imported>Joachim Stiller |
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| [[Datei:Hans-Peter Duerr.jpg|mini|Hans-Peter Dürr (2007)]] | | #WEITERLEITUNG [[Potsdamer Manifest 2005]] |
| [[Datei:J. Daniel Dahm, Ausschnitt.jpg|mini|Daniel Dahm (2010)]]
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| Das sog. '''Potsdamer Manifest''' - bzw. in ausführlicherer Form die '''Potsdamer Denkschrift''' - wurde im Oktober [[Wikipedia:2005|2005]] mit Unterstützung des ''Bundesministeriums für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland'' (BMBF) von dem [[Wikipedia:Quantenphysik|Quantenphysiker]] [[Hans-Peter Dürr]] zusammen mit dem Wissenschaftler und Unternehmer [[Wikipedia:Daniel Dahm|Daniel Dahm]] und dem [[Philosoph]]en [[Wikipedia:Rudolf zur Lippe|Rudolf zur Lippe]] verfasst und weltweit von zahlreichen [[Wissenschaftler]]n unterzeichnet, u. a. von über 20 Preisträgern des ''[[Wikipedia:Right Livelihood Award|Right Livelihood Award]]''. Die Autoren fordern darin unter dem Motto „''We have to learn to think in a new way''“ für die [[Wissenschaft]]en eine neue lebensgerechte [[Denken|Denkweise]], „''eine strategische Ausrichtung am Paradigma des Lebendigen''“, die über den derzeit immer noch massiv vorherrschenden [[Materialismus|materialistisch]]-[[mechanistisch]]en Ansatz hinausgeht. Nur so seien die drängenden Probleme der Gegenwart nachhaltig zu lösen. Darin heißt es u. a:
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| {{Zitat|Diese vielfältigen Krisen, mit denen wir heute konfrontiert sind und die uns zu überfordern drohen, sind
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| Ausdruck einer geistigen Krise im Verhältnis von uns Menschen zu unserer lebendigen Welt. Sie sind
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| Symptome tiefer liegenden Ursachen, die wir bisher versäumten zu hinterfragen und aufzudecken. Sie
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| hängen eng mit unserem weltweit favorisierten materialistisch-mechanistischen Weltbild und seiner
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| Vorgeschichte zusammen.|Potsdamer Manifest 2005}}
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| Die Autoren konkretisieren ihre Kritik an der vorherrschenden Denkweise wie folgt:
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| {{Zitat|Das materialistisch-deterministische Weltbild der klassischen Physik wurde mit seinen starren Vorstellungen
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| und reduktiven Denkweisen zur vorgeblich wissenschaftlich legitimierten Ideologie für große Bereiche
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| des wissenschaftlichen und politisch-strategischen Denkens. Die fortschreitende Gleichschaltung
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| aller Wert- und Wohlstandsvorstellungen, Konsumgewohnheiten und Wirtschaftsstrategien nach dem
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| Muster einer westlich-nordamerikanisch-europäischen Wissensgesellschaft wird weiterhin noch über ein
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| Denken legitimiert, welches auf Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Fundamente für eine rationale
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| ‚Objektivierbarkeit’ der Wirklichkeit argumentiert. Wo Konflikte auftreten, wird ein Mangel an Verfügungswissen
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| konstatiert, das nachgeliefert werden muss.|Potsdamer Manifest 2005}}
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| Bezüglich eines möglichen neuen Denkens verweist Dürr dabei insbesondere auf die fundamentalen Erkenntnisse der modernen [[Wikipedia:Quantenphysik|Quantenphysik]], die die Allgemeingültigkeit des materialistischen Weltbildes grundsätzlich infrage stelle.
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| {{Zitat|Die Einsichten der modernen Physik, der ‚Quantenphysik’, legen eine Weltdeutung nahe, die grundsätzlich
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| aus dem materialistisch-mechanischen Weltbild herausführt. Anstelle der bisher angenommenen
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| Welt, einer mechanistischen, dinglichen (objektivierbaren), zeitlich determinierten ‚Realität’ entpuppt
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| sich die eigentliche Wirklichkeit (eine Welt, die wirkt) im Grunde als ‚Potenzialität’, ein nicht-auftrennbares,
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| immaterielles, zeitlich wesentlich indeterminiertes und genuin kreatives Beziehungsgefüge, das nur
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| gewichtete Kann-Möglichkeiten, differenziertes Vermögen (Potenzial) für eine materiell-energetische
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| Realisierung festlegt. Die im Grunde offene, kreative, immaterielle Allverbundenheit der Wirklichkeit,
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| erlaubt die unbelebte und auch die belebte Welt als nur verschiedene – nämlich statisch stabile bzw. offene,
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| statisch instabile, aber dynamisch stabilisierte – Artikulationen eines ‚prä-lebendigen’ Kosmos aufzufassen.|Potsdamer Manifest 2005}}
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| Die Autoren ziehen daraus den Schluss:
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| {{Zitat|«Wir müssen lernen, auf neue Weise zu denken.» Wenn wir diese Forderung radikal ernst nehmen, müssen wir
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| neue oder ungewohnte Wege des Lernens beschreiten. Aus neuer Sicht stellt sich die Welt, die Wirklichkeit,
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| nicht mehr als ein theoretisch geschlossenes System heraus. Dies führt zu einer eingeprägten Unschärfe,
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| die aus der fundamentalen Unauftrennbarkeit resultiert und in einer prinzipiellen Beschränkung
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| des ‚Wissbaren’ zum Ausdruck kommt. Wir sind dadurch gezwungen über die Wirklichkeit, streng genommen,
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| nur in Gleichnissen sprechen zu können. Es gibt prinzipiell nicht mehr auf alle Fragen, die wir
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| aus unserer menschlichen Sicht glauben stellen zu können, Antworten, da diese ins Leere stoßen.
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| Der einzelne Mensch, wie alles Andere auch, bleibt prinzipiell nie isoliert. Er wird im allverbundenen
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| Gemeinsamen in seiner nur scheinbaren Kleinheit zugleich unendlich vielfältig einbezogen und bedeutsam.
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| In all unserem Handeln wirkt die Vielzahl von Einflüssen und Impulsen anderer Menschen und unserer
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| Geobiosphäre mit, und nicht nur über die durch unsere Sinne vermittelte Brücke materiell-energetischer
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| Wechselwirkungen, sondern auch direkt über die allen gemeinsame immaterielle potenzielle Verbundenheit.
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| Unser Handeln beeinflusst gleichermaßen auch wieder die gesamte gesellschaftliche
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| Verfasstheit und verändert die sich ständig dynamisch wandelnde Potenzialität der lebendigen Wirklichkeit.
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| So ist die Einzigartigkeit des Einzelnen tragender Bestandteil unseres gemeinschaftlichen kulturellen
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| Evolutionsprozesses.|Potsdamer Manifest 2005}}
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| Damit sich diese Ideen verwirklichen können, müssen sie in ein neues Handeln umgesetzt werden, das maßgeblich von Dezentralisierung und [[Individualisierung]] geprägt ist:
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| {{Zitat|Es ist dringlichst an der Zeit, neues Denken in neuem Handeln umzusetzen, und darin die Kraft des Differenzierten,
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| Bewegten, des Sich-Wandelnden für uns zu nutzen. Hierfür ist eine Parallelität neuer institutioneller,
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| individueller und gesellschaftlicher Entwicklungen notwendig. In den gegenwärtigen Strategien
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| für das wirtschaftliche, politisch-kulturelle und ökologische Zusammenwirken der Menschen dominieren
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| immer noch zentralisierte Machtstrukturen, die wir ablösen sollten und können.
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| Der Aufbau polyzentrischer, sich komplementär ergänzender Wirtschaftsstrukturen ist notwendig.
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| Monetär orientierte marktwirtschaftliche Wirtschaftsinstitutionen müssen und lassen sich mit zivilgesellschaftlichen
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| sozialen, kulturellen und subsistenzwirtschaftlichen Initiativen und Institutionen in wechselseitiger
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| Bereicherung verbinden. Parallel sollte Dezentralität und Unterschiedlichkeit ökonomischer, politischer
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| und soziokultureller Institutionen über flache transparente Hierarchien innerhalb ihrer Entscheidungsorgane
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| und -träger gestützt werden. Hierfür ist eine Verringerung monopolistischer Machtstrukturen
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| weniger Unternehmen zugunsten einer Vielfalt von wirtschaftlichen, marktlich wie zivil getragenen
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| Unternehmungen notwendig und möglich. Deren kooperatives Zusammenspiel muss und kann lokal bis
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| interkontinental politisch, rechtlich und infrastrukturell gewährleistet werden.
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| Com-petition, das heißt kooperatives Wetteifern, kann sich – um eine menschen- und gemeinschaftsgerechte
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| Globalversorgung zu gewährleisten – nur durch Innovation und schöpferische Produktivität, unter
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| Nutzung der dynamischen Triebkräfte eines kooperativ-dialogischen Zusammenwirkens der
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| Kulturen und Menschen der Erde, fördernd und schützend entwickeln. Dialog und Austausch müssen
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| und können besonders in den institutionellen und räumlichen Überschneidungen der Kulturen in allen
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| Lebensschichten installiert werden und einer ständigen dynamischen Anpassung folgen. So können
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| Spannung und Konflikte dynamisch abgefedert, ausgeglichen, und im bewegten Diskurs umgeleitet
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| werden.
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| Das schöpferisch-erfinderische Potenzial, das sich in der individuellen Besonderheit des eigenen Weges
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| ausdrückt, erhöht den Ideen- und Entwicklungsreichtum für eine Vielzahl von Lebensstilen, für Neuund
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| Fortentwicklungen von Bestehendem und stellt so einen unersetzbaren Wert dar. So realisiert sich
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| die hohe produktive Potenzialität menschlich-schöpferischen Handelns auch ökonomisch im Sinne eines
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| alle bereichernden Plus-Summen-Spieles.|Potsdamer Manifest 2005}}
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| == Weblinks ==
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| * [http://www.gcn.de/download/manifest_de.pdf Potsdamer Manifest 2005]
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| * [http://www.gcn.de/download/denkschrift_de.pdf Potsdamer Denkschrift 2005]
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| [[Kategorie:Wissenschaft]] [[Kategorie:Wissenschaftstheorie]] [[Kategorie:21. Jahrhundert]]
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