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(== Beschreibung == Importing file)
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Eine '''Melodie''' ({{grcS|prefix=nein|μελῳδία|melōdía|de=Sangesweise, Melodie}}, aus {{lang|grc|μέλος|[[melos|mélos]]|de=Weise, [[Lied]]}}, und {{lang|grc|ᾠδή|ōdḗ|de=[[Gesang]]}}<!-- selbst kontrahiert aus ἀοιδή aoidé -->) ist in der [[Musik]] eine charakteristisch geordnete '''zeitliche (horizontale, sequentielle) Folge''' als Gestalt aus Tönen ('''Tonfolge'''). Sie ist durch die auftretenden [[Intervall (Musik)|Intervalle]], die Richtung von deren Tonhöhen (fallend, steigend) und ihren [[Rhythmus (Musik)|Rhythmus]] bestimmt. Meist ist sie in sich geschlossen (vgl. [[Periode (Musik)|Periode]]), in verschiedene Abschnitte gegliedert ([[Motiv (Musik)|Motive]]) und in der [[Vokalmusik]] von einem Text unterlegt. Kennzeichnend für eine Melodie ist, dass sie als selbständige erinnerliche Gestalt wahrgenommen wird.
== Beschreibung ==
 
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== Allgemeines ==
Der Begriff ''Melodie'' bezeichnet im engeren Sinne:
* eine in der Regel singbare, in sich geschlossene Folge von Tönen,
* die Weise bzw. [[Vertonung]] eines Liedes und
* ein [[Thema (Musik)|Thema]] eines größeren Musikstückes.
 
Die maßgebliche Eigenschaft der Melodie ist die Möglichkeit ihrer Wiedererkennung sowie ihrer Reproduktion unabhängig von der Tonhöhe, in der sie ursprünglich stand.
 
{{Zitat|Wir nennen Musik nicht das Hervorbringen von Tönen überhaupt, sondern von gewissen Anordnungen der Töne, seien sie noch so einfach. Und dabei ist es für die Musik im menschlichen Sinne ein ganz wesentliches Merkmal, daß diese Anordnungen unabhängig von der absoluten Tonhöhe wiedererkannt und wiedererzeugt werden können. Eine Melodie bleibt die nämliche, mag sie vom Baß oder vom Sopran, mag sie in C oder in E gesungen werden. Diese Fähigkeit des Wiedererkennens und des Transponierens von Melodien finden wir unter den Naturvölkern, soweit unsere Kenntnisse reichen, allgemein.|ref=<ref>Carl Stumpf: ''Die Anfänge der Musik'', Berlin 1911, S. 10.</ref>}} Aus diesem Grund ist eine Melodie keine Abfolge von konkreten Tonhöhen (wenngleich sie aus praktischen Gründen so notiert wird), sondern deren durch einen Abstraktionsprozess gewonnene Abfolge von Intervallen.
 
Melodien weichen je nach Historie, Musikstil und Kultur stark voneinander ab. Neben [[Harmonik|harmonischen]] Aspekten und [[Phrasierung]] untersucht die [[Melodik|Melodielehre]] insbesondere Anfangs- und Schlussbildung sowie die Gewichtung und Anordnung von Haupt- und Nebentönen. Da sich Musik in der Zeit ereignet, wird eine Folge von Tönen erst dann zur Melodie, wenn sie nicht nur der Höhe nach, sondern auch in zeitlichen Dauern angeordnet sind (was [[Pause (Musik)|Pausen]] einschließt), also eine bestimmte rhythmische Struktur aufweist.<ref>[http://books.google.de/books?id=CLiOPJ15vooC&pg=PA86&lpg=PA86&dq=bgh+melodie&source=bl&ots=y3rUrVdRHq&sig=aR35svAbrlZo16u4xoy_a9fUSDY&hl=de&ei=uKuAToTqGYuM-wbd94ySDQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=6&sqi=2&ved=0CEAQ6AEwBQ#v=onepage&q=melodie&f=false Tim Reinfeld, ''Der Schutz von Rhythmen im Urheberrecht'', 2006, S. 24 f.]</ref> Als ''Tonfolge'' bezeichnet man die Abfolge von Tonhöhen und deren zeitliche Anordnung, nicht jedoch der Tonlängen.
 
Melodien unterliegen häufig [[Variation (Musik)|variativer]] oder [[Thema (Musik)|thematisch]]-[[Motiv (Musik)|motivischer]] Arbeit. Sie können mit unterschiedlichen Harmonien versehen werden, wobei eine Reharmonisation in der Regel die Originalmelodie unangetastet lässt. Eine leichte rhythmische Veränderung der Melodie liegt oft im Bereich der künstlerischen Freiheit einer Aufführung, zumindest solange das Original noch gut erkennbar ist. Im [[Jazz]] bildete anfangs die Melodie noch vor den [[Harmonik|Harmonien]] den Ausgangspunkt für die [[Improvisation]]. Später lösten sich Jazzmusiker beim Improvisieren gänzlich von der Vorlage der Melodie, das Harmonieschema ([[Changes]]) reicht für eine gelungene Improvisation aus. Es ist aber üblich, vor und nach den Improvisationen das Thema (die Melodie) vorzustellen.<ref>https://www2.hu-berlin.de/fpm/textpool/texte/wicke_jazz-rock-popmusik.htm</ref>
 
== Geschichtliches ==
Als Differenzierung des Begriffs Thema entwickelte sich die Bezeichnung Melodie erst im 19. Jahrhundert mit dem aufkommenden [[Wikipedia:Kunstlied|Kunstlied]], insofern Melodie im Unterschied zum Thema auch singbar für sich allein stehen kann. Große Bedeutung erlangte dabei der besonders einprägsame [[Wikipedia:Refrain|Refrain]].<ref>Jürgen Wölfer: ''Das große Lexikon der Unterhaltungs-Musik'', Berlin 2000, S. 353</ref>
 
== Rechtsfragen ==
Da die Melodie Gegenstand des [[Urheberrecht]]schutzes ist, befassen sich Gesetze und Rechtsprechung weltweit mit ihr. Das Schaffen einer Melodie begründet geistiges, also [[immaterielles Gut|immaterielles Eigentum]], das von niemandem verletzt werden darf. Rechtlich gesehen muss eine Melodie schöpferische Merkmale aufweisen.<ref>BGH NJW 1989, 386</ref> Sie ist eine in sich geschlossene und geordnete Tonfolge, welche für sich genommen schöpferische Eigentümlichkeit im Sinne des {{§|2|urhg|juris}} Abs. 2 [[Urheberrechtsgesetz (Deutschland)|UrhG]] aufweist und mindestens den Erfordernissen der so genannten [[Kleine Münze|kleinen Münze]] – als urheberrechtlich gerade noch schutzfähigen Teils eines Werkes – genügt. So sind etwa ein einzelner [[Klang|Klang bzw. Sound]], ein einzelnes [[Signal]] oder auch ein bloßer Rhythmus – isoliert von einer Melodie – nicht geschützt, wohl aber [[Sampling (Musik)|Sound-Samplings]], wenn deren Bestandteile Melodien im Sinne des {{§|24|urhg|juris}} Abs. 2 UrhG sind.<ref>OLG München ZUM 2000, 408</ref>
 
Der hierin verankerte Melodienschutz umfasst das Verbot, eine bereits geschützte Melodie einem weiteren Werk zugrunde zu legen (objektives Kriterium) und einen subjektiven Aspekt, wonach der Komponist des neuen Werks das ältere Werk gekannt und bei seinem Schaffen darauf zurückgegriffen hat.<ref>BGH GRUR 1971, 266, 268</ref> Nur zufällige Übereinstimmungen der Melodien werden vom Melodieschutz dem [[Bundesgerichtshof|BGH]] zufolge nicht erfasst. Doch erscheine angesichts der Vielfalt der individuellen Schaffensmöglichkeiten auf künstlerischem Gebiet eine weitgehende Übereinstimmung von Werken, die auf selbständigem Schaffen beruhen, nach menschlicher Erfahrung nahezu ausgeschlossen.<ref>BGHZ 50, 340, 350 f.; Rüschenhaube 1</ref> Von diesem Erfahrungssatz sei grundsätzlich auch für den Bereich musikalischen Schaffens auszugehen.<ref>BGH GRUR 1971, 266, 268; Magdalenenarie</ref> Dass es bei der Komposition zufällige Übereinstimmungen mit bereits geschützten Melodiepassagen geben kann, ist rechtlich somit nahezu ausgeschlossen. Bestehen wesentliche Übereinstimmungen im melodischen Bereich, spricht der [[Anscheinsbeweis]] für eine unzulässige Entnahme.<ref>BGH NJW 1989, 387, 388</ref> Die [[Doppelschöpfung]] stellt somit eine Ausnahme dar. Dieser so genannte Melodienschutz schützt eine schöpferische Tonfolge bis zum Eintritt der [[Gemeinfreiheit]], und selbst die unveränderte Entnahme der Melodie im Sinne [[Freie Benutzung|freier Werknutzung]] gemäß § 24 Abs. 1 UrhG ist in diesem besonderen Fall nicht statthaft. Wird gegen diesen Melodieschutz verstoßen, liegt ein [[Plagiat#Bedeutende historische Plagiatsfälle|Plagiat]] vor, das Schadensersatzansprüche auslösen kann. In zahlreichen Urteilen musste als letzte Instanz der BGH über Plagiatsfälle entscheiden und dabei das objektive Kriterium des Melodieschutzes musikwissenschaftlichen Gutachtern überlassen, weil häufig die Unterschiede zwischen den Musikwerken nur marginal waren.
 
== Melodie in der Sprachwissenschaft ==
Die [[Sprachwissenschaft]] kennt Melodie im übertragenen Sinne als die [[Wikipedia:Satzmelodie|Satzmelodie]], also die [[Wikipedia|Modulation (Linguistik)|Modulation]] der Stimmhöhe während der Äußerung eines [[Satz (Grammatik)|Satzes]] (siehe auch [[Wikipedia:Prosodie|Prosodie]], [[Wikipedia:Intonation (Phonetik)|Tonalität]]).
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Meolodie}}
* {{WikipediaDE|Melisma}}
* {{WikipediaDE|Melos}}
* {{WikipediaDE|Melodik}}
* {{WikipediaDE|Stimme (Musik)}}
* {{WikipediaDE|Motiv (Musik)}}
* {{WikipediaDE|Leitmotiv}}
* {{WikipediaDE|Periode (Musik)}}
* {{WikipediaDE|Thema (Musik)}}
* {{WikipediaDE|Variation (Musik)}}
* {{WikipediaDE|Liedtext}}
 
== Literatur ==
* Markus Bandur: ''Melodia / Melodie'' [1998, 38 Seiten], in: ''Handwörterbuch der musikalischen Terminologie'', hg. von H. H. Eggebrecht [Loseblattausgabe], Franz Steiner, Wiesbaden, später Stuttgart, 1971–2006; CD-ROM, Stuttgart 2012 [http://www.sim.spk-berlin.de/static/hmt/HMT_SIM_Melodia_Melodie_Volltext.pdf Gesamtartikel als pdf]
* Diether de la Motte: ''Melodie. Ein Lese- und Arbeitsbuch''. dtv, München 1993, ISBN 3-423-04611-2.
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Melodie}}
{{Commonscat|Melody}}
* [http://www.musipedia.org/ Musipedia: Eine Suchmaschine für Melodien]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4139233-4}}
 
[[Kategorie:Melodielehre|!]]
[[Kategorie:Musiklehre]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 11. August 2022, 12:04 Uhr

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