Die 10 Kategorien (aristotelisch)

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Der eigentliche Begründer einer systematischen Kategorienlehre aber war Aristoteles. Seine schêmata tês katêgorias tôs ontôn umfassen die (objektiven) Grundaussagen über das Seiende, unter denen sich, als den obersten Gattungsbegriffen, alles Seiende unterordnen läßt. In seiner Schrift Kategorien nennt Aristoteles zehn Kategorien. Dieselben Kategorien zählt Aristoteles in Top. I 9 (103b 20) auf, ohne allerdings Beispiele zu geben. An anderen Stellen gibt Aristoteles, unter Auslassung von Sein und Haben, weniger Kategorien an (Analyt. post. I 22, 83a 21; 83b 16; Phys. V 1, 225b 6, Met. XIV 2, 1089b 23.). Die zehn Kategorien sind:

Die 10 Kategorien (aristotelisch)

Kategorie griechisch Frage Beispiel
Substanz ousia, ti esti Was ist etwas? Mensch, Pferd
Quantität poson Wie viel/groß ist etwas? zwei Ellen lang
Qualitatives poion Wie beschaffen ist etwas? weiß, des Lesens kundig
Relation pros ti In welcher Beziehung steht etwas (zu etwas)? doppelt, halb, größer
Ort pou Wo ist etwas? im Lyzeum, auf dem Marktplatz
Zeit pote Wann ist etwas? gestern, voriges Jahr
Lage keisthai In welcher Position ist etwas? es ist aufgestellt, sitzt
Haben echein Was hat etwas? hat Schuhe an, ist bewaffnet
Tun poiein Was tut etwas? schneidet, brennt
Leiden paschein Was erleidet etwas? wird geschnitten, gebrannt

Die erste Kategorie, die Substanz, hat dabei eine besondere Bedeutung, denn nur ihr kommt, als dem jeder Aussage zugrundeliegenden (hypokeimenon) Subjekt, ein selbstständiges und unveränderliches Sein zu, während die anderen neun Kategorien nur dessen wechselnde akzidenzielle Eigenschaften umfassen und aussagen. Die Akzidenzien existieren nicht selbstständig, sondern nur als nähere Bestimmungen in einer Substanz.

Literatur