Kunststoffe und Datei:180px-Bund 1910.jpg: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Syndiotactic polypropene.png|mini|Polypropylen ([[Kugel-Stab-Modell]]; Blau: [[Kohlenstoff]]; Grau: [[Wasserstoff]])]]
== Beschreibung ==
 
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Als '''Kunststoffe''' (auch '''Plaste'''<ref>Zu dem in Ost- und Westdeutschland unterschiedlichen Sprachgebrauch siehe: Jürgen Eichhoff: ''Zu einigen im 20. Jahrhundert entstandenen geographischen Unterschieden des Wortgebrauchs in der deutschen Sprache'' In: ''Sprache und Brauchtum.'' Festschrift Martin, 1980, S. 163–166.</ref>, selten '''Technopolymere''', umgangssprachlich '''Plastik''') werden [[Werkstoff]]e bezeichnet, die hauptsächlich aus [[Makromolekül]]en bestehen.
 
Wichtige Merkmale von Kunststoffen sind ihre technischen Eigenschaften, wie Formbarkeit, [[Härte]], [[Elastizität (Physik)|Elastizität]], [[Bruchfestigkeit]], [[Temperatur]]-, [[Wärmeformbeständigkeit]] und [[chemische Beständigkeit]], die sich durch die Wahl der Makromoleküle, Herstellungsverfahren und in der Regel durch Beimischung von [[Additiv]]en in weiten Grenzen variieren lassen. Kunststoffe werden bezüglich ihrer physikalischen Eigenschaften in drei großen Gruppen unterteilt: [[Thermoplast]]e, [[Duroplast]]e und [[Elastomer]]e.
 
Kunststoffe werden zu Formteilen, [[Halbzeug]]en, [[Faser]]n oder [[Folie]]n weiterverarbeitet. Sie dienen als [[Verpackung]]smaterialien, [[Textilfaser]]n, [[Wärmedämmung]], Rohre, [[Bodenbelag|Bodenbeläge]], Bestandteile von [[Lack]]en, [[Klebstoff]]en und [[Kosmetika]], in der Elektrotechnik als Material für [[Isolator (Elektrotechnik)|Isolierung]]en, [[Leiterplatte]]n, Gehäuse, im Fahrzeugbau als Material für [[Reifen]], [[Polsterung]]en, [[Armaturenbrett]]er, [[Benzintank]]s und vieles mehr. In Wirtschaftsstatistiken werden [[Chemiefaser]]n, sowie [[Kunstharz]]e in Lack- und Klebstoffen oft von anderen Kunststoffen getrennt ausgewiesen.
 
Die jeweiligen Makromoleküle eines Kunststoffes sind [[Polymer]]e und daher aus [[Konstitutionelle Repetiereinheit|wiederholenden Grundeinheiten]] aufgebaut. Die Größe der Makromoleküle eines Polymers variiert zwischen einigen tausend bis über eine Million Grundeinheiten. Beispielsweise besteht das Polymer [[Polypropylen]] ([[Kurzzeichen (Kunststoff)|Kurzzeichen]] PP) aus sich vielfach wiederholenden Propyleneinheiten. Die Polymere können unverzweigte, verzweigte oder [[Vernetzung (Chemie)|vernetzte]] Moleküle sein.
 
Die Polymere können aus Naturstoffen gewonnen oder rein synthetisch sein. Synthetische Polymere werden durch [[Kettenpolymerisation]], [[Polyaddition]] oder [[Polykondensation]] aus [[Monomer]]en oder [[Prepolymer]]en erzeugt. Halbsynthetische Kunststoffe entstehen durch die Modifikation natürlicher Polymere (vorwiegend [[Cellulose|Zellulose]] zu [[Zelluloid]]), während andere [[Biokunststoff|biobasierte Kunststoffe]] wie [[Polymilchsäure]] oder [[Polyhydroxybuttersäure]] durch die Fermentation von Zucker oder Stärke hergestellt werden.
 
Zwischen 1950 und 2015 wurden weltweit rund 8,3 Mrd. Tonnen Kunststoff hergestellt – dies ergibt etwa 1 Tonne pro Kopf der Weltbevölkerung. Die Hälfte hiervon stammt aus den letzten 13 Jahren. Von dieser Menge wurden ca. 6,3 Mrd. Tonnen zu [[Abfall]], der zu 9 % [[Recycling|recycelt]], zu 12 % verbrannt und zu 79 % auf [[Müllhalde]]n deponiert wurde bzw. sich in der Umwelt anreichert.<ref name="Geyer 2017">{{Literatur | Autor=Roland Geyer et al. | Titel=Production, use, and fate of all plastics ever made | Sammelwerk=[[Science Advances]] | Band=3 | Nummer= | Jahr=2017 | Seiten=e1700782 | DOI=10.1126/sciadv.1700782}}</ref>
 
[[Datei:9-5 cine film.jpg|mini|[[Zelluloid]] – hier ein alter [[Filmstreifen]] – gilt als das erste [[Thermoplast]].]]
 
== Entwicklungsgeschichte der Kunststoffe ==
=== Vorstufe ===
[[Datei:Naturbernstein beleuchtet.jpg|mini|Natürlicher „Kunststoff“ Bernstein]]
[[Biopolymere]] und natürlich vorkommende Polymere werden von Menschen schon seit Urzeiten verwendet. Alle Tiere und Pflanzen enthalten in ihren Zellen Polymere. [[Holz]] diente dem Menschen zunächst als [[Brennholz]] und [[Werkzeug]], etwa als [[Wurfholz]], [[Speer]] und als [[Baumaterial]]. Der Zellverband Tier[[haut]] oder [[Fell]] wurde durch [[Gerben]] stabilisiert, damit vor dem raschen Verwesen geschützt und so zu haltbarem [[Leder]]. Aus [[Wolle]], abgeschnittenen Tierhaaren, wurden durch Ver[[spinnen]] und [[Weben]] oder durch [[Filz]]en Bekleidung und Decken hergestellt.
 
[[Birken]] lieferten den ersten Kunststoff der Menschheitsgeschichte, das aus [[Birkenrinde]] durch [[Trockendestillation]] gewonnene [[Birkenpech]], das sowohl [[Neandertaler]]n als auch dem [[steinzeit]]lichen [[Mensch|Homo sapiens]] als [[Klebstoff]] bei der Herstellung von Werkzeugen diente.
 
In Mesopotamien wurden Wasserbecken und [[Kanal (Wasserbau)|Kanäle]] mit natürlichem [[Asphalt]] abgedichtet. Ebenso wurden dort bestimmte [[Milchsaft|Baumharze]] als [[Gummi Arabicum]] eingesetzt und nach Europa exportiert. Aus Europa ist [[Bernstein]] als fossiles Harz für die Verwendung bei Pfeilspitzen und Schmuckgegenständen bekannt. Im Mittelalter wurde [[Horn|Tierhorn]] durch bestimmte Verfahrensschritte in einen plastisch verformbaren Stoff verwandelt.
Bereits um 1530 wurde im Hause der [[Fugger]] nach einem Rezept des bayerischen Benediktinermönches [[Wolfgang Seidel (Theologe)|Wolfgang Seidel]]<ref>Deutsches Kunststoff-Museum: [http://www.deutsches-kunststoff-museum.de/rund-um-kunststoff/textbeitraege/info/do-it-yourself/rezept-zur-herstellung-von-kunsthorn/ Rezept zur Herstellung von Kunsthorn].</ref> transparentes [[Kunsthorn]] aus Ziegenkäse gefertigt und vertrieben.
 
=== Entwicklung einer Kunststoffindustrie ===
==== Frühe Entdeckungen ====
Im 17. und 18. Jahrhundert brachten Naturforscher aus [[Milchsaft|milchigen Baumsäften]] gewonnene, elastische Massen ([[Kautschuk]]) aus [[Malaysia]] und [[Brasilien]] mit. Für diese wurde in Deutschland der Begriff ''Gummi'' eingeführt. Seit Mitte des 19.&nbsp;Jahrhunderts entwickelte sich eine rasch wachsende Gummi-Industrie.
 
Der Erfinder [[Charles Goodyear]] stellte 1839 fest, dass sich Kautschuk bei Hitzeeinwirkung durch Zusatz von [[Schwefel]] in Gummi umwandelt.<ref name="Schule">''Handbuch der experimentellen Chemie'' Sekundarbereich II, Band 12, Kunststoffe, Recyling, Alltagschemie, S.&nbsp;21, Aulis & Deubner-Verlag.</ref> Dieser Prozess wird [[Vulkanisation]] genannt. Charles Goodyear fertigte aus dem neuen Material zunächst Gummihandschuhe. Um&nbsp;1850 entdeckte er außerdem [[Hartgummi]], ein durch Erhitzen in Gegenwart von Schwefel erhärteter [[Naturkautschuk]], der anfangs als [[Ebonit]] vermarktet wurde. Daraus wurden zum Beispiel Schmuckstücke, Füllfederhalter, Klaviertasten, Tabakpfeifen und Teile von Telefonen hergestellt. Dieser erste [[Duroplast]] startete die Entwicklung der Kunststoffe als Werkstoff im Umfeld des Menschen.
 
[[Datei:40mm table tennis ball Celluloid.jpg|mini|360px|Tischtennisbälle aus Zelluloid]]
Die Entwicklung des [[Zelluloid]]s ist mehreren Chemikern zu verdanken. [[Christian Friedrich Schönbein]] entwickelte 1846 die [[Schießbaumwolle]], indem er Baumwolle mit Salpetersäure versetzte.<ref name="Schule" /> Der Engländer Maynard löste Schießbaumwolle in einem Ethanol-Äther-Gemisch und erhielt nach Verdampfung elastische Häutchen ([[Kollodium]]). Der Engländer Cuttin verknetete das Kollodium mit alkoholischer [[Campher]]lösung zu Zelluloid.
Im Jahr 1869 nutzte [[John Wesley Hyatt]] das Zelluloid als Kunststoff und entwickelte drei Jahre später die erste [[Spritzgießen|Spritzgussmaschine]]. Später wurde in England das [[Zellulosenitrat]] zur Imprägnierung von Textilien und in den USA [[Schellack]] entwickelt.
 
[[Linoleum]] wurde 1844 von Frederic Walton erfunden. Es wurde aus [[Leinöl]], Sikkativen und Harzen durch Lufteinblasung gewonnen. Anwendungsbereiche waren Fußbodenbeläge, Wandbekleidungen, Tischflächen.
 
[[Max Fremery]] und [[Johann Urban]] lösten mit einer ammoniakalischen Kupferhydroxidlösung Zellulose auf. Mit dieser Lösung ([[Cupro]]) konnten leicht Kupfer-Reyon-Fäden als erste [[Viskose]]faser hergestellt werden.
 
[[Datei:Ve301w.jpg|mini|[[Volksempfänger]] mit Bakelit-Gehäuse]]
[[Adolf von Baeyer]] beschrieb 1872 die Polykondensation von [[Phenol]] und [[Formaldehyd]]. Der belgische Chemiker [[Leo Hendrik Baekeland]] untersuchte die Wirkung von Säure und Alkali bei dieser Reaktion und entwickelte 1907 ein Verfahren (seit 1909 in die technische Produktion) zur Herstellung und Weiterverarbeitung eines [[Phenolharz]]es. Dieser von ihm [[Bakelit]] getaufte Kunststoff war der erste in großen Mengen industriell hergestellte, synthetische Duroplast. Dank seiner Eignung als elektrischer Isolator wurde er unter anderem in der aufstrebenden Elektroindustrie eingesetzt.
 
[[Wilhelm Krische]] und [[Adolf Spittler]] entwickelten 1885 das [[Galalith]] ([[Kunsthorn]]). Der Kunststoff ähnelt stark dem tierischen Horn oder [[Elfenbein]]. Das Kunsthorn wird aus [[Kasein]] und Formaldehydlösung hergestellt. Es wurden daraus zum Beispiel Knöpfe, Anstecknadeln, Gehäuse für Radios, Zigarettendosen, Spielzeuge, Griffe für Regenschirme in den verschiedensten Farben gefertigt.
 
Der deutsche Chemiker [[Fritz Hofmann (Chemiker)|Fritz Hofmann]] meldete 1909 ein Patent auf den synthetischen Kautschuk [[Buna (Kautschuk)|Buna]] an. Die ersten vollsynthetischen Reifen aus Isoprenkautschuk wurden 1912 hergestellt.<ref name="Schule" />
 
Der Berliner Apotheker [[Eduard Simon (Apotheker)|Eduard Simon]] beschrieb im Jahr 1839 das [[Polystyrol]].<ref>E.&nbsp;Simon: ''Über den flüssigen Storax (Styryx liquidus),'' in [[Liebigs Annalen der Chemie]] Band&nbsp;31 (1839), S.&nbsp;265, {{DOI|10.1002/jlac.18390310306}}.</ref> Das Styrol verwandelte sich zunächst in eine gallertartige Masse. Im Jahr 1909 untersuchte H. Stobbe die Polymerisationsreaktion von Styrol detailliert. Erst zwanzig Jahre später wurde diese Entdeckung genutzt.
 
Im Jahr 1835 entdeckte [[Henri Victor Regnault|Victor Regnault]] das Vinylchlorid, aus dem sich [[Polyvinylchlorid]] (PVC) herstellen ließ. Die erste Patentierung von PVC und von Polymeren aus Vinylacetat geht auf [[Fritz Klatte]] im Jahr 1912 zurück.<ref name="Klatte1912">{{Patent
| Land = DE
| V-Nr = 281687
| Typ = Erteilung
| Titel = Verfahren zur Herstellung technisch wertvoller Produkte aus organischen Vinylestern
| A-Datum = 1913-07-04
| V-Datum = 1915-01-18
| Erfinder = Fritz Klatte
| Anmelder = [[Chemische Fabrik Griesheim-Elektron]]
| DB =
}}</ref> Als weltweiter Pionier der Kunststoffverarbeitung gilt aber [[Coroplast]], das sich als eines der ersten Unternehmen mit der Verarbeitung des PVC beschäftigte.<ref>[http://www.coroplast.de/unternehmen/historie/ Unternehmenshistorie von Coroplast] auf coroplast.de, aufgerufen am 26. August 2012.</ref> Erst 1950 wurde dieses Verfahren durch Verbesserungen von [[Dow Chemical]] abgelöst.
 
Schon 1901 befasste sich [[Otto Röhm (Unternehmer, 1876)|Otto Röhm]] mit der Herstellung von Acrylsäure und Acrylsäureestern. Aber erst im Jahr 1928 fand er die für die Polymerisation besser geeigneten Methacrylsäuremethylester. Das Patent für [[Polymethylmethacrylat]] (PMMA, Handelsname „Plexiglas“) startete eine Ära.
 
==== Entwicklung der Polymerchemie ====
Bis Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts war wenig über die genauen Strukturen polymerer Materialien bekannt. Es war lediglich aus [[Dampfdruck]]- und [[Osmose]]messungen bekannt, dass es sich um sehr große Moleküle mit hoher [[Molmasse]] handeln müsste. Fälschlicherweise bestand die Meinung, dass es sich um [[kolloid]]ale Strukturen handele.
 
Als Vater der [[Polymerchemie]] gilt der deutsche Chemiker [[Hermann Staudinger]]. Bereits 1917 äußerte er vor der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft, dass „hochmolekulare Verbindungen“ aus [[kovalent]] gebundenen, langkettigen Molekülen bestehen. 1920 veröffentlichte er in den ''Berichten der Deutschen Chemischen Gesellschaft'' einen Artikel, der als Begründung der modernen Polymerwissenschaften gilt.<ref name="Staudinger1920">Hermann Staudinger: ''Über Polymerisation.'' In: ''[[Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft]]'' 53, 1920, S.&nbsp;1073. [[doi:10.1002/cber.19200530627]].</ref> Vor allem in den Jahren von 1924 bis 1928 folgten weitere wichtige Theorien über den Aufbau von Kunststoffen, die die Grundlage für das heutige Verständnis dieser Werkstoffklasse bilden.<ref name="Staudinger1924">Hermann Staudinger: ''Die Struktur des Gummis. VI.'' In: ''Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft.'' Abteilung B: Abhandlungen, 57B, 1924, S.&nbsp;1203–1208.</ref><ref name="Staudinger1926">Hermann Staudinger: ''Die Chemie der hochmolekularen organischen Stoffe im Sinne der Kekuleschen Strukturlehre.'' In: ''Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft.'' 59, 1926, S.&nbsp;3019–3043.</ref><ref name="Staudinger1928">Hermann Staudinger, K. Frey, W. Starck: ''Verbindungen hohen Molekulargewichts IX. Polyvinylacetat und Polyvinylalkohol.'' In: ''Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft.'' Abteilung B: Abhandlungen, 60B, 1927, S.&nbsp;1782–92.</ref> Für diese Arbeiten erhielt Staudinger 1953 den [[Nobelpreis]].
 
Die Arbeiten Staudingers ermöglichten der chemischen Industrie nun, basierend auf gesicherten naturwissenschaftlichen Grundlagen, eine rasante Entwicklung auf dem Gebiet der Polymerchemie.
 
Der Münchner Chemiker [[Ernst Richard Escales]] gab 1910 der Werkstoffgruppe den Namen „Kunststoffe“. Die von ihm gegründete gleichnamige Zeitschrift erschien erstmals 1911.
 
Bei dem Unternehmen [[Imperial Chemical Industries]] (ICI) in Großbritannien wurde unter hohem Druck (200&nbsp;bar) und bei hohen Temperaturen im Jahre 1933 erstmals [[Polyethylen]] hergestellt. Erst zwanzig Jahre später entwickelte [[Karl Ziegler (Chemiker)|Karl Ziegler]] ein Verfahren, das mit Katalysatoren aus [[Aluminiumalkyl]]en und [[Titantetrachlorid]] die Polymerisation von Ethen zu Polyethylen schon bei Raumtemperatur erlaubt.<ref name="ZieglerPatentI">{{Patent
| Land = DE
| V-Nr = 961537
| Typ = Erteilung
| Titel = Verfahren zur Herstellung von Aluminiumtrialkylen und Aluminiumalkylhydriden
| A-Datum = 1954-02-02
| V-Datum = 1957-04-11
| Erfinder = K. Ziegler, H.-G. Gellert
| Anmelder = K. Ziegler
| DB = Google
}}</ref><ref name="Ziegler1960">Karl Ziegler, Hans Georg Gellert, Herbert Lehmkuhl, Werner Pfohl, Kurt Zosel: ''Organometallic compounds. XXVI. Trialkylaluminum and dialkylaluminum hydride from olefins, hydrogen, and aluminum.'' In: ''Ann.'' 629, 1960, S.&nbsp;1–13.</ref><ref name="Ziegler1971">{{Patent
| Land = US
| V-Nr = 3257332
| Typ = Erteilung
| Titel = Polymerization of ethylene
| A-Datum = 1954-11-15
| V-Datum = 1966-06-21
| Erfinder = Karl Ziegler, Heinz Breil, Erhard Holzkamp, Heinz Martin
| DB = Google
}}</ref><ref>{{Patent
| Land = US
| V-Nr = 2781410
| Titel = Polymerization of ethylene in the presence of an aluminum trialkyl catalyst 
| DB = Google
}}</ref> Das Niederdruck-Polyethylen erwies sich als wärmestabiler und mechanisch belastbarer. Kurz darauf fanden Ziegler und [[Giulio Natta]]<ref name="Natta1962">Giulio Natta, I. Pasquon, A. Zambelli: ''Stereospecific catalysts for the head-to-tail polymerization of propylene to a crystalline syndiotacfic polymer.'' In: ''[[Journal of the American Chemical Society]].'' 84, 1962, S.&nbsp;1488–1490.</ref> einen Katalysator zur Polymerisation von Propen zu [[Polypropylen]]. 1955–1957&nbsp;liefen die großtechnischen Synthesen von Polyethylen und Polypropylen an.<ref name="Schule" /> Heute sind die so hergestellten Polyethylene (PE) und Polypropylen (PP) neben Polystyrol (PS) die am häufigsten als Verpackungsmaterialien von Lebensmitteln, Kosmetika etc. verwendeten Kunststoffe. Ziegler und Natta erhielten im Jahre 1963 für ihre Arbeiten den Nobelpreis für Chemie.
 
Kunststoffe aus [[Polyester]]n wurden schon sehr früh angedacht (Berzelius, 1847). 1901 gab es Glyptalharze (aus Glycerin und Phthalsäure). Fritz Hofmann, [[Wallace Hume Carothers]] und [[Paul Schlack]] suchten erfolglos nach synthetischen Fasern auf Basis von Polyestern. Erst den Briten Whinfield und Dickson gelang bei [[Calico Printers]] im Jahre 1941 die Herstellung von brauchbaren Polyesterfasern (Polyethylenterephthalat, PET). Wichtige Polyesterfasern wurden [[Dacron]] (DuPont), [[Diolen]] ([[ENKA-Glanzstoff]]), Terylen (ICI), [[Trevira]] (Hoechst).<ref name="Schule" />
 
In Ludwigshafen begann 1934 die Herstellung von [[Epoxidharz]]en nach einem Verfahren von Paul Schlack. 1935&nbsp;wurde gleichzeitig von [[Henkel (Unternehmen)|Henkel]] (Mainkur) und [[Novartis|Ciba]] (Schweiz) die Entwicklung von [[Melaminharz]] beschrieben.
 
Im Jahr 1931 meldete der US-Chemiker Wallace Hume Carothers bei DuPont ein Patent für ein Polyamid aus [[Hexamethylendiamin]] und [[Adipinsäure]] an. Erst sieben Jahre später war die neue Kunstfaser [[Polyamide#Nylon|Nylon]] (1938) verkaufsfähig. Das von Paul Schlack 1937 hergestellte Polyamid&nbsp;6 auf Basis von [[Caprolactam]] wurde [[Perlon]] getauft. Die großtechnische Herstellung begann 1939 bei den [[IG-Farben]]. Das Herstellungsverfahren von Perlon in Deutschland war preiswerter als die Nylonproduktion in den USA.<ref name="Schule" />
 
Etwa zeitgleich begannen die [[Buna-Werke]] der [[I.G. Farben]] mit der Fertigung von [[Styrol-Butadien-Kautschuk|Buna S]] und [[Butadien-Acrylnitril|Buna N]] als synthetischem Gummi-Ersatz.
1939&nbsp;entwickelte [[Otto Bayer]] das [[Polyurethan]] (PU) in Leverkusen.
 
Bei DuPont wurde 1938 der Kunststoff [[Polytetrafluorethylen]] (Teflon) von R.J. Plunkett entwickelt. Das Produkt zeigte hohe Temperaturbeständigkeit und eine hohe chemische Beständigkeit. Die Verarbeitung stieß jedoch auf Probleme. Erst 1946 ging Teflon in die Großproduktion.<ref name="Schule" />
 
[[Silikon]] hatte im Jahr 1901 bereits [[Frederic Stanley Kipping]] aus Silanonen hergestellt. Erst durch die Synthese von Organosiliciumhalogeniden mit Alkylhalogeniden gelang es 1944 in den USA und Deutschland, Silikon günstig herzustellen ([[Eugene G. Rochow]], [[Richard Müller (Chemiker)|Richard Müller]]).<ref name="Schule" />
 
Seit Anfang der 1930er Jahre war die Polymerisation von [[Acrylnitril]] bekannt. Es war als Kunststoff jedoch so nicht brauchbar. Der Chemiker Rein konnte [[Polyacrylnitril]] in Dimethylformamid lösen und so für die Kunststoffproduktion brauchbar machen. 1942&nbsp;wurde bei den [[IG Farben]] ein Polymerisationsverfahren zu Polyacrylnitril entwickelt. 1942&nbsp;entdeckte Harry Coover (USA) bei [[Eastman Kodak]] den „[[Sekundenkleber]]“ [[2-Cyanoacrylsäuremethylester|Methylcyanacrylat]].
 
Vor allem nach 1950 nahm aufgrund der zahlreichen Erfolge auf dem Gebiet der Polymerchemie die Produktion von Kunststoffen enorm zu. Durch die Entwicklung der Thermoplaste und insbesondere von entsprechenden Verarbeitungsverfahren konnten Formteile jetzt auf unschlagbar billige Weise hergestellt werden. Kunststoff wurde von einem Ersatzstoff mit besonderer Bedeutung zu einem Werkstoff für die industrielle Massenfertigung. In der Folge ging der Anteil der Duroplaste stetig zurück und lag im Jahre 2000 nur noch bei 15 %. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Kunststoffen lag im Jahr 2000 bei 92&nbsp;kg in Westeuropa, 13&nbsp;kg in Osteuropa, 130&nbsp;kg in [[NAFTA|Nordamerika]], 19&nbsp;kg in Lateinamerika, 86&nbsp;kg in Japan, 13&nbsp;kg in Südostasien und 8&nbsp;kg im Mittleren Osten / Afrika.
 
Die Kunststoffindustrie ist bis heute eine Wachstumsbranche, wobei die Herstellungskapazitäten in Asien zwischen 2006 und 2008 die führenden und etwa gleich starken Regionen Europa sowie Nord- und Südamerika überholten.
 
== Einteilung ==
Je nach Blickwinkel des Betrachters und Anforderung können Kunststoffe verschiedenartig eingeteilt werden. Gängig sind Einteilungen nach mechanisch-thermischem Verhalten (häufigste Einteilung), Ursprung (natürlich oder synthetisch), Verwendung oder Entstehungsreaktion. Eine strenge Abgrenzung einzelner Kunststoffe ist oft nicht möglich, diese Einteilungen bieten allerdings eine gute Übersicht.<ref name="Kunststoffhandbuch1">{{bibISBN|3446144161|Seite=16-17}}</ref>
 
=== Einteilung nach mechanisch-thermischem Verhalten ===
Die Einteilung nach mechanisch-thermischem Verhalten erfolgt in Thermoplaste, Duroplaste und Elastomere. Außerdem existieren mit deutlich untergeordneter Bedeutung [[thermoplastische Elastomere]] und reversible Duroplaste. Diese Einteilung ist anwendungstechnischer Herkunft. <!-- Thermoplaste und Duroplaste spielen die weitaus größte Rolle, sie finden eine Vielzahl von Anwendungen. << Gilt letzteres nicht ebenso für Elastomere!? --> Die unterschiedlichen Polymerklassen unterscheiden sich in ihren mechanischen Eigenschaften aufgrund der unterschiedlichen Vernetzung und dem jeweiligen Verhältnis zwischen [[Gebrauchstemperatur]] (meist [[Raumtemperatur]]) und physikalischer Übergangstemperatur ([[Glasübergangstemperatur]] und [[Schmelzpunkt]]).<ref name="Elias4">{{bibISBN|3527299629|Seite=290-294}}</ref>
:{| class="wikitable" style="text-align:left; font-size:90%;" width="70%"
|- class="hintergrundfarbe2" valign="top"
| [[Datei:Polymerstruktur-engmaschig vernetzt.svg|center|130px]] ''[[Duroplaste]]'' bestehen aus engmaschig vernetzten Polymeren. Vernetzungen sind in der Abbildung als rote Punkte dargestellt.
| [[Datei:Polymerstruktur-weitmaschig vernetzt.svg|center|130px]] ''[[Elastomer]]e'' bestehen aus weitmaschig vernetzten Polymeren. Die Weitmaschigkeit erlaubt unter Zugbelastung eine Streckung des Materials.
| [[Datei:Polymerstruktur-teilkristallin.svg|center|150px]] ''[[Thermoplast]]e'' bestehen aus unvernetzten Polymeren, oft mit einer teilkristallinen Struktur (rot dargestellt). Sie haben eine Glastemperatur und sind schmelzbar.
|}
 
==== Thermoplaste ====
{{Hauptartikel|Thermoplast}}
Thermoplaste sind Kunststoffe, die aus langen linearen Molekülen bestehen. Durch Energiezufuhr werden diese Materialien beliebig oft weich und formbar ([[Plastische Verformung|plastisch]]) und schmelzen schließlich. Sie können durch verschiedene [[Urformen|Ur-]] und [[Umformen|Umformverfahren]] in die gewünschte Form gebracht werden. Nachdem das Werkstück abgekühlt ist, behält es seine Form bei. Dieser Prozess ist somit [[Reversibler Prozess|reversibel]] (lat. umkehrbar). Ursache für dieses Verhalten sind fadenförmige, lineare Makromoleküle.
 
Die meisten der heute verwendeten Kunststoffe fallen unter diese Gruppe (Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol, Polyester). Für einfache Konsumwaren, Verpackungen etc. werden sie ebenso häufig eingesetzt wie für technische Teile in der Automobil- und Elektroindustrie oder in der Bauindustrie, insbesondere für Dachbahnen, Fensterprofile und Rohre.
 
Um neue, bisher noch nicht vorhandene Eigenschaften zu erzeugen, können zwei oder mehrere (miteinander verträgliche) Thermoplaste vermischt werden ([[Polyblend]]).
 
Teilkristalline Thermoplaste (Beispiele): POM – Polyoxymethylen, PE – Polyethylen, PP – Polypropylen, PA – Polyamid, PET – Polyethylenterephthalat, PBT – Polybutylenterephthalat.
 
Amorphe Thermoplaste (Beispiele): ABS – Acrylnitril-Butadien-Styrol, PMMA – Polymethylmethacrylat, PS – Polystyrol, PVC – Polyvinylchlorid, PC – Polycarbonat, SAN – Styrol-Acrylnitril-Copolymer, PPE – Polyphenylenether.
 
==== Duroplaste ====
[[Datei:Tretboote.jpg|mini|[[Tretboot]]e haben typischerweise einen Rumpf aus Duroplast]]
{{Hauptartikel|Duroplaste}}
 
Duroplaste (Duromere) sind Polymere, die in einem Härtungsprozess aus einer Schmelze oder Lösung der Komponenten durch eine Vernetzungsreaktion hervorgehen. Diese irreversible Reaktion wird meist durch Erhitzen bewirkt (daher der englische Fachterminus ''thermosets''), kann aber auch durch Oxidationsmittel, energiereiche Strahlung oder Einsatz von Katalysatoren initiiert und beschleunigt werden. Eine Erwärmung von Duroplasten führt nicht zu einer plastischen Verformbarkeit, sondern lediglich zu deren Zersetzung. Ausgehärtete Duroplaste sind meist hart und spröde sowie im weitergehenden Fertigungsprozess nur noch mechanisch bearbeitbar. Ursache für dieses Verhalten sind die raumvernetzten Makromoleküle.
 
Wegen ihrer mechanischen und chemischen Beständigkeit auch bei erhöhten Temperaturen werden sie häufig für [[Elektroinstallation]]en verwendet. Der verbreitetste und älteste Kunststofftyp dieser Klasse sind die [[Phenoplast]]e. In diese Gruppe fallen auch Polyesterharze, [[Polyurethan]]harze für Lacke und Oberflächenbeschichtungen und praktisch alle [[Kunstharz]]e wie beispielsweise [[Epoxidharz]]e.
 
==== Elastomere ====
[[Datei:Gummisnoddar.jpeg|mini|Elastisches Gummiband]]
{{Hauptartikel|Elastomere}}
 
Durch Druck oder Dehnung können Elastomere ihre Form kurzzeitig verändern, nach Beendigung von Druck oder Dehnung nimmt das Elastomer schnell wieder seine ursprüngliche Form an. Die Elastomere sind weitmaschig vernetzt und daher flexibel. Sie werden beim Erwärmen nicht weich und sind in den meisten Lösemitteln nicht löslich.
 
Zu den Elastomeren gehören alle Arten von vernetztem [[Kautschuk]]. Die Vernetzung erfolgt beispielsweise durch [[Vulkanisation]] mit Schwefel, mittels [[Peroxid]]en, [[Metalloxid]]en oder [[Klebstoff#Strahlenhärtende Klebstoffe|Bestrahlung]]. Elastomere werden zu 60 % für [[Reifen]] verwendet. Der Rest verteilt sich auf sonstige Gummiartikel, zum Beispiel Chemikalienhandschuhe und Hygieneartikel.<ref name="Römpp">{{RömppOnline|Name=Elastomere |Datum=9. Dezember 2014 |ID=RD-05-00596 }}</ref>
 
Elastomere sind [[Naturkautschuk]] (NR), [[Acrylnitril-Butadien-Kautschuk]] (NBR), [[Styrol-Butadien-Kautschuk]] (SBR), [[Chloropren-Kautschuk]] (CR), [[Butadien-Kautschuk]] (BR) und [[Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk]] (EPDM).
 
=== Einteilung nach Ursprung ===
Unter chemischen Gesichtspunkten können Kunststoffe als makromolekulare Stoffe mit anderen makromolekularen Stoffen verglichen werden. Die verschiedenen makromolekularen Stoffe können dann nach Ursprung eingeteilt werden in:
* natürliche makromolekulare Stoffe, wie Kohlenwasserstoffe (Kautschuk, Balata), Polysaccharide (Cellulose, Stärke, Pektin, Chitin, Baumwolle) und Proteine (Kollagen, Wolle, Seide)
* Derivate von natürlichen makromolekularen Stoffen, wie [[Cellulosenitrat]], [[Leder]] oder [[Gelatine]]
* synthetische makromolekulare Stoffe
* Derivate von synthetischen Polymeren (Modifikation beispielsweise durch Verseifung, Einführung von reaktiven Gruppen oder nachträgliche Vernetzung)<ref name="Kunststoffhandbuch1" />
 
Nur ein Teil der aufgeführten makromolekularen Stoffe sind Kunststoffe im engeren Sinn, da Kunststoffe als Stoffe definiert sind, die auf Polymeren basieren und außerdem als Werkstoffe bei der Verarbeitung „plastische“ Zustande durchlaufen.<ref name="Elias4" /> Trotzdem kann diese Einordnung zum Verständnis beitragen.
 
=== Einteilung nach Anwendung ===
Je nach Preis, Produktionsvolumen und Verwendungsmöglichkeit können Thermoplaste in die vier Anwendungsklassen eingeteilt werden: [[Standardkunststoffe]], technische Kunststoffe, Funktionskunststoffe und [[Hochleistungskunststoffe]]. Standardkunststoffe (auch: Massenkunststoffe) sind sehr vielseitig einsetzbar und werden in großen Mengen hergestellt. Standardkunststoffe werden häufig als Verpackungsmaterial verwendet, zu ihnen gehören beispielsweise [[Polyethen]] oder [[Polyvinylchlorid]]. Technische Kunststoffe verfügen über bessere mechanische Eigenschaften als Standardkunststoffe und behalten diese noch oberhalb von 100&nbsp;°C und unterhalb von 0&nbsp;°C. Technische Kunststoffe werden häufig für technische Konstruktionen verwendet, zu ihnen zählen beispielsweise Polyethylenterephthalat und einige [[aliphatische Polyamide]]. Funktionskunststoffe dienen nur einer einzigen Funktion, wie beispielsweise als Barriere für Aromen und Gase in Kunststoffverpackungen. [[Duroplaste]] können nicht nach diesem Schema eingeordnet werden, sondern bilden eine eigene Klasse.<ref name="Elias4" />
 
Hochleistungskunststoffe zeichnen sich gegenüber Standard-, technischen und Spezialkunststoffen durch ihre [[Wärmeformbeständigkeit]] und beispielsweise gute mechanische Eigenschaften aus. Während die Wärmeformbeständigkeit von Standardkunststoffen meist nur etwa 100&nbsp;°C beträgt und die von technischen Kunststoffen bis zu 150&nbsp;°C erreicht, können Hochleistungsthermoplaste Temperaturen von bis zu 300&nbsp;°C standhalten. Hochleistungskunststoffe sind mit etwa 20&nbsp;[[Euro|€]] pro [[Kilogramm|kg]] recht teuer; ihr [[Marktanteil]] beträgt nur etwa 1 %.<ref name="Kaiser">{{bibISBN|9783446430471|Seite=119}}</ref>
 
Der Vergleich von Standardkunststoffen, technischen Kunststoffen und Hochleistungskunststoffen wird durch die folgende Abbildung veranschaulicht:
 
: [[Datei:Highperformance thermoplastics.svg]]
 
=== Einteilung nach Entstehungsreaktion ===
Kunststoffe werden durch verschiedene [[Polyreaktion]]en erzeugt: [[Polymerisation]], [[Polykondensation]] und [[Polyaddition]]. Entsprechend wird das Produkt entweder als Polymerisat, als Polykondensat oder als Polyaddukt bezeichnet.<ref name="Kunststoffhandbuch1" />
 
=== Internationales Kurzzeichensystem ===
Einzelne Kunststoffe werden nach einem weltweit standardisierten [[Kurzzeichen (Kunststoff)|Kurzzeichen-System]] bezeichnet, das für Deutschland in der DIN&nbsp;EN&nbsp;ISO&nbsp;1043 Teil&nbsp;1:2016-09: ''Basis-Polymere und ihre besonderen Eigenschaften'', der DIN&nbsp;ISO&nbsp;1629:2015-03: ''Kautschuk und Latices – Nomenklatur (ISO 1629:2013)'' sowie DIN&nbsp;EN&nbsp;ISO&nbsp;18064:2015-03: ''Thermoplastische Elastomere – Nomenklatur und Kurzzeichen (ISO&nbsp;18064:2014; Deutsche Fassung EN&nbsp;ISO&nbsp;18064:2014)'' geregelt ist.
 
== Eigenschaften ==
Kunststoffe zeichnen sich, verglichen mit keramischen oder [[Metalle|metallischen]] [[Werkstoff]]en, durch eine Reihe von ungewöhnlichen Eigenschaften aus:
[[Datei:BMW H2R IAA 2005.jpg|mini|BMW H2R mit Außenhaut aus carbonfaserverstärktem Kunststoff]]
 
=== Dichte und Festigkeit ===
Die [[Dichte]] der meisten Kunststoffe liegt zwischen 0,8 und 2,2&nbsp;g·cm<sup>−3</sup>. Sie sind damit erheblich leichter als metallische (um 8&nbsp;g·cm<sup>−3</sup>) oder keramische Werkstoffe (etwa 6&nbsp;g·cm<sup>−3</sup>).<ref>{{Internetquelle | url=http://www.keramverband.de/keramik/deutsch/fachinfo/eigenschaften/eigenschaften_mechanisch.htm | titel= Dichte keramischer Werkstoffe bei keramverband.de | zugriff=2014-01-24}}</ref>
 
In Bezug auf die mechanischen Eigenschaften sind Kunststoffe anderen Werkstoffklassen häufig unterlegen. Ihre [[Festigkeit]] und [[Steifigkeit]] erreicht meist nicht die von Metallen oder [[Keramik]]en. Wegen der geringen Dichte kann dies jedoch teilweise mit konstruktiven Mitteln (höhere Wandstärken) oder dem Einsatz von [[Faser-Kunststoff-Verbund|faserverstärkten Kunststoffen]] kompensiert werden.
 
Obwohl die Festigkeiten vergleichsweise niedrig sind, brechen Kunststoffteile weniger leicht als beispielsweise Keramik oder Glas durch ihre zumeist gute [[Zähigkeit]]. Deshalb werden Gebrauchsgegenstände für Kinder und Spielzeug vielfach aus Kunststoff gefertigt.
 
=== Chemische Beständigkeit ===
 
Viele Kunststoffe sind im Gegensatz zu Metallen aufgrund ihrer organischen Natur [[Chemische Beständigkeit|beständig]] gegenüber anorganischen Medien. Dies schließt [[Mineralsäure]]n, [[Alkalische Lösung|Laugen]], sowie wässrige [[Salzlösung]]en ein. Daher wurden Werkstoffe aus Kunststoff zur Herstellung von pflegeleichten Haus- und Elektrogeräten, Fahrzeugausstattungen, Spielzeugen bevorzugt.
 
Im Gegensatz zu Metallen reagieren sie allerdings empfindlich auf organische Lösungsmittel, wie Alkohole, Aceton oder Benzin. Dennoch gelang es auf diesem Gebiet beständige Kunststoffe zu entwickeln. Ein Beispiel ist der [[Kraftstofftank#Automobil|Kraftstofftank]] aus Polyethylen in modernen Personenkraftwagen, der überaus beständig gegenüber Korrosion und trotzdem unempfindlich gegenüber dem Benzin ist.
 
=== Degradation bei Kunststoffen ===
[[Degradation bei Kunststoffen|Degradation bezeichnet bei Kunststoffen]] deren Abbau oder Zerfall. Häufiger sind die Ausdrücke ''„[[Alterung (Chemie)|Alterung]]“'' und daraus resultieren meist [[Quellung]], [[Sprödigkeit|Versprödung]], [[Bruchmechanik|Rissbildung]] und [[Festigkeit]]s&shy;verlust.<ref>Wolfgang Seidel: ''Werkstofftechnik, Werkstoffe – Eigenschaften – Prüfung – Anwendung'', Hanser Verlag, München 2008, 7. Auflage, ISBN 978-3-446-40789-3, S. 243.</ref> Die Degradation ist üblicherweise ein unerwünschter Vorgang und erfolgt entweder chemisch, physikalisch oder durch eine Kombination beider Abbauarten.
 
=== Niedrige Verarbeitungstemperaturen ===
Die gängigen Verarbeitungstemperaturen für Kunststoffe liegen im Bereich von 250 bis 300&nbsp;°C. Während Metalle bei hohen Temperaturen aufwendig [[Gießen (Metall)|gegossen]] werden müssen und Einschränkungen bezüglich der Gussformen bestehen, lassen sich aus Thermoplasten kompliziertere Formteile mit vergleichsweise geringem Aufwand fertigen (siehe [[Extruder|Extrusion]] und [[Spritzguss]]). Gleichzeitig können in einem Verarbeitungsschritt [[Additiv]]e, wie Farbpigmente oder Fasern, in das Material eingearbeitet werden, die sich bei den hohen Temperaturen des Metallgießens oder des [[Sintern]]s von Keramik zersetzen würden.
 
=== Niedrige Leitfähigkeiten ===
Die [[Wärmeleitfähigkeit]] von Kunststoffen ist nur einen Bruchteil so groß wie die von Metallen. Da aus diesem Grund bei einer Berührung vergleichsweise wenig Wärmeenergie von der Hand übertragen wird (Kunststoffe sich also bei niedrigen Temperaturen dennoch warm anfühlen), werden Griffe an [[Werkzeug]]en oder [[Geländer]]n gerne aus Kunststoff hergestellt oder damit überzogen.
 
Werkstoffe wie Schäume, Vliese und Flocken isolieren vor allem durch den Gehalt an (räumlich fixierter) Luft. Kunststoffe als [[Verbundwerkstoff#Stoffliche Unterteilung|Matrixmaterial]] fördern die Isolierwirkung; wie etwa in Dämmstoffplatten, Textilien oder [[Matratze]]n. Die leichte Brennbarkeit ist hingegen ein klarer Nachteil gegenüber mineralischer [[Glaswolle|Glas-]] oder Steinwolle, Schaf- und [[Baumwolle]], Kork, aber auch Massiv[[holz]].
[[Datei:Folko-Axial-Bauform.png|miniatur|Styroflex-Kondensatoren]]
Die [[elektrische Leitfähigkeit]] von Kunststoffen ist um 15&nbsp;[[Größenordnung]]en kleiner als die von Metallen. Daher werden Kunststoffe zur [[Isolierstoff|Isolation]] eingesetzt. Metallisiert werden Kunststofffolien als [[Dielektrikum]] eingesetzt und zu [[Kondensator (Elektrotechnik)|Kondensatoren]] zusammengerollt. Den hohen Oberflächenwiderstand, der mit Reibung über Kontaktelektrizität zu elektrostatischer Aufladung führt, mit Füllstoffen (so in Schuhsohlen) oder [[Antistatikum|Antistatika]] etwa in Möbelpolitur oder Textilwaschmittel wird er gebrochen.
 
== Herstellung ==
[[Datei:Ticona.jpg|mini|Anlage zur Herstellung und Reinigung von Monomeren im Chemieunternehmen [[Ticona]] in Kelsterbach bei Frankfurt]]
 
Kunststoffe werden generell durch schrittweises Aneinanderfügen von Monomeren zu langen Ketten –&nbsp;den Polymeren&nbsp;– hergestellt, wobei grundsätzlich zwischen ''[[Kettenpolymerisation]]'' und ''Stufenpolymerisation'' unterschieden wird.
 
=== Kettenpolymerisationen ===
Bei einer Kettenpolymerisation beginnt das Wachstum mit einem Molekül, an das sukzessive weitere Monomere addiert werden. Das die Polymerisation startende Molekül heißt ''[[Initiator (Chemie)|Initiator]]'', das auf diesen aufwachsende heißt ''[[Monomer]]''. Die Zahl der Monomere, aus denen das Polymer letztendlich besteht, ist der [[Polymerisationsgrad]]. Der Polymerisationsgrad kann durch das Verhältnis von Monomer zu Initiator eingestellt werden. Mathematisch wird er durch die [[Mayo-Gleichung]] abgeschätzt.<ref name="Cowie">J.M.G. Cowie: ''Chemie und Physik der synthetischen Polymeren''. Vieweg, 2. Ed., 1997, ISBN 3-528-06616-4.</ref>
 
==== Radikalische Polymerisation ====
Bei der radikalischen Polymerisation werden die Wachstumsreaktionen durch [[Radikal (Chemie)|Radikale]] initiiert und fortgepflanzt. Sie ist verglichen mit anderen Kettenreaktionen unempfindlich, leicht zu kontrollieren und liefert schon bei recht kleinen Umsätzen hohe Polymerisationsgrade. Sie wird daher vor allem bei der Herstellung von billigen Kunststoffen, wie LD-PE, PS oder PVC, eingesetzt.
 
Eine Gefahr bei diesem Verfahren stellt die freiwerdende ''Polymerisationswärme'' dar. Die radikalische Polymerisation ist [[exotherm]], das heißt bei der Reaktion wird Wärme freigesetzt. Diese Wärme erzeugt, wenn sie nicht abgeführt wird, weitere Radikale, so dass sich die Reaktion selbst beschleunigen kann. Im Extremfall kann eine solche „Selbstbeschleunigung“ zur Überlastung des Reaktormaterials und damit zu einer ''thermischen Explosion'' führen.<ref name="Cowie" />
 
==== Ionische Polymerisation ====
Bei ionischen Polymerisationen werden die Wachstumsreaktionen durch [[ion]]ische Spezies initiiert und fortgepflanzt. Die wachsenden Ketten sind langlebiger (mehrere Stunden bis Tage) als ihre radikalischen Analoga (Lebensdauer etwa 10<sup>−3</sup>&nbsp;s). So wird in diesem Zusammenhang auch von ''[[Controlled Free Radical Polymerization|lebenden Polymeren]]'' gesprochen. Daher kann nach Abschluss einer Polymerisation auf die noch ''lebenden'', also zur Polymerisation befähigten Ketten, ein weiteres Monomer aufgeben und ein erneutes Wachstum angeregt werden.<ref name="Neumann1970">Friedrich E. Neumann: ''α-Methylstyrene block copolymers.'' In: ''[[Deutsche Offenlegungsschrift]]'' 1970, S.&nbsp;13.</ref><ref name="Szwarc1998">M. Szwarc: ''Living polymers. Their discovery, characterization, and properties.'' In: ''[[Journal of Polymer Science A: Polymer Chemistry|Journal of Polymer Science]]'', Part A: Polymer Chemistry, 36(1), ix 1998.</ref>
 
Polymere, deren Ketten aus zwei oder mehr unterschiedlichen Monomertypen bestehen, heißen ''[[Copolymer]]e''. Sind in einem Copolymeren lange Blöcke des einen Monomers, gefolgt von Blöcken des anderen, sind dies ''[[Blockcopolymere]]''. Für eben solche speziellen Anwendungen wird die ionische Polymerisation angewandt. Ein Beispiel sind die synthetischen Gummis [[Acrylnitril-Butadien-Kautschuk]] (NBR) und [[Styrol-Butadien-Kautschuk]] (SBR), die bei der Herstellung von Autoreifen Verwendung finden. Nachteil dieses Verfahrens ist seine hohe Empfindlichkeit gegenüber Verunreinigungen, Wasser und Sauerstoff.<ref name="Cowie" /> Ionische Polymerisationen sind daher aufwendiger und kostenintensiver als die radikalische Polymerisation.
 
==== Metallorganische Katalysatoren ====
Diese Polymerisationen finden in Gegenwart von Katalysatoren statt. Beim Katalysator handelt es sich um einen Metallkomplex (Verbindung aus Metallatomen, umgeben von weiteren Spezies), der in der Lage ist, die wachsende Kette zu binden. Die Addition weiterer Monomere geschieht durch Einschub ''(Insertion)'' des Monomers zwischen wachsende Kette und Katalysatorspezies. Resultat ist ein höherer [[Taktizität|Ordnungsgrad]] der entstehenden Polymere sowie ein geringerer Verzweigungsgrad. Aufgrund dieser reguläreren Struktur erfolgt die Packung der einzelnen Ketten im Festkörper effizienter, der Kunststoff wird [[dichte]]r. Die zurzeit industriell wichtigste Katalysatorklasse ist die der [[Ziegler-Natta-Katalysator]]en. Eine Rolle spielen sie zum Beispiel bei der Herstellung von Polyethylen.<ref name="Elias3">H.-G. Elias: ''Bd. 3: Industrielle Polymere und Synthesen''. Wiley-VCH, Auflage: 6., vollst. überarb. Auflage. 2001, ISBN 3-527-29961-0.</ref>
 
Beim Low-Density-Polyethylen (LD-PE) handelt es sich um in der Gasphase polymerisiertes [[Ethen]] mit geringem Ordnungsgrad, vielen Seitenverzweigungen und geringer Dichte. Dieser Kunststoff ist als transparente oder gefärbte Verpackungsfolie von Getränkeflaschen, Büchern, CDs eingesetzt.
 
High-Density-Polyethylen wird mit einem metallorganischen Katalysator im [[Ziegler-Natta-Verfahren]] hergestellt. Es resultiert ein Polymer mit hohem Ordnungsgrad, wenigen Verzweigungen und hoher Dichte. Dieser Kunststoff findet beispielsweise Verwendung als Material für Autotanks, Benzinkanister etc.
[[Datei:Nylon.jpg|mini|Herstellung eines Nylon-6,6-Fadens im Labormaßstab]]
 
=== Stufenpolymerisationen ===
Im Gegensatz zur Kettenpolymerisationen erfolgt in Stufenpolymerisationen die Bildung der Polymere nicht durch Initiation einer wachsenden Kette, die weiter sukzessive Monomere addiert, sondern durch direkte Reaktion der Monomere untereinander. Diese Reaktion kann unter Freisetzung eines Nebenprodukts wie Wasser als Polykondensation oder durch einfache Addition der Monomere zu einer neuen Verbindung durch Polyaddition erfolgen.
 
==== Polykondensation ====
Bei [[Polykondensation]]en erfolgt die Bildung der linearen Kette durch intermolekulare Reaktion bifunktioneller Polymere unter Abspaltung einer kleineren Spezies, wie beispielsweise Wasser oder Alkohole. Eine wesentliche Bedeutung besitzt die Polykondensation für die [[Polyamide]].
 
: [[Datei:Amidbildung.svg|rahmenlos|hochkant=2.5|Bildung eines Amids (schematische Darstellung)]]
: <small>Bildung eines Amids (schematische Darstellung)</small>
 
[[Carbonsäuren]] reagieren mit [[Amine]]n zu [[Amide]]n. Werden Moleküle eingesetzt, die zwei Carbonsäuregruppen tragen, kann eines dieser Moleküle mit zwei Aminen reagieren. Es entsteht so ein Polymer aus drei Monomeren (eine Carbonsäureeinheit, zwei Amine). Tragen die eingesetzten Amine auch wieder zwei Amingruppen, kann die zuvor entstandene Spezies wiederum mit zwei Carbonsäuremolekülen reagieren. Die so entstehenden Polymere können sich noch weiter untereinander verbinden, so dass der Polymerisationsgrad entscheidend von der Reaktionsdauer abhängt. Der Vorgang wird durch die [[Carothers-Gleichung]] beschrieben.
 
Durch Reaktion von Dicarbonsäuren mit Diolen (Dialkohol) werden so Polyester hergestellt. Unter den wichtigsten durch Polykondensation hergestellten Kunststoffen sind [[Polyester]], wie [[Polyethylenterephthalat]] (PET), Polyamide und [[Phenoplast]]e. Maleinsäure- und Phthalsäurepolyester werden industriell ausgehend von deren Anhydriden hergestellt.
 
==== Polyaddition ====
Bei [[Polyaddition]]en erfolgt die Bildung des Polymers durch Addition der einzelnen Monomere untereinander, ohne die Bildung von Nebenprodukten. Eine große Gruppe von Polyaddukten bilden die [[Polyurethan]]e.
 
: [[Datei:Polyaddition Polyurethanes V.1.svg|rahmenlos|hochkant=3.5|Polyaddition von 1,6-Hexandiisocyanats mit 1,4-Butandiol (n ≈ 40)]]
: <small>Polyaddition von 1,6-Hexandiisocyanats mit 1,4-Butandiol (n ≈ 40)</small>
 
[[Isocyanat]]e reagieren mit Alkoholen in einer Additionsreaktion zu sogenannten Urethanen. Auch hier gilt: bifunktionelle Monomere bilden lange lineare Ketten. Auf diese Weise hergestelltes Polyurethan wird für Armaturenbretter, Lacke, Klebstoffe verwendet. Wird der Polymerisationsmischung Wasser zugesetzt, reagiert dieses mit den Isocyanaten zu Harnstoffen<ref>Intermediär bilden sich Amine, die jedoch sofort mit Isocyanat zu wasserunlöslichen Harnstoffen reagieren.</ref> und Kohlenstoffdioxid. Das in der Mischung freiwerdende CO<sub>2</sub> wird in Form von Bläschen in den Kunststoff eingeschlossen und ein Schaumstoff entsteht. Polyurethanschaumstoff wird für Matratzen, Sitzmöbel, Schwämme verwendet.
 
=== Additive ===
Kunststoffen werden im Verlauf des Herstellungsprozesses sogenannte Additive zugesetzt ''([[Compoundierung]])''. Sie dienen der genauen Einstellung der Materialeigenschaften auf die Bedürfnisse der jeweiligen Anwendung und der Verbesserung der chemischen, elektrischen und mechanischen Eigenschaften. Solche mit Zuschlagsstoffen versehene Formmassen werden nach DIN EN ISO&nbsp;1043 (Thermoplaste) und nach [[DIN&nbsp;7708]] (Duroplaste) gekennzeichnet.
 
==== Weichmacher ====
Etwa zwei Drittel der weltweit hergestellten Additive werden für die Produktion von Polyvinylchlorid aufgewendet, fast drei Fünftel der hergestellten Additive sind ''[[Weichmacher]]''.<ref name="Hohenberger2002">W. Hohenberger: ''Additives. Trends and perspectives.'' In: ''Kunststoffe.'' 92(5), 2002, S. 86–91.</ref> Sie verringern [[Sprödigkeit]], [[Härte]] und [[Glastemperatur]] eines Kunststoffes und machen ihn so besser form- und verarbeitbar. Es handelt sich um Stoffe, die in der Lage sind, auf molekularer Ebene in den Kunststoff einzudringen und so die Beweglichkeit der Ketten gegeneinander zu erhöhen. Qualitativ können sie als „molekulares Schmiermittel“ dienen. Bis vor wenigen Jahren war [[Diethylhexylphthalat]] (DEHP) (synonym: Dioctylphthalat DOP) der am häufigsten verwendete Weichmacher. Dieser stellte sich jedoch als umwelt- und gesundheitsschädlich heraus, weshalb die europäische Industrie inzwischen weitgehend auf seinen Einsatz verzichten will. Als Ersatz für DEHP kommt oftmals das im Jahre 2002 eingeführte [[1,2-Cyclohexandicarbonsäurediisononylester|1,2-Cyclohexandicarbonsäurediisononylester (DINCH)]] zum Einsatz.<ref>{{Literatur |Titel=DINCH als DEHP-Ersatz? |Sammelwerk=Allum – Allergie, Umwelt und Gesundheit |Online=https://www.allum.de/stoffe-und-ausloeser/weichmacher-auf-phthalatbasis/dinch-als-dehp-ersatz |Abruf=2018-01-18}}</ref> Weitere neue Weichmacher sind die analogen [[Adipinsäureester]] wie [[Diethylhexyladipat]].
 
''[[Weichmacher#Extender|Extender]]'' verbessern ebenfalls die Verarbeitbarkeit und heißen deshalb auch ''sekundäre Weichmacher''. Wichtige Extender sind epoxidierte Öle, hochsiedende Mineralöle und Paraffine.<ref name="Keim1986" />
 
==== Stabilisatoren ====
Stabilisatoren dienen der Verbesserung der chemischen Eigenschaften. Sie erhöhen die Lebensdauer des Kunststoffes und schützen ihn vor schädigenden Einflüssen (Oxidation, Strahlung und Wärme etwa durch Feuer) in seinem Einsatzgebiet.
 
Durch Reaktion mit Luftsauerstoff kann sich der Kunststoff verfärben, und die Polymerketten können sich zersetzen oder neu vernetzen. Dies wird durch Zugabe von ''[[Antioxidans|Antioxidantien]]'' verhindert, die die bei der Reaktion entstehenden freien Radikale abfangen ''(Radikalkettenabbrecher)'', oder gleich die Bildung der Radikale verhindern ''(Desaktivatoren)''.<ref name="Keim1986">W. Keim, A. Behr, G. Schmitt: ''Grundlagen der industriellen Chemie''. Verlag Sauerländer, 1986</ref>
Als Abbrecher sind beispielsweise [[Phenole]] oder [[Amine]] geeignet, als Desaktivatoren dienen [[Phosphan]]e und wiederum Amine.
 
[[Datei:UV-geschaedigtes kunststoffgehaeuse.JPG|mini|Alter Ventilator mit doppelter Schädigung durch UV-Licht: Versprödung des Gehäuses und Vergilbung des Scharniers]]
 
''[[Lichtschutzmittel]]'' schützen gegen eine Schädigung durch [[UV|ultraviolettes Licht]]. Doppelbindungen zwischen Kohlenstoffatomen sind in der Lage, Licht dieser Wellenlänge zu absorbieren, daher sind vor allem Kunststoffe durch UV-Licht gefährdet, die dieses Strukturelement aufweisen (beispielsweise [[Polyisopren]]). Allerdings können aufgrund von Katalysatorrückständen, Strukturfehlern und Nebenreaktionen bei der Verarbeitung praktisch alle Polymere ein Absorptionsvermögen für UV-Strahlung zeigen. Diese induziert die Bildung von freien Radikalen im Material, die Nebenreaktionen, wie Zerfall der Kette und Vernetzungen einleiten. Es existieren grundsätzlich drei Wege eine Schädigung zu verhindern: Reflexion des Lichts, Zusatz von lichtabsorbierenden Stoffen und Zusatz von Radikalfängern. Wichtige Lichtschutzmittel sind [[Ruß]], der die Strahlung absorbiert, σ-[[Hydroxybenzophenon]], das die Energie in [[Infrarotstrahlung]] umwandelt und Dialkyldithiocarbamate, die UV-Licht absorbieren und als Radikalfänger fungieren.<ref name="EliasHütling" />
 
Kunststoffe sind empfindlich gegenüber Wärmeeinwirkung. Oberhalb einer für das Material charakteristischen Temperatur ''(Zersetzungstemperatur)'' setzt der Zerfall der molekularen Struktur ein. ''Wärmestabilisatoren'' sollen dies verhindern.
Unerlässlich sind diese für Polyvinylchlorid, das sonst, unter Bildung von [[Chlorwasserstoff]] und weiterergesundheitsschädlicher Zerfallprodukte, seine mechanische Stabilität einbüßen würde.<ref name="Barrow1979">Craig S. Barrow, Helen Lucia, Yves C. Alarie: ''A comparison of the acute inhalation toxicity of hydrogen chloride versus the thermal decomposition products of polyvinylchloride.'' In: ''[[Journal of Combustion Toxicology]].'' 6(Feb.), 1979, S.&nbsp;3–12.</ref> Der Zerfallmechanismus verläuft über die Bildung von [[Doppelbindung]]en. Organische Barium-, Zink-, Zinn-, und Cadmiumverbindungen und anorganische Bleisalze komplexieren diese und unterbrechen so den Zerfallmechanismus.<ref name="EliasHütling">H.-G. Elias: ''Polymere Von Monomeren und Makromolekülen zu Werkstoffen''. Hüthig & Wepf, Midland, 1996, ISBN 3-8252-8107-8.</ref> Vor allem die Bleiverbindungen stellen hinsichtlich der Entsorgung des Kunststoffs ein nicht unerhebliches Umweltproblem dar. Derzeit sind 80 % der Wärmestabilisatoren auf der Basis von Blei.<ref name="Hohenberger2002" /> Die chemische Industrie ist zurzeit allerdings bemüht, diese zu ersetzen. So wurde bei [[BASF Personal Care and Nutrition|Cognis]] speziell für Fensterprofile ein Stabilisator auf der Basis von Calcium und Zink entwickelt.<ref name="Hohenberger2002" />
 
Bei Bränden geht von Kunststoffen eine große Gefahr aus, da sie zum einen in der Lage sind die Brände zu unterhalten und zum anderen bei einer unkontrollierten Verbrennung giftige oder ätzende Gase, wie [[Cyanwasserstoff|Blausäure]], [[Kohlenstoffmonoxid]], Chlorwasserstoff und [[Polychlorierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane|Dioxine]] frei werden. ''[[Flammschutzmittel]]'' verhindern entweder den Sauerstoffzutritt zum Brand oder stören die chemischen Reaktionen (Radikalkettenmechanismen) der Verbrennung.<ref name="deBie2002">F. de Bie: ''Die Gretchenfrage beim Brandschutz, Flammwidrige Thermoplaste – Strategie und Entwicklung.'' In: ''Kunststoffe.'' 92(2), 2002, S.&nbsp;70–73.</ref> Polycarbonate erfordern oft keine Flammschutzmittel, da als Löschmittel wirkendes [[Kohlenstoffdioxid|Kohlendioxid]] ein Zerfallsprodukt des Polymers darstellt.
 
Wichtige Flammschutzmittel sind:<ref name="Keim1986" />
* [[polybromierte Diphenylether]] (PBDE): setzen Radikale frei, welche die Zwischenprodukte des Brennvorgangs abfangen
* [[Aluminiumhydroxid]] (Al(OH)<sub>3</sub>), auch (ATH): setzt Wassermoleküle frei
* Phosphorhaltige Verbindungen: bilden Phosphorsäuren, die eine Wasserabspaltung katalysieren
 
==== Farbmittel ====
[[Datei:Ultramarinepigment.jpg|mini|Synthetisches Ultramarinblau]]
Die meisten Polymere sind in reiner Form farblos, farbig werden sie erst durch Zusatz von ''[[Farbmittel]]n''. Zu unterscheiden ist zwischen ''[[Farbstoff]]en'' (lösen sich auf molekularer Ebene im Polymer oder adsorbieren an der Oberfläche) und ''[[Pigment]]en'' (unlösliche, meist organische / anorganische Aggregate).<ref name="EliasHütling" /> Textilien werden praktisch ausschließlich mit Farbstoffen eingefärbt.<ref name="EliasHütling" /> Der weit überwiegende Teil der Kunststoffe wird mit Pigmenten gefärbt, da diese lichtechter und meist auch billiger sind.<ref name="EliasHütling" /> Wichtige Pigmente in diesem Bereich sind [[Rutil]] (weiß), Ruß (schwarz), Cobalt- oder [[Ultramarin]]blau, sowie [[Chrom(III)-oxid|Chromoxidgrün]].<ref name="EliasHütling" /> Inzwischen ist der Einsatz von [[Effektpigment]]en möglich, so zeigen mit [[Metalle der Seltenen Erden|seltenen Erden]] dotierte [[Strontiumaluminat|Strontium-Aluminate]] ein intensives Nachtleuchten.<ref name="Hund2003">{{Literatur | Autor=Matthias C. Hund, Norbert Grünewald | Titel=Do it yourself: The Latest Additives and Masterbatches | Sammelwerk=[[Kunststoffe international]] | Band=93 | Nummer=7 | Jahr=2003 | Seiten=38–39 | Online=[https://www.kunststoffe.de/en/journal/archive/article/do-it-yourself-the-latest-additives-and-masterbatches-584432.html Online]}}</ref> Einsatzgebiete für derartig gefärbte Kunststoffe sind bei Dunkelheit leichter auffindbare Sicherheitsmarkierungen, Lichtschalter oder Taschenlampen. Um Metallglanz zu erreichen werden Aluminiumpigmente in Blättchenform eingesetzt, sphärische Pigmentkörner ergeben eine Graueinfärbung. In der Kunststoffverarbeitung werden zum Einfärben meist konzentrierte Pigmentpräparationen sogenannte [[Flüssigfarbe]]n oder [[Masterbatch]]es eingesetzt.
 
==== Füllstoffe ====
''[[Füllstoff]]e'' sind klassische Streckmittel, die so die Herstellung des Kunststoffs verbilligen. „Aktive Füllstoffe“ verbessern zusätzlich die mechanischen Eigenschaften des Materials. Wichtige Füllstoffe sind unter anderem: [[Kreide (Gestein)|Kreide]], [[Sand]], [[Kieselgur]], [[Glasfaser]]n und -kugeln, [[Zinkoxid]], [[Quarz]], [[Holz]]mehl, [[Stärke]], [[Graphit]], [[Ruß]]e und [[Talkum]]. Wichtig sind Füllstoffe auch um das Brandverhalten der Kunststoffe zu minimieren.
 
==== Verstärkungsstoffe ====
Unter Verstärkungsstoffen (reinforcement) werden in Kunststoffen eingesetzte Zusatzstoffe verstanden, die die Kunststoffmatrix verstärken. Folge ist die Verbesserung mechanischer und physikalischer Eigenschaften, wie [[Elastizität (Physik)|Elastizität]] oder Biegefestigkeit. Beispiele sind Glasfasern, [[Kohlenstofffaser]]n oder Flachs und Jute.
 
=== Beschichtung ===
[[Datei:Shower head.JPG|mini|Kunststoffmetallisierung bei einem Duschkopf]]
Die Beschichtung mit Metallen wird [[Kunststoffmetallisierung]] genannt. Einsatz findet es in Bereichen in denen Kunststoff zum Ersatz von Metallen verwendet wird, aber das hochwertigere Aussehen von [[Metallglanz]] beibehalten werden soll. In der Automobilindustrie werden galvanisierte Kunststoffelemente in der Außenverkleidung eingesetzt. In Elektrogeräten erlaubt der metallisierte Kunststoff eine Abschirmung. Im Sanitärbereich werden Elemente für Mischbatterien, Dusch-Köpfe und Wasserhahngriffe verwendet.
 
== Kunststoffindustrie ==
<!-- [[Kunststoffindustrie]] ist eine Weiterleitung hierher; Bei Änderung der Überschrift die WL anpassen-->
[[Datei:Netz Weintrauben.JPG|mini|Kunststoffnetz zum Schutz von Weintrauben]]
Die kunststofferzeugende Industrie ist ein wichtiger Zweig der [[Chemische Industrie|chemischen Industrie]]. 2006&nbsp;erzielten in diesem Bereich in Deutschland 3570&nbsp;Unternehmen mit rund 372.900&nbsp;Beschäftigten einen Gesamtumsatz von 79,4&nbsp;Milliarden&nbsp;Euro.<ref name="VKE2006">''Kunststoffindustrie''. {{Webarchiv | url=http://www.vke.de/de/markt/industrie/ | wayback=20070311022023 | text=PlasticsEurope Deutschland e.&nbsp;V.}}, zugegriffen am 4. Oktober 2007.</ref> Tätig sind sie in den sich teilweise überschneidenden Teilgebieten
* Kunststofferzeugung
* Kunststoffverarbeitung
* Kunststoffmaschinenbau
Die Kunststofferzeugung erfolgt zu großen Teilen bei global agierenden Chemiekonzernen wie beispielsweise [[Basell]], [[BASF]], [[Bayer AG|Bayer]], [[Celanese]]/[[Ticona]], [[DowDuPont]], [[Koninklijke DSM|DSM]], und [[Solvay]]. Sie liefern ein begrenztes Sortiment an Kunststoffen in Mengen von teilweise mehreren 100&nbsp;kt pro Jahr. Die Preise für Kunststoffe variieren sehr stark von einigen Eurocent pro Kilogramm für Massenkunststoffe bis hin zu einigen hundert Euro pro Kilogramm für Hochleistungspolymere.
 
=== Verarbeitung ===
{{Hauptartikel|Kunststoffverarbeitung}}
 
[[Datei:Inside the mold.jpg|mini|Das Blasform-Verfahren zur Herstellung von Kunststoffflaschen]]
Die Kunststoffverarbeitung ist Gegenstand eines eigenständigen Industriezweiges. Dabei kommen überwiegend [[Urformverfahren]] zum Einsatz, die im Gegensatz zu den metallischen Werkstoffen bei wesentlich geringeren Verarbeitungstemperaturen (bis 430&nbsp;°C) ablaufen. Dadurch können die Fertigungseinrichtungen (sog. ''Werkzeuge'') mehrfach verwendet werden und erlauben so eine kostengünstige Fertigung.
 
Es kommt eine Vielzahl von Verfahren zum Einsatz, die teilweise ihren Ursprung in der wesentlich älteren [[Metallverarbeitung|Metallbearbeitung]] haben und auf die Eigenschaften der Kunststoffe abgestimmt und weiterentwickelt wurden. So ist beispielsweise das [[Spritzgießen]] für Kunststoffe dem [[Druckguss]] für Metalle sehr ähnlich. Das [[Extrusion (Fertigungstechnik)|Extrudieren]] oder [[Blasformen]] ist aus der [[Glasmaschine|Glasproduktion]] hervorgegangen.
 
Die [[Schaumstoff|Schäumverfahren]] haben wiederum ihren Ursprung bei den Kunststoffen, werden aber, wie [[Metallschaum]], inzwischen auch für andere Werkstoffklassen verwendet. Sie lassen sich weiter in chemische, physikalische oder mechanische Treibverfahren untergliedern.
 
Für alle diese Verfahren werden spezielle Maschinen und Werkzeuge benötigt, die der Kunststoffmaschinenbau zur Verfügung stellt.
 
== Wichtige Massenkunststoffe ==
{{Hauptartikel|Liste der Kunststoffe}}
 
Etwa 90 % der weltweiten Produktion (jährlich etwa 150 Mio. t.) entfallen in der Reihenfolge ihres Anteils auf die folgenden sechs Kunststoffe:<ref name="Kaiser2006" />
 
=== Polyethylen (PE) ===
[[Polyethylen]] wird hauptsächlich in drei unterschiedlichen Qualitäten hergestellt: HD-PE ''(High-Density-PE)'', LLD-PE ''(Linear-Low-Density-PE)'', LD-PE ''(Low-Density-PE)''.
HD-PE wird mittels Ziegler-Natta-Katalysatoren synthetisiert, seine Ketten zeigen einen sehr hohen Ordnungs- und niedrigen Verzweigungsgrad. Diese können sich daher im Festkörper effizient anordnen, so dass ein [[teilkristallin]]es Material entsteht, dessen Dichte höher ist als die von LD-PE (beide weisen aber eine Dichte auf, die geringer ist als die von Wasser). Es wird zur Fertigung von Flaschen, Getränkekästen, Fässern, Batteriegehäusen, Eimern, Schüsseln etc. verwendet.
LD-PE wird unter hohem Druck in der Gasphase polymerisiert, in LLD-PE werden [[1-Buten]], [[1-Hexen]] und [[1-Octen]] einpolymerisiert, um so einen kontrollierten Verzweigungsgrad zu erzeugen. Beide Varianten weisen so einen geringen kristallinen Anteil und einen hohen oder mittleren Verzweigungsgrad auf. Das Material besitzt hervorragende filmbildende Eigenschaften und wird vor allem zur Herstellung von Verpackungsfolien für Zigarettenpäckchen, CDs, Bücher, Papiertaschentücher etc. sowie Tragetaschen verwendet.
 
[[Datei:Mint box polypropylene lid.JPG|mini|Deckel der [[Tic Tac|Tic-Tac]]-Packung aus PP]]
 
=== Polypropylen (PP) ===
[[Polypropylen]] wird fast ausschließlich auf metallkatalytischem Wege hergestellt, da nur das so erhaltene kristalline Material kommerziell verwertbare Eigenschaften aufweist. Es handelt sich um einen sehr harten, festen und mechanisch belastbaren Kunststoff mit der geringsten Dichte aller Massenkunststoffe. Aufgrund dieser Eigenschaften hat es teilweise bereits Metallwerkstoffe verdrängt. Wie bei dem rechts abgebildeten Deckel zeigt es außerdem den sogenannten ''Filmscharniereffekt'', d.&nbsp;h., es kann durch einen dünnen Film Gehäuse und Deckel miteinander verbinden, ohne aufgrund der Biegebelastung zu brechen. Ein erheblicher Teil des weltweit hergestellten Polypropylens wird für Lebensmittelverpackungen aufgewendet, weitere Anwendungsgebiete sind:
* Automobilindustrie: als Material für Luftfiltergehäuse, [[Spoiler (Fahrzeug)|Spoiler]], Scheinwerfergehäuse, Sitzbezüge und Gaspedale.
* Bauwesen: Gartenmöbel, Toilettendeckel, Kunstrasen, Möbelscharniere etc.
* Sonstiges: Brillenetuis, Koffer, Schulranzen, sterilisierbare medizinische Geräte.
 
[[Datei:Plastic tubing.jpg|mini|PVC-Rohre]]
=== Polyvinylchlorid (PVC) ===
[[Polyvinylchlorid]] galt aufgrund des ungewöhnlich hohen Chloranteils, und der damit bei der Verbrennung entstehenden Nebenprodukte wie Chlorgas und Chlorwasserstoff (Salzsäure), lange Zeit als umweltschädlichster Kunststoff. Zudem ist das zur Herstellung benötigte [[Vinylchlorid]] krebserregend. Inzwischen wird jedoch der Chloranteil auch als positiver Aspekt angesehen (beispielsweise durch Einsparung von Rohöl). Generell wird zwischen Hart-Polyvinylchlorid und durch Zusatz von Weichmachern hergestelltes Weich-Polyvinylchlorid unterschieden. Hart-PVC ist ein amorpher Thermoplast und besitzt eine hohe Steifigkeit und Härte. Es ist extrem schwer entflammbar, kann in der Hitze eines bestehenden Brandes allerdings Chlorwasserstoff und Dioxine freisetzen. Es zeigt eine sehr gute Beständigkeit gegen Säuren, Basen, Fette, Alkohole und Öle. Aus diesem Grund wird es vor allem zur Herstellung von [[Abwasserrohr]]en und Fensterprofilen eingesetzt. Gravierende Nachteile sind seine sehr geringe Wärmebeständigkeit, es kann dauerhaft nur bis 65&nbsp;°C und kurzfristig bis 75&nbsp;°C eingesetzt werden, und seine Neigung zum „Weißbruch“ beim Biegen ist ebenfalls nachteilig. Weich-PVC ist ein gummielastischer, lederähnlicher Thermoplast. Wichtige Anwendungen sind die Herstellung von Bodenbelägen, Dichtungen, Schläuchen, Kunstleder, Tapeten, Dachbahnen, [[Wood-Plastic-Composite]]-Produkte etc.
 
[[Datei:Expanded polystyrene foam dunnage.jpg|mini|Schaumpolystyrol als Verpackungsmaterial]]
 
=== Polystyrol (PS) ===
[[Polystyrol]] wird überwiegend als [[amorph]]er Thermoplast hergestellt, durch neuere Entwicklungen gibt es mittlerweile auch [[kristallin]]es Polystyrol, dieses hat aber geringere Bedeutung. Beide Varianten zeichnen sich durch geringe Feuchtigkeitsaufnahme, gute Verarbeitbarkeit und sehr gute elektrische Eigenschaften aus. Sie unterscheiden sich in ihrer Schlagfestigkeit. Nachteile sind seine Neigung zur Spannungsrissbildung, die geringe Wärmebeständigkeit, Entflammbarkeit und seine Empfindlichkeit gegenüber organischen Lösungsmitteln. Mittels Kohlenstoffdioxid bei der Polymerisation aufgeschäumtes Polystyrol wird unter anderem als ''Styropor'' vertrieben.
 
Anwendungsgebiete:
* Elektrotechnik: als Isolierung von elektrischen Kabeln, Material für Gehäuse, (als ''[[High Impact Polystyrene]] (HIPS)''), Schalter etc.
* Bauindustrie: als [[Dämmstoff]] ([[Polystyrol#Typen – Herstellung und Verarbeitung|Schaumpolystyrol]])
* Verpackungen: Schaumpolystyrol, Verpackungsfolien, Joghurtbecher etc.
 
[[Datei:Urethane sponge1.jpg|mini|Schwamm aus Polyurethan]]
 
=== Polyurethan (PU/PUR) ===
Die Eigenschaften von [[Polyurethan]]en können durch Wahl der Isocyanat- oder Urethan-haltigen Monomerkomponenten sehr stark in ihrer Elastizität variiert werden. So werden sehr elastische PUR-Textil-Fasern ''([[Elastan]])'' aus Polyestern und Urethan-haltigen Polyestern hergestellt, ebenso dienen Urethan-haltige Polymere als Zusatz in Lacken und Materialien für Leiterplatten ''(Bectron)''.
* Die bekannteste Anwendung dürften Polyurethanschaumstoffe sein. Sie dienen als Matratzen, in Autositzen, Sitzmöbeln, Dämmmaterial, Schwämmen. Hierfür können mittels der Wahl der Einzelkomponenten die genauen Materialeigenschaften eingestellt werden.
* Die wichtigste Anwendung ist wohl für den Rostschutz der Auto-Karosserien verantwortlich. Auf den blanken Eisenkarossen werden Hydroxygruppen-haltige und Urethangruppen-haltige Einzelpolymere abgeschieden. Bei 120–160&nbsp;°C werden diese dann untereinander vernetzt, es bildet sich eine überall gleichdicke rostverhindernde Polymerschicht auf dem Eisen.
 
[[Datei:Botella agua.JPG|mini|Flasche aus [[Polyethylenterephthalat|PET]]]]
 
=== Polyethylenterephthalat (PET) ===
[[Polyethylenterephthalat]] ist ein Polyester aus [[Terephthalsäure]] und [[Ethylenglycol]], bei der Herstellung werden stöchiometrische Mengen eingesetzt und die Veresterung bis zu einem Umsatz von 99 % durchgeführt. Die erstarrte Schmelze kristallisiert sehr langsam, so dass hier je nach Anwendungsbereich amorphes und teil-kristallines ''(C-PET)'' Material herstellen lässt. C-PET besitzt hohe Steifigkeit, Härte, Abriebfestigkeit und ist beständig gegen verdünnte Säuren, Öle, Fette und Alkohole. PET-Flaschen sind jedoch empfindlich gegenüber heißem Wasser.
 
Anwendungsbeispiele:
* Elektrotechnik: Teile für Haushalts- und Küchengeräte, Computer etc.
* Maschinenbau: Zahnräder, [[Lager (Maschinenelement)|Lager]], Schrauben, Federn.
* Fahrzeugtechnik: Sicherheitsgurte, Lkw-Abdeckplanen
* Medizin: [[Implantat]]e wie [[Gefäßprothese]]n
 
Amorphes PET zeigt eine geringere Steifigkeit und Härte als C-PET, aber bessere Schlagzähigkeit. Da es transparent, aber leichter als Glas ist, wird es als Material für Getränkeflaschen und Verpackungen für Lebensmittel und Kosmetika verwendet. In der Elektrotechnik finden PET-Folien als Trägermaterial für [[Magnetband|Magnetbänder]] Verwendung.
 
== Sonderkunststoffe ==
Manche Kunststoffe werden in großen Mengen für Massenartikel hergestellt. Andere hingegen werden nur in geringen Mengen eingesetzt, da ihr Preis hoch ist oder sie nur in Spezialanwendungen nützlich sind. Solche Kunststoffe werden als Sonderkunststoffe bezeichnet (englisch: specialty polymers oder auch special purpose plastics). Manche Sonderkunststoffe werden mit der Zeit gebräuchlicher und nehmen eine Rolle als technische Kunststoffe ein, andere bleiben Spezialanwendungen vorbehalten.<ref name="Chanda">{{bibISBN|9781420080582|Seite=2}}</ref>
 
Beispiele für Sonderkunststoffe sind Hochleistungsthermoplaste (auch Hochtemperaturkunststoffe genannt), [[Elektroaktive Polymere]], Polymer Electrolytes,<ref>{{Literatur | Autor = Nitash P. Balsara, Daniel T. Hallinan | Titel = Polymer Electrolytes | Sammelwerk = Annual Review of Materials Research | DOI = 10.1146/annurev-matsci-071312-121705 }}</ref> [[Flüssigkristallpolymer]]e, Ionic Polymers,<ref name="Ise">{{bibISBN|3540277153|Seite=1}}</ref> [[Polymer-Nanoverbundwerkstoffe|Polymer Nanokomposite]] und weitere. Im Folgenden werden einige Sonderkunststoffe sowie einige speziellere Anwendungen vorgestellt.
 
=== Kunststoffe für Hochtemperaturanwendungen ===
{{Hauptartikel|Hochleistungskunststoffe}}
{{Siehe auch|Polymere#Temperaturbeständige Polymere|titel1=Temperaturbeständige Polymere}}
Thermoplastische Kunststoffe, die eine [[Dauergebrauchstemperatur]] von über 150&nbsp;°C aufweisen, werden als Hochtemperaturkunststoffe bezeichnet. Da Kunststoffe dieser Art auch besondere mechanische Eigenschaften und eine besondere [[Resistenz]] gegenüber [[Chemikalie]]n aufweisen, werden sie auch als Hochleistungskunststoffe bezeichnet. Hochleistungskunststoffe sind teuer und werden nur in geringen Mengen produziert.
 
Aufgrund ihrer guten mechanischen Eigenschaften und einer im Vergleich geringen [[Dichte]] werden Hochleistungskunststoffe häufig als Ersatz für Metalle verwendet. Durch die Chemikalienresistenz ergeben sich weitere Einsatzfälle. Sie finden daher Anwendung in der Luft- und Raumfahrt (für [[Turbine]]n), in der [[Automobilindustrie]] an heißen Stellen im Motorraum oder in der [[Chemische Industrie|chemischen Industrie]] bei Kontakt mit aggressiven Chemikalien.
 
=== Flüssigkristalline Polymere ===
[[Datei:Kevlar chemical structure H-bonds.svg|mini|Zwei Polyamidketten des Kevlar in paralleler Orientierung]]
''Flüssigkristalline Polymere'' (engl. ''liquid crystalline polymers'' (LCP)) heißen Polymere, deren Ketten in der Schmelze [[flüssigkristalline Phase]]n bilden. In Kristallen liegt generell eine feste Ordnung vor, während in Flüssigkeiten und Schmelzen die Verteilung der Moleküle oder Atome in der Regel weitgehend zufällig ist. Insoweit ist der Ausdruck ''flüssigkristallin'' eigentlich ein Widerspruch. In LCPs orientieren sich die Polymerketten jedoch aufgrund intramolekularer Wechselwirkungen parallel zu Bündeln an. So bilden beispielsweise [[Aramidfaser|aromatische Polyamide]] in [[Schwefelsäure]] in Verbindung mit [[Calciumchlorid|Calcium-]] oder [[Lithiumchlorid]] derartige Phasen.<ref name="Sawyer1993">L.C. Sawyer, R.T. Chen, M.G. Jamieson, I.H. Musselman, P.E. Russell: ''The fibrillar hierarchy in liquid crystalline polymers.'' In: ''[[Journal of Materials Science]].'' 28(1), 1993, S.&nbsp;225–238.</ref> Wird eine
derartige Lösung aus einer Spinndüse durch einen Zwischenraum mit Luft in ein [[Fällung|Fällbad]] ''(Dry-Jet-Wet-Spinnverfahren)'' gepresst, entstehen Fasern, in denen die Ketten in Richtung der Längsachse orientiert sind.<ref name="Carraher2002">Charles E. Carraher Jr.: ''Polymer processing. Spinning and fiber production.'' In: ''[[Polymer News]].'' 27(3), 2002, S.&nbsp;91–94.</ref> Derartige Fasern sind in der Lage, eine für Kunststoffe ungewöhnlich hohe Zugbelastung auszuhalten, die vergleichbar mit Metallen oder Kohlenstofffasern ist. Aufgrund ihrer geringen Dichte werden sie, eingebettet in Kunstharze ''([[Verbundwerkstoff|Composites]])'' im [[Flugzeugbau|Flugzeug-]] und Fahrzeugbau eingesetzt. Weitere Anwendungen sind schusssichere Westen, Schutzhelme, Schutzanzüge, Surfbretter, Segelbootbau und wichtige Marken sind [[Kevlar]], [[Nomex]] und [[Faser&nbsp;B]].
 
=== Elektrisch leitende Polymere ===
{{Hauptartikel|Polytronik}}
Kunststoffe gelten im Allgemeinen als hervorragende Isolatoren. Das liegt daran, dass Polymeren die Grundvoraussetzung für elektrische Leitfähigkeit, [[Bändermodell|quasi freie Elektronen]], völlig fehlt. Durch Zugabe von Substanzen ''([[Dotierung]])'', die entweder der Kette Elektronen zuführen ''([[Reduktion (Chemie)|Reduktion]])'' oder durch Entfernung ''([[Oxidation]])'' freie Stellen für die Elektronenbewegung schaffen, ist es möglich elektrisch [[leitfähige Polymere]] zu erzeugen. So werden [[Polyacetylen]] und Poly(''p''-phenylen) elektrisch leitend, wenn sie mit [[Brom]], [[Iod]] oder [[Perchlorsäure]] dotiert sind. Weitere wichtige elektrisch leitende Polymere sind Polyanilin, dotiert mit Salzsäure und Polypyrrol aus anodischer Oxidation. Anwendungen sind Materialien für [[Elektrode]]n und Batterieelemente, sowie antistatische Beschichtungen. Durch geeignete Dotierung können den bisher genannten Polymeren auch [[Halbleiter|halbleitende]] Eigenschaften verliehen werden. Aus solchen Materialien bestehen beispielsweise Polymer-[[Leuchtdiode]]n. Für die Entwicklung leitfähiger Polymere wurde den Wissenschaftlern [[Alan J. Heeger]], [[Alan G. MacDiarmid]] und [[Hideki Shirakawa]] im Jahr 2000 der Nobelpreis für Chemie verliehen.
 
=== Kunststoffe in der Medizin ===
[[Datei:Einweg-Kunststoffspritze mit Einweg-Kanüle.jpg|mini|Einweg-Kunststoffspritze mit Kanüle]]
Kunststoffe erfüllen in der Medizin vielfältige Aufgaben: Sie dienen als Behälter für Infusionslösungen, Bauteile von medizinischen Geräten, Wegwerfartikel (Spritzen, Pflaster, Katheter, Schläuche etc.) und Implantate (Herzklappen, Knochenersatz, Gelenkpfannen, resorbierbare Knochenschrauben etc.). Für Materialien, die auf direkte oder indirekte Weise im Kontakt mit lebendem Gewebe stehen, gelten naturgemäß besondere Auflagen: Zum einen darf der Kunststoff den Organismus nicht schädigen, zum anderen darf umgekehrt das biologische Milieu die Materialeigenschaften des Kunststoffs nicht beeinträchtigen. Sind diese Bedingungen erfüllt wird von [[Biokompatibilität]] gesprochen. Wichtigstes Argument für den Einsatz von Kunststoffen in der Medizin war und ist die Hygiene, so konnten medizinische Instrumente aus Glas oder Metall durch Wegwerfartikel aus Kunststoff ersetzt werden.<ref name="Schmitt2006">J. M. Schmitt, M. Beeres: ''The medical technology industry: a competence centre for health.'' In: ''[[Medical device technology]].'' 17(3), 2006, S. 52/53.</ref> Ein bemerkenswertes Beispiel ist [[Polymilchsäure]] (auch: ''Polylactid''), ein Polyester der natürlich vorkommenden [[Milchsäure]]. Er wird zu Fasern gesponnen, die als resorbierbare chirurgische Nähfäden Verwendung finden.<ref name="Kaiser2006">W. Kaiser: ''Kunststoffchemie für Ingenieure''. Hanser, München 2006, ISBN 3-446-22069-0.</ref> Nach dem Einsatz der Fäden werden diese enzymatisch abgebaut.<ref name="Kaiser2006" /> Die Dauer der [[Zersetzung (Chemie)|Degradation]] kann dabei über die [[Enantiomer|Stereochemie]] (Wahl der Ketten aus rechts- oder linksdrehender Milchsäure) des Polymers eingestellt werden.
 
== Umweltproblematiken ==
[[Datei:Basstoelpel-Helgoland (cropped).JPG|miniatur|Vorne rechts: [[Mumifizierung|Mumifizierter]], von einem [[Geisternetz]] [[Strangulation|strangulierter]] [[Basstölpel]] neben brütender Artgenossin ([[Helgoland]], 2011)]]
[[Datei:Waste Bag made of PLA-Blend Bio-Flex.jpg|mini|Abfallbeutel aus biologisch abbaubarem [[Polylactide|PLA]]-[[Biokunststoff-Verpackung|Biokunststoff]]]]
 
{{Siehe auch|Plastiktüte#Umweltproblematik|Plastikmüll in den Ozeanen|Friendly Floatees|titel1=Umweltproblematik bei Plastiktüten}}
 
Aus der Produktion von Kunststoffen ergibt sich zwangsläufig das Problem der [[Entsorgung]] der aus ihnen erzeugten Produkte ('''Plastikmüll'''): Die polymeren Bestandteile der Kunststoffe sind zum einen nicht wasserlöslich und zum anderen nicht in der Lage, die [[Zellmembran]]en von Mikroorganismen zu passieren, das heißt, eine Wechselwirkung mit ''lebenden'' Organismen ist außer bei den [[#Biologisch abbaubare Kunststoffe|biologisch abbaubaren Kunststoffen]] und bei der Entstehung von [[Mikroplastik]] nicht bekannt. Dies hat zwar den Vorteil, dass Polymere als gesundheitlich unbedenklich eingestuft werden können, aber eine Umwandlung in der belebten Natur kann nicht völlig ausgeschlossen werden.
 
Die von Kunststoffen verursachten Umweltprobleme werden in den Dokumentarfilmen ''[[Plastic Planet]]'' (2009) des österreichischen Regisseurs Werner Boote, ''[[Plastik über alles]]'' (OV: ''[[Addicted to plastic]]'') (2008) des kanadischen Regisseurs Ian Connacher sowie ''[[Midway (Film)|Midway]]'' (2009–2013) des US-Regisseurs [[Chris Jordan]] gezeigt.<ref>Bullfrog Films: [http://www.bullfrogfilms.com/catalog/atp.html ''Addicted to Plastic'']</ref><ref>Chris Jordan, {{Vimeo|30919668|Message from the gyre}} (Trailer)</ref>
 
=== Bestandteile ===
In diversen Kunststoffen enthaltene Bestandteile werden als [[hormon]]ell wirksam eingestuft, einzelne davon werden unter anderem über die menschliche Nahrung aufgenommen:<ref>[[Badische-zeitung.de]], 13. April 2015, Claudia Füßler: [http://www.badische-zeitung.de/kunststoff-spuren-in-der-nahrung-sind-allgegenwaertig ''Kunststoff-Spuren in der Nahrung sind allgegenwärtig'']</ref>
 
==== Bisphenol A ====
[[Bisphenole]] wie [[Bisphenol A]] (BPA), [[Bisphenol C|C]] (BPC) oder [[Bisphenol S|S]] (BPS) werden als Härtemittel etwa in Beschichtungen von [[Konservendose]]n oder in Kunststoffvorrats- oder sonstigen Behältnissen eingesetzt: sie lösen sich vor allem in [[säure]]haltigen Stoffen wie Tomaten- oder Fruchtflüssigkeiten, schneller noch unter Hitzeeinfluss. Statistiken zufolge haben 95 bis 98 % der Menschen BPA in ihrem [[Urin]], wobei die [[Halbwertszeit]] des Abbaus im Körper bei ca. einem halben bis einem Tag liegt.
 
==== Phthalate ====
 
[[Phthalat]]e werden als Weichmacher in Kosmetika, aber auch in Lebensmittelfolien eingesetzt: sie sind jedoch hormonell wirksam.
 
=== Eintrag ===
 
Teilweise gelangen biologisch nicht abbaubare Kunststoffe auch in die Umwelt. Von den weltweit jährlich produzierten mehr als 200 Millionen Tonnen Kunststoffen gelangen nach unterschiedlichen Schätzungen sechs bis 26 Millionen Tonnen in die Meere, 70 % davon sinken auf den Meeresboden.<ref>Annett Stein (dpa): [https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article122662485/Plastikmuell-vergiftet-Schluesselspezies-der-Nordsee.html ''Plastikmüll vergiftet Schlüsselspezies der Nordsee''.] Die Welt, 7. Dezember 2013.</ref><ref>{{Literatur|Autor=Raveender Vannela|Titel=Are We “Digging Our Own Grave” Under the Oceans?|Sammelwerk=[[Environmental Science & Technology]]|Band=46|Nummer=15|Datum=2012-08-07|Seiten=7932–7933|Online={{Webarchiv|url=https://sustainability.water.ca.gov/documents/18/3334111/Ocean+Pollution.pdf |wayback=20150202225258 |text=PDF |archiv-bot=2018-12-01 17:50:07 InternetArchiveBot }}|DOI=10.1021/es302584e}}</ref><ref>Mark Gold u.&nbsp;a. (Emmet Center on Climate Change and the Environment): [http://www.environment.ucla.edu/media/files/Pritzker-Paper-5-04-iro.pdf ''Stemming the Tide of Plastic Marine Litter: A Global Action Agenda''] ''Pritzker Environmental Law and Policy Briefs''; ''Policy Brief No. 5'', October 2013.</ref>  Aus Europa und Nordamerika stammen zusammen weniger als 5 % des Eintrags.<ref>{{Internetquelle|url=https://portals.iucn.org/library/sites/library/files/documents/2017-002.pdf|titel=Primary Microplastics in the Oceans|autor=Julien Boucher, Damien Friot|hrsg=IUCN|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2017-08-21}}</ref> Bei Untersuchungen in 42 Ländern fällt das meiste des gefundenen Plastikmülls auf [[Coca-Cola]], [[Pepsi]] und [[Nestlé]].<ref>Yves Zenger: [https://www.greenpeace.ch/2018/10/09/coca-cola-pepsi-und-nestle-ueberfluten-die-welt-mit-plastik/ ''Coca-Cola, Pepsi und Nestlé überfluten die Welt mit Plastik''] In: greenpeace.ch, 9. Oktober 2018, abgerufen am 10. Oktober 2018.</ref> In der [[Manilabucht]] konnte der meiste Plastikmüll Nestlé, [[Unilever]] und [[Procter & Gamble]] zugeordnet werden.<ref>[[Greenpeace]]: [https://www.greenpeace.org/international/press-release/7621/nestle-unilever-pg-among-worst-offenders-for-plastic-pollution-in-philippines-in-beach-audit/ ''Nestlé, Unilever, P&G among worst offenders for plastic pollution in Philippines in beach audit''] In: greenpeace.org, 22. September 2017, abgerufen am 10. Oktober 2018.</ref> Mehrere Millionen Tonnen Kunststoffmüll treiben in sogenannten [[Müllstrudel]]n im [[Nordpazifik]] und im [[Nordatlantik]]. Jedes Jahr tötet dieser Müll mehrere hunderttausend höhere Meerestiere. Kleine Plastikteile und [[Mikroplastik]] gelangt in die Nahrungskette von Meerestieren und führen dazu, dass Tiere mit vollem Magen verhungern oder innere Verletzungen erleiden. Oft verwechseln Tiere Plastikteile mit ihrer Nahrung und verschlucken sie. Größere Plastikteile wie Planen, defekte Fischernetze oder Taue verletzen Meerestiere. Plastikplanen bedecken Korallenstöcke, Schwämme oder Muschelbänke und verhindern so deren Besiedlung.<ref>[http://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/unsere-ozeane-versinken-im-plastikmuell/ Unsere Ozeane versinken im Plastikmüll] WWF Deutschland, abgerufen am 3. Juli 2015.</ref> Nach einer Studie der [[United Nations Environment Programme|UNEP]] befinden sich in dem Strudel im Pazifik bis zu 18.000&nbsp;Kunststoffteile auf jedem Quadratkilometer Meeresfläche. Auf ein Kilogramm Plankton kommen hier sechs Kilogramm Kunststoff.<ref>Charles Moore: [http://marine-litter.gpa.unep.org/documents/World's_largest_landfill.pdf ''Out in the Pacific, Plastic is Getting Drastic (The World's Largest Landfill is in the Middle of the Ocean)''] (PDF; 26&nbsp;kB) 2002.</ref> Die Größen der Strudel lassen sich kaum angeben, da sie nicht scharf begrenzt sind.<ref>http://response.restoration.noaa.gov/about/media/how-big-great-pacific-garbage-patch-science-vs-myth.html</ref>
 
Konkrete Studien zu den Auswirkungen von Mikroplastik auf den Menschen gibt es bisher nicht. Aus Studien zu Polymeren, die als Träger für Medikamente verwendet werden, ergibt sich, dass Partikel im Nanometerbereich zwar in den Blutkreislauf aufgenommen, aber auch wieder ausgeschieden werden.<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik |Hrsg=Fraunhofer Institut |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Oberhausen |Datum=Juni 2018 |ISBN= |Seiten=31 |Online=https://www.umsicht.fraunhofer.de/content/dam/umsicht/de/dokumente/publikationen/2018/kunststoffe-id-umwelt-konsortialstudie-mikroplastik.pdf}}</ref>
{{Hauptartikel|Plastikmüll in den Ozeanen}}
 
=== Persistenz ===
Kunststoffe galten lange als biologisch nicht abbaubar, erst in jüngerer Zeit wurden einige Organismen gefunden, die Kunststoffe abbauen können (siehe Abschnitt [[Kunststoff#Biologischer Abbau herkömmlicher Kunststoffe|Biologischer Abbau herkömmlicher Kunststoffe]]). Chemische und physikalische Prozesse benötigen für Kunststoff-Abbau sehr lange, da auf solchen Wegen Zerfallszeiten von mehrere hundert Jahren errechnet wurden, werden Kunststoffe auch als [[Persistenz (Chemie)|persistent]] bezeichnet. Eine Möglichkeit für anorganischen Abbau ist die Einwirkung von [[UV-Strahlung]] (Sonnenlicht), dabei "zerbrechen" die Kunststoffketten stückweise, dies äußert sich [[makroskopisch]] in vergilben und/oder [[Versprödung|verspröden]].
 
Mikroorganismen können Kunststoffe im Grunde nur durch extrazelluläre [[Enzym]]e verarbeiten, die das Material in kleinere Bestandteile zerlegen, die dann von der Zelle aufgenommen werden können.<ref name="Müller2000">R.-J. Müller: ''[[Biologie in unserer Zeit]]'', 30, 2000, S.&nbsp;218.</ref> Allerdings sind die Enzyme zu groß, um effektiv in das verrottende Material einzudringen, so dass dieser Prozess nur als Oberflächen[[Erosionsverschleiß|erosion]] ablaufen kann.<ref name="Müller2000" />
 
Wenn bei dem Abbau durch [[Biochemie|biochemischen]] Prozesse giftige Zwischenstufen entstehen, können diese sich in der Natur anreichern.<ref name="Müller2000" /><ref>[[spiegel.de]], 2. Februar 2008, Samiha Shafy: [http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,533229,00.html ''Das Müll-Karussell''], abgerufen am 7.&nbsp;Februar 2008.</ref> Zusätzliche Gefahr geht von den [[Additiv]]en der Kunststoffe wie [[Weichmacher]]n, [[Farbstoff]]en oder [[Flammschutzmittel]]n aus. Dabei sind als Schadstoffquellen insbesondere [[flüchtige organische Verbindungen]] zu nennen.
 
== Abfallmanagement ==
Von den ca. 6,3 Mrd. Tonnen Kunststoff, die bis 2015 zu [[Abfall]] wurden, wurden ca. 9 % [[Recycling|recycelt]] und 12 % verbrannt. Etwa 79 % der Kunststoffe wurden auf Müllhalden deponiert bzw. wurden in der Umwelt ausgebracht, wo sie sich nun anreichern.<ref name="Geyer 2017" /> In der [[Schweiz]] wird etwa 90 % des Plastikmülls energetisch verwertet.<ref>[https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/standardchina-hat-genug-von-europas-abfall/story/14239970 ''Wohin mit Europas Abfall, jetzt da China ihn nicht mehr will?''] In: [[tagesanzeiger.ch]], 4. Januar 2018, abgerufen am 11. Januar 2018.</ref>
 
=== Kunststoffrecycling ===
{{Hauptartikel|Verwertung von Kunststoffabfällen}}
Im Jahr 2012 betrug die weltweite Recyclingquote für Kunststoffabfälle nur etwa 3 % bei einer jährlichen globalen Jahresproduktion an Kunststoffen von rund 280 Millionen Tonnen. Im Jahr 2018 erwähnte ein Artikel in der NZZ eine Zahl von 8 %.<ref>[https://zeitungsarchiv.nzz.ch/neue-zuercher-zeitung-vom-22-06-2018-seite-24.html?hint=4796561 Plasticmüllströme nehmen neue Wege], NZZ, 22. Juni 2018, Seite 24</ref> Ein Großteil der anfallenden Kunststoffabfälle wird stattdessen auf Müllkippen deponiert oder verbrannt, und geschätzte 20 Millionen Tonnen des nicht-recycelten Plastikmülls landen schließlich in den Ozeanen, wo er ein enormes Umweltproblem darstellt.<ref>'' {{Webarchiv|text=Holding back the tide in a sea of plastic |url=http://www.european-biotechnology-news.com/magazine/from-the-magazine/bioplastic.html |wayback=20150202220556}}'' European Biotechnology, Winter Edition, Vol. 13, 2014.</ref> Dagegen werden in Deutschland und der Schweiz keine Kunststoffe mehr deponiert. In der EU soll dieses Ziel bis zum Jahr 2020 erreicht werden. In der Bundesrepublik lag die Recyclingquote im Jahr 2010 bei 45 %, womit Deutschland Vorreiter im europäischen Vergleich ist.<ref>''[http://europa.eu/rapid/press-release_STAT-12-48_de.pdf Deponierung machte 2010 weiterhin fast 40 % der behandelten kommunalen Abfälle in der EU27 aus.]'' Eurostat-Pressestelle, STAT/12/48, 27. März 2012.</ref> Die restlichen 55 % werden thermisch verwertet ([[Müllverbrennung]]). Die Kunststoffindustrie hat zur Unterstützung dieses Vorhabens eine Kampagne ''Zero Plastics to Landfill by 2020'' gestartet.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.plasticseurope.org/information-centre/news/latest-news/identiplast-2012-zero-plastics-to-landfill-by-2020-how-to-reach-the-goal.aspx |wayback=20121111170822 |text=plasticseurope.org: ''IdentiPlast 2012: zero plastics to landfill by 2020 – how to reach the goal?'' |archiv-bot=2018-12-01 17:50:07 InternetArchiveBot }}. Abgerufen am 9. November 2012.</ref> Inzwischen gibt es auch Industrieunternehmen, die sich auf das Recycling von Plastik spezialisiert haben.
 
Grundsätzlich lassen sich drei Möglichkeiten der Weiterverwertung erschließen:
 
==== Werkstoffliche Verwertung ====
[[Datei:Recycling truck, China.JPG|mini|Lkw mit recyclebaren Kunststoffabfällen in China]]
Thermoplaste lassen sich, einmal zu einem Werkstück geformt, wieder einschmelzen und zu einem neuen Produkt formen. Die Abfolge von Wärmebehandlungen führt allerdings bei vielen Verfahren zu einem fortschreitenden Qualitätsverlust des Materials ''(Downcycling)''.<ref name="Huckestein2000">{{Literatur|Autor=Brigitta Huckestein, Thomas Plesnivy|Titel=Möglichkeiten und Grenzen des Kunststoffrecyclings|Sammelwerk=[[Chemie in unserer Zeit]] |Band=34|Nummer=5|Datum=2000-10|Seiten=276–286|DOI=10.1002/1521-3781(200010)34:5<276::aid-ciuz276>3.0.co;2-q}}</ref> Größtes Problem bei einer erneuten werkstofflichen Verwertung ist allerdings die Trennung der einzelnen Kunststoffe. Werden verschiedene Polymere in einem Material gemischt, führt dies zu einem starken Qualitätsverlust und wesentlich schlechteren mechanischen Eigenschaften. Um die Trennung zu erleichtern, wurde 1988 der [[Recycling-Code]] eingeführt. Die Wiederverwertung nicht sortenreiner Abfälle, wie Hausmüll, gestaltet sich dennoch schwierig. Die gängigen Trennverfahren sind sehr personalintensiv und erfordern einen hohen Einsatz an Wasser und Energie, so dass sowohl eine Kosten-Nutzen-Rechnung als auch die [[Ökobilanz]] negativ ausfallen.
 
<gallery>
Plastic-recyc-02.svg|[[Recycling-Code]] für PE-HD
Plastic-recyc-04.svg|Recycling-Code für PE-LD
Plastic-recyc-05.svg|Recycling-Code für Polypropylen
Plastic-recyc-03.svg|Recycling-Code von PVC
Plastic-recyc-06.svg|Recycling-Code von Polystyrol
</gallery>
 
Die werkstoffliche Verwertung wird daher zurzeit fast ausschließlich dort eingesetzt, wo große Mengen eines sortenreinen Materials zur Verfügung stehen. Beispielsweise werden in Deutschland Schaumpolystyrolverpackungen gesammelt, die eine erneute Verwertung als Bodenverbesserer in der Landwirtschaft oder bei der Herstellung von Schaumpolystyrol-Beton oder Ziegelsteinen finden. Die Recyclingquote für Schaumpolystyrol betrug im Jahre 2000 etwa 70 %.<ref name="Huckestein2000" /> Für PVC existiert ebenfalls ein Rücknahmesystem, gesammelt werden vor allem Fußbodenbeläge, Dachbahnen, Fensterprofile und PVC-Rohre. Weitere Anwendungsbereiche für die werkstoffliche Wiederverwertung sind zum Beispiel in der Wiederverwertung von Fahrzeugen oder Getränkeflaschen, oder in Ländern der zweiten oder dritten Welt, wo das Sammeln sortenreiner Kunststoffabfälle zum Einkommen beiträgt. So entstehen aus den Sekundärrohstoffen erneut Verpackungen oder Produkte wie Fensterprofile, Rohre, Blumen- und Getränkekästen, neue Folien, Fensterrahmen oder Gießkannen.
 
==== Rohstoffliche Verwertung ====
Durch [[Pyrolyse]] lassen sich Kunststoffe wieder in die jeweiligen Monomere oder weitere petrochemisch verwertbare Stoffe, wie [[Methanol]] oder [[Synthesegas]] spalten. Für die Gewinnung der Monomere ist aber ebenfalls die Verfügbarkeit sortenreinen Materials Voraussetzung. Beispiele sind das [[Hamburger Verfahren]],<ref name="Kaminsky1996">W. Kaminsky, H. Sinn: ''Petrochemical processes for recycling plastics. Pyrolytic techniques.'' In: ''[[Recycling and Recovery of Plastics]].'' 1996, S.&nbsp;434–443.</ref> das zurzeit von der [[BP]] betrieben wird und sowohl zur Gewinnung von Monomeren, als auch petrochemischer Rohstoffe dient und das von [[Walter Michaeli]] und anderen entwickelte Verfahren der [[Degradative Extrusion|degradativen Extrusion]],<ref name="Peterson1968">P. Menges, W. Michaeli, V. Lackner: ''[[Monatshefte für Chemie]]'', 127 (8), 1996, S.&nbsp;821.</ref> das in der Lage ist, vermischte Kunststoffabfälle in rohstofflich verwertbare Gase, Wachse und Öle umzuwandeln. Diese Verfahren werden naturgemäß vor allem für die Verwertung von Mischkunststoffen genutzt, die sich nur unter großem Aufwand trennen lassen würden.
 
==== Energetische Verwertung ====
Bei der energetischen Verwertung werden die Kunststoffe zur Energiegewinnung genutzt. Dies geschieht fast ausschließlich durch [[Müllverbrennungsanlage|Verbrennung]]. Einsatzgebiete sind vor allem [[Hochofen|Hochöfen]], [[Zementwerk]]e, [[Kraftwerk]]e etc. Die dort vorherrschenden hohen Temperaturen sorgen für eine vollständige und [[schadstoff]]arme Verbrennung. Der [[Heizwert]] von Kunststoffen entspricht ungefähr dem von [[Steinkohle]].
 
==== Plastiksteuer und Lenkungsabgaben ====
Zur Reduzierung der Menge, Ausbreitung in der Umwelt und Beeinflussung der Produktion über Anreize beim Preis wird eine [[Lenkungssteuer|Steuer mit Lenkungswirkung]] sowie der Abbau von steuerlichen Begünstigungen gegenüber Kraftstoffen erwogen und kontrovers diskutiert.<ref>[https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-05/plastikmuell-plastiksteuer-svenja-schulze-bundesumweltministerin ''Umweltministerin Schulze lehnt Plastiksteuer ab''], [[Die Zeit]], 11. Mai 2018, abgerufen am 23. Mai 2018.</ref>
 
== Abbau ==
Herkömmliche Kunststoffe galten bislang als biologisch nicht abbaubar. Ohne biologischen Abbau zersetzen sich Kunststoffe nur sehr langsam durch chemische und physikalische Prozesse (siehe Abschnitt [[Kunststoff#Persistenz|Persistenz]]). In jüngerer Zeit wurden einige Organismen gefunden, die auch herkömmliche Kunststoffe abbauen können.
 
Bereits seit langem sind biologisch abbaubare Kunststoffe bekannt, meist [[Polyester]].
 
=== Biologischer Abbau herkömmlicher Kunststoffe ===
Von zwei Insekten, der [[Dörrobstmotte]] ''Plodia interpunctuella'' und der [[Große Wachsmotte|Großen Wachsmotte]] ''Galleria mellonella'' ist bekannt, dass sie mit Hilfe von Darmbakterien Polyethylen abbauen können.
 
Die Mottenlarve [[Galleria mellonella]] kann [[Polyethylen]]-Folien innerhalb von wenigen Stunden durchlöchern.<ref>{{Literatur|Autor=Paolo Bombelli, Christopher J. Howe, Federica Bertocchini|Titel=Polyethylene bio-degradation by caterpillars of the wax moth  Galleria mellonella|Sammelwerk=Current Biology|Band=27|Nummer=8|Datum=2017-04-24|Seiten=R292–R293|ISSN=0960-9822|DOI=10.1016/j.cub.2017.02.060|Online=http://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(17)30231-2|Abruf=2017-04-27}}</ref> Der genaue Mechanismus ist noch unbekannt, vermutlich besteht ein Zusammenhang mit der Fähigkeit der Mottenlarven, Wachs aus Bienenwaben zu verdauen (Wachs und Polyethylen [[Polyethylen#Eigenschaftsspektrum|sind sich chemisch ähnlich]], in beiden spielen CH<sub>2</sub>-CH<sub>2</sub>-Bindungen eine wichtige Rolle). 2016 wurde das Bakterium [[Ideonella sakaiensis]] entdeckt, das in der Lage ist, sich von [[Polyethylenterephthalat|PET]]-Abfällen zu ernähren.<ref>{{Literatur|Autor=Shosuke Yoshida, Kazumi Hiraga, Toshihiko Takehana, Ikuo Taniguchi, Hironao Yamaji|Titel=A bacterium that degrades and assimilates poly(ethylene terephthalate)|Sammelwerk=[[Science]]|Band=351|Nummer=6278|Datum=2016-03-11|Seiten=1196–1199|ISSN=0036-8075|DOI=10.1126/science.aad6359|PMID=26965627}}</ref> Es benötigte jedoch für den Abbau eines dünnen Kunststofffilms sechs Wochen. Da es PET in seine Ausgangsstoffe Terephthalsäure und Glykol zersetzt, wäre es prinzipiell zum Recycling einsetzbar.<ref>{{Internetquelle|url=http://sciencev2.orf.at/stories/1768355/index.html|titel=Ein Bakterium, das Plastik frisst – science.ORF.at|zugriff=2017-04-28|sprache=de}}</ref>
 
Ebenso können [[Mehlkäfer]] ''(Tenebrio molitor)'' ausschließlich mit Polystyrol ernährt werden, wobei bei Mehlkäfern der Abbauprozess noch unbekannt ist. Da Insektenlarven mit ihren Kauwerkzeugen Kunststoffe zu feinen Partikeln verarbeiten, kann der Abbau durch bakterielle Enzyme schneller erfolgen.
 
2017 wurde in einer Publikation gezeigt, dass Tübinger Gießkannenschimmel (''[[Aspergillus tubingensis]]'') [[Polyester-Urethan-Kautschuk|Polyester-urethane]] abbauen kann. Innerhalb von zwei Monaten konnte ein Kunststofffilm vollständig abgebaut werden.<ref>{{Cite journal|last=Khan|first=Sehroon|last2=Nadir|first2=Sadia|last3=Shah|first3=Zia Ullah|last4=Shah|first4=Aamer Ali|last5=Karunarathna|first5=Samantha C.|last6=Xu|first6=Jianchu|last7=Khan|first7=Afsar|last8=Munir|first8=Shahzad|last9=Hasan|first9=Fariha|title=Biodegradation of polyester polyurethane by Aspergillus tubingensis|journal=[[Environmental Pollution]]|volume=225|pages=469–480|doi=10.1016/j.envpol.2017.03.012}}</ref>
 
=== Biologisch abbaubare Kunststoffe ===
{{Hauptartikel|Bioabbaubarer Kunststoff|Biokunststoff}}
[[Datei:Mulch Film made of PLA-Blend Bio-Flex.jpg|mini|Mulchfolie aus bioabbaubarem [[Polylactide|PLA]]-Blend]]
[[Datei:Mulch film Bio-Flex biodegraded.JPG|mini|Biologisch teilweise abgebaute Mulchfolie aus PLA-Blend]]
Seit etwa 1990 wird intensiv an kompostierbaren, entsorgbaren Kunststoffen geforscht. Definiert wird die ''Prüfung der Kompostierbarkeit von Kunststoffen'' seit 1998 unter der DIN-Norm V&nbsp;54900. Damit ein Kunststoff [[Biologische Abbaubarkeit|biologisch abbaubar]] ist, muss er Angriffsstellen für die [[Enzym]]e der Mikroorganismen bieten, die ihn für ihren eigenen Stoffwechsel nutzen sollen. Diese Enzyme verwandeln die langen Polymerketten in handlichere wasserlösliche Bruchstücke. Dazu können bereits natürlich vorkommende Polymere ''([[Biopolymer]]e)'' oder Einheiten in synthetisch hergestellte Ketten wie Zucker, [[Bernsteinsäure]] oder [[Milchsäure]] integriert werden. Entscheidend ist die Anwesenheit von Heteroatomen wie Stickstoff oder Sauerstoff im Kunststoff.<ref name="Müller2000" /> So sind die meisten der bisher etwa 30 bekannten, vermarktungsfähigen, biologisch abbaubaren Kunststoffe Polyester, Polyamide, Polyesterurethane und Polysaccharide.<ref name="Müller2000" /> Bei synthetisch hergestellten Polyestern und -amiden besteht das Problem, dass gerade die Eigenschaften, die die Schlag- und [[Zugfestigkeit]] der Materialien ausmachen (intramolekulare [[Wasserstoffbrücke|H-Brücken]] in Amiden, [[Aromaten|aromatische]] Komponenten in Polyestern), einer Verwertung durch die Natur entgegenstehen.<ref name="Müller2000" /> Eine Verbesserung der biologischen Abbaubarkeit bedeutet so auch fast immer eine Verschlechterung der Werkstoffeigenschaften.
Die Weltproduktion an biologisch abbaubaren Kunststoffen betrug im Jahr 2007 300.000&nbsp;Tonnen (im Vergleich zu 240&nbsp;Mio. Tonnen Standardkunststoff).<ref>Dietrich Braun: ''150 Jahre Kunststoffe – Erfolge durch Forschung.'' Chemische Rundschau, Oktober 2008, S.&nbsp;78ff.</ref>
 
==== Polysaccharide ====
[[Polysaccharide]] ([[Stärke]], [[Cellulose]]) dienen der Natur als Energiespeicher und Gerüstsubstanzen. Unzählige Einfachzucker (wie [[Glukose]] oder [[Fruktose]]) bilden lange Ketten und stellen somit natürlich vorkommende Polymere dar, die als solche auch von der Natur abgebaut werden können. Sie sind billig und in großen Mengen verfügbar, zeigen allerdings einen gravierenden Nachteil: Sie können nicht durch Aufschmelzen zu Folien, Formteilen oder Fasern verarbeitet werden, d.&nbsp;h., sie sind ''nicht'' thermoplastisch formbar.<ref name="Müller2000" /> Die thermoplastische Formbarkeit ist jedoch gerade einer der großen Vorzüge von Kunststoffen. Eine [[Veresterung]] der freien OH-Gruppen der Zucker verbessert zwar die Materialeigenschaften, setzt aber auch ihre Fähigkeit zur biologischen Abbaubarkeit herab.<ref name="Müller2000" /> Werden Polysaccharide als Werkstoff eingesetzt, ist der Kompromiss zwischen Werkstoffeigenschaften und biologischer Abbaubarkeit nötig.
 
==== Polyhydroxybuttersäure (PHB) ====
[[Polyhydroxybuttersäure]] ist ein ebenfalls natürlich vorkommendes Polymer,<ref name="Doi1990">Y. Doi: ''Microbial Polyesters.'' VCH Publishers, New York 1990.</ref> das von bestimmten Mikroorganismen zur Energiespeicherung gebildet wird. Durch [[Fermentation]] können diese dazu angeregt werden, das Polymer bis zu 90 % ihrer eigenen Masse anzureichern.<ref name="Müller2000" /> Es ist als Biopolymer biologisch abbaubar und zeigt Materialeigenschaften, die denen von Polyestern ähneln.<ref name="Müller2000" /> Gegenwärtig bestehen Bestrebungen PHB in gentechnisch veränderten Pflanzen zu produzieren ''(„Plastikkartoffeln“)''.<ref name="Müller2000" />
 
; Mögliche Anwendungsgebiete:
* Agrarwirtschaft: verrottende [[Mulch]]folien, Pflanzentöpfe
* Abfallentsorgung: Entsorgung von besonders verdrecktem, nur schlecht recyclebarem Müll, wie Lebensmittelverpackungen, Windeln etc.
* Landschaftspflege: Verringerung des [[Littering]]
* Fischerei: verlorene Fischernetze stellen eine latente Gefahr für größere Meereslebewesen dar
* Kunstdünger: als Hüllsubstanzen für Dünger, so dass dieser langsamer und dosierter wirken kann ''(Controlled release)''.<ref name="Müller2000" />
 
== Wirtschaftlicher Anteil von Kunststoffen ==
=== Übersicht ===
Weltweit werden derzeit rund 380 Millionen [[Tonne (Einheit)|Tonnen]] Kunststoff pro Jahr verbraucht (Stand: 2017). Im Durchschnitt wuchs die Produktion von Kunststoffen seit 1950 um ca. 8,4 % pro Jahr und damit 2,5 mal so schnell wie das durchschnittliche [[Bruttoinlandsprodukt]].<ref name="Geyer 2017" />
 
[[Datei:Plastics consumption-de.svg]]
 
Die Gründe dafür sind vielfältig (siehe auch [[#Eigenschaften|Kapitel Eigenschaften]]): Zunächst ist [[Erdöl]] als [[Rohstoff]]quelle leicht zugänglich; dabei beträgt der Anteil am weltweiten Erdölverbrauch von Kunststoffen nur 4 %. Das Gewicht von Kunststoff ist, verglichen mit Eisen- und Keramikwerkstoffen, sehr gering. Die Verarbeitung von Kunststoffen (und speziell Thermoplasten) ist bei niedrigen Temperaturen möglich und damit kostengünstig. Schließlich sind Kunststoffe auch noch durch ihre speziellen Eigenschaften als Funktionswerkstoffe (siehe [[#Sonderkunststoffe|Kapitel Sonderkunststoffe]]) für Anwendungen verwendbar, für die sich sonst kein anderes Material in dieser Weise eignen würde und die teilweise erst durch Kunststoffe ermöglicht werden.<ref>{{bibISBN|9783446430471|Seite=4-5}}</ref>
 
=== Produktionsstatistik von Kunststoffen ===
{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe6"
! Jahr
! Weltproduktion ([[Tonne (Einheit)#Jato|jato]])<ref>Statistisches Bundesamt, Fachserie 4, Reihe 3.1, Jahr 2007.</ref>
|-
| 1930
| 10.000
|-
| 1949
| 1.000.000
|-
| 1965
| 15.000.000
|-
| 1976
| 50.000.000
|-
| 2003
| 200.000.000
|-
| 2008
| 280.000.000
|-
| 2017
| 380.000.000<ref name="Geyer 2017" />
|}
 
'''Produktion von Kunststoffen in Deutschland 2007'''
{| class="wikitable sortable" style="text-align:center"
|- class="hintergrundfarbe6"
! Substanzklasse || Jahresproduktion in Tonnen || Umsatz in Mio. Euro || mittlerer Grundpreis in Euro je Tonne
|-
| Polyethylen (d>0,94) || 1.786.268 || 1.275 || 713,78
|-
| Ethylen-Polyvinylacetat || 31.424 || 43,5 || 1384,29
|-
| Expandierbares Polystyrol || 475.606 || 515 || 1082,83
|-
| Anderes Polystyrol || 426.272 || 145,5 || 341,33
|-
| Einheitliches Polyvinylchlorid || 1.564.029 || 1.101 || 703,95
|-
| Weichgemachtes Polyvinylchlorid || 113.212 || 148,4 || 1310,82
|-
| Vinylchlorid-Vinylacetat-Copolymere || 437.527 || 356,5 || 814,81
|-
| Polyacetale || 140.244 || 333 || 2374,43
|-
| Polyetheralkohole || 566.463 || 562,7 || 993,36
|-
| Epoxidharze (Formmassen) || 99.320 || 55,2 || 555,78
|-
| Epoxidharze (Klebstoffe) || 22.406 || 40,3 || 1798,63
|-
| Epoxidharze (andere) || 179.426 || 343,2 || 1912,77
|-
| Polycarbonate || 326.279 || ||
|-
| Alkydharze || 255.622 || 208,4 || 815,27
|-
| Polyethylenterephthalat || 534.093 || 615,1 || 1151,67
|-
| Andere Polyester || 489.338 || 583 || 1191,41
|-
| Polypropylen || 1.928.257 || 1.429 || 741,08
|-
| Polypropylen-Copolymere || 493.962 || 298 || 603,29
|-
| Vinylacetat-Copolymere, wässrig (Klebstoffe) || 227.115 || 132,2 || 582,08
|-
| Acrylpolymere || 201.325 || 562,7 || 2794,98
|-
| Acrylpolymere (Formmassen) || 600.940 || 801,9 || 1334,41
|-
| Andere Acrylpolymere || 952.756 || 650,5 || 682,76
|-
| Polyamide (Formmassen) || 587.024 || 1.296 || 2207,75
|-
| Anderes Polyamid || 610.896 || 732,6 || 1199,22
|-
| Harnstoffharze || 1.013.900 || 358 || 353,09
|-
| Melaminharze || 355.616 || 338,9 || 952,99
|-
| Andere Aminoharze, Polyurethane || 493.962 || 298 || 603,29
|-
| Andere Phenolharze || 256.604 || 296,5 || 1155,48
|-
| Andere Polyurethane || 1.065.888 || 1.666 || 1563,02
|-
| Andere Silikone || 427.141 || 1.570 || 3675,60
|-
| Celluloseether und Derivate || 188.348 || 544 || 2888,27
|-
| Synthetischer Kautschuk, Latex || 728.442 || 562,1 || 771,65
|}
 
== Gesundheitsgefahren ==
Die Polymerstrukturen der Kunststoffe selbst gelten, da die Zellen lebender Organismen nicht in der Lage sind sie aufzunehmen, als biologisch inaktiv und somit vollkommen unbedenklich. Gefahr kann allerdings von den zugesetzten Additiven ausgehen.<ref>P. Stolz, N. Weis, K. Schäffer, H. Kleemeyer, M. Toben: ''Kunststoffe – Umwelt- und Gesundheitsgefahren''. Bremer Umweltinstitut e.&nbsp;V., Umweltstiftung WWF-Deutschland, Bremen 1995, ISBN 3-9803930-2-X.</ref> Diese können an der Oberfläche des Materials, so bei Bodenbelägen, austreten ''(Ausschwitzen)''. Aus diesem Grunde gelten für Lebensmittelverpackungen, Kunststoffe in der Medizin und ähnliche Anwendungen besonders strenge Auflagen hinsichtlich der Verwendung von Additiven. Die in solchen Bereichen eingesetzten Kunststoffe bedürfen einer Zulassung, beispielsweise durch die [[Food and Drug Administration|FDA]].
 
In diesem Zusammenhang ist in der Vergangenheit vor allem Weich-PVC in die Kritik geraten, da diesem Kunststoff besonders große Mengen an Weichmachern zugesetzt werden. Es ist daher schon seit langem nicht mehr als Verpackung für Lebensmittel zugelassen. Ebenso ist in der Europäischen Union Herstellung und Vertrieb von Spielzeug für Kinder bis zum Alter von drei Jahren aus Material untersagt, das Phthalat-Weichmacher (vorrangig [[DEHP]]) enthält. Allerdings werden bis heute vor allem in Fernost produzierte Spielzeuge aus Weich-PVC verkauft.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Kunststoffe}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Kunststoff}}
* {{WikipediaDE|Kunststoff}}
 
== Literatur ==
=== Bücher ===
* Karl Oberbach u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Saechtling Kunststoff-Taschenbuch.'' 29. Auflage. Carl-Hanser-Verlag, München 2004, ISBN 3-446-22670-2.
* Otto Friedrich Schwarz: ''Kunststoffkunde.'' 7. Auflage. Vogel, Würzburg 2002, ISBN 3-8023-1917-6.
* Gottfried W. Ehrenstein: ''Polymer-Werkstoffe.'' 2. Auflage. Carl-Hanser-Verlag, München 1999, ISBN 3-446-21161-6.
* Hans Domininghaus: ''Die Kunststoffe und ihre Eigenschaften.'' 6. Auflage. Springer, Berlin/ Heidelberg 2005, ISBN 3-540-21410-0.
* Reinhard Gächter, Helmut Müller: ''Kunststoffadditive. Stabilisatoren, Hilfsstoffe, Weichmacher, Füllstoffe, Verstärkungsmittel, Farbmittel für thermoplastische Kunststoffe. '' 3. Ausgabe. Hanser-Verlag, München/ Wien 1990, ISBN 3-446-15627-5.
* Jürgen Dispan: ''Kunststoffverarbeitung in Deutschland. Branchenreport 2013.'' (= IMU-Informationsdienst Nr. 4–2013). Stuttgart 2013. [http://www.imu-institut.de/stuttgart/tidings/news_article.2013-11-14.9772677807/ Link zur Branchenstudie]
 
=== Zeitschriften und Aufsätze ===
* [http://www.kunststoff-magazin.de/ ''Kunststoff-Magazin''.] Die Kennziffern-Fachzeitschrift der Kunststoff- und Kautschukbranche. Hoppenstedt, Darmstadt ab 1995 {{ISSN|0941-8520}}
* ''[http://www.plastverarbeiter.de/ Plastverarbeiter]'' (PV). internat. Fachzeitschr. für Verarbeitung, Gestaltung und Anwendung von Kunststoffen. Hüthig, Heidelberg 1.1950,Apr.ff. {{ISSN|0032-1338}}
* ''Kunststoffe, Synthetics''. Fachzeitschrift für Herstellung, Verarbeitung und Anwendung von Kunststoffen und neuen Werkstoffen. Vogt-Schild, Solothurn 23.1992,6ff. {{ISSN|1021-0601}}
* ''[http://www.kunststoffe.de/ Kunststoffe] (KU). Werkstoffe, Verarbeitung, Anwendung''. Organ deutscher Kunststoff-Fachverbände. Fachzeitschrift für Kunststofftechnik. Hanser, München 1.1911ff. {{ISSN|0023-5563}}
* {{Literatur|Autor=Harald Cherdron|Titel=Moderne Aspekte der Kunststoffe|Sammelwerk=Chemie in unserer Zeit|Band=9|Nummer=1|Datum=1975-02|Seiten=25–32|DOI=10.1002/ciuz.19750090105}}
* Karlheinz Hillermeier und Albrecht Hille: ''Polyesterfaserverstärkung von duroplastischen Formmassen, BMFT Forschungsbericht, T83–155 '' (1983), {{ISSN|0340-7608}}
* Klaus G. Kohlepp: ''[https://www.kunststoffe.de/kunststoffe-zeitschrift/archiv/artikel/entwicklungsgeschichte-der-kunststoffe-wachstum-im-wandel-der-zeiten--526424.html Wachstum im Wandel der Zeiten – Entwicklungsgeschichte der Kunststoffe].'' In: ''Kunststoffe.'' 5/2005, S. 22–32 (2005).
* Hans Priess: ''Zur Umbenennung der Kunststoffe in „Polyplaste“.'' In: ''Chemiker-Zeitung.'' 74(21) (1950), S. 265 ff., {{ISSN|0009-2894}}
* {{Literatur|Autor=Dietrich Braun|Titel=Der lange Weg zum Makromolekül – Polymerforschung vor Hermann Staudinger|Sammelwerk=Chemie in unserer Zeit|Band=46|Nummer=5|Jahr=2012|Seiten=310–319|DOI=10.1002/ciuz.201200566}}
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Plastics|Kunststoff}}
{{Wikibooks|Organische Chemie für Schüler/ Kunststoffe}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.chemie.fu-berlin.de/chemistry/kunststoffe/tabelle.htm Kunststoff-Tabelle]
* {{Webarchiv | url=http://magazin.bayerbms.de/internet/umagazin_a0706.nsf/id/DE_Plastik_ist_die_Zukunft_mein_Junge | wayback=20080119213806 | text=Unternehmensmagazin: ''Plastik ist die Zukunft, mein Junge''.}} Amüsant und leicht geschriebener Artikel über den Imagewandel und die Bedeutung von Kunststoff
* [http://www.plasticseurope.org/ PlasticsEurope] – Vereinigung europäischer Kunststoffhersteller
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4033676-1}}
 
[[Kategorie:Wikipedia:Exzellent]]
[[Kategorie:Kunststoffe|!]]
[[Kategorie:Werkstoffe]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 11. August 2022, 12:06 Uhr

Beschreibung

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