Dorothea Schlegel und Das 2. Siegel: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Dorothea Friederike Schlegel''', geboren als '''Brendel Mendelssohn''' (* [[24. Oktober]] [[1764]] in [[Berlin]]; † [[3. August]] [[1839]] in [[Frankfurt am Main]]<ref>John F. Oppenheimer (Red.) u.&nbsp;a.: ''Lexikon des Judentums.'' 2. Auflage. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh u.&nbsp;a. 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 704.</ref>), seit 1814 auch '''von Schlegel''', war eine [[Literaturkritik]]erin und [[Schriftsteller]]in der [[Romantik]], Lebensgefährtin und spätere Ehefrau von [[Friedrich Schlegel]]. Die Tochter des jüdischen [[Aufklärer (Zeitalter der Aufklärung)|Aufklärers]] [[Moses Mendelssohn]] war eine der prominentesten jüdischen Frauen, die um 1800 zum Christentum übertraten.
[[Kategorie:Das 2. Siegel|!]]
 
== Leben ==
Brendel Mendelssohn wurde am 24. Oktober 1764<ref>Nicht 1763, wie in älteren Schriften und auf ihrem Grabstein angegeben.</ref> als zweite Tochter von Moses und [[Fromet Mendelssohn]] geboren.<ref>So die neuere Literatur; darüber hinaus sind die Lebensdaten ihrer älteren Schwester Sara, 23. Mai 1763 – 15. April 1764, durch Moses Mendelssohns Korrespondenz zum [[Phädon]] dokumentiert.</ref> Mit vierzehn Jahren wurde sie im Jahr 1778 mit dem zehn Jahre älteren Kaufmann [[Simon Veit]] verlobt, den sie am 30. April 1783 im Alter von achtzehn Jahren heiratete. Zwischen 1787 und 1793 bekam sie vier Söhne, von denen zwei überlebten: [[Johannes Veit]] und [[Philipp Veit]], die später zu den Mitbegründern der [[Nazarener (Kunst)|nazarenischen]] Malerschule wurden. Im [[Literarischer Salon|Salon]] ihrer Freundin [[Henriette Herz]] lernte sie im Juli 1797 den jungen [[Friedrich Schlegel]] kennen, der noch im selben Jahr ihr Geliebter wurde. Friedrich Schlegels für damalige Verhältnisse skandalöser Roman ''[[Lucinde]]'' (1799) ist eine ins Programmatische ausgeweitete Darstellung ihrer freizügigen Beziehung.<ref>[http://www.deutschlandradiokultur.de/dorothea-schlegel-erfinderin-der-romantischen-ehe.932.de.html?dram:article_id=301170 „Dorothea Schlegel. Erfinderin der romantischen Ehe“], Kalenderblatt vom 24. Oktober 2014, ''Deutschlandradio Kultur'', abgerufen am 9. November 2014.</ref>
 
Am 11. Januar 1799 ließ sich das Ehepaar Veit durch ein [[Beth Din|Rabbinatsgericht]] scheiden. Brendel Veit erhielt das Sorgerecht für ihren jüngeren Sohn Philipp Veit unter der Bedingung, nicht wieder zu heiraten, sich nicht taufen zu lassen und ihre Kinder nicht zum Übertritt zum Christentum zu bewegen.<ref>Net-Biografie von Hannah Lotte Lund und Lebensdarstellung durch Carola Stern.</ref> Durch die Scheidung verlor sie außerdem die Berechtigung, in Berlin zu leben.<ref>{{Internetquelle |autor=Deborah Hertz |url=https://jwa.org/encyclopedia/article/Schlegel-Dorothea-Mendelssohn |titel=Dorothea Mendelssohn Schlegel |werk=Jewish Women: A Comprehensive Historical Encyclopedia |datum=2009-03-01 |zugriff=2018-08-04}}</ref> Seit der Scheidung nannte sie sich Dorothea, indem sie ihren jüdischen Vornamen ablegte. Sie lebte nun frei und öffentlich mit Friedrich Schlegel zusammen. Sie zog mit ihm, seinem Bruder [[August Wilhelm Schlegel]] und dessen Frau [[Caroline Schelling|Caroline]] nach [[Jena]], um dort, wo sich mit [[Novalis]], [[Ludwig Tieck]] und [[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling|Schelling]] ein Zentrum der literarischen [[Romantik]] etablierte, eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft zu bilden. Dorothea wurde durch die Jenaer Gemeinschaft zum ersten Band des Romans ''[[Florentin (Roman)|Florentin]]'' (1801) angeregt, der anonym unter der Herausgeberschaft Friedrich Schlegels erschien und in dem sie [[Johann Wolfgang Goethe|Goethes]] ''[[Wilhelm Meister]]'' und Tiecks ''[[Franz Sternbalds Wanderungen]]'' nacheiferte.
 
1802 übersiedelte das Paar nach [[Paris]], wo Dorothea 1804 zum [[Protestantismus]] übertrat und die Trauung mit Friedrich Schlegel vollzog. Im selben Jahr zog das Ehepaar nach [[Köln]].  In den folgenden Jahren übersetzte sie verschiedene Werke aus dem Französischen, darunter Erinnerungen wie jene der [[Margarete von Valois]], Rittergeschichten sowie Germaine de Staëls Roman ''Corinna oder Italien'' (vier Bände, 1807), der wiederum unter dem Namen ihres Mannes als Herausgeber und Übersetzer erschien. Schlegel sollte viele Arbeiten seiner Frau sogar in seine Werkausgabe aufnehmen. Dorothea verstand sich auch selbst als Zuarbeiterin ihres Mannes und wünschte sich, „Friedrich sein Geselle zu werden“. In den von Schlegel herausgegebenen Zeitschriften erschienen zudem literaturkritische Arbeiten seiner Frau.
 
1808 wechselte Dorothea, noch in Köln, erneut die Religion, diesmal gemeinsam mit Friedrich Schlegel, indem beide zum [[Katholizismus]] übertraten&nbsp;– wofür Schlegels protestantische Familie, die diesen Religionswechsel missbilligte, sie verantwortlich machte. Die Tochter des prominenten jüdischen Vertreters der [[Aufklärung]] und [[Toleranz]] war nun gemeinsam mit ihrem zweiten Mann davon überzeugt, dass es außerhalb der katholischen Kirche kein Heil gebe, und bemühte sich, unter ihren Freunden und in ihrer Familie [[Proselyt]]en zu werben, worauf sich auch ihre beiden Söhne katholisch taufen ließen. 1808 zog das Paar auch nach [[Wien]], wo Dorothea Schlegel zeitweise Umgang mit [[Rahel Varnhagen von Ense]]&nbsp;– einer alten Freundin aus Berliner Tagen&nbsp;–, [[Wilhelm von Humboldt]] und [[Joseph von Eichendorff]] pflegte. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt in [[Frankfurt am Main]] (1816–1818), wo ihr Mann als österreichischer Diplomat beim [[Bundestag (Deutscher Bund)|Bundestag]] des [[Deutscher Bund|Deutschen Bundes]] tätig war, zog das Paar 1818 nach Rom, wo Dorotheas nazarenisch gesinnte Söhne als Maler arbeiteten. Als ihr Mann 1829 starb, übersiedelte sie nach Frankfurt zu ihrem Sohn Philipp, der dort Direktor des [[Städelsches Kunstinstitut|Städelschen Kunstinstituts]] war.
 
Ihr Grab befindet sich auf dem [[Frankfurter Hauptfriedhof]], im Gewann B, Grabnummer 180.
 
== Ehrungen ==
Nach ihr ist der [[Dorothea-Schlegel-Platz]] in Berlin sowie die Dorothea-Veit-Straße in [[Lobeda|Jena-Lobeda]] benannt.
 
== Werke ==
* Rezension über Werke von [[Basilius von Ramdohr|Ramdohr]], [[Johann Jacob Engel|Engel]] und [[Évariste de Parny|Parny]], von D. (Dorothea) Schlegel, in: ''[[Athenaeum (Schlegel)|Athenaeum]]'', Bd. III, 2. Stück, 1800, S. 238–266.
* ''[[Florentin (Roman)|Florentin]]'', Lübeck und Leipzig 1801. ({{DTAW|veitschlegel_florentin_1801}})
* ''Gespräch über die neueren Romane der Französinnen.'' In: ''[[Europa (Zeitschrift)|Europa]]'' (Zeitschrift, herausgegeben von Friedrich Schlegel).
* ''Geschichte des Zauberers [[Merlin]]'', Leipzig 1804.
 
== Literatur ==
* {{BLKÖ|Schlegel, Dorothea|30|72|72|Text=Verweis}}
* {{ADB|31|372|376|Schlegel, Dorothea|[[Franz Muncker]]|ADB:Schlegel, Dorothea von}}
* [[Bertha Badt-Strauss|Bertha Badt-Strauß]]: ''Moses Mendelssohns Tochter Dorothea''. In: Der Morgen, Jg. 1929/1930, Heft 3 (August 1929), S. 244–248. ([http://www.compactmemory.de/library/seiten.aspx?context=pages&ID_0=15&ID_1=321&ID_2=6537&ID_3=38405 Digitalisat])
* [[Carola Stern]]: ''„Ich möchte mir Flügel wünschen“. Das Leben der Dorothea Schlegel''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg ISBN 3-498-06250-6, als Taschenbuch-Sonderausgabe: 1995 ISBN 3-499-13836-0
* [[Michael Brenner (Historiker)|Michael Brenner]], [[Stefi Jersch-Wenzel]], Michael A.Meyer: ''Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit. Zweiter Band, 1780–1871.'' Beck, München 1996, ISBN 3-406-39703-4, S. 189 f.
* Gisela Horn: ''Mir kann nicht genügen an dieser bedingten Freiheit. Frauen der Jenaer Romantik.'' Jena 2013, ISBN 978-3-00-043496-9.
* {{Literatur
| Autor=[[Julius H. Schoeps]]
| Titel=Dorothea Veit/Schlegel. Ein Leben zwischen Judentum und Christentum
| Verlag=Hentrich & Hentrich Verlag
| Ort=Berlin/Leipzig
| Jahr=2020
| HrsgReihe=[[Hermann Simon (Historiker)|Hermann Simon]]
| Reihe=Jüdische Miniaturen
| BandReihe=250
| ISBN=978-3-95565-388-0
}}
*[[Margarete Susman]]: ''Frauen der Romantik.'' Insel, Frankfurt am Main und Leipzig 1996, ISBN 3-458-33529-3.
* Heike Brandstädter, Katharina Jeorgakopulos: ''Dorothea Schlegel, Florentin. Lektüre eines vergessenen Textes.'' Argument, Hamburg 2001, ISBN 3-88619-284-9.
*[[Elke Steiner]]: ''Die anderen Mendelssohns. Dorothea Schlegel, Arnold Mendelssohn.'' Reprodukt, Berlin 2004, ISBN 3-931377-96-2.
* Christina Ujma: ''Briefe aus der römischen Freiheit. Dorothea Schlegel in Italien.'' In: ''Harmony in Discord. German Writers in the Eighteenth and Nineteenth Centuries.'' Hrsg. v. Laura Martin, Oxford 2001, S. 45–66.
* Christina Ujma: ''Unkonventionelle Italienimpressionen: Katholizismus und christliche Kunst in Dorothea Schlegels römischen Briefen.'' In: Mendelssohn-Studien, Bd. 17 (2011), S. 99–112.
* {{NDB|23|42|43|Schlegel, Dorothea Friederike|Carola Stern|118607979}}
 
== Weblinks ==
{{Commons|Dorothea von Schlegel|Dorothea Schlegel}}
{{Wikisource|Dorothea Schlegel}}
* {{DNB-Portal|118607979}}
* {{DDB|Person|118607979}}
* {{PGDA|schlegld}}
* {{Zeno-Autor|Literatur/M/Schlegel,+Dorothea}}
* [https://archive.org/search.php?query=Dorothea%20Schlegel&and&#91;&#93;=languageSorter%3A%22German%22 Dorothea Schlegel] im Internet Archive
* [http://www.epoche-napoleon.net/werk/herz-h/erinnerungen/ueber-dorothea-schlegel.html Henriette Herz über Dorothea Schlegel]
* http://www.panwitz.net/person/mendel/brendel.htm
* http://www.mendelssohn-gesellschaft.de/
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118607979|LCCN=n/86/55038|VIAF=95307649}}
 
{{SORTIERUNG:Schlegel, Dorothea}}
[[Kategorie:Romantiker]]
[[Kategorie:Aufklärer]]
[[Kategorie:Literaturkritiker]]
[[Kategorie:Schriftsteller (Deutscher)]]
[[Kategorie:Schriftsteller (18. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Schriftsteller (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Romancier]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1764]]
[[Kategorie:Gestorben 1839]]
[[Kategorie:Frau]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 14. Januar 2021, 03:14 Uhr

"3 Als das Lamm das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite Lebewesen rufen: Komm! 4 Da erschien ein anderes Pferd; das war feuerrot. Und der auf ihm saß, wurde ermächtigt, der Erde den Frieden zu nehmen, damit die Menschen sich gegenseitig abschlachteten. Und es wurde ihm ein großes Schwert gegeben." (Einheitsübersetzung, Off: 6,3-4)