Urmensch und Ludwik Fleck: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
Der '''Urmensch''', aus dem alles irdische Dasein gebildet wurde, ist nach [[Geisteswissenschaft|geisteswissenschaflicher]] Auffassung kosmischen Ursprungs, worauf auch die [[Mythologie]]n vieler [[Volk|Völker]] hinweisen. So spricht etwa die [[Wikipedia:Germanische Mythologie|germanische Mythologie]] vom [[Riese Ymir|Riesen Ymir]], die [[Kabbala]] nennt ihn als [[Adam Kadmon]], in der [[Wikipedia:Indische Mythologie|indische Überlieferung]] ist er als [[Purusha]] bekannt und in der [[Wikipedia:Persische Mythologie|persischen Mythologie]] als [[Gayomart]].
'''Ludwik Fleck''', auch '''Ludwig Fleck''' (* [[11. Juli]] [[1896]] in [[w:Lemberg|Lemberg]], [[w:Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarn]]; † [[5. Juni]] [[1961]] in [[w:Nes Ziona|Nes Ziona]], [[Israel]]) war ein polnischer [[Mikrobiologie|Mikrobiologe]], [[Immunologie|Immunologe]] und [[Erkenntnistheoretiker]]. Sein philosophisches Hauptwerk ''Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache'' ist ein Klassiker der modernen [[Wissenschaftsforschung]]. Das Werk hat einen erheblichen Einfluss in den Disziplinen [[Wissenschaftsgeschichte]], [[Wissenschaftstheorie]], [[Wissenschaftssoziologie]] und [[Ideengeschichte]] ausgeübt.


[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Mythologie]]
Nach Fleck muss eine erfolgreiche [[Erkenntnistheorie]] die historischen und sozialen Faktoren berücksichtigen, durch die Erkenntniskriterien geformt werden. Im Zusammenhang mit dieser These lehnt er die Formulierung universeller Erkenntniskriterien ab und gilt als Vordenker der [[Historische Epistemologie|Historischen Epistemologie]].<ref>Vgl. etwa {{Literatur |Autor=[[w:Hans-Jörg Rheinberger|Hans-Jörg Rheinberger]] |Titel=Historische Epistemologie |Reihe=Zur Einführung |NummerReihe=336 |Verlag=Junius |Ort=Hamburg |Datum=2007 |ISBN=978-3-88506-636-1 |Seiten=47–54}}</ref> Flecks philosophisches Werk blieb zu seinen Lebzeiten weitgehend unberücksichtigt: In den ersten zwanzig Jahren nach der Veröffentlichung seines Hauptwerkes wurden vermutlich weniger als 500 Exemplare verkauft.<ref>{{Literatur |Autor=Erich Otto Graf, Karl Mutter |Titel=Zur Rezeption des Werkes von Ludwik Fleck |Sammelwerk=Zeitschrift für philosophische Forschung |Band=Band 54 |Nummer=2 |Datum=2000 |ISSN=0044-3301 |Seiten=283}}</ref> Die neuere Rezeption wurde durch [[Thomas S. Kuhn]] angestoßen, der im Vorwort von ''Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen'' bemerkte, dass Fleck viele {{"|meiner eigenen Gedanken vorwegnimmt.}}<ref>{{Literatur |Autor=[[Thomas S. Kuhn]] |Titel=Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen |Reihe=suhrkamp taschenbuch wissenschaft |NummerReihe=25 |Auflage=2. rev. und um das Postskriptum von 1969 erg. |Verlag=Suhrkamp |Ort=Frankfurt am Main |Datum=1976 |ISBN=3-518-27625-5 |Seiten=8}}</ref>
 
Fleck war im biowissenschaftlichen Bereich vor allem als Mikrobiologe, insbesondere als [[w:Fleckfieber|Fleckfieber]]forscher bekannt. Er beschrieb 1930 den ersten zuverlässigen Hauttest<ref>Ludwik Fleck: ''Versuche über eine lokale Hautreaktion mit Proteus X-19 Extrakten (Die Exanthinreaktion).'' In: ''Zschr. Immunit.forsch. exp. Therap.'' Band 72, 1931, S. 282–300.</ref><ref>Andrej Grzybowski: ''Ludwik Fleck’s studies in microbiology.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' Band 26, 2007, S. 110–119.</ref> zum Fleckfiebernachweis.<ref>[[w:Florian G. Mildenberger|Florian G. Mildenberger]]: ''Kein Heil durch Arsen? Die Salvarsandebatte und ihre Konsequenzen.'' In: ''Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen.'' Band 8/9, 2012/2013 (2014), S. 327–390, hier: S. 369–372.</ref><ref>Ludwik Fleck, I. Hescheles: ''Über eine Fleckfieber-Hautreaktion (die Exanthinreaktion) und ihre Ähnlichkeit mit dem Dicktest.'' In: ''Klinische Wochenschrift.'' Band 10, 1931, S. 1075 f.</ref>
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Ludwik Fleck}}
 
== Schriften ==
* {{Literatur |Autor=Ludwik Fleck |Titel=Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv |TitelErg=Mit einer Einleitung herausgegeben von Lothar Schäfer und Thomas Schnelle |Reihe=suhrkamp taschenbuch wissenschaft |NummerReihe=312 |Verlag=Suhrkamp |Ort=Frankfurt am Main |Datum=1980 |ISBN=3-518-07912-3 |Kommentar=textidentisch mit der 1935 bei Benno Schwabe & Co. in Basel erschienenen ersten Ausgabe |Typ=wl}}
* {{Literatur |Autor=Ludwik Fleck |Titel=Erfahrung und Tatsache. Gesammelte Aufsätze |TitelErg=Mit einer Einleitung herausgegeben von Lothar Schäfer und Thomas Schnelle |Reihe=suhrkamp taschenbuch wissenschaft |NummerReihe=404 |Verlag=Suhrkamp |Ort=Frankfurt am Main |Datum=1983 |ISBN=3-518-28004-X |Typ=wl}}
* {{Literatur |Autor=Ludwik Fleck |Titel=Denkstile und Tatsachen. Gesammelte Schriften und Zeugnisse |TitelErg=Herausgegeben und kommentiert von Sylwia Werner und Claus Zittel, unter Mitarbeit von Frank Stahnisch |Reihe=suhrkamp taschenbuch wissenschaft |NummerReihe=1953 |Verlag=Suhrkamp |Ort=Berlin |Datum=2011 |ISBN=978-3-518-29553-3 |Kommentar=mit vollständiger Bibliographie, S. 656–672 |Typ=wl}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118533800|LCCN=n/80/64073|VIAF=17324904}}
 
{{SORTIERUNG:Fleck, Ludwik}}
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Erkenntnistheoretiker]]
[[Kategorie:Wissenschaftstheoretiker]]
[[Kategorie:Wissenschaftshistoriker]]
[[Kategorie:Immunologe]]
[[Kategorie:Mikrobiologe]]
[[Kategorie:Mediziner (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer]]
[[Kategorie:Pole]]
[[Kategorie:Geboren 1896]]
[[Kategorie:Gestorben 1961]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 10. März 2019, 15:04 Uhr

Ludwik Fleck, auch Ludwig Fleck (* 11. Juli 1896 in Lemberg, Österreich-Ungarn; † 5. Juni 1961 in Nes Ziona, Israel) war ein polnischer Mikrobiologe, Immunologe und Erkenntnistheoretiker. Sein philosophisches Hauptwerk Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache ist ein Klassiker der modernen Wissenschaftsforschung. Das Werk hat einen erheblichen Einfluss in den Disziplinen Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftstheorie, Wissenschaftssoziologie und Ideengeschichte ausgeübt.

Nach Fleck muss eine erfolgreiche Erkenntnistheorie die historischen und sozialen Faktoren berücksichtigen, durch die Erkenntniskriterien geformt werden. Im Zusammenhang mit dieser These lehnt er die Formulierung universeller Erkenntniskriterien ab und gilt als Vordenker der Historischen Epistemologie.[1] Flecks philosophisches Werk blieb zu seinen Lebzeiten weitgehend unberücksichtigt: In den ersten zwanzig Jahren nach der Veröffentlichung seines Hauptwerkes wurden vermutlich weniger als 500 Exemplare verkauft.[2] Die neuere Rezeption wurde durch Thomas S. Kuhn angestoßen, der im Vorwort von Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen bemerkte, dass Fleck viele „meiner eigenen Gedanken vorwegnimmt.“[3]

Fleck war im biowissenschaftlichen Bereich vor allem als Mikrobiologe, insbesondere als Fleckfieberforscher bekannt. Er beschrieb 1930 den ersten zuverlässigen Hauttest[4][5] zum Fleckfiebernachweis.[6][7]

Siehe auch

Schriften

  •  Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv. Mit einer Einleitung herausgegeben von Lothar Schäfer und Thomas Schnelle (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-518-07912-3 (textidentisch mit der 1935 bei Benno Schwabe & Co. in Basel erschienenen ersten Ausgabe).
  •  Erfahrung und Tatsache. Gesammelte Aufsätze. Mit einer Einleitung herausgegeben von Lothar Schäfer und Thomas Schnelle (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-518-28004-X.
  •  Denkstile und Tatsachen. Gesammelte Schriften und Zeugnisse. Herausgegeben und kommentiert von Sylwia Werner und Claus Zittel, unter Mitarbeit von Frank Stahnisch (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft). Suhrkamp, Berlin 2011, ISBN 978-3-518-29553-3 (mit vollständiger Bibliographie, S. 656–672).

Einzelnachweise

  1. Vgl. etwa  Hans-Jörg Rheinberger: Historische Epistemologie (= Zur Einführung). Junius, Hamburg 2007, ISBN 978-3-88506-636-1, S. 47–54.
  2.  Erich Otto Graf, Karl Mutter: Zur Rezeption des Werkes von Ludwik Fleck. In: Zeitschrift für philosophische Forschung. Band 54, Nr. 2, 2000, ISSN 0044-3301, S. 283.
  3.  Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft). 2. rev. und um das Postskriptum von 1969 erg. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-518-27625-5, S. 8.
  4. Ludwik Fleck: Versuche über eine lokale Hautreaktion mit Proteus X-19 Extrakten (Die Exanthinreaktion). In: Zschr. Immunit.forsch. exp. Therap. Band 72, 1931, S. 282–300.
  5. Andrej Grzybowski: Ludwik Fleck’s studies in microbiology. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 26, 2007, S. 110–119.
  6. Florian G. Mildenberger: Kein Heil durch Arsen? Die Salvarsandebatte und ihre Konsequenzen. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013 (2014), S. 327–390, hier: S. 369–372.
  7. Ludwik Fleck, I. Hescheles: Über eine Fleckfieber-Hautreaktion (die Exanthinreaktion) und ihre Ähnlichkeit mit dem Dicktest. In: Klinische Wochenschrift. Band 10, 1931, S. 1075 f.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Ludwik Fleck aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.