Auferstehung (Tolstoi)

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Auferstehung (russisch ВоскресениеWoskressenije) ist nach Krieg und Frieden und Anna Karenina der dritte und letzte Roman von Lew Tolstoi. Er wurde im Jahr 1899 veröffentlicht, zwanzig Jahre nach Anna Karenina.

Tolstoi schrieb mehr als zehn Jahre an dem Roman. Die Geschichte baut auf einem Gerichtsfall auf, von dem ihm ein Freund 1887 erzählt hatte. Tolstoi beendete die Arbeit an dem Roman 1899, da er mit dem Erlös die Auswanderungen der Duchoborzen aus Russland nach Kanada unterstützen wollte. Er erschien 1899 in Russland als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift Niva in einer zensierten Fassung.[1] Für die Veröffentlichung in Niva erhielt Tolstoi für jeden Bogen, bestehend aus 16 Seiten, 1000 Rubel.[2] Ebenfalls im Jahr 1899 wurde in England eine unzensierte Fassung veröffentlicht. Der Roman verursachte ein breites Echo in der literarischen Welt.

Deutsche Übersetzungen stammen von Wladimir Czumikow (1900), Vera Hirschfeld, Marie von Pezold, Ilse Frapan,[3] Hermann Asemissen, Adolf Heß, E. Kaiser, Wadim Tronin, August Scholz und Barbara Conrad (Hanser-Verlag, 2016).

Handlung

Die Handlung thematisiert die Läuterung der Protagonisten durch moralisches Handeln. Ein adliger Gutsherr, als Geschworener bei Gericht, erkennt in einer angeklagten Prostituierten ein von ihm verführtes Mädchen wieder, verführt in einer Osternacht, dem Fest der Auferstehung Christi. Er fühlt sich mitschuldig an ihrem Schicksal und bemüht sich um eine Urteilsrevision. Er erfährt die ganze Unvollkommenheit des damaligen Rechtssystems und folgt ihr schließlich in Zwangsarbeit und Verbannung. Eine Ehe mit ihm schlägt sie aus, obwohl oder eher weil sie ihn liebt. Sie hat vor, einen anderen Häftling zu heiraten.

Neben der Haupthandlung flocht Tolstoi wie in allen seinen Romanen zahlreiche Nebenfiguren und Nebenhandlungen in den Roman ein, so dass ein breitgefächertes Gesellschaftsbild über alle Schichten hinweg entstand. Dabei klingt immer wieder ein großer Appell an die Menschlichkeit und Nächstenliebe durch, an die Erkenntnis des „wahren Lebens“ durch Umkehr zu Gott und die Liebe zu allen Geschöpfen.

Personen

Eine römische Zahl am Anfang eines Eintrags bezeichnet – in den Teilen 1 bis 3 – das Kapitel, in welchem die Person eingeführt wird. Nach der (geschätzten) Bedeutung der Personen für das Verstehen des Romans sind vier Stufen unterschieden: fett, kursiv, ohne Kennzeichnung, geklammert.

Teil 1

  • I - Jekaterina Michailowa Maslowa, „die Maslowa“ alias Ljubow, Ljubascha, Ljubka, auch Katerina, Katjuscha, Tochter einer unverheirateten Hofmagd, wuchs bei Sofja Iwanowna und Marja Iwanowna auf
  • II - Sofja Iwanowna und Marja Iwanowna, diese auch Maschenka, alte Fräulein, Tanten Nechljudows väterlicherseits
  • Dmitri Iwanowitsch Nechljudow, „deren studierender Neffe, ein reicher Fürst“: Gardeleutnant auch Mitja, verführte Katjuscha, als sie 16 Jahre alt war, gab ihr einen Hundertrubelschein und reiste davon. Das liegt zu Beginn des Romans acht Jahre zurück.
  • Karoline Albertowna Kitajewa, Bordell-Inhaberin, Katjuschas Wirtin, Zeugin
  • III - die „Kortschagins“: Iwan Iwanowisch Kortschagin, General und Gouverneur; seine Frau Sofja Wassiljewna; ihre Tochter Marija, meist Missi, „die junge Fürstin Kortschagin“; ein Sohn Petja, Sextaner; eine Tochter von vier Jahren
  • Agrafena Petrowna, Haushälterin Nechljudows
  • IV - Maria Wassiljewna, Frau des Adelsmarschalls, buhlt um Nechljudow
  • V - Peter Baklaschow, Kaufmann, Mitgeschworener
  • Peter Gerassimowitsch, Lehrer, Mitgeschworener
  • VI - (Klara Wassiljewna, Geliebte des Gerichtsvorsitzenden; Matwei Nikititsch, Mitglied des Gerichts; Breve, Stellvertreter des Staatsanwalts; Michail Petrowitsch, anscheinend der Gerichtsvorsitzende)
  • VII - (Staatsrat J. M. Nikophorow; Oberst a. D. Iwan Semjonowitsch Iwanow; Kapitän Juri Dmitrijewitsch Dantschenko; Kaufmann Grigori Jefimowitsch Kuleschkow und so weiter)
  • IX - Simon Petrow Kartinkin, Zimmerbedienter, und Euphemia Iwanowna Botschkowa, Zimmermädchen, beide sind Mitangeklagte der Maslowa
  • X - (Therapont Jemeljanowitsch Smjelkow, Kaufmann zweiter Gilde, plötzlich verstorben; Timochin, Kaufmann, sein Landsmann und Freund; Rosanowa, Wirtin und Zeugin)
  • XII - Matrona Pawlowa, alte Magd bei den Tanten
  • XIV - (Tichon, Diener bei den Tanten)
  • XVIII - (Schönbock, freigiebiger Regimentskamerad)
  • XXV - Fanarin, Advokat (und Mikischin)
  • XXVI - (Iwan Iwanowitsch Kolossow; * Michail Sergejewitsch Teljagin, auch Micha, Missis Vetter; Miss Roeder, die Gouvernante der vierjährigen Schwester Missis; Katerina Alexejewna, auch Jekaterina, eine vierzigjährige Jungfrau und Slawophilin)
  • XXVII - Rjepin
  • XXVIII - Kornei, ein Diener Nechljudows
  • XXX - Mitgefangene: Korablewa, Zellenälteste und Branntweinverkäuferin; Fedosia Biriukowa genannt Fenitschka; ein Weib von vierzig Jahren mit Säugling, später „die Wladimirsche“ genannt
  • XXXII - Schtscheglow, Zuchthäusler und Ausbrecher
  • Fedka Molodjonkow, Fabrikarbeiter (grob bis zur Körperverletzung)
  • XXXIII - Natalia Iwanowna Ragoshinskaja, Nechljudows Schwester, und (2, XXXI) ihr Mann Ignatius Nikiphorowitsch Ragoshinski
  • XXXV - Iwaschenko
  • XLI - Sidorow, Unteroffizier
  • XLII - Maria Karlowna, Aufseherin
  • XLV - Michail Iwanowitsch Maslennikow, auch Mika, Vizegouverneur
  • Ssemjon Iwanowitsch, Schriftsteller
  • Garschkin
  • Anatole Ssemjonowitsch
  • XLVI - Wassiljew, Angestellter
  • Petrow, Aufseher, durch seine Stärke berühmt
  • Njepomnaschtschi, Landstreicher
  • Mitrij (ein Dimitrij)
  • XLVII - Fedotow, Justizdiener
  • XLVIII „prächtige Alte“ Menschow, Gefangene; ihr Sohn, ein Bauernbursche, auch Gefangener
  • XLIX - Wjera Jefremowna Bogoduchowskaja, Diakonstochter, politische Gefangene
  • L - Gräfin Paszek, Wohltäterin
  • LI - Marusja, Tochter des Inspektors, 5 oder 6 Jahre alt, musiziert
  • LIV - Maria Pawlowna mit Sohn Kolja, zieht nach Sibirien
  • LV - Lydia (Lida) Schustowa, Freundin der Bogoduchowskaja, und Gurkewitsch, Freund der Bogoduchowskaja
  • (LVI - Medynzew, redseliger junger Mann)
  • (LVII - Nadina Bukshövden)
  • (Anna Ignatjewna, Maslennikows Ehefrau; Frau Bjeljuwska; Michail Iwanowitsch Tschernoff)
  • (LVIII - Gräfin Woronzow und Viktor Apraxin; Annette)

Teil 2

  • (I - Wassilij Karlytsch, deutscher Verwalter des Gutes Kusminskoje [das Gut der Tanten Nechljudows heißt Panowo laut 2,III]; Fräulein Kirimova)
  • III - (Matrjona Semjonischa Charina, Katjuschas Tante)
  • IV - (Fedka, ein Knabe)
  • V - (Michail, Ssemjon Makarow, Marfa, Anisja)
  • VI - (Waska; Malanja)
  • VIII - Nikoljenka Irtenjew, Freund Nechljudows, dessen Schwester war in ihn verliebt (2, XXXI)
  • X oder früher - (Ssamanow, ein Krösus)
  • XII - (Dufar, ein Franzose)
  • XIV - Gräfin Jekaterina Iwanowna Tscharskaja, Nechljudows Tante mütterlicherseits, und ihr Mann Dmitrij Tscharski, ein Minister a. D.
  • Tscherwanski, Gräfin Mariettas Mann
  • (Aline; Kiesewetter, ein Prediger; Baron Kriegsmut; die Kamenskaja, deren Sohn im Duell getötet wurde; Helene)
  • XV - Graf Iwan Michailowitsch, Minister a. D.; Senator Wladimir Wassiljewitsch Wolf, Kassationsabteilung
  • XVI - (Baron Worobjew)
  • XVIII - Skorowodnikow, der gelehrte Jurist, und B., der praktische Jurist, beide im Senat
  • XIX - alter General und deutscher Baron
  • XX - Nikitin, Vorsitzender des Senats; Seljonin, Gehilfe des Oberstaatsanwalts
  • XXI - (Weljanow)
  • XXIV - (Bogatyreff, ehemaliger Kamerad Nechljudows)
  • XXV - (Wjera Jefremowa Kornilowa, Tante der Lydia Schustowa; Lydias Vetter Sacharow; Mitin; Petrow)
  • XXVII - (Taporow, Kirchenbeschützer)
  • XXX - (Ochotin, rückfälliger Dieb; Fjodorow, Bandenführer)
  • XXXIV - Taraß Bargutschow, Fedosias Mann
  • XXXV - (Mörder Fjodorow; Komiker Ochotkin; „Tausendschön“)
  • XXXVII - (Matwei Iwanytsch)
  • XXXIX - (Osten, ein Diplomat, mit Nechljudow bekannt)
  • XL - (Pugatschow, Stenka Rjasin)
  • XLI - (Mawra, Frau des Fabrikarbeiters)
  • XLIII - Philip (Kortschagin?)

Teil 3

  • I - Marja Pawlowna Schtschetinina und ein Simonson, beide politische Gefangene
  • III - Nowodworow, ein Revolutionär
  • VI - Anatol Krylzow, politischer Gefangener; „der berühmte Petrow“; (Losinski, ein Pole, und Rosowski, ein Jude)
  • X - Karmanow, ein Zwangsarbeiter; (Makar Djewkin, ein Räuber)
  • XI - (Emilia Cyrillowna Ranzewa), (Frau eines Verbannten), „ein vollständiger Mensch“
  • XII - Nabatow, ein Bauer; Marcell Kondratjew, ein Fabrikarbeiter
  • XIII - (die hübsche Grabez)
  • XVI - (Busowkin, ein Vater; Karmanow; Aksiutka)
  • XVIII - (Petlin, ein politischer Verbrecher)
  • XXIII - Seljonin

Theater

  • 1902 - Résurrection (französisch) dramatisiert von Henry Bataille

Musiktheater

  • 1903 - Siberia, der Roman Auferstehung diente als Vorlage (UA: Mailand 1903)
  • 1902 - Resurrezione - Drama in vier Akten von Franco Alfano; Libretto von Cesare Hanau (nach Bataille) (UA: Turin 1904)

Verfilmungen (Auswahl)

  • 1909 - Resurrection (Stummfilm) - Regie: David Wark Griffith
  • 1934 - We Live Again - Regie: Rouben Mamoulian
  • 1958 - Auferstehung - Regie: Rolf Hansen (Hauptrollen: Horst Buchholz und Myriam Bru)
  • 1961 - Auferstehung (Woskressenije) – Regie: Michail Schweizer
  • 2001 - Die Auferstehung (Resurrezione) – Regie: Paolo Taviani, Vittorio Taviani

Hörspiele

  • 1960: Katjuscha - Bearbeitung: Fred von Hoerschelmann, Regie: Heinz-Günter Stamm, mit Peter Pasetti (Fürst Dimitri Iwanowitsch Nechljudow), Ingrid Pan (Katerina Maslowa), Sigfrit Steiner (Boris Alexandrowitsch, Verwalter), Wolfgang Reichmann, Reinhard Glemnitz, Edith Schultze-Westrum, Erna Sellmer, Mario Adorf, Wolfgang Büttner, Horst Tappert, Sigurd Fitzek, Bum Krüger u. v. a.
  • 1964: Auferstehung - Bearbeitung: Fred von Hoerschelmann, Regie: Cläre Schimmel, mit Wolfgang Kieling (Fürst Dimitri), Solveig Thomas (Katerina Maslowa), Lina Carstens (Wirtschafterin Matrjena), Hanns Ernst Jäger, Hans Mahnke, Wolfgang Büttner, Hannes Tannert, Claus Biederstaedt, Ludwig Anschütz, Rolf Boysen, Alfred Schieske, Heinz Baumann, Dieter Eppler u. v. a.

Weblinks

Einzelnachweise

  1.  Edward Wasiolek: Tolstoy's Major Fiction. University of Chicago Press,, 1978, ISBN 0226873986.
  2.  Aleksandra Tolstaya: THE TRAGEDY OF TOLSTOY. Yale University Press, 1933, ISBN 0226873986.
  3. Auferstehung. Roman. Erste vollständige im Auftrag des Verfassers hergestellte Uebersetzung von Wadim Tronin und Ilse Frapan. Friedrich Fontane, Berlin 1900.


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