Gesunder Menschenverstand

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Als gesunder Menschenverstand (eng. common sense) wird etwas unscharf ein an der alltäglichen Lebenspraxis geschulter, weitgehend allgemein getailter Verstand und das darauf gegründete, von Vorurteilen möglichst unbelastete Urteilsvermögen bezeichnet. Ein Rückgriff auf tiefergehende philosophische oder wissenschaftliche Theorien wird dabei vermieden. Synonyme Bezeichnung sind daher auch Alltagsverstand, Hausverstand oder Laienverstand.

Begriffsentwicklung

In der deutschen Sprache wird der Begriff erst seit dem 18. Jahrhundert, also seit der Blütezeit der Aufklärung, häufiger verwendet und ist ein Ausdruck des dadurch namentlich in Europa und Nordamerika gesteigerten Selbstbewusstseins breiterer Bevölkerungsschichten. Einen starken Einfluss hatte dabei die schottische Common-Sense-Philosophie und die namentlich von Moses Mendelssohn, Johannes Nikolaus Tetens, Johann Georg Heinrich Feder, Christoph Meiners und anfangs auch von Kant getragene deutsche Popularphilosophie, die deshalb auch als Philosophie des gesunden Menschenverstandes bezeichnet wird. Kant formulierte in seinem 1784 verfassten Aufsatz Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung den Leitgedanken der Aufklärung ganz entsprechend so: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Sinngemäß findet sich dieser Ausspruch als „sapere aude!“ („Wage es, weise zu sein!“[1]) schon 20 v. Chr. bei dem römischen Dichter Horaz.

Einzelnachweise

  1. [[Wikipedia:Georg Büchmann|]]: Geflügelte Worte. Der klassische Zitatenschatz. 39. Auflage, neu bearbeitet von Winfried Hofmann. Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1993, S. 330.