Wirtschaftswissenschaft und GA 1a-e: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
(Änderung 300091 von Joachim Stiller (Diskussion) rückgängig gemacht.)
 
imported>Odyssee
(Weiterleitung nach GA 1 erstellt)
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Wirtschaftswissenschaft''', auch '''Ökonomik'''<ref>[http://www.duden.de/rechtschreibung/Oekonomie ''Ökonomik''] im Duden: zu lateinisch ''oeconomicus'', „ökonomisch“</ref> und veraltend '''Ökonomie''',<ref>[http://www.duden.de/rechtschreibung/Oekonomie ''Ökonomie''] im Duden: von lateinisch ''oeconomia'', „gehörige Einteilung“, von [[Griechische Sprache|griechisch]] ''οἰκονομία'' (oikonomía), „Haushaltung, Verwaltung“ aus ''οἶκος'' (oíkos) „Haus“ und ''νόμος'' (nómos) „Gesetz“ und dem Suffix ''-ική''.</ref> ist die [[Wissenschaft]] von der [[Wirtschaft]] (Ökonomie). Die Wirtschaftswissenschaft untersucht den rationalen Umgang mit Gütern, die nur beschränkt verfügbar sind.<ref name=Marburg />
#WEITERLEITUNG [[GA 1]]
 
== Etymologie ==
Eine erste systematische ökonomische Theorie stammt von [[Aristoteles]], für den zielgerichtetes Handeln in der Ökonomie ({{elS|οίκος, ''oikos'', „Haus“, „Besitz“}}; {{elS|νόμος, ''nomos'', „Gesetz“; „nach Gesetzen wirtschaften“}}) legitim ist. Er unterschied zwischen der [[Verwendungszweck|Verwendung]] der materiellen Mittel für das gute Leben ({{elS|''oikonomiké''}}) und dem (naturgemäßen oder naturwidrigen) Erwerb dieser Mittel ({{elS|''[[chrematistik]]é''}}). Die Hauptkonturen seiner ökonomischen Theorie finden sich in seinen Werken [[Polis]] und [[Nikomachische Ethik]].
== Historische Entwicklung ==
=== Volkswirtschaft ===
{{Hauptartikel|Volkswirtschaftslehre#Geschichte|titel1=Geschichte der Volkswirtschaftslehre}}
 
Die großen Denker der [[Antike]] und des [[Mittelalter]]s gelten als Ahnherren der Wirtschaftswissenschaft. Auch das [[Mittelalter]] kannte bereits einige ökonomische Darstellungen. [[Thomas von Aquin]] behandelte in seinem zwischen 1265 und 1273 entstandenen Hauptwerk [[Summa theologica]] auch ökonomische Fragestellungen. Er stufte [[Landwirtschaft]] und [[Handwerk]] höher ein als den [[Handel]], [[Gewinn]]streben darf nicht den Schwächeren oder die Allgemeinheit schädigen. Kernstück bildete seine Lehre vom gerechten [[Preis (Wirtschaft)|Preis]]. [[Joseph Schumpeter]] schrieb in seiner ''History of Economic Analysis'' (1954) die Entwicklung der wissenschaftlichen Untersuchung ökonomischer Zusammenhänge bereits den [[Scholastik#Neuzeitliche Spätscholastik und Neuscholastik|Spätscholastikern]] (im 14. und 15.&nbsp;Jahrhundert) zu. Allerdings unterschied sich die [[Ökonomik in Antike und Mittelalter|alteuropäische Ökonomik]] in ihrer Grundkonzeption stark von der heutigen Sichtweise. [[Nikolaus Kopernikus]] beschäftigte sich in der Folge der [[Inflation]] der [[Deutscher Bauernkrieg|Bauernkriegszeit]] mit [[Geldtheorie]]. Bei [[Johannes Buridan]] (1300–1385) finden sich erste Ansäte deskriptiver Ökonomie, indem er im [[Metallismus]] den [[Geldwert]] durch seinen [[Metallwert]] bestimmt sieht. Von Nicolaus Oresmius (1325–1385) stammte mit dem „Traktat über Geldabwertungen“ (1373) das erste rein ökonomische Werk.
Als „frühmoderne“ (auch „vorklassische“) Ökonomen werden die [[Merkantilismus|Merkantilisten]] und die [[Physiokraten]] eingeordnet. Seit etwa 1450 setzte der [[Merkantilismus]] ein, während dessen der [[Ökonom]] [[James Denham-Steuart]] mit seinem merkantilistischen „Summa“ (1767) die erste Gesamtdarstellung der Ökonomie vorlegte und so die Ökonomie als eigenständige [[Wissenschaft]] begründete.<ref>Fritz Söllner, ''Die Geschichte des ökonomischen Denkens'', 2001, S. 11.</ref> Die „natürliche Ordnung“ ({{frS|''ordre naturel''}}) der [[Physiokratie]] war geprägt von [[Freiheit]], [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Wettbewerb]] und [[Privateigentum]], was am besten in ihrem 1751 von [[Vincent de Gournay]] geprägten [[Politisches Schlagwort|Schlagwort]] „laufen lassen und geschehen lassen“ ({{frS|''[[laissez-faire]], [[laissez-passer]]''}}) zum Ausdruck kommt. Als Geburtsstunde der Wirtschaftswissenschaft in der heute verstandenen Form als Forschungsdisziplin mit eigenständigen Theoriegebilden wird häufig das Jahr 1758 genannt, in welchem der französische Arzt [[Francois Quesnay]] sein Hauptwerk „[[Tableau économique]]“ veröffentlichte. Der zum Zeitpunkt der [[Veröffentlichung]] 64-jährige Gelehrte verstand die Abhängigkeiten von Geld- und [[Güterstrom|Güterströmen]] als Kreislauf.
Auch der [[Schottland|Schotte]] [[Adam Smith]] wird als Begründer der modernen Wirtschaftswissenschaft angesehen. Er veröffentlichte 1776 sein Buch ''[[Der Wohlstand der Nationen|An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations]]'' und kritisierte dort den bis dahin zumeist vorherrschenden [[Merkantilismus]]. Sein weitverbreitetes Werk fand in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und den [[Vereinigte Staaten|USA]] große Anerkennung und vermittelte erstmals die Idee einer neuen Wissenschaftsrichtung zur Untersuchung des wirtschaftlichen Handelns.
 
Seit [[David Ricardo]]s Schrift ''Principles of Political Economy and Taxation'' (1821)<ref>[http://socserv2.socsci.mcmaster.ca/econ/ugcm/3ll3/ricardo/prin/index.html David Ricardo, ''Principles of Political Economy and Taxation'', 1821].</ref> setzte sich die „[[deduktiv]]e Methode“ mit quantitativer Betrachtung durch. Mit Verbreitung dieser Methode wurden die sozialen Rahmenbedingungen zunehmend aus der Untersuchung der Politischen Ökonomie eliminiert; es setzte sich zunächst ein rein logisch-mathematisches Verständnis der Marktverhältnisse durch (Volkswirtschaftslehre als Naturwissenschaft).
Unter dem Eindruck der [[Industrialisierung]] im 19.&nbsp;Jahrhundert entwickelten [[Karl Marx]] und [[Friedrich Engels]] die [[marxistische Wirtschaftstheorie]].
Die Klassische Nationalökonomie wurde, beginnend gegen Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts, abgelöst durch die [[Neoklassische Theorie]], die die moderne Volkswirtschaftslehre bis heute prägt.
 
Über mehrere Jahrzehnte – bis in die 1960er/70er Jahre – dominierten allerdings die Veröffentlichungen von [[John Maynard Keynes]] die Diskussion.
 
Seit der zweiten Hälfte des 20.&nbsp;Jahrhunderts gewinnen zunehmend die an Smith anknüpfenden Ideen des wirtschaftlichen [[Wirtschaftsliberalismus|Liberalismus]] Verbreitung. Als einer der bedeutendsten Ökonomen dieser Richtung gilt [[Milton Friedman]].
Daneben existieren unter anderem mit dem Sammelbegriff [[Heterodoxe Ökonomie|Heterodoxen Ökonomie]]  oder [[Plurale Ökonomik]] kritische Positionen zum Mainstream.
 
=== Betriebswirtschaft ===
{{Hauptartikel|Betriebswirtschaftslehre#Geschichte|titel1=Geschichte der Betriebswirtschaftslehre}}
 
Die Betriebswirtschaftslehre (BWL) als reine Beschreibung von Tätigkeiten und deren Zwecken in einzelnen [[Unternehmen]] begann schon im 15.&nbsp;Jahrhundert in Italien. Dort wurde im Jahre 1494 auch für das [[Rechnungswesen]] der BWL die Technik der [[Doppik|doppelten Buchführung]] durch [[Luca Pacioli]] entwickelt und veröffentlicht.
Als Begründer der ''Handlungswissenschaft'' gilt der Franzose [[Jacques Savary]], der im Jahre 1675 das erste systematisch gegliederte Lehrbuch zur Betriebswirtschaft veröffentlichte: ''Le parfait Négociant''. Darin fasste er das gesamte kaufmännische Wissen seiner Zeit zusammen, beschrieb das [[Handel]]sgeschäft und die damit verbundenen Risiken und schlug unter anderem vor, zur [[bilanz]]iellen [[Bewertung (Rechnungswesen)|Bewertung]] des betrieblichen Vermögens das [[Niederstwertprinzip]] anzuwenden und für den periodengerechten Abschluss transitorische Posten vorzusehen.<ref>Edmund Sundhoff, ''Dreihundert Jahre Handelswissenschaft'', 1979, S. 37.</ref> Savary hatte großen Einfluss auf [[Paul Jacob Marperger]] aus Nürnberg, der in seinem 1714 veröffentlichten Hauptwerk ''Nothwendige und nützliche Fragen über die Kauffmannschafft'' ebenfalls das Handelsgeschäft beschrieb und die [[Handelsspanne]] rechtfertigte. Als Erster begründete er den wissenschaftlichen Anspruch des Fachs, indem er forderte, auf Universitäten öffentliche ''Professores Mercaturae'' zu verordnen.<ref>Paul Jacob Marperger, ''Nothwendige und nützliche Fragen über die Kauffmannschafft'', 1714, S. 138-141.</ref>
Als Savarys eigentlicher Nachfolger im deutschen Sprachraum aber gilt jedoch [[Carl Günther Ludovici]], der „sein Augenmerk allein auf das Zusammentragen und systematische Aufbauen des Stoffes“ richtete und mit seinem Werk „''Eröffnete Akademie der Kaufleute oder vollständiges Kaufmannslexikon'' die beste Sammlung seiner Zeit schuf“ (Eduard Weber), in deren Anhang sich mit dem ''Grundriss eines vollständigen Kaufmanns-Systems'' eine systematische Darstellung der Handlungswissenschaft findet, die den Stoff gliedert in die Arten der Handels- und Handelshilfsbetriebe, die produktiven Faktoren (Waren, Personen, Sachmittel) sowie die Handelstätigkeit als Ein- und Verkauf.
 
Nach einer Zeit des Niederganges der Betriebswirtschaftslehre und der Verdrängung durch die Volkswirtschaftslehre nahm ihre Bedeutung seit Beginn des 20.&nbsp;Jahrhunderts erheblich zu.
 
== Inhalte ==
Im deutschen Sprachraum wird die Wirtschaftswissenschaft üblicherweise in die Bereiche [[Betriebswirtschaftslehre]] (BWL) und [[Volkswirtschaftslehre]] (VWL, Nationalökonomie) unterteilt.<ref name=Marburg>{{Webarchiv | url=http://www.uni-marburg.de/fb02/studium/studgang/studinteressierte/studium_allg/wiwi | wayback=20110222044456 | text=Universität Marburg: Womit beschäftigt sich die Wirtschaftswissenschaft?}}.</ref> Die zugehörigen Berufsbezeichnungen sind [[Wirtschaftswissenschaftler]], [[Volkswirt]] und [[Betriebswirt]] (oder auch Ökonom).
Die Volkswirtschaftslehre untersucht grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten in einer [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]], sowohl in Bezug auf einzelne wirtschaftende Einheiten ([[Mikroökonomie]]) als auch gesamtwirtschaftlich ([[Makroökonomie]]). [[Erkenntnisobjekt]]e sind das [[Wirtschaften]], also der [[Planung|planmäßige]] und [[Wirtschaftlichkeit|effiziente]] Umgang mit [[Knappheit|knappen]] [[Ressource]]n zwecks bestmöglicher [[Bedürfnisbefriedigung]] in der Umgebung der [[Wirtschaft]]. Die Betriebswirtschaftslehre befasst sich mit den wirtschaftlichen Zusammenhängen und Gesetzmäßigkeiten einzelner [[Unternehmen]] und liefert Erkenntnisse über betriebliche Strukturen und Prozesse.
 
Um [[Wirtschaftstheorie|wirtschaftstheoretische]] Modelle [[empirisch]] zu überprüfen und ökonomische [[Phänomen]]e quantitativ zu analysieren, werden [[Ökonometrie|ökonometrische]] Methoden eingesetzt, die letztlich auf [[Mathematik|mathematischen]] Modellen beruhen. Diese Modelle dienen auch dazu [[Prognose]]n für wirtschaftliche Entwicklungen zu erstellen.
Zur Wirtschaftswissenschaft im weiteren Sinne zählen auch [[interdisziplinär]]e Bereiche wie
* [[Wikipedia:Verkehrswirtschaftslehre|Verkehrswirtschaftslehre]],
* [[Wikipedia:Wirtschaftschemie|Wirtschaftschemie]],
* [[Wikipedia:Wirtschaftsethik|Wirtschaftsethik]],
* [[Wirtschaftsgeographie]],
* [[Wirtschaftsgeschichte]],
* [[Wikipedia:Wirtschaftsinformatik|Wirtschaftsinformatik]],
* [[Wikipedia:Wirtschaftsingenieurwesen|Wirtschaftsingenieurwesen]],
* [[Wirtschaftsmathematik]],
* [[Wikipedia:Wirtschaftsstatistik|Wirtschaftsstatistik]],
* [[Wikipedia:Wirtschaftspädagogik|Wirtschaftspädagogik]],
* [[Wirtschaftsphilosophie]],
* [[Wikipedia:Wirtschaftspsychologie|Wirtschaftspsychologie]],
* [[Wikipedia:Wirtschaftsrecht|Wirtschaftsrecht]]
* [[Wikipedia:Wirtschaftssoziologie|Wirtschaftssoziologie]]
 
Die Wirtschaftswissenschaft zählt zu den [[Sozialwissenschaften]]. Wirtschaftswissenschaftliche Aspekte werden auch in anderen sozialwissenschaftlichen Bereichen untersucht.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Wirtschaftswissenschaft}}
* {{WikipediaDE|Wirtschaftswissenschaft}}
* {{WikipediaDE|Wirtschaftstheorie}}
* {{WikipediaDE|Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte}} (bdvb)
* {{WikipediaDE|Chrematistik}}
* {{WikipediaDE|Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften}}
* {{WikipediaDE|EconBiz|Virtuelle Fachbibliothek Wirtschaftswissenschaften}} (EconBiz]
* {{WikipediaDE|Liste wirtschaftswissenschaftlicher Zeitschriften}}
* {{WikipediaDE|Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften}}
 
== Literatur ==
* Alfred Bürgin: ''Zur Soziogenese der Politischen Ökonomie. Wirtschaftsgeschichtliche und dogmenhistorische Betrachtungen,'' 2. Aufl., Marburg 1996
* Karl Eman Pribram: ''Geschichte des ökonomischen Denkens''. Übersetzung der Originalausgabe ''A History of Economic Reasoning''. Erster und zweiter Band. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 1998, ISBN 3-518-28956-X
* Adam Smith, 1776: ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations''
** Deutsche Ausgabe: ''Der Wohlstand der Nationen''. 1999, ISBN 3-423-30149-X
* Joachim Starbatty (Hrsg.): ''Klassiker des ökonomischen Denkens: Von Platon bis John Maynard Keynes''. Teil 1 und 2 in einer Gesamtausgabe. Hamburg 2008, ISBN 978-3-937872-92-6
== Weblinks ==
{{Commonscat|Economics|Ökonomie}}
{{Wiktionary}}
* {{Wikibooks|Regal:Wirtschaftswissenschaft}}
* [http://www.bdvb.de/ Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte e.&nbsp;V. – Das Netzwerk für Ökonomen (bdvb)] – der Verband für Wirtschaftsakademiker und -studenten, auch für Nachbardisziplinen (z.&nbsp;B. Wirtschaftsinformatiker, Wirtschaftsrechtler)
* [http://www.econbiz.de/ EconBiz – virtuelle Fachbibliothek für Wirtschaftswissenschaften]
* {{dmoz|World/Deutsch/Wissenschaft/Wirtschaftswissenschaften/|Wirtschaftswissenschaften}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4066528-8|LCCN=|NDL=|VIAF=}}
 
[[Kategorie:Anthroposophische Wirtschaftswissenschaft|!]]
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaft nach Fachgebiet|!]]
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaften|!]]
[[Kategorie:Wirtschaftstheorie]]
[[Kategorie:Wirtschaftsleben]]
[[Kategorie:Wirtschaft]]

Version vom 26. August 2015, 15:40 Uhr

Weiterleitung nach: