Ach und Ingwäonen: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox Hieroglyphen
Die '''Ingwäonen''' (auch ''Ingävonen'', ''Ingaevonen'', ''Ingvaeonen'', ''Ingväonen'') waren nach [[Wikipedia:Plinius der Ältere|Plinius]] und [[Wikipedia:Tacitus|Tacitus]] eine Gruppe um die [[Wikipedia:Nordsee|Nordsee]] (''„proximi oceano“'') angesiedelter [[Wikipedia:Liste der germanischen Stämme|germanischer Stämme]], die die vermutlich mit [[Freyr]] identische [[Gottheit]] [[Yngvi]] oder [[Ing]] verehrten. Zu ihnen zählten u.a. vermutlich die [[Wikipedia:Angeln (Volk)|Angeln]], [[Wikipedia:Avionen|Avionen]], [[Wikipedia:Chauken|Chauken]], [[Wikipedia:Eudosen|Eudosen]], [[Wikipedia:Friesen|Friesen]], [[Wikipedia:Jüten|Jüten]], [[Wikipedia:Kimbern|Kimbern]], [[Wikipedia:Nuitonen|Nuitonen]], [[Wikipedia:Sachsen (Volk)|Sachsen]], [[Wikipedia:Suardonen|Suardonen]], [[Wikipedia:Teutonen|Teutonen]] und [[Wikipedia:Warnen|Warnen]] (Variner). Gemeinsam bilden sie die Ingwäonische oder [[Wikipedia:Nordseegermanische Sprachen|Nordseegermanisch]]e Sprachgruppe, aus der sich die frühen Formen des [[Wikipedia:Englische Sprache|Englischen]], [[Wikipedia:Niederdeutsch|Niederdeutsch]]en und [[Wikipedia:Friesische Sprache|Friesischen]] entwickelt haben. Tacitus schreibt über sie in seiner [[Wikipedia:Germania (Tacitus)|Germania]]:
|TITEL = Ach
|NAME = <hiero>G25-Aa1:X1</hiero><br/> Achet <br/> ''{{Unicode|3Ḫt}}'' <br/> ''Der weiblich verklärte [[Wikipedia:Ahn|Ahn]]engeist''
|NAME2 = <hiero>G1-Aa1</hiero>
|NAME3 = <hiero>G25-Aa1</hiero><small><ref>In der Hieroglyphenschrift wurde der ''Ach'' als Vogel mit einem strahlenförmigen Schopf dargestellt, wobei der Schopfibis (Comatibis eremita) das Vorbild war; vgl. [[Wikipedia:Elmar Edel|Elmar Edel]]: ''Zu den Inschriften auf den Jahreszeitenreliefs der "Weltkammer" aus dem Sonnenheiligtum des Niuserre.'' In: ''Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen'', Nr. 8. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1961, S.&nbsp;237.</ref></small><br/>Ach<br/>''{{Unicode|3Ḫ}}''<br/> ''Der männlich verklärte Ahnengeist''
|BILD1 = Waldrapp Geronticus eremita.jpg
|BILD1-BREITE = 270px
|BILD1-BESCHREIBUNG = Vorbild im Alten Ägypten: Schopfibis Comatibis eremita<br/>(Darstellung hier: [[Wikipedia:Waldrapp|Geronticus eremita)]]
}}
[[Bild:Ach.gif|left|Ach, der unsterbliche Geist des Menschen, dargestellt als Schopfibis mit dunklem Gefieder]]
Der '''Ach''' ([[Wikipedia:Altägyptische Sprache|altägypt.]] „glänzen, leuchten“; auch '''Achet'''; [[Wikipedia:Plural|Plural]]: ''Achu''; ''Lichtgeist'' abgeleitet von einem Wort für ''Lichtglanz'') galt in den [[Ägyptische Mysterien|ägyptischen Mysterien]] als das unsterbliche geistige Urbild des [[Ba]], des [[Seelenleib]]es. Es ging gemäß den altägyptischen Vorstellungen aus der Verschmelzung des [[Ka]] ([[Ätherleib]]) und des [[Ba]] ([[Astralleib]]) hervor. Ach entspricht in [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Ausdrucksweise dem [[Mensch|menschlichen]] [[Ich]], das sich mit den unsterblichen Bestandteilen der anderen [[Wesensglieder]] vereinigt und diese durch die geistige Welt bis hin zu einer neuen [[Inkarnation]] trägt. Allerdings war das Ich in der [[Ägyptisch-Chaldäische Zeit|ägyptischen Zeit]] noch nicht vollständig in den Körper eingezogen, sondern schwebte gleichsam als höheres Ich über diesem. Erst nach dem [[Tod]] vereinigte sich der [[Mensch]] mit seinem Ach. Bildhaft dargestellt wurde Ach als [[Wikipedia:Ibisse|Schopfibis]] mit glänzendem dunklen Gefieder.


Durch den Erwerb von irdischem Wissen, d.h. durch eine elementare Einweihung in das [[Denken]], wurde die Entwicklung des Ach gefördert. Kultische Handlungen am Grab und Innenschriften auf dem Sarg sollten die Götter, namentlich [[Osiris]] und [[Wikipedia:Re (Ägyptische Mythologie)|Re]], auffordern, den [[Tote]]n zum Ach zu verklären, der auf der Himmelsbarke mitreisen darf. Alle [[Wikipedia:Pharao|Pharao]]nen sollten nach ihrem Tod zum Ach aufsteigen. Das sollte auch durch die [[Mumifizierung]] unterstützt werden. Mit dem Namen ''wirksamer Ach'' bezeichneten die Ägypter ein Gespenst und meinten damit den wirksamen [[Geist]] des Toten, der keiner Opfergaben mehr bedurfte, um wirksam zu bleiben. Er wachte über das Grab und den guten Ruf des Verstorbenen und erschien als Rachegeist, wenn jemand die Totenruhe störte.
{{Zitat|Celebrant carminibus antiquis, quod unum apud illos memoriae et annalium genus est, Tuistonem deum terrae editum. Eius filium Mannum, originem gentis conditoremque, Manno tres filios adsignant, e quorum nominibus proximi Oceano Ingaevones, medii Herminones, ceteri Istaevones vocentur.|Quelle=Germania Kap.2<ref>{{Wikisource|Germania|Tacitus: De origine et situ Germanorum|lang=la}}; [http://www.gottwein.de/Lat/tac/Germ01.php Tacitus: De Orignie et Situ Germanorum, deutsch und lateinisch].</ref>
|Übersetzung=Sie feiern mit alten Gesängen, die ihre einzige Form der Erinnerung und Überlieferung sind, dass die Erde den Gott Tuisto hervorgebracht habe. Dessen Sohn sei Mannus, Ursprung und Gründer des Geschlechts (der Germanen). Dem Mannus schreiben sie drei Söhne zu, nach deren Namen die dem Ozean am nächsten gelegenen Ingaevonen, die mittleren [[Hermionen]] und die übrigen [[Istaevonen]] genannt wurden.}}


* {{Siehe auch|Wesensglieder der Toten}}
Nach [[Rudolf Steiner]] waren die Ingwäonen wesentliche Träger der [[Nordische Mysterien|nordischen Mysterien]], in denen man tiefer das Geheimnis des [[Jesus]] erfassen konnte, in dem sich der [[Christus]] inkarnieren sollte. Von hier aus empfing darum auch das Erleben und Gestalten des [[Weihnachtsfest]]es seine wesentlichsten Impulse.


== Anmerkungen ==
{{GZ|Das Menschengeheimnis in seinem Zusammenhang
<references/>
mit allen Geheimnissen des Kosmos, wie es sich abspielt,
wenn der Mensch hier auf der physischen Erde in sein physisches Dasein
tritt, das liegt in einer gewissen Zeit der Erdenentwickelung so tief, wie
sonst nirgends diesen alten nordischen Mysterien, zugrunde.


[[Kategorie:Wesensglieder]] [[Kategorie:Ägypten]] [[Kategorie:Ägyptische Mysterien]]
Aber man muß weit zurückgehen, ungefähr bis in das 3. Jahrtausend,
vielleicht noch weiter zurück, um das zu verstehen, was in den Gemütern
lebte, welche später die Jesus-Empfindung aufnahmen. Dort
ungefähr, wo die jütische Halbinsel mit dem heutigen Dänemark ist, da
war das Zentrum, von dem in jenen alten Zeiten bedeutende Mysterienimpulse
ausgingen. Und diese Mysterienimpulse hingen damit zusammen
- das mag der heutige Verstand beurteilen, wie er will -, daß noch
im 3. Jahrtausend vor unserer christlichen Zeitrechnung in diesem
Norden bei bestimmten Stämmen nur derjenige als ein wirklich erdenwürdiger
Mensch angesehen wurde, der in gewissen Wochen der Winterszeit
geboren war. Das kam daher, daß von jener geheimnisvollen
Mysterienstätte auf der jütischen Halbinsel unter den Stämmen, die
sich damals die [[Ingävonen]] nannten, oder von den Römern wenigstens,
von ''Tacitus'', die Ingävonen genannt wurden, der Tempelpriester den
Impuls gab, daß nur zu einer bestimmten Zeit - im ersten Viertel des
Jahres - die geschlechtliche Verbindung der Menschen stattfinden sollte.
Jede geschlechtliche Verbindung der Menschen außer der Zeit, die von
dieser Mysterienstätte aus verfügt wurde, war verpönt; und derjenige
war ein minderwertiger Mensch innerhalb dieses Stammes der Ingävonen,
der nicht in der Zeit der finstersten Nächte, in der kältesten Zeit,
gegen unser Neujahr hin geboren wurde. Denn der Impuls von jener
Mysterienstätte ging aus in der Zeit, in welcher der erste Vollmond
nach der Frühlingssonnenwende war. Da nur durfte unter jenen Menschen,
die sich wirklich verbunden glauben sollten mit den geistigen
Welten, so wie es des Menschen würdig war, in dieser Zeit allein durfte
eine geschlechtliche Verbindung stattfinden. Dadurch, daß die Kräfte,
die in eine solche geschlechtliche Verbindung hineingehen, in der ganzen
übrigen Zeit für die Kraftentwickelung des Menschen aufgespart
wurden, wurde jene eigentümliche Stärke entwickelt, welche - wenigstens
noch in den Nachklängen - Tacitus zu bewundern hatte, der
ein Jahrhundert nach dem Stattfinden des Mysteriums von Golgatha
schrieb.
 
So erlebten jene, die dem Stamme der Ingävonen angehörten, in besonders
intensiver Weise - die andern germanischen Stämme in abgeschwächter
Art - in der ersten Vollmondzeit nach der Frühlingssonnenwende
den Vorgang der Empfängnis: nicht im Wachbewußtsein, sondern
in einer Art von Traumverkündung. Sie wußten jedoch, was das
zu bedeuten hat im Zusammenhange des Menschengeheimnisses mit den
Himmelsgeheimnissen. Ein geistiges Wesen erschien der Empfangenden
und verkündete ihr wie in einem Gesichte den Menschen, der durch sie
auf die Erde kommen sollte. Kein Bewußtsein gab es, sondern nur ein
Halbbewußtsein in der Sphäre, welche die Menschenseelen erlebten,
wenn das Hereintreten des Menschen in die physisch-irdische Welt sich
vollzieht. Unterbewußt wußte man sich regiert von Göttern, die dann
den Namen der «Wanen» erhielten, was zusammenhängt mit «wähnen»,
mit demjenigen, was nicht bei äußerem vollen intellektuellen Bewußtsein
verläuft, sondern in «wissendem Traumesbewußtsein».
 
Dasjenige, was zu einer Zeit da war, und was für diese Zeit angemessen
war, das erhält sich oftmals in späteren Zeiten in äußeren Symbolen.
Und so hat die Tatsache, daß in diesen alten Zeiten das heilige
Geheimnis der Menschwerdung ins Unterbewußte gehüllt war und dazu
geführt hat, daß alle Geburten zusammengedrängt waren in einen bestimmten
Teil der Winterszeit, so daß es wie sündhaft angesehen wurde,
wenn auch zu einer andern Zeit ein Mensch geboren wurde, sich gewissermaßen
erhalten in dem, wovon im Grunde genommen nur Splitter
in das spätere Bewußtsein übergegangen sind, Splitter, deren Sinn
bisher keine Gelehrsamkeit enthüllt hat. Ja, diese gesteht offen ihre
Ohnmacht ein, sie zu enthüllen. Splitter haben sich erhalten in der
sogenannten Herta- oder Erda- oder [[Nerthus|Nertus-Sage]]. Denn im Grunde genommen
ist alles, was man in äußerer Beziehung über die Nertus-Sage
weiß, mit Ausnahme einiger Notizen, im Tacitus enthalten, der über
den Nertus- oder Herta-Dienst das Folgende berichtet:
 
«Die Reudigner, Avionen, Angeln, Variner, Eudosen, Suardonen,
Nuithonen - deutsche Völker zwischen Flüssen und Wäldern wohnend» - das sind ungefähr die einzelnen Stämme, die zu den Ingävonen
gehören - «verehren insbesondere die Nertus, das ist: die
Mutter Erde, und glauben, daß sie sich in die menschlichen Dinge
mischt und zu den Völkern gefahren kommt.»|173|230f}}
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Ingwäonen}}
 
== Literatur ==
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Erster Teil'', [[GA 173]] (1978), ISBN 3-7274-1730-7 {{Vorträge|173}}
 
{{GA}}
 
== Einzelanchweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Volk]] [[Kategorie:Germanen]] [[Kategorie:Mysterien]] [[Kategorie:Nordische Mysterien]]

Version vom 15. August 2018, 02:16 Uhr

Die Ingwäonen (auch Ingävonen, Ingaevonen, Ingvaeonen, Ingväonen) waren nach Plinius und Tacitus eine Gruppe um die Nordsee („proximi oceano“) angesiedelter germanischer Stämme, die die vermutlich mit Freyr identische Gottheit Yngvi oder Ing verehrten. Zu ihnen zählten u.a. vermutlich die Angeln, Avionen, Chauken, Eudosen, Friesen, Jüten, Kimbern, Nuitonen, Sachsen, Suardonen, Teutonen und Warnen (Variner). Gemeinsam bilden sie die Ingwäonische oder Nordseegermanische Sprachgruppe, aus der sich die frühen Formen des Englischen, Niederdeutschen und Friesischen entwickelt haben. Tacitus schreibt über sie in seiner Germania:

„Celebrant carminibus antiquis, quod unum apud illos memoriae et annalium genus est, Tuistonem deum terrae editum. Eius filium Mannum, originem gentis conditoremque, Manno tres filios adsignant, e quorum nominibus proximi Oceano Ingaevones, medii Herminones, ceteri Istaevones vocentur.“

„Sie feiern mit alten Gesängen, die ihre einzige Form der Erinnerung und Überlieferung sind, dass die Erde den Gott Tuisto hervorgebracht habe. Dessen Sohn sei Mannus, Ursprung und Gründer des Geschlechts (der Germanen). Dem Mannus schreiben sie drei Söhne zu, nach deren Namen die dem Ozean am nächsten gelegenen Ingaevonen, die mittleren Hermionen und die übrigen Istaevonen genannt wurden.“

– Germania Kap.2[1]

Nach Rudolf Steiner waren die Ingwäonen wesentliche Träger der nordischen Mysterien, in denen man tiefer das Geheimnis des Jesus erfassen konnte, in dem sich der Christus inkarnieren sollte. Von hier aus empfing darum auch das Erleben und Gestalten des Weihnachtsfestes seine wesentlichsten Impulse.

„Das Menschengeheimnis in seinem Zusammenhang mit allen Geheimnissen des Kosmos, wie es sich abspielt, wenn der Mensch hier auf der physischen Erde in sein physisches Dasein tritt, das liegt in einer gewissen Zeit der Erdenentwickelung so tief, wie sonst nirgends diesen alten nordischen Mysterien, zugrunde.

Aber man muß weit zurückgehen, ungefähr bis in das 3. Jahrtausend, vielleicht noch weiter zurück, um das zu verstehen, was in den Gemütern lebte, welche später die Jesus-Empfindung aufnahmen. Dort ungefähr, wo die jütische Halbinsel mit dem heutigen Dänemark ist, da war das Zentrum, von dem in jenen alten Zeiten bedeutende Mysterienimpulse ausgingen. Und diese Mysterienimpulse hingen damit zusammen - das mag der heutige Verstand beurteilen, wie er will -, daß noch im 3. Jahrtausend vor unserer christlichen Zeitrechnung in diesem Norden bei bestimmten Stämmen nur derjenige als ein wirklich erdenwürdiger Mensch angesehen wurde, der in gewissen Wochen der Winterszeit geboren war. Das kam daher, daß von jener geheimnisvollen Mysterienstätte auf der jütischen Halbinsel unter den Stämmen, die sich damals die Ingävonen nannten, oder von den Römern wenigstens, von Tacitus, die Ingävonen genannt wurden, der Tempelpriester den Impuls gab, daß nur zu einer bestimmten Zeit - im ersten Viertel des Jahres - die geschlechtliche Verbindung der Menschen stattfinden sollte. Jede geschlechtliche Verbindung der Menschen außer der Zeit, die von dieser Mysterienstätte aus verfügt wurde, war verpönt; und derjenige war ein minderwertiger Mensch innerhalb dieses Stammes der Ingävonen, der nicht in der Zeit der finstersten Nächte, in der kältesten Zeit, gegen unser Neujahr hin geboren wurde. Denn der Impuls von jener Mysterienstätte ging aus in der Zeit, in welcher der erste Vollmond nach der Frühlingssonnenwende war. Da nur durfte unter jenen Menschen, die sich wirklich verbunden glauben sollten mit den geistigen Welten, so wie es des Menschen würdig war, in dieser Zeit allein durfte eine geschlechtliche Verbindung stattfinden. Dadurch, daß die Kräfte, die in eine solche geschlechtliche Verbindung hineingehen, in der ganzen übrigen Zeit für die Kraftentwickelung des Menschen aufgespart wurden, wurde jene eigentümliche Stärke entwickelt, welche - wenigstens noch in den Nachklängen - Tacitus zu bewundern hatte, der ein Jahrhundert nach dem Stattfinden des Mysteriums von Golgatha schrieb.

So erlebten jene, die dem Stamme der Ingävonen angehörten, in besonders intensiver Weise - die andern germanischen Stämme in abgeschwächter Art - in der ersten Vollmondzeit nach der Frühlingssonnenwende den Vorgang der Empfängnis: nicht im Wachbewußtsein, sondern in einer Art von Traumverkündung. Sie wußten jedoch, was das zu bedeuten hat im Zusammenhange des Menschengeheimnisses mit den Himmelsgeheimnissen. Ein geistiges Wesen erschien der Empfangenden und verkündete ihr wie in einem Gesichte den Menschen, der durch sie auf die Erde kommen sollte. Kein Bewußtsein gab es, sondern nur ein Halbbewußtsein in der Sphäre, welche die Menschenseelen erlebten, wenn das Hereintreten des Menschen in die physisch-irdische Welt sich vollzieht. Unterbewußt wußte man sich regiert von Göttern, die dann den Namen der «Wanen» erhielten, was zusammenhängt mit «wähnen», mit demjenigen, was nicht bei äußerem vollen intellektuellen Bewußtsein verläuft, sondern in «wissendem Traumesbewußtsein».

Dasjenige, was zu einer Zeit da war, und was für diese Zeit angemessen war, das erhält sich oftmals in späteren Zeiten in äußeren Symbolen. Und so hat die Tatsache, daß in diesen alten Zeiten das heilige Geheimnis der Menschwerdung ins Unterbewußte gehüllt war und dazu geführt hat, daß alle Geburten zusammengedrängt waren in einen bestimmten Teil der Winterszeit, so daß es wie sündhaft angesehen wurde, wenn auch zu einer andern Zeit ein Mensch geboren wurde, sich gewissermaßen erhalten in dem, wovon im Grunde genommen nur Splitter in das spätere Bewußtsein übergegangen sind, Splitter, deren Sinn bisher keine Gelehrsamkeit enthüllt hat. Ja, diese gesteht offen ihre Ohnmacht ein, sie zu enthüllen. Splitter haben sich erhalten in der sogenannten Herta- oder Erda- oder Nertus-Sage. Denn im Grunde genommen ist alles, was man in äußerer Beziehung über die Nertus-Sage weiß, mit Ausnahme einiger Notizen, im Tacitus enthalten, der über den Nertus- oder Herta-Dienst das Folgende berichtet:

«Die Reudigner, Avionen, Angeln, Variner, Eudosen, Suardonen, Nuithonen - deutsche Völker zwischen Flüssen und Wäldern wohnend» - das sind ungefähr die einzelnen Stämme, die zu den Ingävonen gehören - «verehren insbesondere die Nertus, das ist: die Mutter Erde, und glauben, daß sie sich in die menschlichen Dinge mischt und zu den Völkern gefahren kommt.»“ (Lit.:GA 173, S. 230f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelanchweise