Schiefer

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Glimmerschiefer aus dem Südosten New Yorks
Anstehender Tonschiefer aus dem Unterdevon mit deutlich ausgebildeten Schieferflächen (nördliche Eifel).

Schiefer (ahd. scivaro; mhd. schiver(e) „Steinsplitter, Holzsplitter“; mnd. schiver „Schiefer, Schindel“) ist eine zusammenfassende Bezeichnung für Gesteine unterschiedlicher Herkunft, die sich durch ihre schiefrige Struktur auszeichnen und dadurch sehr leicht in dünne Platten spalten lassen.

Schieferarten im Überblick

Streng genommen sind Schiefer nach gegenwärtiger geologischer Definition tektonisch gefaltete (deformierte) Metamorphite; durch historisch bedingte Gesteinsbezeichnungen werden aber teilweise auch gut spaltbare geschieferte Sedimentgesteine als Schiefer bezeichnet. So wurden etwa auch tektonisch nicht deformierte, feinkörnige Sedimentgesteine mit einem hohen Anteil an Tonmineralen noch bis weit ins 20. Jahrhundert unter die Schiefer eingereiht. Auch der an organischen Materialen reiche Ölschiefer ist kein echter Schiefer im geologischen Sinn. Ölschiefer enthalten bis zu 20%, selten sogar bis 30% Kerogen, eine Vorstufe des Erdöls.

Echte Schiefer sind z.B. die Tonschiefer, die klastische (von griech. κλαστός klastós „in Stücke gebrochen“) Gesteine (Trümmergesteine) sind, oder kristalline Gesteine wie Grünschiefer, Glimmerschiefer, Glaukophanschiefer.

Schieferdeckung des Ersten und Zweiten Goetheanums

Für die Dachdeckung des Ersten und Zweiten Goetheanums wurde auf Wunsch Rudolf Steiners norwegischer Dachschiefer mit einem hohen Anteil an Muskovitglimmer verwendet.

"Als ich bei meinem letzten Vortragszyklus in Norwegen von Kristiania nach Bergen fuhr, konnte ich jene Schieferbrüche sehen, die mir dazumal den Gedanken gaben, zu erstreben, den Schiefer von dorther zu bekommen. Das ist uns gelungen, es ist tatsächlich, man kann sagen, eine karmische Fügung. Aber wenn wir den Blick werfen werden auf das von jenem Schiefer jetzt bedeckte Dach der Kuppeln, mit dem Eigentümlichen, das gerade dieser Schiefer hat, der wie kein anderer Schiefer wirkt, dann müssen wir sagen: das hat etwas von dem Aufschließenden und zugleich Verbergenden des Seelenlebens. Und wir werden, wenn wir die Kuppel wirklich zum Seelenleben machen wollen, Liebe zur Geisteswissenschaft entwickeln müssen. Denn es soll das, was im Inneren der Kuppel gemalt werden wird, uns wirklich entgegentreten wie eine Art Spiegelbild in Farben und Formen, eine Art Spiegelbild dessen, was uns die Geisteswissenschaft sein kann." (Lit.: GA 275, S. 121)

"Dieser Schiefer unterscheidet sich im Speziellen durch sein hohes Alter gegenüber herkömmlichem Naturschiefer (250 Millionen Jahre älter). Er wurde vor rund 500 Millionen Jahren durch Sedimentablagerungen im Gebiet des späteren kaledonischen Gebirges gebildet (Kambriumzeit). Durch seinen ho hen Anteil an Quarzen wurde dies ein sehr harter Quarzitschiefer. Das Ursprungsland ist Norwegen. Diese Zusammenset zung ist einmalig und gibt dem Schiefer durch den hohen Anteil an Muskovitglimmer seinen schönen Glanz. Die chemische Zusammensetzung ist: 62 % Quarzit, 15 % Feldspat, 15 % Muskovitglimmer, 3 % Kalkspat, 3 % Epidot, 2 % Erze. Der Abbau des Schiefers erfolgt unter Tage. Die Produk­tion dieser Schiefergrube begann 1895; die Originalgrube, die Rudolf Steiner ausgesucht hat, ist inzwischen geschlossen, da die Qualität der Schiefer nicht mehr gewährleistet werden konnte. 1920 waren dort etwa 300 Arbeiter beschäftigt (alles Handarbeit). Heute ist diese Grube geschlossen." (Lit.: Bauzeitung, S. 4)

Siehe auch

Literatur

  1. BauZeitung 1. März 2013 - Zum norwegischen Dachschiefer: Hoher Anteil an Muskovitglimmer (Goetheanum)
  2. Rudolf Steiner: Kunst im Lichte der Mysterienweisheit, GA 275 (1990), ISBN 3-7274-2750-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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