Schamanismus und Xenophanes: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Evenk shaman costume.jpg|thumb|300px|Ewenkisches Schamanenkleid (Sibirien)]]
'''Xenophanes von Kolophon''' ({{ELSalt|Ξενοφάνης}} ''Xenophánēs''; * um [[Wikipedia:570 v. Chr.|570 v. Chr.]] in [[Wikipedia:Kolophon|Kolophon]]; † um [[Wikipedia:470 v. Chr.|470 v. Chr.]]) war ein [[Wikipedia:Philosophie der Antike|antiker griechischer Philosoph]] und Dichter. Er wird zu den [[Wikipedia:Vorsokratiker|Vorsokratiker]]n gezählt.
[[Datei:Lascaux 01.jpg|miniatur|300px|Die etwa zwischen 17.000 und 15.000 v. Chr. entstandene Darstellung am Brunnen in der [[Wikipedia:Höhle von Lascaux|Höhle von Lascaux]] gilt als frühes Beispiel für den bereits in prähistorischer Zeit existierenden Schamanismus.]]


'''Schamanismus''' (abgeleitet von [[Wikipedia:Ewenken|ewenkisch]] bzw. [[Wikipedia:Tungusische Sprachen|tungusisch]] ''šaman'' „Jemand, der erregt, bewegt, erhoben ist“<ref name="REMID">[http://remid.de/pdf/remid-info-schamanismus.pdf ''Schamanismus''.] In: „Kurzinformation Religion“ des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes e.V., Marburg 2010, abgerufen am 15. Januar 2016.</ref>, „der um sich schlägt“<ref>Dorothea Kupferschmidt-Neugeborn: ''„Heal into time and other people.“ Schamanismus und analytische Psychologie in der poetischen Wirkungsästhetik von Ted Hughes.'' Auflage, Gunter Narr Verlag, Tübingen 1995, ISBN 3-8233-5027-7, S. 33, Fußnote 78, S. 62–67</ref>, „verrückt“, „verbrennen“<ref>[http://www.ezw-berlin.de/html/3_3061.php Kai Funkschmidt: ''Schamanismus und Neo-Schamanismus'']. In: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen ezw-berlin.de, Berlin, 2012, abgerufen am 15. Januar 2016.</ref>) ist ein vielgestaltiges, heterogenes System naturverbundener [[sprirituell]]-[[magisch]]er Praktiken, die vornehmlich in [[Wikipedia:Zentralasien|Zentralasien]], [[Wikipedia:Sibirien|Sibirien]] ([[Wikipedia:Nordasien|Nordasien]]) und [[Wikipedia:Amerika|Amerika]] verbreitet waren bzw. teilweise noch sind und ihre Wurzeln spätestens im frühen [[Wikipedia:Neolithikum|Neolithikum]], vermutlich sogar schon im [[Wikipedia:Paläolithikum|Paläolithikum]] haben und somit nach [[Rudolf Steiner]] weit in die [[atlantische Zeit]] zurückreichen. Im Mittelpunkt steht der '''Schamane''', der in einer durch [[Trance]] induzierten [[Ekstase]] mit der [[Geister]]welt in Verbindung tritt und daraus [[Heilung|heilende]] und [[Magie|magische]] Kräfte schöpft. Die früher '''Schamanentum''' genannte naturverbundene [[Religion]] der als [[Wikipedia:Nomaden|Nomaden]] umherziehenden [[Wikipedia:Mongolen|Mongolen]] und [[Turkvölker]] [[Wikipedia:Zentralasien|Zentralasien]]s wird heute nach dem ''nicht-personifizierten'' Himmelsgott [[Tengri]], der den „ewigen blauen Himmel“ ({{mnS|''Mönkh khökh Tengeri''}}), die ''obere Welt'', die [[Himmel]]swelt, repräsentiert, als [[Tengrismus]] bezeichnet.
== Leben ==
Geboren im kleinasiatischen Kolophon, führte Xenophanes ein unstetes Wanderleben: Mit 25 wurde er aus seiner Heimatstadt vertrieben<ref>[[Wikipedia:Diogenes Laertios|Diogenes Laertios]] IX 19.</ref> und wanderte 67 Jahre durch die griechischen Lande, eventuell sogar nach Ägypten. Er übersiedelte nach [[Eleaten|Elea]] in Süditalien und war wohl als [[Wikipedia:Rhapsode|Rhapsode]], das heißt als Rezitator der alten [[Wikipedia:Epos|Epen]] (vor allem [[Wikipedia:Homer|Homer]]s) und vermutlich auch eigener Werke tätig (die allerdings verloren gegangen sind). Auch seine philosophischen Werke verfasste er stets in lyrisch gebundener Form: [[Wikipedia:Elegie|Elegie]]n und [[Wikipedia:Silloi|Silloi]].<ref>[[Wikipedia:Wolfgang Schadewaldt|Wolfgang Schadewaldt]]: ''Die Anfänge der Philosophie bei den Griechen''.</ref>


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== Bedeutung, Lehre, Wirkung ==
"Man bekommt eine Möglichkeit, diese Dinge in ihrer Bedeutung
Als Vertreter einer Zeit des Wandels, der ''Morgenröte des klassischen Hellas'', hebt Xenophanes ganz im Sinne [[Hegel]]s das Erbe der vorklassischen Welt auf; er ist der erste, der dies auf eine greifbar systematische Art tut, der „Sturmvogel der griechischen Aufklärung“, der Ideen der [[Wikipedia:Religionskritik|Religionskritik]] und des [[Rationalismus]] der [[Aufklärung]] vorwegnimmt. Nicht zufällig ist Xenophanes, wie [[Wikipedia:Werner Jaeger|Werner Jaeger]] sagt, „der erste griechische Denker, der als Persönlichkeit fassbar ist“.
für die Gegenwart zu durchschauen, wenn man einsieht, wie
gewissermaßen östlich hinter der Tapetenwand die frühere Einsicht
in das Pleroma immer mehr und mehr dekadent geworden ist, zurückgegangen
ist, daß also eine hohe, aber instinktive, von der Menschheit
erworbene Geistkultur in Asien drüben dekadente Formen angenommen
hat; daß in Europa ein Weben und Leben der Menschenseele
im Geiste heruntergerückt worden ist in die Sphäre des Physisch-Sinnlichen, die vorerst ja den Menschen in den mittelalterlichen Jahrhunderten
allein zugänglich war. Und so entstand jenseits der Tapetenwand
im Orient eine Kultur, die eigentlich keine ist, die in irdisch-physischen
Formen zauberisch nachbilden möchte, was im Weben
des Geistes pleromatisch erlebt werden sollte. Das Walten und Weben
der Geistwesen im Pleroma sollte gewissermaßen auf die Erde heruntergetragen
werden im Stein, im Holzklotz, und in ihrer Wirkung
aufeinander sollte gesucht werden etwas von solchen geistigen Wirkungen,
die, wenn ich mich so ausdrücken darf, angepaßt sind dem
Weben und Wesen von Geistwesen im Pleroma. Das, was eigentlich
nur Götter untereinander tun, wurde gedacht als die Taten physisch-sinnlicher
Götzen. Der Götzendienst trat an die Stelle des Götterdienstes.
Und dasjenige, was nun ins Schlechte wirkende orientalische,
nordasiatisch-orientalische Magie genannt werden kann, das ist
die ins Sinnliche auf unrechtmäßige Weise versetzte Tatsachenwelt
des Pleromas, zu der man einstmals den Seelenblick aufgerichtet hat.
Die magische Zauberei der Schamanen und ihr Nachklang in Mittelund
Nordasien - der Süden von Asien wurde ja auch angesteckt, hat
sich aber verhältnismäßig freier erhalten davon - , das ist die dekadente
Form der alten Pleroma-Anschauung. Physisch-sinnliche Zauberei
trat an die Stelle der Teilnahme der menschlichen Seelenwirksamkeiten
an den Götterwelten des Pleromas. Was die Seele tun sollte und
ehemals getan hat, das wurde mit Hilfe von sinnlich-physischen Zaubermitteln
versucht. Eine ganz ahrimanisierte Pleroma-Tätigkeit
wurde gewissermaßen dasjenige, was auf der Erde getrieben wurde
und was namentlich von den an die Erde angrenzenden, nächsten
Geisteswesen getrieben wurde, wovon aber die Menschen angesteckt
wurden.


Gelangt man also ostwärts vom Ural und der Wolga nach Asien
Xenophanes’ Lehre war schon [[Platon]] und [[Aristoteles]] recht unklar. Bereits [[Heraklit]] hatte über ihn gesagt, dass das Kennenlernen vieler Dinge ihn nicht Verstehen gelehrt habe, und Aristoteles hielt ihn für etwas schlicht.<ref>Aristoteles, ''[[Wikipedia:Metaphysik (Aristoteles)|Metaphysik]]'' 986b26.</ref> Aus der Antike haben wir sonst kaum Zeugnisse; auch zu seiner Philosophie gibt es nur wenige einzelne Bemerkungen. In der modernen Debatte änderte sich das deutlich, wenn diese auch komplex und kontrovers geführt wurde und teilweise auch noch wird. Die Faszination des Fragmentarischen steigert die Möglichkeit zu kreativer Interpretation mit all ihren Gefahren.  
hinüber, so haben wir, namentlich in der an die menschliche irdische
Welt anstoßenden astralischen Welt, in den Jahrhunderten des zweiten
Mittelalters, in den Jahrhunderten der Neuzeit bis heute eine
ahrimanisierte Magie, welche ja namentlich von gewissen geistigen
Wesenheiten ausgeübt wird, die in ihrer ätherisch-astralischen Bildung
zwar über dem Menschen stehen, aber in ihrer Seelen- und
Geistesbildung unter dem Menschen zurückgeblieben sind. Durch
das ganze Sibirien hindurch, durch Mittelasien hindurch über den
Kaukasus, da treiben sich überall in der unmittelbar an das Irdische
angrenzenden Welt furchtbare ahrimanische, ätherisch-astralische
Wesen herum, welche ins Astralische und Irdische heruntergesetzte
ahrimanische Zauberei treiben. Und das wirkt ansteckend auf die
Menschen, die ja nicht alles gleich selber können, die ungeschickt
sind in den Dingen, die aber wie gesagt angesteckt werden, beeinflußt
werden davon und somit unter dem Einflüsse der an die Erde angrenzenden,
unmittelbar an das Astralische grenzenden Welt stehen.


Wenn so etwas geschildert wird, dann muß man sich ja klar sein,
Xenophanes schrieb analytisch und [[Wikipedia:Satire|satirisch]] unter anderem über die Vielzahl und Menschenähnlichkeit der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Götter]]. Er leistete somit Kritik an der Göttervorstellung des [[Wikipedia:Homer|Homer]] und [[Wikipedia:Hesiod|Hesiod]] und wurde daher auch von [[Wikipedia:Albert Regenfelder|Albert Regenfelder]] als „Anti-Homer im Gewand des homerischen Sängers“ bezeichnet. Ihm zufolge schufen nicht die Götter die Menschen, sondern die Menschen die Götter („Wenn die Pferde Götter hätten, sähen sie wie Pferde aus“), ein [[Wikipedia:Religionssoziologie|religionssoziologischer]] Ansatz ([[Anthropomorphismus]]). In seinem philosophischen Hauptwerk (''Über die Natur'') vertritt er einen [[Monotheismus]], dessen [[Gott]] ewig, einheitlich, unbeweglich und von vollkommener Gestalt ist, wobei das [[Wikipedia:Pantheon|Pantheon]] der (ursprünglich und vorhomerisch durchaus lokalen) Gottheiten erhalten bleibt.  
daß dem, was man für alte Zeiten einen Mythos oder dergleichen
nennt, immer großartige geistige Naturanschauungen zugrunde
liegen. Und als man in Griechenland von den Faunen und Satyrn
gesprochen hat, die sich in ihrer Tätigkeit hineinwoben in das
irdische Geschehen, da hat man sich nicht, wie phantastische Gelehrte
von heute es sich vorstellen, Wesen in der Phantasie konstruiert,
sondern man hat in seiner geistigen Naturschau von jenen wirklichen
Wesen gewußt, welche das unmittelbar an die irdische Welt angrenzende
Astralterritorium überall eben als Faune und Satyrn bevölkerten.
Jene Faune und Satyrn sind ungefähr um die Wende des 3., 4.
nachchristlichen Jahrhunderts alle hinübergezogen in die Gebiete
östlich vom Ural und der Wolga nach dem Kaukasus. Das wurde ihre
Heimat. Dort haben sie ihre weitere Entwickelung durchgemacht." {{Lit|{{G|225|124ff}}}}
</div>


== Siehe auch ==
Von [[Wikipedia:Karl Popper|Karl Popper]]<ref>Karl Popper, L. Bennett: ''In Search of a Better World. Lectures and Essays from Thirty Years'', [http://books.google.com/books?id=L33XSZE77OkC&pg=PA192 S. 192], 1996; Karl Popper, A. Friemuth Petersen, J. Mejer: ''The World of [[Parmenides]]. Essays on the [[Wikipedia:Vorsokratiker|Presocratic]] [[Aufklärung|Enlightenment]]'', [http://books.google.com/books?id=V76PlyggwQkC&pg=PA46&dq=B34 S. 46ff.], 1998.</ref> wird Xenophanes als Vorläufer des [[Kritischer Rationalismus|kritischen Rationalismus]] angesehen (siehe [[Erkenntnistheorie]]). Das menschliche Wissen besteht ihm zufolge aus Vermutung ([[Meinung]]), die [[Wahrheit]] sei nicht als solche [[Erkenntnis|erkennbar]]. Gleichzeitig sei es möglich, sich der Wahrheit allmählich anzunähern: „Nicht von Anfang an haben die Götter den Sterblichen alles Verborgene gezeigt, sondern allmählich finden sie suchend das Bessere.“


* {{WikipediaDE|Schamanismus}}
Diese Auffassung führt dann bei [[Parmenides]] von Elea zur strikten Unterscheidung zwischen der wahren, durch die Sinne nicht wahrnehmbaren Welt und der Welt der Erscheinungen (Weg der Meinung). Xenophanes’ Rationalismus führte ihn zu einer gleichsam [[Agnostizismus|agnostischen]] Position in Bezug auf die Götter. Zwar stellte er deren Existenz nicht in Frage, urteilte aber, dass der Mensch niemals etwas Gesichertes über die Götter wissen könne.
* {{WikipediaDE|Prähistorischer Schamanismus}}
 
* {{WikipediaDE|Schamanische Kosmologie}}
Bis in die 1950er-Jahre hinein wurde – auf Grund falscher [[Wikipedia:Doxographie|doxographischer]] Überlieferung schon seit der Antike, unter anderem des [[Aristoteles]] – häufig angenommen, Xenophanes sei ein [[Eleaten|eleatischer]] Philosoph gewesen, da er auch in [[Wikipedia:Elea|Elea]] (römisch: ''Velia'') an der großgriechischen Küste [[Wikipedia:Lukanien|Lukanien]]s (Unteritalien) gewirkt hat. Mit den Eleaten ist er aber nach heutiger übereinstimmender Ansicht nicht direkt verbunden, auch nicht mit Parmenides (oder gar [[Zenon von Elea]]) – wie [[Friedrich Nietzsche]] bereits erkannt hatte: Anwesenheit am selben Ort genügt als Beleg nicht.
* {{WikipediaDE|Schamanentrommel}}
 
* {{WikipediaDE|Schamane}}
Xenophanes hat aus [[Wikipedia:Fossilien|Fossilien]]funden auf einem Berg geschlossen, dass das Wasser einst die ganze Erde bedeckt haben müsse (siehe [[Neptunismus]]). Er meinte, alles sei aus Wasser und Erde entstanden (Ur-Schlamm) und vergehe schließlich wieder zu Wasser. Die Erde werde vom Wasser weggeschwemmt und entstehe danach wieder neu. Das Meer sei zudem der Ursprung der Wolken; Sonne und Gestirne entstünden wiederum aus diesen Wolken. Der [[Regenbogen]] sei eine besonders geartete Wolke.
* [[Tengrismus]]
 
== Quellensammlungen ==
 
* [[Wikipedia:Hermann Diels|Hermann Diels]], [[Wikipedia:Walther Kranz|Walther Kranz]] (Hrsg.): ''[[Wikipedia:Die Fragmente der Vorsokratiker|Die Fragmente der Vorsokratiker]].'' 6. Auflage, Nachdruck Georg Olms Verlag, 2004, ISBN 3-615-12201-1 (Digitalisat: 1. Auflage, Berlin 1903, S. 38-58 [http://www.archive.org/details/diefragmenteder00krangoog metadata] [http://ia350627.us.archive.org/2/items/diefragmenteder00krangoog/diefragmenteder00krangoog.pdf PDF]; DK 21)
* Laura Gemelli Marciano (Hrsg.): ''Die Vorsokratiker''. Band 1, Artemis & Winkler, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7608-1735-4, S. 222–283 (griechische Quellentexte mit deutscher Übersetzung, Erläuterungen sowie Einführung zu Leben und Werk)
* [[Wikipedia:Bruno Gentili (Philologe)|Bruno Gentili]], Carlo Prato (Hrsg.): ''Poetarum Elegiacorum Testimonia et Fragmenta.'' Bd 1. Teubner, Leipzig 1988, ISBN 3-322-00457-0 (bester griechischer Text)
* [[Wikipedia:Ernst Heitsch|Ernst Heitsch]] (Hrsg.): ''Xenophanes: Die Fragmente''. München 1983 (zweisprachige Ausgabe mit ausführlichem Kommentar)
* James E. Lesher (Hrsg.): ''Xenophanes of Colophon: Fragments.'' University of Toronto Press, Toronto 1992, ISBN 0-8020-5990-2 (zweisprachige Ausgabe mit ausführlichem Kommentar)
 
== Literatur ==
* Wolfgang Drechsler, Rainer Kattel: ''Mensch und Gott bei Xenophanes.'' In: Markus Witte (Hrsg.): ''Gott und Mensch im Dialog. Festschrift für Otto Kaiser zum 80. Geburtstag.'' De Gruyter, Berlin 2004, S. 111–129, ISBN 3-11-018354-4
* [[Wikipedia:Hermann Fränkel|Hermann Fränkel]]: ''Xenophanesstudien.'' In: ''[[Wikipedia:Hermes (Zeitschrift)|Hermes]]'' 60, 1925, S. 174–192 {{ISSN|0018-0777}}
* [[Wikipedia:Ernst Heitsch|Ernst Heitsch]]: ''Xenophanes und die Anfänge kritischen Denkens.'' Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1994.  ISBN 3-515-06592-X
* [[Wikipedia:Karl Jaspers|Karl Jaspers]]: ''The Great Philosophers.'' Bd 3. Harcourt, New York u.&nbsp;a. 1966, 1993, ISBN 0-15-607500-8
* Rainer Kattel: ''The Political Philosophy of Xenophanes of Colophon.'' In: ''Trames'' 1, 1997, S. 125–142 {{ISSN|1406-0922}}
* Otto Kaiser: ''Der eine Gott und die Götter der Welt.'' In: ''Zwischen Athen und Jerusalem. Studien zur griechischen und biblischen Theologie, ihrer Eigenart und ihrem Verhältnis.'' De Gruyter, Berlin – New York 2003, 135-152. ISBN 3-11-017577-0.
* {{BBKL|x/xenophanes|autor=Adolf Lumpe|artikel=Xenophanes von Kolophon|band=14|spalten=273–278}}
* Christian Schäfer: ''Xenophanes von Kolophon.'' Teubner, Stuttgart 1986, 1996, ISBN 3-519-07626-8
* [[Wikipedia:Thomas Schirren|Thomas Schirren]], [[Wikipedia:Georg Rechenauer|Georg Rechenauer]]: ''Zum Leben der einzelnen Philosophen. 5. Xenophanes'' und Thomas Schirren: ''Xenophanes''. In: [[Wikipedia:Hellmut Flashar|Hellmut Flashar]] u. a. (Hrsg.): ''Frühgriechische Philosophie'' (= ''[[Wikipedia:Grundriss der Geschichte der Philosophie|Grundriss der Geschichte der Philosophie]]. Die Philosophie der Antike'', Band 1), Halbband 1, Schwabe, Basel 2013, ISBN 978-3-7965-2598-8, S. 190–192 (Biographie) und 339–374 (Werk, Lehre, Rezeption)
* Hartmut Westermann: ''Religiöse und doppelte Poesie. Götterkritik und Gottesbegriff bei Xenophanes und im Kulturentstehungsmythos des Sisyphos (DK 88, B 25)''. In: Guido Löhrer, Christian Strub, Hartmut Westermann (Hrsg.), ''Philosophische Anthropologie und Lebenskunst – Rainer Marten in der Diskussion''. Fink, München 2005, S. 81-98, ISBN 3-7705-4059-X
* [[Wikipedia:Konrat Ziegler|Konrat Ziegler]]: ''Xenophanes von Kolophon, ein Revolutionär des Geistes.'' In: ''[[Wikipedia:Gymnasium (Zeitschrift)|Gymnasium]]''  72, 1965, S. 289–302 {{ISSN|0342-5231}}
 
== Weblinks ==
{{Wikisource|Xenophanes|Xenophanes}}
{{Commonscat|Xenophanes}}
* {{DNB-Portal|118635794}}
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/xenophanes/|Xenophanes|James Lesher}}
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/xenoph/|Xenophanes|Michael Patzia}}
* [http://ablemedia.com/ctcweb/showcase/deyoung1.html U. De Young, "The Homeric Gods and Xenophanes' Opposing Theory of the Divine", 2000]
* [http://www.gottwein.de/Grie/vorsokr/VSXenoph01.php Gottwein, Vorsokratische Philosophie]
* {{Zeno-Autor|Philosophie/M/Xenophanes+aus+Kolophon/Fragmente}}
* [[Wikipedia:Karl Vorländer|Karl Vorländer]]: ''Geschichte der Philosophie.'' - 5. Aufl. - Kiepenheuer, Berlin 1919 (Online bei Zeno.org [http://www.zeno.org/Philosophie/M/Vorl%C3%A4nder,+Karl/Geschichte+der+Philosophie/Die+Philosophie+des+Altertums/Erste+Periode.+Vorsokratische+Philosophie/Kapitel+II.+Anf%C3%A4nge+der+Reflexion+%C3%BCber+das+Denken+vom+Kosmos.+Sein+und+Werden+%28die+Eleaten+und+Heraklit%29/%C2%A7+4.+Xenophanes])
* [http://history.hanover.edu/texts/presoc/Xenophan.html Fragmente] (gr. nach Bergk-Hiller, engl. nach Arthur Fairbanks: The First Philosophers of Greece, London: K. Paul, Trench, Trubner 1898), 65-85.


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
<references />
<references />


== Literatur ==
{{Normdaten|TYP=p|GND=118635794|LCCN=n/82/105600|VIAF=100175475}}


# [[wikipedia:Mircea Eliade|Mircea Eliade]]: ''Schamanismus und archaische Ekstasetechnik''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001, OA 1951, ISBN 3-518-27726-X
[[Kategorie:Philosoph]]
#Rudolf Steiner: ''Drei Perspektiven der Anthroposophie. Kulturphänomene, geisteswissenschaftlich betrachtet.'', [[GA 225]] (1990), ISBN 3-7274-2252-1 {{Vorträge|225}}
[[Kategorie:Griechische Philosophie]]
[[Kategorie:Grieche (Antike)]]
[[Kategorie:Vorsokratiker]]
[[Kategorie:Naturphilosoph]]
[[Kategorie:Literatur (Altgriechisch)]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Antike (Literatur)]]
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[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Person (Kolophon)]]


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{{Personendaten
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|ALTERNATIVNAMEN=Xenophanes von Kolophon (mit Heimatort)
|KURZBESCHREIBUNG=[[Vorsokratiker|vorsokratischer]] [[Philosoph]] und [[Dichter]]
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|STERBEORT=
}}


[[Kategorie:Naturreligion]]
{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Schamanismus|!]]
[[Kategorie:Esoterik]]

Version vom 25. Juli 2017, 07:42 Uhr

Xenophanes von Kolophon (griech. Ξενοφάνης Xenophánēs; * um 570 v. Chr. in Kolophon; † um 470 v. Chr.) war ein antiker griechischer Philosoph und Dichter. Er wird zu den Vorsokratikern gezählt.

Leben

Geboren im kleinasiatischen Kolophon, führte Xenophanes ein unstetes Wanderleben: Mit 25 wurde er aus seiner Heimatstadt vertrieben[1] und wanderte 67 Jahre durch die griechischen Lande, eventuell sogar nach Ägypten. Er übersiedelte nach Elea in Süditalien und war wohl als Rhapsode, das heißt als Rezitator der alten Epen (vor allem Homers) und vermutlich auch eigener Werke tätig (die allerdings verloren gegangen sind). Auch seine philosophischen Werke verfasste er stets in lyrisch gebundener Form: Elegien und Silloi.[2]

Bedeutung, Lehre, Wirkung

Als Vertreter einer Zeit des Wandels, der Morgenröte des klassischen Hellas, hebt Xenophanes ganz im Sinne Hegels das Erbe der vorklassischen Welt auf; er ist der erste, der dies auf eine greifbar systematische Art tut, der „Sturmvogel der griechischen Aufklärung“, der Ideen der Religionskritik und des Rationalismus der Aufklärung vorwegnimmt. Nicht zufällig ist Xenophanes, wie Werner Jaeger sagt, „der erste griechische Denker, der als Persönlichkeit fassbar ist“.

Xenophanes’ Lehre war schon Platon und Aristoteles recht unklar. Bereits Heraklit hatte über ihn gesagt, dass das Kennenlernen vieler Dinge ihn nicht Verstehen gelehrt habe, und Aristoteles hielt ihn für etwas schlicht.[3] Aus der Antike haben wir sonst kaum Zeugnisse; auch zu seiner Philosophie gibt es nur wenige einzelne Bemerkungen. In der modernen Debatte änderte sich das deutlich, wenn diese auch komplex und kontrovers geführt wurde und teilweise auch noch wird. Die Faszination des Fragmentarischen steigert die Möglichkeit zu kreativer Interpretation mit all ihren Gefahren.

Xenophanes schrieb analytisch und satirisch unter anderem über die Vielzahl und Menschenähnlichkeit der griechischen Götter. Er leistete somit Kritik an der Göttervorstellung des Homer und Hesiod und wurde daher auch von Albert Regenfelder als „Anti-Homer im Gewand des homerischen Sängers“ bezeichnet. Ihm zufolge schufen nicht die Götter die Menschen, sondern die Menschen die Götter („Wenn die Pferde Götter hätten, sähen sie wie Pferde aus“), ein religionssoziologischer Ansatz (Anthropomorphismus). In seinem philosophischen Hauptwerk (Über die Natur) vertritt er einen Monotheismus, dessen Gott ewig, einheitlich, unbeweglich und von vollkommener Gestalt ist, wobei das Pantheon der (ursprünglich und vorhomerisch durchaus lokalen) Gottheiten erhalten bleibt.

Von Karl Popper[4] wird Xenophanes als Vorläufer des kritischen Rationalismus angesehen (siehe Erkenntnistheorie). Das menschliche Wissen besteht ihm zufolge aus Vermutung (Meinung), die Wahrheit sei nicht als solche erkennbar. Gleichzeitig sei es möglich, sich der Wahrheit allmählich anzunähern: „Nicht von Anfang an haben die Götter den Sterblichen alles Verborgene gezeigt, sondern allmählich finden sie suchend das Bessere.“

Diese Auffassung führt dann bei Parmenides von Elea zur strikten Unterscheidung zwischen der wahren, durch die Sinne nicht wahrnehmbaren Welt und der Welt der Erscheinungen (Weg der Meinung). Xenophanes’ Rationalismus führte ihn zu einer gleichsam agnostischen Position in Bezug auf die Götter. Zwar stellte er deren Existenz nicht in Frage, urteilte aber, dass der Mensch niemals etwas Gesichertes über die Götter wissen könne.

Bis in die 1950er-Jahre hinein wurde – auf Grund falscher doxographischer Überlieferung schon seit der Antike, unter anderem des Aristoteles – häufig angenommen, Xenophanes sei ein eleatischer Philosoph gewesen, da er auch in Elea (römisch: Velia) an der großgriechischen Küste Lukaniens (Unteritalien) gewirkt hat. Mit den Eleaten ist er aber nach heutiger übereinstimmender Ansicht nicht direkt verbunden, auch nicht mit Parmenides (oder gar Zenon von Elea) – wie Friedrich Nietzsche bereits erkannt hatte: Anwesenheit am selben Ort genügt als Beleg nicht.

Xenophanes hat aus Fossilienfunden auf einem Berg geschlossen, dass das Wasser einst die ganze Erde bedeckt haben müsse (siehe Neptunismus). Er meinte, alles sei aus Wasser und Erde entstanden (Ur-Schlamm) und vergehe schließlich wieder zu Wasser. Die Erde werde vom Wasser weggeschwemmt und entstehe danach wieder neu. Das Meer sei zudem der Ursprung der Wolken; Sonne und Gestirne entstünden wiederum aus diesen Wolken. Der Regenbogen sei eine besonders geartete Wolke.

Quellensammlungen

  • Hermann Diels, Walther Kranz (Hrsg.): Die Fragmente der Vorsokratiker. 6. Auflage, Nachdruck Georg Olms Verlag, 2004, ISBN 3-615-12201-1 (Digitalisat: 1. Auflage, Berlin 1903, S. 38-58 metadata PDF; DK 21)
  • Laura Gemelli Marciano (Hrsg.): Die Vorsokratiker. Band 1, Artemis & Winkler, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7608-1735-4, S. 222–283 (griechische Quellentexte mit deutscher Übersetzung, Erläuterungen sowie Einführung zu Leben und Werk)
  • Bruno Gentili, Carlo Prato (Hrsg.): Poetarum Elegiacorum Testimonia et Fragmenta. Bd 1. Teubner, Leipzig 1988, ISBN 3-322-00457-0 (bester griechischer Text)
  • Ernst Heitsch (Hrsg.): Xenophanes: Die Fragmente. München 1983 (zweisprachige Ausgabe mit ausführlichem Kommentar)
  • James E. Lesher (Hrsg.): Xenophanes of Colophon: Fragments. University of Toronto Press, Toronto 1992, ISBN 0-8020-5990-2 (zweisprachige Ausgabe mit ausführlichem Kommentar)

Literatur

  • Wolfgang Drechsler, Rainer Kattel: Mensch und Gott bei Xenophanes. In: Markus Witte (Hrsg.): Gott und Mensch im Dialog. Festschrift für Otto Kaiser zum 80. Geburtstag. De Gruyter, Berlin 2004, S. 111–129, ISBN 3-11-018354-4
  • Hermann Fränkel: Xenophanesstudien. In: Hermes 60, 1925, S. 174–192 ISSN 0018-0777
  • Ernst Heitsch: Xenophanes und die Anfänge kritischen Denkens. Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1994. ISBN 3-515-06592-X
  • Karl Jaspers: The Great Philosophers. Bd 3. Harcourt, New York u. a. 1966, 1993, ISBN 0-15-607500-8
  • Rainer Kattel: The Political Philosophy of Xenophanes of Colophon. In: Trames 1, 1997, S. 125–142 ISSN 1406-0922
  • Otto Kaiser: Der eine Gott und die Götter der Welt. In: Zwischen Athen und Jerusalem. Studien zur griechischen und biblischen Theologie, ihrer Eigenart und ihrem Verhältnis. De Gruyter, Berlin – New York 2003, 135-152. ISBN 3-11-017577-0.
  • Adolf Lumpe: Xenophanes von Kolophon In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 273–278.
  • Christian Schäfer: Xenophanes von Kolophon. Teubner, Stuttgart 1986, 1996, ISBN 3-519-07626-8
  • Thomas Schirren, Georg Rechenauer: Zum Leben der einzelnen Philosophen. 5. Xenophanes und Thomas Schirren: Xenophanes. In: Hellmut Flashar u. a. (Hrsg.): Frühgriechische Philosophie (= Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, Band 1), Halbband 1, Schwabe, Basel 2013, ISBN 978-3-7965-2598-8, S. 190–192 (Biographie) und 339–374 (Werk, Lehre, Rezeption)
  • Hartmut Westermann: Religiöse und doppelte Poesie. Götterkritik und Gottesbegriff bei Xenophanes und im Kulturentstehungsmythos des Sisyphos (DK 88, B 25). In: Guido Löhrer, Christian Strub, Hartmut Westermann (Hrsg.), Philosophische Anthropologie und Lebenskunst – Rainer Marten in der Diskussion. Fink, München 2005, S. 81-98, ISBN 3-7705-4059-X
  • Konrat Ziegler: Xenophanes von Kolophon, ein Revolutionär des Geistes. In: Gymnasium 72, 1965, S. 289–302 ISSN 0342-5231

Weblinks

 Wikisource: Xenophanes – Quellen und Volltexte
Commons: Xenophanes - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
  • Karl Vorländer: Geschichte der Philosophie. - 5. Aufl. - Kiepenheuer, Berlin 1919 (Online bei Zeno.org [1])
  • Fragmente (gr. nach Bergk-Hiller, engl. nach Arthur Fairbanks: The First Philosophers of Greece, London: K. Paul, Trench, Trubner 1898), 65-85.

Anmerkungen

  1. Diogenes Laertios IX 19.
  2. Wolfgang Schadewaldt: Die Anfänge der Philosophie bei den Griechen.
  3. Aristoteles, Metaphysik 986b26.
  4. Karl Popper, L. Bennett: In Search of a Better World. Lectures and Essays from Thirty Years, S. 192, 1996; Karl Popper, A. Friemuth Petersen, J. Mejer: The World of Parmenides. Essays on the Presocratic Enlightenment, S. 46ff., 1998.


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