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'''Arthur Schopenhauer''' (* 22. Februar 1788 in Danzig; † 21. September 1860 in Frankfurt am Main) war ein deutscher [[Philosoph]], Autor und Hochschullehrer.
'''Arthur Schopenhauer''' (* 22. Februar 1788 in Danzig; † 21. September 1860 in Frankfurt am Main) war ein deutscher [[Philosoph]], Autor und Hochschullehrer.


Schopenhauer entwarf eine Lehre, die gleichermaßen [[Erkenntnistheorie]], [[Metaphysik]], [[Ästhetik]] und [[Ethik]] umfasst. Er sah sich selbst als Schüler und Vollender [[Immanuel Kant]]s, dessen Philosophie er als Vorbereitung seiner eigenen Lehre auffasste. Weitere Anregungen bezog er aus der [[Ideenlehre]] [[Platon]]s und Vorstellungen östlicher Philosophien. Innerhalb der [[Philosophie des 19. Jahrhunderts]] entwickelte er eine eigene Position des ''[[Subjektivismus|Subjektiven]] [[Idealismus]]'' und vertrat als einer der ersten Philosophen im deutschsprachigen Raum die Überzeugung, dass der Welt ein [[Irrationalismus|irrationales Prinzip]] zugrunde liegt.
Schopenhauer entwarf eine Lehre, die gleichermaßen [[Erkenntnistheorie]], [[Metaphysik]], [[Ästhetik]] und [[Ethik]] umfasst. Er sah sich selbst als Schüler und Vollender [[Immanuel Kant]]s, dessen Philosophie er als Vorbereitung seiner eigenen Lehre auffasste. Weitere Anregungen bezog er aus der [[Ideenlehre]] [[Platon]]s und Vorstellungen östlicher Philosophien. Innerhalb der [[Wikipedia:Philosophie des 19. Jahrhunderts|Philosophie des 19. Jahrhunderts]] entwickelte er eine eigene Position des ''[[Subjektivismus|Subjektiven]] [[Idealismus]]'' und vertrat als einer der ersten Philosophen im deutschsprachigen Raum die Überzeugung, dass der Welt ein [[Irrationalismus|irrationales Prinzip]] zugrunde liegt.
 
In «[[Die Rätsel der Philosophie]]» schreibt [[Rudolf Steiner]] über Schopenhauer:
 
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"«Das Leben ist eine mißliche Sache; ich habe mir vorgenommen,
das meinige damit hinzubringen, über dasselbe
nachzudenken.» Diese Worte äußerte Arthur Schopenhauer
(1788—1860) im Beginne seiner Universitätszeit einmal
zu Wieland. Aus dieser Stimmung heraus ist seine Weltanschauung
erwachsen. Harte eigene Erlebnisse und die
Beobachtung trauriger Erfahrungen anderer hatte Schopenhauer
hinter sich, als er in der philosophischen Gedankenarbeit
ein neues Lebensziel ergriff. Der plötzliche Tod
des Vaters, der durch einen Fall von einem Speicher herbeigeführt
wurde, die schlimmen Erlebnisse innerhalb des
kaufmännischen Berufes, der Anblick von Schauplätzen
des menschlichen Elends auf den Reisen, die der Jüngling
machte, und vieles andere hatten in ihm weniger das Bedürfnis
hervorgerufen, die Welt zu erkennen, weil er sie
für des Erkennens wert erachtete, als vielmehr das ganz
andere, in der Betrachtung der Dinge sich ein Mittel zu
schaffen, sie zu ertragen. Er brauchte eine Weltanschauung
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"So unbedingt richtig Schopenhauer nun alles fand, was
[[Kant]] über den Vorstellungscharakter der Wahrnehmungswelt
vorbrachte, so wenig befriedigt fühlte er sich durch
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war ja ein Gegner dieser Ansichten Kants. Wie können
wir von einem «Dinge an sich» etwas wissen, wie können
wir überhaupt nur ein Wort über dasselbe aussprechen,
wenn wir nur von Vorstellungen wissen, und das «Ding
an sich» gänzlich außerhalb alier Vorstellung liegt? Schopenhauer
mußte einen anderen Weg suchen, um zum «Ding
an sich» zu kommen. Er wurde bei diesem Suchen viel
mehr von den zeitgenössischen Weltanschauungen beeinflußt,
als er je zugegeben hat. Das Element, das Schopenhauer
zu seiner aus Kant und Plato gewonnenen Überzeugung
hinzufügte, als «Ding an sich», das treffen wir
bei Fichte, dessen Vorlesungen er 1811 in Berlin gehört
hat. Und wir treffen es auch bei Schelling. Die reifste Form
der Ansichten Fichtes konnte Schopenhauer in Berlin hören.
Es ist diese Form in den nachgelassenen Schriften
Fichtes überliefert. Dieser verkündet eindringlich, während
ihm Schopenhauer - nach eigenem Geständnis - «aufmerksam
zuhört», daß alles Sein zuletzt in einem ''Universalwillen''
begründet ist. Sobald der Mensch den Willen
in sich vorfindet, gewinnt er die Überzeugung, daß es eine
von seinem Individuum unabhängige Welt gibt. Der Wille
ist nicht Wissen des Individuums, sondern eine Form des
wirklichen ''Seins''. Fichte hätte diese seine Weltanschauung
auch bezeichnen können: «''Die Welt als Wissen und Wille''». Und in Schellings Schrift: «''Über das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände''» steht doch der Satz: «Es gibt in der letzten
und höchsten Instanz gar kein anderes Sein als ''Wollen''.
''Wollen ist Ursein'' und auf dieses allein passen alle Prädikate
desselben: Grundlosigkeit, Ewigkeit, Unabhängigkeit
von der Zeit, Selbstbejahung. Die ganze Philosophie strebt
nur dahin, diesen höchsten Ausdruck zu finden.» - Daß
Wollen Ursein ist, wird auch zu Schopenhauers Ansicht.
Wenn das Wissen ausgelöscht wird, bleibt der Wille übrig.
Denn der Wille geht dem Wissen voran. Das Wissen hat
seinen Ursprung in meinem Gehirn, sagt sich Schopenhauer.
Dieses muß aber hervorgebracht sein durch eine tätige,
schöpferische Kraft. Der Mensch kennt eine solche
schöpferische Kraft in seinem eigenen Wollen. Schopenhauer
sucht nun nachzuweisen, daß auch das, was in den
übrigen Dingen wirksam ist, ''Wille'' ist. Der Wille liegt
somit als «Ding an sich» der bloß vorgestellten Wirklichkeit
zugrunde. Und von diesem «Ding an sich» können
wir wissen. Es liegt nicht, wie das Kantische, jenseits unseres
Vorstellens, wir erleben sein Wirken innerhalb unseres
eigenen Organismus." {{Lit|{{G|018|267f}}}}
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== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}


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Version vom 8. April 2015, 23:59 Uhr

Arthur Schopenhauer, 1859
Unterschrift von Arthur Schopenhauer
Unterschrift von Arthur Schopenhauer
Arthur Schopenhauer als junger Mann, porträtiert 1815 von Ludwig Sigismund Ruhl

Arthur Schopenhauer (* 22. Februar 1788 in Danzig; † 21. September 1860 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Philosoph, Autor und Hochschullehrer.

Schopenhauer entwarf eine Lehre, die gleichermaßen Erkenntnistheorie, Metaphysik, Ästhetik und Ethik umfasst. Er sah sich selbst als Schüler und Vollender Immanuel Kants, dessen Philosophie er als Vorbereitung seiner eigenen Lehre auffasste. Weitere Anregungen bezog er aus der Ideenlehre Platons und Vorstellungen östlicher Philosophien. Innerhalb der Philosophie des 19. Jahrhunderts entwickelte er eine eigene Position des Subjektiven Idealismus und vertrat als einer der ersten Philosophen im deutschsprachigen Raum die Überzeugung, dass der Welt ein irrationales Prinzip zugrunde liegt.

In «Die Rätsel der Philosophie» schreibt Rudolf Steiner über Schopenhauer:

"«Das Leben ist eine mißliche Sache; ich habe mir vorgenommen, das meinige damit hinzubringen, über dasselbe nachzudenken.» Diese Worte äußerte Arthur Schopenhauer (1788—1860) im Beginne seiner Universitätszeit einmal zu Wieland. Aus dieser Stimmung heraus ist seine Weltanschauung erwachsen. Harte eigene Erlebnisse und die Beobachtung trauriger Erfahrungen anderer hatte Schopenhauer hinter sich, als er in der philosophischen Gedankenarbeit ein neues Lebensziel ergriff. Der plötzliche Tod des Vaters, der durch einen Fall von einem Speicher herbeigeführt wurde, die schlimmen Erlebnisse innerhalb des kaufmännischen Berufes, der Anblick von Schauplätzen des menschlichen Elends auf den Reisen, die der Jüngling machte, und vieles andere hatten in ihm weniger das Bedürfnis hervorgerufen, die Welt zu erkennen, weil er sie für des Erkennens wert erachtete, als vielmehr das ganz andere, in der Betrachtung der Dinge sich ein Mittel zu schaffen, sie zu ertragen. Er brauchte eine Weltanschauung zur Beruhigung seiner düsteren Gemütsverfassung." (Lit.: GA 018, S. 265)

"So unbedingt richtig Schopenhauer nun alles fand, was Kant über den Vorstellungscharakter der Wahrnehmungswelt vorbrachte, so wenig befriedigt fühlte er sich durch dessen Bemerkungen über das «Ding an sich». Auch Schulze war ja ein Gegner dieser Ansichten Kants. Wie können wir von einem «Dinge an sich» etwas wissen, wie können wir überhaupt nur ein Wort über dasselbe aussprechen, wenn wir nur von Vorstellungen wissen, und das «Ding an sich» gänzlich außerhalb alier Vorstellung liegt? Schopenhauer mußte einen anderen Weg suchen, um zum «Ding an sich» zu kommen. Er wurde bei diesem Suchen viel mehr von den zeitgenössischen Weltanschauungen beeinflußt, als er je zugegeben hat. Das Element, das Schopenhauer zu seiner aus Kant und Plato gewonnenen Überzeugung hinzufügte, als «Ding an sich», das treffen wir bei Fichte, dessen Vorlesungen er 1811 in Berlin gehört hat. Und wir treffen es auch bei Schelling. Die reifste Form der Ansichten Fichtes konnte Schopenhauer in Berlin hören. Es ist diese Form in den nachgelassenen Schriften Fichtes überliefert. Dieser verkündet eindringlich, während ihm Schopenhauer - nach eigenem Geständnis - «aufmerksam zuhört», daß alles Sein zuletzt in einem Universalwillen begründet ist. Sobald der Mensch den Willen in sich vorfindet, gewinnt er die Überzeugung, daß es eine von seinem Individuum unabhängige Welt gibt. Der Wille ist nicht Wissen des Individuums, sondern eine Form des wirklichen Seins. Fichte hätte diese seine Weltanschauung auch bezeichnen können: «Die Welt als Wissen und Wille». Und in Schellings Schrift: «Über das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände» steht doch der Satz: «Es gibt in der letzten und höchsten Instanz gar kein anderes Sein als Wollen. Wollen ist Ursein und auf dieses allein passen alle Prädikate desselben: Grundlosigkeit, Ewigkeit, Unabhängigkeit von der Zeit, Selbstbejahung. Die ganze Philosophie strebt nur dahin, diesen höchsten Ausdruck zu finden.» - Daß Wollen Ursein ist, wird auch zu Schopenhauers Ansicht. Wenn das Wissen ausgelöscht wird, bleibt der Wille übrig. Denn der Wille geht dem Wissen voran. Das Wissen hat seinen Ursprung in meinem Gehirn, sagt sich Schopenhauer. Dieses muß aber hervorgebracht sein durch eine tätige, schöpferische Kraft. Der Mensch kennt eine solche schöpferische Kraft in seinem eigenen Wollen. Schopenhauer sucht nun nachzuweisen, daß auch das, was in den übrigen Dingen wirksam ist, Wille ist. Der Wille liegt somit als «Ding an sich» der bloß vorgestellten Wirklichkeit zugrunde. Und von diesem «Ding an sich» können wir wissen. Es liegt nicht, wie das Kantische, jenseits unseres Vorstellens, wir erleben sein Wirken innerhalb unseres eigenen Organismus." (Lit.: GA 018, S. 267f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt, GA 18 (1985), ISBN 3-7274-0180-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.


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