Dispositionelle Eigenschaft und Datei:Bild z 135.jpg: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''dispositionelle Eigenschaft''' oder kurz '''Disposition''' bezeichnet man insbesondere in der [[Ontologie]] und [[Wissenschaftstheorie]] die [[Möglichkeit]] oder das [[Vermögen]] eines Gegenstandes (einschließlich des [[Mensch]]en), sich in einer bestimmten Weise zu verhalten<ref> Nach E. Kanterian: ''Analytische Philosophie.'' Campus, Frankfurt a.&nbsp;M., 2004, S. 90</ref>. Meint man nur dauerhaftere, spezifische oder angeborene Dispositionen, spricht man auch von [[Anlage]], Veranlagung, Tendenz oder [[Neigung]]. Dispositionen können nicht direkt beobachtet werden, da sie nur der Möglichkeit, aber nicht der [[Wirklichkeit]] nach existieren.


Beispielsweise lässt sich die Eigenschaft „zerbrechlich“ analysieren als Veranlagung eines Objekts, zu zerbrechen, wenn es relativ geringer Krafteinwirkung ausgesetzt ist. In der jüngeren systematischen Philosophie wurde für die Bearbeitung unterschiedlichster Probleme eine Verwendung des Dispositionsbegriffs vorgeschlagen, darunter Erklärungen menschlichen Verhaltens und Denkens oder angenommene Eigenschaften wie Farben, ästhetische oder Wert-Eigenschaften. Umstritten ist neben der Tauglichkeit derartiger Analysen im Einzelnen u.&nbsp;a., wie der Begriff einer Disposition überhaupt zu analysieren und von anderen Klassen von Eigenschaften zu unterscheiden ist; wie sich Dispositionen zu ihrer materiellen Basis (etwa der Atomstruktur einer zerbrechlichen Vase) verhalten, ob sie etwa durchgängig darauf reduzierbar sind oder es auch ontologisch unabhängige Dispositionen gibt, die ggf. selbständig kausal wirksam sind; ob Dispositionen überhaupt oder gar vollständig je intrinsische Eigenschaften sind.<ref>Einen Überblick über alle letztgenannten Debatten bietet Fara, l.c.</ref>
In der [[Medizin]] wird als Disposition insbesondere die Veranlagung zu einer bestimmten [[Krankheit]] bezeichnet, in der [[Psychologie]] die Anlage zu einer bestimmten [[Persönlichkeit]]seigenschaft.
Der klassische Gegenbegriff zum '''Dispositionsbegriff''' ist der Begriff [[Manifeste Eigenschaft|manifester Eigenschaften]], die als tatsächlich realisierte Möglichkeiten der [[Beobachtung]] zugänglich sind und derart durch einen [[Beobachtungsbegriff]] erfasst werden können.
Insbesondere im [[logischer Empirismus|logischen Empirismus]] wurde die Frage diskutiert, ob und wie dispositionelle Eigenschaften so [[Definition|definiert]] werden können, dass man in der Analyse nur Bezug nimmt auf manifeste, direkt beobachtbare oder zumindest in ihrer Natur besser verständliche Eigenschaften. Die Unmöglichkeit, Dispositionsbegriffe auf Beobachtungsbegriffe zurückzuführen<ref>Anderer Auffassung wohl Essler/Martínez: ''Grundzüge der Logik I.'' 4. Aufl. (1991), S. 235, wonach Dispositionsbegriffe als „Begriffe, die Gegenständen (oder einer Klasse oder einem Tupel von Gegenständen) durch Resultate von Tests zugeschrieben werden“ definiert werden.</ref>, veranlasste [[Rudolf Carnap|Carnap]], sie mit Hilfe bedingter Definition einzuführen. Im Fall bedingter Definitionen kann der definierte Ausdruck jedoch nur dann eliminiert werden, wenn die Bedingung erfüllt ist. Damit scheiterte das Programm Carnaps, alle Begriffe auf Beobachtungsbegriffe zurückzuführen.<ref> Vgl. Gabriel, Gottfried: ''Definitionen und Interessen.'' Frommann-Holzboog, Stuttgart 1972 (problemata, Bd. 13), S. 56 f.</ref>
== Literatur ==
* [[Rudolf Carnap]]: ''Testability and Meaning'', in: Philosophy of Science 3 (1936), 419–471 und 4 (1937), 1–40.
* [[w:David Kellogg Lewis|David Kellogg Lewis]]: ''Counterfactuals'', Cambridge: Harvard University Press 1973.
* [[w:Stephen Mumford|Stephen Mumford]]: ''Dispositions'', Oxford: Oxford University Press 1998.
== Weblinks ==
* Ludger Jansen: [http://home.arcor.de/metaphysicus/Texte/dispositionen-realitaet.pdf Dispositionen und ihre Realität] (PDF; 189 kB), in: Christoph Halbig, Christian Suhm (Hrsg.): ''Was ist wirklich? Realismusdebatten in der neueren Philosophie.'' Ontos-Verlag, Frankfurt 2004.
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/dispositions/|Dispositions|Sungho Choi, Michael Fara}}
* Matt Tugby u.&nbsp;a.: [http://www.bris.ac.uk/metaphysicsofscience/bibliographies/causationbibliographies.html Bibliography on dispositions], AHRC, Nottingham 2011.
== Einzelnachweise ==
<references/>
[[Kategorie:Wissenschaftstheorie]]
[[Kategorie:Ontologie]]
{{Wikipedia}}

Version vom 14. Januar 2021, 02:23 Uhr