Nebularhypothese: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Nebularhypothese''' ist eine 1796 von [[Wikipedia:Pierre-Simon Laplace|Pierre-Simon Laplace]] in seinem Werk ''Exposition du systeme du monde'' („Darstellung des Weltsystems“) veröffentlichte Theorie zur Entstehung des [[Sonnensystem]]s.
Die '''Nebularhypothese''' ist eine 1796 von [[Wikipedia:Pierre-Simon Laplace|Pierre-Simon Laplace]] in seinem Werk ''Exposition du systeme du monde'' („Darstellung des Weltsystems“) veröffentlichte Theorie zur Entstehung des [[Sonnensystem]]s.


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== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==

Aktuelle Version vom 17. April 2015, 09:43 Uhr

Pierre-Simon Laplace (Gemälde aus dem 19. Jahrhundert)

Die Nebularhypothese ist eine 1796 von Pierre-Simon Laplace in seinem Werk Exposition du systeme du monde („Darstellung des Weltsystems“) veröffentlichte Theorie zur Entstehung des Sonnensystems.

Laplace ging von einer gasförmigen Atmosphäre aus, die die Sonne umgab und aufgrund übermäßiger Erhitzung den ganzen Bereich des heutigen Sonnensystems ausfüllte. Um die Sonne rotierte ihre Atmosphäre, und als die Sonne abkühlte, schrumpfte die Atmosphäre und ihre Materie verdichtete sich. Wegen der Erhaltung des Drehimpulses beschleunigte sich die Rotationsbewegung der Atmosphäre. Dadurch flachte die Atmosphäre ab und nahm eine linsenförmige Gestalt an. Bei der weiteren Verdichtung und der entsprechenden Zunahme der Rotation wurde die Zentrifugalkraft in der äußeren Gasregion irgendwann so groß, dass sie die Gravitationskraft der Sonne überwand und sich in der Äquatorebene ein Gasring von der Atmosphäre löste, der weiter um die Sonne rotierte. Dieser Vorgang wiederholt sich einige Male, bis die Sonnenatmosphäre auf ihr heutiges Volumen geschrumpft war. Die Materie der Gasringe verdichtete sich weiter, so dass feste Körper entstanden. Von diesen festen Körpern war je Gasring ein Körper dominant, so dass er die anderen Körper anzog und sie „schluckte“. Dadurch wuchs der Körper im Laufe der Zeit zu einem Planeten heran. Dieser besaß so viel Masse, dass das verbleibende Gas von ihm angezogen wurde und zu seiner Atmosphäre wurde. Ähnlich wie bei der Sonne entstanden bei der weiteren Abkühlung des Gases die Satelliten der Planeten.

Laplace stellte seine Theorie fast gänzlich ohne technische Hilfsmittel (außer Teleskopen) auf. Dennoch wurde die Theorie, trotz Kritik, über 100 Jahre als gängige Theorie anerkannt. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie verworfen, um 1960 jedoch wieder in modifizierter Form aufgenommen zu werden.

Das weltanschaulich Bemerkenswerte dieser „natürlichen Schöpfungstheorie“ ist, dass sie vollständig ohne Gott auskommt. In einem berühmt gewordenen Gespräch mit Napoleon Bonaparte, das in zahlreichen Varianten überliefert ist, unterstrich Laplace, „dass er dieser Hypothese nicht bedurft habe.“ Der französische Astronom Hervé Faye gab es so wieder:

„Comme le citoyen Laplace présentait au général Bonaparte la première édition de son Exposition du Système du monde, le général lui dit : « Newton a parlé de Dieu dans son livre. J'ai déjà parcouru le vôtre et je n'y ai pas trouvé ce nom une seule fois. À quoi Laplace aurait répondu : « Citoyen premier Consul, je n'ai pas eu besoin de cette hypothèse. »“

„Als der Bürger Laplace dem General Bonaparte die erste Ausgabe seiner Exposition du Système du monde zeigte, sagte der General zu ihm: ‚Newton sprach in seinem Buch von Gott. Ich habe das ihrige schon durchgesehen und dabei diesen Begriff kein einziges Mal gefunden.‘ Woraufhin Laplace erwidert hatte: ‚Bürger und Erster Konsul, ich habe dieser Hypothese nicht bedurft.‘“

Hervé Faye: Sur l'origine du monde, théories cosmogoniques des anciens et des modernes (1884)[1]

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte nur Immanuel Kant in seinem 1755 veröffentlichten Werk Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels mit einer ähnlichen Theorie vollständig auf die Erwähnung Gottes verzichtet. Laplace hatte von der Theorie Kants jedoch keine Kenntnis. Dieses Werk Kants wurde zunächst kaum beachtet und erst 100 Jahre später von François Arago wiederentdeckt. Zusammenfassend werden heute beide kosmologische Hypothesen als Kant-Laplace-Theorie bezeichnet.

Rudolf Steiner hat öfters über die Kant-Laplacesche Theorie gesprochen und sie auch, was die äußeren Fakten betrifft, prinzipiell anerkannt, sich aber entschieden gegen eine rein materialistische Ausdeutung ausgesprochen und selbst eine wesentlich umfassendere Kosmologie entwickelt, die physische, seelische und geistige Aspekte berücksichtigt. Unser Plantensystem sei demnach ursprünglich aus einem rein geistigen Zustand hervorgegangen, aus dem sog. Pralaya, und habe sich erst nach und nach zur physischen Erscheinung verdichtet und durch die Taten geistiger Wesen zu der heute gegeben konkreten Gestalt geformt, ohne dass dabei aber die äußeren Naturgsetze durch einen gleichsam übernatürlichen Eingriff aufgehoben wurden - sowenig wie wir die Naturgesetze verletzen, wenn wir durch unseren Willen, also durch einen geistigen Impuls, unseren Arm bewegen. Unserem heutigen Planetensystem seien darüber hinaus noch frühere planetarische Weltentwicklungsstufen vorangegangen, weitere würden in der Zukunft folgen.

"In der Tat ist ja eine gewisse Wahrheit in diesem sogenannten Kant-Laplaceschen Weltensystem, wenn sich auch diese Wahrheit anders verhält, als die materialistische Erklärung die Sache hinstellt. Es ist eine gewisse Wahrheit darinnen, weil dem hellseherischen Blick alles, was unser heutiges Sonnensystem enthält, tatsächlich erscheint als aus solch ursprünglicher Nebelmasse hervorgegangen. Allein demjenigen, der wirklich geschichtlich forschen kann, dem wird klar, daß das Gute an der Kant-Laplaceschen Hypothese von den okkulten Traditionen herrührt. Das hat man vergessen, als das Wort «Okkultismus» etwas wurde, wovor man sich fürchtete wie Kinder vor dem schwarzen Mann. Aber das, was bei der Bildung unseres Sonnensystems wirklich geschehen ist, das ist nicht ohne den Einfluß von geistigen Wesenheiten und Mächten geschehen. Die Materie tut nichts, ohne daß geistige Wesen zugrunde liegen.

Es würde uns heute zu weit führen, wenn wir, anknüpfend an das Gestrige, die ganze Erklärung unseres Sonnensystems aufnehmen wollten. Wir wollen außer Betracht lassen die Planeten wie Saturn, Jupiter und so weiter und nur ins Auge fassen, was vor allen Dingen für unser menschliches Leben und die menschliche Entwicklung von Bedeutung ist.

In der Tat war einmal ein solcher Urnebel, und in diesem waren, wie aufgelöst, alle Teile unseres Sonnensystems. Aber mit diesem Urnebel verbunden, so daß sie dazu gehörten, waren die Wesenheiten, welche wir im Laufe der gestrigen Betrachtung kennengelernt haben. Zum Beispiel waren mit jenem Weltennebel, mit jenem kosmischen Nebel verbunden alle die Wesen, die in den 24 Stufen durchgemacht haben die Menschenstufe. Auch noch andere Wesenheiten waren mit ihm verbunden. Sie alle wohnten in jenem Urnebel, der, wenn man ihn nicht im Zusammenhang mit diesen Wesenheiten denkt, eine phantastische Abstraktion ist. Wie ihn sich der materialistische Chemiker etwa denkt, ist er unmöglich. So ist er nur in Gedanken, von der Wirklichkeit abgesondert. In Wirklichkeit ist er so vorhanden, daß er bewohnt ist von einer Reihe von geistigen Wesenheiten. Denn als jener Urnebel aufstieg zu seiner neuen Sichtbarkeit, da waren verbunden mit ihm alle die Wesenheiten, die einst den alten Saturn bewohnten, die dann die verschiedenen Entwickelungsstufen durch Sonne, Mond durchgemacht haben bis herauf zur Erde, wo nach langer Zwischenpause der Erden-Urnebel sozusagen aufstieg. Und auch die anderen Wesenheiten, die wir erst auf der Sonne kennengelernt haben, waren verbunden mit diesem Urnebel. Und diese Wesenheiten, der ganze Chorus, der darinnen war, der diesen Urnebel durchsetzte, diese sind es, welche die Bewegungen hervorriefen. Denn die Wesenheiten sind es, die sich ihren Schauplatz schaffen." (Lit.: GA 104, S. 119f)

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Hervé Faye: Sur l'origine du monde : théories cosmogoniques des anciens et des modernes. Gauthier-Villars (Paris), , S. 110, abgerufen am 5. Januar 2014 (français, digitalisiertes Buch, an der Université de Paris Sud, B1-43 Inhaltsverzeichnis).

Literatur

  • Traité de mécanique céleste. Fünf Bände, Paris 1798–1825 (Neudruck, Brüssel 1967). Ins Englische übersetzt unter dem Titel: Celestial mechanics. Chelsea Publications, Bronx, N.Y. 1976, ISBN 0-8284-0214-0 (5 Bde.)
  • Manfred Jacobi: Pierre-Simon Laplace und die Darstellung des Weltsystems - „Das schönste Denkmal des Menschlichen Geistes“. In: Physik in unserer Zeit Bd. 41, Nr. 2, 2010, ISSN 0031-9252, S. 82 - 86
  • Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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