Prä-Astronautik und Tarnung (Biologie): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Colostygia aqueata Buchstein01.jpg|mini|Somatolyse: Der [[Nachtfalter]] ''[[Colostygia aqueata]]'' auf hellem [[Carbonate|Carbonatgestein]] am [[Großer Buchstein|Großen Buchstein]] in den Ostalpen]]
Die '''Prä-Astronautik''' (auch '''Paläo-SETI''' genannt) ist eine [[Parawissenschaft]], welche die Untersuchung der vermeintlichen Präsenz [[Außerirdisches Leben|außerirdischer Intelligenzen]] auf der [[Erde]] während der [[Urgeschichte|Vorgeschichte]] und des [[Altertum]]s zum Ziel hat. Von ihren Anhängern wird die Prä-Astronautik als [[Protowissenschaft]] verstanden, welche Erkenntnisse aus den [[Altertumswissenschaft]]en und der [[Astronautik]] kombiniert. In der [[akademisch]] institutionalisierten Forschung, insbesondere in den Altertumswissenschaften, gilt sie als [[Pseudowissenschaft]], deren Thesen nicht zu belegen sind. Themen wie [[Ufoglaube]] oder [[Raelismus]] können Teil prä-astronautischer Anschauungen sein.
[[Datei:Phlogophora meticulosa, Achateule 4.JPG|mini|Somatolyse: [[Achateule]] auf Laubblatt]]


Die Prä-Astronautik ist nicht zu verwechseln mit der technisch-wissenschaftlich orientierten Suche nach außerirdischen [[Zivilisation]]en ([[Search for Extraterrestrial Intelligence|SETI]]).
'''Tarnung''', in der [[Verhaltensbiologie]] auch als '''Krypsis''' (von {{grcS|κρύψις|''krýpsis''|de=das Verbergen, Sichverbergen}})<ref name="GEMOLL">{{Literatur | Autor=Wilhelm Gemoll | Titel=Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch | Auflage= | Verlag=G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky | Ort=München/Wien | Jahr=1965 | ISBN= }}</ref> bezeichnet, ist bei Tieren der Vorgang oder Zustand, der darauf abzielt, irreführende Signale an ein anderes Lebewesen zu senden. Es ist sowohl der simpelste und effektivste Mechanismus zur Reduzierung des [[w:Prädator|Prädationsrisikos]] als auch eine mögliche [[evolutionäre Anpassung]] von [[Beutegreifer]]n, die aufgrund ihrer Tarnung von potentiellen Beutetieren weniger leicht wahrgenommen werden. Diese Irreführung kann sich gegen alle Sinnesorgane richten, also zum Beispiel die [[visuelle Wahrnehmung]] („das [[Auge]]“) täuschen, die [[auditive Wahrnehmung]] („das [[Ohr]]“) oder die [[olfaktorische Wahrnehmung]] („den [[Geruch]]ssinn“). Als Sonderform der Tarnung können auch bestimmte [[Mimikry]]-Varianten aufgefasst werden, bei denen zum Beispiel wohlschmeckende oder wehrlose [[Art (Biologie)|Arten]] äußere Merkmale übelschmeckender oder wehrhafter Arten kopieren und sich so gegenüber potenziellen [[Fressfeind]]en tarnen.


== Geschichte der Prä-Astronautik ==
Wird das visuelle (das äußerlich sichtbare) Erscheinungsbild eines Tieres zur Tarnung genutzt, bezeichnet der Fachmann dieses Aussehen als '''Tarntracht'''.
Als Vorläufer der Prä-Astronautik werden die in der Literatur des späten 18. und frühen 19.&nbsp;Jahrhunderts diskutierten Vorstellung über die Existenz [[antike]]r Zivilisationen ([[Atlantis]], [[Lemuria]], [[Mu (Kontinent)|Mu]], …) betrachtet, denen man Kenntnisse über fortgeschrittene Technologien zuschrieb.<ref>{{Literatur |Autor=Jonas Richter |Titel=Götter-Astronauten – Erich von Däniken und die Paläo-SETI-Mythologie |Verlag=LIT-Verlag |Datum=2017 |ISBN=978-3-643-13655-8 |Seiten=63 f. |Online={{Google Buch |BuchID=4BsSDgAAQBAJ|Seite=63}} |Abruf=2019-03-30}}</ref> [[Charles Fort]] spekulierte 1919 in dem Werk ''The Book of the Damned'', einer Sammlung unerklärlicher Phänomene, darüber, ob die Menschheit der „Besitz“ von Außerirdischen sei. In den 1920er Jahren setzten sich die [[Sowjetunion|sowjetischen]] Raumfahrtpioniere [[Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski|Konstantin Ziolkowski]] (1857–1935) und [[Nikolai Alexejewitsch Rynin|Nikolai A. Rynin]] (1887–1942) mit der Idee von interplanetaren Kontakten in der Vergangenheit auseinander.<ref>Nicolas Benzin: ''Grundlagen der Paläo-SETI. Band I: Der Hypothesenrahmen''. 2006, S. 13f.</ref>


In den 1950er und 1960er Jahren beschäftigten sich infolge der Aufmerksamkeit, die [[UFO]]s in der weltweiten Öffentlichkeit erregten, mehrere Wissenschaftler, Journalisten und Autoren mit der Theorie. Dazu zählen unter anderem der sowjetische Mathematiker [[Matest M. Agrest]], der italienische Journalist [[Peter Kolosimo]], Forts Schüler [[W. Raymond Drake]], der französisch-polnische [[Okkultismus|Okkultist]] [[Jacques Bergier]] und sein Co-Autor [[Louis Pauwels]] sowie der [[Science-Fiction]]-Autor [[Robert Charroux]].<ref>Nicolas Benzin: ''Grundlagen der Paläo-SETI. Band I: Der Hypothesenrahmen''. 2006, S. 14–20</ref><ref>[https://www.daviddarling.info/encyclopedia/P/paleocontact.html ''paleocontact hypothesis.''] In: ''daviddarling.info''. Abgerufen am 2. Oktober 2019.</ref> Bei diesen steht allerdings die These im Vordergrund, die Menschheit habe bereits in der Vergangenheit ein hohes zivilisatorisches Niveau erreicht, dieses aber durch einen [[Atomkrieg]] verloren. In [[Esoterik]] und [[Geheimwissen]]schaften habe sich das im Kern technische Wissen der Vorfahren überliefert. Dass dieses von „interplanetarischen Reisenden“ (so Pauwels und Bergier) stamme, steht nur am Rande ihrer [[Kulturkritik|kulturkritischen]] Spekulationen.<ref>Ingbert Jüdt: ''Aliens im kulturellen Gedächtnis? Die projektive Rekonstruktion der Vergangenheit im Diskurs der Präastronautik''. In: [[Michael Schetsche]], Martin Engelbrecht (Hrsg.): ''Von Menschen und Außerirdischen. Transterrestrische Begegnungen im Spiegel der Kulturwissenschaft''. transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8394-0855-1, S. 82–85 (abgerufen über [[Verlag Walter de Gruyter|De Gruyter]] Online).</ref>
Der Austausch von Signalen ist eine wesentliche Voraussetzung für jegliche [[Kommunikation]] und erfordert mindestens einen Sender und einen Empfänger von Signalen. Die Tarnung bei Tieren kann daher beschrieben werden als eine im Verlauf der [[Phylogenese|Stammesgeschichte]] erworbene Befähigung, zumindest unter bestimmten Umständen nur solche Signale zu senden, die sich in möglichst geringem Maße von den Gegebenheiten unterscheiden, die das Individuum umgeben. Die Tarnung kann sowohl dem Verbergen vor Fressfeinden dienen als auch dem Verbergen vor potenzieller Beute (''Angriffstarnung'').


1960 spekulierte der amerikanische [[Astrophysik]]er [[Thomas Gold (Physiker)|Thomas Gold]] in einem Artikel mit dem Titel ''Cosmic Garbage'' (‚Kosmischer Abfall‘) über die Möglichkeit, extraterrestrische Weltraumreisende hätten die Erde vor langer Zeit besucht. Die Wesen hätten ihren Müll zurückgelassen und so unbeabsichtigt Leben auf die Erde gebracht.<ref>Thomas Gold: ''Cosmic Garbage'' in: ''Air Force and Space Digest'' Nr. 43, Mai 1960, S. 65; zit. nach George Basalla: ''Civilized life in the universe. Scientists on intelligent extraterrestrials'' Oxford University Press, New York 2006, ISBN 0-19-517181-0, S. 145</ref>
== Somatolyse ==
1963 brachte der amerikanische Astronom [[Carl Sagan]] die Frage auf, ob es in der Vergangenheit Kontakt zwischen Menschen und extraterrestrischen Besuchern gegeben haben könnte und der Umstand aus vielerlei Gründen verfälscht worden ist.<ref>Carl Sagan: ''Direct contact among galactic civilizations by relativistic interstellar spaceflight.'' Planetary and Space Science, Vol. 11, S. 485, 05/1963, [[doi:10.1016/0032-0633(63)90072-2]], [http://www.osti.gov/scitech/biblio/4663688 abstract]@osti.gov, abgerufen am 3. August 2011</ref><ref>Michael Michaud: Contact with Alien Civilizations Our Hopes and Fears about Encountering Extraterrestrials. Springer, Berlin 2006, ISBN 0-387-28598-9, ''Ancient Visitors to Earth'', S. 141–142 & ''Astroarchaeology'', S. 138–139</ref> Sagan vermutete, Alien-Spezies könnten die Erde öfter besucht und dabei Artefakte auf dem Planeten oder im Sonnensystem zurückgelassen haben.<ref>George Basalla: ''Civilized life in the universe. Scientists on intelligent extraterrestrials'' Oxford University Press, New York 2006, ISBN 0-19-517181-0, S. 144</ref>
[[Datei:Female_Panthera_leo_in_the_wild.jpg|mini|Somatolyse: Löwin in trockenem Steppengras]]
[[Datei:Zebras Serengeti.JPG|mini|Zebras in der Serengeti: Die Streifen schützen sie vor Mückenstichen.]]
Somatolyse (von {{grcS|σῶμα|''sōma''|de=Körper}} sowie {{lang|grc|λύσις|''lýsis''|de=Auflösung}}, wörtlich also ''Auflösung des Körpers'')<ref name="GEMOLL" />, beschreibt das Verschmelzen eines Lebewesens mit seiner natürlichen Umgebung durch eine besonders gemusterte und manchmal auch farblich mit der Umgebung abgestimmte Tracht das Tier wird durch Anpassung an die Struktur und Färbung der Umgebung gewissermaßen unsichtbar.


Große Bekanntheit erlangte die Hypothese über Astronautengötter durch den Schweizer [[Erich von Däniken]], dessen Erstlingswerk ''[[Erinnerungen an die Zukunft]]'' (1968) sofort zum Bestseller und ein Jahr später [[Erinnerungen an die Zukunft (Film)|verfilmt wurde]]. Im Unterschied zu seinen Vorgängern spekuliert Däniken nicht über esoterisches Geheimwissen, sondern argumentiert rein [[Materialismus|materialistisch]]: Durch Einwirkung der Außerirdischen hätten die primitiven Urmenschen plötzlich und wie aus dem Nichts [[Hochkultur (Geschichtswissenschaft)|Hochkulturen]] wie die von [[Sumer]] oder dem [[Altes Ägypten|alten Ägypten]] entwickelt.<ref>Ingbert Jüdt: ''Aliens im kulturellen Gedächtnis? Die projektive Rekonstruktion der Vergangenheit im Diskurs der Präastronautik''. In: Michael Schetsche, Martin Engelbrecht (Hrsg.): ''Von Menschen und Außerirdischen. Transterrestrische Begegnungen im Spiegel der Kulturwissenschaft''. transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8394-0855-1, S. 85 ff. (abgerufen über [[Verlag Walter de Gruyter|De Gruyter]] Online).</ref> In den Folgejahren wurde der Begriff „Prä-Astronautik“ geprägt. 1973 wurde in den USA von dem Rechtsanwalt Gene Philipps die ''Ancient Astronaut Society'' (AAS) gegründet, die die Zeitschrift ''Ancient Skies'' herausgibt. Dokumentarfilme und Fernsehserien sowie viele Bücher befassten sich mit dem Thema. Von Däniken reiste um die Welt und hielt zahlreiche Vorträge. Es bildete sich ein Kanon von archäologischen Stätten und Artefakten sowie überlieferten Texten, die noch als besonders vielversprechende Indizien für die Theorie gelten.<ref>Ulrich Magin: Artikel ''Prä-Astronautik'', In: Gerald L. Eberlein (Hg.): ''Kleines Lexikon der Parawissenschaften''. 1995, S. 135–143</ref> Mit ''Der zwölfte Planet'' (1976) etablierte sich [[Zecharia Sitchin]] als weiterer beliebter Buchautor auf dem Gebiet der Prä-Astronautik, ebenso wie [[Karl Friedrich Kohlenberg|Karl F. Kohlenberg]] mit ''Enträtselte Vorzeit'' (1970).
Diese Form der Tarnung dient meist dazu, natürlichen Feinden zu entgehen oder auch, wie zum Beispiel beim [[Löwe]]n und bei anderen [[Großkatzen]], von der potenziellen Beute so spät wie möglich entdeckt zu werden. Aus Sicht des beobachtenden Menschen können eine der Somatolyse dienende Musterung oder ein [[Farbmerkmal]] statt tarnend sehr auffällig sein und damit kontraproduktiv scheinen. Ein Beispiel hierfür ist das schwarz-weiß gestreifte [[Zebra]]. In der Dauerausstellung des Berliner [[Museum für Naturkunde (Berlin)|Museums für Naturkunde]] wird das Entstehen der Fellfärbung wie folgt beschrieben:


Ende der 1980er suchten Autoren der Prä-Astronautik nach einer aussagekräftigen Bezeichnung für ihr Forschungsgebiet – der Begriff „Prä-Astronautik“ wurde als unzureichend empfunden, ebenso wie gelegentlich auftretende andere Benennungen wie „Astro-Archäologie“ (eigentlich eine andere Bezeichnung für [[Archäoastronomie]]). Vladimir Avinsky schlug „Paläo-SETI“ vor, aufbauend auf der Abkürzung [[SETI]] (''Search for Extra-Terrestrial Intelligence'', „Suche nach außerirdischer Intelligenz“), die von der [[NASA]] geprägt wurde. In den Folgejahren wurde diese neue Bezeichnung im deutschsprachigen Raum vor allem von [[Johannes Fiebag]] popularisiert. Bereits 1979 erschien die erste Auflage der deutschsprachigen Ausgabe des ''Lexikon der Prä-Astronautik'', vom Autor [[Ulrich Dopatka]]. Die zweite Auflage erschien 1981 und die dritte Auflage 1986. Das Gründungsjahr der deutschsprachigen Sektion der ''Ancient Astronaut Society'' (AAS) war 1980 mit der ersten offiziellen Tagung in Fulda, 1-Day-Meeting genannt, die von Erich von Däniken eröffnet wurde und seitdem regelmäßig jedes Jahr stattfindet. Die ersten Autoren der deutschsprachigen ''Ancient Skies'' und die ersten Referenten der deutschsprachigen AAS waren [[Luc Bürgin]], [[Johannes von Buttlar]], [[Axel Ertelt]], Johannes Fiebag, [[Peter Fiebag]], Ulrich Dopatka, Hans-Werner Sachmann und Wilfried Stevens. Im Jahr 1999 wurde die deutsche Ausgabe der Ancient Skies umbenannt in ''Sagenhafte Zeiten'', das als Magazin alle zwei Monate erscheint.
{{Zitat|Der Lebensraum der [[Tsetsefliegen|Tsetse-Fliege]] ist der [[Tropen]]gürtel Afrikas, südlich der [[Sahara]]. Bei der [[Ausbreitung (Biologie)|Ausbreitung]] auf dem afrikanischen Kontinent durchquerten die aus Asien stammenden, dunkel gefärbten [[Wildpferd#Pleistozäne Wildpferde|Wildpferde]] dieses Gebiet. Ein Streifenmuster war hier ein [[Selektion (Evolution)|selektiver]] Vorteil, denn die [[Facettenauge|Komplexaugen]] der vor allem [[Temporale Spezialisten|nachtaktiven]] Fliege konnten die [[Umriss|Silhouette]] der Zebras in der Dunkelheit nicht auflösen. Die Zebra-Streifen dienten der Tarnung vor dem Krankheitsüberträger. Das vor 100 Jahren ausgerottete [[Quagga]] hingegen war ein Zebra, dessen Streifenmuster nur auf den Schwanzansatz, den Kopf und den Hals beschränkt war, ohne dass dadurch ein Nachteil entstand. Seine – gestreiften – Vorfahren hatten den Lebensraum der Tsetse-Fliege durchschritten und ihn im Süden wieder verlassen. In ihrem neuen Lebensraum, der [[Kapprovinz]], bot das Streifenmuster keinen selektiven Vorteil mehr und konnte wie beim Quagga aufgegeben werden.|ref=<ref>Diese Deutung basiert auf Experimenten des britischen [[Insektenkunde|Entomologen]] Jeffrey Waage, vergl. J. K. Waage: ''How the zebra got its stripes: biting flies as selective agents in the evolution of zebra colouration.'' In: ''Journal of the Entomological Society of South Africa.'' Band 44, 1981, S. 351–358.</ref>}}
[[Datei:Horse with Zebra-Blanket.jpg|mini|left|Decke mit Zebra-Musterung zum Schutz vor Pferdebremsen beim Hauspferd]]
Bestätigt wurde diese Deutung 2012 und 2014 in zwei Studien.<ref>Ádám Egri et al.: ''Polarotactic tabanids find striped patterns with brightness and/or polarization modulation least attractive: an advantage of zebra stripes.'' In: ''Journal of Experimental Biology.'' Band 215, 2012, S. 736–745, [[doi:10.1242/jeb.065540]]</ref><ref>Tim Caro et al.: ''The function of zebra stripes.'' In: ''Nature Communications.'' Band 5, Artikel-Nr. 3535, 2014, [[doi:10.1038/ncomms4535]]</ref> 2019 wurde – anhand von Nachbildungen bemalter Menschkörper – weitergehend nachgewiesen, dass [[Pferdebremse]]n von braunen Modellen zehnmal mehr angelockt werden als von schwarzen Modellen mit weißen Streifen. Beige bemalte Modelle lockten die Pferdebremsen doppelt so häufig an wie schwarz-weiß gestreifte.<ref>Gábor Horváth, Ádám Pereszlényi, Susanne Åkesson und György Kriska: ''Striped bodypainting protects against horseflies.'' In: ''Royal Society Open Science.'' Band 6, Nr. 1, 2019, [[doi:10.1098/rsos.181325]]<br /> [https://www.lunduniversity.lu.se/article/body-painting-protects-against-bloodsucking-insects ''Body-painting protects against bloodsucking insects.''] Auf: ''lunduniversity.lu.se'' vom 17. Januar 2019</ref> Ursache dieser Unterschiede ist offenbar, dass die Streifen bei Bremsen zu erheblichen Irritationen bei der Landung führen und deshalb die Landung häufiger als bei nicht-gestreiften Zielen unterbleibt.<ref>Tim Caro et al.: ''Benefits of zebra stripes: Behaviour of tabanid flies around zebras and horses.'' In: ''PLoS ONE.'' Band 14, Nr. 2, 2019, e0210831, [[doi:10.1371/journal.pone.0210831]]</ref> Zuvor war vermutet worden, dass sich – zum Beispiel aus dem Blickwinkel einer geduckt am Boden umherstreifenden [[Löwe|Löwin]] – die seitlich vertikalen, an Kopf und Hinterleib eher horizontalen Streifen einer dicht aneinandergedrängt stehenden Herde visuell mit den hochgewachsenen Gräsern und dem Flirren der tagsüber oft erhitzten, bodennahen Luft vereinen und sich so die Konturen des einzelnen Tieres auflösen, was dem Beutegreifer das [[Fixation (Augenheilkunde)|Fixieren]] eines bestimmten Tieres erschwert.


Ende der 1990er wurde die ''Ancient Astronaut Society'' unter Beibehaltung der Abkürzung AAS in ''Archeology, Astronautics and SETI Research Association'' umbenannt. Das deutsche Pendant heißt [[Forschungsgesellschaft für Archäologie, Astronautik und SETI]]. Die Forschungsgesellschaft hat ihren Sitz in [[Beatenberg]], in der Schweiz, und hat die Bezeichnung A.A.S. GmbH.
[[Datei:Ursus maritimus Steve Amstrup.jpg|mini|Somatolyse: [[Eisbär]] mit Jungtieren]]
Ein bekanntes Beispiel für farblich getarnte Tiere ist ferner der (weiße) [[Eisbär]], der auf der Jagd nach jungen (weißen) [[Sattelrobbe]]n gegenüber potenzieller Beute hervorragend getarnt ist, wie umgekehrt die Robbenbabys in Schnee und Eis aus größerer Entfernung nicht vom Untergrund zu unterscheiden und somit vor allzu raschem Entdecktwerden geschützt sind. Ähnliches gilt für bestimmte [[Tierläuse]] aus der Gruppe der [[Ischnocera]]: US-Forscher berichteten im Jahr 2010, dass im Gefieder von weiß gefiederten Vögeln eher weißhäutige Läuse, im Gefieder von dunkel gefiederten Vögeln eher dunkelhäutige Läuse nachweisbar sind; offenbar war es das Pickverhalten der sich reinigenden Wirte, das einen [[Selektionsdruck]] hin zur Vorherrschaft einer bestimmten Farbvariante bei den [[Parasitismus#Ektoparasiten|Ektoparasiten]] verursachte.<ref>Sarah E. Bush u.&nbsp;a.: ''Evolution of Cryptic Coloration in Ectoparasites.'' In: ''The American Naturalist.'' Band 176, S. 2010, S. 529–535, {{DOI|10.1086/656269}}</ref> Auch die [[Schnee-Eule]] wirkt nur in der Voliere eines Tierparks aufgrund ihres strahlend weißen, mit braunen Flecken gesprenkelten Gefieders recht auffällig. In leicht mit Schnee überdecktem Laub hingegen sitzend, ist sie kaum vor der Umgebung zu unterscheiden.


== Themen und Methoden der Prä-Astronautik ==
Eine Forschergruppe der Universität Freiburg berichtete Mitte 2006 über ein Experiment mit teils auffällig gefärbten Schmetterlings-[[Attrappe]]n, die sie – stets mit toten [[Mehlwurm|Mehlwürmern]] bestückt – an unterschiedlichen Baumstämmen platziert hatten.<ref>H. M. Schäfer und N. Stobbe: ''Disruptive coloration provides camouflage independent of background matching.'' In: ''Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences.'' Online-Veröffentlichung vom 7. Juli 2006, [[doi: 10.1098/rspb.2006.3615]]</ref> Nach einer bestimmten Zeit wurde jeweils kontrolliert, ob der Mehlwurm verschwunden war, was als ‚Falter gefressen‘ bewertet wurde. Ergebnis: Am längsten ‚überlebten‘ jene Falter-Attrappen, die an den Flügelrändern gemustert waren; deutlich häufiger verschwanden die Mehlwürmer aus den im Flügelinneren gemusterten Attrappen. Dies galt selbst für blau-rosa gefärbte Attrappen auf einer moosbewachsenen Eiche. Aus ihren Beobachtungen schlossen die Forscher, dass die Auflösung der Körperkonturen durch gefleckte Flügelränder dazu führt, dass die [[Angeborener Auslösemechanismus|angeborenen Auslösemechanismen]] der potenziellen Fressfeinde den so getarnten Schmetterling nicht mehr als ‚Beute‘ detektieren, und zwar unabhängig vom Untergrund. <!--„We suggest that this result is explainable because disruptive coloration is effective by exploiting predators' cognitive mechanisms of prey recognition and not their sensory mechanisms of signal detection.“--> Durch Fleckung im Flügelinneren könne sich ein Schmetterling hingegen nur in Abhängigkeit vom passend gefärbten Untergrund tarnen. <!--„disruptive coloration on the body interior provide camouflage, but their protection is background-specific.“-->
[[Datei:JomonStatue.JPG|mini|''[[Dogū|Shakōki Dogū]]'' aus der Späten Jōmon-Zeit (1000–400&nbsp;v.&nbsp;Chr.)]]


Zentrales Thema und Hauptgegenstand der Prä-Astronautik ist die Annahme, dass außerirdische Raumfahrer die Erde in prähistorischer oder historischer Zeit besucht und dabei Einfluss auf die Genese des Menschen ([[Stammesgeschichte des Menschen]]) oder dessen kulturelle und technologische Entwicklung genommen hätten. Hauptgrundlage sind dabei Neuinterpretationen [[Religion|religiöser]] und [[Mythologie|mythologischer]] Texte, die als Berichte über tatsächliche Begebenheiten der Vergangenheit verstanden werden und Begegnungen mit außerirdischen Wesen beschreiben sollen. Religiöse Aspekte werden dabei durchweg [[Technologie|technologisiert]]: So wird [[Schöpfung]] des Menschen als [[Gentechnik|gentechnisches Experiment]] gedeutet, das Erscheinens [[Gott]]es im [[Tanach]] als Landung eines UFOs oder [[Engel]] als außerirdische Raumfahrer.<ref>[[Ulrich Magin]]: ''Neue Mythen/Neue Mythologien''. In: ''Metzler Lexikon Religion. Gegenwart – Alltag – Medien.'' J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005, Bd. 2, S. 556.</ref> Die Beschreibungen von mythischen Gegenständen oder Orten wie der [[Bundeslade]] oder der [[Merkaba]] oder die [[Walhall]] von [[Asgard (Mythologie)|Asgard]] des nordischen Sagenkreises werden dabei als nicht verstandene Verklärungen hochentwickelter Waffen-, Militär- und Raumfahrttechnik gedeutet. Mythen mit einander ähnelnden Inhalten werden ähnlich interpretiert, wie die in mehreren Kulturkreisen erwähnte [[Sintflut]] und die darauf folgende Rettung der [[Menschheit]], die sich sowohl in der Bibel, als auch im [[Sumerische Religion|sumerisch]]-[[Babylonische Religion|babylonischen]] [[Gilgamesch]]-Epos, in altindischen, [[Chinesisches Altertum|-chinesischen]] oder [[Traumzeit|australischen]] Schöpfungsmythen findet. Die Prä-Astronautik geht davon aus, dass diese Überlieferungen auf ein reales Eingreifen höher entwickelter Wesen zurückzuführen sei, das sich in den Mythen als ein ur-menschliches (im [[Sigmund Freud|freudschen]] Sinne unbewusstes) [[Trauma (Psychologie)|Trauma]] ausdrücke.
; Weitere Beispiele:
[[Datei:Lichen mimesis in mid-Mesozoic lacewings.jpg|left|mini|Tarnung durch Somatolyse im [[Jura (Geologie)|Jura]]:<br /> Zwei fossile [[Florfliegen]] <br />auf einer fossilen [[Flechte]]]]
* 165 Millionen Jahre alt ist die in der [[Innere Mongolei|Inneren Mongolei]] entdeckte [[fossil]]e [[Flechte]] ''Daohugouthallus ciliiferus'', auf der zwei fossile [[Florfliegen]] der [[Gattung (Biologie)|Gattung]] ''Lichenipolystoechotes'' entdeckt wurde. Die Tiere der 2020 erstmals beschriebenen [[Art (Biologie)|Arten]] ''Lichenipolystoechotes angustimaculatus'' und ''Lichenipolystoechotes ramimaculatus'' weisen der [[Erstbeschreibung]] zufolge „bemerkenswerte Flügelmuster auf, die genau der gleichaltigen Flechtenart ''Daohugouthallus ciliiferus'' gleichen.“<ref>Hui Fang, Conrad C. Labandeira, Yiming Ma et  al.: ''Lichen mimesis in mid-Mesozoic lacewings.'' In: ''eLife.'' 2020;9:e59007, [[doi:10.7554/eLife.59007]].</ref>


Ebenfalls wichtig für die Argumentation der Prä-Astronautik ist die Neuinterpretation von archäologischen Überresten und [[Architektur|architektonischen]] Bauten, die, häufig im Widerspruch zur etablierten [[Archäologie]], als [[Anachronismus]] verstanden werden: Es wird angenommen, dass sich ihr Auftreten nicht von vorhergegangenen Erscheinungen ableiten ließe oder die [[Technik|technischen]] Möglichkeiten der damaligen Kulturträger übersteige. Solche Funde werden ähnlich den mythischen Überlieferungen als Ausdruck nicht verstandener Technologie interpretiert. Hierzu gehören etwa Statuen, Felszeichnungen oder Reliefs von menschlichen oder menschenähnlichen Figuren, deren runde und manchmal gesichtslose oder nur bestimmte Gesichtspartien zeigenden Köpfe als Helme (von Raumfahrern) gedeutet werden (z.&nbsp;B. die [[Dogū]]-Statuen aus [[Japan]], die [[Felsritzungen des Valcamonica]] in [[Italien]]). Es werden kleine vogel- oder fischähnliche Objekte aus dem [[präkolumbisch]]en [[Südamerika]] und dem Alten Ägypten als Modelle von Fluggeräten interpretiert. Die [[Geoglyph]]en von [[Nazca-Linien|Nazca]] in [[Peru]], die überdimensionierte Tierfiguren und bis zu 20&nbsp;Kilometer lange gerade Linien und Dreiecke umfassen, wurden früher von „UFO-Kontaktlern“ und Ufologen als Landebahnen von Außerirdischen angesehen.<ref>{{Literatur |Autor=Lars A. Fischinger |Titel=Nazca und der „Flughafen der Außerirdischen“ – Auf der Suche nach dem Mythos vom „UFO-Flugplatz in Peru“ |Auflage=1. Auflage |Verlag=Ancient Mail |Ort=Groß-Gerau |Datum=2020 |ISBN=978-3-95652-294-9}}</ref>
* An steinigen Steilhängen der [[Hengduan Shan|Hengduan-Berge]] im Südosten des [[Hochland von Tibet|Hochlands von Tibet]] wächst ''Fritillaria delavayi'', eine Pflanze aus der Gattung ''[[Fritillaria]]'', die als Heilmittel in der [[Traditionelle chinesische Medizin|Traditionellen chinesischen Medizin]] verwendet wird. Das Abpflücken dieser Pflanzen hat einen hohen, von den Sammlern ausgehenden Selektionsdruck ausgeübt: An jenen Hängen, die regelmäßig von Sammlern aufgesucht werden, gleicht die Färbung der Pflanzen sehr viel genauer dem Untergrund als an Hängen ohne oder nur mit seltenen Sammelaktivitäten, so dass sie für Sammler weniger gut sichtbar sind. In einer 2020 veröffentlichten Studie hieß es, die „kommerzielle Ernte“ habe den Phänotyp dieser [[Wildpflanze]]n in „ungeahnter und dramatischer Weise“ verändert.<ref>Yang Niu, Martin Stevens und Hang Sun: ''Commercial Harvesting Has Driven the Evolution of Camouflage in an Alpine Plant.'' In: ''Current Biology.'' Online-Vorabveröffentlichung vom 20. November 2020, [[doi:10.1016/j.cub.2020.10.078]]. <br /> [https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-11/uoe-pet111920.php ''Plant evolves to become less visible to humans.''] Auf: ''eurekalert.org'' vom 20. November 2020.</ref>


Die Prä-Astronautik geht nicht zwangsläufig davon aus, dass diese Formen unmittelbare Folge eines direkten Kontakts mit hochtechnisierten Wesen sein müssen. Vielmehr werden solche Objekte als Ausdruck eines [[Urgeschichte|vorgeschichtlichen]] [[Cargo-Kult]]es verstanden, bei dem Menschen Zeugen von Aktivitäten dieser Wesen auf der Erde geworden seien und durch Nachahmung dieser für sie unerklärlichen Geräte und Anlagen die vermeintlichen Götter erneut herbeizurufen versuchten.
* [[Zitterspinnen]] können ihr Netz in rasche Schwingungen versetzen, so dass sie aufgrund dieser Bewegungen für einen Fressfeind im Netz nicht mehr sicher lokalisierbar sind.<ref>{{Webarchiv | url=http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/essays/pholcus/pholcus_phalangioides.html | wayback=20010411194644 | text=''The long-legged cellar spider.''}} Auf: ''mpiz-koeln.mpg.de'' vom 21. Juli 1999</ref>


Einige Interpretationsansätze der Prä-Astronautik verbinden sie mit anderen [[grenzwissenschaft]]lichen Theorien. Hierzu gehören Überlegungen zur Existenz technisch hochentwickelter, aber untergegangener Kulturen wie [[Atlantis]] oder [[Mu (Kontinent)|Mu]] in der menschlichen [[Urgeschichte]], deren Bewohner verstreut bis in die historische Frühzeit überlebt haben könnten. Von einigen Vertretern wird angenommen, dass diese Kulturen durch das Einwirken intelligenter Außerirdischer oder zeitreisender Wesen aus der Zukunft entstanden oder vernichtet worden seien. Die Folge solcher Kontakte sei die Entstehung oder Weiterentwicklung der menschlichen Kultur oder die Deutung dieser Wesen zu [[Gott|Göttern]] im jeweiligen mythologischen [[Pantheon]].
* In Strandnähe kann man häufig Fische beobachten, deren Grundfärbung silbrig erscheint, die aber an den Seiten markante, dunkle Streifen – vom Rücken zum Bauch – aufweisen. Bei Sonnenschein kann man im Flachwasser auch als schnorchelnder Laie bemerken, dass die sich am Boden abzeichnenden Schattenwürfe der gewellten Wasseroberfläche vergleichbare Streifenmuster erzeugen. Von der Seite oder von schräg oben betrachtet sind solche Fische schon aus geringer Entfernung kaum von ihrer Umgebung zu unterscheiden.
[[Datei:Reef0296.jpg|mini|Somatolyse: Der Rotlichtanteil der Sonnenstrahlen dringt nicht in größere Meerestiefen hinein, die im Hellen rote Farbe dieses [[Seestern]]s tarnt ihn dort blau-grau.]]


Je nach Vertreter der Prä-Astronautik können dieselben Phänomene unterschiedlich bewertet werden. Ein Beispiel ist etwa der [[Pyramidenbau]] im [[Altes Ägypten|Alten Ägypten]], [[Mesoamerika]] und [[Südostasien]]. Je nach Ansatz wird die Idee des Pyramidenbaus entweder direkt zu verschiedenen Zeiten in den verschiedenen Regionen durch außerirdische Wesen oder durch Überlebende früherer technischer Hochzivilisationen (z.&nbsp;B. Atlantis) vermittelt, oder es wird von einer Vermittlung an eine einzelne Kultur (wie etwa das Alte Ägypten) ausgegangen, von wo aus diese Idee durch kulturelle Kontakte weitergetragen wurde.
* Viele auffällig rot gefärbte Fische, die man zum Beispiel in [[Korallenriff]]en antreffen kann, haben diese auf den ersten Blick auffällige Färbung entwickelt, weil sie so im Dunkeln vor Raubfischen besser geschützt sind: Das Rotlicht wird vom Wasser am stärksten weggefiltert (daher erscheint Wasser in der Tiefe immer bläulich), so dass diese Fische im Dunkeln blau-grau erscheinen.


Häufig gehen die prä-astronautischen Erzählungen mit [[Verschwörungstheorie]]n einher: Wenn die Außerirdischen vor Jahrtausenden immer wieder in die Menschheitsgeschichte eingegriffen haben, waren sie ja vielleicht am Entstehen der neuzeitlichen Rationalität beteiligt. [[Erdoğan Ercivan]] nimmt etwa an, dass die Erfindungen der Frühen Neuzeit, angefangen mit [[Leonardo da Vinci]]s Flugmaschinen, im Rückgriff auf uraltes Geheimwissen der Außerirdischen erfolgt wären, [[Andreas von Rétyi]] und er spekulieren über [[Geheimgesellschaft]]en, die auf der Suche nach außerirdischer Hochtechnologie archäologische Expeditionen in Ägypten unternehmen würden, die sie zu unguten Zwecken nutzen wollten, der Verschwörungstheoretiker [[Jim Marrs]] behauptet, die [[Weltherrschaft]] der Geheimgesellschaften gehe auf ihr Wissen über präastronautische Technologie zurück.<ref>Ingbert Jüdt: ''Aliens im kulturellen Gedächtnis? Die projektive Rekonstruktion der Vergangenheit im Diskurs der Präastronautik''. In: Michael Schetsche, Martin Engelbrecht (Hrsg.): ''Von Menschen und Außerirdischen. Transterrestrische Begegnungen im Spiegel der Kulturwissenschaft''. transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8394-0855-1, S. 89–92 (abgerufen über [[Verlag Walter de Gruyter|De Gruyter]] Online).</ref>
* Manche [[Quallen]] und [[Garnelen]] sind durchscheinend wie Wasser.
* Nicht minder bekannt sind die grün wie ein Blatt gefärbten [[Raupe (Schmetterling)|Raupen]] mancher [[Schmetterlinge]].
* Zu den besonders gut getarnten Vögeln zählen die [[Rohrdommel]]n. Ihr Rückengefieder ist überwiegend braun, während ihre Vorderseite blass ist und punktierte, waagrechte Streifen aufweist. Dank dieser somatolytischen Färbung von Hals und Brust sind diese großen Vögel selbst hinter wenigen Schilfhalmen nicht auszumachen. Die tarnende Färbung des Gefieders wird unterstützt durch Verhaltenskomponenten. Rohrdommeln bewegen sich extrem langsam durch das Schilf. Bei Gefahr wenden sie der Gefahrenquelle ihre Vorderseite zu, da diese besser getarnt ist. Ändert die Gefahrenquelle ihren Standpunkt, drehen sich die Rohrdommeln ebenfalls mit. Rohrdommeln nehmen bei Gefahr eine typische starre Körperhaltung ein, bei der der Hals lang gestreckt ist und der Schnabel zum Himmel weist. Diese Position können sie über Stunden einhalten. Bewegt der Wind das Schilf, wiegen sich die Rohrdommeln mit den Windbewegungen mit.<ref>Christopher McGowan: ''The Raptor and the Lamb – Predators and Prey in the Living World.'' Penguin Books, London 1998, S. 100–101, ISBN 0-14-027264-X.</ref>
* Viele Vögel haben gefleckte Eier: Solche Eier heben sich vom Nest weniger stark ab als ungefleckte Eier. Bei der [[Kohlmeise]] haben britische Forscher aber zusätzlich nachgewiesen, dass die rötlichen Sprenkel umso dichter sind, je dünner die Eischale ist. Offenbar wirken die rötlichen Farbpigmente wie eine Art zusätzlicher Klebstoff zwischen den Kalkspat-Kristallen der Schale.
* Die kleinen [[Regenpfeifer]] der Gattung ''Charadrius'' haben ein kontrastreich gefärbtes Gefieder mit einem weißen und oft auch einem schwarzen Halsband. Dadurch wird bei flüchtigem Hinsehen keine Vogelsilhouette erkannt, sondern Kopf und Rumpf werden als zwei verschiedene Gegenstände (Steine) wahrgenommen.


== Kritik ==
<gallery class="center" caption="Somatolyse: weitere Beispiele">
Die Prä-Astronautik wird in dreierlei Hinsichten kritisiert: Zum einen wird namentlich dem Bestseller-Autor Däniken ein rein kommerzielles Interesse unterstellt. Zweitens werden die Befunde widerlegt: So gibt es nach Ansicht des Soziologen Ingbert Jüdt kaum eine von Prä-Astronautikern thematisierte Anomalie, der nicht von der [[Wissenschaftsgemeinde|Scientific community]] oder von Einzelpersonen, die sich dem wissenschaftlichen Mainstream verpflichtet fühlen, widersprochen wurde. Dies geschieht etwa auf den Webseiten Mysteria 3000 und Sagenhafte Zeiten (siehe [[#Weblinks|Weblinks]]). Jüdt selber formuliert eine sprachwissenschaftliche Kritik, die von [[John Searle]]s Unterscheidung zwischen „natürlichen“ und „institutionellen Tatsachen“ ausgeht: Erstere beträfen eindeutige Sinneseindrücke, während letztere immer auf Kenntnissen sozialer Regeln und des jeweiligen kulturellen Hintergrunds beruhten. Prä-Astronautiker nun würden Mythen und Artefakte stets als natürliche Tatsachen deuten, das heißt nach Augenschein und im Rahmen des [[Gesunder Menschenverstand|Common sense]] deuten und die Berücksichtigung historischer Kontexte systematisch verweigern. Jüdt sieht darin nicht nur Unsinn, sondern auch eine teilweise nachvollziehbare Reaktion auf den Ausschluss von Laienforschung und spricht sich gegen die gesellschaftliche Schließung von Wissensdiskursen aus.<ref>Ingbert Jüdt: ''Aliens im kulturellen Gedächtnis? Die projektive Rekonstruktion der Vergangenheit im Diskurs der Präastronautik''. In: Michael Schetsche, Martin Engelbrecht (Hrsg.): ''Von Menschen und Außerirdischen. Transterrestrische Begegnungen im Spiegel der Kulturwissenschaft''. transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8394-0855-1, S. 92–101 (abgerufen über [[Verlag Walter de Gruyter|De Gruyter]] Online).</ref>
Datei:Zangcicade goed gecamoufleerd op den.jpg|[[Zikade]] auf Baumstamm
Datei:Jumping spider with prey.jpg|[[Springspinne]] mit Beute
Datei:Gut getarnt 0869.JPG|[[Zwitscherschrecke]] im hohen Junigras
Datei:Lagarta2.jpg|[[Raupe (Schmetterling)|Raupe]] der Gattung ''[[Citheronia]]''
Datei:Green Mamba cropped.JPG|[[Grüne Mamba]], ein baumbewohnender [[Beutegreifer]]
</gallery>


{{Belege fehlen}}
=== Industriemelanismus ===
Die akademisch institutionalisierte [[Naturwissenschaft|Natur-]] und [[Geisteswissenschaft]] lehnt die zentralen Thesen der Prä-Astronautik ab, da diese bei umfänglicher wissenschaftlicher Betrachtung nicht zu belegen seien. Den Verfechtern prä-astronautischer Ideen wird dabei insbesondere vorgeworfen, die [[Quellenkritik|kontextuale Einbindung ihrer Quellen]] (wie schriftliche Überlieferungen, bildliche Darstellungen oder archäologische Objekte) zu vernachlässigen und sich nur selektiv auf Aspekte zu beziehen, die eine prä-astronautische Deutung ihrer Quellen oberflächlich nahelegen würden.
{{Hauptartikel|Industriemelanismus}}


Ein wichtiger Kritikpunkt besteht darin, dass die geistige und kulturelle Schaffenskraft der Menschen früherer Epochen von Vertretern der Prä-Astronautik oftmals weit unterschätzt werde. Das Eingreifen hochtechnisierter Außerirdischer oder unbekannter Hochkulturen erinnere an religiöse Schöpfungsmythen, [[Kreationismus|kreationistische]] Theorien oder „[[Intelligent Design]]“, wonach ein Aufstieg der Menschheit aus eigener [[Evolution|biologischer]] und [[kultur]]eller Kraft nicht möglich gewesen wäre. Die Prä-Astronautik bietet keine Lösungsansätze für die Entstehung von Intelligenz und Kultur im Allgemeinen, denn das Problem wird „nur“ zeitlich oder räumlich verlagert. Es stellt sich die Frage, wie die Außerirdischen oder frühen technischen Hochkulturen zu ihrer Intelligenz und Kultur gekommen sein sollen. Der Einwand der Prä-Astronautik, auch diese seien von anderen Wesen beeinflusst worden, verlagert das Problem nur noch weiter – bis an die Grenzen des möglichen [[Exobiologie|Lebens]] im [[Universum]]. Sollte die erste Ursprungskultur evolutiv aus sich selbst heraus entstanden sein, so wird dieser etwas zugesprochen, was für die Entstehung des Menschen und der menschlichen Kultur abgelehnt wird. Sollte diese andererseits durch einen Schöpfungsakt entstanden sein, so wäre die Prä-Astronautik lediglich eine Variante des Kreationismus.
Unter [[Melanismus]] versteht man eine besonders ausgeprägte Einlagerung von dunklen [[Pigment (Biologie)|Pigmenten]] (speziell von [[Melanin]]) in die Haut. Beim [[Birkenspanner]] trug sich Ende des 19. Jahrhunderts in [[England|englischen]] Industriegebieten ein derart drastischer Wandel des äußeren Erscheinungsbilds zu, dass sich hierfür der Begriff „Industriemelanismus“ einbürgerte.


Neben diesem [[Philosophie|philosophischen]] Problem soll sich die Prä-Astronautik aber auch ganz allgemein dem wissenschaftlichen Reduktionsgedanken entziehen. Bei einem Vorhandensein mehrerer Erklärungsmöglichkeiten müsste im Anliegen des Sparsamkeitsprinzips der [[Wissenschaftstheorie]] ([[Ockhams Rasiermesser]]) die Theorie mit der einfachsten Annahme auch die am besten passende sein. Genau das vernachlässigt die Prä-Astronautik aber im wissenschaftlichen Sinne. Zwar rechtfertigt sie eventuell das Vorhandensein bestimmter Phänomene in der menschlichen Vergangenheit, doch der angenommene Einfluss durch Außerirdische oder eine frühe hoch technische Zivilisation erklärt wiederum weder den Ursprung dieser (zu erklärenden) Erscheinungen noch den der (erklärenden) Verursacher selbst. Stattdessen schafft sie nur ein neues Problem (die Verursacher), welches erneut interpretiert (also erklärt) werden muss. Somit wird eine unbekannte Variable mit Hilfe dieser Erklärung zwar reduziert, durch die Erklärung selbst wird aber gleichzeitig eine noch unbekanntere Größe produziert, die wiederum auf eine neue Erklärung wartet. Solche Situationen sind in der Wissenschaft nicht selten, ein Unterschied ist jedoch, dass die Erklärungen dafür durch die Prä-Astronautik weniger durch andere Wissenschaften und Erkenntnisse fundiert sind, als das üblicherweise der Fall ist; über Außerirdische existieren keine weiteren anerkannten Vorkenntnisse.
Die Bezeichnung unterstellt eine Veränderung der Häufigkeitsverteilung von hellen und dunklen Varianten des Schmetterlings als Folge der Luftverschmutzung durch Industriebetriebe. Diese Deutung ist heute jedoch umstritten.
[[Datei:Tiburón.jpg|mini|Gegenschattierung: [[Grauer Riffhai]]]]
=== Gegenschattierung ===
Im Unterschied zu vielen am Boden lebenden Tieren, die sich auf der Erdoberfläche und damit in einem zweidimensionalen [[Habitat]] bewegen, halten sich fliegende Tiere, [[Aquatil|Wasser]]- oder [[Arboricol|Baumbewohner]] in einem dreidimensionalen Lebensraum auf. Solche Tiere sind Angriffen potenziell nicht nur von den Seiten und von oben ausgesetzt, sondern auch von unten. Der Umstand, dass das Licht stets von oben auf den Körper fällt, lässt eine einheitliche Färbung zum Zwecke der Tarnung nicht zu: Einheitlich dunkle Tiere wären von unten gegen den hellen Himmel gut sichtbar, einheitlich helle Tiere von oben gegen den dunklen Untergrund. Die im Verlauf der [[Phylogenese|Stammesgeschichte]] unterschiedlicher Gruppen sich mehrmals unabhängig voneinander entwickelte Anpassung ist die Gegen- oder [[Konterschattierung]] ([[Englische Sprache|engl.]] ''countershading''). So sind viele Fische bauchseitig wesentlich heller gefärbt als auf ihrer Oberseite und [[Analogie (Biologie)|analog]] nutzen auch viele [[Vögel]] und [[Säugetiere]] diese Art der Tarnung.


[[Datei:Crystal skull in Musée du quai Branly, Paris.jpg|mini|Kristallschädel im [[Musée du quai Branly]] in Paris]]
=== Anpassung an Umgebungshelligkeit ===
Manche marine Tiere der mittleren Wassertiefe ahmen die Helligkeit der Umgebung nach und geben einen [[Biolumineszenz|schwachen Schimmer]] nach unten ab, um ihren Schatten zu verdecken, z.&nbsp;B. der [[Kleiner Schwarzer Dornhai|Kleine Schwarze Dornhai]] (''Etmopterus spinax''). Hormonell gesteuert können die fein verteilten Leuchtpunkte aktiv durch veränderliche [[w:Chromatophore (Zelle)|Chromatophoren]] abgestuft abgeschirmt und sehr präzise an die Umgebungshelligkeit angepasst werden.<ref>Julien M. Claes, Jérôme Mallefet: ''The lantern shark’s light switch: turning shallow water crypsis into midwater camouflage.'' In: ''Biology Letters.'' Band 6, Nr. 5, 2010, S. 685–687, [[doi:10.1098/rsbl.2010.0167]]</ref>


Ein weiterer Kritikpunkt ist der Aufbau der Prä-Astronautik als grenz- oder pseudowissenschaftliches Teilgebiet. Die Existenz von Lehrkörpern, [[Seminar]]en und (überwiegend populärwissenschaftlichen) Vorträgen, (ebenfalls überwiegend populärwissenschaftlichen) Publikationen oder die Ausschreibung von Förder- und Forschungspreisen geben ihr den Anschein einer seriösen Wissenschaft. Abgesehen davon kommt es aber selten zu Überschneidungen mit den etablierten Wissenschaften. Die Vorgehensweise der etablierten Wissenschaften, wie die Anerkennung wissenschaftlicher Resultate durch Veröffentlichung in anerkannten Fachzeitschriften oder Monographien unter der Prämisse der Wiederholbarkeit der [[Eruieren|Eruierung]] oder Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse, wird weitgehend vermieden, wie auch die Diskussion unterschiedlicher Ansichten mit wissenschaftlich nachvollziehbaren [[Argument]]en, die eine [[Verifizierung]] oder [[Falsifikation]] ermöglichen würden. Problematisch in diesem Zusammenhang ist dabei die Heranziehung singulärer Objekte, die manchmal erst durch weitere natur- oder geisteswissenschaftliche Arbeit einen tieferen Hintergrund oder Kontext erhalten, oder von Gegenständen zweifelhafter Herkunft, die nur schwer als Beweise oder Indizien herhalten können. Unwissenschaftlich ist dabei aber die Nutzung von Artefaktgruppen, die nach allen Erkenntnissen als Fälschungen anzusehen sind (siehe Diskussion um die [[Kristallschädel]]).
Der [[w:Zwergtintenfische|Zwergtintenfisch]] ''Euprymna scolopes'' bedient sich zur Erzeugung des Lichtschimmers [[w:Symbiose|Endosymbionten]]: In seinem [[w:Pallium (Weichtiere)|Mantel]] leben [[Leuchtbakterien]], so dass der [[Wirt (Biologie)|Wirt]] – von unter ihm schwimmenden potentiellen Fressfeinden – kaum noch wahrgenommen werden kann. Dabei kann der Tintenfisch die Lichtmenge aktiv an die Umgebungshelligkeit anpassen, sein Nervensystem nimmt die von den Bakterien erzeugte Helligkeit unmittelbar (also nicht allein über die Augen) wahr.<ref>Deyan Tong et al.: ''Evidence for light perception in a bioluminescent organ.'' In: ''PNAS.'' Band 106, Nr. 24, 2009, S. 9836–9841, {{DOI|10.1073/pnas.0904571106}}</ref>


Abseits dieser generellen Debatte und Fundamentalbeurteilung wird die Prä-Astronautik auch inhaltlich kritisch gesehen und abgelehnt. Hervorzuheben ist dabei die bereits oben erwähnte außerkontextuelle Betrachtung von Texten, Einzelobjekten oder kulturellen Komplexen. Neben dem Herausreißen aus dem inhaltlichen Zusammenhang der jeweiligen kulturellen Epoche und/oder Region ist aber auch von Bedeutung, dass zahlreiche auftretende, teils ähnlich wirkende kulturelle Phänomene historisch oder prähistorisch keine Gleichzeitigkeit besitzen, sondern im Gegensatz dazu unterschiedliche Altersdaten aufweisen. Vor allem aber ist diese nicht vorhandene Isochronie solcher Erscheinungen ein großer Schwachpunkt der Prä-Astronautik. Als Beispiel sei hier wiederum die fast weltweit verbreitete Idee des Pyramidenbaus genannt, deren Zusammenhang mit religiösen Überlieferungen in allen Regionen außer Zweifel steht. Nach Ansicht der Vertreter der Prä-Astronautik kann diese, wie bereits beschrieben, mehrere mögliche Ursachen haben. Einerseits wäre es möglich, dass diese Idee durch mehrfache, zeitlich getrennte Einflüsse durch außerirdische Wesen oder Vertreter früher technischer Hochkulturen entstand (Altes Ägypten ab 25.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr., Mesoamerika ab 15.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr.). Demzufolge hätten die Initiatoren die Erde mehrfach besucht, oder die Überlebenden hätten unentdeckt (auch für die heutige Wissenschaft) in den einzelnen Regionen bis zur Ideeninitiation gelebt haben müssen. Wäre diese Idee hingegen nur einmal an die Ägypter vermittelt worden und hätten diese sie über hypothetisch mögliche, bisher aber nicht gesicherte kulturelle Kontakte nach Mesoamerika gebracht (wie häufig diskutiert zur Zeit [[Ramses II.]] ca. 13.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr.), so wäre dies zu einer Zeit geschehen, als in Ägypten schon längst keine Pyramiden mehr gebaut wurden. Hier müsse gefragt werden, warum jemand eine Idee weitervermittelt haben soll, die er selbst nicht mehr pflegte. Es ist daher eher anzunehmen, dass es sich um [[Analogie (Biologie)|analoge]] kulturelle Entwicklungen (im Sinne der [[Konvergenz (Biologie)|biologischen Konvergenz]]) handelt, abgesehen von der Tatsache, dass ägyptische und mesoamerikanische Pyramiden nur den – erst später von externen Kulturgruppen geprägten und auf die Form der Bauwerke reduzierten – Namen gemeinsam haben. Ansonsten weisen sie, bis auf wenige Ausnahmen, unterschiedliche Funktionen auf, wiewohl letztgenannte architektonisch und funktionell den [[Mesopotamien|mesopotamischen]] [[Zikkurat]]en näher stehen. Dieses Beispiel soll zeigen, dass viele kulturelle Phänomene nur äußerlich scheinbare Übereinstimmungen haben, bei genauerer Betrachtung aber große Unterschiede aufweisen, womit hier die Deutungsfähigkeit der Prä-Astronautik an ihre Grenzen gelangt.
=== Farbänderung ===
Die Fähigkeit zur Änderung der Körperfarbe, um sich der Umgebung so nah wie möglich anzugleichen, ist oft eine Schutzvorrichtung und wurde von den unterschiedlichsten [[Art (Biologie)|Tierarten]] unabhängig voneinander entwickelt. Am bekanntesten und geradezu sprichwörtlich geworden für Personen, die es verstehen, sich jeder Umgebung anzupassen, sind die [[Chamäleons]]. Chamäleons bewegen sich zudem extrem langsam und schaukeln beim Vorwärtsbewegen vor und zurück, so dass sie im Geäst eines vom Wind bewegten Baumes kaum noch wahrgenommen werden können.


Ähnliches kann neben diesen extrakontextuellen Betrachtungen von Einzelobjekten oder Kulturerscheinungen auch zu prä-astronautischen Theorienfindungen mit umfassenderen Fragestellungen gesagt werden. Hier sei das Beispiel der Menschwerdung und der allgemeinen kulturellen Entwicklung genannt. Zwar wurde bereits zu Anfang erwähnt, dass durch die Einwirkung höherer Mächte entweder in der gesamten ursprünglichen Menschwerdung und/oder aber bei einer später durchgeführten Intelligenzinitialisierung die Prä-Astronautik in Konkurrenz zum Kreationismus oder „Intelligent Design“ steht und als deren weniger konservative, technikgläubigere und damit progressivere Variante erscheint, das eigentliche Problem oder Phänomen aber nicht erklärt. Die Frage nach dem „[[missing link]]“ zwischen dem modernen heutigen Menschen und seinen affenähnlichen Urahnen seitens der Vertreter der Prä-Astronautik ist dabei Resultat der Nichtakzeptanz oder des Nichtverstehens der biologischen [[Evolutionstheorie]], wiewohl die vorhandene (hier stark vereinfachte und Überblickscharakter tragende) [[Genealogie]] von (grazilen) [[Australopithecinen]]-[[Homo habilis|Homo-habilis]]-[[Homo erectus|Homo-erectus]]-[[Neandertaler]] (als europäisch-westasiatische Menschenvariante)-früher anatomisch moderner Mensch als solche Bindeglieder verstanden werden können (und im evolutionären Sinne auch müssen), wobei überlieferungsbedingt ([[Fossilisation]]) theoretisch nicht alle vorhanden sein müssen. Auch die zeitliche Distanz der mehrere Millionen Jahre dauernden Menschheitsgenese und der parallelen kulturellen Adaptation und Entwicklung ist dabei von Bedeutung. Dass die Menschheit den Großteil ihrer Existenz in „[[steinzeit]]lichen“ Verhältnissen verbrachte und scheinbar keine Innovation hervorbrachte bzw. im Umkehrschluss der Großteil technischer und kultureller Erfindungen erst in den letzten 10.000&nbsp;Jahren stattfand, ist dabei einerseits auch wieder ein Produkt aus dem Unverständnis der Vorgehensweise der prähistorischen Wissenschaften, welche sich weitgehend nicht als dynamische Geschichtsabfolge (im Sinne der Darstellung schriftlich nicht überlieferter geschichtlicher Ereignisse) versteht, sondern die Beschreibung eines gegenwärtig eruierbaren Ist-Zustandes an einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt in der (prähistorischen) Vergangenheit liefert. Hier sind ebenfalls aufgrund überlieferungsbedingter Einschränkungen mehr oder weniger große Lücken vorhanden und stellt der jeweils gegenwärtige Kenntnisstand nur einen „Minimalzustand“ der ehemaligen Realität dar. Andererseits spiegelt sich auch hier wieder Unkenntnis oder Kenntnisverweigerung in Fragen biologischer Evolutions- und [[Populationsdynamik|Populations]]- sowie gesellschaftlicher und kultureller Entwicklungs-, [[Koexistenz]]- und [[Interaktion]]sdynamiken wider.
Der [[Schneehase]], der u.&nbsp;a. in Nordeuropa und im [[Alpen]]raum lebt, wechselt im Jahresverlauf sein Fell: Im Sommer ist er grau-braun gefärbt, sein Winterfell ist hingegen weiß. Derart markant wechselt im Jahresverlauf auch das [[Hermelin]] seine Fellfarbe und das [[Alpenschneehuhn]] sein Gefieder.


== Beispiele ==
Viele [[Kraken]] und [[Kalmare]]n können die Tönung ihrer Haut binnen weniger Sekunden ändern. Der Langarm-Oktopus ''Macrotritopus defilippi'' tarnt sich am Meeresboden beispielsweise, indem er Färbung, Körperform und Bewegung des [[Pfauenbutt]]s ''Bothus lunatus'' nachahmt.<ref>Roger T. Hanlon et al.: ''A „Mimic Octopus“ in the Atlantic: Flatfish Mimicry and Camouflage by Macrotritopus defilippi.'' In: ''Biological Bulletin.'' Band 218, 2010, S. 15–24 ([http://www.biolbull.org/cgi/content/full/218/1/15 Volltext])</ref> Auch ''[[w:Gewöhnlicher Tintenfisch|Sepia officinalis]]'' kann sich mit Hilfe gelber, orangeroter und dunkelbrauner [[w:Chromatophore (Zelle)|Chromatophoren]] tarnen. Das Tier bewertet mit einem einzigen [[w:Fotorezeptor|Rezeptortyp]] in seinem Auge die Helligkeitskontraste des Untergrunds (bei 492 nm Wellenlänge).<ref>Roger Hanlon: ''Cephalopod dynamic camouflage.'' In: ''Current Biology.'' Band 17, Nr. 11, 2007, S. R400–R404, {{DOI|10.1016/j.cub.2007.03.034}} und [http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982207011384 Volltext]</ref> Diese Tiere besitzen zudem noch einen weiteren, wirksamen Schutzmechanismus, der ihnen den Spitznamen [[Tintenfische]] eintrug: Von einem Fressfeind in die Enge getrieben, können sie eine dunkle Flüssigkeit hinter sich ins Wasser spritzen, die eine so dichte Wolke bildet, dass sie aufgrund dieser Tarnung reelle Chancen auf ein Entkommen haben.
{{Belege fehlen}}
Weltweit gibt es zahlreiche archäologische Objekte und architektonische Bauten historischen oder prähistorischen Alters, die nach Ansicht von Vertretern der Prä-Astronautik ihren Ursprung dem direkten oder indirekten Einwirken außerirdischer Wesen zu verdanken hätten und daher als Beweise oder Indizien für die Theorie herangezogen werden. Dabei wird diese Ansicht als Gegenthese zu den teilweise unterschiedlichen oder sogar gegensätzlichen Interpretationsvarianten der etablierten Natur- und Geisteswissenschaften angeboten.


=== Der Aluminiumkeil von Aiud ===
<gallery class="center" caption="Beispiele für Farbänderung:">
Bei diesem auch als ''Objekt von Aiud'' bezeichneten Gegenstand handelt es sich um einen [[keil]]förmigen Körper, der 1973 bei Bauarbeiten in der Nähe der rumänischen Stadt [[Aiud]] gefunden wurde. Er wiegt 2,3 Kilogramm, besteht zu einem hohen Anteil aus [[Aluminium]] und weist eine Oxidschicht ([[Patina]]) auf. Dieser Aluminiumkeil befindet sich im Historischen Museum der Stadt [[Cluj-Napoca]]. Es gibt verschiedene (widersprüchliche) Analyseergebnisse zu seiner chemischen Zusammensetzung, die jedoch von einer einzigen Probeentnahme 1975 stammen. Der ursprüngliche Beifund von Mastodontenknochen ist verschollen. Auch der Aluminiumkeil galt seit 15&nbsp;Jahren als verschollen, bis der Autor [[Lars A. Fischinger]] diesen vor Ort in Rumänien 2010 wieder auffand. Dabei konnte Fischinger auch nachweisen, dass die von 1988 bis 2010 kursierende chemische Zusammensetzung des Fundes erfunden war. Ebenso, dass 1995 im Auftrag von Peter Leb eine dritte Analyse in Lausanne in der Schweiz durchgeführt wurde, welche die vorherigen Ergebnisse bestätigte.
Datei:Snowshoe hare.jpg|[[Schneeschuhhase]] im weißen Winterfell
Datei:Lepus americanus.jpg|Schneeschuhhase im braunen Sommerfell
Datei:misumena.vatia.beute.wespe.1771.jpg|mini|''[[Veränderliche Krabbenspinne|Misumena vatia]]'', gelbes Weibchen mit Beute
Datei:Misumena vatia female Luc Viatour 1.jpg|mini|''Misumena vatia'' – weißes Weibchen
Datei:Peacock Flounder Bothus mancus in Kona.jpg|miniatur|[[Fasanbutt]]: [[w:Serienfotografie|Bilderfolge]] im Abstand weniger Minuten
</gallery>


* Interpretation der Prä-Astronautik:
; Weitere Beispiele:
:Die Oxidschicht ist so stark, wie sie Aluminiumkörper aufweisen würden, wenn sie mehr als eine Million Jahre im Erdboden lägen. Außerdem hatte man vor 1825 nicht die Möglichkeiten zur Herstellung von Aluminium. Die Form des Körpers deutet auf eine mechanische oder technische Funktion hin, beliebt ist die Interpretation als „Fuß“ z.&nbsp;B. einer Raumfähre. Zum Beispiel vertritt der Archäologe Gheorghe Lazarovici (Cluj) diese Ansicht seit Jahren, wie er es Lars A. Fischinger<ref name="Fischinger">Lars A. Fischinger: ''Verbotene Geschichte''. München: ANSATA Verlag 2010, ISBN 978-3-7787-7436-6</ref> gegenüber vor Ort berichtete und wie es rumänische Zeitungen mehrfach berichteten.<ref name="Fischinger" />
* Die [[Veränderliche Krabbenspinne]] ''(Misumena vatia)'' sitzt häufig in den gelben Blüten von [[Sumpfdotterblume]]n, gelegentlich aber auch in den weißen Blüten der [[Echte Zaunwinde|Echten Zaunwinde]] und lauert dort [[Insekten]] auf. Geschlechtsreife Weibchen können bei Bedarf einen gelben Farbstoff in ihre andernfalls weiße Haut einlagern und diesen auch wieder abbauen. Binnen Stunden können sie sich so umfärben und sind dann auch für das Auge des Menschen in einer entsprechend gefärbten Blüte kaum noch zu entdecken.
* Auch der zu den sogenannten Anglerfischen gehörende Fühlerfisch ''Antennarius commersoni'' verfügt über zwei bis vier Hauptfarbzustände, zwischen denen er teils binnen Sekunden, teils erst im Verlauf von Stunden wechseln kann. Diese Tiere sitzen häufig reglos und farblich angepasst am Boden, durch ihre warzig-beulige Körperoberfläche wie ein bewachsener Fels aussehend. Das einzig Auffällige ist eine Fischimitation, die an einer fädigen Ausstülpung der vordersten Rückenflosse hängt und Raubfische anlockt, die von diesem „lebenden Stein“ dann selbst gefressen werden.
* Ein weiteres relativ bekanntes Beispiel sind [[Scholle (Fisch)|Schollen]] und andere [[Plattfische]] wie der [[Fasanbutt]] (''Bothus mancus''), die Farbe und Zeichnung ihrer Körperoberfläche entsprechend dem Untergrund, auf dem sie liegen, verändern können: Auf Kies sieht ihre Haut fleckiger aus als auf Sand. In ihre Haut sind diverse Farbzellen eingebettet (Chromatophoren), die sich ausdehnen (dann ist ihre Oberfläche groß und farbig), bei Bedarf aber auch zusammenziehen können (ihre Oberfläche ist dann minimal). Die angestrebte Musterung wird letztlich durch die Verteilung unterschiedlicher Farbzell-Typen auf der Haut bewirkt und vom Auge gesteuert.
* Die [[w:Raupe (Schmetterling)|Larve (Raupe)]] des [[Tomatenschwärmer]]s ''Manduca quinquemaculata'' (im englischen Sprachraum: ''Tomato hornworm'') wird auch ''Tomatenraupe'' genannt und gilt als bedeutender Fraßschädling. Abhängig von der Umgebungstemperatur, kann sie ihre Farbe ändern: Wenn die Temperatur ständig über 28 Grad Celsius ist, sind die Raupen grün, bei niedrigeren Temperaturen sind die Raupen nahezu schwarz. Dies wird von Wissenschaftlern darauf zurückgeführt, dass bestimmte Hormone bei den jugendlichen Raupen in Abhängigkeit von der Außentemperatur aktiv sind; den biologischen Nutzen deuten sie so: Bei hohen Temperaturen überwiegt der Vorteil der Tarnung, bei niedrigeren Temperaturen (speziell im Herbst) überwiegt der Vorteil einer besseren [[Absorption (Physik)|Absorption]] von Sonnenwärme in den dann zumindest teilweise bereits vertrocknenden Pflanzen.<ref>In: Elizabeth Pennisi: ''Hidden Genetic Variation Yields Caterpillar of a Different Color.'' In: ''Science.'' Band 311, Nr. 5761, 2006, S. 591, [[doi:10.1126/science.311.5761.591a]]</ref>
* Mittelamerikanische [[Rindenwanzen]] (Aradidae) dunkeln bei Kontakt mit Wasser rasch nach: So behalten sie auch nach einem Gewitterregen die Farbe der Baumrinde, auf der sie sich aufhalten und die bei Regen ebenfalls deutlich dunkler ist als in trockenem Zustand.


=== Die Steine von Ica ===
== Mimese ==
[[Datei:Ica stones3.JPG|mini|Ein Stein von Ica mit [[Gravur]]en verschiedener Dinosaurier-Arten]]Bei den [[Steine von Ica|Steinen von Ica]] handelt es sich um mehrere tausend Steine, auf denen mythische Wesen, aber auch [[Dinosaurier]] und hochtechnologische Geräte zu sehen sind. Die Abbildungen und Szenen sind eingraviert und befinden sich unter einer Oberflächenoxidschicht. Die ersten Steine sollen von Indios 1961 nach heftigen Regengüssen im Flussbett des Rio Ica gefunden worden sein. Der Chirurg Javier Cabrera bekam seiner eigenen Aussage zufolge viele der Steine von diesen Indios geschenkt, und er besitzt eine der umfangreichsten Sammlungen.
[[Datei:Medauroidea.extradentata.jpg|mini|[[Mimese]]: Vietnamesische [[Stabschrecken|Stabschrecke]] (''Medauroidea extradentata'')]]
{{Hauptartikel|Mimese}}


* Interpretation der Prä-Astronautik:
Nicht ganz sauber abgrenzbar gegen die ''Somatolyse'' ist die [[Mimese]], die ebenfalls als eine Form der Tarnung angesehen werden kann. Während unter Somatolyse alle Fälle zu fassen sind, die auf ein Unsichtbar-Werden hinzielen, bleiben Tiere bei Mimese sehr wohl sichtbar, können jedoch aufgrund von Körperfärbung und Körperbau leicht mit Dingen ihrer Umgebung verwechselt werden. Hinsichtlich ihrer Körperfarbe ahmen Tiere bei der Mimese unter Umständen zwar die Umwelt ebenfalls nach, ihre Körperfarbe ist aber, anders als beim Farbwechsel, dauerhaft. Ein Beispiel ist der [[Brombeer-Blattspanner]] – er sieht aus wie Vogelkot.
:Das Alter der Menschheit muss deutlich erhöht werden, da ein Großteil der Abbildungen aus heutiger Sicht anachronistisch ist. Außerdem muss sie auch vor erheblich langer Zeit wesentlich fortgeschrittener gewesen sein.


* Interpretation der Natur- und Geisteswissenschaft:
== Chemische Tarnung ==
:Da es sich um Lesefunde handelt, lassen sich die Steine zum einen nicht [[Stratigraphie (Archäologie)|stratifizieren]], das heißt einer bestimmten geologischen Schicht zuordnen, zum anderen können sie auch nicht als gemeinsamer Fundkomplex im Sinne eines [[Geschlossener Fund|geschlossenen Fundes]] angesehen werden. Zwar wurde 1966 an der Technischen Nationaluniversität von Peru bei einem willkürlich ausgewählten Stein das Alter der Oberflächenverwitterung auf mehr als 10.000&nbsp;Jahre diagnostiziert, was aber angezweifelt werden kann, da die chemischen und biologischen Eigenschaften der Ursprungsumgebung aufgrund des Fundcharakters nicht bekannt sind. Außerdem behauptete ein Einheimischer, diese Steine gefälscht zu haben, und demonstrierte in einer [[British Broadcasting Corporation|BBC]]-Dokumentation sowohl die Herstellung der Gravuren als auch die nachträglichen Oberflächenveränderungen.
Ein bekanntes Beispiel sind die [[Anemonenfische]]: Sie leben in [[Seeanemonen]], ohne von dieser [[Nesselzelle|genesselt]] zu werden. Dies gelingt ihnen, indem sie von der Seeanemone bestimmte chemische Substanzen als Schutzstoffe übernehmen. Die Seeanemone kann den Fisch dann nicht mehr von ihren eigenen Tentakeln unterscheiden. Wenn man die auf den [[Schuppe (Morphologie)|Schuppen]] der Fische befindlichen Schutzstoffe im Experiment beseitigt, werden auch die Anemonenfische genesselt.<ref>Dietrich Schlichter: ''Produktion oder Übernahme von Schutzstoffen als Ursache des Nesselschutzes von Anemonenfischen?'' In: ''Journal of Experimental Marine Biology and Ecology.'' Band 20, Nr. 1, 1975, S. 49–61, {{DOI|10.1016/0022-0981(75)90101-X}}</ref>


=== Die Glühbirnen von Dendera ===
An der [[Universität Bayreuth]] wurde Anfang der 1990er Jahre ein Projekt zum Thema ''Chemische Tarnung'' finanziert, in dem es u.&nbsp;a. um die Steigerung des Fortpflanzungserfolgs durch Tarnung ging. Im Projektbericht hieß es hierzu, dass der Fortpflanzungserfolg von Blattlaus-[[Parasitoid]]en durch chemische Tarnung optimiert wird, wenn diese Parasiten Blattlauskolonien befallen, die von [[Ameisen]] belaufen werden; Ameisen nutzen die süßen Ausscheidungen der Blattläuse als Nahrungsquelle. Hierbei sei von Bedeutung, dass Ameisen räuberische und parasitische Blattlaus-Antagonisten aus der Blattlaus-Kolonie entfernen. Bestimmte Parasitoide sind jedoch durch chemische Tarnung an diese schützenden Tätigkeiten der Ameisen zugunsten der Blattläuse angepasst: Sie werden von den Ameisen also nicht entdeckt und können sich ungestört zu Lasten der Blattläuse entwickeln.<ref>Siehe dazu u.&nbsp;a.: ''Forschungsbericht der Universität Bayreuth 1992–1994.''</ref>
[[Datei:Relief von Dendera re.jpg|mini|„Glühbirne“ von Dendera]]
Die [[Glühbirnen von Dendera|„Glühbirnen“ von Dendera]] sind eine Reliefgruppe in einem Seitenraum und in einem Kellerraum des [[Tempel von Dendera|Hathortempels]] von [[Dendera]] ([[Ägypten]]). Dargestellt sind anthropomorphe Götterfiguren hinter schräg nach oben verlaufenden langgestreckten, teils kolbenförmigen bis bauchigen Gegenständen, die einer Lotosblüte entspringen, im Inneren eine Schlange besitzen und am Ende von einem Pfeiler gestützt werden. Umrahmt sind diese Bilder von zahlreichen [[Ägyptische Hieroglyphen|Hieroglyphen]]. Der Tempel entstammt ursprünglich der 6. Dynastie (24. bis 23.&nbsp;Jh. v.&nbsp;Chr.), wurde später aber mehrfach um- und neugebaut. Die Reliefs selbst entstammen der [[Ptolemäer|ptolemäischen]] Epoche (4. bis 1.&nbsp;Jh. v.&nbsp;Chr.).


* Interpretation der Prä-Astronautik:
Der [[Lungenenzian-Ameisenbläuling]] legt seine Eier vorzugsweise auf Blättern des [[Lungen-Enzian]]s ab, wo sie sich zu [[Raupe (Schmetterling)|Raupen]] fortentwickeln. Die Raupen werden von [[Rote Gartenameise|Roten Gartenameisen]] häufig in deren Kolonien getragen und wie die eigenen Jungtiere versorgt. Dänische Forscher berichteten Anfang 2008, diese Form des [[Sozialparasitismus]] beruhe darauf, dass die Schmetterlingsraupen durch chemische Substanzen in ihrer Haut vor einer Enttarnung geschützt werden.<ref>David R. Nash u.&nbsp;a.: ''A Mosaic of Chemical Coevolution in a Large Blue Butterfly.'' In: ''Science.'' Band 319, 2008, S. 88–90, {{DOI|10.1126/science.1149180}}</ref>
:Die kolbenartigen Gegenstände auf den Reliefs stimmen mit dem Aussehen historischer Glühbirnen überein. Das bedeutet, dass Elektrizität und die Erzeugung von elektrischem Licht bereits sehr viel früher bekannt gewesen sein muss. Den den Reliefs beigeordneten Hieroglyphen können nach Untersuchungen von [[Peter Krassa|Krassa]] und Habek Angaben zu Material und Größe der dargestellten Glühbirnen entnommen werden. Unter Hinzuziehung anderer Gegenstände, wie der [[Bagdad-Batterie]], aber auch Bibel- und [[Pyramidentexte]]n kann die ägyptische Zeit als hochtechnisiert angesehen werden, was Resultat des Einflusses und Einwirkens außerirdischer Wesen in Form der ägyptischen Götter darstellt. Der Hathortempel diente als Aufbewahrungsort der Glühbirnen.<ref>Peter Krassa, Reinhard Habeck: ''Das Licht der Pharaonen. Hochtechnologie und elektrischer Strom im alten Ägypten''. 5. Aufl., Herbig, München 1999, ISBN 3-7766-1717-9</ref>


* Interpretation der Natur- und Geisteswissenschaften:
Andere Formen der chemischen Tarnung werden gegen [[Ameisen]] angewandt. Viele Wirbellose imitieren die Pheromone, mit denen Ameisen Straßen markieren. Die Ameisen folgen dieser falschen Straße und laufen damit direkt zu ihren Feinden. Einige Spinnentiere, Tausendfüßlerarten und Käfer imitieren speziell die Pheromone der Ameisenlarven. So können sie ungehindert in den Bau zu den Brutkammern eindringen und sich der Larven bedienen.
:Die Reliefgruppe besteht aus mehreren Einzelbildern, die sich teilweise deutlich unterscheiden, aber das gleiche Grundthema haben. Die Interpretation der Prä-Astronautik bezieht sich dabei lediglich auf eines der Reliefs, das sie besonders unterstützt. Die anderen werden dabei ausgeblendet. Die Hieroglyphentexte auf der gesamten Reliefgruppe wurden erstmals 1991 von dem Ägyptologen Wolfgang Waitkus übersetzt. Demzufolge ist die Darstellung mit dem Mythos der aufgehenden Sonne in Gestalt des Gottes [[Harsomtus]], welcher der [[Lotos (Altes Ägypten)|Lotosblüte]] entspringt, verbunden. Die Form der „Kolben“ ist dabei eine Anspielung an den Mutterleib der Himmelsgöttin [[Nut (ägyptische Mythologie)|Nut]], in dem sich, gemäß dem Mythos, die Sonne während der Nacht verbirgt und im Morgengrauen als Schlange verlässt.


* Interpretation der Ingenieurwissenschaften:
== Akustische Tarnung ==
:Ein Modell der theoretischen ägyptischen Glühbirne wurde vom Elektroingenieur Walter Garn anhand des von der Prä-Astronautik interpretierten Reliefteils gebaut. Dieses ist aber mit erheblichen Problemen behaftet, da einige der Bauteile, wie der als Isolator interpretierte [[Djed-Pfeiler]] am Ende des kolbenförmigen Gegenstandes, nicht wie gewünscht funktionierten. Weiterhin muss gesagt werden, dass jede Referenz für Glühbirnen, die mit derart hohen Spannungen arbeiten, dass ein Isolator notwendig wäre, bisher fehlen.<ref>{{Internetquelle |url=http://fdoernenburg.de/alien/alternativ/dendera/dend00.php |titel=Elektrisches Licht in Ägypten? |werk=fdoernenburg.de |hrsg=Frank Dörnenburg |abruf=2019-05-11}}</ref><ref>Markus Pössel: ''Phantastische Wissenschaft'', S. 17–62</ref>
Lautäußerungen sind wesentlich schwieriger zu analysieren als visuelle Merkmale, da dies meist – zumal im Freiland – nur mit einem erheblichen technischen Aufwand gelingt. Daher sind eindeutige Befunde bisher rar.<ref>Anastasia H. Dalziell et al.: ''Avian vocal mimicry: a unified conceptual framework.'' In: ''Biological Reviews.'' Band 90, Nr. 2, 2014, S. 643–668, [[doi:10.1111/brv.12129]].</ref>


=== Kernbohrungen von Abusir ===
Im Urwald des [[Amazonasbecken]]s wurde eine [[Langschwanzkatze]] beobachtet, die den Ruf junger [[Zweifarbentamarin]]e imitierte, worauf erwachsene Zweifarbentamarine sich dem Ort dieser Rufe annäherten. Dies wiederum hatte zur Folge, dass die Wildkatze einen der sich nähernden Krallenaffen zu erbeuten versuchte.<ref>Fabiano de Oliveira Calleia, Fabio Rohe und Marcelo Gordo: ''Hunting Strategy of the Margay (Leopardus wiedii) to Attract the Wild Pied Tamarin (Saguinus bicolor).'' In: ''Neotropical Primates.'' Band 16, Nr. 1, 2009, S. 32–34, [[doi:10.1896/044.016.0107]] (Volltext frei zugänglich). <br /> [http://www.eurekalert.org/pub_releases/2010-07/wcs-wcs070810.php ''Wildlife Conservation Society finds wild cat mimicking monkey calls.''] Auf: ''eurekalert.org'' vom 8. Juli 2010.</ref>
Im etwa 15 Kilometer von den [[Pyramiden von Gizeh]] entfernten [[Abusir]] befinden sich mehrere große Steinblöcke aus dem sehr harten Gestein [[Diorit]]. In diesen Steinen befinden sich kreisrunde Bohrlöcher ([[Hohlkernbohrer|Kernbohrungen]]), teilweise existieren auch die zugehörigen Bohrkerne noch.


* Interpretation der Prä-Astronautik:
Der [[Kreuzenzian-Ameisenbläuling]] (''Maculinea rebeli'') legt seine Eier ausschließlich am [[Kreuz-Enzian]] ab. Wenn die aus den Eiern hervorgegangenen Raupen sich am Enzian fettgefressen haben, lassen sie sich zu Boden fallen und riechen dann plötzlich wie Königinnen der Ameisen-Art ''[[Myrmica schencki]]''. Daraufhin werden sie von den Ameisen ins Ameisennest getragen und dort gefüttert. Diese chemische Tarnung war schon länger bekannt, britische Forscher haben 2008 zusätzlich die Lautäußerungen der Ameisen und der Raupen analysiert. Sie fanden heraus, dass Schmetterlingsraupen im Ameisennest Laute hervorbringen, die den Lauten der Ameisen-Königinnen sehr ähnlich sind. Wurden den Ameisen-Arbeiterinnen Lautäußerungen ihrer Königin sowie Laute der Raupen vorgespielt, so betrillerten sie in beiden Fällen gleichermaßen den Lautsprecher.<ref>Francesca Barbero, Jeremy A Thomas, Simona Bonelli, Emilio Balletto und Karsten Schönrogge: ''Queen Ants Make Distinctive Sounds That Are Mimicked by a Butterfly Social Parasite.'' In: ''Science.'' Band 323, 2009, S. 782–785, [[doi:10.1126/science.1163583]].</ref>
:Kernbohrungen, vor allem in harten Gesteinen, sind nicht mit altägyptischer Technologie, sondern erst mit hochmodernen Maschinen möglich.


* Interpretation der Natur- und Geisteswissenschaft:
Für Schmetterlinge aus der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Bärenspinner]] wurde nachgewiesen, dass eine wohlschmeckende Art die Geräusche einer unschmackhaften Art nachahmt und daher beide Arten von [[Fledermäuse]]n nicht gejagt und gefressen werden.<ref>Jesse R. Barber und William E. Conner: ''Acoustic mimicry in a predator–prey interaction.'' In: ''PNAS.'' Band 104, Nr. 22, 2007, S. 9331–9334, [[doi:10.1073/pnas.0703627104]], ([http://www.pnas.org/content/104/22/9331.full.pdf+html Volltext (PDF)])</ref>
:Schon seit Beginn des 20.&nbsp;Jahrhunderts gibt es plausible Erklärungen für die Kernbohrtechnik der alten Ägypter, insbesondere von [[Uvo Hölscher (Ägyptologe)|Uvo Hölscher]] (1912), Lucas und Harris (1962) und Dieter Arnold (1991). Der Experimentalarchäologe Denys A. Stocks aus Manchester/UK hat altägyptische Bohrwerkzeuge nachgebaut und mit ihrer Hilfe nachgewiesen, dass es den alten Ägyptern möglich war, mit vergleichsweise einfacher Technologie härtestes Gestein zu bohren. Belege dafür finden sich nicht nur in Abusir, wo sich Überreste der Pyramiden aus der [[5. Dynastie]] befinden, sondern auch in der [[Cheops-Pyramide]]: Stocks konnte nachweisen, dass der Sarkophag des [[Cheops]] vor der Glättung im Inneren ausgebohrt wurde.<ref>Klaus Richter: ''Kernbohrungen im alten Ägypten''. In: Skeptiker 2/2004, S. 52–58</ref><ref>[http://www.mysteria3000.de/wp/index.php/kernbohrungen-im-alten-agypten/ R. Lorenz: ''Kernbohrungen im alten Ägypten''], in: Mysteria3000, 4/2002 (3. Jg.), S. 15–34 ([http://www.mysteria3000.de/pdf/4-2002.pdf PDF])</ref>


:Kernbohrtechnik, die mittels tierischer Röhrenknochen durchgeführt wurde, sind auch bei Steinäxten, -beilen und -hämmern aus zähen Flussgesteinen seit dem [[Neolithikum]] in Mitteleuropa bekannt und wesentlich älter als die hier genannten ägyptischen.
''[[Bunaea alcinoe]]'', ein afrikanischer Schmetterling aus der Familie der [[Pfauenspinner]], Unterfamilie [[Saturniinae]], verhindert mit Hilfe einer biomechanischen „[[Tarnkappentechnik]]“, dass die [[Ultraschall]]-Laute jagender Fledermäuse von seinem Körper reflektiert werden. Spezielle Haare am Körper und Schuppen an seinen Flügelmembranen absorbieren einen Großteil der von Fledermäusen emittierten Ultraschallfrequenzen.<ref>Zhiyuan Shen, Thomas R. Neil, Daniel Robert, Bruce W. Drinkwater und Marc W. Holderied: ''Biomechanics of a moth scale at ultrasonic frequencies.'' In: ''PNAS.'' Band 115, Nr. 48, 2018, S. 12200–12205, [[doi:10.1073/pnas.1810025115]].<br /> [https://www.chemistryworld.com/news/moths-draped-in-stealth-acoustic-cloak-evade-bat-sonar/4012807.article ''Moths draped in stealth acoustic cloak evade bat sonar.''] Auf: ''chemistryworld.com'' vom 26. November 2020.</ref><ref>Thomas R. Neil, Zhiyuan Shen, Daniel Robert, Bruce W. Drinkwater und Marc W. Holderied: ''Thoracic scales of moths as a stealth coating against bat biosonar.'' In: ''Journal of the Royal Society Interface.'' Band 17, Nr. 163, 2020, [[doi:10.1098/rsif.2019.0692]].</ref>


=== Der Mechanismus von Antikythera ===
Jene [[Schwebfliegen]], die wie [[w:Echte Wespen|Wespen]] aussehen, verursachen auch Fluggeräusche, die denen der Wespen ähneln. Dies liegt vor allem an einer extrem ähnlichen [[Frequenz]] der Flügelschläge: Bei Schwebfliegen wurden 147 Flügelschläge pro Sekunde nachgewiesen, bei Wespen 150.<ref>Art Wolfe: ''Kunst der Tarnung.'' Frederking & Thaler Verlag, München 2005, S. 10, ISBN 3-89405-656-8.</ref>
[[Datei:NAMA Machine d'Anticythère 1.jpg|mini|Mechanismus von Antikythera ([[Archäologisches Nationalmuseum (Athen)|Nationalmuseum Athen)]]]]
Zu Ostern 1900 wurde von Tauchern aus einem altgriechischen Schiffswrack vor der griechischen Insel Antikythera ein Gegenstand geborgen, welcher sehr kompakt aufgebaut ist und aus zahlreichen Zahnrädern besteht – der [[Mechanismus von Antikythera]]. Das Schiff wird auf die Zeit von 70 v. Chr. datiert. Der Gegenstand wurde aus Bronze hergestellt und war ursprünglich wahrscheinlich von einem Holzgehäuse umgeben. Archäologisch handelt es sich um die älteste erhaltene Zahnradapparatur.


* Interpretation der Prä-Astronautik:
== Weitere Formen der Tarnung ==
:Es stellt sich die Frage, woher die Griechen im 1.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. das Wissen hatten, einen derartigen Mechanismus zu bauen, zumal dieses Wissen nicht überliefert ist und die entsprechende Technik erst mehr als 1300&nbsp;Jahre später erfunden wurde.
[[Datei:Close wing position of Spindasis vulcanus (Fabricius, 1775) – Common Silverline 2.jpg|mini|''Cigaritis vulcanus'' (Indien) mit vermeintlichem Kopfende am Hinterflügel (links). Die dunklen Flecken sowie die Verlängerungen der Außenränder der [[w:Flügel (Schmetterling)|Flügel]] sind deutlicher ausgeprägt als die tatsächlichen Augen und Fühler am Kopf (rechts).]]
 
* Manche Arten der [[Schmetterlinge]] tarnen ihren Kopf (und damit ihre potenzielle Fluchtrichtung) durch eine fühlerartige Verlängerung ihres Hinterleibs.
* Interpretation der Natur- und Geisteswissenschaft:
* Die asiatische [[Lackschildlaus]] ''Tachardia lacca'' besiedelt u.&nbsp;a. Bäume der Gattung [[Feigen|Ficus]]. Sie bohren Blätter an, saugen Saft heraus und scheiden dann ein harziges Sekret aus, das ihren Körper bedeckt und sie so als scheinbaren Teil des Baumes tarnt.
:Es handelt sich um eine Art [[Analogrechner]], mit dem die Bewegungen und die Relationen der damals bekannten Gestirne zueinander berechnet werden konnten. Bemerkenswert ist, dass der Mechanismus ein [[Differentialgetriebe]] enthält, welches nach ursprünglicher Auffassung erst ab dem 13.&nbsp;Jahrhundert bekannt war. Mehrfach wurde die Apparatur wissenschaftlich untersucht, seit 2005 durch ein internationales Gemeinschaftsprojekt. Dabei wurden Schriftzeichen, die in den Zahnrädern eingeritzt waren, entdeckt und teils entschlüsselt. Sie ergaben eine Art Anleitung zur Benutzung des Gerätes. Das Gerät wurde bisher mehrfach rekonstruiert und getestet, allerdings dauern die Untersuchungen noch an. Nach [[Derek de Solla Price]], Washington, der den Mechanismus bereits in den 1950er Jahren untersucht hatte, bedeutet die hohe mechanische und mathematische Komplexität des Gerätes aber nicht, dass der Mechanismus nicht aus der damaligen Zeit stammen könne, sondern dass die meisten modernen Historiker das wissenschaftliche Leistungsvermögen der Antike zu gering einschätzen.
 
=== Die kolumbianischen Goldflieger ===
 
Die [[Kolumbianische Goldflieger|kolumbianischen Goldflieger]] sind mehrere Goldschmuckstücke im [[Tolima-Kultur|Tolima-]] und Quimbaya-Stil, die in kolumbianischen Schachtgräbern gefunden wurden und in die Zeit um 100 bis 1000 n. Chr. datieren. Die Objekte sind nur wenige Zentimeter groß, haben einen torpedoförmigen Rumpf, deltaförmige Seitenflügel und eine senkrechte Heckflosse. Die meisten der Objekte dieser Art werden im „[[Museo del Oro]]“ (Goldmuseum) der Banco de la República in [[Bogotá]] ([[Kolumbien]]) und im [[Übersee-Museum|Überseemuseum Bremen]] aufbewahrt, doch auch in anderen Museen finden sich solche Exemplare (etwa im [[Ethnologisches Museum|Völkerkundemuseum in Berlin-Dahlem]]).
 
* Interpretation der Prä-Astronautik:
:Einzelne Bestandteile der Figuren weisen unnatürliche Formen auf (Deltaflügel, senkrechte Heckflosse). Es handelt sich demnach um Modelle von Flugzeugen, welche von den Einheimischen jener Zeit nach realen Vorbildern gebaut wurden.<ref>so Erich von Däniken: ''Aussaat und Kosmos. Spuren und Pläne außerirdischer Intelligenzen'', 2. Auflage Düsseldorf und Wien 1990, Seite 32; allerdings ohne weitere Quellenangabe</ref>
 
* Interpretation der Natur- und Geisteswissenschaft:
:Es handelt sich um die Nachbildung [[Fliegende Fische|flugfähiger Fische]]. Andererseits kann auch der Meerengel oder [[Engelshai]] in Frage kommen, der anatomisch einige Besonderheiten (z.&nbsp;B. die deltaförmigen Brustflossen) mit den Goldobjekten teilt.<ref>Im Katalog ''El Dorado. Das Gold der Fürstengräber'', Berlin 1994, ISBN 3-496-01114-9 heißt es von den Tolima-Artefakten unter Katalognummer 217: „Anhänger in Form von Mischwesen. Tolima, 100 – 1000 nach Chr.“ Es handelt sich um die Inventarnummern 5580, 6400, 6462 und 6515 des Museo del Oro/Bogotá. Im Katalog ''The Gold of El Dorado'', London 1978, ISBN 0-7230-0226-6 sind sechs Goldartefakte unter der Katalognummer 411 abgebildet mit der Erläuterung: „Set of six pendants, fish-like shapes. Cast Gold. Quimbaya, Qiundío. The Form is found in both Quimbaya and Tolima zones“. Es handelt sich laut Katalog um die Inventarnummer 2907 des Museo del Oro/Bogotá.</ref>
 
* Interpretation der Ingenieurwissenschaft:
:Untersuchungen im Windkanal am ''Aeronautical Institute'', New York lassen nicht unbedingt auf Flugzeuge schließen, da ja neben den Vögeln auch Fische über einen aerodynamischen Aufbau verfügen (müssen), um sich optimal in ihrem Milieu bewegen zu können. Flugfähige Modelle bauten unter anderem Algund Eenboom und der Luftwaffenoffizier Peter Belting (Deutschland), weitere Untersuchungen fanden an der TU Bremen statt.<ref>P. Fiebag, P. Belting, A. Eenboom: ''Flugzeuge der Pharaonen'', Rottenburg, 2004, ISBN 3-930219-80-8</ref>
 
:Ein ähnlich geartetes Beispiel ist der [[Vogel von Sakkara]], Ägypten, aus dem 2.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr.
 
=== Die Grabplatte von Palenque ===
[[Datei:Pacal the Great tomb lid.svg|mini|Zeichnung der Grabplatte von Palenque]]
Die [[Grabplatte von Palenque]] ist ein Sarkophagdeckel aus der Grabkammer des Königs [[K'inich Janaab Pakal I.|Pakal]] unter dem [[Tempel der Inschriften]] in [[Palenque]], [[Mexiko]], welche 1952 entdeckt wurde und aus dem 7.&nbsp;Jahrhundert stammt. Auf dem Deckel ist ein Mann in sitzender Position dargestellt, um den zahlreiche Objekte angeordnet sind. Der Nasenrücken der Person führt nicht unter die vorderen Stirnwülste, sondern zieht über diese in gerader Linie hinweg.
 
* Interpretation der Prä-Astronautik:
:Die halb sitzende, halb liegende Position der Figur lässt auf einen Sitz in einem raketenähnlichen Fluggerät schließen. Die Objekte um sie herum sind Bedienelemente, worauf auch die Haltung der Arme hinweist. Die obere Kopfpartie ist nicht vergleichbar zu heutigen Menschen, sondern lässt eher ein außerirdisches Wesen vermuten. Die Person stellt wahrscheinlich den Gott [[Kukulkan|Kukumatz]] dar.
 
* Interpretation der Natur- und Geisteswissenschaft:
:Die Übersetzung der Hieroglyphen an den Seiten der Platte beschreibt die Reise des bestatteten Königs Pakal in die Unterwelt. Die Darstellung zeigt symbolisch die Funktion Pakals als Mittler zwischen der Unterwelt und der Welt der Lebenden. Zudem dient die Darstellung auf der Grabplatte der politischen Legitimation des Königs, der seine Herrschaft nicht, wie bei den Maya üblich, von seinem Vater, sondern von seiner Mutter ableitete. Ähnlich der ägyptischen Königin [[Hatschepsut]] griff Pakal auf die Religion zurück, um seine Herrschaft zu legitimieren.<ref>{{Literatur |Autor=Rainer Lorenz |Titel=Die Grabplatte von Palenque |Sammelwerk=Mysteria3000 |Band=3. Jahrgang |Nummer=3 |Datum=2002 |ISSN=1619-5752 |Online=[https://mysteria3000.de/magazin/die-grabplatte-von-palenque/ mysteria3000.de] |Abruf=2020-08-01}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Ulrich Magin |url=http://www.benben.de/Palenque5.html |titel=Die Grabplatte von Palenque – Teil&nbsp;V: Die Reise nach Xibalba |werk=benben.de |abruf=2018-12-10}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Klaus Richter |Titel=Die Grabplatte von Palenque |Sammelwerk=Sokar |Nummer=1/2001 |Verlag=Michael Haase |Datum=2001 |ISSN=1438-7956 |Seiten=34–38}}</ref>
 
=== Die Paluxy-River-Fußspuren ===
Bei den [[Paluxy-River-Fußspuren]] handelt es sich um Abdrücke von [[Saurier]]n, deren [[Formation (Geologie)|geologische Formation]], in der sie eingebettet sind, ein Alter von ca. 113 Millionen Jahren aufweist. Beschrieben wurde diese Formation erstmals Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts. Neben den bekannten Zehenabdrücken großer Saurier kommen auch menschenähnliche Abdrücke von Sohlengängern vor.
 
* Interpretation der Prä-Astronautik:
:Die menschenähnlichen Abdrücke beweisen, dass die Menschheit viel älter ist und mit den Sauriern koexistiert hätte. Außerdem seien sie aufgrund ihrer Größe Beweis für das Vorhandensein ehemals extrem großwüchsiger Menschen („Riesen“).<ref>Erich von Däniken: ''Meine Welt in Bildern.'' 1973, ISBN 3-426-03404-2</ref>
* Interpretation der Natur- und Geisteswissenschaft:
:Die ursprüngliche Annahme, Saurier seien generell Zehengänger gewesen, ist widerlegt. Es sind weitere Orte bekannt, an denen ähnliche Spuren existieren. Außerdem erklärte ein Einheimischer, einzelne Spuren in den 1930er Jahren gefälscht zu haben, um sie zu verkaufen.
 
== Rezeption in der Popkultur ==
Einerseits übte die frühe Science-Fiction-Literatur einen starken Einfluss auf die Entstehung der Prä-Astronautik aus, andererseits wirkt diese auch wieder auf die moderne [[Film]]- und [[Literatur]]kultur zurück. Motive treten unter anderem in [[Kurzgeschichte]]n und Romanen, zum Beispiel im [[Cthulhu-Mythos|Cthulhu]]-Zyklus von [[H. P. Lovecraft]], der ''[[Perry Rhodan|Perry-Rhodan]]''-Romanserie, in ''Phainomenon'' von [[H. D. Klein]], in ''[[Shikasta]]'' und dem darauf aufbauenden Zyklus ''Canopus im Argos: Archive'' von [[Doris Lessing]], in ''Das Erbe der Sterne'' inklusive Fortsetzungen von [[James P. Hogan (Schriftsteller)|James P. Hogan]] sowie in ''Als die Götter starben'' von [[Günther Krupkat]] auf. Häufig sind sie auch in [[Science-Fiction-Film]]en (zum Beispiel ''[[2001: Odyssee im Weltraum]]'', ''[[Stargate (Film)|Stargate]]'', ''[[Mission to Mars]]'', ''[[Alien vs. Predator (Film)|Alien vs. Predator]]'', ''[[Transformers (Film)|Transformers]]'', ''[[Prometheus – Dunkle Zeichen|Prometheus]])'' und -Fernsehserien (zum Beispiel ''[[Star Trek]]'', ''[[Stargate – Kommando SG-1|Stargate]]'' und ''[[Kampfstern Galactica]])'' zu finden.<ref>{{Literatur |Autor=Johann Thun |Hrsg=Pawel Walowski |Titel=Besuch der alten Götter. Von H.P. Lovecrafts 'Cthulhu-Mythos' zu Erich von Dänikens 'Prä-Astronautik'. Eine Spurensuche aus literaturwissenschaftlicher Sicht |Sammelwerk=Der (neue) Mensch und seine Welten. Deutschsprachige fantastische Literatur und Science-Fiction |Band= |Nummer= |Auflage=1 |Verlag=Frank & Timme |Ort=Berlin |Datum= |ISBN=978-3-7329-0237-8 |Seiten=47-61}}</ref>
 
== Film und Fernsehen ==
* 1970: ''[[Erinnerungen an die Zukunft (Film)|Erinnerungen an die Zukunft]]''. Verfilmung des [[Erinnerungen an die Zukunft|gleichnamigen Sachbuches]] von Erich von Däniken
* 1993: ''Auf den Spuren der All-Mächtigen''. 25-teilige Serie, ausgestrahlt von Sat.1
* ab 2009: ''[[Ancient Aliens – Unerklärliche Phänomene]]''. Mehrteilige Serie, [[History Channel]], 14.&nbsp;Staffel 2019


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Exopolitik]]
* {{WikipediaDE|Tarnung (Biologie)]]
* [[Exosoziologie]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Axel Ertelt]]: ''Die Heimat der Götter'', Ancient Mail Verlag, zusammen mit Co-Autor Wilfried Briegel, Groß-Gerau, 2013, ISBN 978-3-944198-94-1
* Otto von Frisch: ''1000 Tricks der Tarnung.'' Ravensburger Verlag, Esslingen 1979, ISBN 3-473-39564-1.
* [[Lars A. Fischinger]]: ''Nazca und der "Flughafen der Außerirdischen": Auf der Suche nach dem Mythos vom "UFO-Flugplatz in Peru"''. Ancient Mail Verlag, Groß-Gerau 2020, ISBN 978-3-95652-294-9
* Klaus Lunau: ''Warnen, Tarnen, Täuschen. Mimikry und andere Überlebensstrategien in der Natur.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002, ISBN 3-534-14633-6.
*[[Lars A. Fischinger]]: ''Verbotene Geschichte: Die großen Geheimnisse der Menschheit und was die Wissenschaft uns verschwiegen hat.'' Ansata Verlag, München 2010, ISBN 978-3-7787-7436-6
* Art Wolfe: ''Kunst der Tarnung.'' Frederking & Thaler Verlag, München 2005, ISBN 3-89405-656-8 (Originaltitel: ''Vanishing Act.'' Bulfinch Press, New York) – ein großformatiger, aussagekräftiger Bildband.
*[[Lars A. Fischinger]]: ''Historia Mystica : Rätselhafte Phänomene, dunkle Geheimnisse und das unterdrückte Wissen der Menschheit.'' Ansata Verlag, München 2009, ISBN 978-3-7787-7364-2.
* Peter Kappeler: ''Verhaltensbiologie.'' Springer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-540-24056-X.
*Pia Andersson: ''Ancient Astronauts''. In: James R. Lewis (ed.): ''UFOs and Popular Culture. An Encyclopedia of Contemporary Myth'', Santa Barbara 2000, S. 20–25, ISBN 1-57607-265-7
* Nicolas Benzin: ''Grundlagen der Paläo-SETI. Band I: Der Hypothesenrahmen''. Frankfurt am Main 2006.
* [[Andreas Faber-Kaiser]]: ''Heilige oder Kosmonauten?'' 1977, deutsche Neuauflage Ullstein 1997, ISBN 978-3-548-35704-1
* Andreas Grünschloß: ''Wenn die Götter landen … Religiöse Dimensionen des UFO-Glaubens''. Berlin 2000.
* Ingbert Jüdt: ''Aliens im kulturellen Gedächtnis? Die projektive Rekonstruktion der Vergangenheit im Diskurs der Präastronautik''. In: [[Michael Schetsche]], Martin Engelbrecht (Hrsg.): ''Von Menschen und Außerirdischen. Transterrestrische Begegnungen im Spiegel der Kulturwissenschaft''. transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8394-0855-1, S. 81–103 (abgerufen über [[Verlag Walter de Gruyter|De Gruyter]] Online).
* André Kukuk: ''Die Paläo-SETI-Hypothese als alternative Theorie zur Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Homo sapiens – eine Analyse und Bewertung der Grundlagen, Argumente und Kritikpunkte vor dem Hintergrund heutiger Erkenntnisse der modernen Wissenschaft.'' dissertation.de, Berlin 2006, ISBN 978-3-86624-192-3
* Uwe Neuhold: ''Die Bagdad-Batterie und Hesekiels Raumschiff. Kunst, Wissenschaft, Esoterik – wie aus Archäologie Science Fiction wird'', in: ''[[Das Science Fiction Jahr]] 2010'', herausgegeben von [[Sascha Mamczak]] und [[Wolfgang Jeschke]], Heyne, München 2010, S. 545–602. ISBN 978-3-453-52681-5
* [[Ulrich Magin]]: ''Prä-Astronautik''. In: Gerald L. Eberlein (Hrsg.): ''Kleines Lexikon der Parawissenschaften''. München 1995, ISBN 3-406-39219-9, S. 135–143.
* Markus Pössel: ''Phantastische Wissenschaft. Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar''. Hamburg 2000, ISBN 3-499-60259-8. ([http://www.markuspoessel.de/phantwiss/ Corrigenda, Links und Ergänzungen zum Buch])
* [[Ulrich Dopatka]]: ''Lexikon der Prä-Astronautik''. Econ, München 1982, ISBN 978-3-430-12136-1.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* Christoph Wagenseil: [https://www.remid.de/blog/2012/01/prae-astronautik-religionsgeschichte-als-eine-unheimliche-begegnung-der-dritten-art/ ''Prä-Astronautik: Religionsgeschichte als unheimliche Begegnung der dritten Art.''] Interview mit dem Göttinger Religionswissenschaftler Jonas Richter. In: ''remid.de''. 20. Januar 2012
{{Wiktionary|Tarnung}}
* [https://mysteria3000.de/ Mysteria 3000]
{{Commonscat|Animal camouflage|Tarnung (Biologie)}}
* [https://www.sagenhaftezeiten.com/ Webseite Sagenhafte Zeiten]
* [http://www.starfish.ch/Korallenriff/Aussehen.html#Tarnung Bedeutung der Farbe als Mittel der Tarnung bei Meerestieren.] Auf: ''starfish.ch'', eingesehen am 17. September 2015
* [http://www.arthropods.de/insecta/hymenoptera/sphecidae/ammophilaSabulosa03.htm Tarnung bei Sandwespen.] Auf: ''arthropods.de'', eingesehen am 17. September 2015


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 8. Januar 2021, 17:35 Uhr

Somatolyse: Der Nachtfalter Colostygia aqueata auf hellem Carbonatgestein am Großen Buchstein in den Ostalpen
Somatolyse: Achateule auf Laubblatt

Tarnung, in der Verhaltensbiologie auch als Krypsis (von altgriech. κρύψις krýpsis, deutsch ‚das Verbergen, Sichverbergen‘)[1] bezeichnet, ist bei Tieren der Vorgang oder Zustand, der darauf abzielt, irreführende Signale an ein anderes Lebewesen zu senden. Es ist sowohl der simpelste und effektivste Mechanismus zur Reduzierung des Prädationsrisikos als auch eine mögliche evolutionäre Anpassung von Beutegreifern, die aufgrund ihrer Tarnung von potentiellen Beutetieren weniger leicht wahrgenommen werden. Diese Irreführung kann sich gegen alle Sinnesorgane richten, also zum Beispiel die visuelle Wahrnehmung („das Auge“) täuschen, die auditive Wahrnehmung („das Ohr“) oder die olfaktorische Wahrnehmung („den Geruchssinn“). Als Sonderform der Tarnung können auch bestimmte Mimikry-Varianten aufgefasst werden, bei denen zum Beispiel wohlschmeckende oder wehrlose Arten äußere Merkmale übelschmeckender oder wehrhafter Arten kopieren und sich so gegenüber potenziellen Fressfeinden tarnen.

Wird das visuelle (das äußerlich sichtbare) Erscheinungsbild eines Tieres zur Tarnung genutzt, bezeichnet der Fachmann dieses Aussehen als Tarntracht.

Der Austausch von Signalen ist eine wesentliche Voraussetzung für jegliche Kommunikation und erfordert mindestens einen Sender und einen Empfänger von Signalen. Die Tarnung bei Tieren kann daher beschrieben werden als eine im Verlauf der Stammesgeschichte erworbene Befähigung, zumindest unter bestimmten Umständen nur solche Signale zu senden, die sich in möglichst geringem Maße von den Gegebenheiten unterscheiden, die das Individuum umgeben. Die Tarnung kann sowohl dem Verbergen vor Fressfeinden dienen als auch dem Verbergen vor potenzieller Beute (Angriffstarnung).

Somatolyse

Somatolyse: Löwin in trockenem Steppengras
Zebras in der Serengeti: Die Streifen schützen sie vor Mückenstichen.

Somatolyse (von altgriech. σῶμα sōma, deutsch ‚Körper‘ sowie λύσις, wörtlich also Auflösung des Körpers)[1], beschreibt das Verschmelzen eines Lebewesens mit seiner natürlichen Umgebung durch eine besonders gemusterte und manchmal auch farblich mit der Umgebung abgestimmte Tracht – das Tier wird durch Anpassung an die Struktur und Färbung der Umgebung gewissermaßen unsichtbar.

Diese Form der Tarnung dient meist dazu, natürlichen Feinden zu entgehen oder auch, wie zum Beispiel beim Löwen und bei anderen Großkatzen, von der potenziellen Beute so spät wie möglich entdeckt zu werden. Aus Sicht des beobachtenden Menschen können eine der Somatolyse dienende Musterung oder ein Farbmerkmal statt tarnend sehr auffällig sein und damit kontraproduktiv scheinen. Ein Beispiel hierfür ist das schwarz-weiß gestreifte Zebra. In der Dauerausstellung des Berliner Museums für Naturkunde wird das Entstehen der Fellfärbung wie folgt beschrieben:

„Der Lebensraum der Tsetse-Fliege ist der Tropengürtel Afrikas, südlich der Sahara. Bei der Ausbreitung auf dem afrikanischen Kontinent durchquerten die aus Asien stammenden, dunkel gefärbten Wildpferde dieses Gebiet. Ein Streifenmuster war hier ein selektiver Vorteil, denn die Komplexaugen der vor allem nachtaktiven Fliege konnten die Silhouette der Zebras in der Dunkelheit nicht auflösen. Die Zebra-Streifen dienten der Tarnung vor dem Krankheitsüberträger. Das vor 100 Jahren ausgerottete Quagga hingegen war ein Zebra, dessen Streifenmuster nur auf den Schwanzansatz, den Kopf und den Hals beschränkt war, ohne dass dadurch ein Nachteil entstand. Seine – gestreiften – Vorfahren hatten den Lebensraum der Tsetse-Fliege durchschritten und ihn im Süden wieder verlassen. In ihrem neuen Lebensraum, der Kapprovinz, bot das Streifenmuster keinen selektiven Vorteil mehr und konnte wie beim Quagga aufgegeben werden.“[2]

Decke mit Zebra-Musterung zum Schutz vor Pferdebremsen beim Hauspferd

Bestätigt wurde diese Deutung 2012 und 2014 in zwei Studien.[3][4] 2019 wurde – anhand von Nachbildungen bemalter Menschkörper – weitergehend nachgewiesen, dass Pferdebremsen von braunen Modellen zehnmal mehr angelockt werden als von schwarzen Modellen mit weißen Streifen. Beige bemalte Modelle lockten die Pferdebremsen doppelt so häufig an wie schwarz-weiß gestreifte.[5] Ursache dieser Unterschiede ist offenbar, dass die Streifen bei Bremsen zu erheblichen Irritationen bei der Landung führen und deshalb die Landung häufiger als bei nicht-gestreiften Zielen unterbleibt.[6] Zuvor war vermutet worden, dass sich – zum Beispiel aus dem Blickwinkel einer geduckt am Boden umherstreifenden Löwin – die seitlich vertikalen, an Kopf und Hinterleib eher horizontalen Streifen einer dicht aneinandergedrängt stehenden Herde visuell mit den hochgewachsenen Gräsern und dem Flirren der tagsüber oft erhitzten, bodennahen Luft vereinen und sich so die Konturen des einzelnen Tieres auflösen, was dem Beutegreifer das Fixieren eines bestimmten Tieres erschwert.

Somatolyse: Eisbär mit Jungtieren

Ein bekanntes Beispiel für farblich getarnte Tiere ist ferner der (weiße) Eisbär, der auf der Jagd nach jungen (weißen) Sattelrobben gegenüber potenzieller Beute hervorragend getarnt ist, wie umgekehrt die Robbenbabys in Schnee und Eis aus größerer Entfernung nicht vom Untergrund zu unterscheiden und somit vor allzu raschem Entdecktwerden geschützt sind. Ähnliches gilt für bestimmte Tierläuse aus der Gruppe der Ischnocera: US-Forscher berichteten im Jahr 2010, dass im Gefieder von weiß gefiederten Vögeln eher weißhäutige Läuse, im Gefieder von dunkel gefiederten Vögeln eher dunkelhäutige Läuse nachweisbar sind; offenbar war es das Pickverhalten der sich reinigenden Wirte, das einen Selektionsdruck hin zur Vorherrschaft einer bestimmten Farbvariante bei den Ektoparasiten verursachte.[7] Auch die Schnee-Eule wirkt nur in der Voliere eines Tierparks aufgrund ihres strahlend weißen, mit braunen Flecken gesprenkelten Gefieders recht auffällig. In leicht mit Schnee überdecktem Laub hingegen sitzend, ist sie kaum vor der Umgebung zu unterscheiden.

Eine Forschergruppe der Universität Freiburg berichtete Mitte 2006 über ein Experiment mit teils auffällig gefärbten Schmetterlings-Attrappen, die sie – stets mit toten Mehlwürmern bestückt – an unterschiedlichen Baumstämmen platziert hatten.[8] Nach einer bestimmten Zeit wurde jeweils kontrolliert, ob der Mehlwurm verschwunden war, was als ‚Falter gefressen‘ bewertet wurde. Ergebnis: Am längsten ‚überlebten‘ jene Falter-Attrappen, die an den Flügelrändern gemustert waren; deutlich häufiger verschwanden die Mehlwürmer aus den im Flügelinneren gemusterten Attrappen. Dies galt selbst für blau-rosa gefärbte Attrappen auf einer moosbewachsenen Eiche. Aus ihren Beobachtungen schlossen die Forscher, dass die Auflösung der Körperkonturen durch gefleckte Flügelränder dazu führt, dass die angeborenen Auslösemechanismen der potenziellen Fressfeinde den so getarnten Schmetterling nicht mehr als ‚Beute‘ detektieren, und zwar unabhängig vom Untergrund. Durch Fleckung im Flügelinneren könne sich ein Schmetterling hingegen nur in Abhängigkeit vom passend gefärbten Untergrund tarnen.

Weitere Beispiele
Tarnung durch Somatolyse im Jura:
Zwei fossile Florfliegen
auf einer fossilen Flechte
  • 165 Millionen Jahre alt ist die in der Inneren Mongolei entdeckte fossile Flechte Daohugouthallus ciliiferus, auf der zwei fossile Florfliegen der Gattung Lichenipolystoechotes entdeckt wurde. Die Tiere der 2020 erstmals beschriebenen Arten Lichenipolystoechotes angustimaculatus und Lichenipolystoechotes ramimaculatus weisen der Erstbeschreibung zufolge „bemerkenswerte Flügelmuster auf, die genau der gleichaltigen Flechtenart Daohugouthallus ciliiferus gleichen.“[9]
  • An steinigen Steilhängen der Hengduan-Berge im Südosten des Hochlands von Tibet wächst Fritillaria delavayi, eine Pflanze aus der Gattung Fritillaria, die als Heilmittel in der Traditionellen chinesischen Medizin verwendet wird. Das Abpflücken dieser Pflanzen hat einen hohen, von den Sammlern ausgehenden Selektionsdruck ausgeübt: An jenen Hängen, die regelmäßig von Sammlern aufgesucht werden, gleicht die Färbung der Pflanzen sehr viel genauer dem Untergrund als an Hängen ohne oder nur mit seltenen Sammelaktivitäten, so dass sie für Sammler weniger gut sichtbar sind. In einer 2020 veröffentlichten Studie hieß es, die „kommerzielle Ernte“ habe den Phänotyp dieser Wildpflanzen in „ungeahnter und dramatischer Weise“ verändert.[10]
  • Zitterspinnen können ihr Netz in rasche Schwingungen versetzen, so dass sie aufgrund dieser Bewegungen für einen Fressfeind im Netz nicht mehr sicher lokalisierbar sind.[11]
  • In Strandnähe kann man häufig Fische beobachten, deren Grundfärbung silbrig erscheint, die aber an den Seiten markante, dunkle Streifen – vom Rücken zum Bauch – aufweisen. Bei Sonnenschein kann man im Flachwasser auch als schnorchelnder Laie bemerken, dass die sich am Boden abzeichnenden Schattenwürfe der gewellten Wasseroberfläche vergleichbare Streifenmuster erzeugen. Von der Seite oder von schräg oben betrachtet sind solche Fische schon aus geringer Entfernung kaum von ihrer Umgebung zu unterscheiden.
Somatolyse: Der Rotlichtanteil der Sonnenstrahlen dringt nicht in größere Meerestiefen hinein, die im Hellen rote Farbe dieses Seesterns tarnt ihn dort blau-grau.
  • Viele auffällig rot gefärbte Fische, die man zum Beispiel in Korallenriffen antreffen kann, haben diese auf den ersten Blick auffällige Färbung entwickelt, weil sie so im Dunkeln vor Raubfischen besser geschützt sind: Das Rotlicht wird vom Wasser am stärksten weggefiltert (daher erscheint Wasser in der Tiefe immer bläulich), so dass diese Fische im Dunkeln blau-grau erscheinen.
  • Manche Quallen und Garnelen sind durchscheinend wie Wasser.
  • Nicht minder bekannt sind die grün wie ein Blatt gefärbten Raupen mancher Schmetterlinge.
  • Zu den besonders gut getarnten Vögeln zählen die Rohrdommeln. Ihr Rückengefieder ist überwiegend braun, während ihre Vorderseite blass ist und punktierte, waagrechte Streifen aufweist. Dank dieser somatolytischen Färbung von Hals und Brust sind diese großen Vögel selbst hinter wenigen Schilfhalmen nicht auszumachen. Die tarnende Färbung des Gefieders wird unterstützt durch Verhaltenskomponenten. Rohrdommeln bewegen sich extrem langsam durch das Schilf. Bei Gefahr wenden sie der Gefahrenquelle ihre Vorderseite zu, da diese besser getarnt ist. Ändert die Gefahrenquelle ihren Standpunkt, drehen sich die Rohrdommeln ebenfalls mit. Rohrdommeln nehmen bei Gefahr eine typische starre Körperhaltung ein, bei der der Hals lang gestreckt ist und der Schnabel zum Himmel weist. Diese Position können sie über Stunden einhalten. Bewegt der Wind das Schilf, wiegen sich die Rohrdommeln mit den Windbewegungen mit.[12]
  • Viele Vögel haben gefleckte Eier: Solche Eier heben sich vom Nest weniger stark ab als ungefleckte Eier. Bei der Kohlmeise haben britische Forscher aber zusätzlich nachgewiesen, dass die rötlichen Sprenkel umso dichter sind, je dünner die Eischale ist. Offenbar wirken die rötlichen Farbpigmente wie eine Art zusätzlicher Klebstoff zwischen den Kalkspat-Kristallen der Schale.
  • Die kleinen Regenpfeifer der Gattung Charadrius haben ein kontrastreich gefärbtes Gefieder mit einem weißen und oft auch einem schwarzen Halsband. Dadurch wird bei flüchtigem Hinsehen keine Vogelsilhouette erkannt, sondern Kopf und Rumpf werden als zwei verschiedene Gegenstände (Steine) wahrgenommen.

Industriemelanismus

Unter Melanismus versteht man eine besonders ausgeprägte Einlagerung von dunklen Pigmenten (speziell von Melanin) in die Haut. Beim Birkenspanner trug sich Ende des 19. Jahrhunderts in englischen Industriegebieten ein derart drastischer Wandel des äußeren Erscheinungsbilds zu, dass sich hierfür der Begriff „Industriemelanismus“ einbürgerte.

Die Bezeichnung unterstellt eine Veränderung der Häufigkeitsverteilung von hellen und dunklen Varianten des Schmetterlings als Folge der Luftverschmutzung durch Industriebetriebe. Diese Deutung ist heute jedoch umstritten.

Gegenschattierung: Grauer Riffhai

Gegenschattierung

Im Unterschied zu vielen am Boden lebenden Tieren, die sich auf der Erdoberfläche und damit in einem zweidimensionalen Habitat bewegen, halten sich fliegende Tiere, Wasser- oder Baumbewohner in einem dreidimensionalen Lebensraum auf. Solche Tiere sind Angriffen potenziell nicht nur von den Seiten und von oben ausgesetzt, sondern auch von unten. Der Umstand, dass das Licht stets von oben auf den Körper fällt, lässt eine einheitliche Färbung zum Zwecke der Tarnung nicht zu: Einheitlich dunkle Tiere wären von unten gegen den hellen Himmel gut sichtbar, einheitlich helle Tiere von oben gegen den dunklen Untergrund. Die im Verlauf der Stammesgeschichte unterschiedlicher Gruppen sich mehrmals unabhängig voneinander entwickelte Anpassung ist die Gegen- oder Konterschattierung (engl. countershading). So sind viele Fische bauchseitig wesentlich heller gefärbt als auf ihrer Oberseite und analog nutzen auch viele Vögel und Säugetiere diese Art der Tarnung.

Anpassung an Umgebungshelligkeit

Manche marine Tiere der mittleren Wassertiefe ahmen die Helligkeit der Umgebung nach und geben einen schwachen Schimmer nach unten ab, um ihren Schatten zu verdecken, z. B. der Kleine Schwarze Dornhai (Etmopterus spinax). Hormonell gesteuert können die fein verteilten Leuchtpunkte aktiv durch veränderliche Chromatophoren abgestuft abgeschirmt und sehr präzise an die Umgebungshelligkeit angepasst werden.[13]

Der Zwergtintenfisch Euprymna scolopes bedient sich zur Erzeugung des Lichtschimmers Endosymbionten: In seinem Mantel leben Leuchtbakterien, so dass der Wirt – von unter ihm schwimmenden potentiellen Fressfeinden – kaum noch wahrgenommen werden kann. Dabei kann der Tintenfisch die Lichtmenge aktiv an die Umgebungshelligkeit anpassen, sein Nervensystem nimmt die von den Bakterien erzeugte Helligkeit unmittelbar (also nicht allein über die Augen) wahr.[14]

Farbänderung

Die Fähigkeit zur Änderung der Körperfarbe, um sich der Umgebung so nah wie möglich anzugleichen, ist oft eine Schutzvorrichtung und wurde von den unterschiedlichsten Tierarten unabhängig voneinander entwickelt. Am bekanntesten und geradezu sprichwörtlich geworden für Personen, die es verstehen, sich jeder Umgebung anzupassen, sind die Chamäleons. Chamäleons bewegen sich zudem extrem langsam und schaukeln beim Vorwärtsbewegen vor und zurück, so dass sie im Geäst eines vom Wind bewegten Baumes kaum noch wahrgenommen werden können.

Der Schneehase, der u. a. in Nordeuropa und im Alpenraum lebt, wechselt im Jahresverlauf sein Fell: Im Sommer ist er grau-braun gefärbt, sein Winterfell ist hingegen weiß. Derart markant wechselt im Jahresverlauf auch das Hermelin seine Fellfarbe und das Alpenschneehuhn sein Gefieder.

Viele Kraken und Kalmaren können die Tönung ihrer Haut binnen weniger Sekunden ändern. Der Langarm-Oktopus Macrotritopus defilippi tarnt sich am Meeresboden beispielsweise, indem er Färbung, Körperform und Bewegung des Pfauenbutts Bothus lunatus nachahmt.[15] Auch Sepia officinalis kann sich mit Hilfe gelber, orangeroter und dunkelbrauner Chromatophoren tarnen. Das Tier bewertet mit einem einzigen Rezeptortyp in seinem Auge die Helligkeitskontraste des Untergrunds (bei 492 nm Wellenlänge).[16] Diese Tiere besitzen zudem noch einen weiteren, wirksamen Schutzmechanismus, der ihnen den Spitznamen Tintenfische eintrug: Von einem Fressfeind in die Enge getrieben, können sie eine dunkle Flüssigkeit hinter sich ins Wasser spritzen, die eine so dichte Wolke bildet, dass sie aufgrund dieser Tarnung reelle Chancen auf ein Entkommen haben.

Weitere Beispiele
  • Die Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia) sitzt häufig in den gelben Blüten von Sumpfdotterblumen, gelegentlich aber auch in den weißen Blüten der Echten Zaunwinde und lauert dort Insekten auf. Geschlechtsreife Weibchen können bei Bedarf einen gelben Farbstoff in ihre andernfalls weiße Haut einlagern und diesen auch wieder abbauen. Binnen Stunden können sie sich so umfärben und sind dann auch für das Auge des Menschen in einer entsprechend gefärbten Blüte kaum noch zu entdecken.
  • Auch der zu den sogenannten Anglerfischen gehörende Fühlerfisch Antennarius commersoni verfügt über zwei bis vier Hauptfarbzustände, zwischen denen er teils binnen Sekunden, teils erst im Verlauf von Stunden wechseln kann. Diese Tiere sitzen häufig reglos und farblich angepasst am Boden, durch ihre warzig-beulige Körperoberfläche wie ein bewachsener Fels aussehend. Das einzig Auffällige ist eine Fischimitation, die an einer fädigen Ausstülpung der vordersten Rückenflosse hängt und Raubfische anlockt, die von diesem „lebenden Stein“ dann selbst gefressen werden.
  • Ein weiteres relativ bekanntes Beispiel sind Schollen und andere Plattfische wie der Fasanbutt (Bothus mancus), die Farbe und Zeichnung ihrer Körperoberfläche entsprechend dem Untergrund, auf dem sie liegen, verändern können: Auf Kies sieht ihre Haut fleckiger aus als auf Sand. In ihre Haut sind diverse Farbzellen eingebettet (Chromatophoren), die sich ausdehnen (dann ist ihre Oberfläche groß und farbig), bei Bedarf aber auch zusammenziehen können (ihre Oberfläche ist dann minimal). Die angestrebte Musterung wird letztlich durch die Verteilung unterschiedlicher Farbzell-Typen auf der Haut bewirkt und vom Auge gesteuert.
  • Die Larve (Raupe) des Tomatenschwärmers Manduca quinquemaculata (im englischen Sprachraum: Tomato hornworm) wird auch Tomatenraupe genannt und gilt als bedeutender Fraßschädling. Abhängig von der Umgebungstemperatur, kann sie ihre Farbe ändern: Wenn die Temperatur ständig über 28 Grad Celsius ist, sind die Raupen grün, bei niedrigeren Temperaturen sind die Raupen nahezu schwarz. Dies wird von Wissenschaftlern darauf zurückgeführt, dass bestimmte Hormone bei den jugendlichen Raupen in Abhängigkeit von der Außentemperatur aktiv sind; den biologischen Nutzen deuten sie so: Bei hohen Temperaturen überwiegt der Vorteil der Tarnung, bei niedrigeren Temperaturen (speziell im Herbst) überwiegt der Vorteil einer besseren Absorption von Sonnenwärme in den dann zumindest teilweise bereits vertrocknenden Pflanzen.[17]
  • Mittelamerikanische Rindenwanzen (Aradidae) dunkeln bei Kontakt mit Wasser rasch nach: So behalten sie auch nach einem Gewitterregen die Farbe der Baumrinde, auf der sie sich aufhalten und die bei Regen ebenfalls deutlich dunkler ist als in trockenem Zustand.

Mimese

Mimese: Vietnamesische Stabschrecke (Medauroidea extradentata)
Hauptartikel: Mimese

Nicht ganz sauber abgrenzbar gegen die Somatolyse ist die Mimese, die ebenfalls als eine Form der Tarnung angesehen werden kann. Während unter Somatolyse alle Fälle zu fassen sind, die auf ein Unsichtbar-Werden hinzielen, bleiben Tiere bei Mimese sehr wohl sichtbar, können jedoch aufgrund von Körperfärbung und Körperbau leicht mit Dingen ihrer Umgebung verwechselt werden. Hinsichtlich ihrer Körperfarbe ahmen Tiere bei der Mimese unter Umständen zwar die Umwelt ebenfalls nach, ihre Körperfarbe ist aber, anders als beim Farbwechsel, dauerhaft. Ein Beispiel ist der Brombeer-Blattspanner – er sieht aus wie Vogelkot.

Chemische Tarnung

Ein bekanntes Beispiel sind die Anemonenfische: Sie leben in Seeanemonen, ohne von dieser genesselt zu werden. Dies gelingt ihnen, indem sie von der Seeanemone bestimmte chemische Substanzen als Schutzstoffe übernehmen. Die Seeanemone kann den Fisch dann nicht mehr von ihren eigenen Tentakeln unterscheiden. Wenn man die auf den Schuppen der Fische befindlichen Schutzstoffe im Experiment beseitigt, werden auch die Anemonenfische genesselt.[18]

An der Universität Bayreuth wurde Anfang der 1990er Jahre ein Projekt zum Thema Chemische Tarnung finanziert, in dem es u. a. um die Steigerung des Fortpflanzungserfolgs durch Tarnung ging. Im Projektbericht hieß es hierzu, dass der Fortpflanzungserfolg von Blattlaus-Parasitoiden durch chemische Tarnung optimiert wird, wenn diese Parasiten Blattlauskolonien befallen, die von Ameisen belaufen werden; Ameisen nutzen die süßen Ausscheidungen der Blattläuse als Nahrungsquelle. Hierbei sei von Bedeutung, dass Ameisen räuberische und parasitische Blattlaus-Antagonisten aus der Blattlaus-Kolonie entfernen. Bestimmte Parasitoide sind jedoch durch chemische Tarnung an diese schützenden Tätigkeiten der Ameisen zugunsten der Blattläuse angepasst: Sie werden von den Ameisen also nicht entdeckt und können sich ungestört zu Lasten der Blattläuse entwickeln.[19]

Der Lungenenzian-Ameisenbläuling legt seine Eier vorzugsweise auf Blättern des Lungen-Enzians ab, wo sie sich zu Raupen fortentwickeln. Die Raupen werden von Roten Gartenameisen häufig in deren Kolonien getragen und wie die eigenen Jungtiere versorgt. Dänische Forscher berichteten Anfang 2008, diese Form des Sozialparasitismus beruhe darauf, dass die Schmetterlingsraupen durch chemische Substanzen in ihrer Haut vor einer Enttarnung geschützt werden.[20]

Andere Formen der chemischen Tarnung werden gegen Ameisen angewandt. Viele Wirbellose imitieren die Pheromone, mit denen Ameisen Straßen markieren. Die Ameisen folgen dieser falschen Straße und laufen damit direkt zu ihren Feinden. Einige Spinnentiere, Tausendfüßlerarten und Käfer imitieren speziell die Pheromone der Ameisenlarven. So können sie ungehindert in den Bau zu den Brutkammern eindringen und sich der Larven bedienen.

Akustische Tarnung

Lautäußerungen sind wesentlich schwieriger zu analysieren als visuelle Merkmale, da dies meist – zumal im Freiland – nur mit einem erheblichen technischen Aufwand gelingt. Daher sind eindeutige Befunde bisher rar.[21]

Im Urwald des Amazonasbeckens wurde eine Langschwanzkatze beobachtet, die den Ruf junger Zweifarbentamarine imitierte, worauf erwachsene Zweifarbentamarine sich dem Ort dieser Rufe annäherten. Dies wiederum hatte zur Folge, dass die Wildkatze einen der sich nähernden Krallenaffen zu erbeuten versuchte.[22]

Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Maculinea rebeli) legt seine Eier ausschließlich am Kreuz-Enzian ab. Wenn die aus den Eiern hervorgegangenen Raupen sich am Enzian fettgefressen haben, lassen sie sich zu Boden fallen und riechen dann plötzlich wie Königinnen der Ameisen-Art Myrmica schencki. Daraufhin werden sie von den Ameisen ins Ameisennest getragen und dort gefüttert. Diese chemische Tarnung war schon länger bekannt, britische Forscher haben 2008 zusätzlich die Lautäußerungen der Ameisen und der Raupen analysiert. Sie fanden heraus, dass Schmetterlingsraupen im Ameisennest Laute hervorbringen, die den Lauten der Ameisen-Königinnen sehr ähnlich sind. Wurden den Ameisen-Arbeiterinnen Lautäußerungen ihrer Königin sowie Laute der Raupen vorgespielt, so betrillerten sie in beiden Fällen gleichermaßen den Lautsprecher.[23]

Für Schmetterlinge aus der Familie der Bärenspinner wurde nachgewiesen, dass eine wohlschmeckende Art die Geräusche einer unschmackhaften Art nachahmt und daher beide Arten von Fledermäusen nicht gejagt und gefressen werden.[24]

Bunaea alcinoe, ein afrikanischer Schmetterling aus der Familie der Pfauenspinner, Unterfamilie Saturniinae, verhindert mit Hilfe einer biomechanischen „Tarnkappentechnik“, dass die Ultraschall-Laute jagender Fledermäuse von seinem Körper reflektiert werden. Spezielle Haare am Körper und Schuppen an seinen Flügelmembranen absorbieren einen Großteil der von Fledermäusen emittierten Ultraschallfrequenzen.[25][26]

Jene Schwebfliegen, die wie Wespen aussehen, verursachen auch Fluggeräusche, die denen der Wespen ähneln. Dies liegt vor allem an einer extrem ähnlichen Frequenz der Flügelschläge: Bei Schwebfliegen wurden 147 Flügelschläge pro Sekunde nachgewiesen, bei Wespen 150.[27]

Weitere Formen der Tarnung

Cigaritis vulcanus (Indien) mit vermeintlichem Kopfende am Hinterflügel (links). Die dunklen Flecken sowie die Verlängerungen der Außenränder der Flügel sind deutlicher ausgeprägt als die tatsächlichen Augen und Fühler am Kopf (rechts).
  • Manche Arten der Schmetterlinge tarnen ihren Kopf (und damit ihre potenzielle Fluchtrichtung) durch eine fühlerartige Verlängerung ihres Hinterleibs.
  • Die asiatische Lackschildlaus Tachardia lacca besiedelt u. a. Bäume der Gattung Ficus. Sie bohren Blätter an, saugen Saft heraus und scheiden dann ein harziges Sekret aus, das ihren Körper bedeckt und sie so als scheinbaren Teil des Baumes tarnt.

Siehe auch

  • {{WikipediaDE|Tarnung (Biologie)]]

Literatur

  • Otto von Frisch: 1000 Tricks der Tarnung. Ravensburger Verlag, Esslingen 1979, ISBN 3-473-39564-1.
  • Klaus Lunau: Warnen, Tarnen, Täuschen. Mimikry und andere Überlebensstrategien in der Natur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002, ISBN 3-534-14633-6.
  • Art Wolfe: Kunst der Tarnung. Frederking & Thaler Verlag, München 2005, ISBN 3-89405-656-8 (Originaltitel: Vanishing Act. Bulfinch Press, New York) – ein großformatiger, aussagekräftiger Bildband.
  • Peter Kappeler: Verhaltensbiologie. Springer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-540-24056-X.

Weblinks

 Wiktionary: Tarnung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Tarnung (Biologie) - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1  Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965.
  2. Diese Deutung basiert auf Experimenten des britischen Entomologen Jeffrey Waage, vergl. J. K. Waage: How the zebra got its stripes: biting flies as selective agents in the evolution of zebra colouration. In: Journal of the Entomological Society of South Africa. Band 44, 1981, S. 351–358.
  3. Ádám Egri et al.: Polarotactic tabanids find striped patterns with brightness and/or polarization modulation least attractive: an advantage of zebra stripes. In: Journal of Experimental Biology. Band 215, 2012, S. 736–745, doi:10.1242/jeb.065540
  4. Tim Caro et al.: The function of zebra stripes. In: Nature Communications. Band 5, Artikel-Nr. 3535, 2014, doi:10.1038/ncomms4535
  5. Gábor Horváth, Ádám Pereszlényi, Susanne Åkesson und György Kriska: Striped bodypainting protects against horseflies. In: Royal Society Open Science. Band 6, Nr. 1, 2019, doi:10.1098/rsos.181325
    Body-painting protects against bloodsucking insects. Auf: lunduniversity.lu.se vom 17. Januar 2019
  6. Tim Caro et al.: Benefits of zebra stripes: Behaviour of tabanid flies around zebras and horses. In: PLoS ONE. Band 14, Nr. 2, 2019, e0210831, doi:10.1371/journal.pone.0210831
  7. Sarah E. Bush u. a.: Evolution of Cryptic Coloration in Ectoparasites. In: The American Naturalist. Band 176, S. 2010, S. 529–535, doi:10.1086/656269
  8. H. M. Schäfer und N. Stobbe: Disruptive coloration provides camouflage independent of background matching. In: Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences. Online-Veröffentlichung vom 7. Juli 2006, doi: 10.1098/rspb.2006.3615
  9. Hui Fang, Conrad C. Labandeira, Yiming Ma et al.: Lichen mimesis in mid-Mesozoic lacewings. In: eLife. 2020;9:e59007, doi:10.7554/eLife.59007.
  10. Yang Niu, Martin Stevens und Hang Sun: Commercial Harvesting Has Driven the Evolution of Camouflage in an Alpine Plant. In: Current Biology. Online-Vorabveröffentlichung vom 20. November 2020, doi:10.1016/j.cub.2020.10.078.
    Plant evolves to become less visible to humans. Auf: eurekalert.org vom 20. November 2020.
  11. The long-legged cellar spider. (Memento vom 11. April 2001 im Internet Archive) Auf: mpiz-koeln.mpg.de vom 21. Juli 1999
  12. Christopher McGowan: The Raptor and the Lamb – Predators and Prey in the Living World. Penguin Books, London 1998, S. 100–101, ISBN 0-14-027264-X.
  13. Julien M. Claes, Jérôme Mallefet: The lantern shark’s light switch: turning shallow water crypsis into midwater camouflage. In: Biology Letters. Band 6, Nr. 5, 2010, S. 685–687, doi:10.1098/rsbl.2010.0167
  14. Deyan Tong et al.: Evidence for light perception in a bioluminescent organ. In: PNAS. Band 106, Nr. 24, 2009, S. 9836–9841, doi:10.1073/pnas.0904571106
  15. Roger T. Hanlon et al.: A „Mimic Octopus“ in the Atlantic: Flatfish Mimicry and Camouflage by Macrotritopus defilippi. In: Biological Bulletin. Band 218, 2010, S. 15–24 (Volltext)
  16. Roger Hanlon: Cephalopod dynamic camouflage. In: Current Biology. Band 17, Nr. 11, 2007, S. R400–R404, doi:10.1016/j.cub.2007.03.034 und Volltext
  17. In: Elizabeth Pennisi: Hidden Genetic Variation Yields Caterpillar of a Different Color. In: Science. Band 311, Nr. 5761, 2006, S. 591, doi:10.1126/science.311.5761.591a
  18. Dietrich Schlichter: Produktion oder Übernahme von Schutzstoffen als Ursache des Nesselschutzes von Anemonenfischen? In: Journal of Experimental Marine Biology and Ecology. Band 20, Nr. 1, 1975, S. 49–61, doi:10.1016/0022-0981(75)90101-X
  19. Siehe dazu u. a.: Forschungsbericht der Universität Bayreuth 1992–1994.
  20. David R. Nash u. a.: A Mosaic of Chemical Coevolution in a Large Blue Butterfly. In: Science. Band 319, 2008, S. 88–90, doi:10.1126/science.1149180
  21. Anastasia H. Dalziell et al.: Avian vocal mimicry: a unified conceptual framework. In: Biological Reviews. Band 90, Nr. 2, 2014, S. 643–668, doi:10.1111/brv.12129.
  22. Fabiano de Oliveira Calleia, Fabio Rohe und Marcelo Gordo: Hunting Strategy of the Margay (Leopardus wiedii) to Attract the Wild Pied Tamarin (Saguinus bicolor). In: Neotropical Primates. Band 16, Nr. 1, 2009, S. 32–34, doi:10.1896/044.016.0107 (Volltext frei zugänglich).
    Wildlife Conservation Society finds wild cat mimicking monkey calls. Auf: eurekalert.org vom 8. Juli 2010.
  23. Francesca Barbero, Jeremy A Thomas, Simona Bonelli, Emilio Balletto und Karsten Schönrogge: Queen Ants Make Distinctive Sounds That Are Mimicked by a Butterfly Social Parasite. In: Science. Band 323, 2009, S. 782–785, doi:10.1126/science.1163583.
  24. Jesse R. Barber und William E. Conner: Acoustic mimicry in a predator–prey interaction. In: PNAS. Band 104, Nr. 22, 2007, S. 9331–9334, doi:10.1073/pnas.0703627104, (Volltext (PDF))
  25. Zhiyuan Shen, Thomas R. Neil, Daniel Robert, Bruce W. Drinkwater und Marc W. Holderied: Biomechanics of a moth scale at ultrasonic frequencies. In: PNAS. Band 115, Nr. 48, 2018, S. 12200–12205, doi:10.1073/pnas.1810025115.
    Moths draped in stealth acoustic cloak evade bat sonar. Auf: chemistryworld.com vom 26. November 2020.
  26. Thomas R. Neil, Zhiyuan Shen, Daniel Robert, Bruce W. Drinkwater und Marc W. Holderied: Thoracic scales of moths as a stealth coating against bat biosonar. In: Journal of the Royal Society Interface. Band 17, Nr. 163, 2020, doi:10.1098/rsif.2019.0692.
  27. Art Wolfe: Kunst der Tarnung. Frederking & Thaler Verlag, München 2005, S. 10, ISBN 3-89405-656-8.
Dieser Artikel wurde am 31. März 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.


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