Logistik und Kategorie:Wirtschaftssoziologie: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Logistik''' ist sowohl eine [[interdisziplinäre Wissenschaft]] als auch ein [[Wirtschaftszweig]] oder eine Abteilung in Organisationen, die sich mit der  [[Planung]], Steuerung, [[Optimierung]] und Durchführung von [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)|Güter]]-, [[Information]]s- und [[Person]]en­strömen befassen. Zu diesen Strömen zählt das [[Transportieren]], [[Lagern]], [[Warenumschlag|Umschlagen]], [[Kommissionieren]], [[Sortieren]], [[Verpacken]] und [[Physische Distribution|Verteilen]]. Bei Stückgütern spricht man vom [[Materialfluss]]. Zum Teil wird auch die Gesamtheit dieser planerischen oder durchführenden Prozesse als Logistik bezeichnet. Neben dieser sogenannten ''prozess-'' oder ''flussorientierten Sichtweise'' auf die Logistik gibt es auch andere Sichtweisen, die sie als ''Instrument der [[Unternehmensführung]]'' betrachten, sowie die Sichtweise, dass sämtliche Phasen im [[Produktlebenszyklus]] von der Logistik betrachtet werden (''lebenszyklusorientierte Sichtweise'').
Diese Kategorie enthält Unterkategorien und Artikel zum Thema '''[[Wirtschaftssoziologie]]'''.


Die Logistikbranche besteht zu einem großen Teil aus [[Spedition|Spediteuren]] und [[Verkehrsunternehmen]] und wurde durch die [[Globalisierung]] seit Ende des 20. Jahrhunderts immer bedeutender. In Deutschland ist sie inzwischen die drittgrößte Branche. [[Wirtschaftswissenschaften|Wirtschafts-]] und [[Ingenieurwissenschaften]] beschäftigten sich selbstständig mit den verschiedenen Aspekten der Logistik. Dazu zählt beispielsweise das [[Lieferkettenmanagement]] sowie die [[Verkehrstechnik|Verkehrs-]] oder [[Materialflusstechnik]]. Die entsprechenden Teildisziplinen sind inzwischen zu einer neuen [[Interdisziplinäre Wissenschaft|interdisziplinären Wissenschaft]] zusammengewachsen. In Organisationen gibt es oft eigenständige Bereiche die sich mit der Logistik beschäftigen. Im Militär ist dies die [[Logistiktruppe]], in Krankenhäusern die [[Krankenhauslogistik]] und in Unternehmen Logistikabteilungen mit unterschiedlichem Aufgabenumfang.
*'''{{WikipediaDE|Kategorie:Wirtschaftssoziologie}}


Der Ursprung der Logistik liegt im militärischen Bereich, in den 1960ern und 70ern verbreitete sie sich auch in der Wirtschaft. Der Großteil der modernen Fachliteratur befasst sich mit der Logistik von Unternehmen. Der Begriff der Logistik wurde über die folgenden Jahrzehnte immer weiter ausgedehnt. Anfangs war damit nur die Verteilung von Waren gemeint ([[Absatzlogistik]]), bald auch die [[Beschaffungslogistik]] und die [[Produktionslogistik]]. Im Zentrum der Betrachtung standen die [[Transportlogistik]], das Umschlagen und das Lagern. Moderne Interpretationen betrachten nicht nur die Querschnittsfunktion innerhalb eines Unternehmens über Beschaffung, Produktion und Absatz hinweg, sondern auch die gesamte [[Lieferkette]] und [[Wertschöpfungskette]] über mehrere Unternehmen hinweg.
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaft]]
 
[[Kategorie:Wirtschaftssoziologie|!]]
== Wortherkunft ==
[[Kategorie:Spezielle Soziologie]]
Die Wurzeln des Begriffs Logistik liegen im [[Altgriechische Sprache|altgriechischen]] Wort {{lang|grc|λογιστική}} ''logistikē'' ‚praktische Rechenkunst‘.<ref name="GEMOLL">{{Literatur |Autor=Wilhelm Gemoll |Titel=Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch |Ort=München/ Wien |Datum=1966}}</ref>
[[Kategorie:Plurale Ökonomik]]
 
Im [[Französische Sprache|Französischen]] leitet sich daraus das Wort logistique ‚Logistik‘, ‚Nachschub‘ ab,<ref name="LANGENSCHEIDT_FR">{{Literatur |Autor=Ernst Erwin Lange-Kowal, Eduard Weymuth |Titel=Langenscheidts Taschenwörterbuch Französisch |Auflage=2. |Verlag=Langenscheidt |Ort=Berlin |Datum=1998 |ISBN=3-468-11153-3}}</ref> das erstmals im 19. Jahrhundert durch [[Antoine-Henri Jomini]] verwendet wurde<ref>Krampe, Lucke, Schenk: ''Grundlagen der Logistik''. 4. Auflage. 2012, S. 17.</ref>, im [[Englische Sprache|Englischen]] logistics ‚Logistik‘, ‚Nachschubwesen‘.<ref name="LANGENSCHEIDT_EN">{{Literatur |Autor=Edmund Klatt, Dietrich Roy |Titel=Langenscheidts Taschenwörterbuch Englisch |Auflage=21. |Verlag=Langenscheidt |Ort=Berlin |Datum=1988 |ISBN=3-468-11123-1}}</ref> Die historische Herleitung des Wortes Logistik liegt im französischen „loger“ für Unterbringung, Einquartierung und zeigt den Bezug zum [[Logistiktruppe|militärischen Nachschubwesen]] auf, dem die Logistik entspringt.
 
== Geschichte ==
Historisch hat die Logistik ihren Ursprung im Militärwesen. Schon eine [[römische Legion]] verfügte über einen Tross für die Versorgung und den [[Nachschub]] der Truppe. Eine Heerstraße (Via Militaris) als Typ einer [[Römerstraße]] war extra dafür geplant und gebaut, um nicht nur Truppen schnell verlegen, sondern auch leichter versorgen zu können. In späteren Jahrhunderten und mit der Modernisierung der Kriege wurden viele der römischen Ideen wieder aufgegriffen ([[Koalitionskriege|Napoleonische Kriege]] und europäische [[Befreiungskriege]]). Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] bewegten alle Kriegsparteien enorme Materialmengen; er gilt als der erste ‚industrialisierte Krieg‘. Er war geprägt von [[Materialschlacht]]en; ebenso der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]]. Seit Beginn des 20.&nbsp;Jahrhunderts wurde das militärische und zivile Transportwesen immer stärker motorisiert. Das moderne Nachschubwesen stützt sich auf [[Lastkraftwagen|Lkw]], Eisenbahn und Flugzeuge.
 
Viele Militärlogistiker fanden nach dem Zweiten Weltkrieg in der Wirtschaft Arbeit, sodass sich der Begriff Logistik auch dort ausbreitete. Erste Arbeiten amerikanischer Wissenschaftler aus den 1960er Jahren stammten von <!--Edward W.-->[[Smykay]], [[Donald Bowersox|Bowersox]], [[Frank Mossman|Mossman]] und beschäftigten sich mit der Distribution von Waren. Das Beispiel eines größeren Unternehmens, das seinen Umsatz um fast 50 % steigern konnte, indem es weltweit die damals hochmodernen Hochregalläger errichtete, um so kürzere Lieferzeiten zu erreichen, sprach sich in der Wirtschaft schnell herum.<ref>Isermann (Hrsg.): ''Handbuch der Logistik''. 2008, S. 882–885.</ref>
 
In den 1970er Jahren wurden die klassischen Aufgaben der Logistik – Transport, Umschlag, Lagerung – als Bestandteile einer abgegrenzten Logistikabteilung wahrgenommen. Diese Sichtweise hat sich in den folgenden Jahren Schritt für Schritt erweitert. Nachdem die logistischen Optimierungspotenziale in der abgegrenzten Abteilung erschöpft waren, folgte der Aufstieg der Logistik in der Unternehmenshierarchie.
 
In den 1980er Jahren wurde die Logistik als Querschnittsfunktion eines Unternehmens dargestellt. Ihre Aufgabe änderte sich hin zu der optimalen Gestaltung aller logistischen Prozesse vom Wareneingang bis hin zum Warenausgang eines Unternehmens. Dadurch gelang es den Unternehmen, weitere Prozessoptimierungen umzusetzen.
 
In den 1990er Jahren entstand der Gedanke der Optimierung kompletter [[Wertschöpfungskette]]n, der Supply Chains. Der logistische Optimierungsgedanke ging nun über Unternehmensgrenzen hinaus und betrachtete den kompletten Wertschöpfungszyklus von der Quelle (des Rohmaterials) bis zur Senke (der Entsorgung eines Produktes).
 
Um das Jahr 2000 wandelte sich die akademische Betrachtung der Logistik erneut. Die festen Supply Chains wichen den Gedanken von losen Logistiknetzwerken, deren verschiedene Teilnehmer jeweils für sich ein lokales Optimum in den Logistikprozessen anstreben, um so Vorteile für das gesamte Netzwerk zu generieren.<ref>Krampe, Lucke, Schenk: ''Grundlagen der Logistik''. 4. Auflage. 2012, S. 17.</ref>
 
== Logistik als Branche ==
Die Logistik ist mit einem Umsatz von 222 Mrd. Euro und 2,9 Mio. Beschäftigten im Jahr 2011 die drittgrößte Branche in Deutschland.<ref>Krampe, Lucke, Schenk: ''Grundlagen der Logistik''. 4. Auflage. 2012, S. 27.</ref> In Europa wurden 2009 fast 900&nbsp;Mrd.&nbsp;Euro umgesetzt, bei einem [[Weltumsatz]] von 4200&nbsp;Mrd.&nbsp;Euro.<ref>Clausen, Geiger: ''Verkehrs- und Transportlogistik''. 2. Auflage. 2013, S. 7–15.</ref> Der deutsche Logistik-Markt ist der größte weltweit, gefolgt von [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]], Frankreich und Italien. Etwa ein Drittel wird durch Transport umgesetzt.
 
Die Branche ist geprägt durch eine große Anzahl unterschiedlicher Unternehmen – in Deutschland über 60.000.<ref>Wannewetsch: ''Integrierte Materialwirtschaft und Logistik. Beschaffung, Logistik, Materialwirtschaft und Produktion''. Springer, 4. Auflage. 2010, S. 1.</ref> Dazu zählen [[Spedition]]en, Transporteure, Lagerdienstleistern, [[Hafen]]- und [[Flughafen]]betreibern, [[Reederei]]en, [[Fluggesellschaft]]en, [[Eisenbahnverkehrsunternehmen]], [[Omnibus|Bus]]- und [[Taxi]]unternehmen, [[Kurier-Express-Paket-Dienst|Kurier-, Express- und Paketdienste]] (KEP-Dienste), die [[Post]] sowie Hersteller von Technik die sich unter dem Namen [[Intralogistik]] zu einer Teilbranche zusammengeschlossen haben. Viele dieser Unternehmen treten ihren Kunden gegenüber als [[Logistikdienstleister]] auf.
 
== Die Logistik als Wissenschaft ==
Die [[Wirtschaftswissenschaften]] befassen sich mit den wirtschaftlichen Zusammenhängen und Gesetzmäßigkeiten der Logistik.
 
In der [[Betriebswirtschaftslehre]] werden bspw. mittels der [[Prozesskostenrechnung]] Kosten der einzelnen [[Prozess]]e in einem System ermittelt, aber auch Einflussfaktoren der einzelnen Ströme und deren Auswirkungen. Weiter werden [[Kennzahl]]en und Analysefunktionen wie bspw. [[Kosten-Nutzen-Analyse]], [[Nutzwertanalyse]] zur Kontrolle und Optimierung der Prozesse eingesetzt. In der betrieblichen Praxis ist die Logistik sehr eng mit der [[Produktionsplanung und -steuerung]] verbunden. Die Grenzen zwischen diesen Bereichen sind zunehmend fließend geworden.<ref>Wilmjakob Herlyn: ''PPS im Automobilbau. Produktionsprogrammplanung und -steuerung von Fahrzeugen und Aggregaten''. München 2012, S. 131 ff.</ref>
 
Die [[Volkswirtschaftslehre]] untersucht die Logistik vor allem als Branche. Untersucht wird aber auch welche Eigenschaften der Logistikmarkt aufweisen muss um optimal zu funktionieren. Gerade durch die [[Globalisierung]] ist es in diesem Bereich zu größeren Veränderungen gekommen.
 
Die [[Ingenieurwissenschaft]]en beschäftigen sich mit der technischen Ausführung der Transporteinrichtungen und Ausgestaltung der [[Transportnetzstruktur]]en. Zu den Disziplinen gehört die [[Fördertechnik]], die [[Materialflusstechnik]], die [[Lagertechnik]] und die [[Verkehrsbetriebstechnologie]]. [[Informationstechnik]] und [[Telematik]] dient der Kontrolle und Steuerung der Ortsänderungsprozesse. [[Automatisierungstechnik]] erlaubt, logistische Prozesse zu [[Automatisierung|automatisieren]].
 
Das [[Operations Research]] hat viele mathematische Modelle entwickelt die durch logistische Problemstellungen motiviert sind. Bekannt sind beispielsweise Standortmodelle: Sie versuchen in der Regel einen [[Unternehmensstandort]] in der Ebene so zu platzieren, dass die entstehenden Transportkosten minimiert werden. Dazu zählen das [[Webersches Standortmodell|Steiner-Weber-Modell]] und das [[Warehouse Location Problem]]. Beim [[Transportproblem]] sind die Standorte der Warenläger und der Kunden sowie ihre Angebots- und Nachfragemengen bekannt. Es soll jedoch noch entschieden werden, welcher Kunde von welchem Lager beliefert werden soll. Andere Modelle suchen nach kürzesten Wegen, [[Problem des Handlungsreisenden|Rundreisen]] oder [[Tourenplanung|Touren]]. Eine große Rolle spielen [[Graphentheorie|Graphen]]: Orte werden meist als Knoten modelliert und Verbindungen (Straßen) als Kanten.<ref>Domschke: ''Logistik''. (3 Bände) oder Klaus Feigel: ''Modellbasierte Entscheidungsunterstützung in der Logistik''.</ref>
 
== Grundlagen der Logistik ==
=== Ziele ===
Die Ziele der Logistik sind die Erbringung einer hochwertigen Leistung, Qualität und Kostensenkung. Hierbei entstehen Zielkonflikte. Beispielsweise wird ein hoher Lagerbestand zwar die Fehlmengenkosten vermindern sowie die Lieferbereitschaft erhöhen, jedoch steigen dadurch automatisch die Lagerhaltungskosten. Die Logistik-Kostenrechnung dient hierbei als Instrument zur Ermittlung des Optimums.
 
Generell wird versucht, überflüssige Transporte zu vermeiden. So kann es sein, dass ein Zulieferer mehrere Teile zusammen montiert, weil hierdurch unter dem Strich weniger Transportarbeit anfällt. Bei einer Warenverteilung kann es sinnvoll sein, hiermit eine Spezialfirma (eine [[Spedition]]) zu beauftragen. Diese hat dann auch andere Auftraggeber, setzt z.&nbsp;T. moderne [[Flottenmanagement|Flottensteuerungslösungen]] ein und kann so teure Leerfahrten besser vermeiden.
 
Sobald dieser Teil reibungslos funktioniert, liegt es auf der Hand auch die Terminplanung mit der Bestellung der Vorprodukte und dem Versand der Fertigprodukte hiermit zu verknüpfen. Alle Fachabteilungen haben durch ein [[Warenwirtschaftssystem]] die gleiche Informationsbasis. Schließlich erfolgt die Bewertung aller Vorgänge unter [[Buchhaltung|buchhalterischen]] Gesichtspunkten.
 
=== Aufgaben ===
[[Pragmatisch]] wird die Aufgabe durch [[Reinhardt Jünemann]] (1989) formuliert: „Der logistische Auftrag besteht darin, die ''richtige'' Menge, der ''richtigen'' Objekte als Gegenstände der Logistik ([[Ware|Güter]], Personen, Energie, Informationen), am ''richtigen'' Ort (Quelle, Senke) im System, zum ''richtigen'' Zeitpunkt, in der ''richtigen'' Qualität, zu den ''richtigen'' Kosten zur Verfügung zu stellen.“<ref name="Jünemann">Reinhardt Jünemann: ''Materialfluß und Logistik''. 1989, S. 18.</ref> Diese Zielvorgabe ist gemeinhin auch als [[Sechs-R-Regel|die 6&nbsp;R der Logistik]] bekannt.
 
Aufgaben der Logistik sind u.&nbsp;a. Transport, Umschlag, Lagerung, Bereitstellung, Beschaffung und Verteilung von Gütern, Personen, Geld, Informationen und Energie und deren Steuerung, Kontrolle und Optimierung. Die aufgabenorientierte Gliederung der Logistik ist eine gängige Form, da sie in vielen Teillogistikbereichen (u. a. Beschaffungslogistik, Produktionslogistik und Distributionslogistik) zur Anwendung kommt.
 
Eine logistische Aufgabe ist u.&nbsp;a. der Transport von Gütern vom Produzenten zum Kunden oder vom Verkäufer zum Endkunden. Eine weitere Aufgabe ist u.&nbsp;a. der innerbetriebliche Transport von Waren/Material und Informationen, z.&nbsp;B. Waren aus dem Lager zum Produktionsort zu transportieren, Mitarbeiter mit Informationen und Arbeitsmaterialien zu versorgen usw. So sind die verschiedenen Fachdisziplinen der Logistik mehr oder weniger abhängig von der Effizienz der [[Infrastruktur]] der Unternehmen, der Städte usw. aber auch von den technologischen Systemen.
 
Eine Aufgabe der Distributionslogistik ist die rechtzeitige Planung anhand von allgemeinen Verkehrsverboten, gesetzlichen Feiertagen und zeitlichen Einschränkungen. Ergänzt wird sie durch die Vorbereitung der Transportpapiere unter Wahrung der [[Sozialvorschriften im Straßenverkehr]] durch den [[Disponent]]en und die Sicherung, Bereitstellung und Kontrolle von Gütern oder Waren während der [[Lagerhaltung|Lagerung]]. Eine weitere Aufgabe ist die Beförderung von Schwerlasten (nicht maß- und/oder gewichtsgerechte Frachtgüter) oder der Transport und die Lagerung von [[Gefahrgut]], für die bestimmte erweiterte gesetzliche Vorschriften bestehen. Darunter fallen [[Ausnahmegenehmigung]]en und die Stellung von [[Begleitfahrzeug]]en inklusive korrekte [[Gefahrzeichen]]-Verbringung am Fahrzeug, das diesen Transport durchführen soll. Für andere Bereiche sind neben [[zollrecht]]lichen Vorschriften auch [[CEMT-Genehmigung]]en erforderlich. Besonderes Augenmerk hat die [[innergemeinschaftliche Lieferung]].
 
Der Disponent entscheidet auch, ob [[Huckepackverkehr]] oder [[Intermodaler Verkehr|intermodaler]] bzw. [[multimodaler Verkehr]] sinnvoll sind oder welcher [[Verkehrsträger]] über welchen [[Verkehrsweg]] gewählt werden soll.
 
=== Gliederung ===
==== Bereiche ====
Die Logistik stellt für Gesamt- und Teilsysteme in Unternehmen, Konzernen, Netzwerken und virtuellen Unternehmen kunden- und prozessorientierte Lösungen bereit. Logistik (im betriebswirtschaftlichen Sinne ''Warenbewegung'') verbindet die betrieblichen Bereiche [[Lagerhaltung|Lagerung]] und [[Transportwesen]]. Unter dem [[Lohnkosten]]druck und mit Hilfe eines [[Warenwirtschaftssystem]]s war es notwendig und möglich diese beiden Bereiche unter einer gemeinsamen Strategie zusammenzufassen.
 
==== Funktionsbereiche ====
[[Datei:A8 bei Derching LKW Richtung München MAN Mercedes.JPG|mini|350px|Gütertransport über die Autobahn]]
* Innerbetrieblicher Transport
* Außerbetrieblicher Transport
* Umschlag (Beladen, Entladen sowie Umladen)
* Lagerhaltung / Bestandsmanagement und [[Kommissionierung]]
* Warenprüfung und Handhabung
* [[Verpackung]]en
* [[Informationslogistik]]: Information entgegengesetzt dem Materialfluss. Diese Informationen müssen optimal zur Verfügung gestellt werden. Mit der Lieferung verläuft die Information zu den Gütern parallel zum Materialfluss.
*[[Lagerlogistik]]: Planung und Betrieb von Lagersystemen (Lagerstandort, Lagertechnik, Lagerorganisation usw.)
 
==== Fachdisziplinen der Logistik ====
[[Datei:Subsysteme der Logistik.png|mini|Subsysteme der Logistik]]
 
Man untergliedert in der Betriebswirtschaftslehre die Logistik im engeren Sinne horizontal auch in die vier Subsysteme:
 
# [[Beschaffungslogistik]]: optimale und zeitgerechte Zulieferung und Beschaffung von benötigten Gütern. Teilbereich der Inbound-Logistik
# [[Produktionslogistik]]: Planung, Steuerung und Überwachung der innerbetrieblichen Transport-, Umschlags- und Lagerprozesse
# [[Absatzlogistik|Distributionslogistik]] (Vertriebs-, Absatzlogistik): Verteilung oder Zustellung bzw. Vertrieb von Gütern, auch Outbound-Logistik genannt,
# [[Entsorgungslogistik]] (Reverse-Logistik): Rücknahme von [[Abfall|Abfällen]] und Rückständen zur Beseitigung oder Verwertung, [[Recycling]]
 
==== Teilbereiche der Logistik ====
Lagerlogistik: beinhaltet die Planung, Durchführung und Kontrolle aller logistischen Maßnahmen bezüglich der Standortwahl des Lagers, Gestaltung optimaler Lagersysteme und Lagerorganisation sowie der Lagertechnik.
 
Transportlogistik: beschäftigt sich mit der physikalischen Verbringung von Gütern zwischen verschiedenen Orten innerhalb von Logistiknetzwerken.
 
Nach Art der Tätigkeit wird auch zwischen [[Lagerlogistik]] (Lagerwesen), [[Verpackungslogistik]] und [[Transportlogistik]] unterschieden. Häufig taucht in diesem Zusammenhang auch der Begriff [[Intralogistik]] auf, der in der Regel die kompletten logistischen Vorgänge an einem Standort übergreifend zusammenfasst und je nach Betrieb eine Kombination aus Produktionslogistik, Lagerlogistik und Verpackungslogistik darstellt.
 
[[Krankenhauslogistik]]: beschäftigt sich mit den spezifischen logistischen Prozessen und Transportströmen in [[Krankenhaus|Krankenhäusern]]
 
[[Kontraktlogistik]]: TUL-Prozesse (Transport/Umschlag/Lagerung) im Rahmen eines Vertrages zwischen Dienstleister und Kunden, wobei ein bestimmter Mehrwert durch bestimmte Arbeiten wie zum Beispiel durch Kommissionieren, Fakturieren, Konfektionierung und so weiter erreicht werden soll.
 
[[Pharmalogistik]]: Die Pharmalogistik ist ein spezielles Teilgebiet der Logistik und umfasst grundsätzlich alle logistischen Prozesse der Pharmaindustrie und der nachgeordneten Distributoren. Dadurch wird die Verfügbarkeit von Arzneimitteln und der Wirk- und Einsatzstoffe, die für die Herstellung dieser Arzneimittel benötigt werden, entlang der gesamten [[Lieferkette]] sichergestellt. Die Verfügbarkeit von Arzneimitteln basiert auf Beschaffungs- und Vertriebsstrategien der Marktteilnehmer wie [[Pharmaunternehmen]], [[Großhändler]] und [[Apotheke]]n.
 
Informationslogistik: beinhaltet die strategische Planung und Entwicklung aller für die Geschäftsprozessabwicklung und die für den Informationsaustausch erforderlichen Informationssysteme und Prozesse sowie die Sicherstellung einer hohen Qualität und die durchgängige Verfügbarkeit der bereitgestellten Informationen.
 
[[Ersatzteillogistik]]: beinhaltet die Sicherstellung der Einsatzfähigkeit der verkauften Produkte durch Ersatz- oder Wartungsprodukt und ist ein Teilgebiet der Distributionslogistik. Für die Investitionsgüterindustrie ist die Ersatzteillogistik für den [[After-Sales-Management|After Sales Service]] von großer Bedeutung.
 
== Arbeitsmarkt und Ausbildungen ==
Die Logistik hat sich zu einem Berufsfeld für gewerbliche und kaufmännische Berufe sowie für [[Ingenieur]]e und [[Betriebswirt]]e auf akademischer Ebene entwickelt. Tätigkeiten in der Logistik sind sehr vielfältig und reichen von Stapler- und [[Berufskraftfahrer|LKW-Fahrern]], [[Lagerist]]en, Kommissionierern und [[Disponent]]en über [[Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung|Speditionskaufleute]], [[Einkäufer]]n und Supply-Chain-Managern, hin zu Konstrukteuren, Logistikplanern und -[[Controlling|controllern]].<ref>http://www.bvl.de/thema/arbeitgeber-logistik/die-wichtigsten-berufe abgerufen am 20. Juli 2014.</ref> Der [[Logistics Performance Index]] 2014, eine aktuelle Studie der [[Weltbank]], sieht in der Ausbildung von Logistikfachleuten und Supply Chain Management-Spezialisten eine der wichtigsten Aufgaben für das Funktionieren der Weltwirtschaft.
 
Führungspositionen im mittleren oder oberen Management erfordern einen akademischen Abschluss. Es gibt zahlreiche Hochschulen, die Bachelor- oder Masterprogramme mit Spezialisierung in Logistik und [[Supply Chain Management]] anbieten. Hohe Logistikanteile findet man in den Studiengängen des [[Wirtschaftsingenieurwesen]]s, mit durchschnittlich 12 Semesterwochenstunden (SWS) und der Betriebswirtschaftslehre (10&nbsp;SWS), der Wirtschaftsinformatik und dem [[Verkehrswesen]] (je 9&nbsp;SWS). Mit etwas Abstand folgt der Maschinenbau (6&nbsp;SWS).<ref>Hildebrandt, Roth: ''Führungskräfte für die Logistik''. In: Baumgarten (Hrsg.): ''Das beste der Logistik'', Springer 2008.</ref>
 
2012 fanden in Deutschland 2,7 Millionen Menschen Arbeit in der Logistik.<ref>Clausen, Geiger: ''Verkehrs- und Transportlogistik''. 2013, 2. Auflage, S. 7–15.</ref> Arbeitgeber sind Speditionen, Bahnbetriebe, Häfen und Flughäfen, Güterverkehrszentren, Busunternehmen oder Hersteller von technischen Einrichtungen.
 
== Logistik-Optimierungsansätze ==
Durch moderne Konzepte wie [[Efficient Consumer Response]], [[Just-in-time-Produktion]], [[Supply Chain Event Management]], [[Category Management]] oder [[Kanban]] kann Logistik effizienter gestaltet werden. Voraussetzung hierfür ist eine adäquate (informations-)technologische Unterstützung wie z.&nbsp;B. durch EDI ([[Electronic Data Interchange]]), [[RFID]] (Radio Frequency Identification), [[Strichcode]]s, [[Enterprise Resource Planning]]- bzw. [[Advanced Planning and Scheduling]]-Systemen sowie [[Tracking & Tracing]]-Systemen.
 
== Nachhaltige Logistik ==
{{Hauptartikel|Grüne Logistik}}
Die Forderung nach einem [[Nachhaltiges Wirtschaften|nachhaltigen Wirtschaften]] ist spätestens seit 2009<ref>''Change to green: Handlungsfelder und Perspektiven für nachhaltige Logistik und Geschäftsprozesse''. 2009, ISBN 978-3-937711-95-9.</ref> auch in der Logistik angekommen. Die Logistik gilt jedoch vor allem beim Thema [[Emission (Umwelt)|Schadstoffemissionen]] als Problemverursacher und nicht als Problemlöser. Diesem Paradigma wird mit dem Ansatz der Grünen Logistik versucht zu begegnen. Erst in jüngerer Zeit wird der Begriff „Nachhaltige Logistik“ mit allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit stärker betrachtet. Experten schlagen hierzu eine Vielzahl von Herangehensweisen vor, wie z.&nbsp;B. technische Innovationen, nachhaltige Logistiksysteme und Prozessoptimierungen innerhalb der Logistikketten.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Logistik}}
* {{WikipediaDE|Logistik}}
* {{WikipediaDE|Chemielogistik}}
* {{WikipediaDE|Allgemeine Deutsche Spediteurbedingungen}} – Logistik-AGB
* {{WikipediaDE|Glossar der Logistik}}
* {{WikipediaDE|Kurier-Express-Paket-Dienst}}
* {{WikipediaDE|Logistikplanung}}
* {{WikipediaDE|Logistisches Assistenzsystem}}
* {{WikipediaDE|Logistikvertrag}}
* {{WikipediaDE|Ökologieorientierte Logistik}}
* {{WikipediaDE|Operations Research}}
* {{WikipediaDE|Supply Chain Management}}
* {{WikipediaDE|Umlauftage}}
* {{WikipediaDE|Virtuelle Logistik}}
* {{WikipediaDE|Zeitfenstermanagement}}
 
== Literatur ==
* {{Literatur |Hrsg=D. Arnold, H. Isermann, A. Kuhn, Horst Tempelmeier, K. Furmans |Titel=Handbuch Logistik |Auflage=3 |Verlag=VDI / Springer |Ort=Heidelberg |Datum=2008 |ISBN=978-3-540-72928-0}}
* {{Literatur |Autor=Kai Beckmann |Titel=Logistik |Auflage=3 |Verlag=Merkur |Ort=Rinteln |Datum=2013 |ISBN=978-3-8120-0637-8}}
* {{Literatur |Autor=Wolf-Rüdiger Bretzke, Karim Barkawi |Titel=Nachhaltige Logistik: Antworten auf eine globale Herausforderung |Verlag=Springer |Ort=Berlin |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-12351-1}}
* Timm Gudehus: ''Logistik, Grundlagen, Strategien, Anwendungen''. 4. Auflage. Springer, Berlin/ Heidelberg/ New York 2010, ISBN 978-3-540-89388-2.
* {{Literatur |Autor=Iris Hausladen |Titel=IT-gestützte Logistik – Systeme – Prozesse – Anwendungen |Verlag=Gabler |Ort=Wiesbaden |Datum=2011 |ISBN=978-3-8349-2199-4}}
* {{Literatur |Autor=Hans-Christian Pfohl |Titel=Logistiksysteme – Betriebswirtschaftliche Grundlagen |Auflage=8. |Verlag=Springer |Ort=Heidelberg u.&nbsp;a. |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-04161-7}}
* G. Schuh, P. Attig: ''Smart Logistics''. Apprimus-Verlag, Aachen 2009, ISBN 978-3-940565-21-1.
* {{Literatur |Autor=Christof Schulte |Titel=Logistik: Wege zur Optimierung der Supply Chain |Auflage=3 |Verlag=Franz Vahlen |Ort=München |Datum=2004 |ISBN=3-8006-2454-0}}
* Richard Vahrenkamp: ''Die logistische Revolution: Der Aufstieg der Logistik in der Massenkonsumgesellschaft''. Campus, Frankfurt am Main / New York 2011, ISBN 978-3-593-39215-8.
* {{Literatur |Autor=Richard Vahrenkamp, Herbert Kotzab |Titel=Logistik. Management und Strategien |Auflage=7 |Verlag=Oldenbourg |Ort=München |Datum=2012 |ISBN=978-3-486-70579-9}}
* {{Literatur |Autor=Horst Wildemann |Titel=Logistik Prozeßmanagement<!--sic!--> |Auflage=2 |Ort=München |Datum=2001}}
* {{Literatur |Autor=Prof. Dr. H. Krampe, Dr. H.-J. Lucke, Prof. Dr. M. Schenk |Titel=Grundlagen der Logistik. Theorie und Praxis logistischer Systeme. |Verlag=HUSS-Verlag |Ort=München |Datum=2012 |ISBN=978-3-941418-80-6}}
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* [http://www.fml.mw.tum.de/fml/index.php?Set_ID=320/ fml.mw.tum.de: ''Logistikkompendium'' – Lexikon mit vielen relevanten Begriffen aus der Logistik]
* [http://www.logistik-glossar.ch/ Das Logistik-Glossar aus der Schweiz (nicht alle Begriffe sind gleich wie in Deutschland)]
* ''House of Logistics & Mobility'': [http://frankfurt-holm.de/de frankfurt-holm.de]
* Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik: [http://www.internet-der-dinge.de/ internet-der-dinge.de]
* [http://www.logistik-studieren.de/ Logistik-studieren.de]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4036210-3}}
 
[[Kategorie:Formalwissenschaft nach Fachbereich]]
[[Kategorie:Formalwissenschaftliches Fachgebiet]]
[[Kategorie:Interdisziplinäre Wissenschaft]]
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaften]]
[[Kategorie:Logistik|!]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 10. Januar 2021, 10:33 Uhr

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