Gemeine Hasel: Unterschied zwischen den Versionen

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<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Tabelle siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. -->
#REDIRECT [[Gemeine Hasel (Corylus avellana)]]
{{Taxobox
| Taxon_Name      = Gemeine Hasel
| Taxon_WissName  = Corylus avellana
| Taxon_Rang      = Art
| Taxon_Autor      = [[wikipedia:Carl von Linné|L.]]
| Taxon2_Name      = Hasel
| Taxon2_LinkName  = Hasel (Botanik)
| Taxon2_WissName  = Corylus
| Taxon2_Rang      = Gattung
| Taxon3_Name      = Haselnussgewächse
| Taxon3_WissName  = Coryloideae
| Taxon3_Rang      = Unterfamilie
| Taxon4_Name      = Birkengewächse
| Taxon4_WissName  = Betulaceae
| Taxon4_Rang      = Familie
| Taxon5_Name      = Buchenartige
| Taxon5_WissName  = Fagales
| Taxon5_Rang      = Ordnung
| Taxon6_Name      = Eurosiden I
| Taxon6_Rang      = ohne
| Bild            = Illustration Corylus avellana0.jpg
| Bildbeschreibung = Gemeine Hasel (''Corylus avellana''), Illustration <br /> A Zweig mit männlichen Blütenkätzchen, <br /> B Zweig mit Laubblättern, <br /> C Haselnuss in ihren Hüllblättern, <br /> 4 weibliche Blüte, besteht nur aus Fruchtknoten und roter Narbe, <br /> 5 reife Haselnuss.
}}
 
Die '''Gemeine Hasel''' (''Corylus avellana''), auch '''Haselstrauch''' oder '''Haselnussstrauch''' genannt, ist eine Pflanzeart aus der Familie der [[wikipedia:Birkengewächse|Birkengewächse]] (Betulaceae). Sie ist ein meist rund fünf Meter hoch werdender sommergrüner Strauch, der in Europa und Kleinasien heimisch und in Mitteleuropa sehr häufig ist. Bekannt ist sie für ihre essbaren, seit Jahrtausenden vom Menschen genutzten Früchte, die Haselnüsse. Der Großteil der im Handel erhältlichen Haselnüsse stammt jedoch von der nahe verwandten [[wikipedia:Lambertshasel|Lambertshasel]] (''Corylus maxima'').
 
Das Art-[[wikipedia:Epitheton|Epitheton]] ''avellana'' bezieht sich auf die antike italienische Stadt [[wikipedia:Abella|Abella]], heute [[wikipedia:Avella (Kampanien)|Avella]], in der heutigen [[wikipedia:Provinz Avellino|Provinz Avellino]] in [[wikipedia:Kampanien|Kampanien]] nahe dem [[wikipedia:Vesuv|Vesuv]]. Die Region ist für ihren Haselnussanbau schon seit dem Altertum bekannt.
 
== Merkmale ==
Die Hasel wächst in der Regel als vielstämmiger, aufrechter [[Strauch]] von fünf bis sechs Metern Höhe. Die Verzweigung ist [[Sympodium|sympodial]]. In seltenen Fällen wächst sie als [[Baum]] und wird dann bis zu zehn Meter hoch. Sie ist sommergrün und bildet [[Stockausschlag|Stockausschläge]]. An der Stammbasis entstehen Schösslinge, die im ersten Jahr mehrere Meter hoch werden können, sich aber erst im zweiten Jahr verzweigen und noch später zur Seite biegen. Diese Schösslinge sorgen für den strauchförmigen Wuchs, da die Verzweigung der Hasel ansonsten [[Akrotonie|akroton]] (an der Spitze) gefördert ist. Der Stammdurchmesser ([[Brusthöhendurchmesser|BHD]]) kann 15 bis 18 Zentimeter erreichen. Das Höchstalter der Hasel liegt bei 80 bis 100 Jahren.
 
=== Knospen und Triebe ===
Die [[Winterknospe]]n sind stumpf eiförmig, fünf bis sieben Millimeter lang und seitlich leicht zusammengedrückt. Die Knospen sind am Rand bewimpert. An der Lichtseite sind sie rotbraun, im Schatten grün. Die scheinbaren Endknospen sind breit eiförmig und nur kaum größer als die Seitenknospen.
 
Junge Triebe sind im Querschnitt rund und haben ein kleines, rundes [[Mark (Botanik)|Mark]]. Die Triebe sind mit kurzen Haaren dicht besetzt und haben auch etliche große, helle [[Lentizelle]]n. Die Triebspitze ist durch rotbraune Drüsenhaare gekennzeichnet. In den Blattnarben sind fünf Leitbündel sichtbar. Die jungen Triebe sind relativ dünn und wachsen etwas zick-zack-förmig.
 
=== Blätter ===
[[Datei:Corylus avellana 001.jpg|mini|Blatt]]
Die [[Blatt (Pflanze)|Blätter]] stehen zweizeilig [[Phyllotaxis|wechselständig]] an den Trieben, an aufrechten Trieben jedoch spiralig. Der Blattstiel ist einen halben bis zwei Zentimeter lang und drüsig behaart. Die [[Blatt (Pflanze)#Blattspreite|Blattspreite]] ist runzelig, sieben bis dreizehn Zentimeter lang und sechs bis zehn Zentimeter breit. Die [[Blattform#Gestalt der Spreite|Form]] ist rundlich bis verkehrt eiförmig. Die Spreitenspitze ist eine kurze Spitze, die Blattbasis ist oft etwas asymmetrisch und herzförmig. Der [[Blattform#Spreitenrand|Blattrand]] ist grob doppelt gesägt. Die Blattoberseite ist zerstreut behaart und deutlich dunkler als die Unterseite. Die zwei kleinen, eiförmigen Nebenblätter fallen nach dem Blattaustrieb bald ab.
 
Sonnen- und Schattenblätter unterscheiden sich in ihrer Anatomie. Je weniger Licht ein Blatt erhält, umso kürzer sind die [[Parenchym#Palisadenparenchym|Palisadenzellen]]. Im Herbst vergilben die Blätter vom Rand her, bevor sie abfallen.
 
=== Holz und Rinde ===
[[Datei:Corylus avellana12.jpg|mini|Astquerschnitt der Gemeinen Hasel]]
Das [[Holz]] der Hasel ist mäßig hart und zäh. Es besitzt eine rötlich-weiße Farbe, wobei zwischen [[Splintholz|Splint]]- und [[Kernholz]] kein Unterschied besteht. Die [[Rohdichte]] des Holzes (r<sub>15</sub>) beträgt 0,57 bis 0,63&nbsp;g/cm³.
 
Die Hasel bildet keine [[Borke]] aus. Ihr Abschlussgewebe auch auf alten Zweigen ist eine glatte, glänzend graubraune [[Rinde]]. Auf ihr sitzen querstehende, helle [[Lentizellen]]. Im Alter bekommt die Rinde Längsrisse.
 
=== Blüten ===
Die Hasel ist [[Monözie|monözisch]], d.&nbsp;h. eine Pflanze verfügt über weibliche und männliche [[Blütenstände]]. Diese stehen in [[Sympodium|dichasialen]] Teilblütenständen. Letztere stehen entweder zu vielen und bilden [[Kätzchen]] (männliche Blüten) oder sie stehen zu mehreren und bleiben von der Knospe eingeschlossen (weibliche Blüten). Die Hasel hat ihre Blütezeit im Februar/März vor dem Laubaustrieb und ist als Frühblüher ein wichtiger Pollenlieferant für Honigbienen. An warmen, sonnigen Wintertagen werden allerdings nur die männlichen Kätzchen angeflogen, da die weiblichen Blüten weder duften noch Nektar anbieten.<ref name="kremer">Bruno P. Kremer: ''Strauchgehölze''. Niedernhausen 2002, ISBN 3-576-11478-5.</ref> Die Bestäubung erfolgt in jedem Fall durch den Wind ([[Anemophilie]]), die Blüten sind daher recht unscheinbar. Ein einziges Kätzchen enthält etwa 2&nbsp;Millionen Pollenkörner.<ref name="Duell">Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: ''Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands.'' 2005, ISBN 3-494-01397-7.</ref> Mit etwa zehn Jahren tragen die Sträucher das erste Mal Früchte.
[[Datei:Corylus avellana Pollenkorn 400x.jpg|mini|Pollenkorn der Gemeinen Hasel in Glycerin]]
 
Die männlichen Blütenstände entstehen bereits im Herbst des Vorjahres und überwintern nackt. Meist stehen zwei bis vier Blütenstände an der Spitze oder in Blattachseln letztjähriger Triebe. Zur Blüte strecken sie sich auf acht bis zehn Zentimeter Länge. Die Einzelblüten stehen in der Achsel eines flaumig behaarten [[Tragblatt]]s, am Blütenstiel sitzen zwei [[Vorblatt|Vorblätter]]. Ein [[Blütenhülle|Perianth]] fehlt, sodass die Blüte aus vier [[Staubblatt|Staubblättern]] mit je zwei Antheren besteht. Der [[Pollen]] der Hasel besitzt drei Keimporen.
 
Die weiblichen Blüten stehen in zweiblütigen [[Sympodium|Dichasien]]. Diese bilden zu mehreren den weiblichen Blütenstand, der jedoch auch bei der Blüte von den Knospenschuppen umschlossen bleibt. Lediglich die roten [[Narbe (Botanik)|Narben]] ragen aus der Knospe hervor. Das Dichasium besteht aus dem Deckblatt, den beiden Vorblättern der fehlenden Mittelblüte, sowie den beiden Seitenblüten, die entwickelt sind. Die Seitenblüten sind von zwei miteinander verwachsenen Vorblättern umgeben, die später zur Fruchthülle werden. Die Blüte besteht aus dem [[Stempel (Botanik)|Stempel]], der aus zwei verwachsenen [[Fruchtblatt|Fruchtblättern]] besteht. Der [[Fruchtknoten]] ist durch Scheidewände (Septen) in zwei Fächer geteilt, von denen jeder eine [[Samenanlage]] enthält. In der Regel entwickelt sich nur eine Samenanlage.
 
=== Früchte ===
[[Datei:Corylus avellana ripe nuts.jpg|mini|Reife Früchte der Haselnuss, ganz rechts nach der Trocknung]]
Nach der [[Befruchtung]] werden die Scheidewände des Fruchtknotens reduziert, es entwickelt sich eine einsamige [[Nussfrucht]]. Selten entwickeln sich beide Samenanlagen zu Samen aus. Die beiden Vorblätter der Blüte entwickeln sich zur Fruchthülle, der [[Fruchtbecher|Cupula]], die bei der Gemeinen Hasel glockenförmig ist und einen zerrissen gezähnten Rand aufweist. Das rundliche Mal an der Unterseite der Frucht ist die ehemalige Ansatzstelle an der Cupula. Die Nuss ist seitlich leicht zusammengedrückt. An der Flachseite gibt es eine leichte, längsorientierte Eintiefung. Dies sind die Kommissuren, die Stellen, wo die beiden Fruchtblätter aneinanderstoßen. An der Schmalseite besitzt jede Nusshälfte eine leichte Erhebung: dies ist die Mediane jedes Fruchtblattes. Hier lässt sich die Nuss am leichtesten spalten.
 
In der Nuss befindet sich ein einziger großer Samen ohne [[Endosperm]]. Die [[Samenschale]] (Testa) ist dünn und häutig. An einer Schmalseite liegt ihr die Columella an: das ist die Zentralsäule des Fruchtknotens, die sich bei der reifen Frucht von der basalen Ansatzstelle bis zur Spitze des Samens zieht. Sie ist die Verbindung zwischen Mutterpflanze und Samen. Der Achsenkörper des Embryos sitzt dementsprechend an der Spitzenseite des Samens, die Keimblätter füllen den restlichen Teil des Samens aus. Sie sind Speicherorgane, die hauptsächlich fette Öle speichern.
 
Die Samen der Haselnuss enthalten rund 60 % fettes Öl. 100 Gramm enthalten rund 2700&nbsp;kJ Energie. Siehe dazu auch den Infokasten rechts.
 
Die Nüsse werden von Kleinsäugern ([[Eichhörnchen]], [[Bilche]]n, [[Mäuse]]n) und Vögeln ([[Kleiber (Art)|Kleibern]] und [[Eichelhäher|Hähern]]) verbreitet. Diese Tiere nutzen die Nüsse als Nahrung, durch verlorene Nüsse und vergessene Nahrungsverstecke sorgen sie zugleich für die Ausbreitung der Samen. Erntezeit ist üblicherweise September/Oktober.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Gemeine Hasel}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Sträucher]]
[[Kategorie:Schalenobst]]
[[Kategorie:Nussfrüchte]]
 
{{wikipedia}}

Aktuelle Version vom 12. Februar 2019, 13:12 Uhr