Numerologie und Objet trouvé: Unterschied zwischen den Seiten

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Unter '''Numerologie''' ([[Latein|lat.]] ''{{lang|la|numerus}}'' „Zahl“ und [[Wikipedia:-logie|-logie]]), '''Zahlenmystik''' oder '''Zahlensymbolik''' versteht man die Überzeugung, dass [[Zahl]]en und Kombinationen aus Zahlen außer ihrer mathematischen Funktion eine weiterreichende [[Symbol|sinnbildliche]] bzw. [[wesen]]hafte Bedeutung zukommt.
[[Datei:Fontaine-Duchamp.jpg|mini|hochkant|Replik von [[Marcel Duchamp|Duchamps]] ''Fountain'' im [[Musée Maillol]], Paris<br /><small>(Das Original von 1917 ist verschollen)</small>]]
Ein '''Objet trouvé''' (franz. für ‚gefundener Gegenstand‘) ist ein Alltagsgegenstand oder Abfall, der wie ein [[Kunstwerk]] behandelt wird. '''Ready-made''' (abgeleitet von engl. ''ready-made article'' = ‚Fertigware‘) wird er genannt, wenn ein Künstler am vorgefundenen Objekt keine oder kaum Bearbeitungen vorgenommen, den Gegenstand also lediglich präsentiert und für Kunst erklärt hat.


Als Grundlage der Numerologie können u.&nbsp;a. zahlreiche aus der Natur abgeleitete kulturelle oder religiöse Bedeutungen von Zahlen betrachtet werden, z.&nbsp;B. die [[Wikipedia:7-Tage-Woche|sieben Tage der Woche]] (aus den [[Wikipedia:Mondphase|Mondphase]]n abgeleitet), die [[Siebenjahresperioden|Lebenjahrsiebte]] (menschliche Entwicklung) oder die zwölf Monate von den [[Tierkreiszeichen|12 Sternbildern]] des [[Tierkreis]]es. Die Zahl Zehn hat für den Menschen schon aufgrund der Anzahl der Finger eine grundsätzliche Bedeutung (z.&nbsp;B. als primitive Zählmethode oder beim [[Wikipedia:Dezimalsystem|Dezimalsystem]]).
== Entstehung und Objekte ==
Bereits in der älteren Skulptur wurden vorgefundene Gegenstände integriert, wie Kleider, Waffen, Schmuckstücke oder Alltagsgegenstände.<ref>[[Karina Türr]]: ''Farbe und Naturalismus in der Skulptur des 19. und 20. Jahrhunderts.'' Mainz 1994, S. 26 ff.</ref> Diese sind jedoch nicht als Objets trouvés zu bezeichnen, da sie für sich keinen Kunstcharakter besitzen und auch nicht den Ausgangspunkt eines Kunstwerks bilden, sondern dieses nur ergänzen. Entstanden ist das Objet trouvé im Umkreis des [[Dadaismus]] als skulpturale Erweiterung der [[Collage]] ([[Kurt Schwitters]], Merz-Bauten). Der ''Missbrauch'' und die zweckfreie Kombination von trivialen Gegenständen und Materialien in neuen Sinnzusammenhängen sowie die Erhebung zum Kunstwerk hatte spielerische, anarchische und provokante Züge.


== Griechische Zahlensymbolik ==
Im [[Surrealismus]] bekam das Objet trouvé einen eher fetischartigen Charakter. [[Comte de Lautréamont|Lautréamonts]] 1874 formulierte [[Metapher]] aus den ''[[Die Gesänge des Maldoror|Gesängen des Maldoror]]'' „Schön wie die Begegnung einer Nähmaschine mit einem Regenschirm auf einem Seziertisch“ (gemeint war ein junger Mann) wurde nicht nur zum „Slogan“ des Surrealismus, sondern ist auch eine literarische Vorwegnahme des Objet trouvé in dieser ''surrealen'' Form. Bekanntestes Beispiel des surrealistischen Objet trouvé dürfte [[Meret Oppenheim]]s ''Das Frühstück im Pelz'' (1936) sein, eine Tasse samt Untertasse und Löffel, alle mit Pelz bezogen.


Schon [[Pythagoras von Samos]] formulierte Gedanken zur Numerologie.
Radikaler und früher als Dadaisten und Surrealisten verwirklichte der Franzose [[Marcel Duchamp]] das Konzept des Objet trouvé in seinen ''Ready-mades'' wie ''[[Fahrrad-Rad]]'' (1913), ''Flaschentrockner'' (1914) und ''[[Fountain (Duchamp)|Fontäne]]'' (1917). Während Fahrrad-Rad noch aus einer Kombination aus Rad, Fahrrad-Vordergabel und Holzhocker besteht, werden bei den beiden anderen ein industriell hergestelltes Drahtgestell zur Flaschentrocknung und ein Urinal kurzerhand auf einen Sockel gestellt und zur Kunst erklärt. Der Gegenstand wird aus von seinem ursprünglichen Gebrauchszweck gelöst und durch die Aufstellung und den gewählten Titel semiotisch neu aufgeladen. Der künstlerische Akt liegt also primär im Auswählen bzw. im Erkennen des künstlerischen Potenzials eines Alltagsgegenstandes, womit gleichzeitig der traditionelle Kunstbegriff ironisiert wird.
*[[eins]]: [[Gott]], [[Sonne]], [[Mann]], Grundlage aller Zahlen
*[[zwei]]: [[Teufel]], [[Mond]], [[Frau]]
*[[drei]]: Versöhnung von Gegensätzen, Gott [[Zeus]]
*[[vier]]: [[Materie]], Gott [[Uranos]]
*[[fünf]]: [[Sinnlichkeit]], Männlichkeit, [[Sexualität]], Gott [[Hermes]]
*[[sechs]]: [[Ehe]], [[Harmonie]], Göttin [[Aphrodite]]
*[[sieben]]: [[Geburt]], [[Tod]], [[Magie]], Gott [[Poseidon]]
*[[acht]]: [[materiell]]e [[Welt]], Gerechtigkeit, Gott [[Kronos]]
*[[neun]]: [[Geist]], Gott [[Ares]]
*[[zehn]]: [[Vollkommenheit]]


== Biblische Zahlensymbolik ==
In dieser Tradition steht auch [[Pablo Picasso|Picassos]] ''Stierschädel'' (1943), der Bronzeabguss eines Fahrradsattels als Schädel mit einem Rennlenker für die Hörner.
In der [[Wikipedia:Bibel|Bibel]] erscheinen die Zahlen 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8, 10, 12, 13 und ihren Vielfachen oft mit symbolischer Bedeutung.
*[[eins]]: Einzigartigkeit, z.&nbsp;B. in Bezug auf Gott ([[Wikipedia:5. Buch Mose|5. Mose]] 6,4), Einmaligkeit (Jesaja 42,8), Einigkeit (Johannes 10,30; 17,21; Galater 3,28), z.B. auch in der Ehe (1. Mose 2,24; Matthäus 19,6; Epheser 5,28-32)
*[[zwei]]: Bei Rechtsbestimmungen zwei Zeugen zur Bekräftigung (5. Mose 17,6; 19,15; Matthäus 18,16; Johannes 8,17f; 2. Korinther 13,1; 1. Timotheus 5,19; Hebräer 10,28). Wiederholung zur Erhöhung des Wahrheitsgehalts (1. Mose 41,32; Matthäus 8,28; 9,27; 20,30).
*[[drei]]: Höhere Eindringlichkeit als bei Zwei. Im Sinne von „ganz bestimmt, sicherlich“ (Prediger 4,12; Matthäus 26,34;26,75; Johannes 21,15-17).<ref>Noch heute wünschen jüdische Volksangehörige dem Erwachsenen bei dessen Geburtstag ''dreimal vierzig Jahre''.</ref> Jesus wird nach drei Tagen auferstehen (Markus 8,31). Zur Unterstreichung werden Aussagen dreimal wiederholt (Jesaja 6,3; Offenbarung 4,8; 8,13). In nachbiblischer Zeit auch auf die [[Dreifaltigkeit]] aus Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist angewendet.
*[[vier]]: In alle oder von allen vier Himmelsrichtungen. Den „ganzen“ Erdkreis betreffend (Matthäus 24,31; Offenbarung 7,1). Anzahl der Evangelien im [[Wikipedia:Neues_Testament|Neuen Testament]].
*[[sechs]]: Deutet auf Unvollkommenheit und Unzulänglichkeit hin. Typisch für diese „gefallene“ Welt und Zeit (2. Mose 21,2; 4. Mose 35,15). Zahl des gegen Gott und sein Volk rebellierenden – die Sieben nicht erfüllen wollenden – Menschen (2. Samuel 21 und 22).
*[[sieben]]: Vollkommenheit, Vollständigkeit, nach der Weisheit Gottes, aber auch die sieben [[Todsünde]]n. Schöpfungswoche mit dem siebten Tag als besonderem Ruhetag [[Sabbat]] = Samstag. Das Fest der [[Wikipedia:Pessach|ungesäuerten Brote]] und das [[Wikipedia:Sukkot|Laubhüttenfest]] dauerten je sieben Tage (2. Mose 34,18; 3. Mose 23,34). Bezug auf Zahl sieben oft vorkommend im [[Johannesevangelium]] und in der [[Offenbarung des Johannes|Offenbarung]].
*[[acht]]: Ein Neuanfang wird gemacht. Acht Menschen werden mit der Arche gerettet (1. Petrus 3,20). Am achten Tag wird beschnitten (3. Mose 12,3). Am achten Tag nach Beginn der Monatsblutung gilt die verheiratete, jüdische Frau wieder als rein (3. Mose 15). Das Chanukka-Fest (Tempelweihe genannt in Johannes 10,22) dauert acht Tage.
*[[zehn]]: Repräsentiert alle. [[Gebot]]e, Plagen (2. Mose 10f), Aussätzige (Lukas 17), Jungfrauen (Matthäus 25), etc.
*[[zwölf]] ([[zwölf Stämme Israels]]): Setzt sich zusammen aus 3 x 4. Die Drei steht für „sicherlich, gewiss“. Die Vier steht für „in alle Himmelsrichtungen“, das „ganze Land“, der „ganze Erdkreis“. Also: Die Nachkommen Jakobs werden ganz gewiss das ganze Land füllen (vgl. 1. Mose 28,13-14). Manche Aussagen der Bibel leiten sich von diesen 12 Stämmen ab: 12 [[Apostel|Apostel Jesu]], die Zahl 144.000 (Offenbarung 7), etc.
*[[dreizehn]]: dreizehn Eigenschaften Gottes (2. Moses 34)<ref>Hermann Brandt:''[http://www.ein-plan.de/ewf/text/evReli_5_Religionswissenschaft_Judentum.pdf Das Judentum.]'' Vorlesungsmitschrift Wintersemester 2002/2003,
Erziehungswissenschaftliche Fakultät der [[Wikipedia:Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg|Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg]], S. 26</ref> . Nachbiblisch als [[Teufel|Teuflische]] Zahl verstanden, entstanden aus der Störung der Zahl zwölf, die das göttliche [[Gleichgewicht]] darstellt. Im Mittelalter eine Glückszahl: die zwölf mit Jesus um den Abendmahlstisch versammelten Jünger plus Jesus als der Dreizehnte. Zahl der Vollkommenheit.
*[[vierzig]]: Vierzig Jahre entsprechen ungefähr der Dauer einer Generation des Menschen. Von daher hat die Zahl wohl eine große Bedeutung erlangt. Neben dem numerischen Zahlenwert bedeutet die Zahl „viele“ bzw. eine „große Anzahl“. 40 Söhne (Richter 12,14). 40 Jahre in der [[Wikipedia:Wüste|Wüste]] nach dem Auszug aus [[Wikipedia:Ägypten|Ägypten]]. Das Land hatte 40 Jahre Ruhe (Richter 3,11;5,31;8,28). 40 Tage Versuchung Jesu in der Wüste. Vierzig Tage sind oft eine spezielle Vorbereitungszeit für Menschen: Mose war 40 Tage auf dem Berg (2. Mose 24,18), Elia war 40 Tage unterwegs, um Gott am Horeb zu begegnen (1. Könige 19,8), Jona verkündigte den Bewohnern von Ninive eine 40-Tage-Frist (Jona 3,4), Jesus zeigte sich nach der Auferstehung vierzig Tage seinen Jüngern (Apostelgeschichte 1,3). Meist ist die Vierzig der numerische Wert für eine Anbahnungs- oder Läuterungszeit bis ein konkretes göttliches Wirken auftritt, sie dient aber auch als Merkmal für eine von Gott gewährte Gnade.
*[[sechsundvierzig]]: Die Bauzeit von 46 Jahren in Johannes 2,20 ist wohl als symbolische Zahl zu verstehen.
*[[fünfzig]]: Es unterstreicht die Zahl fünfzig in bestimmten Fällen den Beginn eines neuen Abschnittes. Das hebräisch-jüdische Jobeljahr ([[Jubeljahr]]): Jedes fünfzigste Jahr soll die Freilassung für alle Bewohner des Landes ausgerufen werden (3. Mose 25,10). Fünfzig Tage nach dem Auszug aus Ägypten erhielten die Israeliten die 10 Gebote, und sie erneuerten den Bund mit Gott. Daran erinnert das [[Wikipedia:Schawuot|Schawuot]]-Fest. Ebenfalls an einem Schawuot-Fest ([[Pfingsten]]) wurde der Heilige Geist ausgegossen. Dieses Ereignis markierte den Beginn der Mission der [[Apostel]] (Apostelgeschichte 2).
*[[siebzig]]: Nach hebräisch-jüdischer Tradition gibt es 70 Völker (1. Mose 10); dementsprechend sandte Jesus 70 bzw. 72 [[Jünger]] aus (Lukas 10,1). Alle Seelen des Hauses Jakob, die nach Ägypten kamen, waren 70 (1. Mose 46,27). Mose setzte 70 Älteste ein (4. Mose 11,16). Der [[Wikipedia:Sanhedrin|Sanhedrin]] umfasste 70 Ratsmitglieder plus den Vorsitzenden.
*[[sechshundertsechsundsechzig]]: Die Zahl [[sechs]] steht für den gegen Gott rebellierenden Menschen in dieser Zeit und Welt (2. Samuel 21 und 22). In der Zahl 666 nach Offenbarung 13,18 ist die Zahl 6 in dreifacher Steigerung enthalten. Der Text betont, es sei eines Menschen Zahl. Die dreimalige Erwähnung der Zahl 6 will sagen: ohne Zweifel der absolute Gegner Gottes und seines Gesalbten. (Hinweis: Es gibt jedoch auch andere Erklärungsansätze zur Zahl 666).
*[[Hundertvierundvierzigtausend|144.000]]: Die Anzahl der „versiegelten“ Israeliten in der [[Offenbarung_des_Johannes|Offenbarung]]. Setzt sich zusammen aus (3x4) x 12 x (10x10x10). Will unterstreichen: 3 = ganz gewiss; 4 = vom ganzen Erdkreis; 12 = alle erwählten Stämme; 10x10x10 = ganz gewiss alle, die das Kriterium für die Erwählung erfüllen.


Teils scheinen diese Zahlen nachträglich, an- bzw. eingepasst worden zu sein. Die unterlegte Botschaft dieser Zahlen bekräftigt die Aussagen der jeweiligen Texte und Erzählungen, so im [[Wikipedia:Buch Daniel|Buch Daniel]], im [[Johannesevangelium]] und in der [[Offenbarung des Johannes]].
Mit dem Multiple ''ich kenne kein Weekend'' (1971–1972) reflektierte [[Joseph Beuys]] auf die Duchamp’schen ''Boîtes-en-valises'', den tragbaren Künstlermuseen mit Reproduktionen und kleinen Objekten. In einen Koffer, einem Ready-made, der dazu dient, Künstlergrafiken zu transportieren, befestigte Beuys auf der Innenseite des Deckels weitere Ready-mades, eine Maggiflasche und ein Exemplar der Reclam-Ausgabe von [[Immanuel Kant]]s „[[Kritik der reinen Vernunft]]“, gestempelt mit ''BEUYS: ich kenne kein Weekend''. Im Boden des Koffers befinden sich – abgedeckt und nicht sichtbar – Grafiken von [[KP Brehmer]], [[Karl Horst Hödicke]], [[Peter Hutchinson]], [[Arthur Køpcke]], [[Sigmar Polke]] und [[Wolf Vostell]].<ref name="Bunge28">Matthias Bunge: ''Vom Ready-made zur »Fettecke«. Beuys und Duchamp – ein produktiver Konflikt''. In: Hessisches Landesmuseum Darmstadt (Hrsg.): ''Joseph Beuys. Verbindungen im 20. Jahrhundert'', S.&nbsp;28.</ref>


== Babylonische Zahlensymbolik ==
Im Sinne des Objet trouvé sammelt der französische Konzeptkünstler [[Saâdane Afif]] seit 2008 Abbildungen von Marcel Duchamps ''[[Fountain (Duchamp)|Fountain]]'' aus verschiedensten Publikationen. Die Seiten des Duchamp’schen Urinals trennt Afif aus den Publikationen heraus und lässt sie als Teil seines prozessualen Kunstprojektes ''[[Fountain Archive]]'' rahmen. Die Rahmenobjekte stellen somit neue, eigenständige Werke dar.<ref>[http://thefountainarchives.net/about/ ''The Fountain Archives''], aufgerufen am 10. Juli 2015; des Weiteren siehe Valentina Vlasic: Saâdane Afif, in: ''The Present Order is the Disorder of the Future'', Schriftenreihe Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung Nr. 62, Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. (Hrsg.), 14. Juli bis 15. September 2013, S. 47; sowie Elena Filipovic, Xavier Hufkens: ''Sâadane Afif. Fontaines.'' Triangle Books, 2014, ISBN 978-2-930777-05-4, S. 19–22.</ref>           
Für altorientalische Religionen wie z.&nbsp;B. in [[Babylon]] haben Zahlen eine mystische Bedeutung. Bestimmte Zahlen entsprechen dem Einfluss der Gestirne und Konstellationen
*[[eins]]: Ist das Zeichen für Einheit.
*[[zwei]]: Ist das Zeichen für die Zweiteilung des [[Weltall]]s, oben und unten; auch [[Mond]] und [[Sonne]], [[Winter]] und [[Sommer]] wurden damit in Verbindung gebracht.
*[[drei]]: Entspringt der Dreiteilung des [[Universum|Kosmos]] in drei Sphären der [[Fixstern]]e; ebenso Dreiteilung des irdischen Alls in Lufthimmel, Erde und Ozean. Auch die Trias Vater, Mutter, Sohn ([[En-Ki]], [[Nin-Hur-Sanga]], [[Marduk]]) lässt sich damit in Verbindung bringen.
*[[vier]]: Die vier Weltecken, vier Weltrichtungen, vier Winde, vier Jahreszeiten, vier Phasen des Mondes usw. stehen damit in Zusammenhang.
*[[fünf]]: Das mystische [[Pentagramm]] entstand durch Hinzuziehen der [[Venus (Planet)|Venus]] als 5. Dimension zu den Planeten der vier Weltecken. Die Woche von fünf Tagen, die kosmischen Türme von fünf Stufen sind zu identifizieren.
*[[sechs]]: Zahl des [[Adad|Hadad]]. Sechs Doppelmonate, sechs Weltalter zuweilen wird das Sonnenrad mit sechs Strahlen dargestellt.  
*[[sieben]]: Zahl der Gestirne (Sonne, Mond, Planeten Merkur-Jupiter), sieben kosmische Türme mit sieben Stufen, sieben Locken des [[Gilgamesch]], sieben Zweige des Lebensbaums, sieben [[Plejaden]], sieben Hauptsterne am großen Himmelswagen, sieben Namen des [[Mars (Mythologie)|Mars]], sieben Wochentage mit Hervorhebung des 7. als Unglückstag. Sieben Tage steigt die babylonische Flut, sieben Tage fällt die Flut, sieben Sühneriten, Schlange mit sieben Köpfen oder sieben Zungen. Sieben Tore hat die Unterwelt in der Höllenfahrt der [[Ischtar|Ištar]].
*[[acht]]: Ist die Zahl der Ištar-Venus. Sie wird durch ein 8-strahliges Zeichen dargestellt, verdreifacht bedeutet das Zeichen „Stern“. Acht Richtungen der Windrose, acht Speichen des Glücksrades, acht Tore hat ein Bauwerk [[Sanherib]]s.
*[[neun]]: Hervorgehoben in bestimmten Kalendersystemen, zerlegt in 3 x 3; multipliziert mit 3 ergibt den Tag, an dem sich Mond und Sonne die Bestimmung teilen (27).
*[[zehn]]: Zahl des [[Marduk]].
*[[elf]]: Die elf Strahlen Marduks, elfsaitige Harfe aus Telloh.
*[[zwölf]]: Zahl des [[Nergal]]. Grundlage des Duodezimalsystems (5 + 7; 5 x 12). Der zwölfjährige Umlauf des [[Jupiter (Planet)|Jupiter]], Zwölfteilung des [[Tierkreis]]es, 12 Doppelstunden für den Tag. 12 [[Schaubrote]] in den Ritualtafeln, bisweilen auch die Zahl des babylonischen Olymp.  
*[[dreizehn]]: Die 13 gehört zur Zwölf. Galt als [[Glückszahl]] durch (12 + 1) Götterpaare.
*[[vierzehn]]: Zahl der bösen [[Dämon]]en. Verdoppelung der Sieben. Vierzehn Tore hat die Unterwelt in der Legende, vierzehn Nothelfer begleiten [[Nergal]] in die Unterwelt. Siehe aber auch die christlichen heiligen [[Vierzehn Nothelfer]] in positiver Bedeutung.
*[[fünfzehn]]: Zahl der Ištar. Ruhetag im Mondlauf, Vollmondstag, [[Nebukadnezar]] baut in 15 Tagen seinen Palast. [[Niniveh]], Stadt der Ištar  hat 15 Tore.
*[[siebenundzwanzig]]: jeden 27. Tag treffen sich Mond und Sonne, um ihre Bestimmung zu teilen.
*[[fünfzig]]: 50 Ehrennamen des Marduk, 50 Tempel.
*[[siebzig]]: Zahl des vollendeten Kreislaufs.
*[[zweiundsiebzig]]: 72 Älteste;  Sonnenrechnung (5 x 72 = 360);  [[Präzession]]szahl (in 72 Jahren wandert der Frühlingspunkt um 1 Grad).
*[[dreihundertsechzig]]: Rundzahl des Jahres. 30 x 12 Brote aus Weizenmehl werden beim Tempelbau-Ritus aufgelegt.


== Chinesische Zahlensymbolik ==
Objet trouvé und Ready-made haben bis heute großen Einfluss behalten – der „gefundene Gegenstand“ ist beispielsweise bei [[Pop Art]] und [[Land Art]] ein wesentliches Element.
''Hauptartikel: [[Chinesische Zahlen #Zahlensymbolik|Chinesische Zahlensymbolik]]


Eine zentrale Rolle spielt(e) die Numerologie auch im alten wie modernen [[China]]. Von besonderer Bedeutung sind etwa die 3 als Grundlage zahlreicher Triaden, die fünf, die acht, sowie schließlich die 12 als Determinante des [[Chinesischer Kalender|Kalenders]] wie des [[Chinesischer Tierkreis|Tierkreises]].
Das Konzept des ''Objet trouvé'' ist etwas umfassender als jenes des ''Ready-mades'', indem es auch Alltagsgegenstände umfasst, die in ein Kunstwerk integriert wurden. Letztere sind  dagegen  – zumindest in Duchamps Verständnis  – nicht als Ready-mades anzusehen.


== Zahlen im Märchen ==
Quer zu den Stilrichtungen hat sich für Kunstwerke, die vor allem aus vorgefundenen Materialien bestehen, der Begriff [[Objektkunst]] etabliert.
In Märchen werden Zahlen als Symbole mit einer magischen Bedeutung dargestellt. Die Zahlen 3, 7 und 13 haben besonders hervorgehobene Bedeutungen, da sie den Hauptfiguren Glück oder Pech bringen. So ist zum Beispiel in dem Märchen [[Aschenputtel]] von drei Haselnüssen die Rede, denen die Heldin letztendlich ihr Glück verdankt. <!--muss mich nochmal einlesen in das Thema, habe zuviel davon vergessen, kann aber auch gerne anderweitig ergänzt werden.-->


== Zahlen aus Wörtern ==
== Ready-mades nach Marcel Duchamp ==
Unter Numerologie wird auch häufig die Umwandlung von Wörtern in Zahlenwerte verstanden. Hierzu werden  einzelnen Buchstaben Zahlenwerte zugeordnet, die dann gemäß verschiedener Rechenverfahren, die in der Regel die Bildung der [[Quersumme]] beinhalten, in Ergebniszahlen resultieren.
Korrespondierend mit Duchamps eigenen Klassifizierungen unterscheidet der Kurator Francis M. Naumann im Glossar seines Buches ''Marcel Duchamp – The Art of Making Art in the Age of Mechanical Reproduction'' von 1999 insgesamt sechs Arten des Ready-mades: „assisted readymade, imitated rectified readymade, printed readymade, readymade (or ready-made), rectified readymade, semi-readymade“<ref>Francis M. Naumann: ''Marcel Duchamp– The Art of Making Art in the Age of Mechanical Reproduction.'' S.&nbsp;298–299.</ref>:


Die Bedeutung dieser Ergebniszahlen wird aus Tabellen entnommen, die an die Bedeutungen des [[Tarot]] erinnern.
* '''Assisted readymade''' („unterstütztes Ready-made“), ein Alltagsgegenstand, der mit einem anderen Objekt kombiniert, also von diesem „unterstützt“ wird. Beispiel: ''[[Fahrrad-Rad]]'' von 1913.
Verfahren zur Namenszahlberechnung sind verbreitet von [[Cheiro]], [[Pythagoras]] (oder "englisch") und [[Herbert Reichstein|Reichstein]].
* '''Rectified readymade''' („verbessertes Ready-made“), ein Kunstwerk oder die Reproduktion eines Kunstwerkes, das von Duchamp beziehungsweise dem „nachfolgenden“ Künstler (z.B. mit einem Stift oder einem Pinsel) verbessert wurde. Beispiele: ''Apolinère Enameled'', ein übermaltes Emailleschild von 1916–1917 oder ''[[L.H.O.O.Q.]]'', eine mit einem Schnauz- und Spitzbart bekritzelte, „verbesserte“ Reproduktion der ''[[Mona Lisa]]'' von 1919.
Ähnlich dem Tageshoroskop existieren auch Zuordnungen von Zahlenwerten zu Kalendertagen.
* '''Imitated rectified readymade''' („nachgemachtes, verbessertes Ready-made“), die Reproduktion eines ''Rectified readymade''.
* '''Printed readymade''' („gedrucktes Ready-made“) ist poetisch-literarischer Art, also das vorgefundene, gedruckte Wort und die durch Duchamp daran vorgenommenen Änderungen, Wortspielereien oder [[Verballhornung]]en des Begriffes. Beispiel: ''French Window'' in ''Fresh Widow''.
* '''Readymade (or ready-made)''', das Ready-made „an sich“, als unverändertes, adaptiertes Objekt wie beispielsweise das Urinal ''[[Fountain (Duchamp)|Fountain]]'', 1917.
* '''Semi-readymade''', („Halb-Ready-made“), wenn das Objekt bereits Teil eines anderen Gebrauchsgegenstands war. Als Beispiel sei Duchamps Stahlkamm ''Peigne'' von 1916 genannt, dessen zwei Stanzlöcher ihn als Teil eines anderen Gebrauchsgegenstandes ausweisen (Griff oder ähnliches).


== Kleine Zahlenmystik aus der modernen Esoterik ==
Des Weiteren findet sich das '''reciprocal readymade''', ([[Reziprozität|reziprokes]], wechselwirksames Ready-made“), als etwas unklar von Duchamp formulierter Grundgedanke aller Ready-mades „die Idee der Wechselwirkung zwischen Kunst und Alltagsleben“, die er zwischen 1911 und 1915 auf Notenblättern zu Papier brachte: {{"|Reciprocal Readymade: Use a Rembrandt as an ironing board.|Übersetzung=Reziprokes Ready-made: Man benutze einen Rembrandt als Bügelbrett.}} Duchamp veröffentlichte die Notizen 1934 in der ''Green Box'' ''(The Bride Stripped Bare by Her Bachelors, Even)''.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.toutfait.com/unmaking_the_museum/Reciprocal%20Readymade.html|titel=Reciprocal Readymade|hrsg=toutfait.com|zugriff=2010-08-15}}</ref>
 
Es sei hier besonders auf das Werk "Zahlenmystik" von Hartmut Werner verwiesen.
 
11 (2) die Zahl der Stärke – die zwei Säulen
 
12 (3) die Zahl von Raum und Zeit – der Tierkreis
 
:: die 12 Jünger – die 12 Doppelstunden
 
:: die 12 Dimensionen
 
13 (4) die Zahl von Tod und Wiedergeburt - Spannung (auch Verrat)
 
14 (5) Mäßigkeit – die kleine Tafel der Kategorien – die 14 Nothelfer
 
15 (6) Teufel – die große Tafel der Kategorien
 
16 (7) die Zahl des Maßes in Lyrik und Musik - Struktur und Hemmung
 
17 (8) Erfüllung – altes Testament erfüllt sich im neuen – 10 Gebote und 7 Gnadenakte
 
18 (9) hingegen bedeutet "die drei zerbrochenen Tassen". 18 ist genau die Quersumme der asurischen Zahl 666
 
19 (1) steht für den eigentliche Initiations- und Einweihungsweg ("die drei heiligen Affen": 1, 10 und 19 mit je Quersumme 1)
 
20 (2) ist die Zahl des Geldes. Ihr Geheimnis heißt „träumen“
 
21 (3) ist die Menora, der siebenarmige Leuchter der Juden. Sie steht für die 3 x 7 Entwicklungsstufen der Schöpfung
 
22 (4) ist nach der 11 die zweite Meisterzahl. Daher steht sie auch für den zweiten Meister mit seinen 4 Jüngern, dem zukünftigen Buddha, der in etwa 3000 Jahren erscheinen wird.
 
== Weiteres ==
Im ostasiatischen Raum herrscht eine ganz eigene Interpretation, die z.B. in die dortige ganzheitliche [[Baubiologie]] gemäß der [[Feng Shui|Feng-Shui]]-Lehre eingeflossen ist. Verwandte Themen sind hier unter anderem die auf [[Yin und Yang]] basierende Sichtweise der Welt.
 
Auch die [[Chinese]]n messen Zahlen eine große Bedeutung zu. Zum Beispiel ist hier die 4 ({{zh|c=四|p=}}) die Unglückszahl, weil sie im Chinesischen ähnlich wie „sterben“ und „Tod“ ({{zh|c=死|p=sǐ}}) klingt. 8 ({{zh|c=|p=bā}}) ist durch eine Lautähnlichkeit (zu {{zh|c=|p=}}) die Glückszahl. Daher wird die Zahl 4 in China und Japan möglichst vermieden oder ersetzt.<ref>So wurde etwa das Automodell Alfa Romeo 164 in Japan als 168 angeboten.</ref>
 
Einige [[Wikipedia:Verschwörungstheorie|Verschwörungstheoretiker]] messen Zahlen eine große Bedeutung zu – siehe [[Dreiundzwanzig]].
 
In den [[Wikipedia:Vereinigte Staaten|USA]] wird auch heute noch vermieden, ein 13tes Stockwerk zu benennen. Stattdessen wird es z.B. mit 12A beziffert oder gleich das 14. daraus gemacht. Ähnlich ist es auch in Flugzeugen oder auf Kreuzfahrtschiffen, wo es ebenfalls keine 13. Sitzreihe bzw. kein 13. Deck gibt. Auch in [[Wikipedia:Krankenhaus|Krankenhäusern]] wird auf ein Zimmer Nr. 13 verzichtet, im [[Wikipedia:Formel 1|Formel1-Motorsport]] auf die Startnummer 13. In [[Wikipedia:Wellington|Wellington]], der Hauptstadt [[Wikipedia:Neuseeland|Neuseeland]]s, sind Regierungsbüros oft im 13. Stock, weil diese nicht an Geschäftsleute vermietbar sind, die anscheinend Bedenken haben, diese Adresse könnte geschäftsschädigend sein.
 
Bei den [[Wikipedia:Bahai|Bahai]] haben die Zahlen [[neun]] und [[neunzehn]] eine besondere Bedeutung.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Numerologie}}
* {{WikipediaDE|Objet trouvé}}
* [[Kabbala]]
* [[Gematrie]]
* [[Wikipedia:Liste besonderer Zahlen|Liste besonderer Zahlen]]


== Literatur ==
== Literatur ==
*Helmut Werner: ''Lexikon der Numerologie und Zahlenmystik''. Knaur (Esoterik), München 1995; Komet, Köln 2001, ISBN 978-3-89836-132-3
* Matthias Bunge: ''Vom Ready-made zur Fettecke. Beuys und Duchamp – ein produktiver Konflikt''. In: Hessisches Landesmuseum Darmstadt (Hrsg.): ''Joseph Beuys. Verbindungen im 20. Jahrhundert'', Darmstadt 2001, ISBN 3-926527-62-5.
*Helyn Hitchcock: ''Das große Buch der Numerologie''. Goldmann (Arkana), München 2003, ISBN 978-3-442-21534-8
* Thierry de Duve: ''Pictorial Nominalism: On Marcel Duchamp’s Passage from Painting to the Readymade''. University of Minnesota Press, Minneapolis 1991, ISBN 0-8166-4859-X
*Faith Javane / Dusty Bunker: ''Zahlenmystik. Das Handbuch der Numerologie''. Goldmann (Esoterik), München 2005, ISBN 978-3-442-12248-6
* Werner Hofmann: ''Von der Nachahmung zur Erfindung der Wirklichkeit. Die schöpferische Befreiung der Kunst. 1890–1917,'' DuMont Schauberg, Köln 1974, ISBN 3-7701-0487-0
*SOFOS: ''Die Zahl - Dein Leben''. Eine Numerologie des 21. Jahrhunderts, Goldmann (Arkana), München 2001, ISBN 3-442-21571-4 (''Das hier gefundene System überzeugt und ist universell anwendbar. Die Charakterdeutungen sind präzise und manchmal höchst überraschend.'')
**englisch: ''Turning Points in 20th Century Art''. Allen Lane Publ., London 1969.
*[[Penny McLean]]: ''Numerologie und Schicksal'', Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2000, ISBN 3-89631-380-0
* Francis M. Naumann: ''Marcel Duchamp – The Art of Making Art in the Age of Mechanical Reproduction.'' Harry N. Abrams, New York 1999, ISBN 0-8109-6334-5.
*[[Penny McLean]]: ''Numerologie und Namen'', Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2001, ISBN 3-7205-2250-4
* Karin Pickel: ''Das Objekt als neue Kunstform im frühen 20. Jahrhundert''. VDG, Weimar 1995, ISBN 3-929742-50-0.
*Stefan Heinlein: ''Christliche Zahlensymbolik und ihre Chiffrierung in der alten Kunst.''  In: Magie der Zahl. Ausstellungskatalog. [[Wikipedia:Staatsgalerie Stuttgart|Staatsgalerie Stuttgart]] 1997. S. 291-303.
* W. R. Wendt: ''Ready-mades. Das Problem und der philosophische Begriff des ästhetischen Verhaltens dargestellt an M. Duchamp,'' 1970.
*Frédéric Lionel: ''Das Vermächtnis des Pythagoras''. Aquamarin Verlag, Grafing 1990, ISBN 3-922936-94-6
 
=== Speziell zur Zahlenmystik ===
* Werner, Helmut: Lexikon der Numerologie und Zahlenmystik
* Eliphas Levi: Einweihungsbriefe
 
=== Speziell zur Numerologie ===
* Shine, Norman: Numerologie
* Mc Cants, Glynis: Kleines Handbuch der Numerologie
* Alink, Franc: Die Geheimnisse der Numerologie
* MacLean, Penny: Numerologie und Namen
* Zettel, Christa: Geheimlehre und Numerologie
* Javane, Faith/Bunker, Dusty: Zahlenmystik


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.kreudenstein-online.de/Bibelkritik/zahlensymbolik.htm Hebräische Zahlensymbolik in der Bibel]
{{Commonscat|Ready-made}}
*[http://www.rodurago.net/index.php?site=details&link=1 Bedeutung der Zahlen]
* [http://www.kunst-welten.de/kunst-lexikon/o/objet-trouv%C3%A9.html Objet trouvé] auf Kunst Welten
*[http://schicksal-in-zahlen.de/literatur.html Numerologie nach Reichstein]
*[http://numerologie.abhyanga.de Online Numerologie-Rechner] nach Cheiro, Pythagoras oder Reichstein
* [https://www.schicksal.com/horoskop/Numerologie Online Numerogramm erstellen auf Schicksal.com]
* [http://www.ewigeweisheit.de/geheimwissen/numerologie/zahlenmystik Numerologie und Zahlemystik]
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/zahlenmysik.html Projekt Zahlenmystik]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Version vom 26. Februar 2018, 13:52 Uhr

Replik von Duchamps Fountain im Musée Maillol, Paris
(Das Original von 1917 ist verschollen)

Ein Objet trouvé (franz. für ‚gefundener Gegenstand‘) ist ein Alltagsgegenstand oder Abfall, der wie ein Kunstwerk behandelt wird. Ready-made (abgeleitet von engl. ready-made article = ‚Fertigware‘) wird er genannt, wenn ein Künstler am vorgefundenen Objekt keine oder kaum Bearbeitungen vorgenommen, den Gegenstand also lediglich präsentiert und für Kunst erklärt hat.

Entstehung und Objekte

Bereits in der älteren Skulptur wurden vorgefundene Gegenstände integriert, wie Kleider, Waffen, Schmuckstücke oder Alltagsgegenstände.[1] Diese sind jedoch nicht als Objets trouvés zu bezeichnen, da sie für sich keinen Kunstcharakter besitzen und auch nicht den Ausgangspunkt eines Kunstwerks bilden, sondern dieses nur ergänzen. Entstanden ist das Objet trouvé im Umkreis des Dadaismus als skulpturale Erweiterung der Collage (Kurt Schwitters, Merz-Bauten). Der Missbrauch und die zweckfreie Kombination von trivialen Gegenständen und Materialien in neuen Sinnzusammenhängen sowie die Erhebung zum Kunstwerk hatte spielerische, anarchische und provokante Züge.

Im Surrealismus bekam das Objet trouvé einen eher fetischartigen Charakter. Lautréamonts 1874 formulierte Metapher aus den Gesängen des Maldoror „Schön wie die Begegnung einer Nähmaschine mit einem Regenschirm auf einem Seziertisch“ (gemeint war ein junger Mann) wurde nicht nur zum „Slogan“ des Surrealismus, sondern ist auch eine literarische Vorwegnahme des Objet trouvé in dieser surrealen Form. Bekanntestes Beispiel des surrealistischen Objet trouvé dürfte Meret Oppenheims Das Frühstück im Pelz (1936) sein, eine Tasse samt Untertasse und Löffel, alle mit Pelz bezogen.

Radikaler und früher als Dadaisten und Surrealisten verwirklichte der Franzose Marcel Duchamp das Konzept des Objet trouvé in seinen Ready-mades wie Fahrrad-Rad (1913), Flaschentrockner (1914) und Fontäne (1917). Während Fahrrad-Rad noch aus einer Kombination aus Rad, Fahrrad-Vordergabel und Holzhocker besteht, werden bei den beiden anderen ein industriell hergestelltes Drahtgestell zur Flaschentrocknung und ein Urinal kurzerhand auf einen Sockel gestellt und zur Kunst erklärt. Der Gegenstand wird aus von seinem ursprünglichen Gebrauchszweck gelöst und durch die Aufstellung und den gewählten Titel semiotisch neu aufgeladen. Der künstlerische Akt liegt also primär im Auswählen bzw. im Erkennen des künstlerischen Potenzials eines Alltagsgegenstandes, womit gleichzeitig der traditionelle Kunstbegriff ironisiert wird.

In dieser Tradition steht auch Picassos Stierschädel (1943), der Bronzeabguss eines Fahrradsattels als Schädel mit einem Rennlenker für die Hörner.

Mit dem Multiple ich kenne kein Weekend (1971–1972) reflektierte Joseph Beuys auf die Duchamp’schen Boîtes-en-valises, den tragbaren Künstlermuseen mit Reproduktionen und kleinen Objekten. In einen Koffer, einem Ready-made, der dazu dient, Künstlergrafiken zu transportieren, befestigte Beuys auf der Innenseite des Deckels weitere Ready-mades, eine Maggiflasche und ein Exemplar der Reclam-Ausgabe von Immanuel KantsKritik der reinen Vernunft“, gestempelt mit BEUYS: ich kenne kein Weekend. Im Boden des Koffers befinden sich – abgedeckt und nicht sichtbar – Grafiken von KP Brehmer, Karl Horst Hödicke, Peter Hutchinson, Arthur Køpcke, Sigmar Polke und Wolf Vostell.[2]

Im Sinne des Objet trouvé sammelt der französische Konzeptkünstler Saâdane Afif seit 2008 Abbildungen von Marcel Duchamps Fountain aus verschiedensten Publikationen. Die Seiten des Duchamp’schen Urinals trennt Afif aus den Publikationen heraus und lässt sie als Teil seines prozessualen Kunstprojektes Fountain Archive rahmen. Die Rahmenobjekte stellen somit neue, eigenständige Werke dar.[3]

Objet trouvé und Ready-made haben bis heute großen Einfluss behalten – der „gefundene Gegenstand“ ist beispielsweise bei Pop Art und Land Art ein wesentliches Element.

Das Konzept des Objet trouvé ist etwas umfassender als jenes des Ready-mades, indem es auch Alltagsgegenstände umfasst, die in ein Kunstwerk integriert wurden. Letztere sind dagegen – zumindest in Duchamps Verständnis – nicht als Ready-mades anzusehen.

Quer zu den Stilrichtungen hat sich für Kunstwerke, die vor allem aus vorgefundenen Materialien bestehen, der Begriff Objektkunst etabliert.

Ready-mades nach Marcel Duchamp

Korrespondierend mit Duchamps eigenen Klassifizierungen unterscheidet der Kurator Francis M. Naumann im Glossar seines Buches Marcel Duchamp – The Art of Making Art in the Age of Mechanical Reproduction von 1999 insgesamt sechs Arten des Ready-mades: „assisted readymade, imitated rectified readymade, printed readymade, readymade (or ready-made), rectified readymade, semi-readymade“[4]:

  • Assisted readymade („unterstütztes Ready-made“), ein Alltagsgegenstand, der mit einem anderen Objekt kombiniert, also von diesem „unterstützt“ wird. Beispiel: Fahrrad-Rad von 1913.
  • Rectified readymade („verbessertes Ready-made“), ein Kunstwerk oder die Reproduktion eines Kunstwerkes, das von Duchamp beziehungsweise dem „nachfolgenden“ Künstler (z.B. mit einem Stift oder einem Pinsel) verbessert wurde. Beispiele: Apolinère Enameled, ein übermaltes Emailleschild von 1916–1917 oder L.H.O.O.Q., eine mit einem Schnauz- und Spitzbart bekritzelte, „verbesserte“ Reproduktion der Mona Lisa von 1919.
  • Imitated rectified readymade („nachgemachtes, verbessertes Ready-made“), die Reproduktion eines Rectified readymade.
  • Printed readymade („gedrucktes Ready-made“) ist poetisch-literarischer Art, also das vorgefundene, gedruckte Wort und die durch Duchamp daran vorgenommenen Änderungen, Wortspielereien oder Verballhornungen des Begriffes. Beispiel: French Window in Fresh Widow.
  • Readymade (or ready-made), das Ready-made „an sich“, als unverändertes, adaptiertes Objekt wie beispielsweise das Urinal Fountain, 1917.
  • Semi-readymade, („Halb-Ready-made“), wenn das Objekt bereits Teil eines anderen Gebrauchsgegenstands war. Als Beispiel sei Duchamps Stahlkamm Peigne von 1916 genannt, dessen zwei Stanzlöcher ihn als Teil eines anderen Gebrauchsgegenstandes ausweisen (Griff oder ähnliches).

Des Weiteren findet sich das reciprocal readymade, („reziprokes, wechselwirksames Ready-made“), als etwas unklar von Duchamp formulierter Grundgedanke aller Ready-mades „die Idee der Wechselwirkung zwischen Kunst und Alltagsleben“, die er zwischen 1911 und 1915 auf Notenblättern zu Papier brachte: „Reciprocal Readymade: Use a Rembrandt as an ironing board.“ (deutsch: „Reziprokes Ready-made: Man benutze einen Rembrandt als Bügelbrett.“) Duchamp veröffentlichte die Notizen 1934 in der Green Box (The Bride Stripped Bare by Her Bachelors, Even).[5]

Siehe auch

Literatur

  • Matthias Bunge: Vom Ready-made zur Fettecke. Beuys und Duchamp – ein produktiver Konflikt. In: Hessisches Landesmuseum Darmstadt (Hrsg.): Joseph Beuys. Verbindungen im 20. Jahrhundert, Darmstadt 2001, ISBN 3-926527-62-5.
  • Thierry de Duve: Pictorial Nominalism: On Marcel Duchamp’s Passage from Painting to the Readymade. University of Minnesota Press, Minneapolis 1991, ISBN 0-8166-4859-X
  • Werner Hofmann: Von der Nachahmung zur Erfindung der Wirklichkeit. Die schöpferische Befreiung der Kunst. 1890–1917, DuMont Schauberg, Köln 1974, ISBN 3-7701-0487-0
    • englisch: Turning Points in 20th Century Art. Allen Lane Publ., London 1969.
  • Francis M. Naumann: Marcel Duchamp – The Art of Making Art in the Age of Mechanical Reproduction. Harry N. Abrams, New York 1999, ISBN 0-8109-6334-5.
  • Karin Pickel: Das Objekt als neue Kunstform im frühen 20. Jahrhundert. VDG, Weimar 1995, ISBN 3-929742-50-0.
  • W. R. Wendt: Ready-mades. Das Problem und der philosophische Begriff des ästhetischen Verhaltens dargestellt an M. Duchamp, 1970.

Weblinks

Commons: Ready-made - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Karina Türr: Farbe und Naturalismus in der Skulptur des 19. und 20. Jahrhunderts. Mainz 1994, S. 26 ff.
  2. Matthias Bunge: Vom Ready-made zur »Fettecke«. Beuys und Duchamp – ein produktiver Konflikt. In: Hessisches Landesmuseum Darmstadt (Hrsg.): Joseph Beuys. Verbindungen im 20. Jahrhundert, S. 28.
  3. The Fountain Archives, aufgerufen am 10. Juli 2015; des Weiteren siehe Valentina Vlasic: Saâdane Afif, in: The Present Order is the Disorder of the Future, Schriftenreihe Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung Nr. 62, Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. (Hrsg.), 14. Juli bis 15. September 2013, S. 47; sowie Elena Filipovic, Xavier Hufkens: Sâadane Afif. Fontaines. Triangle Books, 2014, ISBN 978-2-930777-05-4, S. 19–22.
  4. Francis M. Naumann: Marcel Duchamp– The Art of Making Art in the Age of Mechanical Reproduction. S. 298–299.
  5. Readymade.html Reciprocal Readymade. toutfait.com, abgerufen am 15. August 2010.