Gandharva

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Gandharva (skrt. गन्घर्व gandharva  m.[1]; Pali gandhabbā) ist in den frühen Schriften der indischen Veden ein mit magischen Fähigkeiten begabtes, niederes Geistwesen, später ein Halbgott (upa-deva), welcher die Geheimnisse des Himmels und der göttlichen Wahrheit kennt und offenbart. In den einzelnen Textsammlungen besitzen die Gandharvas unterschiedliche Fähigkeiten, mit denen sie in der hinduistischen Mythologie überliefert wurden. Sie gelten als Personifizierungen des Sonnenlichts oder haben die Aufgabe, als dienstbare Geister den Soma, den Trank der Götter, zu bereiten und zu beschützen. Nach der buddhistischen Tradition zählen sie zu den Göttern (devas). In den auf Sanskrit verfassten klassischen Epen kommen Gandharvas (anderer Plural Gandharven) in größeren Gruppen zusammen mit ihren weiblichen Gefährtinnen, den Apsaras, als Musiker und Sänger vor.

Tanzende Apsara (links) und Gandharva-Musiker (rechts). Indisch beeinflusster Cham-Stil, Tra Kieu, Zentral-Vietnam, 10. Jahrhundert

Gandharva bezeichnet in Theorie und praktischer Anleitung auch die altindische Ritualmusik, die besonders dazu geschaffen war, die himmlischen Götter zu erfreuen. Der (halbmythische) Gelehrte Bharata Muni beschrieb als erster die streng festgelegte Musik, einschließlich Tanz und Drama, detailliert in dem um die Zeitenwende entstandenen Werk Natyashastra. Diese altindische Musiktheorie Gandharva-Veda enthält viele der bis heute gültigen Grundlagen der klassischen indischen Musik.

Siehe auch

Literatur

  • Gandharva. In: John Dowson: A classical dictionary of Hindu mythology and religion, geography, history, and literature. London 1879, S. 105–106.
  • S.A.K. Durga: Bharata’s Methodology in Nāṭyaśāstra (A Treatise on Dramaturgy). In: Rüdiger Schumacher (Hrsg.): Von der Vielfalt musikalischer Kultur. Festschrift für Josef Kuckertz. Zur Vollendung des 60. Lebensjahres. (Wort und Musik. Salzburger Akademische Beiträge) Ursula Müller-Speiser, Anif/Salzburg 1992, S. 147–156
  • Walter Kaufmann: Altindien. Musikgeschichte in Bildern. Band II. Musik des Altertums. Lieferung 8. Hrsg. Werner Bachmann. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1981
  • Lewis Rowell: Form in the ritual theatre music of ancient India. In: Richard Widdess (Hrsg.): Musica Asiatica 5. Cambridge University Press, Cambridge 1988, S. 140–190
  • Vettam Mani: Puranic Encyclopaedia: A Comprehensive Dictionary With Special Reference to the Epic and Puranic Literature. Motilal Banarsidass, Delhi 1975 (archive.org)
  • William Joseph Wilkens: Hindu Mythology, Vedic and Puranic. Thacker, Spink & Co., Calcutta / London 1882; Neuauflage: Rupa & Co., Calcutta u. a. 1975, S. 482–485 (archive.org)
  • Monika Zin: Devotionale und ornamentale Malereien. Band 1. Harrassowitz, Wiesbaden 2003, ISBN 978-3-447-04517-9, S. 153–160

Weblinks

  • N. Ramanathan: Gandharva Forms. In: Quarterly Journal of the National Centre for the Performing Arts, Vol. IX, Bombay, März 1980

Einzelnachweise

  1. gandharva. In: Monier Monier-Williams: Sanskrit-English Dictionary. Clarendon Press, Oxford 1899, S. 346, Sp. 1.
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