 22. Februar 2020, 03:49 Uhr

Stühle aus Nussholz geschnitzt, Mittelteile der Rückenlehnen englischen Vorbildern (Hepplewhite) nachempfunden. Josephinisch, Ende 18. Jh.

Ein Stuhl (in Österreich oft Sessel) ist ein in vielen Varianten ausgeführtes Sitzmöbel für (meist) eine Person, das sich in der Regel aus einem Fußgestell, einer einfachen oder gepolsterten Sitzfläche und einer Rückenlehne zusammensetzt und sich von dem einfachen Schemel ohne Lehne und dem gepolsterten Armsessel unterscheidet. Die ideale Höhe der Sitzfläche liegt für die meisten Erwachsenen bei 42–48 cm. Sonderformen sind unter anderem Klapp- und Faltstühle, der Schaukelstuhl und der Kniestuhl. Die Herstellung von Stuhlmöbeln oblag bis ins 20. Jahrhundert der Berufsgruppe der Stuhlmacher.

Etymologie

Das Wort Stuhl – althochdeutsch stuol ‚Sitz, Thron‘ (8. Jahrhundert), mittelhochdeutsch stuol (auch ‚Stuhlgang‘), altsächsisch / mittelniederdeutsch stōl, mittelniederländisch / niederländisch stoel, altenglisch stōl, englisch stool, altnordisch stōll, schwedisch stol, gotisch stōls (germanisch *stōla-) und litauisch pastõlas ‚Gestell, Ständer‘, altslawisch stolъ ‚Sitz, Thron‘, russisch stol (стол) ‚Tisch, Mahl, Büro, Zarenthron‘ – ist mit l-Suffix zur indoeuropäischen Wurzel *stā-, *stǝ- ‚stehen, stellen‘ gebildet.

Ausgehend von einer Bedeutung ‚Gestell‘ (bewahrt in Dach-, Glocken-, Webstuhl) entwickelt sich der Ausdruck im Germanischen zur Bezeichnung für ‚Hoch-, Ehrensitz, Thron‘ (eines Herrschers, Richters etc.).[1]

Geschichte des Sitzens

Ursprünglich saßen die Menschen auf dem nackten Erdboden, auf Felsen oder auf umgekippten Baumstämmen; in kälteren Regionen legte man Tierfelle unter, flocht Matten, webte Decken oder knüpfte Teppiche. In einigen Kulturen Afrikas und Asiens saß man auch wie heute noch längere Zeit in einer Art „Hockstellung“.

Im Alten Ägypten saßen bzw. thronten nur die Pharaonen, die Könige des Vorderen Orients oder die Kaiser Chinas auf steinernen oder hölzernen Sitzmöbeln als Symbol ihres Machtstatus. In einfacheren Kreisen kannte man – wenn überhaupt – nur einfache Handwerkerschemel mit einem geflochtenen Sitzbett.

Als Vorläufer des Brettstuhls kann der in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr. in Ägypten aufgekommene Arbeits-Schemel mit drei eingezapften Beinen bezeichnet werden. Doch auch von höheren Gesellschaftsschichten wurden um 1400 v. Chr. dreifüßige Schemel benutzt. Von Ägypten aus verbreitete sich der Dreibeinschemel in andere Kulturen, wie die des antiken Griechenland und Rom. Auf römischen Darstellungen zeigt sich die Herausbildung einer vierfüßigen Variante mit viereckigem Sitz. Bis ins Mittelalter hinein war der Schemel mit eingezapften Füßen jedoch meist eine Sitzgelegenheit der unteren sozialen Schichten.[2]

Die weitere Verbreitung der Sitzhaltung vollzog sich, beginnend mit den Thronen der Könige und Fürsten, an den Plätzen weltlicher und geistlicher Macht, in Herrscherhäusern und Klöstern (z. B. auf Holzbänken in Rittersälen oder auf Steinbänken in Kapitelsälen). Einzelstühle blieben jedoch für hochrangige Personen reserviert.

In der Folge, etwa ab dem 16. Jahrhundert, wurde die Praxis des Sitzens auf Stühlen vom erstarkenden Bürgertum oder von Gutsherren übernommen. Erst ab dem 18./19. Jahrhundert wurde das Sitzen auf Stühlen in weiten Bevölkerungskreisen allmählich zum Normalfall, wobei jedoch lange Zeit noch zwischen einem dem Hausherren vorbehaltenen Armstuhl und einfacheren Sitzmöbeln (Bänke, Hocker etc.) für die übrigen Familienangehörigen oder gar fürs Gesinde unterschieden wurde.

Aufbau und Funktion

Der normale oder einfache Stuhl besteht heute in der Regel aus den vier Stuhlbeinen, der Sitzfläche und der Rückenlehne. Entscheidend ist jedoch nicht nur deren Funktion, sondern auch deren Qualität. Hier spielen u. a. die Baugruppe der Stuhlfüße, das Material, die Stuhlfedern und das Polster bezüglich der Haltbarkeit eine entscheidende Rolle.

Sowohl Stuhlbeine, als auch Sitzfläche und Lehne können von geringer aber auch hoher Qualität sein. Ein hochwertiger Stuhl kann ein Leben lang halten, während ein völlig gleich aussehender Stuhl minderer Qualität unter Umständen schon nach einem Jahr ein defektes Polster oder ein gebrochenes Stuhlbein aufweist. Auch können Stühle mit minderwertigen, zu scharfkantigen Stuhlfüßen den Teppich, auf dem sie stehen, zerstören.

Folglich ist besonders für übergewichtige Menschen und Menschen mit Einschränkungen die Wahl des richtigen Stuhles eine anspruchsvolle Aufgabe. Es ist darauf hinzuweisen, dass Stühle in der Regel, vom Kinderstuhl und Spezialanfertigungen abgesehen, nicht für alle Gewichtsklassen konzipiert werden.

Ein Polster puffert den Stuhl ab; hierzu werden oft sogenannten Zick-Zack-Federn verwendet, die das gesamte Polster nach unten elastisch machen und so zur gleichmäßigen Gewichtsverteilung beitragen. Zudem findet man hierauf auch nochmals Sprungfedern, die verhindern, dass der Sitzende das Polster bis auf Höhe des Rahmens eindrückt.

Sieht man nach Umdrehen des Stuhls nur einen Rost, auf dem das Polster ruht, ist dieser Stuhl eher von minderer Qualität, sofern keine Sprungfedern auf dem Rost befestigt sind. Kann man nur ein Sperrholzbrett ausmachen, ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass sich der Hersteller hier nur auf die Füllung der Polsterung verlässt. Die Belastung eines Stuhls ist aber eine andere als die eines Kopfkissens – ein ähnlicher Aufbau wirkt der Nachhaltigkeit des Stuhls daher auch deutlich entgegen.

Für den Stuhlbau haben sich heutzutage Materialien wie Aluminium und Stahl bewährt, da hier viele Nachteile des Holzes vermieden werden, siehe auch Holzschutz. Dennoch wirken Stühle aus diesen Materialien subjektiv oft kälter und unbehaglicher als Holzstühle.

Eine Alternative zu den Metallen ist das Material Pockholz, da dieses von Natur aus sehr resistent gegen Abnutzung, Pilze, Insekten und Witterung ist und nicht nachbehandelt werden muss. Dieses verbauen die Tischler, auf Grund des höheren Aufwandes und der Kosten, jedoch eher für sich selber, für Einzelaufträge oder auch im Rahmen der Meisterprüfung. Vorlage:Großes Bild

(deutsche) Normen für Stuhl-Design und Sicherheit

  • DIN EN 1335 Büromöbel – Büro-Arbeitsstuhl
  • DIN EN 1728 Möbel – Sitzmöbel – Prüfverfahren zur Bestimmung der Festigkeit und Dauerhaltbarkeit
  • DIN 68878 Stühle für den Wohnbereich – Gebrauchseigenschaften – Anforderungen und Prüfverfahren

Zweckmäßigkeit und Statussymbol

Für die Ausstattung gastronomischer Betriebsstätten und Publikumseinrichtungen ist eine flexible Bestuhlung für verschiedene Besucherzahlen wichtig, auch für Privatpersonen mit Sitzmöglichkeiten im Freien. Dabei ist eine Stapelbarkeit der Stühle wichtig, damit der Stauraum bei Nichtnutzung klein bleibt.

Stühle dienen auch als Statussymbol. In einem Büro sticht oft ein „Chefsessel“ sofort durch Umfang, Größe, Exklusivität der Armlehnen, der suggerierten Aura von Schwere, Unverrückbarkeit usw. heraus. Charlie Chaplin baute darauf in seinem Film Der große Diktator auf, indem Adenoid Hynkel in einem übertriebenen riesigen Sessel an einem überdimensionierten Schreibtisch Benzino Napoloni auf einem übertrieben kleinen Stuhl zu empfangen versucht.

Zusatz

Zum Schutz kostbarer Stühle vor Verschmutzung und Abnutzung, zur optischen Aufwertung und Vereinheitlichung unterschiedlicher Modelle, sowie zur Raumgestaltung werden Stühle gelegentlich mit dekorativem Stoff überzogen. Der Fachbegriff für solche Möbelüberzüge heißt Husse (von frz. la housse = „Überwurf, Decke, Überzug, Schutzhülle“).

Sonstige Stuhltypen

Holzklotzstühle aus der Kirche Santa Maria de la Tossa de Montbui, Provinz Barcelona

Nach der Bauweise

Nach der Funktion

Designklassiker

Siehe auch

Literatur

  • Hermann Brauer: Die Entstehung eines Stuhles. In: Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins, 2. Jg. 1903–1904, S. 60–64 (Digitalisat).
  • Hansjürgen Bulkowski: Liebe zur Sache. Die Dinge, mit denen wir leben. Kulturverlag Kadmos, Berlin 2010 (darin S. 103–107 „Stuhl“).
  • Klára K. Csilléry: Zur Geschichte des Brettstuhls: Eine soziokulturelle Untersuchung. Redaktionell überarbeitet von Hans Dünninger. In: Jahrbuch für Volkskunde, Neue Folge, 10, 1987, S. 216–240.
  • Hajo Eickhoff: Himmelsthron und Schaukelstuhl. Die Geschichte des Sitzens. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1993.
  • Charlotte J. Fiell, Peter M. Fiell: 1000 Chairs. Taschen Verlag, Köln 2000, ISBN 3-8228-5760-2.

Weblinks

Commons: Stuhl - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Stuhl – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Sessel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 5. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv), München 2000, S. 1386.
  2. Klára K. Csilléry: Zur Geschichte des Brettstuhls. 1987, S. 216–219.


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