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Aktuelle Version vom 28. Dezember 2020, 15:47 Uhr

Joe Kaeser (2014)
Kaeser 2017 mit Ivanka Trump

Joe Kaeser (eigentlich Josef Käser, * 23. Juni 1957 in Arnbruck, Niederbayern) ist ein deutscher Manager. Zwischen 2006 und 2013 war er Finanzvorstand der Siemens AG. Seit dem 1. August 2013 ist er Vorstandsvorsitzender dieser AG.

Leben und Wirken

Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Regensburg trat Käser 1980 bei Siemens in den Unternehmensbereich Bauelemente ein, wo er in den folgenden Jahren verschiedene kaufmännische Leitungsfunktionen übernahm – unter anderem auch im Siemens-Bauelementegeschäft in Malaysia (1987–1988). 1990 wurde ihm die kaufmännische Leitung des Geschäftsgebiets Opto Semiconductors übertragen. Ab 1994 war Kaeser als Executive Vice President and Chief Financial Officer und später als CEO der US-Töchter Siemens Components, Cupertino, sowie Siemens Microelectronics, San José, tätig. Seit seinen USA-Aufenthalten nennt er sich Joe Kaeser.[1]

Im Jahr 1999 wurde Kaeser in der zentralen Finanzabteilung des Konzerns die Aufgabe zum Aufbau eines neuen, konzernweiten Systems zum Performance Controlling übertragen. In dieser Zeit war er im Vorfeld der Börsennotierung in New York unter anderem mitverantwortlich für die Umstellung der weltweiten Rechnungslegung von Siemens auf US-GAAP.

Von April 2001 bis September 2004 war Kaeser Mitglied des Bereichsvorstands IC Mobile und Chief Financial Officer des Bereichs. Am 1. Mai 2006 trat Joe Kaeser im Amt des Leiters Corporate Finance die Nachfolge von Heinz-Joachim Neubürger als Finanzvorstand des Konzerns an, als dieser im Zuge des Bestechungsskandals aus dem Unternehmen ausschied. Auch Kaeser wurde die Mitwisserschaft und Duldung der jahrelangen Schmiergeldpraktiken im Siemens-Konzerns vorgehalten.[2] Er beteuerte jedoch seine Unschuld und wurde nie juristisch belangt.[3]

Der Aufsichtsrat der Siemens AG wählte ihn am 31. Juli 2013 als Nachfolger von Peter Löscher zum Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens. Am 1. August 2013 trat er den Posten an.[4] 2015 verhandelte der ägyptische Präsident Abd al-Fattah as-Sisi persönlich mit Kaeser bei einer Wirtschaftskonferenz in Scharm asch-Schaich.[5] Auf der diesjährigen Hauptversammlung der Daimler AG will er sich zum Aufsichtsratsmitglied wählen lassen.[6]

Joe Kaeser ist Mitglied der Trilateralen Kommission in Europa.[7] Vom 11. bis 14. Juni 2015 nahm er an der 63. Bilderberg-Konferenz in Telfs-Buchen in Österreich teil.

Positionierungen und Kritik

Joe Kaeser hat sich in der Vergangenheit wie selten ein deutscher Manager zu Fragen von Moral und Politik positioniert,[8] was ein kontroverses Echo hervorrief. Auch mit seinem Verhalten als Siemens-Chef stieß er bisweilen auf öffentliche Kritik.

Im März 2014, kurz nachdem die Krim von Russland annektiert worden war, reiste Kaeser nach Moskau und traf dort Wladimir Putin. Norbert Röttgen (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, erklärte dazu: „Kaesers Vorgehen zeigt, dass er entweder die geopolitische Bedeutung der Krise nicht verstanden hat oder dass er das Einzelinteresse seines Unternehmens über die Interessen nicht nur Deutschlands, sondern Europas und des gesamten Westens stellt.“[9]

In der Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) plädierte Kaeser für die Einführung eines Grundeinkommens und warnte vor sozialen Spannungen durch die Digitalisierung.[10]

Kaeser gab im November 2017 den Abbau von 6900 Arbeitsplätzen bei Siemens bekannt, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Dies wurde vielfach kritisiert.[11] Im Mai 2018 wurde bekannt, dass das Werk in Erfurt nicht verkauft wird und die Standorte Görlitz und Leipzig nicht geschlossen werden.[12]

2018 äußerte sich der Siemens-Chef als Befürworter von Donald Trumps Steuerreform für Unternehmen.[13] Nachdem Alice Weidel (AfD) in einer Bundestagsdebatte von „Messermännern“ und „Kopftuchmädchen“ gesprochen hatte, twitterte Kaeser im Mai 2018: „Lieber ‚Kopftuch-Mädel‘ als ‚Bund Deutscher Mädel‘. Frau Weidel schadet mit ihrem Nationalismus dem Ansehen unseres Landes in der Welt. Da, wo die Haupt-Quelle des deutschen Wohlstands liegt.“ Daraufhin habe es Gewaltandrohungen gegen ihn, seine Familie und sein Umfeld gegeben. Es dürfe jedoch keine Schweigespirale entstehen und man dürfe die öffentliche Diskussion „nicht populistisch-nationalen Äußerungen überlassen“. Kaeser ist überdies der Ansicht, dass „ohne ein Einwanderungsgesetz die Republik die Kontrolle nicht wiedererlangen wird.“[14]

Als nach dem ungeklärten Verschwinden des Journalisten Jamal Khashoggi internationale Vertreter aus Wirtschaft und Politik ihre Teilnahme an einer geplanten Investorenkonferenz in Riad absagten, hielt Kaeser – der dem Beirat der Konferenz angehört – seine Teilnahme bis zum Schluss offen.[8] Noch eine Woche vor dem Treffen sagte Kaeser in Toronto: „Wenn wir aufhören, mit Ländern zu kommunizieren, in denen Menschen vermisst werden, kann ich auch gleich zu Hause bleiben.“ Er wurde daraufhin unter anderem von Norbert Röttgen und von dem FDP-Politiker Bijan Djir-Sarai kritisiert. Auch Alexander Graf Lambsdorff (FDP) forderte die deutsche Wirtschaft auf, die Investorenkonferenz in Riad so lange nicht zu unterstützen, bis der Fall Khashoggi eindeutig aufgeklärt sei.[15] Am Tag vor dem Konferenzbeginn sagte Kaeser seine Teilnahme schließlich doch ab und bezeichnete die mittlerweile eingeräumte Tötung Khashoggis als „barbarisch“. Die offizielle Erklärung Saudi-Arabiens, es habe sich um einen Unfall gehandelt, hält er für „kaum glaubhaft“.[16] Hintergrund für sein Zögern soll ein abschlussreifer Milliardenauftrag gewesen sein, dessen Zustandekommen Tausende Arbeitsplätze in der Siemens-Sparte Energietechnik gesichert hätte.[17]

In der Debatte um die Sea-Watch 3 Kapitänin Carola Rackete erklärte sich Kaeser Ende Juni 2019 solidarisch via Twitter mit den Seenotrettern.[18]

Siehe auch

Literatur

  • Zukunft gestalten. Die Siemens-Unternehmer 1847–2018. Hrsg. vom Siemens Historical Institute, Hamburg 2018, ISBN 978-3867746021.
  • Caspar Busse: Unter Strom. Joe Kaeser macht für Siemens Geschäfte und Politik. Und manchmal – wie im Fall Alstom – beides zusammen. Die Geschichte eines Mannes aus dem Bayerischen Wald, der eine Idee von der Welt hat. In: Süddeutsche Zeitung, 29. April 2014, S. 3.

Weblinks

Commons: Joe Kaeser - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Passauer Neue Presse, 5. August 2013, Seite 3 (Interview mit Joe Kaeser).
  2. Siemens-Affäre: Vorwürfe gegen Finanzvorstand Kaeser. In: Spiegel Online, 23. Januar 2007, abgerufen am 24. Oktober 2018.
  3. Dana Heide: Jetzt kommt ein „echter Siemensianer“. In: Handelsblatt, 31. Juli 2013, abgerufen am 24. Oktober 2018.
  4. Löscher-Nachfolge: Aufsichtsrat wählt Joe Kaeser zum neuen Siemens-Chef. In: Spiegel Online, 31. Juli 2013, abgerufen am selben Tag.
  5. Ulrich Rippert: Siemenschef Joe Kaeser ruft nach Führung und verherrlicht einen Diktator. In: World Socialist Web Site, 25. Juli 2015, abgerufen am 1. August 2015.
  6. daimler.com: Hauptversammlung 2019
  7. Mitgliedsverzeichnis der Trilateralen Kommission (PDF; 284 KB), Stand 2015.
  8. 8,0 8,1 Christoph Schäfer, Georg Meck, Tim Kanning: Deutsche-Bank-Chef sagt Reise nach Saudi-Arabien ab. In: FAZ, 19. Oktober 2018, abgerufen am selben Tag.
  9. Zitiert nach Matthias Naß: Schleimen ist Chefsache. In: Die Zeit 1/2018, 31. Januar 2018, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  10. Max Hägler: Siemens-Chef plädiert für ein Grundeinkommen. In: Süddeutsche Zeitung, 20. November 2016, abgerufen am 24. Oktober 2018.
  11. Siemens will weltweit 6.900 Jobs streichen. In: Die Zeit, 16. November 2017, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  12. Anne Hähnig: Hat hier der Populismus gesiegt? In: Zeit im Osten Nr. 23, 30. Mai 2018 (Onlinefassung: 3. Juni 2018, abgerufen am 19. Oktober 2018).
  13. Siemens-Chef verteidigt sein Lob für Donald Trump. In: Süddeutsche Zeitung, 3. Februar 2018, abgerufen am 24. Oktober 2018.
  14. Gerhard Hegmann: Siemens-Chef sieht sich im Kampf gegen die AfD alleingelassen. In: Die Welt, 10. Juli 2018, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  15. Fall Khashoggi: FDP-Politiker nennt Verhalten von Siemens-Chef Kaeser „unverantwortlich“. In: Spiegel Online, 19. Oktober 2018, abgerufen am selben Tag.
  16. Florian Diekmann, Dinah Deckstein: Siemens-Chef Kaeser und der Fall Khashoggi: Absage mit Nebenwirkungen. In: Spiegel Online, 22. Oktober 2018, abgerufen am 23. Oktober 2018.
  17. Ist Siemens in Riad ein Milliardenauftrag entgangen? In: FAZ, 23. Oktober 2018, abgerufen am 24. Oktober 2018.
  18. Seenotrettung. Debatte im Netz: Darf der Siemens-Chef Carola Rackete unterstützen?, derstandard.at vom 3. Juli 2019


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