Ludwig Müllner und Sage: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Ludwig Müllner.jpg|thumb|Ludwig Müllner (1900-1974)]]
Eine '''Sage''' (von {{ahd|saga|Gesagtes}}) ist eine anfangs nur mündlich überlieferte Schilderung von [[urbild]]lichen [[Übersinnliche Welt|übersinnlichen]] Ereignissen, die aber, insbesondere bei den Heldensagen und anders als bei den zeitlich unbestimmten [[Märchen]] („Es war einmal ...“), oft auf konkrete historische Begebenheiten bezogen werden, deren geistigen Hintergrund sie darstellen. Thematisch gliedern sich die Sagen in '''Göttersagen''' ([[Mythen]]), '''Heldensagen''' und '''Volkssagen'''.


'''Ludwig Müllner''' (* [[Wikipedia:1900|1900]]; † [[Wikipedia:26. September|26. September]] [[Wikipedia:1974|1974]] in [[Wikipedia:Brunn am Gebirge|Brunn am Gebirge]], [[Wikipedia:Österreich|Österreich]]) war [[Wikipedia:Tierarzt|Tierarzt]] und [[Anthroposoph|Anthroposoph]].
{{GZ|Zunächst leben die Sagen in irgendeinem Volke, und sie werden
exoterisch, äußerlich-wörtlich genommen. Dann beginnt der Unglaube
an diese wörtliche Auffassung der Sagen, und es versuchen
die Gebildeten eine symbolische, eine sinnbildliche Deutung der Sagen.
Hinter diesen zwei Deutungen stecken aber noch fünf andere
Deutungen; denn jede Sage hat sieben Deutungen. Die dritte ist diejenige,
wo Sie in der Lage sind, die Sagen wiederum in einer gewissen
Weise wörtlich zu nehmen.|93|47}}


[[Datei:Müllner Goethes Faust.jpg|thumb|left]]
{{GZ|Dasjenige, was Mythe war, sah der Eingeweihte während
[[Datei:Brunner Heimathaus.jpg|thumb|300px|Das [[Brunner Heimathaus]] mit der [[Rudolf Steiner Gedenkstätte]] im 1. Stock über dem Torbogen; im Nachbarhaus wohnte Ludwig Müllner.]]
dieses Ganges in die geistige Welt. Das vermochte er den anderen
Schon von früher Jugend an beschäftigte sich Ludwig Müllner mit [[Goethe]] und [[Rudolf Steiner]]. Er war Schüler von Friedrich Thetter und studierte dann an der [[Wikipedia:Veterinärmedizinische Universität Wien|Tierärztlichen Hochschule Wien]], wo er auch als Assistent arbeitete, ehe er in [[Wikipedia:Brunn am Gebirge|Brunn am Gebirge]] als [[Wikipedia:Tierarzt|Tierarzt]] tätig wurde. [[Wikipedia:1924|1924]] wurde Müllner Mitglied der [[Anthroposophische Gesellschaft in Österreich|Anthroposophischen Gesellschaft in Österreich]]. Als durch und durch musischer Mensch mit dichterischer und schauspielerischer Begabung studierte er bei [[Hertha Louise Zuelzer]] [[Sprachgestaltung]] und veranstaltete gerne Hausmusikabende und Gartenkonzerte. Seine besonderen Arbeitsgebiete, denen er sich mit großer Hingabe widmete, waren Biologie, Entwicklungsgeschichte und Goethe-Forschung.
Menschen nun zu sagen, indem er es in die Mythen und Sagen
kleidete.|106|145}}


Müllner, der unmittelbar benachbart des Gliedererhofes in Brunn am Gebirge lebte, ist es zu verdanken, dass hier eine frühe Wohn- und Wirkensstätte [[Rudolf Steiner]]s entdeckt und als [[Rudolf Steiner Gedenkstätte Brunn am Gebirge]] erhalten wurde. In dem unmittelbar an der [[Wikipedia:Südbahn (Österreich)|Südbahn]] gelegenen Ort, wo Steiners Vater als Stationsvorstand tätig war, wohnte die Familie Steiner von [[Wikipedia:1882|1882]] bis [[Wikipedia:1887|1887]]. Rudolf Steiner schrieb hier während seiner Studentenzeit an den [[Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]] für [[Wikipedia:Joseph Kürschner|Joseph Kürschner]]s ''National-Literatur'' sowie die [[Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung]]. Und hier mag Steiner auch erste Anregungen für den späteren Bau des [[Erstes Goetheanum|ersten Goetheanums]] in [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] gefunden haben, denn der Grundriss der ''Brunner Kirche'' weist, wie schon Ludwig Müllner erkannte, bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit dem des ersten Goetheanums auf. Der Entdeckung Müllners wurde zunächst mit großer Skepsis begegnet, da keine Dokumente den zeitweiligen Wohnsitz Steiners in Brunn am Gebirge zu bestätigen schienen. Erst zur Weihnachtszeit [[Wikipedia:1958|1958]] erhielt Müllner Nachricht von [[Emil Bock]], dass sich in [[Wikipedia:Eisenach|Eisenach]] 38 Briefe und Postkarten Steiners an [[Wikipedia:Joseph Kürschner|Professor Kürschner]] gefunden hätten, die alle in Brunn am Gebirge zwischen 1882 und 1886 geschrieben worden waren.
{{GZ|Durch Sagen und Mythen haben sich ja in früheren Zeiten die
Wissenden zu dem Volke über die tiefsten Wahrheiten ausgesprochen.
Wenn man damals den Menschen, die da lebten, wo heute
Nord- und Mitteleuropa ist, solche Begriffe beigebracht hätte, wie
wir sie jetzt in der theosophischen Weltanschauung bekommen, so
würden die Menschen von dazumal nichts davon gehabt haben.
Die Weisen sprachen zu jedem Volk und Zeitalter so, wie das Volk
und das Zeitalter sie verstehen konnte. Sie gingen dabei immer aus
von dem Gesetz der Wiederverkörperung oder Reinkarnation.|92|147}}


Ludwig Müllner starb am [[Wikipedia:26. September|26. September]] [[Wikipedia:1974|1974]] in [[Wikipedia:Brunn am Gebirge|Brunn am Gebirge]].
{{GGZ|Zu der Mysterieneinweihung gehörte nicht
nur die Einweihung in die Wahrheiten der Gegenwart, sondern
auch in die der Vergangenheit und der Zukunft. Immer gehörte
dazu die Apokalyptik. Die Siegfried-Sage ist lange Zeit die Apokalypse
des nordischen Volkes gewesen. Diese Sage ist nicht
Dichtung, die irgendwie im Volk entstanden ist aus einzelnen
Stücken, wie man sich das in der Philologie vorstellt. Das Volk
dichtet nicht. Das kann nur jemand sagen, der keine Ahnung davon
hat, wie es in der Seele eines Volkes zugeht. Die Sagen sind
nichts anderes als Wiedergaben dessen, was in den Krypten der
Mysterien sich vollzogen hat. Was man in der Sage hat, ist nichts
anderes als die Wiedergabe von Mysterienvorgängen. Einen solchen
Vorgang, für den man im Süden das Wort «Mysterium» hatte,
nannte man im Norden eine «Maere», woraus das Wort «Märchen» für die kleineren Vorgänge dann entstanden ist. «Uns ist in
alten maeren wunders vil geseit». «Wunders» ist nichts anderes als
ein «Zeichen», ein Zeichen für Dinge, die als Vorgänge auf höheren
Planen anzusehen sind.


== Werke ==
Die nordische Sagenwelt ist deshalb so interessant, weil sie
etwas darstellt, was Sie in der ganzen südlichen Sagenwelt nicht
finden können. Was die südlichen Völkerschaften in ihrer Sagenwelt
darstellen, bedeutet immer einen Aufstieg; sie haben immer
etwas aufgenommen, etwas bekommen, was zu einer höheren Stufe
hinaufführt. Die indischen, persischen, babylonischen, chaldäischen
Völker und die, welche sie abgelöst haben, haben zwar auch
tragische Gestalten; ich erinnere nur an die Chronos-Sage. Aber
hier im Norden ist das Tragische am meisten ausgebildet, weil diese
Völker lange warten mußten. Es war eine lang dauernde, vorbereitende
Kultur mit einer hohen Initiation, die - und das ist das
Wichtige - eine Kultur war, die so weit hinunterging, daß der Initiierte
der Mensch war. Der Initiierte der Inder ist der Bodhisattva,
dann sind es die Rishis, später bei den Griechen sind die Initiierten
die Sonnensöhne wie Herakles und Achilles. Dann erst,
nachdem die Stufenleiter der Initiierten so weit heruntergegangen
war, kam der initiierte Mensch hier im Norden, dem nur das eine
fehlte, nämlich das, was der Christus ist, der Gott-gewordene
Mensch. Der Mensch im Norden tritt uns in wartender Haltung
entgegen; er ist verwundbar an der Stelle, wo das Christentum
einsetzen muß.|92|91f}}


* ''Rudolf Steiner und Brunn am Gebirge bei Wien'', 1960; Anna Pichler Verlag, Wien 1997 ISBN 3-901087-70-2
== Literatur ==
* ''Goethes Faust im Lichte seiner Naturforschung'', Oedenburg 1932; Orient-Occident Verlag, Stuttgart 1981
#Rudolf Steiner: ''Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen'', [[GA 92]] (1999), ISBN 3-7274-0920-7 {{Vorträge|092}}
* ''Der Gliedererhof Heimathaus der Gemeinde Brunn am Gebirge mit Rudolf Steiner Gedenkstätte'', Marktgemeinde Brunn, 1972
#Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
#Rudolf Steiner: ''Ägyptische Mythen und Mysterien'', [[GA 106]] (1992), ISBN 3-7274-1060-4 {{Vorträge|106}}


== Weblinks ==
{{GA}}


* {{Biographie|489}}
[[Kategorie:Sage]]
 
{{DEFAULTSORT:Müllner, Ludwig}}
 
[[Kategorie:Anthroposoph (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 22. Dezember 2015, 12:11 Uhr

Eine Sage (von ahd. saga „Gesagtes“) ist eine anfangs nur mündlich überlieferte Schilderung von urbildlichen übersinnlichen Ereignissen, die aber, insbesondere bei den Heldensagen und anders als bei den zeitlich unbestimmten Märchen („Es war einmal ...“), oft auf konkrete historische Begebenheiten bezogen werden, deren geistigen Hintergrund sie darstellen. Thematisch gliedern sich die Sagen in Göttersagen (Mythen), Heldensagen und Volkssagen.

„Zunächst leben die Sagen in irgendeinem Volke, und sie werden exoterisch, äußerlich-wörtlich genommen. Dann beginnt der Unglaube an diese wörtliche Auffassung der Sagen, und es versuchen die Gebildeten eine symbolische, eine sinnbildliche Deutung der Sagen. Hinter diesen zwei Deutungen stecken aber noch fünf andere Deutungen; denn jede Sage hat sieben Deutungen. Die dritte ist diejenige, wo Sie in der Lage sind, die Sagen wiederum in einer gewissen Weise wörtlich zu nehmen.“ (Lit.:GA 93, S. 47)

„Dasjenige, was Mythe war, sah der Eingeweihte während dieses Ganges in die geistige Welt. Das vermochte er den anderen Menschen nun zu sagen, indem er es in die Mythen und Sagen kleidete.“ (Lit.:GA 106, S. 145)

„Durch Sagen und Mythen haben sich ja in früheren Zeiten die Wissenden zu dem Volke über die tiefsten Wahrheiten ausgesprochen. Wenn man damals den Menschen, die da lebten, wo heute Nord- und Mitteleuropa ist, solche Begriffe beigebracht hätte, wie wir sie jetzt in der theosophischen Weltanschauung bekommen, so würden die Menschen von dazumal nichts davon gehabt haben. Die Weisen sprachen zu jedem Volk und Zeitalter so, wie das Volk und das Zeitalter sie verstehen konnte. Sie gingen dabei immer aus von dem Gesetz der Wiederverkörperung oder Reinkarnation.“ (Lit.:GA 92, S. 147)

„Zu der Mysterieneinweihung gehörte nicht nur die Einweihung in die Wahrheiten der Gegenwart, sondern auch in die der Vergangenheit und der Zukunft. Immer gehörte dazu die Apokalyptik. Die Siegfried-Sage ist lange Zeit die Apokalypse des nordischen Volkes gewesen. Diese Sage ist nicht Dichtung, die irgendwie im Volk entstanden ist aus einzelnen Stücken, wie man sich das in der Philologie vorstellt. Das Volk dichtet nicht. Das kann nur jemand sagen, der keine Ahnung davon hat, wie es in der Seele eines Volkes zugeht. Die Sagen sind nichts anderes als Wiedergaben dessen, was in den Krypten der Mysterien sich vollzogen hat. Was man in der Sage hat, ist nichts anderes als die Wiedergabe von Mysterienvorgängen. Einen solchen Vorgang, für den man im Süden das Wort «Mysterium» hatte, nannte man im Norden eine «Maere», woraus das Wort «Märchen» für die kleineren Vorgänge dann entstanden ist. «Uns ist in alten maeren wunders vil geseit». «Wunders» ist nichts anderes als ein «Zeichen», ein Zeichen für Dinge, die als Vorgänge auf höheren Planen anzusehen sind.

Die nordische Sagenwelt ist deshalb so interessant, weil sie etwas darstellt, was Sie in der ganzen südlichen Sagenwelt nicht finden können. Was die südlichen Völkerschaften in ihrer Sagenwelt darstellen, bedeutet immer einen Aufstieg; sie haben immer etwas aufgenommen, etwas bekommen, was zu einer höheren Stufe hinaufführt. Die indischen, persischen, babylonischen, chaldäischen Völker und die, welche sie abgelöst haben, haben zwar auch tragische Gestalten; ich erinnere nur an die Chronos-Sage. Aber hier im Norden ist das Tragische am meisten ausgebildet, weil diese Völker lange warten mußten. Es war eine lang dauernde, vorbereitende Kultur mit einer hohen Initiation, die - und das ist das Wichtige - eine Kultur war, die so weit hinunterging, daß der Initiierte der Mensch war. Der Initiierte der Inder ist der Bodhisattva, dann sind es die Rishis, später bei den Griechen sind die Initiierten die Sonnensöhne wie Herakles und Achilles. Dann erst, nachdem die Stufenleiter der Initiierten so weit heruntergegangen war, kam der initiierte Mensch hier im Norden, dem nur das eine fehlte, nämlich das, was der Christus ist, der Gott-gewordene Mensch. Der Mensch im Norden tritt uns in wartender Haltung entgegen; er ist verwundbar an der Stelle, wo das Christentum einsetzen muß.“ (S. 91f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen, GA 92 (1999), ISBN 3-7274-0920-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Die Tempellegende und die Goldene Legende , GA 93 (1991), ISBN 3-7274-0930-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Ägyptische Mythen und Mysterien, GA 106 (1992), ISBN 3-7274-1060-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
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Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.