Anthroposophische Medizin und Formalwissenschaften: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''anthroposophische Medizin''' wird eine um bestimmte Aspekte erweiterte [[Schulmedizin]] bezeichnet. Sie wird im Allgemeinen dem Spektrum der sogenannten [[Wikipedia:Alternativmedizin|Alternativmedizin]] zugerechnet. In der [[Anthroposophie]] wird die herkömmliche Schulmedizin als ''eingeschränkt'' und ''materiell-technisch'', gleichzeitig aber auch als fundierte [[Naturwissenschaft|naturwissenschaftliche]] Grundlage begriffen, die jedoch um bestimmte [[Geisteswissenschaft|geisteswissenschaftliche]] Erkenntnisse zu ergänzen ist.
'''Formalwissenschaften''' sind Wissenschaften, die sich der Analyse von [[Formales System|formalen Systemen]] widmen. Beispiele sind [[Mathematik]], [[Logik]], [[allgemeine Linguistik]], teilweise die [[Rechtswissenschaft]] und [[theoretische Informatik]]. Damit stellen die Formalwissenschaften einen Wissenschaftsbereich dar, der etwa von den [[Geisteswissenschaften]], [[Sozialwissenschaften]], [[Naturwissenschaft]]en und [[Ingenieurwissenschaften]] abgegrenzt wird.


Die theoretisch-methodischen Grundlagen entwickelte [[Rudolf Steiner]] 1920–1924 in zahlreichen [[Rudolf Steiner, Vorträge über Medizin|Vorträgen für Ärzte und Medizinstudenten]] (Bände [[GA 312|312]] –[[GA 319|319]] der [[Rudolf Steiner Gesamtausgabe|Gesamtausgabe]]) sowie in dem 1925 mit der Ärztin [[Ita Wegman]] (1876–1943) herausgegebenen Buch ''Grundlegendes zu einer Erweiterung der Heilkunst nach [[geisteswissenschaft]]lichen Erkenntnissen''. Die anthroposophisch erweiterte Medizin stützt sich zur Erforschung der physischen, lebendigen, seelischen und der geistigen Phänomene sowohl auf die Prinzipien der Naturwissenschaft als auch auf die anthroposophische Geisteswissenschaft, wie sie von Rudolf Steiner begründet worden ist. Auf diese Weise ergibt sich eine Erweiterung der ärztlichen Kunst, die das Verhältnis von [[Leib]], [[Seele]] und [[Geist]] des [[Mensch]]en in seiner Beziehung zu den [[Substanz]]en und [[Bildekräfte|Kräften]] in der [[Natur]] und im [[Kosmos]] – jeweils in seiner [[individuell]]en [[Schicksal]]ssituation – diagnostisch verstehen und therapeutisch handhaben möchte. In der Schweiz können Träger eines Facharzttitels nach einer mindestens zweijährigen Zusatzausbildung den von der Schweizerischen Ärztegesellschaft FMH vergebenen Fähigkeitsausweis „Arzt/ Ärztin für anthroposophisch erweiterte Medizin“ erlangen.<ref>Schweizerisches Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung: ''[http://www.fmh.ch/files/pdf7/fa_anthroposophie_d.pdf Arzt/Ärztin für anthroposophisch erweiterte Medizin] (PDF; 59&nbsp;kB)'' 28. September 2006, abgerufen am 13. August 2012.</ref>
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Formalwissenschaft}}
== Anthroposophisch-medizinische Lehre ==
* {{WikipediaDE|Strukturwissenschaft}}
 
Die anthroposophische [[Heilkunde]] versteht sich selbst nicht als ''alternative'', sondern nach ihren Begründern [[Rudolf Steiner]] und [[Ita Wegman]] als '''anthroposophisch erweiterte''' (Schul-)'''Medizin''', einen Bereich der sogenannten [[Wikipedia:Komplementärmedizin|Komplementärmedizin]].
 
Wichtig für die menschliche [[Gesundheit]] ist gemäß der anthroposophisch-medizinischen Lehre die Berücksichtigung der vielfältigen Zusammenhänge zwischen dem einzelnen Menschen, seinem Wesen und seiner [[Wikipedia:Umwelt|Umwelt]]. Die Behandlung einer [[Krankheit]] setzt dabei eine möglichst ''ganzheitliche'' Betrachtung ihrer Ursachen voraus. Die Wahl einer bestimmten [[Therapie]] wird in dieser Medizinrichtung also nicht nur durch die reine [[Diagnose]] bestimmt, sondern auch durch Krankheitsverlauf, bisherigen Lebenslauf, soziales Umfeld und die Persönlichkeit des Erkrankten. Auch Fragen nach Sinn und Wesen des Krankseins oder des Sterbens sowie nach dem Ziel des [[Heilung|Heilens]] werden ''ganzheitlich'' zu klären versucht. Zur Gesundung sollen schließlich ''Leib, Geist und Seele'' wieder in ein ''harmonisches Zusammenspiel '' kommen.
 
Von zentraler Bedeutung für die Abgrenzung der Anthroposophischen Medizin von der Schulmedizin sind die zusätzliche Ausrichtung an ''seelisch-geistigen Bedürfnissen'' des Menschen sowie die Wahl anderer, zum Teil eigener [[Therapie]]formen.
 
== Besonderheiten ==
 
* potenzierte [[Heilmittel]] (ähnlich wie in der [[Homöopathie]])
* sogenannte "Präparate" aus pflanzlichen Stoffen, tierischen Substanzen und Mineralien
* biologisch-dynamische Ernährung
* [[Mistel-Therapie]] bei Krebs
* [[Eurythmie|Heileurythmie]] als Bewegungstherapie
* weitere Therapieformen wie plastisch-therapeutisches Gestalten, Maltherapie, [[Musiktherapie]] und Sprachgestaltung
* verschiedene Wärmebehandlungen
 
== Rechtlicher Status  ==
 
Anthroposophische Medizin ist eine '''anerkannte''' ''Besondere Therapieform'' im Sinne des [[Sozialgesetzbuch]]es. Seit [[1978]] bekennt sich der deutsche Gesetzgeber im [[Wikipedia:Arzneimittelgesetz|Arzneimittelgesetz]] zum ''Wissenschaftspluralismus der Medizin''. Darunter werden derzeit die Schulmedizin einerseits und andererseits drei ''Besondere Therapierichtungen'' verstanden:
* '''anthroposophisch erweiterte Medizin'''
* [[Homöopathie]]
* [[Phytotherapie]]
 
Ausgeübt wird die anthroposophische Medizin von zahlreichen niedergelassenen [[Arzt|Ärzten]] in Praxen und Therapeutika, aber auch von [[Heilpraktiker]]n, in einigen Instituten und wenigen [[Krankenhaus|Kliniken]].
 
== Wichtige klinische Einrichtungen ==
 
In [[Deutschland]] gibt es drei nach der ''anthroposophisch erweiterten Medizin'' arbeitende Akutkrankenhäuser der Regelversorgung laut Bettenbedarfsplan sowie verschiedene anthroposophisch orientierte Krankenhausunterabteilungen, Fachkliniken und Sanatorien (Link anthro-med).
 
* das [[Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke]] in [[Herdecke]], seit 1969
* das Gemeinschaftskrankenhaus Die Filderklinik in [[Filderstadt]], seit 1975
* das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in [[Berlin]], seit 1995
* das ganzheitliche Krankenhaus Lahnhöhe in Lahnstein, seit 1977
 
In der [[Schweiz]] gibt es drei anthroposophische Krankenhäuser:
 
* die Ita Wegman-Klinik in [[Arlesheim]], seit 1921
* die Lukasklinik für Tumorerkrankungen in [[Arlesheim]], seit 1963
* das Paracelsus-Spital in Richterswil, seit 1994
 
== Forschungseinrichtungen ==
 
Forschung erfolgt an mehreren, teils den Kliniken (Berlin, Herdecke) angegliederten, teils selbständigen (IFAEMM) Instituten, aber auch in individuellen Arbeiten Einzelner. Im universitären Rahmen gibt es derzeit Forschungen an den komplementärmedizinischen Einrichtungen der Universitätskliniken Freiburg, Witten-Herdecke und Bern.
 
== Ausbildung ==
 
Die Ausbildung erfolgt in Deutschland an verschiedenen Seminaren, den anthroposophischen Kliniken und an der [[Universität Witten-Herdecke]] im Rahmen eines Begleitstudiums. Auskünfte über Programme, Termine und Orte erteilt die Gesellschaft anthroposophischer Ärzte in Deutschland.
 
== Anmerkungen ==
 
<references/>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [http://www.phil.uni-greifswald.de/fileadmin/mediapool/ifp/pdf/siegwart/SiegwartMethoden06-01-09.pdf Georg Siegwart: ''Wissenschaftliche Methoden'' (Skript der Universität Greifswald)] (PDF-Datei)
* [http://www.fh-kufstein.ac.at/wi/ejarz/downloads/WA-I.pdf Ewald Jarz: ''Wissenschaftliches Arbeiten'' (Skript Fachhochschule Kufstein)] (PDF-Datei; 537&nbsp;kB)


===Werke Rudolf Steiners ===  
== Weblinks ==
 
{{Wiktionary}}
*Steiner, Rudolf: Geisteswissenschaft und Medizin. (1920). Dornach: Rudolf Steiner Verlag; 7. Auflage 1999, 400 S.
* [http://www.unet.univie.ac.at/~a0300802/physik.html Formalwissenschaft auf einer Webseite der Universität Wien]
*Steiner, Rudolf: Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte zur Therapie (1921), Dornach: Rudolf Steiner Verlag, 5. Auflage 2001, 190 S.
* [http://www.math.uni-bonn.de/people/fotfs/ Interdisciplinary conferences — ''Foundations of the Formal Sciences'']
*Steiner, Rudolf: Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft (1920-24),  Dornach: Rudolf Steiner Verlag, 3. Auflage 1989, 350 S.
* Steiner, Rudolf: Anthroposophische Menschenerkenntnis und Medizin (1923-1924), Dornach: Rudolf Steiner Verlag, 3.Auflage 1994, 256 S.
* Steiner, Rudolf: Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen. (1925). Dornach: Rudolf Steiner Verlag; 1991, 144 S.
 
=== Werke anderer Autoren ===
 
* Fintelmann, Volker: Intuitive Medizin, Hippokrates Verlag, 4., überarb. Aufl., Stuttgart 2000
* [[Friedrich Husemann|Husemann, Friedrich]] - Wolff, Otto: Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst, 3 Bde, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1991.
 
=== Periodika ===
 
* Der Merkurstab, Berlin und Dornach, offizielles Organ der medizinischen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum, Dornach/Schweiz, und der Gesellschaft anthroposophischer Ärzte in Deutschland, erscheint zweimonatlich.


== Weblinks ==
[[Kategorie:Wissenschaft|102]]
 
[[Kategorie:Formalwissenschaften|!]]
* [http://www.damid.de Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland]
* http://www.anthro-med.de
* http://www.anthrosana.ch [Anthroposophische Medizin in der Schweiz]
* http://www.merkurstab.de
 
=== Forschung ===
* [http://www.cx.unibe.ch/kikom/index.htm Kollegiale Instanz f. Komplementärmedizin Universität Bern]
* [http://www.uniklinik-freiburg.de/m/nhk/de/pub/index.xml Uni-Zentrum Naturheilkunde Universität Freiburg]
* [http://notesweb.uni-wh.de/wg/medi/wgmedi.nsf/name/medizintheorie_profil-DE Lehrstuhl für Medizintheorie und Komplementärmedizin Universität Witten-Herdecke]
* [http://www.ifaemm.de/ Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie]
* [http://www.ikf-berlin.de/ Institut f. klinische Forschung Berlin]
* [http://www.havelhoehe.de/fih/ Forschungsinstituts Havelhöhe (FIH)]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Heilkunst]]
[[Kategorie:Alternativmedizin]]

Version vom 23. Februar 2018, 03:57 Uhr

Formalwissenschaften sind Wissenschaften, die sich der Analyse von formalen Systemen widmen. Beispiele sind Mathematik, Logik, allgemeine Linguistik, teilweise die Rechtswissenschaft und theoretische Informatik. Damit stellen die Formalwissenschaften einen Wissenschaftsbereich dar, der etwa von den Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften abgegrenzt wird.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Wiktionary: Formalwissenschaften – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


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