Marxismus und Prädikation: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Karl Marx 001.jpg|miniatur|200px|Karl Marx (1875; Fotografie von John Mayall jun.)]]
'''Prädikation''' (von {{laS|praedicare}}: bekanntmachen, ausrufen bzw. ''praedicatio'': Aussage, Bekanntmachung) ist ein [[Sprachphilosophie|(sprach-)philosophischer]] Fachbegriff, der eine [[Sprachhandlung|sprachliche Handlung]] bezeichnet, durch die einem Gegenstand (''Ding'', ''Objekt'', ''Sachverhalt'') Eigenschaften zu- oder abgesprochen werden.  
[[Datei:Engels 1856.jpg|thumb|200px|Friedrich Engels, Fotograf George Lester ca. 1868]]


Der '''Marxismus''' ist eine [[gesellschaft]]s- und [[wirtschaft]]spolitische Strömung, die auf den [[materialistisch]]en [[Idee]]n von [[Karl Marx]] und [[Friedrich Engels]], namentlich auf dem von ihnen begründeten [[Dialektischer Materialismus|dialektischen Materialismus]] aufbaut.
== Allgemeines ==
In der Logik wird der sich auf einen Gegenstand beziehende Ausdruck auch [[Nominator (Logik)|Nominator]], der eine Eigenschaft (im weiten Sinn) bezeichnende Ausdruck auch [[Prädikator]] genannt. Dann lässt sich wie [[Wilhelm Kamlah]] in seiner ''Logischen [[Propädeutik]]''<ref>[[Wilhelm Kamlah|W. Kamlah]], [[Paul Lorenzen|P. Lorenzen]]: ''Logische Propädeutik. Vorschule des vernünftigen Redens'', Bibliographisches Institut Mannheim, 1967</ref> die Prädikation auch definieren als [[Sprechakt|sprachliche Handlung]], bei der durch Verwendung von Nominator und Prädikator ein Objekt identifiziert und ihm Eigenschaften zu- oder abgesprochen werden.


<div style="margin-left:20px">
Die Prädikation bewirkt eine [[Klassifizierung]] bzw. [[Kategorisierung (Kognitionswissenschaft)|Kategorisierung]]. Durch eine Prädikation werden sprachliche Unterscheidungen vorgenommen. Zusammen mit der Referenz führt die Prädikation zur sprachlichen „Gliederung der Welt“.<ref>Schülerduden, Philosophie, 2. Aufl. (2002), Prädikation; nach Regenbogen/Meyer, Wörterbuch (2005)/Prädikation Wohl nur einfache Prädikate</ref>
"Was ist das Wesentliche dieses
proletarischen Marxismus als Weltanschauung? Das Wesentliche
des proletarischen Marxismus als Weltanschauung ist der Unglaube
an den Menschen.


Dieser Unglaube an den Menschen hatte in den Zeiten der Urweisheit
Daneben kann Prädikation auch das Ergebnis der Prädikation als Handlung, d.&nbsp;h. die Aussage selbst<ref name="Regenbogen"/> oder die Beziehung eines Gegenstandes zu einem Prädikat (Eigenschaft, Relation) bezeichnen,<ref>vgl. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Aufl. (2002)/Prädikation, von der Beziehung zwischen Argument und Prädikat sprechend</ref> d.&nbsp;h. die Äußerung einer Aussage, die Aussage oder den Aussagegehalt/-inhalt ([[Proposition (Linguistik)|Proposition]]).
der Menschheit seine Berechtigung, denn da waren es göttliche
Kräfte, die in dem menschlichen Innern saßen und den Menschen
führten. Die Menschen wußten sich auf dasjenige verwiesen,
was sie unbewußt aus Seelentiefen heraus als die Offenbarungen der
Götter als Richtkräfte für das Leben erkennen konnten. Da war es
der Unglaube an den Menschen und der Glaube an die Götter. Als
herausgebunden war aus dem alten theokratisch-kirchlichen Element
das staatlich-administrative, das beamtlich-militärische Element,
da bestand noch immer dieser Unglaube an den Menschen.
Denn da entstand der Glaube, der Mensch als solcher kann doch
nicht die Geschicke leiten, das muß der Staat tun. Der Staat wurde
zum Götzen, zum Fetisch. Und das führte den Menschen, der nun
in das Staatssystem eingespannt war, zum Unglauben an den Menschen,
zum Glauben an den äußeren Fetisch. Natürlich, sobald der
Gott herunterkommt, wird er immer mehr und mehr zum Fetisch.
Der proletarische Marxismus ist die dritte und letzte Stufe des Unglaubens
an den Menschen. Denn der Proletarier sagt sich in seiner
materialistischen Geschichtsphilosophie: Nicht der Mensch ist es,
der die Geschicke leitet, sondern «die Produktionskräfte» sind es,
die ihn leiten. Wir stehen als Menschen ohnmächtig da mit unserer
Ideologie. So, wie die Produktionsprozesse verlaufen, so ist der geschichtliche
Gang. Und was die Menschen innerhalb dieser Produktionskräfte
sind, ist nur das Ergebnis der Produktionskräfte selbst." {{Lit|{{G|338|191}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
Von [[Kuno Lorenz]], [[Paul Lorenzen]] und Wilhelm Kamlah wurde die Prädikation [[Sprachphilosophie|sprachphilosophisch]] und [[Handlungstheorie (Philosophie)|handlungstheoretisch]] im Rahmen der ''Logischen Propädeutik'' des frühen [[Erlanger Konstruktivismus]] präzisiert.
"Das
ist ja das Eigentümliche, daß dieser Karl Marx ~ nachdem er die deutsche
Dialektik Hegels in sich aufgenommen hatte, nachdem er den
französischen sozialen Positivismus kennengelernt hatte, dann von
London aus sich die soziale Welt, das soziale Werden betrachtet hatte -
von da aus seine außerordentlich einschneidenden sozialistischen
Theorien gebildet hat, die dann nach und nach die gesamte proletarische
Welt ergriffen haben. Es war also eigentlich der marxistische
Gedanke, der sich ausbreitete, der durch das Zündfeuer der Katastrophe
der letzten Jahre sich so ausgewachsen hat, wie er heute schon
ist, und der sich weiter auswachsen wird. Unter den Sozialisten selbst
gibt es eine große Anzahl, die sich einfach so auf Karl Marx berufen,
daß sie sagen, sie seien Marxisten. Nun, der eine behauptet, er stünde
ganz auf orthodox-marxistischem Standpunkt, der andere behauptet,
er vertrete einen fortgeschrittenen Marxismus und so weiter. Aber
alles geht auf Marx zurück.


Nun liegt ja ein Ausspruch von Karl Marx selbst vor, der auf gewisse
== Sprachlogischer Prozess ==
Seiten dieser Sache recht tief blicken läßt. Karl Marx betonte einmal,
Um eine Prädikation sprachlich auszudrücken, bedient man sich einer [[Logische Aussage|logischen Aussage]] bzw. eines [[Urteil (Logik)|logischen Urteils]]. In frühen Phasen der Sprachentwicklung genügen Ein-Wort-Sätze; [[Theo Herrmann (Psychologe)|Theo Herrmann]] (1972).<ref>Friedrich Dorsch: ''Psychologisches Wörterbuch'', Verlag Hans Huber, 1994</ref>
als er über den Marxismus selber sprach, daß er, Karl Marx, jedenfalls
kein Marxist sei. Das, meine lieben Freunde, sollte man insbesondere
in der heutigen Zeit nicht aus dem Auge verlieren." {{Lit|{{G|189|55f}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
In der Regel dient die Prädikation dazu, entweder den Gegenstand mithilfe der Kategorie (z.&nbsp;B. ''Dies ist ein Spargelschäler''), oder die Kategorie am Beispiel des Gegenstandes zu erklären (z.&nbsp;B. ''Linden sind Bäume, Eichen sind Bäume, Tannen sind Bäume'').
"Die ganze ungeheure Wucht - und sie ist eine ungeheure Wucht -
 
der modernen sozialen arbeitermäßigen Bewegung ruht auf dem Gedanken
Wird nur ''einem'' Gegenstand eine Eigenschaft (sogenannter einstelliger Prädikator) zu- oder abgesprochen, führt diese einfache Prädikation zu einem [[Elementarsatz]]. Beispiel: ''Diese Enzyklopädie ist umfangreich'' oder: ''Dieser Artikel ist nicht lang.'' Kamlahs Beispiel für eine elementare Prädikation lautet "Dies ist ein Fagott". Dieser Satz könnte in einer Gesprächssituation zwischen Musiklehrer und -schüler fallen, während der Lehrer auf ein gewisses Instrument zeigt (sog. [[Deixis|deiktische Handlung]]). Indem andere (Eltern, Lehrer) Prädikationen wiederholen, lernen wir durch Beispiel und Gegenbeispiel (Kamlah: „Dies ist ein Fagott; jenes ist kein Fagott (sondern eine Klarinette).“) die Begriffe der Alltagssprache, nämlich die Wörter und zugleich die [[Klassifizierung|Kategorien]], die sie bezeichnen.
von Karl Marx und seinen Anhängern. Es ist allerdings ein
 
durchgreifender Gedanke. Der Gedanke, daß der Gedanke nichts
== Relationen ==
wert ist, das ist ja marxistische Theorie. Aber ein Gedanke ist es, der
Eine komplexere Prädikation findet bei der Verwendung mehrstelliger Prädikate (Relationen) statt. Beispiel: Das zweistellige Prädikat „x liebt y“ wird von den Personen (Gegenständen, Argumenten) <Otto> und <Yvonne> prädiziert, sodass die Aussage getroffen wird: „Otto liebt Yvonne“.<ref name="Regenbogen">Regenbogen/Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe (2005)/Prädikation</ref>
eigentlich die gegenwärtige sozialistische Empfindungsweise hervorgerufen
 
hat. Diese sozialistische Empfindungsweise, die gar nichts
„… sind befreundet“ und „… spielen miteinander“ sind Beispiele für Prädikatoren mit beliebiger Stellenzahl. Allgemeiner formuliert ist Prädikation der Sprechakt, der einem [[Gegenstand]] (oder mehreren Gegenständen, einem n-[[Tupel]]) eine [[Eigenschaft]] (ein Merkmal/Attribut, ein n-stelliges [[Prädikat (Logik)|Prädikat]]) zu- oder abspricht.<ref>Schülerduden, Philosophie, 2. Aufl. (2002), Prädikation; auch das Absprechen ist wichtig, vgl. Seiffert, Logik (1973), S.&nbsp;23</ref>
von der Impulsivität des Gedankens wissen will, ruht auf der Impulsivität
 
von Gedanken." {{Lit|{{G|188|182}}}}
== Sprechakttheorie ==
</div>
'''Prädizieren''' kann man, indem man entweder (im einstelligen Fall) die Variable eines Prädikats durch einen [[Eigenname]]n ersetzt (Beispiel: Prädikat = „x ist umfangreich“ → „Diese Enzyklopädie hier ist umfangreich.“) oder ein Prädikat quantifiziert.<ref name="Regenbogen"/>
 
In der Perspektive der [[Sprechakttheorie]] vollzieht sich der propositionale Akt durch die Teilakte der Prädikation und der [[Referenz (Linguistik)|Referenz]].<ref>Brandt/Dietrich/Schön, Sprachwissenschaft, 2. Aufl. (2006), S.&nbsp;293</ref> Im Referenzakt nimmt der Sprecher Bezug auf Objekte und Sachverhalte (der realen Welt). Durch die Prädikation spricht er diesen [[Referent (Linguistik)|Referenten]] bestimmte Eigenschaften zu.<ref>Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Aufl. (2002)/Prädikation (2)</ref>
 
== Prädikation erster und zweiter Stufe ==
Als grundlegende Unterscheidung für eine Prädikationstheorie wird die zwischen ''Prädikation erster Stufe'' und ''Prädikation zweiter Stufe'' genannt: Als Prädikation erster Stufe wird die „kennzeichnende Beschreibung“ und als Prädikation zweiter Stufe „die Feststellung, dass die Beschreibung von dem Bezugsgegenstand erfüllt wird“, bezeichnet.<ref>So Prechtl, in: Metzler-Lexikon Sprache, 3. Aufl. (2005)/Prädikation</ref> Bei der Prädikation erster Stufe kommen also nur Eigennamen als Argumente in Frage, während die Prädikation zweiter Stufe eine Relation ausdrückt, deren Argument ein aus einem Prädikator erster Stufe und einem Nominator bestehendes Paar ist.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Prädikation}}


* {{WikipediaDE|Marxismus}}
== Literatur ==
* Bußmann, ''Lexikon der Sprachwissenschaft'', 3. Aufl. (2002)/Prädikation
* Wilhelm Kamlah und Paul Lorenzen: ''Logische Propädeutik. Vorschule des vernünftigen Redens''. Bibliographisches Institut, Mannheim 1967, ²1973 (''BI-HTB 227''); Metzler, Stuttgart ³1996. ISBN 3-476-01371-5
* Kuno Lorenz: ''Elemente der Sprachkritik. Eine Alternative zum Dogmatismus und Skeptizismus in der Analytischen Philosophie''. Suhrkamp, Frankfurt (Reihe ''Theorie'') 1970
* Prechtl, in: Metzler-Lexikon Sprache, 3. Aufl. (2005)/Prädikation
* Regenbogen/Meyer, ''Wörterbuch der philosophischen Begriffe'' (2005)/Prädikation


== Literatur ==
== Einzelnachweise ==
*Rudolf Steiner: ''Der Goetheanismus, ein Umwandlungsimpuls und Auferstehungsgedanke'', [[GA 188]] (1982), ISBN 3-7274-1880-X {{Vorträge|188}}
<references />
*Rudolf Steiner: ''Die soziale Frage als Bewußtseinsfrage'', [[GA 189]] (1980), ISBN 3-7274-1890-7 {{Vorträge|189}}
*Rudolf Steiner: ''Wie wirkt man für den Impuls der Dreigliederung des sozialen Organismus? Zwei Schulungskurse für Redner und aktive Vertreter des Dreigliederungsgedankens'', [[GA 338]] (1986), ISBN 3-7274-3380-9 {{Vorträge|338}}
*[[Christoph Strawe|Strawe, Christoph]]: ''Marxismus und Anthroposophie'' (Habilitationsschrift), Vlg. Klett-Cotta, Stuttgart 1986, ISBN 3-608-91407-2, ( Neuveröffentlichung 2002, mit einem neuen Vorwort und einem zugefügten Anhang: ''Rolle und Aufgaben des Marxismus und sein Verhältnis zur Anthroposophie'' {{VT16|http://www.sozialimpulse.de/fileadmin/sozialimpulse/pdf/Marxismus_und_Anthroposophie.pdf}} )
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_marxismus.pdf Marxismus und Neomarxismus] PDF


{{GA}}
{{SORTIERUNG:Pradikation}}
[[Kategorie:Logik]]
[[Kategorie:Sprachphilosophie]]


[[Kategorie:Philosophie nach Richtung]]
{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Philosophische Richtung]]
[[Kategorie:Politische Philosophie]]
[[Kategorie:Politikwissenschaft]]
[[Kategorie:Marxismus|!]]
[[Kategorie:Kommunismus]]
[[Kategorie:Ideologie]]

Version vom 9. November 2018, 18:58 Uhr

Prädikation (von lat. praedicare: bekanntmachen, ausrufen bzw. praedicatio: Aussage, Bekanntmachung) ist ein (sprach-)philosophischer Fachbegriff, der eine sprachliche Handlung bezeichnet, durch die einem Gegenstand (Ding, Objekt, Sachverhalt) Eigenschaften zu- oder abgesprochen werden.

Allgemeines

In der Logik wird der sich auf einen Gegenstand beziehende Ausdruck auch Nominator, der eine Eigenschaft (im weiten Sinn) bezeichnende Ausdruck auch Prädikator genannt. Dann lässt sich wie Wilhelm Kamlah in seiner Logischen Propädeutik[1] die Prädikation auch definieren als sprachliche Handlung, bei der durch Verwendung von Nominator und Prädikator ein Objekt identifiziert und ihm Eigenschaften zu- oder abgesprochen werden.

Die Prädikation bewirkt eine Klassifizierung bzw. Kategorisierung. Durch eine Prädikation werden sprachliche Unterscheidungen vorgenommen. Zusammen mit der Referenz führt die Prädikation zur sprachlichen „Gliederung der Welt“.[2]

Daneben kann Prädikation auch das Ergebnis der Prädikation als Handlung, d. h. die Aussage selbst[3] oder die Beziehung eines Gegenstandes zu einem Prädikat (Eigenschaft, Relation) bezeichnen,[4] d. h. die Äußerung einer Aussage, die Aussage oder den Aussagegehalt/-inhalt (Proposition).

Von Kuno Lorenz, Paul Lorenzen und Wilhelm Kamlah wurde die Prädikation sprachphilosophisch und handlungstheoretisch im Rahmen der Logischen Propädeutik des frühen Erlanger Konstruktivismus präzisiert.

Sprachlogischer Prozess

Um eine Prädikation sprachlich auszudrücken, bedient man sich einer logischen Aussage bzw. eines logischen Urteils. In frühen Phasen der Sprachentwicklung genügen Ein-Wort-Sätze; Theo Herrmann (1972).[5]

In der Regel dient die Prädikation dazu, entweder den Gegenstand mithilfe der Kategorie (z. B. Dies ist ein Spargelschäler), oder die Kategorie am Beispiel des Gegenstandes zu erklären (z. B. Linden sind Bäume, Eichen sind Bäume, Tannen sind Bäume).

Wird nur einem Gegenstand eine Eigenschaft (sogenannter einstelliger Prädikator) zu- oder abgesprochen, führt diese einfache Prädikation zu einem Elementarsatz. Beispiel: Diese Enzyklopädie ist umfangreich oder: Dieser Artikel ist nicht lang. Kamlahs Beispiel für eine elementare Prädikation lautet "Dies ist ein Fagott". Dieser Satz könnte in einer Gesprächssituation zwischen Musiklehrer und -schüler fallen, während der Lehrer auf ein gewisses Instrument zeigt (sog. deiktische Handlung). Indem andere (Eltern, Lehrer) Prädikationen wiederholen, lernen wir durch Beispiel und Gegenbeispiel (Kamlah: „Dies ist ein Fagott; jenes ist kein Fagott (sondern eine Klarinette).“) die Begriffe der Alltagssprache, nämlich die Wörter und zugleich die Kategorien, die sie bezeichnen.

Relationen

Eine komplexere Prädikation findet bei der Verwendung mehrstelliger Prädikate (Relationen) statt. Beispiel: Das zweistellige Prädikat „x liebt y“ wird von den Personen (Gegenständen, Argumenten) <Otto> und <Yvonne> prädiziert, sodass die Aussage getroffen wird: „Otto liebt Yvonne“.[3]

„… sind befreundet“ und „… spielen miteinander“ sind Beispiele für Prädikatoren mit beliebiger Stellenzahl. Allgemeiner formuliert ist Prädikation der Sprechakt, der einem Gegenstand (oder mehreren Gegenständen, einem n-Tupel) eine Eigenschaft (ein Merkmal/Attribut, ein n-stelliges Prädikat) zu- oder abspricht.[6]

Sprechakttheorie

Prädizieren kann man, indem man entweder (im einstelligen Fall) die Variable eines Prädikats durch einen Eigennamen ersetzt (Beispiel: Prädikat = „x ist umfangreich“ → „Diese Enzyklopädie hier ist umfangreich.“) oder ein Prädikat quantifiziert.[3]

In der Perspektive der Sprechakttheorie vollzieht sich der propositionale Akt durch die Teilakte der Prädikation und der Referenz.[7] Im Referenzakt nimmt der Sprecher Bezug auf Objekte und Sachverhalte (der realen Welt). Durch die Prädikation spricht er diesen Referenten bestimmte Eigenschaften zu.[8]

Prädikation erster und zweiter Stufe

Als grundlegende Unterscheidung für eine Prädikationstheorie wird die zwischen Prädikation erster Stufe und Prädikation zweiter Stufe genannt: Als Prädikation erster Stufe wird die „kennzeichnende Beschreibung“ und als Prädikation zweiter Stufe „die Feststellung, dass die Beschreibung von dem Bezugsgegenstand erfüllt wird“, bezeichnet.[9] Bei der Prädikation erster Stufe kommen also nur Eigennamen als Argumente in Frage, während die Prädikation zweiter Stufe eine Relation ausdrückt, deren Argument ein aus einem Prädikator erster Stufe und einem Nominator bestehendes Paar ist.

Siehe auch

Literatur

  • Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Aufl. (2002)/Prädikation
  • Wilhelm Kamlah und Paul Lorenzen: Logische Propädeutik. Vorschule des vernünftigen Redens. Bibliographisches Institut, Mannheim 1967, ²1973 (BI-HTB 227); Metzler, Stuttgart ³1996. ISBN 3-476-01371-5
  • Kuno Lorenz: Elemente der Sprachkritik. Eine Alternative zum Dogmatismus und Skeptizismus in der Analytischen Philosophie. Suhrkamp, Frankfurt (Reihe Theorie) 1970
  • Prechtl, in: Metzler-Lexikon Sprache, 3. Aufl. (2005)/Prädikation
  • Regenbogen/Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe (2005)/Prädikation

Einzelnachweise

  1. W. Kamlah, P. Lorenzen: Logische Propädeutik. Vorschule des vernünftigen Redens, Bibliographisches Institut Mannheim, 1967
  2. Schülerduden, Philosophie, 2. Aufl. (2002), Prädikation; nach Regenbogen/Meyer, Wörterbuch (2005)/Prädikation Wohl nur einfache Prädikate
  3. 3,0 3,1 3,2 Regenbogen/Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe (2005)/Prädikation
  4. vgl. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Aufl. (2002)/Prädikation, von der Beziehung zwischen Argument und Prädikat sprechend
  5. Friedrich Dorsch: Psychologisches Wörterbuch, Verlag Hans Huber, 1994
  6. Schülerduden, Philosophie, 2. Aufl. (2002), Prädikation; auch das Absprechen ist wichtig, vgl. Seiffert, Logik (1973), S. 23
  7. Brandt/Dietrich/Schön, Sprachwissenschaft, 2. Aufl. (2006), S. 293
  8. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Aufl. (2002)/Prädikation (2)
  9. So Prechtl, in: Metzler-Lexikon Sprache, 3. Aufl. (2005)/Prädikation


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Prädikation aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.