Internet und Ludwig Wittgenstein: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Michael.heinen-anders
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
==Das Problem==
[[Datei:Ludwig Wittgenstein.jpg|mini|hochkant|Ludwig Wittgenstein, 1930]]
[[Datei:Ludwig Wittgenstein 1910.jpg|mini|Ludwig Wittgenstein, 1910]]
'''Ludwig Josef Johann Wittgenstein''' (* 26. April 1889 in Wien; † 29. April 1951 in Cambridge) war ein österreichisch-britischer Philosoph.


Spätestens seit 1998 (vgl. http://www.bpb.de/themen/72DLZY.html ) ist das Internet
Er lieferte bedeutende Beiträge zur Philosophie der [[Logik]], der [[Sprache]] und der [[Philosophie des Geistes]]. Seine beiden Hauptwerke ''Logisch-philosophische Abhandlung'' ([[Wikipedia:Tractatus Logico-Philosophicus|Tractatus Logico-Philosophicus]] 1921) und ''[[wikipedia:Philosophische Untersuchungen|Philosophische Untersuchungen]]'' (1953, postum) wurden zu wichtigen Bezugspunkten zweier philosophischer Schulen, des [[Logischer Positivismus|Logischen Positivismus]] und der [[Analytische Philosophie|Analytischen Sprachphilosophie]].
aus dieser Welt kaum mehr wegzudenken. Der „Zugang zum Internet ist ein fast
unverzichtbarer Bestandteil für ein ökonomisch funktionierendes Leben im 21. Jahrhundert“
(Dagmar Hovestädt, Die Internet-Revolution, s.o.). Zugleich ist es ein Medium dessen
Nutzung eine ausgesprochenen Wachheit und Sicherheit des Urteils beim Nutzer
herausfordert. War das Internet in seinen Anfängen ca. 1992 noch fast ausschließlich dem
Nachrichtenaustausch und sozialen Interaktionen zu verschiedensten Themen gewidmet, so
steht heute neben den ökonomischen Interessen der Werbewirtschaft und der Onlinehändler,
welche das Internet für ihre Zwecke bereits übermäßig missbrauchen, der Zweck der
Selbstdarstellung gewissermaßen für jedermann im Vordergrund des „Content“, also des  
Inhalts, den das Internet als fast weltweit frei zugängliches Medium zu bieten in der Lage ist.
Daher ist die These einer gewissen Verflachung und Kulturverödung (vgl. Clifford Stoll, Die
Wüste Internet) angesichts der Unmengen der selektiv kaum noch zu bewältigenden Inhalte
und Nachrichten die über dieses Medium verbreitet werden, kaum von der Hand zu weisen.
Ob das Internet allerdings auch anderen Interessen einer theoretisch bereits machbaren fast
vollständigen Kontrolle und Überwachung der das Medium Internet nutzenden Personen und
weitergehenden fast verschwörungstheoretisch anmutenden Lenkungsplänen der Mächtigen
und Skrupellosen (vgl. Frank Sunn, 666 – Die Zahl des Tiers im Internet) dient oder aber
zukünftig dienen wird, muss vorerst, angesichts der geringen Informationstiefe zu diesem
besonders bedrohlichen Problemspektrum des Internets, wohl erst einmal offen bleiben.
Dass das „Spinnennetz“ (vgl. http://wfgw.diemorgengab.at/WfGWmblB20.htm ) des Internets
allerdings langfristig geeignet ist unsere Zukunft zu beeinträchtigen, kann allerdings als sicher gelten. Es bedarf schließlich  nicht einmal besonders großer Kenntnisse des Mediums, um
eine denkbare künftige Bildungskatastrophe bereits jetzt als nahezu sicher anzunehmen, für
den Fall, dass ein kritischer und wohldosierter Einsatz dieses Mediums, das heute schon in
manchen Grundschulen, ja selbst in einigen Kindergärten, zugänglich ist, auch weiterhin
unterbleibt (vgl. auch Clifford Stoll, LogOut).
Die Zahl der sogenannten funktionalen Analphabeten, der Spielsüchtigen und der sozial
Desintegrierten, dürfte durch eine unreflektierte Internetnutzung, schon von Kindesbeinen an,
jedenfalls eher zunehmen. So gesehen ist das Internet wohl die späte Rache der „Aufklärer“.


==Die Imagination vom Spinnennetz==
== Ludwig Wittgenstein und die Anthroposophie ==
Wittgenstein gilt als [[Nominalismus|Nominalist]], der [[Denken]] mit Sprechen bzw. Sprache identifiziert. Er ist jedoch einer der ganz wenigen Philosophen, die originär dachten. Seine Philosophie stellt sich hinein in das moderne Denken wie die Werke großer Künstler, die aus Eigenem schufen. "Von Wittgenstein können Sie lernen, wie Begriffe funktionieren." ([[wikipedia:Wolfgang Welsch (Philosoph)|Wolfgang Welsch]]). (Dies bezieht sich auf die Familieneigenschaft von Begriffen, der Begriff 'Spiel' beispielsweise läßt sich durch eine Definition nicht bestimmen, es findet sich immer ein Beispiel eines Spiels, auf das die Definition nicht paßt. "Spiel" ist eine [[Universalie]]).


Die Imagination vom Spinnennetz
"Als Wittgenstein dann aber bemerkte, daß der Sprache dieselbe Verallgemeinerung nicht möglich sei, welche die Mathematik besitzt - die Mathematik bietet nach [[Kant]] für die Welterkenntnis die einzige Wahrheitsstütze -, da zog Wittgenstein aus dem in Kants Denken über Raum und Zeit als menschlichen Formen der Anschauung enthaltenen Nominalismus den letztmöglichen und letztnötigen Schluß, daß wir keine andere Wahrheit besäßen, als welche in den vielen gesprochenen Sprachen selbst verborgen liege. Das war endlich der Zusammenbruch einer bestimmten philosophischen Strömung, der sowohl der Positivismus Galileis wie das scharfsichtige System Kants angehören und die darum heute am weitesten verbreitet ist. Wittgensteins aus seinen Voraussetzungen richtig gezogener Schluß bedeutete aber nicht den Zusammenbruch der Philosophie überhaupt; der [[Idealismus]] von [[Platon]] bis [[Hegel]] war nicht betroffen." ([[Diether Lauenstein]]: Das Ich und die Gesellschaft, Verlag Freies Geistesleben, 1974, S. 202)
Es ist erschreckend, wie zutreffend in bezug auf die heutige Weltsituation Rudolf Steiner dieses einstige Reich beschrieben hat: "Und aus der Erde wird aufsprießen ein furchtbares Gezücht von Wesenheiten, die in ihrem Charakter zwischen dem Mineralreich und dem Pflanzenreich drinnenstehen als automatenartige Wesen mit einem überreichlichen Verstande, mit einem intensiven Verstande. Mit dieser Bewegung, die über der Erde Platz greifen wird, wird die Erde überzogen werden wie mit einem Netz, einem Gewebe von furchtbaren Spinnen, Spinnen von einer riesigen Weisheit, die aber in ihrer Organisation nicht einmal bis zum Pflanzendasein heraufreichen, furchtbare Spinnen, die sich ineinander verstricken werden, die in ihren äußeren Bewegungen alles das imitieren werden, was die Menschen ausdachten mit dem schattenhaften Intellekt, der sich nicht anregen ließ von demjenigen, was durch eine neue Imagination, was überhaupt durch Geisteswissenschaft kommen soll. All dasjenige, was die Menschen an solchen Gedanken denken, die irreal sind, das wird wesenhaft. Die Erde wird überzogen sein [...] mit furchtbaren mineralischen-pflanzlichen Spinnen, die sehr verständig, aber furchtbar bösartig sich ineinanderspinnen. Und der Mensch [...] wird sein Wesen mit diesen furchtbaren mineralisch-pflanzlichen Spinnengetieren vereinigen müssen." Diese Spinnengetiere werden dann ausgesprochen ahrimanischen Charakter haben.
Wenn man heute, in der Zeit der weltweiten Verbindungen durch Computer und Internet, diese prophetischen Worte des Geistesforschers liest, kann man fast bestürzt sein, wie schnell diese Prophezeiung begonnen hat, Wirklichkeit auf der Erde zu werden. Es ist, als ob Rudolf Steiner mit seinem Geistesblick das heutige Internet von jenseits der Schwelle geschaut und ganz genau beschrieben hätte, dabei die Menschen ausdrücklich warnend, dass in nicht allzu ferner Zeit, mit der erneuten Vereinigung von Mond und Erde, dieses ganze Internet-Computergewebe und überhaupt alles das, was mit der Entwicklung des künstlichen Intellekts verbunden ist, plötzlich lebendig werden wird, und der Mensch "wird sein Wesen mit diesen furchtbaren mineralisch-pflanzlichen Spinnengetieren vereinigen müssen".
Wenn man berücksichtigt, wie viele Menschen, vor allem Jugendliche, schon regelrecht computersüchtig sind und die meiste Zeit am Bildschirm verbringen, ohne genügenden Willen, sich davon zu trennen, dann kann man sich vorstellen, wie unendlich viel größer die Abhängigkeit von diesem spinnenhaften Reich sein wird, wenn in der Zukunft dieses ganze Gewebe lebendig werden wird. Dann wird der Mensch kaum eine Chance haben, sich davon zu trennen. Das erschreckende Bild eines Insektes im Netzgewebe einer großen und gierigen Spinne, das sich vergeblich zu befreien sucht, ergibt eine zutreffende Vorstellung dieser Zukunft der Menschheit. Und es wird eine ganz besondere Aufgabe sein, mit Mitteln der weißen Magie solche Menschen aus ihrer Verbindung mit diesen Wesen zu befreien (Sergej Prokofieff).


==Literatur==
"Früher gab es Leute, die gefragt haben: welcher Philosoph hat recht? Haraklit oder Heidegger, Kant oder Steiner oder wer sonst? (...) Weil aber L.W. geschrieben hat 'Philosophie dürfe man eigentlich nur dichten' und wohl kaum jemand fragen wird: wer hat recht, Goethe oder Schiller, Rilke oder Ringelnatz? schauen wir L.W.'s Werk und Leben als Kunstwerk an. Er selber hat einmal sein Leben und jedes Leben 'Gotteskunstwerk' genannt. Was sagt L.W. mit seinem Leben und Werk?" (Gussmann, Lit.: S. 5.) Gussmann interpretiert Wittgenstein dahingehend, daß sein Frühwerk der Logik zuzuordnen sei (rationale Wissenschaft, Empirismus, Wahrnehmung), sein Spätwerk dem Logos (Begriff, Intuition).


* Rudolf Steiner: ''Die Erziehungsfrage als soziale Frage'', [[GA 296]], Dornach 1979
"Der Komponist arbeitet auf Grund der Kompositionslehre.
* Heinz Buddemeier: ''Von der Keilschrift zum Cyberspace''. Der Mensch und seine Medien, Urachhaus Vlg., Stuttgart 2001
Die letztere ist eine Summe von Kenntnissen, deren Besitz
* Clifford Stoll: ''Die Wüste Internet''. Geisterfahrten auf der Datenautobahn, S. Fischer Vlg., Frankfurt a. M. 1996
eine notwendige Vorbedingung des Komponierens ist. Im
* Clifford Stoll: ''LogOut''. Warum Computer nichts im Klassenzimmer zu suchen haben und andere High-Tech-Ketzereien, S. Fischer Vlg., Frankfurt a. M. 2001
Komponieren dienen die Gesetze der Kompositionslehre
* Christoph Möller (Hrsg.): ''Internet- und Computersucht''. Ein Praxishandbuch für Therapeuten, Pädagogen und Eltern, Kohlhammer Vlg., Stuttgart 2012
dem Leben, der realen Wirklichkeit. Genau in demselben
* Manfred Spitzer: ''Digitale Demenz''. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen, Droemer Vlg., München 2012
Sinne ist die Philosophie eine Kunst. Alle wirklichen Philosophen waren Begriffskünstler. Für sie wurden die menschlichen Ideen zum Kunstmateriale und die wissenschaftliche
* Edwin Hübner: ''Imaginationen im virtuellen Raum''. Technik und Spiritualität - Chancen eines neuen Jahrhunderts, Clavis Vlg., Frankfurt a. M. 2008
Methode zur künstlerischen Technik. Das abstrakte Denken
* Andreas Neider: ''Der <<elektronische Doppelgänger>>''. In: Anthroposophie. Vierteljahresschrift zur anthroposophischen Arbeit in Deutschland, Michaeli III/2012, Nr. 261, S. 193 - 204
gewinnt dadurch konkretes, individuelles Leben. Die Ideen
* Frank Sunn: ''666 - Die Zahl des Tiers im Internet'', Goldmann TB, München 1999
werden Lebensmächte. Wir haben dann nicht bloß ein Wissen von den Dingen, sondern wir haben das Wissen zum
* Silke Kirch: ''Steno für die Blaue Stunde''. In: Zeitschrift INFO3, Oktober 2012, S. 14 - 18
realen, sich selbst beherrschenden Organismus gemacht;
* Michael Heinen-Anders: ''Aus anthroposophischen Zusammenhängen'', BOD, Norderstedt 2010
unser wirkliches, tätiges Bewußtsein hat sich über ein bloß
passives Aufnehmen von Wahrheiten gestellt.<ref> Diese Ansichten von Philosophie als Kunst dürfen nicht verwechselt werden mit Auffassungen wie "Anything Goes", Wissenschaft als Kunst, (Feyerabend), die sich aus einer erkenntnistheoretischen Position ergeben. Das Opus kann aber eine Mischung von beidem sein, wie schon bei [[Nietzsche]].</ref>  ({{G|004|270)}}


==Weblinks==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Ludwig Wittgenstein}}
* {{WikipediaDE|Ludwig Wittgenstein}}


* [http://wfgw.diemorgengab.at/WfGWmblB20.htm Sergej Prokofieff über das Internet]]
== Literatur ==
* [[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Die_modernen_elektronischen_Medien.pdf Wolfgang Peter: ''Die modernen elektronischen Medien und ihre Wirkung auf die kindliche Seele'']
* [[Siegfried Gussmann]]: Ludwig Wittgenstein. Genie zwischen Logik und Logos. 1994. ''(Gussmann war Pfarrer der [[Christengemeinschaft]]; Biographische Angaben:[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=841].)
* [[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/ENetz.pdf Wolfgang Peter: ''Gefangen im weltweiten elektronischen Netz?]


==Siehe auch:==
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_wittgenstein.pdf Ludwig Wittgenstein: Leben und Werk] PDF


* [[1998]]
== Weblinks ==


* [[Digital Natives]]
* The Project Gutenberg [http://www.gutenberg.org/ebooks/5740 EBook of Tractatus Logico-Philosophicus] by Ludwig Wittgenstein (englisch und deutsch)
* [http://www.tractatus.hochholzer.info Eine Webdarstellung in Menuestruktur des Traktats.]
* [http://tractatus-online.appspot.com/Tractatus/jonathan/D.html Tractatus Logico-Philosophicus] - das komplette Werk (deutsch)
* [http://www.geocities.jp/mickindex/wittgenstein/witt_pu_gm.html Philosophische Untersuchungen] - das komplette Werk (deutsch)


* [[Audiovisuelle Medien]]
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
{{wikipedia}}
 
{{SORTIERUNG:Wittgenstein, Ludwig}}
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Philosophie und Anthroposophie]]
[[Kategorie:Logiker]]
[[Kategorie:Analytischer Philosoph]]
[[Kategorie:Vertreter der Philosophie der normalen Sprache]]
[[Kategorie:Anfänge der Analytischen Philosophie in Cambridge|204]]
[[Kategorie:Wiener Kreis]]
[[Kategorie:Vertreter der Linguistischen Analyse]]
[[Kategorie:Logischer Positivist]]
[[Kategorie:Logischer Empirist]]
[[Kategorie:Sprachphilosoph]]
[[Kategorie:Naiver Realist]]
[[kategorie:Hochschullehrer]]
[[Kategorie:Ludwig Wittgenstein|!]]
[[Kategorie:Österreicher]]
[[Kategorie:Brite]]
[[Kategorie:Mann]]

Version vom 25. Oktober 2018, 00:15 Uhr

Ludwig Wittgenstein, 1930
Ludwig Wittgenstein, 1910

Ludwig Josef Johann Wittgenstein (* 26. April 1889 in Wien; † 29. April 1951 in Cambridge) war ein österreichisch-britischer Philosoph.

Er lieferte bedeutende Beiträge zur Philosophie der Logik, der Sprache und der Philosophie des Geistes. Seine beiden Hauptwerke Logisch-philosophische Abhandlung (Tractatus Logico-Philosophicus 1921) und Philosophische Untersuchungen (1953, postum) wurden zu wichtigen Bezugspunkten zweier philosophischer Schulen, des Logischen Positivismus und der Analytischen Sprachphilosophie.

Ludwig Wittgenstein und die Anthroposophie

Wittgenstein gilt als Nominalist, der Denken mit Sprechen bzw. Sprache identifiziert. Er ist jedoch einer der ganz wenigen Philosophen, die originär dachten. Seine Philosophie stellt sich hinein in das moderne Denken wie die Werke großer Künstler, die aus Eigenem schufen. "Von Wittgenstein können Sie lernen, wie Begriffe funktionieren." (Wolfgang Welsch). (Dies bezieht sich auf die Familieneigenschaft von Begriffen, der Begriff 'Spiel' beispielsweise läßt sich durch eine Definition nicht bestimmen, es findet sich immer ein Beispiel eines Spiels, auf das die Definition nicht paßt. "Spiel" ist eine Universalie).

"Als Wittgenstein dann aber bemerkte, daß der Sprache dieselbe Verallgemeinerung nicht möglich sei, welche die Mathematik besitzt - die Mathematik bietet nach Kant für die Welterkenntnis die einzige Wahrheitsstütze -, da zog Wittgenstein aus dem in Kants Denken über Raum und Zeit als menschlichen Formen der Anschauung enthaltenen Nominalismus den letztmöglichen und letztnötigen Schluß, daß wir keine andere Wahrheit besäßen, als welche in den vielen gesprochenen Sprachen selbst verborgen liege. Das war endlich der Zusammenbruch einer bestimmten philosophischen Strömung, der sowohl der Positivismus Galileis wie das scharfsichtige System Kants angehören und die darum heute am weitesten verbreitet ist. Wittgensteins aus seinen Voraussetzungen richtig gezogener Schluß bedeutete aber nicht den Zusammenbruch der Philosophie überhaupt; der Idealismus von Platon bis Hegel war nicht betroffen." (Diether Lauenstein: Das Ich und die Gesellschaft, Verlag Freies Geistesleben, 1974, S. 202)

"Früher gab es Leute, die gefragt haben: welcher Philosoph hat recht? Haraklit oder Heidegger, Kant oder Steiner oder wer sonst? (...) Weil aber L.W. geschrieben hat 'Philosophie dürfe man eigentlich nur dichten' und wohl kaum jemand fragen wird: wer hat recht, Goethe oder Schiller, Rilke oder Ringelnatz? schauen wir L.W.'s Werk und Leben als Kunstwerk an. Er selber hat einmal sein Leben und jedes Leben 'Gotteskunstwerk' genannt. Was sagt L.W. mit seinem Leben und Werk?" (Gussmann, Lit.: S. 5.) Gussmann interpretiert Wittgenstein dahingehend, daß sein Frühwerk der Logik zuzuordnen sei (rationale Wissenschaft, Empirismus, Wahrnehmung), sein Spätwerk dem Logos (Begriff, Intuition).

"Der Komponist arbeitet auf Grund der Kompositionslehre. Die letztere ist eine Summe von Kenntnissen, deren Besitz eine notwendige Vorbedingung des Komponierens ist. Im Komponieren dienen die Gesetze der Kompositionslehre dem Leben, der realen Wirklichkeit. Genau in demselben Sinne ist die Philosophie eine Kunst. Alle wirklichen Philosophen waren Begriffskünstler. Für sie wurden die menschlichen Ideen zum Kunstmateriale und die wissenschaftliche Methode zur künstlerischen Technik. Das abstrakte Denken gewinnt dadurch konkretes, individuelles Leben. Die Ideen werden Lebensmächte. Wir haben dann nicht bloß ein Wissen von den Dingen, sondern wir haben das Wissen zum realen, sich selbst beherrschenden Organismus gemacht; unser wirkliches, tätiges Bewußtsein hat sich über ein bloß passives Aufnehmen von Wahrheiten gestellt.[1] (GA 004, S. 270)

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Diese Ansichten von Philosophie als Kunst dürfen nicht verwechselt werden mit Auffassungen wie "Anything Goes", Wissenschaft als Kunst, (Feyerabend), die sich aus einer erkenntnistheoretischen Position ergeben. Das Opus kann aber eine Mischung von beidem sein, wie schon bei Nietzsche.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Ludwig Wittgenstein aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.