Samuel Elliott Coues und Ennoia: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Coues_SI.jpg|thumb|200px|Samuel Elliott Coues (1842-1899)]]
[[Datei:Helen of Troy.jpg|thumb|[[Wikipedia:Evelyn de Morgan|Evelyn de Morgan]]:<br />Helena von Troja ([[Wikipedia:1898|1898]])]]
'''Samuel Elliott Coues''' (* [[Wikipedia:9. September|9. September]] [[Wikipedia:1842|1842]] in [[Wikipedia:Portsmouth (New Hampshire)|Portsmouth]], [[Wikipedia:New Hampshire|New Hampshire]]; † [[Wikipedia:25. Dezember|25. Dezember]] [[Wikipedia:1899|1899]] in [[Wikipedia:Baltimore|Baltimore]], [[Wikipedia:Maryland|Maryland]]) war ein [[Wikipedia:Streitkräfte der Vereinigten Staaten|US Army]]-[[Wikipedia:Chirurgie|Chirurg]], [[Wikipedia:Historik|Historik]]er, [[Wikipedia:Ornithologie|Ornithologe]], [[Wikipedia:Autor|Autor]] und [[Theosophie|Theosoph]].
'''Ennoia''' ({{ELSalt|έννοια}}), der „erste Gedanke“ oder die „erste Denkkraft“ [[Gott]]es, die als [[weib]]liches oder auch als [[Mann|männlich]]-[[weib]]liches [[Geistige Wesen|Geistwesen]], oft auch als Muttergöttin beschrieben wird, ist ein wesentlicher Bestandteil vieler [[Gnosis|gnostischen]] Systeme und wird oft auch mit [[Sophia]] ({{ELSalt|σοφία}}, [[Weisheit]]) oder der [[Barbelo]] ({{ELSalt|Βαρβηλώ}}) gleichgesetzt bzw. werden diese, wie etwa auch die [[Epinoia]] ({{ELSalt|έπινοια}}, [[Einsicht]]“), als weitere Entwicklungsstufen der ''Ennoia'' aufgefasst. Die [[Valentinianismus|Valentinianer]] nennen sie auch [[Charis]] oder [[Sige]] („Das Schweigen“).  


== Werdegang und Berufe ==
{{Zitat|Es lehren die Valentinianer, in unsichtbaren und unnennbaren Höhen sei ein vollkommener Äon gewesen, der vor allem war. Diesen nennen sie auch Uranfang, Urvater und Tiefe<ref>[[Bythos]]</ref> . Er ist aber unsichtbar, und kein Ding kann ihn fassen. Da er unfaßbar, unsichtbar, ewig und unerzeugt ist, so ist er unermeßliche Zeiten in tiefster Ruhe gewesen. Mit ihm hat zugleich angefangen die Ennoia, die sie auch Charis und Sige nennen. Nun ist jener einmal auf den Gedanken gekommen, von sich diesen Bythos als Anfang aller Dinge auszusenden und diesen Sprößling, den er auszusenden im Sinne gehabt hatte, wie ein Sperma gleichsam in den Mutterschoß der bei ihm befindlichen Sige einzusenken. Nachdem diese ihn empfangen hatte und schwanger geworden war, hat sie den Nous geboren, der dem Erzeuger ähnlich und gleich war und allein die Größe des Vaters erfaßte. Diesen Nous nennen sie auch den Eingebornen, Vater und Anfang aller Dinge. Mit Ihm zusammen ist auch die Wahrheit geboren und dies ist die erste und ursprüngliche Pythagoräische Vierheit, die sie auch die Wurzel aller Dinge heißen. Sie besteht nämlich aus dem Bythos und der Sige, dann aus dem Nous und der Wahrheit<ref></ref>.|Irenäus|Contra Haerese I 1,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel581.htm]}}


Coues wurde in Portsmouth (New Hampshire) geboren. Er absolvierte 1861 die [[Wikipedia:George Washington University|Columbian University]] in [[Wikipedia:Washington (D.C.)|Washington]] und 1863 die Medical School derselben Institution. 1862/63 diente er als medizinischer [[Wikipedia:Kadett (Militär)|Kadett]] in Washington (D.C.) und 1864 wurde er schließlich Assistenz[[Wikipedia:Chirurgie|chirurg]] der [[Wikipedia:Streitkräfte der Vereinigten Staaten|US Army]]. Er publizierte 1872 seinen ''Key to North American Birds'', das überprüft und 1884 und 1901 neu verlegt viel zur [[Wikipedia:Taxonomie|Systematik]] der amerikanischen [[Wikipedia:Ornithologie|Ornithologie]] beigetragen hat. Coues war 1873-76 ein angesehener [[Wikipedia:Chirurgie|Chirurg]] und [[Wikipedia:Naturforscher|Naturforscher]] der ''US Northern Boundary Commission'' und 1876-80 Geschäftsführer und [[Wikipedia:Naturforscher|Naturforscher]] des ''US Geological and Geographical Survey of the Territories'', für die er auch [[Wikipedia:Publikation|Publikation]]en verfasste. Er war 1877-82 [[Wikipedia:Dozent|Dozent]] für [[Wikipedia:Anatomie|Anatomie]] an der Medical School der Columbian University und erhielt dort 1882-87 eine [[Wikipedia:Professor|Professur]] im selben Fach.
Im [[Apokryphon des Johannes]] erfahren wir, wie der «unbekannte Gott» mittels der ''Ennoia'' die [[Äon|Äonen-Fünfheit]] nach seinem Bild erschaft, die in männlich-weiblichen Paaren ([[syzygie]]n) erscheint und damit genau besehen eine [[Zehn]]heit und in ihrer Gesamtheit zugleich der erste [[Mensch]] ist. Die ''Ennoia'' wird hier auch mit der [[Pronoia]] ({{ELSalt|πρόνοια}}), der [[Vorsehung]], gleichgesetzt.


Coues trat 1881 aus der Armee aus, um sich voll und ganz der wissenschaftlichen Forschung hingeben zu können. Er war ein Mitbegründer der [[Wikipedia:American Ornithologists' Union|American Ornithologists' Union]] und gab ihr Presseorgan ''The Auk'' heraus sowie mehrere andere [[Wikipedia:Ornithologie|ornithologische]] [[Wikipedia:Zeitschrift|Zeitschrift]]en. Er starb in [[Wikipedia:Baltimore|Baltimore]] nach einer Operation im [[Wikipedia:Johns Hopkins Hospital|Johns Hopkins Hospital]].
{{Zitat|Und sein Gedanke Ennoia vollbrachte eine Tat und trat in Erscheinung, das heißt die, die in Erscheinung trat vor ihm in dem Glanz seines Lichtes. Das ist die erste Kraft, welche vor dem All war und welche in Erscheinung trat aus seinem Denken. Sie ist die Pronoia des Alls, ihr Licht leuchtet im Abbild seines Lichtes, die vollkommene Kraft, die das Abbild ist des unsichtbaren, jungfräulichen Geistes, der vollkommen ist. Die erste Kraft, der Ruhm der Barbelo, die vollkommene Herrlichkeit in den Äonen, die Herrlichkeit der Offenbarung, sie gab Lobpreis dem vollkommenen Geist, und sie war es, die ihn preist, denn seinetwegen war sie in Erscheinung getreten.<br>


Zusätzlich zur Ornithologie machte er sich in der Erforschung von [[Wikipedia:Säugetiere|Säugetiere]]n verdient; sein Werk ''Fur-Bearing Animals'' (1877) unterschied sich von anderen derzeitigen Werken in puncto Genauigkeit und Vollständigkeit der Artenbeschreibungen, auch einiger Arten, die schon damals selten waren. In den 1880er-Jahren wurde er Mitglied der [[Wikipedia:Society for Psychical Research|Society for Psychical Research]].
Dieser ist der erste Gedanke, sein Abbild. Sie wurde der Mutterschoß des Alls, denn sie ist die, die vor ihnen allen ist, der Mutter-Vater, der erste Mensch, der heilige Geist, der dreifach-männliche, der dreifach-kraftvolle, der dreifachbenannte Mannweibliche und der ewige [[Äon]] bei den Unsichtbaren und das erste Herauskommen.<br>


== Als Theosoph ==
Sie bat den unsichtbaren, jungfräulichen Geist, das ist [[Barbelo]], ihr Erkenntnis zu geben. Und der Geist stimmte zu. Und als er aber zugestimmt hatte, offenbarte sich die erste Erkenntnis. Und sie stellte sich hin mit der Pronoia; diese stammt aus dem Gedanken des unsichtbaren, jungfräulichen Geistes. Sie pries ihn und seine vollkommene Kraft, Barbelo, da sie ihretwegen entstanden waren. Und wiederum bat sie, ihr Unvergänglichkeit zu gewähren, und er stimmte zu. Als er zugestimmt hatte, offenbarte sich die Unvergänglichkeit, und sie stand zusammen mit dem Gedanken und der Ersterkenntnis. Sie pries den Unsichtbaren und Barbelo, deretwegen sie entstanden waren. Und Barbelo bat, ihr ewiges Leben zu geben. Und der unsichtbare Geist stimmte zu. Und als er zugestimmt hatte, trat das ewige Leben in Erscheinung, und sie standen zusammen und priesen den unsichtbaren Geist und Barbelo, deretwegen sie entstanden waren. Und sie bat wiederum, ihr die Wahrheit zu geben. Und der unsichtbare Geist stimmte zu. Und er stimmte zu. Und als er zugestimmt hatte, trat die Wahrheit in Erscheinung. Und sie standen zusammen und priesen den unsichtbaren, vorzüglichen Geist und seine Barbelo, deretwegen sie entstanden waren. Das ist die Fünfheit der Äonen des Vaters, der der erste Mensch ist, das Bild des unsichtbaren Geistes.<br>


1880 kam Coues in Kontakt mit der [[Theosophie]] und trat im Sommer 1884 der [[London Lodge]] und damit der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] (TG) bei. Im selben Jahr gründete er in Washington (D.C.) eine Loge der TG, die ''Gnostic Lodge of the Theosophical Society'' ([[Gnostizismus|Gnostische]] Loge der Theosophischen Gesellschaft) deren Präsident er wurde. [1], [2]
Dies ist die [[Pronoia]], das ist die Barbelo, und der Gedanke und die Erst-Erkenntnis und die Unvergänglichkeit und das ewige Leben und die Wahrheit. Das ist die mannweibliche Fünfheit der Äonen, welche ist die [[Zehn]]heit der Äonen, welche ist der Vater.|Apokryphon des Johannes|NHC II,1 [http://web.archive.org/web/20070807112928/http://wwwuser.gwdg.de/~rzellwe/nhs/node67.html]}}


=== Präsident des Kontrollrates ===
Ähnliche Vorstellungen haben später die [[Kabbala|Kabbalisten]] mit dem System der 10 [[Sephiroth]] entwickelt, die zugleich den kosmischen Urmenschen [[Adam Kadmon]] repräsentieren.


Nachdem [[Henry Steel Olcott]], der Präsident der TG, im Mai 1884 einen Kontrollrat (American Board of Control) für die amerikanischen Logen ins Leben gerufen hatte, wählte dieser am 4. Juli 1885 Coues zu seinem Präsidenten. Coues „regierte“ den Kontrollrat [[Wikipedia:Autokratie|autokratisch]] und rief dadurch schnell Widerstände bei den Mitgliedern hervor. Eine Reihe von Telegrammen mit wirrem Inhalt erreichte 1886 mehrere führende Theosophen, darunter auch eine Aufforderung an [[William Quan Judge]], den Präsidenten der theosophischen ''Aryan Lodge'' (Loge der [[Arier]]), die „Türen zu schließen, niemanden mehr einzulassen und in der Stille den astralen Glocken zu lauschen“. Unterzeichnet waren diese Schreiben von [[Helena Blavatsky]] sowie dem [[Meister der Weisheit|''Meister'']] [[Kuthumi]], später stellte sich heraus, dass Coues der Verfasser war. Der jährliche Kongreß des Kontrollrates für 1886 sollte auf Anweisung Olcotts bis zur Klärung dieser Vorkommnisse auf den 5. Juli verschoben werden, dennoch hielt Coues die Tagung schon vorher ab. Daraufhin trat im Oktober 1886 der Kongreß ohne Coues erneut zusammen, beschloss die Abschaffung des Kontrollrates und stattdessen die Gründung einer ''Amerikanischen Sektion'' der TG mit Judge als Generalsekretär. Damit verlor Coues automatisch seinen Präsidentenposten beim Kontrollrat. [1], [3], [7], [8]
Nach [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] (''Gegen die Häretiker'', Buch 1, 23, 1-5) hat bereits der in der [[Wikipedia:Apostelgeschichte|Apostelgeschichte]] erwähnte [[Simon Magus]] den Anspruch erhoben, ein [[Messias]] (Christus) zu sein, und sei gekommen, um den (weiblichen) „ersten Gedanken" ''Ennoia'' aus der [[Materie]] zu erlösen. Dieser „erste Gedanke" sei in die niedrigeren Regionen der [[Finsternis]] und Unwissenheit abgestiegen und habe die [[Engel]]wesenheiten und Mächte erschaffen. Die Engel lehnten sich aus Neid gegen Ennoia-Helena auf und schufen die materielle Welt als ihr Gefängnis, in dem sie in einem weiblichen [[Leib]] gefangen lag. So zog sie - durch [[Reinkarnation]] oder [[Seelenwanderung]] - von Leib zu Leib wie von Gefängnis zu Gefängnis. Sie [[Inkarnation|inkarnierte]] sich u.a. in [[Helena (Mythologie)|Helena von Troja]], bis sie schließlich als [[Wikipedia:Prostituierte|Prostituierte]] in der [[Wikipedia:Phönikien|phönizischen]] Stadt [[Wikipedia:Tyros|Tyrus]] durch Gott, der in Gestalt des Simon Magus abgestiegen war, erlöst wurde. Nur wer an Simon und an Helena glaube, könne die Welt vor dem Verderben retten und mit ihnen in die höheren Regionen zurückkehren.


=== ''Esoteric Theosophical Society of America'' und ''Gnostic Lodge'' ===
{{Zitat|Dieser Simon von Samaria, von dem sämtliche Sekten abstammen, trägt folgende Irrlehre vor: Mit einer gewissen Helena, die er zu Tyrus in Phönizien als Lohndirne erstand, zog er herum und sagte, dies sei die erste Vorstellung seines Geistes, die Mutter aller, durch die er im Anfang gedachte, Engel und Erzengel zu erschaffen. Indem diese Ennoia von ihm ausging und erkannte, was der Vater wollte, stieg sie in die unteren Regionen hinab und zeugte die Engel und Mächte, von denen diese Welt gemacht worden sein soll. Dann aber wurde sie aus Neid von ihren eigenen Kindern zurückgehalten, da diese nicht für die Kinder irgend jemandes gehalten werden wollten. Er selbst blieb ihnen gänzlich unbekannt, die Ennoia aber hielten die Engel und Mächte zurück, die sie selbst geboren hatte, und jegliche Schmach mußte sie von ihnen erleiden, so daß sie nicht zu ihrem Vater zurückkehren konnte und sogar in menschlichem Körper eingeschlossen, in Ewigkeit wie von einem Gefäß in das andere in weibliche Körper überging. So war sie auch in dem Leib der Helena, deretwegen der trojanische Krieg unternommen wurde. Stesichorus, der auf sie Schmählieder dichtete, wurde deswegen geblendet, und erst als er reuevoll durch Gegenlieder Abbitte leistete, bekam er das Augenlicht wieder. Bei ihrer Wanderung von Körper zu Körper erlitt sie in jedem immer neue Schmach und landete zuletzt in einem öffentlichen Hause — sie ist das verlorene Schaf.|Irenäus|Gegen die Häretiker I, 23, 1-5 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel603-1.htm] }}


1887 gründete er die ''Esoteric Theosophical Society of America'' ([[Esoterik|Esoterische]] Theosophische Gesellschaft von Amerika) und ernannte sich selbst zum ''Perpetual President of the Esoteric Theosophical Society of America'' (Immerwährender Präsident der ...). Da er seine Korrespondenz mit diesem Titel versah, führte das bei manchen Theosophen zu dem falschen Glauben, Coues wäre der Leiter der [[Esoterische Sektion|Esoterischen Sektion]] der TG. Blavatsky, die tatsächliche Präsidentin der Esoterischen Sektion, stellte in einem mit 14. Mai 1889 datierten Schreiben klar, dass Coues niemals auch nur Mitglied der Esoterischen Sektion gewesen war und seitens der TG auch keine Befugnis hatte, sich den Titel eines ''Immerwährenden Präsidenten'' zu geben. Ob die Esoteric Theosophical Society überhaupt jemals Mitglieder hatte und nicht nur eine Erfindung Coues war, ist nicht bekannt. Es gibt keine Belege für irgendeine Tätigkeit oder Wirkkraft dieser Gesellschaft außerhalb der Person Coues, ab etwa 1890 trat sie nicht mehr in Erscheinung. [2], [4], [7]
== Die dreigestaltige «Protennoia» ==


Die von ihm 1884 gegründete und geleitete ''Gnostic Lodge of the Theosophical Society'' auch als ''Gnostic Theosophical Society of Washington'' (Gnostische Theosophische Gesellschaft von Washington) oder nur als ''Gnostic Branch'' (Gnostischer Zweig) bezeichnete Gruppe existierte als Teil der TG bis 1889. Etwa ab 1886/87 begann die Gnostic Lodge zunehmend Sammelpunkt für unzufriedene Theosophen und Gegner der Theosophie zu werden. 1888 und 1889 veröffentlichte Coues eine Reihe von Zeitungsartikeln welche die TG mehr oder weniger offen in Misskredit brachten, Näheres dazu weiter unten. Aus diesem Grund wurde Coues am 22. Juni 1889 aus der TG ausgeschlossen und die Stiftungsurkunde für die Gnostic Lodge zurückgezogen was ebenfalls den Ausschluss bedeutete. Coues selbst behauptete in der Zeitschrift ''Light'' vom 9. November 1889 unrichtig, dass er selbst die Gnostic Lodge bereits im Oktober 1886 aufgelöst und daraufhin als unabhängige Gesellschaft wiederbegründet habe. Nachdem ab 1892 die unlauteren Aktivitäten Coues nach und nach bekannt wurden, fielen die meisten Gnostic-Lodge-Mitglieder von ihm ab und die Organisation löste sich auf. Spätestens Coues Tod 1899 bedeutete das endgültige Finale für die Gnostic Lodge, die zu keiner Zeit eine nennenswerte Rolle gespielt hatte. [1], [2], [3]
In der [[Nag-Hammadi-Schrift]] «[[Die dreigestaltige Protennoia]]» wird der ''Erstgedanke'' Gottes ({{ELSalt|προτέννοια}}, ''protennoia'') in dreifaltiger Gestalt als Vater, Mutter und Sohn dargestellt. Von hier ertönt der weckende «Ruf» der [[Erlösung]]. Die Mutter als „erster Gedanke“ wird auch [[Barbelo]] genannt. Der Sohn, der aus ihrem «Ruf» erstand, ist das „[[Wort]]“, der [[Logos]], der [[Christus]] - ein leiser Anklang an den Prolog des [[Johannes-Evangelium|Johannes-Evangelium]]s {{Bibel|Joh|1|1-18|LUT}}. Bedingt durch die typisch gnostische leibfeindlichkeit ist allerdings nur von einer „Manifestation“, nicht aber von einer wirklichen [[Inkarnation]] des [[Logos]] die Rede. Die im [[Ich-bin]]-Stil verfasste Schrift zählt zur [[Sethianer|sethianischen]] Gnosis bzw. zur [[Barbelo-Gnosis]].


=== Die ''Coues-Collins affair'' ===
{{Zitat|Ich bin die Protennoia, der Gedanke, der im Vater wohnt. Ich bin die Bewegung, die im All wohnt; die, in der das All seinen Bestand hat, der Erst-Gezeugte unter denen, die entstanden sind; die, die vor dem All ist, sie wird Protennoia genannt mit drei Namen, und sie existiert allein, wobei sie vollkommen ist.  Ich bin unsichtbar in dem Denken des Unsichtbaren. Ich bin doch enthüllt in den unmeßbaren, unaussprechbaren Dingen. Ich bin unerreichbar, wobei ich im Unerreichbaren wohne;  und ich bewege mich doch in jeder Kreatur.  Ich bin das Leben meiner Epinoia, die, die in jeder Kraft und in jeder Bewegung wohnt ewiglich und in unsichtbaren Lichtern und in den Archonten und Engeln und Dämonen und in jeder Seele, die in dem Tartaros wohnt und in jeder hylischen Seele;  ich wohne in dem Gewordenen und bewege mich doch in jedem. Und ich ruhe in allen und wandle doch in Geradheit;  und ich wecke die, die schlafen. Ich bin die Sehkraft aller, die sich im Schlaf befinden. Ich bin doch der Unsichtbare im All.  Ich bin es, der über das Verborgene Überlegungen anstellt, wobei ich bereits alles kenne, was in ihm ist.  Ich bin für niemanden zählbar. Ich bin unmeßbar und unaussprechbar.<br>
Aber wenn ich will, werde ich mich selbst offenbaren.  Ich bin das Haupt des Alls. Ich existiere vor dem All. Ich bin das All, da ich in jedem bin. Ich bin ein Ruf, der leise spricht. Ich bin am Anfang entstanden;  ich wohne im Schweigen, das jeden von ihnen umgibt. Und es ist der verborgene Ruf, der in mir wohnt, in dem unerreichbaren, unmeßbaren Gedanken, in dem unmeßbaren Schweigen.  Ich kam herab in die Mitte der Unterwelt, und ich leuchtete herab auf die Finsternis. Ich bin es, der hervorsprudeln ließ das Wasser. Ich bin es, der verborgen ist in den strahlenden Wassern.|Die dreigestaltige Protennoia|NHC XIII,1 [http://web.archive.org/web/20070807112928/http://wwwuser.gwdg.de/~rzellwe/nhs/node583.html][http://www.gerd-albrecht.de/Die%20Gnostischen%20Schriften/Die%20Dreigestaltige%20Protennoia.htm] }}


Die ''Coues-Collins affair'' oder ''Coues-Collins charges'' (Coues-Collins Affäre/Anklage) begann 1885 als Coues eine Kopie des damals noch unveröffentlichten Manuskriptes von [[Mabel Collins]] Buch ''Licht auf dem Pfad'' las. Begeistert vom gelesenen schrieb Coues an Collins und fragte nach der Quelle, woraufhin Collins in einem Brief das Werk als Durchgabe der [[Meister der Weisheit]] bezeichnete. Als Collins im April 1889 aus der TG ausgeschlossen wurde, schrieb sie in einem mit 18. April 1889 datierten Brief an Coues, dass ihre damalige Aussage unter dem Diktat Blavatskys entstanden war. Tatsächlich sollte der Text nicht von den Meistern der Weisheit stammen, sondern sie hätte ihn in einer Vision gesehen. Blavatsky hätte sie aber schließlich zur Behauptung über die Meister überredet, um dadurch der TG neuen Auftrieb zu geben. [1], [2], [5], [9]
Durch den vollkommenen Sohn, den Christus, entstehen die [[Äon]]en und er gibt ihnen ihre Herrlichkeit und ihre Throne. Doch dann tritt „der große Dämon in Erscheinung, der über den untersten Teil der Unterwelt und des Chaos herrscht, wobei er weder eine Gestalt hat noch Vollkommenheit, sondern die Gestalt der Herrlichkeit derer, die in der Finsternis hervorgebracht wurden, besitzt. Dieser nun wird genannt ,Sakla`, das heißt ,[[Samael]] oder [[Jaltabaoth]]`, der, der Kraft genommen hat; er hat sie von der Arglosen, [[Sophia]] geraubt, die er zuvor überwältigt hatte, das heißt, die [[Epinoia]] des Lichtes, die herabgekommen war, die, aus der er zuvor hervorgekommen war.“ Damit beginnt die Erschaffung des Menschen und der äußeren, der Finsternis verfallen Welt, die der [[Erlösung]] bedürftig ist.


Am 11. Mai 1889 veröffentlichte Coues die beiden Briefe im der Zeitschrift ''Religio-Philosophical Journal'' und in späteren Ausgaben noch eine Reihe weiteres belastendes Material. Collins erlitt daraufhin eine Reihe von [[Wikipedia:Nervenzusammenbruch|Nervenzusammenbrüchen]] und war bis 1910 gesundheitlich angeschlagen. Obwohl Collins daraufhin behauptete, dass das alles auf einem Missverständnis beruhe und es tatsächlich keine Nötigung von seiten Blavtskys gegeben habe war der Schaden nicht mehr gutzumachen. Eine Unzahl an Briefen, Stellungnahmen, Gutachten und Gegengutachten in dieser Sache zog sich über Jahre hin, brachte jedoch kein eindeutiges Ergebnis. Mehrere theosophische Logen brachen über diesem Skandal zusammen und zahlreiche Mitglieder verließen die TG. Ob die Coues-Collins affair eine wahre Begebenheit ans Licht brachte oder eine Verkettung unglücklicher Umstände zu einer falschen Anschuldigung führte ist bis heute umstritten. [1], [2], [5], [9]
Die Erlösung erfolgt durch ein dreimaliges Herabsteigen der Protennoia. Durch den «Ruf» wird die [[Erkenntnis]] ([[Gnosis]]) über den göttlichen Ursprung erweckt, die durch die Dämonen der Unterwelt verdunkelt worden war. Nur durch Erkenntnis ist Erlösung möglich - das ist das Grundthema aller gnostischen Richtungen. Die Selbstoffenbarung der Protennoia bringt somit nicht nur die Erkenntnis, sondern sie ''ist'' die Erlösung. Beim ersten Herabstieg ertönt der «Ruf» der Protennoia, beim zweiten Mal erhebt sie als [[Heimarmene]] ({{ELSalt|εἱμαρμένη}}, [[Schicksal]]“) ihre Stimme und zuletzt vollendet der [[Christus]], der [[Logos]], die Erlösung durch das [[Wort]].


=== Anschuldigungen in der ''New York Sun'' ===
== Anmerkungen ==


Ab 1888 begann Coues in mehreren Zeitungen Artikel zu veröffentlichen, in denen er behauptete, von den [[Meister der Weisheit|Meistern der Weisheit]] Briefe bekommen zu haben. Er hätte diese aber sofort als Fälschungen und Hokuspokus erkannt, behauptete Coues. Diese Aussagen stellten die von der TG als authentisch angesehenen [[Meisterbriefe]], welche unter anderem Blavatsky und [[Alfred Percy Sinnett]] angeblich von den „Meistern“ bekommen haben wollen in Frage und brachten dadurch die gesamte TG in Misskredit. Als Höhepunkt dieser Publikationen erschienen am 1. Juni und 20. Juli 1890 in der ''[[Wikipedia:New York Sun (1833–1950)|New York Sun]]'' Interviews mit Coues in denen er Blavatsky als „Gaunerin“ und „Schwindlerin“ bezeichnete und die gesamte TG als „Betrug“ deklarierte. Blavatsky erhob daraufhin Klage wegen Verleumdung gegen die ''New York Sun'' und Coues. Noch vor einem Urteilsspruch starb Blavatsky jedoch am 8. Mai 1891, nach US-amerikanischem Recht beendete ihr Tod die Erhebungen und das Verfahren wurde eingestellt. In der Ausgabe vom 26. September 1892 brachte die ''New York Sun'' eine Richtigstellung der 1890 gedruckten Artikel, distanzierte sich von den Aussagen Coues und widerrief diese öffentlich und redaktionell. Coues selbst äußerte sich dazu nicht. [1], [2], [6]
<references/>
 
=== Die ''Blavatsky-Coulomb-Briefe'' ===
 
Im Dezember 1885 veröffentlichte die [[Wikipedia:Society for Psychical Research|Society for Psychical Research]] den von [[Richard Hodgson]] verfassten sogenannten [[Hodgson Report]], der Blavatsky schwer belastete. Hodgson bezog sich bei seinen Anschuldigungen auf die [[Coulomb-Affäre]]. Aus der Korrespondenz zwischen Blavatsky und Emma Coulomb sollte angeblich hervorgehen, Blavatsky sei in schwerwiegender Weise in Betrug und Fälschung der [[Meisterbriefe]] verwickelt gewesen. Obwohl er die Möglichkeit hatte und es gemäß den Prinzipien einer [[Wikipedia:Wissenschaftliche Arbeit|wissenschaftlichen Arbeit]] notwendig gewesen wäre, fertigte Hodgson kein einziges [[Wikipedia:Faksimile|Faksimile]] dieser Briefe an. 1890 kaufte Coues über einen Händler die Blavatsky-Coulomb-Briefe von der Mission der [[Wikipedia:Free Church of Scotland|Free Church of Scotland]] in [[Wikipedia:Chennai|Chennai]] an. Der von Coues unterfertigte Scheck über die Zahlung für diese Briefe ist bis heute erhalten, die Briefe selbst sind jedoch seitdem verschollen. [[Vernon Harrison]], der den Hodgson Report untersuchte, brachte dazu folgendes in Erfahrung: [1] Seite 82ff., [10]
 
{{Zitat|Als Coues seinen Prozess führte, kaufte er die Coulomb-Briefe durch einen Händler der schottischen Missionare in Indien. Ich bin im Besitz einer Ablichtung seines Schecks. Der Scheck ist in den Coues-Archiven der State Historical Society of Wisconsin, Madison, Wisconsin. Ich habe einen Mikrofilm all seiner Papiere über Theosophie und die damit in Zusammenhang stehenden Dinge. Die Coulomb-Briefe sind NICHT in den Archiven. Nun war es Coues Absicht bei der Beschaffung der Briefe, einen Beweis für seine Verteidigung von HPBs [Helena Petrowna Blavatsky] Prozess zu erhalten, um sie als Betrügerin zu entlarven. Seine Frau war Millionärin; und damit stand ihm jegliches professionelle Mittel zur Verfügung, HPB zu stürzen, wenn diese Briefe Originale waren. Wie auch immer, völliges Schweigen - er erwähnte niemals, sie zu besitzen. Entweder vernichtete er sie zu seinen Lebzeiten oder hinterließ Anweisungen an seine Erben, sie zu vernichten.|Vernon Harrison| ''H.P. Blavatsky und die SPR'', Seite 7f. [10]}}
 
{{Zitat|Wären sie [die Blavatsky-Coulomb-Briefe] echt, hätten sie vernichtendes Beweismaterial zu seinen [Elliott Coues] Gunsten geboten. Er benützte sie nicht [...] aber der durch [die] Umstände bedingte Beweis, dass sie Fälschungen [...] waren, ist stark. Er [Coues] hatte sowohl ein Motiv als auch die Fähigkeit, das zu tun. Ich kann nicht glauben, dass Coues die Briefe nicht benützt hätte, um HPB zu schädigen, wenn sie echt gewesen wären. Vielleicht zog es Coues - in der Erkenntnis, dass sie für ihn nutzlos waren - vor, sie zerstören zu lassen, ehe sie ihren Weg ins Lager von Blavatsky finden würden.|a.a.O.|, Seite 43f. [10]}}
 
Nach 1892 trat Coues kaum noch öffentlich in Erscheinung, sein [[Esoterik|esoterischer]] Ruf war zerstört und durch die Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Theosophie auch sein wissenschaftliches Renommee angeschlagen.
 
== Werke ==
 
* ''Outlines of a system of mechanical philosophy, being a research into the laws of force.'' Charles & Brown, Boston 1851.
* ''A monograph of the Tringeae of North America.'' Philadelphia 1861.
* ''On the osteology and myology of Colymbus torquatus.'' Riverside, Cambridge 1866.
* ''Prodrome of a work on the ornithology of Arizona Territory.'' Merrihew & son, Phildadelphia 1866.
* ''A monograph of the alcidæ.'' Philadelphia 1868.
* ''Bullock's oriole.'' Salem 1871.
* ''Key to North American birds, containing a concise account of every species of living and fossil bird at present known from the continent north of the Mexican and United States boundary.'' Salem 1872.
* ''On the osteology and myology of Didelphys virginiana.'' Boston 1872.
* ''Birds of the Northwest, a handbook of the ornithology of the region drained by the Missouri river and its tributaries.'' Washington 1874.
* ''Abstract of results of a study of the genera geomys and thomomys, with addenda on the osteology of geomyidos and on the habits of geomys tusa.'' Washington 1875.
* ''Report upon the collections of mammals made in portions of Nevada, Utah, California, Colorado, New Mexico and Arizona, during the years 1871, 1872, 1873, and 1874.'' Washington 1875.
* ''Fur-bearing Animals, monograph of North American Mustelidae, in which an account of the wolverene, the martens or sables, the ermine, the mink and various other kinds of weasels, several species of skunks, the badger, the land and sea otters, and numerous exotic allies of these animals, is contributed to the history of North American mammals.'' Washington 1877.
* ''Monographs of North American Rodentia.'' Washington 1877.
* ''Birds of the Colorado Valley, a repository of scientific and popular information concerning North American ornithology.'' Washington 1878.
* ''A check list of North American birds.'' Putnam, Salem 1879.
* ''The Coues check list of North American birds.'' Estes & Lauriat, Boston 1882.
* ''Biogen, a speculation on the origin and nature of life.'' Judd, Detweiler, Estes & Lauriat, Washington, Boston 1882-84.
* ''Avifauna Columbana, being a list of birds inhebit the District of Columbia.'' Webster, Washington 1883.
* ''Can matter think? A problem in psychics.'' Estes & Lauriat, Boston 1884.
* ''The daemon of Darwin.'' Estes & Lauriat, Boston 1885.
* ''[[Kuthumi]], the true and complete oeconomy of human life, based on the system of theosophical ethics.'' Estes & Lauriat, Boston 1886.
* ''Handbook of field and general ornithology, a manual of the structure and classification of birds.'' Macmillan, London 1890.


== Literatur ==
== Literatur ==
#[[Wikipedia:Hans Jonas|Hans Jonas]]: ''Gnosis uns spätantiker Geist I'', Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1934, 1964, 1988 ISBN 978-3525531235
#[[Wikipedia:Kurt Rudolph|Kurt Rudolph]]: ''Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion'', Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3


* Michael J. Brodhead: ''A soldier-scientist in the American Southwest, being a narrative of the travels of Brevet Captain Elliott Coues, Assistant Surgeon, U.S.A., through Kansas and the territories of Colorado and New Mexico, to Arizona, and thence to the coast of California together with his observations upon the natural history, especially the avifauna, of the regions traversed, 1864-1865.'' Arizona Historical Society, Tucson 1973.
[[Kategorie:Gnosis]]
* Paul Russell Cutright: ''Elliott Coues, naturalist and frontier historian.'' University of Illinois Press, Urbana 2001, ISBN 0-252-06987-0.
 
== Weblinks ==
 
* [http://encyclopedia.jrank.org/COR_CRE/COUES_ELLIOTT_18421899_.html Biografie] (Englisch)
* [http://elibrary.unm.edu/sora/Wilson/v041n04/p0219-p0228.pdf Längere Biografie] (Englisch, PDF 524 kB)
{{PNDfehlt|22. September 2008}}
 
== Quellen ==
 
* 1. The Theosophical Movement 1875-1950: http://www.phx-ult-lodge.org/theosophica%20lmovement.htm Seite 143ff.
* 2. The Theosophical Movement, Chapter XIV: http://www.wisdomworld.org/additional/TheTheosophicalMovement-Series/Chapter-14.html
* 3. Sunrise-Theosophische Perspektiven, 3/1996: http://www.theosophie.de/pdf/31996.pdf Seite 72f.
* 4. The Esoteric Section of the Theosophical Society: http://www.blavatskyarchives.com/blav89ess.htm
* 5. "Light on the Path" and Mabel Collins: http://www.blavatskyarchives.com/judgelotpamc89.htm
* 6. Blavatsky Unveiled!: http://www.blavatskyarchives.com/coues.htm
* 7. Dr. Elliott Coues in His Letters: http://www.blavatskyarchives.com/judgeelliotcoues.htm
* 8. Abner Doubleday and Theosophy in America: 1879-1884: http://www.theosociety.org/pasadena/sunrise/40-90-1/th-tsgom.htm
* 9. The Many Lives of Mabel Collins: http://www.kimfarnell.co.uk/mabel1.htm
* 10. H.P. Blavatsky und die SPR: http://www.theosophischer-verlag.de/online/pdf/HPB_SPR.pdf
 
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Version vom 14. August 2014, 23:26 Uhr

Evelyn de Morgan:
Helena von Troja (1898)

Ennoia (griech. έννοια), der „erste Gedanke“ oder die „erste Denkkraft“ Gottes, die als weibliches oder auch als männlich-weibliches Geistwesen, oft auch als Muttergöttin beschrieben wird, ist ein wesentlicher Bestandteil vieler gnostischen Systeme und wird oft auch mit Sophia (griech. σοφία, „Weisheit“) oder der Barbelo (griech. Βαρβηλώ) gleichgesetzt bzw. werden diese, wie etwa auch die Epinoia (griech. έπινοια, „Einsicht“), als weitere Entwicklungsstufen der Ennoia aufgefasst. Die Valentinianer nennen sie auch Charis oder Sige („Das Schweigen“).

„Es lehren die Valentinianer, in unsichtbaren und unnennbaren Höhen sei ein vollkommener Äon gewesen, der vor allem war. Diesen nennen sie auch Uranfang, Urvater und Tiefe[1] . Er ist aber unsichtbar, und kein Ding kann ihn fassen. Da er unfaßbar, unsichtbar, ewig und unerzeugt ist, so ist er unermeßliche Zeiten in tiefster Ruhe gewesen. Mit ihm hat zugleich angefangen die Ennoia, die sie auch Charis und Sige nennen. Nun ist jener einmal auf den Gedanken gekommen, von sich diesen Bythos als Anfang aller Dinge auszusenden und diesen Sprößling, den er auszusenden im Sinne gehabt hatte, wie ein Sperma gleichsam in den Mutterschoß der bei ihm befindlichen Sige einzusenken. Nachdem diese ihn empfangen hatte und schwanger geworden war, hat sie den Nous geboren, der dem Erzeuger ähnlich und gleich war und allein die Größe des Vaters erfaßte. Diesen Nous nennen sie auch den Eingebornen, Vater und Anfang aller Dinge. Mit Ihm zusammen ist auch die Wahrheit geboren und dies ist die erste und ursprüngliche Pythagoräische Vierheit, die sie auch die Wurzel aller Dinge heißen. Sie besteht nämlich aus dem Bythos und der Sige, dann aus dem Nous und der WahrheitReferenzfehler: Ungültige Verwendung von <ref>: Der Parameter „ref“ ohne Namen muss einen Inhalt haben..“

Irenäus: Contra Haerese I 1,1 [1]

Im Apokryphon des Johannes erfahren wir, wie der «unbekannte Gott» mittels der Ennoia die Äonen-Fünfheit nach seinem Bild erschaft, die in männlich-weiblichen Paaren (syzygien) erscheint und damit genau besehen eine Zehnheit und in ihrer Gesamtheit zugleich der erste Mensch ist. Die Ennoia wird hier auch mit der Pronoia (griech. πρόνοια), der Vorsehung, gleichgesetzt.

„Und sein Gedanke Ennoia vollbrachte eine Tat und trat in Erscheinung, das heißt die, die in Erscheinung trat vor ihm in dem Glanz seines Lichtes. Das ist die erste Kraft, welche vor dem All war und welche in Erscheinung trat aus seinem Denken. Sie ist die Pronoia des Alls, ihr Licht leuchtet im Abbild seines Lichtes, die vollkommene Kraft, die das Abbild ist des unsichtbaren, jungfräulichen Geistes, der vollkommen ist. Die erste Kraft, der Ruhm der Barbelo, die vollkommene Herrlichkeit in den Äonen, die Herrlichkeit der Offenbarung, sie gab Lobpreis dem vollkommenen Geist, und sie war es, die ihn preist, denn seinetwegen war sie in Erscheinung getreten.

Dieser ist der erste Gedanke, sein Abbild. Sie wurde der Mutterschoß des Alls, denn sie ist die, die vor ihnen allen ist, der Mutter-Vater, der erste Mensch, der heilige Geist, der dreifach-männliche, der dreifach-kraftvolle, der dreifachbenannte Mannweibliche und der ewige Äon bei den Unsichtbaren und das erste Herauskommen.

Sie bat den unsichtbaren, jungfräulichen Geist, das ist Barbelo, ihr Erkenntnis zu geben. Und der Geist stimmte zu. Und als er aber zugestimmt hatte, offenbarte sich die erste Erkenntnis. Und sie stellte sich hin mit der Pronoia; diese stammt aus dem Gedanken des unsichtbaren, jungfräulichen Geistes. Sie pries ihn und seine vollkommene Kraft, Barbelo, da sie ihretwegen entstanden waren. Und wiederum bat sie, ihr Unvergänglichkeit zu gewähren, und er stimmte zu. Als er zugestimmt hatte, offenbarte sich die Unvergänglichkeit, und sie stand zusammen mit dem Gedanken und der Ersterkenntnis. Sie pries den Unsichtbaren und Barbelo, deretwegen sie entstanden waren. Und Barbelo bat, ihr ewiges Leben zu geben. Und der unsichtbare Geist stimmte zu. Und als er zugestimmt hatte, trat das ewige Leben in Erscheinung, und sie standen zusammen und priesen den unsichtbaren Geist und Barbelo, deretwegen sie entstanden waren. Und sie bat wiederum, ihr die Wahrheit zu geben. Und der unsichtbare Geist stimmte zu. Und er stimmte zu. Und als er zugestimmt hatte, trat die Wahrheit in Erscheinung. Und sie standen zusammen und priesen den unsichtbaren, vorzüglichen Geist und seine Barbelo, deretwegen sie entstanden waren. Das ist die Fünfheit der Äonen des Vaters, der der erste Mensch ist, das Bild des unsichtbaren Geistes.

Dies ist die Pronoia, das ist die Barbelo, und der Gedanke und die Erst-Erkenntnis und die Unvergänglichkeit und das ewige Leben und die Wahrheit. Das ist die mannweibliche Fünfheit der Äonen, welche ist die Zehnheit der Äonen, welche ist der Vater.“

Apokryphon des Johannes: NHC II,1 [2]

Ähnliche Vorstellungen haben später die Kabbalisten mit dem System der 10 Sephiroth entwickelt, die zugleich den kosmischen Urmenschen Adam Kadmon repräsentieren.

Nach Irenäus von Lyon (Gegen die Häretiker, Buch 1, 23, 1-5) hat bereits der in der Apostelgeschichte erwähnte Simon Magus den Anspruch erhoben, ein Messias (Christus) zu sein, und sei gekommen, um den (weiblichen) „ersten Gedanken" Ennoia aus der Materie zu erlösen. Dieser „erste Gedanke" sei in die niedrigeren Regionen der Finsternis und Unwissenheit abgestiegen und habe die Engelwesenheiten und Mächte erschaffen. Die Engel lehnten sich aus Neid gegen Ennoia-Helena auf und schufen die materielle Welt als ihr Gefängnis, in dem sie in einem weiblichen Leib gefangen lag. So zog sie - durch Reinkarnation oder Seelenwanderung - von Leib zu Leib wie von Gefängnis zu Gefängnis. Sie inkarnierte sich u.a. in Helena von Troja, bis sie schließlich als Prostituierte in der phönizischen Stadt Tyrus durch Gott, der in Gestalt des Simon Magus abgestiegen war, erlöst wurde. Nur wer an Simon und an Helena glaube, könne die Welt vor dem Verderben retten und mit ihnen in die höheren Regionen zurückkehren.

„Dieser Simon von Samaria, von dem sämtliche Sekten abstammen, trägt folgende Irrlehre vor: Mit einer gewissen Helena, die er zu Tyrus in Phönizien als Lohndirne erstand, zog er herum und sagte, dies sei die erste Vorstellung seines Geistes, die Mutter aller, durch die er im Anfang gedachte, Engel und Erzengel zu erschaffen. Indem diese Ennoia von ihm ausging und erkannte, was der Vater wollte, stieg sie in die unteren Regionen hinab und zeugte die Engel und Mächte, von denen diese Welt gemacht worden sein soll. Dann aber wurde sie aus Neid von ihren eigenen Kindern zurückgehalten, da diese nicht für die Kinder irgend jemandes gehalten werden wollten. Er selbst blieb ihnen gänzlich unbekannt, die Ennoia aber hielten die Engel und Mächte zurück, die sie selbst geboren hatte, und jegliche Schmach mußte sie von ihnen erleiden, so daß sie nicht zu ihrem Vater zurückkehren konnte und sogar in menschlichem Körper eingeschlossen, in Ewigkeit wie von einem Gefäß in das andere in weibliche Körper überging. So war sie auch in dem Leib der Helena, deretwegen der trojanische Krieg unternommen wurde. Stesichorus, der auf sie Schmählieder dichtete, wurde deswegen geblendet, und erst als er reuevoll durch Gegenlieder Abbitte leistete, bekam er das Augenlicht wieder. Bei ihrer Wanderung von Körper zu Körper erlitt sie in jedem immer neue Schmach und landete zuletzt in einem öffentlichen Hause — sie ist das verlorene Schaf.“

Irenäus: Gegen die Häretiker I, 23, 1-5 [3]

Die dreigestaltige «Protennoia»

In der Nag-Hammadi-Schrift «Die dreigestaltige Protennoia» wird der Erstgedanke Gottes (griech. προτέννοια, protennoia) in dreifaltiger Gestalt als Vater, Mutter und Sohn dargestellt. Von hier ertönt der weckende «Ruf» der Erlösung. Die Mutter als „erster Gedanke“ wird auch Barbelo genannt. Der Sohn, der aus ihrem «Ruf» erstand, ist das „Wort“, der Logos, der Christus - ein leiser Anklang an den Prolog des Johannes-Evangeliums (Joh 1,1-18 LUT). Bedingt durch die typisch gnostische leibfeindlichkeit ist allerdings nur von einer „Manifestation“, nicht aber von einer wirklichen Inkarnation des Logos die Rede. Die im Ich-bin-Stil verfasste Schrift zählt zur sethianischen Gnosis bzw. zur Barbelo-Gnosis.

„Ich bin die Protennoia, der Gedanke, der im Vater wohnt. Ich bin die Bewegung, die im All wohnt; die, in der das All seinen Bestand hat, der Erst-Gezeugte unter denen, die entstanden sind; die, die vor dem All ist, sie wird Protennoia genannt mit drei Namen, und sie existiert allein, wobei sie vollkommen ist. Ich bin unsichtbar in dem Denken des Unsichtbaren. Ich bin doch enthüllt in den unmeßbaren, unaussprechbaren Dingen. Ich bin unerreichbar, wobei ich im Unerreichbaren wohne; und ich bewege mich doch in jeder Kreatur. Ich bin das Leben meiner Epinoia, die, die in jeder Kraft und in jeder Bewegung wohnt ewiglich und in unsichtbaren Lichtern und in den Archonten und Engeln und Dämonen und in jeder Seele, die in dem Tartaros wohnt und in jeder hylischen Seele; ich wohne in dem Gewordenen und bewege mich doch in jedem. Und ich ruhe in allen und wandle doch in Geradheit; und ich wecke die, die schlafen. Ich bin die Sehkraft aller, die sich im Schlaf befinden. Ich bin doch der Unsichtbare im All. Ich bin es, der über das Verborgene Überlegungen anstellt, wobei ich bereits alles kenne, was in ihm ist. Ich bin für niemanden zählbar. Ich bin unmeßbar und unaussprechbar.
Aber wenn ich will, werde ich mich selbst offenbaren. Ich bin das Haupt des Alls. Ich existiere vor dem All. Ich bin das All, da ich in jedem bin. Ich bin ein Ruf, der leise spricht. Ich bin am Anfang entstanden; ich wohne im Schweigen, das jeden von ihnen umgibt. Und es ist der verborgene Ruf, der in mir wohnt, in dem unerreichbaren, unmeßbaren Gedanken, in dem unmeßbaren Schweigen. Ich kam herab in die Mitte der Unterwelt, und ich leuchtete herab auf die Finsternis. Ich bin es, der hervorsprudeln ließ das Wasser. Ich bin es, der verborgen ist in den strahlenden Wassern.“

Die dreigestaltige Protennoia: NHC XIII,1 [4][5]

Durch den vollkommenen Sohn, den Christus, entstehen die Äonen und er gibt ihnen ihre Herrlichkeit und ihre Throne. Doch dann tritt „der große Dämon in Erscheinung, der über den untersten Teil der Unterwelt und des Chaos herrscht, wobei er weder eine Gestalt hat noch Vollkommenheit, sondern die Gestalt der Herrlichkeit derer, die in der Finsternis hervorgebracht wurden, besitzt. Dieser nun wird genannt ,Sakla`, das heißt ,Samael oder Jaltabaoth`, der, der Kraft genommen hat; er hat sie von der Arglosen, Sophia geraubt, die er zuvor überwältigt hatte, das heißt, die Epinoia des Lichtes, die herabgekommen war, die, aus der er zuvor hervorgekommen war.“ Damit beginnt die Erschaffung des Menschen und der äußeren, der Finsternis verfallen Welt, die der Erlösung bedürftig ist.

Die Erlösung erfolgt durch ein dreimaliges Herabsteigen der Protennoia. Durch den «Ruf» wird die Erkenntnis (Gnosis) über den göttlichen Ursprung erweckt, die durch die Dämonen der Unterwelt verdunkelt worden war. Nur durch Erkenntnis ist Erlösung möglich - das ist das Grundthema aller gnostischen Richtungen. Die Selbstoffenbarung der Protennoia bringt somit nicht nur die Erkenntnis, sondern sie ist die Erlösung. Beim ersten Herabstieg ertönt der «Ruf» der Protennoia, beim zweiten Mal erhebt sie als Heimarmene (griech. εἱμαρμένη, „Schicksal“) ihre Stimme und zuletzt vollendet der Christus, der Logos, die Erlösung durch das Wort.

Anmerkungen

Literatur

  1. Hans Jonas: Gnosis uns spätantiker Geist I, Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1934, 1964, 1988 ISBN 978-3525531235
  2. Kurt Rudolph: Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3