Totenerweckung

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Rembrandt Harmensz van Rijn, Die Auferweckung des Lazarus, um 1630

Eine Totenerweckung oder Auferweckung (griech. εγειρω), die oft fälschlich mit der Auferstehung gleichgesetzt wird, ist unter geeigneten Umständen innerhalb einer Frist von etwa drei Tagen nach dem Tod möglich, sofern der physische Leib nicht irreparabel zerstört und sich der Ätherleib zwar weitgehend, aber noch nicht vollständig vom physischen Leib abgelöst und in der allgemeinen Ätherwelt zerstreut hat. Zumindest durch ein schmales Band, das oft als die sog. Silberschnur oder ähnlich bezeichnet wird, muss der Ätherleib noch mit dem physischen Körper verbunden sein. So wird es auch in einer Stelle des Alten Testaments beschrieben, wo es heißt:

... denn der Mensch fährt dahin, wo er ewig bleibt, und die Klageleute gehen umher auf der Gasse; - 6 ehe der silberne Strick zerreißt und die goldene Schale zerbricht und der Eimer zerschellt an der Quelle und das Rad zerbrochen in den Brunnen fällt. 7 Denn der Staub muß wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat. Prediger 12,6

Durch die Erweckung kehrt der Tote, anders als bei der Auferstehung, wieder in seinen ursprünglichen sterblichen Leib zurück. Durch die Totenerweckung wird also der Tod keineswegs endgültig besiegt.

Im Neuen Testament werden drei Totenerweckungen geschildert, mit denen zugleich der Geist der drei Kulturepochen, die der griechisch-lateinischen Zeit vorangegangen sind, in erneuerter Form wiedererweckt wird (Lit.:GA 264, S. 227ff):

Die Auferweckung vom Todesschlaf wurde systematisch in vielen vorchristlichen Einweihungsschulen, etwa in den ägyptischen Mysterien gepflegt. Der Einweihungschüler wurde für drei Tage in einen todesähnlichen Zustand versetzt, bei dem der Ätherleib so weit als möglich aus dem physischen Leib heraus gehoben wurde und nur durch den oben erwähnten dünnen silbernen Faden mit diesem verbunden blieb. Dadurch konnten sich die geistigen Erlebnisse, die der Einzuweihende im außerkörperlichen Zustand machte, ungehindert im Ätherleib abbilden und der nunmehr Eingeweihte konnte nach seiner Erweckung von seinen Erfahrungen berichten.

Die Totenerweckungen durch den Christus, die im Neuen Testament geschildert werden, sind auch als solche Einweihungszeremonien aufzufassen, die allerdings nicht systematisch innerhalb einer Mysteriengemeinschaft, sondern unmittelbar durch das Weltenschicksal herbeigeführt wurden. So ist es z.B. bei der Erweckung des Lazarus:

"Bei der Einweihung, wie sie im Johannes-Evangelium beschrieben ist, geht der Astralleib zusammen mit dem Ätherleib aus dem physischen Leib heraus. Dieser bleibt dann wie im Tode zurück. Das liegt zugrunde, wenn geschildert wird, daß Lazarus drei Tage im Grabe lag. Das Lazaruswunder ist also das Bild einer Einweihung. Es handelt sich darum, den Astral- und Ätherleib wieder in den physischen Leib zurückzuführen. Das vollbringt der Meister. Der Mensch ist jetzt ein Auferweckter, der sich an die Erlebnisse in den höheren Welten erinnern kann." (Lit.: GA 94, S. 203)

Der auferweckte Lazarus wurde dadurch zum Jünger Johannes, der im Johannes-Evangelium Zeugnis von seinen Einweihungserlebnissen ablegen konnte.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Kosmogonie, GA 94 (2001) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914, GA 264 (1987), ISBN 3-7274-2650-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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