Susanne von Klettenberg und Gregor der Große: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Susanne Katharina von Klettenberg''' (* [[19. Dezember]] [[1723]] in [[w:Frankfurt am Main|Frankfurt am Main]]; † [[13. Dezember]] [[1774]] ebenda) war eine deutsche Stiftsdame und religiöse Schriftstellerin.
[[Datei:Gregory I - Antiphonary of Hartker of Sankt Gallen.jpg|mini|Gregor I. beim Diktieren des gregorianischen Gesangs (aus dem Antiphonar des Hartker von St. Gallen, St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 390, p. 13, um 1000)]]
'''Gregor der Große''' ('''Gregorius''', als [[Papst]] '''Gregor I.'''; * um [[540]] in [[Rom]]; † [[12. März]] [[604]] ebenda) war von 590 bis 604 Papst. Er gilt als einer der bedeutendsten Päpste und ist der jüngste der vier großen lateinischen [[Kirchenvater|Kirchenväter]] der [[Spätantike]]. 1295 wurde er [[w:Heiligsprechung|heiliggesprochen]].


== Leben ==
== Weltliche und kirchliche Karriere ==
Susanne von Klettenberg wurde als Tochter des Arztes und Ratsherrn Remigius Seiffart von Klettenberg geboren. Seit 1751 wurde sie von [[w:Friedrich Karl von Moser|Friedrich Karl von Moser]] mit wesentlichen Gedanken [[w:Nikolaus Ludwig von Zinzendorf|Zinzendorfs]] und seines zeitweiligen Anhängers [[w:Friedrich Christoph Steinhofer|Friedrich Christoph Steinhofer]] (1706–1761) vertraut und wandte sich trotz kritischer Haltung<ref>Darin wirkte der Einfluss ihres Frankfurter Seelsorgers [[w:Johann Philipp Fresenius|Johann Philipp Fresenius]] nach, der in der Auseinandersetzung zwischen dem nüchternen Frömmigkeitsstil des württembergischen Pietisten [[w:Johann Albrecht Bengel|Johann Albrecht Bengel]] und dem zeitweise schwärmerischen des Grafen Zinzendorf auf Seiten Bengels stand. Auch wirkte Steinhofers Schrifttum differenzierend. Der jahrelang mit Zinzendorf und dem von 1739 bis Ende Mai 1747 in Ebersdorf im Vogtland wohnenden [[w:Friedrich Karl von Moser|Friedrich Karl von Moser]] verbundene Ebersdorfer Pfarrer und dann zeitweilige Herrnhuter Mitbischof Steinhofer hatte sich seit 1748 eher Bengel zugewandt. Vgl. dazu Reinhard Breymayer: ''Friedrich Christoph Steinhofer. Ein pietistischer Theologe zwischen Oetinger, Zinzendorf und Goethe'' [...]. Heck, Dußlingen 2012, S. 24–31.</ref> der [[w:Herrnhuter Brüdergemeine|Herrnhuter Brüdergemeine]] zu.
Gregor entstammte vermutlich der stadtrömischen [[Patriziat (Römisches Reich)|Patrizierfamilie]] der [[Anicii|Anicier]],<ref>Gregor bezeichnet sich selbst (wohl aus Bescheidenheit) nie als Angehörigen der ''gens Anicia'' und erwähnt die Familie in seinen Schriften nicht. Dies war nicht unüblich, da die Kirche bzw. die Brüder und Schwestern im christlichen Glauben als Familie gesehen wurde. Die Taufe, wonach ein Heide oder Jude christlich wurde, war (und ist) eine individuelle Entscheidung; während der Vater Heide war, konnte die Mutter Christin sein; dasselbe galt für die Geschwister oder Kinder. Hervorhebung seiner Geburtsfamilie hätte ihm von anderen Klerikern und vom Kirchenvolk sofort Argwohn und den Vorwurf der Zurücksetzung der Glaubensgeschwister eingebracht. Die Annahme, er sei ein Anicier gewesen, stützt sich auf die Grabinschrift seiner Urgroßmutter Petronia. Die Hypothese bleibt umstritten; sicher ist aber, dass Gregor der senatorischen Aristokratie entstammte. Vgl. [[Chris Wickham]]: ''Framing the early Middle Ages : Europe and the Mediterranean 400–800.'' Oxford University Press, Oxford / New York 2005, ISBN 0-19-926449-X, S. 160.</ref> die im [[5. Jahrhundert]] zwei der letzten [[Weströmischer Kaiser|weströmischen Kaiser]] gestellt hatte und selbstverständlich auch in [[Ostrom]] bzw. [[Konstantinopel]] zur Oberschicht zählte. Gregor war ein Urenkel Papst [[Felix II. (Papst)|Felix’ II. (III.)]] († 492).<ref>{{cite web|url=http://www.heiligenlexikon.de/BiographienG/Gregor_I_der_Grosse.htm|title=Gregor I., der Große|publisher=Ökumenisches Heiligenlexikon|accessdate=30. Mai 2008}}</ref> Gregors Vater Gordianus war hoher Beamter der Stadt Rom, und auch Gregor folgte anfangs der Familientradition und ging nach einer gründlichen rhetorischen und juristischen Ausbildung zunächst einer weltlichen Karriere als Politiker nach.


Sie war mit Goethes Mutter, [[w:Catharina Elisabeth Goethe|Catharina Elisabeth Goethe]], verschwägert<ref>Susanne Katharina von Klettenbergs Tante zweiten Grades Katharina Elisabeth Textor, verwitwete von Barckhaus, geb. von Klettenberg (1706–1756), war seit 1737 durch ihre Eheschließung mit Johann Nicolaus Textor (1703–1765) eine angeheiratete Tante von Goethes Mutter. Vgl. dazu [[w:Reinhard Breymayer|Reinhard Breymayer]]: ''Prälat [[Friedrich Christoph Oetinger]]s Neffe Eberhard Christoph v. Oetinger'' [...]. 2., verbesserte Aufl. Heck, Tübingen 2010, S. 95.</ref> und befreundet. Selbst erkrankt, half sie dem jungen [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]] 1768/69 während der Rekonvaleszenz in Frankfurt nach seiner im Juli 1768 in Leipzig erlittenen Erkrankung. Goethe war von ihrer Toleranz und differenzierten Religiosität so beeindruckt, dass er ihre Schriften und Äußerungen in seinem Werk ''[[Wilhelm Meisters Lehrjahre]]'' an zentraler Stelle ausführlich verarbeitete („Bekenntnisse einer schönen Seele“).  
Nach seiner Amtszeit (wahrscheinlich) als ''[[Praefectus urbi]]'' von Rom – dem höchsten Amt, das ein Senator im Gebiet des heutigen Italiens noch bekleiden konnte – entschied er sich 575 jedoch für ein Leben als [[Mönch]]; vielleicht nicht zuletzt aufgrund fehlender Perspektiven für eine weitere weltliche Karriere in kaiserlichen Diensten. Der weströmische Senat befand sich seit dem [[Gotenkrieg (535–554)|Gotenkrieg]] (535–552) ohnehin in Auflösung. Die elterliche Villa auf dem [[Caelius|Monte Celio]] wandelte er in ein [[Benediktiner]]kloster um, das Kloster [[Santi Andrea e Gregorio al Monte Celio]] besteht noch heute. Sein Vorgänger als Papst, [[Pelagius II.]], holte ihn 579 in den Kirchendienst und sandte ihn als [[Apokrisiar]] nach Konstantinopel, wo er sechs Jahre lang blieb und wegen schlechter Griechischkenntnisse mitunter mit Verständigungsschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Nach seiner Rückkehr wurde Gregor Berater Pelagius’ II. und am 3. September 590 selbst zum Papst gewählt – der erste Mönch der lateinischen Kirche, der zum [[Bischof von Rom|Bischof]] von Rom und damit zum [[Patriarch]]en gewählt wurde.


{{GZ|Dann ist eingeflochten in den «Wilhelm Meister» -
[[Datei:Justinian Byzanz.png|mini|Territoriale Situation im Jahre [[527]] n. Chr., dem Amtsantritt [[Justinian I.|Justinians I.]], im [[Byzantinisches Reich|Ost-]] und [[Weströmisches Reich|West-Römischen]] Reich]]
scheinbar ohne Zusammenhang - jener Teil, der betitelt
[[Datei:Justinien 527-565.svg|mini|Das Römische Reich bei Justinians Tod [[565]] n. Chr.]]
ist die «Bekenntnisse einer schönen Seele». Man weiß ja,
daß diese «Bekenntnisse» fast wörtlich entnommen sind
den Aufzeichnungen der Freundin Goethes, ''Susanne von Klettenberg''. Was aus dem Herzen dieser Dame floß,
das haben wir in den «Bekenntnissen einer schönen
Seele» zu suchen, die wir in «Wilhelm Meister» finden.
Da zeigt sich gerade in diesen Bekenntnissen - man
könnte sagen - an einem höchsten Punkt das Wesen des
Egoismus. Und wie? Diese schöne Seele, Susanne von
Klettenberg, ist ja zu hohen Stufen des menschlichen
Lebens hinaufgestiegen. Aber sie zeigt gerade in diesen
Bekenntnissen, wenn wir in jene hohen Regionen den
Menschen hinauf verfolgen, die Gefahren des Egoismus,
die Kehrseite der Bereicherung, der Inhaltserfüllung des
Ich. Denn ihre eigene Entwickelung gibt uns Susanne
von Klettenberg in den «Bekenntnissen einer schönen
Seele». Da zeigt sie erst, wie sie Freude hat an der
Umgebung wie andere Menschen, wie aber dann eines
Tages etwas in ihrer Seele erwacht, das ihr sagt: In dir
lebt etwas, was dich dem Gotte in dir näher bringt! Das
erste, was sie da erlebt, das ist, daß diese inneren Erlebnisse
sie der äußeren Welt entfremden. Sie hat kein
Interesse an der Umgebung. Sie findet überall Freude
und Seligkeit und namentlich ein inneres Glück in dem
Verkehr, den sie hat mit dem, was sie innerlich ihren
«Gott» nennt und erlebt. Sie zieht sich ganz in ihr
Innenleben zurück. Im Grunde genommen fühlt diese
schöne Seele, daß das eigentlich nichts anderes ist als ein
raffinierter Egoismus. Dieses Aufdämmern eines Geistigen
im Innern, das den Menschen der Umwelt entfremdet,
das ihn kalt und herzlos macht gegen die Umwelt,
ihn herausschält aus der Umwelt, das mag ihm zunächst
eine Befriedigung, ein gewisses Glück gewähren. Auf die
Dauer gibt es ihm kein Glück. Denn dadurch, daß es ihn
der Umwelt entfremdet, verödet es ihn in sich selber.
Aber diese schöne Seele ist zugleich eine energisch in
sich strebende Seele, und so kommt sie von Stufe zu
Stufe. Sie kann sich nicht völlig loslösen von dem, was
von außen kommen und die Harmonie herstellen kann.
So sucht sie immer die geheimnisvollen Untergründe in
den Symbolen der verschiedenen Religionen, um dasjenige
gespiegelt zu sehen, was in ihrem Ego als ihr Göttliches
aufgestiegen ist. Aber das ist ihr im Grunde genommen
nicht genügend, was sie da in den äußeren
Formen erleben kann. Sie will weiter. Und da wird sie
zu einer merkwürdigen Stufe ihres Lebens geführt. Da
sagt sie sich eines Tages: Alles, was als Menschheit auf
unserer Erde ist, das ist dem Gotte nicht zu gering
gewesen, als daß er herabgestiegen wäre und sich selber
in einem Menschen verkörpert hätte. Und da fühlt sie
die Außenwelt in diesem Momente nicht etwa erniedrigt
deswegen, weil sie nicht das Geistige selber, sondern nur
der Ausdruck des Geistigen ist, oder weil sie etwa gar
einen Abfall des Geistigen darstellt, sondern in diesem
Augenblicke fühlt sie, daß diese Außenwelt wirklich
geistdurchdrungen ist, und daß der Mensch kein Recht
hat, sich loszulösen von dem, was ihn umgibt. Da
tauchte ein anderes Erlebnis auf, das ihr sagte: Wahr ist
es, was im Beginne unserer Zeitrechnung in Palästina
sich zugetragen haben soll. Sie nimmt teil daran, sie
erlebt selber in sich den ganzen Lebensgang des Christus
Jesus bis zur Kreuzigung und zum Sterben. Sie erlebt in
der Menschheit das Göttliche, und sie erlebt es so, wie
sie klar schildert, daß alles äußere Bildhafte, alles, was
physisch-sinnlich in Bildern auftauchen könnte, zurücktritt;
daß es ein rein geistig-seelisches Erlebnis, ein unsichtbar
Sichtbares, ein unhörbar Hörbares wird. Sie
fühlt sich jetzt vereinigt nicht mit einem abstrakten
Göttlichen, sondern mit einer Göttlichkeit, die der Erdenwelt
selber angehört. Wieder aber hat sie sich in einer
gewissen Weise entfernt und findet nicht den Weg zu
den gewöhnlichen Lebensverhältnissen. Da tritt etwas an
sie heran, wodurch sie imstande wird, in jedem einzelnen
Naturobjekt, in jedem Einzeldasein, in all den Verhältnissen,
die uns täglich umgeben, etwas zu erblicken,
was Ausprägung des Geistigen ist. Das betrachtet sie als
eine Art höchste Stufe. - Und es ist charakteristisch für
Goethe, daß er selbst eine Art Bekenntnis gefunden hat,
wo er die «Bekenntnisse einer schönen Seele» mitteilen
konnte.|58|243ff}}


Mit Susanne von Klettenberg studierte Goethe auch Werke der [[Alchemie]], mit der diese sich intensiv befasste (sie war eine Nichte des alchemistischen Hochstaplers [[w:Johann Hektor von Klettenberg|Johann Hektor von Klettenberg]]).<ref>Karin Figala ''Johann Wolfgang von Goethe'', in: Claus Priesner, Karin Figala: ''Alchemie. Lexikon einer hermetischen Wissenschaft''. Beck, München 1998, S. 155.</ref><ref>Jette Anders: ''33 Alchemistinnen''. Vergangenheitsverlag, Berlin 2016, S. 137ff.</ref> In Goethes Darstellung spiegelt sich auch die Geschichte ihrer von 1743 bis 1747 bestehenden Verlobung mit dem eher weltlich gesinnten [[w:Johann Daniel von Olenschlager|Johann Daniel von Olenschlager]] (1711–1778).<ref>Vgl. zu ihm Reinhard Breymayer: ''Prälat Oetingers Neffe'', S. 20, 29, 66, 85–87, 95–97, 101, 109.</ref>
== Pontifikat ==
=== Weltliche Politik ===
[[Datei:Andrea Mantegna 032.jpg|mini|hochkant|Gregor I. (zweiter von rechts) mit [[Benedikt von Nursia]], [[Laurentius von Rom]] und [[Johannes der Täufer|Johannes dem Täufer]] auf einem Bild von [[Andrea Mantegna]] (1459)]]


Die tief gläubige und zugleich vital-hochgebildete Frau war Stiftsdame im [[w:Katharinenkirche (Frankfurt am Main)|St. Katharinen-]] oder [[w:Weißfrauenkirche|Weißfrauenkloster]].
Seit den Rückeroberungskriegen unter [[Justinian I.]] stand die Stadt Rom zumindest nominell unter der Herrschaft des oströmischen Kaisers. Gregor war nicht auf einen Konflikt mit Kaiser [[Maurikios]] (582–602) aus, dessen Hauptaugenmerk auf der Verteidigung des Imperiums an [[Euphrat]] und [[Donau]] lag; er riskierte aber dessen Ungnade, als er 593 eigenmächtig einen teilweisen Abzug der [[Langobarden]] aushandelte und auf ihre Forderung nach einem jährlichen [[Tribut]] von 500 Goldpfund einging. Mit der Langobardenkönigin [[Theudelinde]] unterhielt er einen Briefwechsel und machte ihr wertvolle Geschenke, darunter das ''Gregoriuskreuz''.<ref>{{Literatur|Autor=[[Martha Schad]]|Titel=Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte - Von der Antike bis zum 17. Jahrhundert |Verlag =Marixverlag | Ort=Wiesbaden| Jahr=2007|Seiten=27-30|ISBN=978-3-86539-930-4}}</ref><ref>[[:Datei:Gregoriuskreuz.JPG]]</ref>


== Werke (Auswahl) ==
=== Kirchenpolitik ===
* ''Der Christ und die Freundschaft'', 1754
Um den Titel „ökumenischer Patriarch“ kam es zudem zu Auseinandersetzungen mit dem [[Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel|Patriarchen von Konstantinopel]] [[Johannes Nesteutes]]. Gregor war der bereits von [[Innozenz I.]] aufgestellte Anspruch der Vormacht Roms in der Gesamtkirche bewusst, ohne dass er diesen bedingungslos forciert hätte.
* ''Neue Lieder von Fräulein von Klettenberg'', 1756
 
* ''Die schöne Seele. Bekenntnisse, Schriften und Briefe der Susanne Katharina von Klettenberg'', hrsg. von [[w:Heinrich Funck (Philologe)|Heinrich Funck]], 1911
Gegenüber den noch immer zahlreichen Nichtchristen trat Gregor dagegen in der Regel äußerst [[Toleranz|intolerant]] auf; so gab er im Jahr 599 Order, die Heiden [[Sardinien]]s zum Übertritt zum Christentum zu zwingen:
 
{{Zitat
|Text=Wenn ihr feststellt, dass sie nicht gewillt sind, ihr Verhalten zu ändern, so befehlen wir, dass ihr sie mit größtem Eifer verfolgt. Sind sie unfrei, so züchtigt sie mit Prügeln und Folter, um sie zur Besserung zu zwingen. Sind sie aber freie Menschen, so sollen sie durch strengste Kerkerhaft zur Einsicht gebracht werden, wie es angemessen ist, damit jene, die sich weigern, die heilsamen Worte zu hören, welche sie aus den Gefahren des Todes erretten können, durch körperliche Qual der erwünschten geistigen Gesundheit zugeführt werden.
|ref=<ref>Gregor: ''Epist.'' 9, 204. In: {{MGH|Epp|2|191|193}}</ref>}}
 
Hatte einige Jahrzehnte zuvor noch [[Theoderich der Große]] konstatiert, es sei unmöglich, die Annahme einer Religion zu befehlen (''Religionem imperare non possumus'', Cass. Var. 2,27), so sollte Gregors Befürwortung gewaltsamer Bekehrung für das westeuropäische Mittelalter wegweisend werden. Historisch bedeutend war auch seine Entscheidung, [[Missionar]]e nach [[Britannien]] zu entsenden, womit er die Konversion des [[Angelsachsen|angelsächsischen]] Königs [[Æthelberht (Kent)|Æthelberht]] von Kent zum Christentum herbeiführte. Damit wurde der Grundstein für ein neues gesamtabendländisches Kirchenbewusstsein gelegt, mit dem römischen Papsttum an der Spitze.
 
Als „Mönchspapst“ nannte sich Gregor „[[Servus servorum dei|Knecht der Knechte Gottes]]“ (''servus servorum dei''), was bis heute Bestandteil der päpstlichen Titulatur blieb. Er war von der Mönchsregel des [[Benedikt von Nursia]] derart beeindruckt, dass er sie für die gesamte Kirche als verbindlich erklärte und selbst auch dem benediktinischen Lebensstil folgte. Nach Ansicht mancher heutiger Forscher war es allerdings Gregor selbst, der die Regel formulierte, oder einer seiner Schüler. In seiner Grabinschrift wird er zudem als ''[[Consulat|consul Dei]]'', also als „Gottes Konsul“ bezeichnet. Die Armenfürsorge wurde ein wichtiges Element seines [[Pontifikat]]s. Die Getreideversorgung der damals wohl noch immer etwa einige Zehntausend Einwohner zählenden Stadt Rom, die eigentlich dem Kaiser oblag, war mangelhaft, weshalb Gregor die riesigen Ländereien der Kirche in [[Italien|Süditalien]] und [[Sizilien]] neu organisierte und bewirtschaften ließ. Zu Anfang jedes Monats fand eine allgemeine Verteilung von Lebensmitteln statt. Ebenso mahnte Gregor die anderen Bischöfe, dass der Darbende nur dann für die Predigt empfänglich sei, wenn ihm zuvor eine „helfende Hand“ gereicht worden sei. [[Almosen]] betrachtete er als Gott dargebrachtes Opfer, das letztlich Gnade im Gottesgericht erwirkt.
 
Gregor schrieb den Begriff ''Papst'' als ausschließliche Amtsbezeichnung für den Bischof von Rom fest. Mit ihm trat das Papsttum von der [[Spätantike]] ins [[Mittelalter]] über.
 
== Nachwirken ==
[[Datei:Antonello da Messina 010.jpg|mini|hochkant|Gregor I. (Idealporträt von [[Antonello da Messina]], um 1472/1473)]]
 
Durch seine zahlreichen Schriften erlangte Gregor über Jahrhunderte in der katholischen Kirche hohe Bedeutung. Daneben findet er als einer von ganz wenigen westlichen Heiligen auch in der orthodoxen Kirche viel Beachtung und Verehrung. Früh rankten sich zahlreiche Legenden um Gregor.<ref>Einen guten Überblick bietet Hiltgart Keller: ''Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten''. 2. Auflage, Reclam, Stuttgart 1970, S. 234ff.</ref> Unter anderem geriet die aristokratische Abstammung des Papstes bald in Vergessenheit, und früh wurde erzählt, Gregor sei ein armer, unbekannter Einsiedler und vormaliger Sünder gewesen, der aufgrund einer göttlichen Eingebung in Abwesenheit zum Papst gemacht worden sei. [[Hartmann von Aue]] formte aus den Legenden Jahrhunderte später sein Werk ''[[Gregorius]]'', das wiederum die Grundlage für [[Thomas Mann]]s Roman ''[[Der Erwählte]]'' bildete.
 
Obwohl weder das [[Sakramentar|Gregorianische Sakramentar]] noch der [[Gregorianischer Choral|Gregorianische Choral]] seine Schöpfungen sind, wurde ihm im Mittelalter deren Urheberschaft zugesprochen, um ihnen zusätzliche Autorität zu geben.
 
In der [[Byzantinischer Ritus|Byzantinischen Liturgie]] führt das Formular der [[Kommunionfeier|Präsanktifikatenliturgie]] den Namen des römischen Papstes Gregorios Dialogos.<ref>Stefano Partenti: ''L'attribuzione a S. Gregorio ‹Dialogos›, Papa di Roma, della Liturgia bizantina dei doni presanctificati.'' In: ders., ''A oriente e occidente di Costantinopoli: temi e problemi liturgici di ieri e di oggi.'' Libreria editrice vaticana, Città del Vaticano (Rom) 2010, ISBN 978-88-209-8201-0, S. 75−87.</ref>
 
== Gedenktage ==
* katholischer [[gebotener Gedenktag]] (seit 1969): 3. September (der Tag seiner Wahl zum Papst 590)
* katholischer Gedenktag (bis 1969): 12. März (Tag der Bestattung 604)
* evangelischer Gedenktag: [[Evangelische Kirche in Deutschland|EKD]] und [[Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika|ELCA]]: 12. März (Tag der Bestattung 604), [[Lutheran Church – Missouri Synod|LC-MS]]: 3. September (der Tag seiner Wahl zum Bischof von Rom 590)
* anglikanischer Gedenktag: 3. September (der Tag seiner Wahl zum Papst 590)
* orthodoxer Gedenktag: 12. März (Tag der Bestattung 604)
 
Die [[Heiligsprechung]] erfolgte 1295 durch Papst [[Bonifatius VIII.]] Seine Attribute sind die [[Tiara]], Buch, Taube, Arme bedienend. Er ist [[Liste der Schutzpatrone|Patron]] des kirchlichen Schulwesens, der Bergwerke, des Chor- und Choralgesanges, der Gelehrten, Lehrer, Schüler, Studenten, Sänger, Musiker, Maurer, Knopfmacher; gegen [[Gicht]] und [[Pest]].
 
Verschiedene [[Gregorskirche|Kirchen]] tragen seinen Namen. Das Kloster [[Kloster St. Gregor (Munster)|St. Gregor in Munster]] wurde ihm geweiht.
 
== Werke ==
[[Datei:Registrum gregorii, san gregorio magno ispirato dalla colomba, 983 miniatura, treviri stadtbiblithek, 19,8x27 cm.jpg|mini|hochkant|[[Gregormeister]]: Thronender Papst Gregor der Große. Einzelblatt aus einer Handschrift mit der Briefsammlung Gregors, des Registrum Gregorii, Trier nach 983. [[Trier, Stadtbibliothek, Hs. 171/1626]]]]
[[Datei:Papst Gregor der Große, Regula pastoralis.jpg|mini|hochkant|Papst Gregor der Große, Regula Pastoralis, Reims Bibliothèque municipale, Sign. Ms 421, fol. 3r.]]
 
Gregors Stil ist literarisch anspruchsloser als der der anderen Kirchenväter, seine Sprache ist näher am gesprochenen Wort und vermeidet bewusst die Schmuckmittel und gebildeten Reminiszenzen einer griechisch und klassisch lateinisch gebildeten Elite, wie sie [[Augustinus]] und [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] noch voraussetzen konnten. Die Einfachheit seines Stils ist nicht nur Ausdruck der gewandelten Bildungsverhältnisse seiner Zeit, sondern auch bewusste Entscheidung für einen „demütigen Stil“ (''stilus humilis''), der die Wahrheit des Evangeliums in den Mittelpunkt stellt und der kunstvollen Form als Ausdruck der Weltweisheit misstraut, dabei jedoch Schlichtheit des Ausdrucks durchaus mit Stärke des Gefühls und dem Gestus leidenschaftlicher Überzeugung zu verbinden weiß. Den Erfolg und die Beliebtheit seiner Werke im Mittelalter und deren Einfluss auf die Volksfrömmigkeit hat dieser Stil wesentlich mitbegünstigt: Seine exegetischen Schriften gehören zu den am häufigsten exzerpierten, seine ''Dialogi'' zu den meistgelesenen Werken im Mittelalter.
 
* ''Liber regulae pastoris (I-IV).'' Patrologia Latina ([[Patrologia Latina|PL]]) 77,13–128. Kritische Ausgabe von F. Rommel mit franz. Übersetzung von Ch. Morel, Paris 1992 (= [[Sources Chrétiennes]], 381–382). Ausgabe der altenglischen Übersetzung von I. Carlson, Stockholm 1975–1978. Deutsche Übersetzung von G. Kubis, Graz 1986, ISBN 3-222-11690-3<br />Behandelt die Gründe für die Entscheidung zum Amt des Seelsorgers, die für dieses Amt erforderlichen Tugenden, die Aufgaben des Seelsorgers und die Notwendigkeit der täglichen Selbstbesinnung und Selbstprüfung.
 
[[Datei:Kunsthistorisches Museum 10th century ivory Gregory the Great 23062013.jpg|mini|hochkant|Elfenbeintafel: Gregor der Große von der Taube des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] inspiriert, darunter seine [[Stenographie|Tachygraphen]], [[Wien]], [[Kunsthistorisches Museum]], 10. Jahrhundert]]
 
* ''Moralia in Iob (I-XXXV).'' [[Patrologia Latina|PL]] 75, 519–1162; [[Patrologia Latina|PL]] 76, 9–782. Kritische Ausgabe von M. Adriaen, [[Corpus Christianorum|CCSL]] 143 (1979), 143A (1979), 143B (1985).<br />Ein ungewöhnlich breit angelegter Hiobkommentar in 35 Büchern, begonnen während des Aufenthalts in Konstantinopel und vollendet um 595, der das [[Buch Hiob]] nach dem Prinzip des dreifachen [[Schriftsinn]]s interpretiert: einerseits literal in der wörtlichen Bedeutung des Textes, andererseits [[tropologisch]] in Bezug auf die moralische Situation des einzelnen Menschen und [[Allegorie|allegorisch]]-typologisch mit Bezug auf die Heilstatsachen der Geschichte Christi und seiner Kirche.
 
* ''Homiliae in evangelia (I-II).'' [[Patrologia Latina|PL]] 76, 1075–1314; deutsche Übersetzung von [[Michael Fiedrowicz]], Freiburg 1997–1998 (= Fontes Christiani, 28.1-2), ISBN 3-451-23811-X, 3-451-23812-8<br />Vierzig exegetische Predigten zu Evangelienperikopen, wahrscheinlich im Lauf des Kirchenjahres 590/91 vorgetragen und 592 schriftlich herausgegeben. Die zwanzig Predigten des ersten Buches diktierte Gregor und ließ sie in seiner Gegenwart durch einen kirchlichen Notar vortragen, die zwanzig Predigten des zweiten Buches hielt er selbst.
 
:Im ''Homiliarum In Evangelia Libri Duo''<ref>[''holicaomnia.eu/04z/z_0590-0604__SS_Gregorius_I_Magnus__Homiliarum_In_Evangelia_Libri_Duo__MLT.pdf.html Homiliarum In Evangelia Libri Duo].'' Auf : ''holicaomnia.eu'' (Documenta Catholica Omnia) von 2006; zuletzt abgerufen am 22. Dezember 2016 ([http://www.documentacatholicaomnia.eu/01p/0590-0604,_SS_Gregorius_I_Magnus,_Homiliarum_In_Evangelia_Libri_Duo,_MLT.pdf Volltext als PDF-Datei]).</ref> erklärt Gregor I. in einer Auslegung zu {{Bibel|Lukas|7|36−50}}, wo eine namenlose Sünderin Jesus die Füße wäscht und salbt und zu deren eigentlichen Vergehen der Lukastext kein Wort sagt (nach {{B|Johannes|12|3|EU}} ''Maria von Betanien''; siehe auch {{B|Matthäus|26|6-7|EU}}; {{B|Markus|14|3|EU}}), dass diese Person mit der Frau identisch sei, von welcher Markus versichert, dass ihr sieben Dämonen ausgetrieben wurden und sie letztlich [[Maria Magdalena]] sei ({{B|Markus|16|9|EU}}, {{B|Lukas|8|2|EU}}) und behauptet zugleich, dass sie eine ehemalige Prostituierte wäre. Er bestätigt damit als Papst eine schon im Jahre 373 von [[Ephräm der Syrer|Ephräm dem Syrer]] in einem Kommentar ausgesprochene Gleichsetzung<ref>Joachim Schäfer: ''[https://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Maria_Magdalena.html Ökumenisches Heiligenlexikon: Maria Magdalena].'' Auf: ''heiligenlexikon.de'' ; letzte Aktualisierung: 2. August 2016; zuletzt abgerufen am 22. Dezember 2016.</ref>, und so wurde anschließend aus der Zeugin der Auferstehung {{Bibel|Markus|16|6|EU}} und auch der Kreuzigung, die dem Sterben Jesu und seiner Grablegung beiblieb ({{B|Matthäus|27|55-56|EU}}, {{B|Matthäus|27|55-56|EU}}, {{B|Matthäus|27|61|EU}}, {{B|Johannes|20|11|EU}}), eine exemplarische Sünderin im sexuellen Bereich. Mit demselben Öl, mit dem sie einst ihren sündigen Leib pflegte, salbe sie nun die Füße Jesu.<ref>Oliver Achilles: ''[https://auslegungssache.at/1830/maria-magdalena-heilige-oder-hure/#more-1830 Maria Magdalena – Heilige oder Hure?]'' Auf: ''auslegungssache.at'' vom 10. November 2012; zuletzt abgerufen am 22. Dezember 2016.</ref> Erst durch Papst [[Johannes Paul II.]] und später [[Franziskus (Papst)|Franziskus]] wird diese Gleichsetzung aufgelöst und die besondere Rolle Maria Magdalenas als Erstzeugin der Auferstehung Jesu und erste Botin zur Auferstehungsverkündung den Aposteln gegenüber wieder herausgestellt.<ref>''Amtsblatt der Österreichischen Bischofskoferenz.'' Nr. 69 vom 1. September 2016, S. 11 ff.: ''Begleitschreiben von Erzbischof Arthur Roche: „APOSTOLORUM APOSTOLA“'' ([http://www.bischofskonferenz.at/dl/LMMoJKJKKkNKMJqx4koJK/Amtsblatt_69.pdf Volltext als PDF-Datei])</ref>
 
* ''Homiliae in Ezechielem (I-II).'' ''PL 76'', 781-1072. Kritische Ausgabe von M. Adriaen, CCSL 142 (1971). Deutsche Übersetzung von Georg Bürke, Einsiedeln: Johannes-Verlag, 1983<br />22 exegetische Predigten aus dem Jahr 593, mit fortlaufender Erklärung von Ez 1-3 und Ez 40.
 
* ''Homiliae super Ezechielem''. Fratres vitae communis, Brüssel um 1476/77 ([http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:1-79598 Digitalisierte Ausgabe] der [[Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf]])
 
* ''Homiliae super Ezechielem''. Michael Furter, Basel 1496 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-480333}})
 
* ''Homiliae in canticum canticorum''. Kritische Ausgabe von P. Verbraken, CCSL 144 (1963), p.&nbsp;3–46.<br />Zwei Predigten über eine Stelle des Hoheliedes (Ct 1,1-8), nicht zu verwechseln mit der unter den Werken Gregors überlieferten ''Expositio super cantica canticorum'' (PL 79,471-548), die heute meist [[Robert von Tumbalena]] zugeschrieben wird.
 
* ''Pastorale, sive Regula pastoralis.'' Martin Flach, Basel; nicht nach 1472 ([http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:1-80641 Digitalisierte Ausgabe])
 
* ''Pastorale, sive Regula pastoralis.'' Michael Furter, Basel 15. II. 1496 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-480349}})
 
* ''Regula pastoralis.'' Kreuzherrenkonvent, Marienfrede um 1475 u. um 1485/1500 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-409771}})
 
* ''In librum I Regum expositiones (I-VI).'' PL 79,17-468. Ed. P. Verbraken, CCSL 144 (1963), p.&nbsp;49–614<br />Kommentar zum [[1. Buch Samuel]].
 
* 854 erhaltene Briefe, die Gregor an Bischöfe, Fürsten, Missionare u.&nbsp;a. Personen im gesamten Bereich des Christentums schrieb. Die Briefe behandeln Themen wie Theologie, Moral, Politik, Diplomatie, Mönchstum, bischöfliche und päpstliche Verwaltung und geben Aufschluss über Gregors Charakter und seine Amtsführung.
 
* ''Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum (I-IV).'' PL 77,127–431. Kritische Ausgabe von U. Moricca, Rom 1924 (= Fonti per la Storia d'Italia, 57). Deutsche Übersetzung von Joseph Funk, ''[[Bibliothek der Kirchenväter]]'', 2. Ausgabe, Reihe II, 3 (1933).<br />Es handelt sich um vier Bücher über das Leben und die Wundertaten von Heiligen Italiens, um den Nachweis anzutreten, dass nicht nur der Orient, sondern auch Italien wundertätige asketische Heilige besaß. Das zweite Buch ist ganz dem heiligen [[Benedikt von Nursia]] gewidmet, dem Gregor das Ideal des [[habitare secum]] zuschreibt.<ref>Gregor der Große: ''Der hl. Benedikt, Buch II der Dialoge.'' EOS-Verlag, St. Ottilien 1995, ISBN 3-88096-730-X.</ref> Das vierte Buch will mit einer Sammlung von [[Jenseits#Christentum|Jenseitsvisionen]] und Erscheinungen Verstorbener den Glauben an das Leben nach dem Tod bekräftigen. Das Werk hat die Visionsliteratur des Mittelalters überaus nachhaltig geprägt. So gilt Gregor den [[Reformation|Reformatoren]], die nur von [[Himmel (Religion)|Himmel]] und [[Hölle]] als Jenseitsorte ausgingen, als „Erfinder des [[Fegefeuer]]s“, da er hier schreibt, dass an bestimmten Aufenthaltsorten Verstorbene durch Feuer oder Wasser von ihren lässlichen [[Sünde]]n gereinigt werden können. Auch sollen [[Heilige Messe|Messopfer]] diese Bußzeit verkürzen können. Die frühmittelalterliche mittelgriechische Übersetzung durch Papst [[Zacharias (Papst)|Zacharias]] wurde von Konstantin Dapontes 1780 neugriechisch überarbeitet.<ref>Dimitrios Z. Nikitas: ''Gregorius Dialogus neograecus: die neugriechische Weiterbearbeitung der Zacharias-Übersetzung durch Konstantin Dapontes (1780)''. In: Dorothea Walz (Hrsg.): ''Scripturus vitam. Lateinische Biographie von der Antike bis in die Gegenwart. Festgabe für Walter Berschin zum 65. Geburtstag.'' Mattes, Heidelberg 2002, ISBN 3-930978-15-6, S. 1173–1184.</ref> Aufgrund der recht populären  Übersetzung der Dialoge wird Gregor in der orthodoxen Kirche als ''Gregorios ho Dialogos'' verehrt.
 
* ''Dialogorum libri IV (mndl.).'' Kreuzherrenkonvent, Marienfrede 1477 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-453535}})
 
* ''Dialogorum libri IV.'' Bartholomaeus von Unckel, Köln nicht nach 1482 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-108838}})
 
* ''Expositio in Canticum Canticorum.'' Michael Furter, Basel 13. III. 1496 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-480353}})
 
== Kontroverse um die Echtheit der Dialogi ==
[[Datei:Miracula santi benediti.jpg|mini|hochkant|Handschrift mit den Anfangszeilen des Dialogus II, Archives départementales du Loiret, ca. 1050]]
 
Der Theologe Francis Clark legte 1987 eine zweibändige Untersuchung der ''Dialogi'' vor, in der er die Hypothese vertritt, das Werk sei unecht. Der Verfasser sei nicht Gregor der Große, sondern ein unter dem Namen des Papstes agierender Fälscher, der im späten 7. Jahrhundert gelebt habe. Vorsichtige Zustimmung fanden einige von Clarks Überlegungen bei [[Johannes Fried]], der allerdings 2004 feststellte: ''Clark ist über sein Ziel hinausgeschossen''; die ''Dialogi'' seien zu Gregors Lebzeiten in seiner Umgebung entstanden; es seien ''literarisch gestaltete Zwiegespräche, die Gregor tatsächlich führte''.<ref>Johannes Fried: ''Der Schleier der Erinnerung.'' Beck, München 2004, ISBN 3-406-52211-4, S. 345–349.</ref> Allerdings sei die Glaubwürdigkeit der Angaben hinsichtlich des Lebens Benedikts zweifelhaft.
 
Die Hypothese Clarks, die er 2003 in einer weiteren Untersuchung verteidigte,<ref>Francis Clark: ''The „Gregorian“ Dialogues and the Origins of Benedictine Monasticism'' (= ''Studies in the History of Christian Thought.'' Band 108). Brill, Leiden / Boston 2003, ISBN 90-04-12849-2.</ref> ist in der Forschung fast einhellig abgelehnt worden; sie gilt als gescheitert, seit sich herausgestellt hat, dass seine Arbeit offenbar schwere methodische Mängel aufweist. Auch Frieds Vermutung, Benedikt sei möglicherweise eine erfundene Gestalt, hat sich nicht durchgesetzt. Nach heutigem Forschungsstand ist von der Echtheit der ''Dialogi'' auszugehen; wie viel der historische Benedikt mit dem der ''Dialogi'' zu tun hat, bleibt umstritten.<ref>Joachim Wollasch: ''Benedikt von Nursia. Person der Geschichte oder fiktive Idealgestalt?'' In: ''Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige.'' Band 118, 2007, S. 7–30; Adalbert de Vogüé: ''Grégoire le Grand est-il l’auteur des Dialogues?'' In: ''Revue d’histoire ecclésiastique.'' Band 99, 2004, S. 158–161 (mit Angaben zu weiterer einschlägiger Kontroversliteratur); Pius Engelbert: ''Hat Papst Gregor der Große die „Dialoge“ geschrieben? Bemerkungen zu einem neuen Buch.'' In: ''[[Erbe und Auftrag]]''. Band 64, 1988, S. 255–265; Ders.: ''Neue Forschungen zu den „Dialogen“ Gregors des Großen. Antworten auf Clarks These.'' In: ''Erbe und Auftrag.'' Band 65, 1989, S. 376–393; Paul Meyvaert: ''The Enigma of Gregory the Great’s Dialogues.'' In: ''Journal of Ecclesiastical History.'' Band 39, 1988, S. 335–381; Adalbert de Vogüé: ''Grégoire le Grand et ses „Dialogues“ d’après deux ouvrages récentes''. In: ''Revue d’histoire ecclésiastique.'' Band 83, 1988, S. 281–348.</ref>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Gregor der Große}}
* {{WikipediaDE|Gregorsmesse}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{NDB|12|54||Klettenberg, Susanna Katharina von|Detlev Lüders|11872357X}}
* Arnold Angenendt: ''Das Frühmittelalter. Die abendländische Christenheit von 400 bis 900.'' Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-017225-5, S. 239–243.
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629034629/http://www.bautz.de/bbkl/k/Klettenberg.shtml |band=4|autor=Markus Britsch|spalten=48–51}}
* Peter Eich: ''Gregor der Große. Bischof von Rom zwischen Antike und Mittelalter.'' Ferdinand Schöningh, Paderborn 2016, ISBN 978-3-506-78370-7.
* Johann Wolfgang von Goethe: ''Wilhelm Meisters Lehrjahre''. Herausgegeben von Wilhelm Voßkamp und Waltraud Wiethölter unter Mitarbeit von Christoph Brecht (mit Kommentaren sowie biographischen Angaben zu Susanne von Klettenberg). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998.
* Katharina Greschat: ''Die Moralia in Job Gregors des Großen. Ein christologisch-ekklesiologischer Kommentar.'' Tübingen: Mohr Siebeck 2005, ISBN 978-3-16-148618-0.
* Jette Anders: ''33 Alchemistinnen. Die verborgene Seite einer alten Wissenschaft.'' Vergangenheitsverlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86408-204-7.
* Achim Thomas Hack: ''Gregor der Große und die Krankheit'' (= ''Päpste und Papsttum.'' Band 41). Hiersemann, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-7772-1227-2.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Metamorphosen des Seelenlebens – Pfade der Seelenerlebnisse. Erster Teil'', [[GA 58]] (1984), ISBN 3-7274-0585-6 {{Vorträge|058}}
* Georg Jenal: ''Gregor der Große und die Stadt Rom (590–604).'' In: Friedrich Prinz (Hrsg.): ''Herrschaft und Kirche. Beiträge zur Entstehung und Wirkungsweise episkopaler und monastischer Organisationsformen'' (= ''Monographien zur Geschichte des Mittelalters.'' Band 33). Hiersemann, Stuttgart 1988, ISBN 978-3-7772-8809-3, S. 109–145.
* Marie-Luise Laudage: ''Caritas und Memoria mittelalterlicher Bischöfe'' (= ''Münstersche Historische Forschungen.'' Band 3). Böhlau, Köln u.&nbsp;a. 1993, ISBN 3-412-07192-7.
* Hartmut Leppin: ''Die Kirchenväter und ihre Zeit. Von Athanasius bis Gregor dem Großen.'' Beck, München 2000, ISBN 3-406-44741-4.
* Robert A. Markus: ''Gregory the Great and his world.'' Cambridge University Press, Cambridge u.&nbsp;a. 1997, ISBN 0-521-58430-2.
* Jeffrey Richards: ''Consul of God. The Life and Times of Gregory the Great.'' Routledge & Kegan Paul, London u.&nbsp;a. 1980, ISBN 0-7100-0346-3 (deutscher Titel: ''Gregor der Große: Sein Leben – seine Zeit.'' Styria, Graz u.&nbsp;a. 1983, ISBN 3-222-11443-9).
* Pierre Riché: ''Gregor der Große. Leben und Werk.'' Neue Stadt, München 1996, ISBN 3-87996-353-3.
* Michael Fiedrowicz: ''Das Kirchenverständnis Gregors des Grossen. Eine Untersuchung seiner exegetischen und homiletischen Werke''(= Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte, Supplementband 50), Herder, Freiburg, Basel, Wien 1995, ISBN 3-451-22699-5.


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== Weblinks ==
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* {{DDB|Person|118541838|Gregor den Großen}}


== Weblinks ==
; Sekundärliteratur
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* {{Webarchiv |url=http://www.kloster-ettal.de/vita_benedicti/deutsch.htm |wayback=20081223112117 |text=Gregor der Große: Vita Benedicti (deutsch)}}
* {{CE|http://www.newadvent.org/cathen/06780a.htm}}
 
'''Werke Gregors'''
* Werke Gregors in ''Nicene and Post-Nicene Fathers, Series II'': [http://www.ccel.org/ccel/schaff/npnf212.html Band 12] und [http://www.ccel.org/ccel/schaff/npnf213.html Bd. 13]
* [http://www.documentacatholicaomnia.eu/01_01_0590-0604-_Gregorius_I,_Magnus,_Sanctus.html Gesamtwerk von Migne Patrologia Latina mit Inhaltsverzeichnis]
* [http://www.lectionarycentral.com/GregoryMoraliaIndex.html Moralia in Job], e-Text, nach der englischen Übersetzung von John Henry Parger / J. Rivington, London 1844.
*  Moralia in Job, digitalisierte Handschrift [http://www.nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000004987 Msc.Bibl.41] der Staatsbibliothek Bamberg aus dem 2. Drittel des 11. Jahrhunderts
*  Homiliae in Ezechielem, digitalisierte Handschrift [http://www.nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000003775 Msc.Patr.69] der Staatsbibliothek Bamberg (2. Viertel 11. Jahrhundert – 2. Hälfte 11. Jahrhundert)
*  Regula pastoralis, digitalisierte Handschrift [http://www.nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000025004 Msc.Patr.76] der Staatsbibliothek Bamberg (10. Jahrhundert)
* [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00004612/images/index.html?seite=5 Homiliae in Ezechielem, liber II – BSB Clm 6237, Freising, vor 784]
* [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel4148.htm deutsche Auszüge aus dem Briefregister (Bibliothek der Kirchenväter)]
* [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel4384.htm deutsche Übersetzung der Hirtenregel (Bibliothek der Kirchenväter)]
* [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel3221.htm deutsche Übersetzung der Dialoge (Bibliothek der Kirchenväter)]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 19. August 2020, 19:58 Uhr

Teil einer Votivtafel mit 16 Legendenszenen und Heiligen, Gregor d. Große, Franken, um 1500, Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg.
Gregor I. beim Diktieren des gregorianischen Gesangs (aus dem Antiphonar des Hartker von St. Gallen, St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 390, p. 13, um 1000)

Gregor der Große (Gregorius, als Papst Gregor I.; * um 540 in Rom; † 12. März 604 ebenda) war von 590 bis 604 Papst. Er gilt als einer der bedeutendsten Päpste und ist der jüngste der vier großen lateinischen Kirchenväter der Spätantike. 1295 wurde er heiliggesprochen.

Weltliche und kirchliche Karriere

Gregor entstammte vermutlich der stadtrömischen Patrizierfamilie der Anicier,[1] die im 5. Jahrhundert zwei der letzten weströmischen Kaiser gestellt hatte und selbstverständlich auch in Ostrom bzw. Konstantinopel zur Oberschicht zählte. Gregor war ein Urenkel Papst Felix’ II. (III.) († 492).[2] Gregors Vater Gordianus war hoher Beamter der Stadt Rom, und auch Gregor folgte anfangs der Familientradition und ging nach einer gründlichen rhetorischen und juristischen Ausbildung zunächst einer weltlichen Karriere als Politiker nach.

Nach seiner Amtszeit (wahrscheinlich) als Praefectus urbi von Rom – dem höchsten Amt, das ein Senator im Gebiet des heutigen Italiens noch bekleiden konnte – entschied er sich 575 jedoch für ein Leben als Mönch; vielleicht nicht zuletzt aufgrund fehlender Perspektiven für eine weitere weltliche Karriere in kaiserlichen Diensten. Der weströmische Senat befand sich seit dem Gotenkrieg (535–552) ohnehin in Auflösung. Die elterliche Villa auf dem Monte Celio wandelte er in ein Benediktinerkloster um, das Kloster Santi Andrea e Gregorio al Monte Celio besteht noch heute. Sein Vorgänger als Papst, Pelagius II., holte ihn 579 in den Kirchendienst und sandte ihn als Apokrisiar nach Konstantinopel, wo er sechs Jahre lang blieb und wegen schlechter Griechischkenntnisse mitunter mit Verständigungsschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Nach seiner Rückkehr wurde Gregor Berater Pelagius’ II. und am 3. September 590 selbst zum Papst gewählt – der erste Mönch der lateinischen Kirche, der zum Bischof von Rom und damit zum Patriarchen gewählt wurde.

Territoriale Situation im Jahre 527 n. Chr., dem Amtsantritt Justinians I., im Ost- und West-Römischen Reich
Das Römische Reich bei Justinians Tod 565 n. Chr.

Pontifikat

Weltliche Politik

Gregor I. (zweiter von rechts) mit Benedikt von Nursia, Laurentius von Rom und Johannes dem Täufer auf einem Bild von Andrea Mantegna (1459)

Seit den Rückeroberungskriegen unter Justinian I. stand die Stadt Rom zumindest nominell unter der Herrschaft des oströmischen Kaisers. Gregor war nicht auf einen Konflikt mit Kaiser Maurikios (582–602) aus, dessen Hauptaugenmerk auf der Verteidigung des Imperiums an Euphrat und Donau lag; er riskierte aber dessen Ungnade, als er 593 eigenmächtig einen teilweisen Abzug der Langobarden aushandelte und auf ihre Forderung nach einem jährlichen Tribut von 500 Goldpfund einging. Mit der Langobardenkönigin Theudelinde unterhielt er einen Briefwechsel und machte ihr wertvolle Geschenke, darunter das Gregoriuskreuz.[3][4]

Kirchenpolitik

Um den Titel „ökumenischer Patriarch“ kam es zudem zu Auseinandersetzungen mit dem Patriarchen von Konstantinopel Johannes Nesteutes. Gregor war der bereits von Innozenz I. aufgestellte Anspruch der Vormacht Roms in der Gesamtkirche bewusst, ohne dass er diesen bedingungslos forciert hätte.

Gegenüber den noch immer zahlreichen Nichtchristen trat Gregor dagegen in der Regel äußerst intolerant auf; so gab er im Jahr 599 Order, die Heiden Sardiniens zum Übertritt zum Christentum zu zwingen:

„Wenn ihr feststellt, dass sie nicht gewillt sind, ihr Verhalten zu ändern, so befehlen wir, dass ihr sie mit größtem Eifer verfolgt. Sind sie unfrei, so züchtigt sie mit Prügeln und Folter, um sie zur Besserung zu zwingen. Sind sie aber freie Menschen, so sollen sie durch strengste Kerkerhaft zur Einsicht gebracht werden, wie es angemessen ist, damit jene, die sich weigern, die heilsamen Worte zu hören, welche sie aus den Gefahren des Todes erretten können, durch körperliche Qual der erwünschten geistigen Gesundheit zugeführt werden.“[5]

Hatte einige Jahrzehnte zuvor noch Theoderich der Große konstatiert, es sei unmöglich, die Annahme einer Religion zu befehlen (Religionem imperare non possumus, Cass. Var. 2,27), so sollte Gregors Befürwortung gewaltsamer Bekehrung für das westeuropäische Mittelalter wegweisend werden. Historisch bedeutend war auch seine Entscheidung, Missionare nach Britannien zu entsenden, womit er die Konversion des angelsächsischen Königs Æthelberht von Kent zum Christentum herbeiführte. Damit wurde der Grundstein für ein neues gesamtabendländisches Kirchenbewusstsein gelegt, mit dem römischen Papsttum an der Spitze.

Als „Mönchspapst“ nannte sich Gregor „Knecht der Knechte Gottes“ (servus servorum dei), was bis heute Bestandteil der päpstlichen Titulatur blieb. Er war von der Mönchsregel des Benedikt von Nursia derart beeindruckt, dass er sie für die gesamte Kirche als verbindlich erklärte und selbst auch dem benediktinischen Lebensstil folgte. Nach Ansicht mancher heutiger Forscher war es allerdings Gregor selbst, der die Regel formulierte, oder einer seiner Schüler. In seiner Grabinschrift wird er zudem als consul Dei, also als „Gottes Konsul“ bezeichnet. Die Armenfürsorge wurde ein wichtiges Element seines Pontifikats. Die Getreideversorgung der damals wohl noch immer etwa einige Zehntausend Einwohner zählenden Stadt Rom, die eigentlich dem Kaiser oblag, war mangelhaft, weshalb Gregor die riesigen Ländereien der Kirche in Süditalien und Sizilien neu organisierte und bewirtschaften ließ. Zu Anfang jedes Monats fand eine allgemeine Verteilung von Lebensmitteln statt. Ebenso mahnte Gregor die anderen Bischöfe, dass der Darbende nur dann für die Predigt empfänglich sei, wenn ihm zuvor eine „helfende Hand“ gereicht worden sei. Almosen betrachtete er als Gott dargebrachtes Opfer, das letztlich Gnade im Gottesgericht erwirkt.

Gregor schrieb den Begriff Papst als ausschließliche Amtsbezeichnung für den Bischof von Rom fest. Mit ihm trat das Papsttum von der Spätantike ins Mittelalter über.

Nachwirken

Gregor I. (Idealporträt von Antonello da Messina, um 1472/1473)

Durch seine zahlreichen Schriften erlangte Gregor über Jahrhunderte in der katholischen Kirche hohe Bedeutung. Daneben findet er als einer von ganz wenigen westlichen Heiligen auch in der orthodoxen Kirche viel Beachtung und Verehrung. Früh rankten sich zahlreiche Legenden um Gregor.[6] Unter anderem geriet die aristokratische Abstammung des Papstes bald in Vergessenheit, und früh wurde erzählt, Gregor sei ein armer, unbekannter Einsiedler und vormaliger Sünder gewesen, der aufgrund einer göttlichen Eingebung in Abwesenheit zum Papst gemacht worden sei. Hartmann von Aue formte aus den Legenden Jahrhunderte später sein Werk Gregorius, das wiederum die Grundlage für Thomas Manns Roman Der Erwählte bildete.

Obwohl weder das Gregorianische Sakramentar noch der Gregorianische Choral seine Schöpfungen sind, wurde ihm im Mittelalter deren Urheberschaft zugesprochen, um ihnen zusätzliche Autorität zu geben.

In der Byzantinischen Liturgie führt das Formular der Präsanktifikatenliturgie den Namen des römischen Papstes Gregorios Dialogos.[7]

Gedenktage

  • katholischer gebotener Gedenktag (seit 1969): 3. September (der Tag seiner Wahl zum Papst 590)
  • katholischer Gedenktag (bis 1969): 12. März (Tag der Bestattung 604)
  • evangelischer Gedenktag: EKD und ELCA: 12. März (Tag der Bestattung 604), LC-MS: 3. September (der Tag seiner Wahl zum Bischof von Rom 590)
  • anglikanischer Gedenktag: 3. September (der Tag seiner Wahl zum Papst 590)
  • orthodoxer Gedenktag: 12. März (Tag der Bestattung 604)

Die Heiligsprechung erfolgte 1295 durch Papst Bonifatius VIII. Seine Attribute sind die Tiara, Buch, Taube, Arme bedienend. Er ist Patron des kirchlichen Schulwesens, der Bergwerke, des Chor- und Choralgesanges, der Gelehrten, Lehrer, Schüler, Studenten, Sänger, Musiker, Maurer, Knopfmacher; gegen Gicht und Pest.

Verschiedene Kirchen tragen seinen Namen. Das Kloster St. Gregor in Munster wurde ihm geweiht.

Werke

Gregormeister: Thronender Papst Gregor der Große. Einzelblatt aus einer Handschrift mit der Briefsammlung Gregors, des Registrum Gregorii, Trier nach 983. Trier, Stadtbibliothek, Hs. 171/1626
Datei:Papst Gregor der Große, Regula pastoralis.jpg
Papst Gregor der Große, Regula Pastoralis, Reims Bibliothèque municipale, Sign. Ms 421, fol. 3r.

Gregors Stil ist literarisch anspruchsloser als der der anderen Kirchenväter, seine Sprache ist näher am gesprochenen Wort und vermeidet bewusst die Schmuckmittel und gebildeten Reminiszenzen einer griechisch und klassisch lateinisch gebildeten Elite, wie sie Augustinus und Hieronymus noch voraussetzen konnten. Die Einfachheit seines Stils ist nicht nur Ausdruck der gewandelten Bildungsverhältnisse seiner Zeit, sondern auch bewusste Entscheidung für einen „demütigen Stil“ (stilus humilis), der die Wahrheit des Evangeliums in den Mittelpunkt stellt und der kunstvollen Form als Ausdruck der Weltweisheit misstraut, dabei jedoch Schlichtheit des Ausdrucks durchaus mit Stärke des Gefühls und dem Gestus leidenschaftlicher Überzeugung zu verbinden weiß. Den Erfolg und die Beliebtheit seiner Werke im Mittelalter und deren Einfluss auf die Volksfrömmigkeit hat dieser Stil wesentlich mitbegünstigt: Seine exegetischen Schriften gehören zu den am häufigsten exzerpierten, seine Dialogi zu den meistgelesenen Werken im Mittelalter.

  • Liber regulae pastoris (I-IV). Patrologia Latina (PL) 77,13–128. Kritische Ausgabe von F. Rommel mit franz. Übersetzung von Ch. Morel, Paris 1992 (= Sources Chrétiennes, 381–382). Ausgabe der altenglischen Übersetzung von I. Carlson, Stockholm 1975–1978. Deutsche Übersetzung von G. Kubis, Graz 1986, ISBN 3-222-11690-3
    Behandelt die Gründe für die Entscheidung zum Amt des Seelsorgers, die für dieses Amt erforderlichen Tugenden, die Aufgaben des Seelsorgers und die Notwendigkeit der täglichen Selbstbesinnung und Selbstprüfung.
Elfenbeintafel: Gregor der Große von der Taube des Heiligen Geistes inspiriert, darunter seine Tachygraphen, Wien, Kunsthistorisches Museum, 10. Jahrhundert
  • Moralia in Iob (I-XXXV). PL 75, 519–1162; PL 76, 9–782. Kritische Ausgabe von M. Adriaen, CCSL 143 (1979), 143A (1979), 143B (1985).
    Ein ungewöhnlich breit angelegter Hiobkommentar in 35 Büchern, begonnen während des Aufenthalts in Konstantinopel und vollendet um 595, der das Buch Hiob nach dem Prinzip des dreifachen Schriftsinns interpretiert: einerseits literal in der wörtlichen Bedeutung des Textes, andererseits tropologisch in Bezug auf die moralische Situation des einzelnen Menschen und allegorisch-typologisch mit Bezug auf die Heilstatsachen der Geschichte Christi und seiner Kirche.
  • Homiliae in evangelia (I-II). PL 76, 1075–1314; deutsche Übersetzung von Michael Fiedrowicz, Freiburg 1997–1998 (= Fontes Christiani, 28.1-2), ISBN 3-451-23811-X, 3-451-23812-8
    Vierzig exegetische Predigten zu Evangelienperikopen, wahrscheinlich im Lauf des Kirchenjahres 590/91 vorgetragen und 592 schriftlich herausgegeben. Die zwanzig Predigten des ersten Buches diktierte Gregor und ließ sie in seiner Gegenwart durch einen kirchlichen Notar vortragen, die zwanzig Predigten des zweiten Buches hielt er selbst.
Im Homiliarum In Evangelia Libri Duo[8] erklärt Gregor I. in einer Auslegung zu (Lukas 7,36−50 EU), wo eine namenlose Sünderin Jesus die Füße wäscht und salbt und zu deren eigentlichen Vergehen der Lukastext kein Wort sagt (nach Johannes 12,3 EU Maria von Betanien; siehe auch Matthäus 26,6-7 EU; Markus 14,3 EU), dass diese Person mit der Frau identisch sei, von welcher Markus versichert, dass ihr sieben Dämonen ausgetrieben wurden und sie letztlich Maria Magdalena sei (Markus 16,9 EU, Lukas 8,2 EU) und behauptet zugleich, dass sie eine ehemalige Prostituierte wäre. Er bestätigt damit als Papst eine schon im Jahre 373 von Ephräm dem Syrer in einem Kommentar ausgesprochene Gleichsetzung[9], und so wurde anschließend aus der Zeugin der Auferstehung (Markus 16,6 EU) und auch der Kreuzigung, die dem Sterben Jesu und seiner Grablegung beiblieb (Matthäus 27,55-56 EU, Matthäus 27,55-56 EU, Matthäus 27,61 EU, Johannes 20,11 EU), eine exemplarische Sünderin im sexuellen Bereich. Mit demselben Öl, mit dem sie einst ihren sündigen Leib pflegte, salbe sie nun die Füße Jesu.[10] Erst durch Papst Johannes Paul II. und später Franziskus wird diese Gleichsetzung aufgelöst und die besondere Rolle Maria Magdalenas als Erstzeugin der Auferstehung Jesu und erste Botin zur Auferstehungsverkündung den Aposteln gegenüber wieder herausgestellt.[11]
  • Homiliae in Ezechielem (I-II). PL 76, 781-1072. Kritische Ausgabe von M. Adriaen, CCSL 142 (1971). Deutsche Übersetzung von Georg Bürke, Einsiedeln: Johannes-Verlag, 1983
    22 exegetische Predigten aus dem Jahr 593, mit fortlaufender Erklärung von Ez 1-3 und Ez 40.
  • Homiliae super Ezechielem. Michael Furter, Basel 1496 (Digitalisat)
  • Homiliae in canticum canticorum. Kritische Ausgabe von P. Verbraken, CCSL 144 (1963), p. 3–46.
    Zwei Predigten über eine Stelle des Hoheliedes (Ct 1,1-8), nicht zu verwechseln mit der unter den Werken Gregors überlieferten Expositio super cantica canticorum (PL 79,471-548), die heute meist Robert von Tumbalena zugeschrieben wird.
  • Pastorale, sive Regula pastoralis. Michael Furter, Basel 15. II. 1496 (Digitalisat)
  • Regula pastoralis. Kreuzherrenkonvent, Marienfrede um 1475 u. um 1485/1500 (Digitalisat)
  • In librum I Regum expositiones (I-VI). PL 79,17-468. Ed. P. Verbraken, CCSL 144 (1963), p. 49–614
    Kommentar zum 1. Buch Samuel.
  • 854 erhaltene Briefe, die Gregor an Bischöfe, Fürsten, Missionare u. a. Personen im gesamten Bereich des Christentums schrieb. Die Briefe behandeln Themen wie Theologie, Moral, Politik, Diplomatie, Mönchstum, bischöfliche und päpstliche Verwaltung und geben Aufschluss über Gregors Charakter und seine Amtsführung.
  • Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum (I-IV). PL 77,127–431. Kritische Ausgabe von U. Moricca, Rom 1924 (= Fonti per la Storia d'Italia, 57). Deutsche Übersetzung von Joseph Funk, Bibliothek der Kirchenväter, 2. Ausgabe, Reihe II, 3 (1933).
    Es handelt sich um vier Bücher über das Leben und die Wundertaten von Heiligen Italiens, um den Nachweis anzutreten, dass nicht nur der Orient, sondern auch Italien wundertätige asketische Heilige besaß. Das zweite Buch ist ganz dem heiligen Benedikt von Nursia gewidmet, dem Gregor das Ideal des habitare secum zuschreibt.[12] Das vierte Buch will mit einer Sammlung von Jenseitsvisionen und Erscheinungen Verstorbener den Glauben an das Leben nach dem Tod bekräftigen. Das Werk hat die Visionsliteratur des Mittelalters überaus nachhaltig geprägt. So gilt Gregor den Reformatoren, die nur von Himmel und Hölle als Jenseitsorte ausgingen, als „Erfinder des Fegefeuers“, da er hier schreibt, dass an bestimmten Aufenthaltsorten Verstorbene durch Feuer oder Wasser von ihren lässlichen Sünden gereinigt werden können. Auch sollen Messopfer diese Bußzeit verkürzen können. Die frühmittelalterliche mittelgriechische Übersetzung durch Papst Zacharias wurde von Konstantin Dapontes 1780 neugriechisch überarbeitet.[13] Aufgrund der recht populären Übersetzung der Dialoge wird Gregor in der orthodoxen Kirche als Gregorios ho Dialogos verehrt.
  • Dialogorum libri IV (mndl.). Kreuzherrenkonvent, Marienfrede 1477 (Digitalisat)
  • Dialogorum libri IV. Bartholomaeus von Unckel, Köln nicht nach 1482 (Digitalisat)
  • Expositio in Canticum Canticorum. Michael Furter, Basel 13. III. 1496 (Digitalisat)

Kontroverse um die Echtheit der Dialogi

Handschrift mit den Anfangszeilen des Dialogus II, Archives départementales du Loiret, ca. 1050

Der Theologe Francis Clark legte 1987 eine zweibändige Untersuchung der Dialogi vor, in der er die Hypothese vertritt, das Werk sei unecht. Der Verfasser sei nicht Gregor der Große, sondern ein unter dem Namen des Papstes agierender Fälscher, der im späten 7. Jahrhundert gelebt habe. Vorsichtige Zustimmung fanden einige von Clarks Überlegungen bei Johannes Fried, der allerdings 2004 feststellte: Clark ist über sein Ziel hinausgeschossen; die Dialogi seien zu Gregors Lebzeiten in seiner Umgebung entstanden; es seien literarisch gestaltete Zwiegespräche, die Gregor tatsächlich führte.[14] Allerdings sei die Glaubwürdigkeit der Angaben hinsichtlich des Lebens Benedikts zweifelhaft.

Die Hypothese Clarks, die er 2003 in einer weiteren Untersuchung verteidigte,[15] ist in der Forschung fast einhellig abgelehnt worden; sie gilt als gescheitert, seit sich herausgestellt hat, dass seine Arbeit offenbar schwere methodische Mängel aufweist. Auch Frieds Vermutung, Benedikt sei möglicherweise eine erfundene Gestalt, hat sich nicht durchgesetzt. Nach heutigem Forschungsstand ist von der Echtheit der Dialogi auszugehen; wie viel der historische Benedikt mit dem der Dialogi zu tun hat, bleibt umstritten.[16]

Siehe auch

Literatur

  • Arnold Angenendt: Das Frühmittelalter. Die abendländische Christenheit von 400 bis 900. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-017225-5, S. 239–243.
  • Peter Eich: Gregor der Große. Bischof von Rom zwischen Antike und Mittelalter. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2016, ISBN 978-3-506-78370-7.
  • Katharina Greschat: Die Moralia in Job Gregors des Großen. Ein christologisch-ekklesiologischer Kommentar. Tübingen: Mohr Siebeck 2005, ISBN 978-3-16-148618-0.
  • Achim Thomas Hack: Gregor der Große und die Krankheit (= Päpste und Papsttum. Band 41). Hiersemann, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-7772-1227-2.
  • Georg Jenal: Gregor der Große und die Stadt Rom (590–604). In: Friedrich Prinz (Hrsg.): Herrschaft und Kirche. Beiträge zur Entstehung und Wirkungsweise episkopaler und monastischer Organisationsformen (= Monographien zur Geschichte des Mittelalters. Band 33). Hiersemann, Stuttgart 1988, ISBN 978-3-7772-8809-3, S. 109–145.
  • Marie-Luise Laudage: Caritas und Memoria mittelalterlicher Bischöfe (= Münstersche Historische Forschungen. Band 3). Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-07192-7.
  • Hartmut Leppin: Die Kirchenväter und ihre Zeit. Von Athanasius bis Gregor dem Großen. Beck, München 2000, ISBN 3-406-44741-4.
  • Robert A. Markus: Gregory the Great and his world. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1997, ISBN 0-521-58430-2.
  • Jeffrey Richards: Consul of God. The Life and Times of Gregory the Great. Routledge & Kegan Paul, London u. a. 1980, ISBN 0-7100-0346-3 (deutscher Titel: Gregor der Große: Sein Leben – seine Zeit. Styria, Graz u. a. 1983, ISBN 3-222-11443-9).
  • Pierre Riché: Gregor der Große. Leben und Werk. Neue Stadt, München 1996, ISBN 3-87996-353-3.
  • Michael Fiedrowicz: Das Kirchenverständnis Gregors des Grossen. Eine Untersuchung seiner exegetischen und homiletischen Werke(= Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte, Supplementband 50), Herder, Freiburg, Basel, Wien 1995, ISBN 3-451-22699-5.

Weblinks

Commons: Gregor der Große - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
Sekundärliteratur

Werke Gregors

Einzelnachweise

  1. Gregor bezeichnet sich selbst (wohl aus Bescheidenheit) nie als Angehörigen der gens Anicia und erwähnt die Familie in seinen Schriften nicht. Dies war nicht unüblich, da die Kirche bzw. die Brüder und Schwestern im christlichen Glauben als Familie gesehen wurde. Die Taufe, wonach ein Heide oder Jude christlich wurde, war (und ist) eine individuelle Entscheidung; während der Vater Heide war, konnte die Mutter Christin sein; dasselbe galt für die Geschwister oder Kinder. Hervorhebung seiner Geburtsfamilie hätte ihm von anderen Klerikern und vom Kirchenvolk sofort Argwohn und den Vorwurf der Zurücksetzung der Glaubensgeschwister eingebracht. Die Annahme, er sei ein Anicier gewesen, stützt sich auf die Grabinschrift seiner Urgroßmutter Petronia. Die Hypothese bleibt umstritten; sicher ist aber, dass Gregor der senatorischen Aristokratie entstammte. Vgl. Chris Wickham: Framing the early Middle Ages : Europe and the Mediterranean 400–800. Oxford University Press, Oxford / New York 2005, ISBN 0-19-926449-X, S. 160.
  2. Gregor I., der Große. Ökumenisches Heiligenlexikon. Abgerufen am 30. Mai 2008.
  3.  Martha Schad: Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte - Von der Antike bis zum 17. Jahrhundert. Marixverlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86539-930-4, S. 27-30.
  4. Datei:Gregoriuskreuz.JPG
  5. Gregor: Epist. 9, 204. In: Epistolae (in Quart) 2: Gregorii I papae Registrum epistolarum. Libri VIII-XIV. Herausgegeben von Paul Ewald (†) und Ludo M. Hartmann. Berlin 1892, S. 191–193 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
  6. Einen guten Überblick bietet Hiltgart Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. 2. Auflage, Reclam, Stuttgart 1970, S. 234ff.
  7. Stefano Partenti: L'attribuzione a S. Gregorio ‹Dialogos›, Papa di Roma, della Liturgia bizantina dei doni presanctificati. In: ders., A oriente e occidente di Costantinopoli: temi e problemi liturgici di ieri e di oggi. Libreria editrice vaticana, Città del Vaticano (Rom) 2010, ISBN 978-88-209-8201-0, S. 75−87.
  8. [holicaomnia.eu/04z/z_0590-0604__SS_Gregorius_I_Magnus__Homiliarum_In_Evangelia_Libri_Duo__MLT.pdf.html Homiliarum In Evangelia Libri Duo]. Auf : holicaomnia.eu (Documenta Catholica Omnia) von 2006; zuletzt abgerufen am 22. Dezember 2016 (Volltext als PDF-Datei).
  9. Joachim Schäfer: Ökumenisches Heiligenlexikon: Maria Magdalena. Auf: heiligenlexikon.de ; letzte Aktualisierung: 2. August 2016; zuletzt abgerufen am 22. Dezember 2016.
  10. Oliver Achilles: Maria Magdalena – Heilige oder Hure? Auf: auslegungssache.at vom 10. November 2012; zuletzt abgerufen am 22. Dezember 2016.
  11. Amtsblatt der Österreichischen Bischofskoferenz. Nr. 69 vom 1. September 2016, S. 11 ff.: Begleitschreiben von Erzbischof Arthur Roche: „APOSTOLORUM APOSTOLA“ (Volltext als PDF-Datei)
  12. Gregor der Große: Der hl. Benedikt, Buch II der Dialoge. EOS-Verlag, St. Ottilien 1995, ISBN 3-88096-730-X.
  13. Dimitrios Z. Nikitas: Gregorius Dialogus neograecus: die neugriechische Weiterbearbeitung der Zacharias-Übersetzung durch Konstantin Dapontes (1780). In: Dorothea Walz (Hrsg.): Scripturus vitam. Lateinische Biographie von der Antike bis in die Gegenwart. Festgabe für Walter Berschin zum 65. Geburtstag. Mattes, Heidelberg 2002, ISBN 3-930978-15-6, S. 1173–1184.
  14. Johannes Fried: Der Schleier der Erinnerung. Beck, München 2004, ISBN 3-406-52211-4, S. 345–349.
  15. Francis Clark: The „Gregorian“ Dialogues and the Origins of Benedictine Monasticism (= Studies in the History of Christian Thought. Band 108). Brill, Leiden / Boston 2003, ISBN 90-04-12849-2.
  16. Joachim Wollasch: Benedikt von Nursia. Person der Geschichte oder fiktive Idealgestalt? In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Band 118, 2007, S. 7–30; Adalbert de Vogüé: Grégoire le Grand est-il l’auteur des Dialogues? In: Revue d’histoire ecclésiastique. Band 99, 2004, S. 158–161 (mit Angaben zu weiterer einschlägiger Kontroversliteratur); Pius Engelbert: Hat Papst Gregor der Große die „Dialoge“ geschrieben? Bemerkungen zu einem neuen Buch. In: Erbe und Auftrag. Band 64, 1988, S. 255–265; Ders.: Neue Forschungen zu den „Dialogen“ Gregors des Großen. Antworten auf Clarks These. In: Erbe und Auftrag. Band 65, 1989, S. 376–393; Paul Meyvaert: The Enigma of Gregory the Great’s Dialogues. In: Journal of Ecclesiastical History. Band 39, 1988, S. 335–381; Adalbert de Vogüé: Grégoire le Grand et ses „Dialogues“ d’après deux ouvrages récentes. In: Revue d’histoire ecclésiastique. Band 83, 1988, S. 281–348.