Anton Pawlowitsch Tschechow: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. Juni 2018, 22:56 Uhr

Anton Tschechow (um 1903)

Anton Pawlowitsch Tschechow [ˈtʃʲɛxəf] (russisch Антон Павлович Чехов (Audio-Datei / Hörbeispiel Aussprache?/i), wiss. Transliteration Anton Pavlovič Čechov; * 17.jul. / 29. Januar 1860greg. in Taganrog, Russland; † 2.jul. / 15. Juli 1904greg. in Badenweiler, Deutsches Reich) war ein russischer Schriftsteller, Novellist und Dramatiker. Er entstammte einer kleinbürgerlichen südrussischen Familie und war Arzt von Beruf, betrieb Medizin jedoch fast ausschließlich ehrenamtlich. Gleichzeitig schrieb und publizierte er zwischen 1880 und 1903 insgesamt über 600 literarische Werke. International ist Tschechow vor allem als Dramatiker durch seine Theaterstücke wie Drei Schwestern, Die Möwe oder Der Kirschgarten bekannt. Mit der für ihn typischen, wertneutralen und zurückhaltenden Art, Aspekte aus dem Leben und der Denkweise der Menschen in der russischen Provinz darzustellen, gilt Tschechow als einer der bedeutendsten Autoren der russischen Literatur.

Leben

Kindheit und Jugend

Tschechows Geburtshaus in Taganrog

Anton Tschechow wurde am 29. Januar 1860 in der südrussischen Hafenstadt Taganrog am Asowschen Meer geboren. Sein Vater, Pawel Jegorowitsch Tschechow (1825–1898), war Sohn eines ehemaligen leibeigenen Bauern aus dem Gouvernement Woronesch und betrieb als Kaufmann einen kleinen Billigwarenladen in Taganrog. Ebenfalls aus einer ehemals leibeigenen Bauernfamilie stammte Tschechows Mutter, Jewgenija Jakowlewna Tschechowa (geborene Morosowa; 1835–1919). Die Eheleute zogen insgesamt sechs Kinder groß: Neben Anton waren es die Söhne Alexander (1855–1913), Nikolai (1858–1889), Iwan (1861–1922) und Michail (1865–1936) sowie die Tochter Marija (1863–1957).[1]

Der Kaufmannstitel des Vaters konnte nicht über die äußerst bescheidenen Umsätze seines Ladens hinwegtäuschen, was nicht zuletzt an der mangelnden Geschäftstüchtigkeit von Pawel Jegorowitsch lag, aber auch an der allgemein schlechten wirtschaftlichen Situation Taganrogs, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine einstige Bedeutung als Seehafen aufgrund der Versandung der Bucht merklich verloren hatte. Folglich wuchsen die Tschechow-Geschwister in armen und beengten Verhältnissen auf. Die Brüder einschließlich Anton hatten schon früh im Laden auszuhelfen; hinzu kam die strenge Religiosität und die musikalische Begeisterung des von Tschechow später vielfach als despotisch und autoritär beschriebenen Vaters, der seine Söhne zu täglichen Gesangsstunden in einem Kirchenchor zwang. Die Familie lebte zunächst in einem kleinen Haus in der Polizeiskaja uliza („Polizeistraße“) in Taganrog.

Das Gymnasium in Taganrog, auf das Tschechow ging

Trotz der bedrückenden finanziellen Situation legten Tschechows Eltern Wert darauf, ihren Kindern eine solide Allgemeinbildung zu ermöglichen: Mit acht Jahren wurde Anton in die Vorbereitungsklasse des Zweiten Taganroger Jungengymnasiums eingewiesen, das er dann von 1869 bis zum Abschluss 1879 besuchte. Insgesamt zeigte sich Anton dort als eher durchschnittlicher Schüler, der sogar zweimal (nämlich in der dritten und in der fünften Klasse) sitzen geblieben war.[2] Dieser Umstand erscheint jedoch angesichts der systematischen Belastung der Brüder, die in unterrichtsfreier Zeit im Chor singen und in Vaters Laden arbeiten mussten, aber auch angesichts der äußerst autoritären Lehr- und Erziehungsmethoden an den Schulen im Russischen Kaiserreich der damaligen Zeit,[3] als wenig überraschend.

Schon als Gymnasiast zeigte Anton Tschechow, der sonst eher als zurückhaltend und reserviert galt, einen ausgeprägten Humor und viel Interesse an Schauspielerei und Literatur. So erwarb er sich in der Schule wegen seiner satirischen Kommentare und Unarten sowie der Fähigkeit, die Lehrer mit humorvollen Spitznamen zu bezeichnen, den Ruf eines Schelms. In den wenigen freien Stunden, die den Tschechow-Geschwistern zur Verfügung standen, pflegten die Brüder diverse Vorstellungen des Taganroger Stadttheaters zu besuchen und versuchten oft, zu Hause auf einer selbst konstruierten Bühne lustige Amateurstücke zu inszenieren. Ab 1877 war Anton außerdem regelmäßiger Gast in der kurz zuvor eingerichteten öffentlichen Bibliothek in Taganrog.

Familienfoto der Tschechows, 1874. Hintere Reihe v. l. n. r.: Iwan, Anton, Nikolai, Alexander, Mitrofan (Antons Onkel); vordere Reihe v. l. n. r.: Michail, Marija, Vater Pawel, Mutter Jewgenija, Ljudmila (Mitrofans Frau), Georgi (ihr Sohn).

1869 zog die Tschechow-Familie in ein neues Haus in der Monastyrskaja uliza („Klosterstraße“). Der schlecht kalkulierte Hauskauf durch Tschechows Vater und die stetig sinkenden Ladenumsätze verschärften dessen finanzielle Probleme in den nachfolgenden Jahren so sehr, dass er im Frühjahr 1876 mit seinem Laden einen Bankrott anmelden musste. Da dies zur damaligen Zeit eine drohende Inhaftierung bedeutete, blieb Pawel Jegorowitsch nichts anderes übrig, als den Laden aufzugeben und heimlich nach Moskau zu fliehen, wo sich seit Sommer 1875 bereits Alexander und Nikolai aufhielten. Wenige Monate später folgte ihm die Mutter mit den beiden jüngsten Kindern, während Anton und Iwan weiterhin aufs Taganroger Gymnasium zu gehen hatten. Ab dieser Zeit war Anton faktisch auf sich selbst angewiesen, denn die Tschechow-Familie hatte in Moskau zunächst keine regelmäßigen Einkünfte und war bitterer Armut ausgesetzt. Das Haus in Taganrog ging an einen der Gläubiger, Anton mietete dort lediglich eine Ecke zum Wohnen, Iwan fand vorläufig bei einer Tante Unterkunft, bis er im Herbst 1876 ebenfalls nach Moskau fortzog. Anton, der hartnäckig dem Abitur entgegenstrebte, blieb alleine zurück und hielt sich mit Verdiensten aus Nachhilfestunden sowie mit Ausverkauf des verbliebenen elterlichen Hausrats über Wasser; zudem schickte er einen Teil dieser dürftigen Einkünfte seiner Familie nach Moskau.

Jahre später äußerte er sich, mit erkennbarem Bezug auf seine Kindheit und Jugend sowie auf sein ungewollt frühes Erwachsenwerden, in einem Brief an seinen langjährigen Verleger Suworin wie folgt:

„Was die adligen Schriftsteller von der Natur umsonst bekommen haben, das erkaufen sich die Rasnotschinzen [Intellektuelle aus den unteren sozialen Klassen] auf Kosten ihrer Jugend. Schreiben Sie mal eine Erzählung, wie ein junger Mann, Sohn eines Leibeigenen, früher Ladenjunge, Chorsänger, Gymnasiast und Student, erzogen zur Ehrfurcht vor der Rangordnung, zum Küssen von Popenhänden und zur Verehrung fremder Gedanken, der sich für jedes Stück Brot bedankte, der oft geschlagen wurde, der ohne Überschuhe zu den Stunden ging, der sich prügelte, Tiere quälte, der gern bei reichen Verwandten zu Mittag aß, der vor Gott und den Menschen ohne jede Notwendigkeit nur aus dem Bewusstsein seiner Nichtigkeit heuchelte – schreiben Sie, wie dieser junge Mann aus sich tropfenweise den Sklaven herauspresst und wie er eines schönen Morgens aufwacht und fühlt, dass in seinen Adern nicht mehr Sklavenblut, sondern echtes Menschenblut fließt.“[4]

Nach dem Abitur 1879 wurde Tschechow von der Taganroger Stadtverwaltung ein Stipendium von 25 Rubel im Monat bewilligt und er reiste daraufhin gemeinsam mit zwei Schulkameraden nach Moskau, um dort – wie er sich schon lange zuvor vorgenommen hatte – ein Medizinstudium aufzunehmen.

Studium und literarische Anfänge

Tschechows Laufbahn an der Moskauer Lomonossow-Universität, an deren medizinischer Fakultät er sich kurz nach Ankunft in Moskau einschreiben ließ, dauerte von September 1879 bis zum Abschluss im Sommer 1884. Die siebenköpfige Familie Tschechow wechselte in dieser Zeit mehrfach die Wohnung und musste sich insbesondere in den ersten Monaten mit überaus beengten Wohnverhältnissen zufriedengeben, was Anton immense Schwierigkeiten bei der Prüfungsvorbereitung brachte. Diese wurden noch dadurch verschärft, dass er sich schon seit seinen frühen Studienjahren dem Schreiben widmete, das sich angesichts der Armut, in der die Familie leben musste, dann auch als eine wichtige Einnahmequelle erwiesen hatte.

Anton (links) und Nikolai Tschechow, 1882

Die Anfänge Tschechows als Autor gehen auf seine Taganroger Zeit zurück: Bereits als Jugendlicher versuchte er, kurze Miniaturen, Parodien und Anekdoten sowie possenhafte und witzige Geschichten zu schreiben. Über den älteren Bruder Alexander, der zu jener Zeit in Moskau lebte und sich dort ebenfalls als Gelegenheitsautor in humoristischen Zeitungen und Zeitschriften versuchte, schickte Anton einige dieser Miniaturen (von denen keine erhalten ist) an diverse Moskauer Redaktionen, zunächst jedoch ohne Erfolg. Um 1878 verfasste Tschechow erstmals auch ein Bühnenstück, das den Titel Vaterlos erhalten sollte und der von Tschechow hoch verehrten Star-Schauspielerin Marija Jermolowa gewidmet war. Auch dieses Stück fand trotz intensiver nachträglicher Überarbeitungen keinen Zuspruch in Moskau und galt seitdem als vernichtet; erst 1920 wurde es als Manuskript ohne Titel entdeckt und 1923 erstmals veröffentlicht (im Ausland erlangte dieses Stück seither als Platonow Bekanntheit).[5]

Tschechow selbst bezeichnete später in seinen Briefen mehrfach den Zeitraum zwischen 1878 und 1880 als Beginn seiner eigentlichen schriftstellerischen Tätigkeit, konnte allerdings keine genaueren Zeitangaben machen.[6] Die ersten noch heute erhaltenen Tschechowschen Publikationen stammen aus dem Jahr 1880, als es Anton nach etlichen erfolglosen Versuchen schließlich gelang, zehn humoristische Kurzgeschichten und Miniaturen in der Sankt Petersburger Zeitschrift Strekosa (zu deutsch „Libelle“) zu veröffentlichen. 1881 und 1882 folgten ähnliche Publikationen in zahlreichen mehr oder weniger bekannten Humor- und Satireheften, darunter den Zeitschriften Budilnik („Der Wecker“), Sritel („Zuschauer“), Moskwa („Moskau“) und Swet i teni („Licht und Schatten“).

Eine Redaktionssitzung des Budilnik. Tschechow ist als zweiter von links zu sehen. Eine Zeichnung aus dem Jahr 1885

Über die schwierigen Umstände, unter denen Tschechow seine Frühwerke schuf, geben einige Briefe aus der frühen Studienzeit des Autors Aufschluss. So schrieb er im August 1883 in einem Begleitbrief zu Kurzerzählungen für eine Zeitschrift an den Redakteur:

„Ich schreibe unter den übelsten Bedingungen. Vor mir liegt meine nichtliterarische Arbeit, die mir unbarmherzig aufs Gewissen klopft, im Nebenzimmer schreit das kleine Kind eines zu Besuch weilenden Verwandten, in einem anderen Zimmer liest mein Vater der Mutter laut aus dem ‚Versiegelten Engel‘ von Leskow vor […] Mein Bett ist von dem zugereisten Verwandten belegt, der ab und an zu mir kommt und das Gespräch auf die Medizin bringt […] Ich habe das Unglück, Mediziner zu sein, und es gibt kein Individuum, das es nicht für notwendig hielte, sich mit mir über Medizin zu unterhalten […] Eine beispiellose Situation.“[7]

Der halb scherzhafte, selbstironische Ton, den Tschechow in diesem Schreiben anschlägt, ist für den Großteil seiner Briefe sowohl aus der Studienzeit als auch aus den späteren Jahren charakteristisch. Nicht nur die Wohnsituation und allgemein die ärmlichen Verhältnisse erschwerten die Arbeit; hinzu kamen die oft schlechte Zahlungsmoral der Zeitungsredakteure,[8] redaktionelle Vorgaben (bei der Zeitschrift Oskolki („Splitter“) z. B. waren nicht mehr als 100 Zeilen pro Geschichte erlaubt)[9] und nicht zuletzt die staatliche Zensur. Letztere nahm in Russland gerade in den 1880er-Jahren nach der Ermordung des Zaren Alexander II. eine äußerst strenge und oft willkürliche Selektion aller für eine Publikation in der Presse vorgesehenen Texte vor. So scheiterte etwa das erste gedruckte Buch Tschechows, die 1882 angefertigte Erzählungssammlung Schelmerei (russ. Шалость), an der Zensur und gilt seitdem als verschollen.[10]

Obwohl er alle Prüfungen ordentlich ablegte und innerhalb der vorgegebenen fünf Jahre das Arztdiplom erlangte, galt Tschechow als ein eher durchschnittlicher, wenig strebsamer Student. Trotz seiner ausgeprägten Begeisterung für Medizin und die Naturwissenschaften im Allgemeinen – sein Gefallen an den Lehren Darwins etwa betonte Tschechow in einem Brief von 1886,[11] und gegen Ende seines Studiums plante er ernsthaft, eine wissenschaftliche Forschungsarbeit über die Geschichte der Geschlechterordnung in der Natur zu schreiben[12] – blieb die Autorentätigkeit, die im Gegensatz zur Medizin finanziell etwas einbrachte, auch während des Studiums sein Hauptanliegen. Bis zu seiner Zulassung als Arzt im September 1884 gelang es ihm, unter mehreren Pseudonymen (darunter seinem bekanntesten Autorenpseudonym „Antoscha Tschechonté“, wie er zur Schulzeit von einem Lehrer abfällig genannt wurde, ferner Fantasienamen wie „Bruder des Bruders“, „Mensch ohne Milz“ oder „Junger Greis“) insgesamt über 200 Erzählungen, Feuilletons und Humoresken in verschiedenen Zeitschriften zu veröffentlichen. Einige in dieser Zeit geschriebene Erzählungen gehören auch heute noch zu seinen bekanntesten Werken, etwa die satirisch geprägten Kurzgeschichten Der Tod des Beamten, Die Tochter Albions, Der Dicke und der Dünne (alle 1883) oder Ein Chamäleon (1884). Im Sommer 1884 erschien mit den Märchen der Melpomene (russ. Сказки Мельпомены) Tschechows erstes (publiziertes) Buch, eine Sammlung von sechs Erzählungen.

Intensive Schaffensphase (1884–1889)

Im Juni 1884 schloss Tschechow das Medizinstudium ab. Den Sommer verbrachte die Familie in der geräumigen Dienstwohnung des Bruders Iwan in Woskressensk bei Moskau (heute Istra), wo dieser als Lehrer tätig war. Dort nahm Anton Tschechow sogleich die praktische Arzttätigkeit auf: Er empfing Patienten im dortigen Dorfkrankenhaus sowie im Semstwo-Krankenhaus des nahe gelegenen Städtchens Swenigorod, beteiligte sich zudem an gerichtsmedizinischen Untersuchungen und führte Obduktionen durch. Die Arbeit mit den Patienten verrichtete Tschechow dabei faktisch ehrenamtlich, da nur die wenigsten von ihnen in der Lage waren, die Behandlung angemessen zu bezahlen und Tschechow, der seine literarische Tätigkeit anstatt der Arztarbeit als seine Haupteinnahmequelle betrachtete, darüber meist hinwegsah. Dies änderte sich auch in späteren Jahren nicht, als die Tschechow-Familie auf ein eigenes Landgut gezogen war und Anton Tschechow dort Bauern behandelte. Außerhalb der Sommermonate, wenn die Tschechows ihre Moskauer Wohnung nutzten, behandelte Anton gern die zahlreichen Bekannten und Verwandten der Familie. Hierzu schrieb er in einem Brief an seinen Onkel, wiederum im gewohnten ironischen Stil: „Ich behandle noch und noch. Jeden Tag muss ich über einen Rubel für Fahrten mit der Kutsche auslegen. Ich habe viele Freunde, darum auch viele Patienten“, und weiter über die nicht zum Besten stehende Zahlungsmoral der Patienten: „Die Hälfte davon behandle ich umsonst. Die andere zahlt mal fünf, mal drei Rubel pro Krankenbesuch“.[13]

Tschechow 1889

Die Arbeit als Arzt war es aber auch, die Tschechow viel Stoff für seine Erzählungen zu liefern vermochte, und gerade in der zweiten Hälfte der 1880er Jahre schrieb er besonders intensiv: So wurden allein im Jahr 1885 insgesamt 133 Texte von ihm abgedruckt, 1886 waren es 112 und 1887 immerhin 64. Die meisten Erzählungen schrieb Tschechow weiterhin unter Pseudonymen. Dies begann sich erst zu ändern, nachdem Tschechow, der sich mittlerweile einer gewissen Popularität in Literaturkreisen erfreuen konnte (immerhin durfte er seit April 1885 in der renommierten Zeitung Peterburgskaja Gaseta publizieren), im Dezember 1885 auf Einladung der Oskolki-Redaktion erstmals in seinem Leben zu einem Besuch in der Hauptstadt Sankt Petersburg aufgebrochen war. Dort machte er unter anderem Bekanntschaft mit dem einflussreichen Verleger Alexei Suworin, der ihm wenig später eine Zusammenarbeit zu attraktiveren Konditionen anbot. Gleichzeitig lernte Tschechow den damals berühmten Romancier Dmitri Grigorowitsch kennen, der Tschechow ausdrücklich lobte und ihm ein herausragendes Talent bescheinigte.[14] Grigorowitsch, der zu jener Zeit eine hohe Autorität in russischen Literaturkreisen besaß und dessen Meinung Tschechow viel bedeutete, legte ihm einige Monate später in einem Brief nahe,[14] die Pseudonyme abzulegen, und Tschechow folgte allmählich diesem Rat: Ab 1886 arbeitete er mit Suworin eng zusammen und veröffentlichte viele seiner neuen Erzählungen in der von Suworin geführten Zeitung Nowoje wremja („Neue Zeit“), damals einem der auflagenstärksten Blätter landesweit, unter eigenem Namen. Einen Teil seiner neuen Erzählungen publizierte Tschechow auch in der gemäßigt liberalen Monatsschrift Russkaja Mysl („Der russische Gedanke“).

In den Jahren 1885 bis 1887 lebten die Tschechows in den Sommermonaten auf dem Landgut Babkino nahe Woskressensk, das einer befreundeten Familie gehörte. Später hielt Tschechows Bruder Michail in seinen Erinnerungen fest, dass die landschaftliche Schönheit der Umgebung von Babkino, wo es sich hervorragend angeln und Pilze sammeln ließ, maßgebend gewesen sein muss für die Blütezeit des Schaffens von Anton.[8] Insbesondere konnte Tschechow dort etliche Sujets für seine künftigen Werke gewinnen. Dies gilt beispielsweise für Erzählungen wie Die Aalraupe, Der Jäger (beide 1885), Die Hexe (1886) oder Wolodja (1887), deren Handlungen in eine ähnliche Landschaft eingebunden sind. Dabei schrieb Tschechow längst nicht nur humoristische Texte, sondern zunehmend auch Erzählungen, in denen durchaus ernste oder gar dramatische Themen verarbeitet wurden. Vereinzelt wurden – wie es für spätere Tschechow-Werke typisch ist – gesellschaftliche Probleme der russischen Provinz gestaltet. Zu solchen dramatischen Tschechow-Erzählungen der späten 1880er-Jahre gehören Werke wie Anjuta, Die Seelenmesse, Schwere Naturen (alle 1886) oder Typhus (1887).

Weitere Themen lieferte Tschechows Reise in seine Heimat, die er im Frühjahr 1887 unternahm. Er besuchte Verwandte in Taganrog, Nowotscherkassk und anderen südrussischen Orten. Dabei reiste er durch die von Steppe geprägten Landschaften am Don und am Asowschen Meer. Später beklagte er die bedrückende Rückständigkeit und Kulturlosigkeit dieser Region,[15] ließ sich jedoch von der Naturschönheit dieser weitläufigen Ebenen inspirieren. So entstand die 1888 veröffentlichte Novelle Die Steppe, eine mit großer Sprachkraft gestaltete, authentische Landschaftsbeschreibung. Ähnliches gilt für die 1887 erschienene Kurzerzählung Glück.

Reise nach Sachalin

Gegen Ende der 1880er Jahre ließ die literarische Produktivität Tschechows merklich nach. Im Februar 1888 schrieb er in einem Brief: „‚Die Steppe‘ hat mich soviel Saft und Energie gekostet, dass ich mich noch lange nicht wieder an etwas Ernsthaftes werde machen können.“[16] 1888 und 1889 veröffentlichte Tschechow nur knapp zwei Dutzend Erzählungen, Novellen (darunter Der Namenstag und Langweilige Geschichte) und Bühnenstücke (so die beiden Einakter Der Bär und Der Heiratsantrag). Zwar konnte er seine Familie dank zunehmender Popularität und steigender Auflagen aus der Armut befreien, doch die schriftstellerische Arbeit wurde nun durch Redaktion und Korrekturlesen eigener Sammelbände beeinträchtigt. Im Sommer 1889 mieteten die Tschechows ein Landgut nahe der Stadt Sumy in der heutigen Ukraine. Auch dort ging die literarische Arbeit eher schleppend voran. Behindert wurde sie zusätzlich durch den frühen Tod des älteren Bruders Nikolai, der im Juni 1889 an einer schnell fortschreitenden Tuberkulose verstarb.

Sträflinge auf Sachalin. 1880er-Jahre

Die Bekanntschaft mit den Vorlesungsmaterialien seines jüngeren Bruders Michail, der damals Jura studierte, zum Strafrecht und zum Gefängniswesen des Russischen Reichs animierte Tschechow Ende 1889, nach Sibirien und auf die Pazifik-Insel Sachalin im äußersten Fernen Osten Russlands zu reisen, um über die Zwangsarbeit (Katorga) in der als Gefangeneninsel geltenden, extrem abgelegenen Provinz zu berichten. Anfang 1890 studierte er intensiv wissenschaftliche Publikationen über Sachalin und bereitete sich auf die Reise vor, für die er ein halbes Jahr eingeplant hatte. Jegliche Versuche seitens der Angehörigen und Bekannten, ihn von dieser Reise abzuhalten, wies Tschechow zurück. In einem Brief an Suworin etwa äußerte er unter anderem:

„Sie schreiben […], Sachalin sei für niemanden nötig und für niemanden interessant. Ist das richtig? Sachalin kann nutzlos und uninteressant nur für eine Gesellschaft sein, die nicht Tausende von Menschen dorthin verbannt und Millionen dafür ausgibt […] Sachalin ist ein Ort unerträglicher Leiden, deren nur der freie und der abhängige Mensch fähig ist.“[17]

Am 21. April trat Tschechow die Reise an, zunächst mit der Eisenbahn bis Jaroslawl, von dort mit dem Flussdampfer nach Perm und weiter vornehmlich mit Pferdekutschen über den Ural, Westsibirien, Tomsk und Krasnojarsk bis zum Baikalsee und zum Amur-Fluss, von dort wieder per Schiff bis zur Nordküste Sachalins. Insgesamt dauerte die Hinreise knapp drei Monate und führte auf der Strecke zwischen dem Ural und dem Baikalsee oft durch schwer passierbare Gebirgsstraßen oder mit Frühjahrshochwasser überschwemmte Landverbindungen. Die vielen Briefe, die Tschechow während dieser strapaziösen Reise an die Angehörigen und Freunde schickte, dokumentieren diesen Weg. Vielfach bewunderte Tschechow darin die landschaftliche Schönheit Sibiriens und des Fernen Ostens[18] sowie den freien Geist der Einheimischen,[19] beklagte aber auch die dortige Armut und Rückständigkeit.[20]

Literaturmuseum und Tschechow-Büste in Juschno-Sachalinsk

Auf Sachalin hielt sich der Autor drei Monate lang auf, von Juli bis Oktober 1890. Er besichtigte sämtliche Gefängnisse (mit Ausnahme von Anstalten für politische Inhaftierte, zu denen ihm die Inselverwaltung keinen Zutritt gewährte),[21] behandelte nach Möglichkeit die Kranken und erfasste alle Inselbewohner (damals rund 10.000 Menschen)[22] im Rahmen einer Volkszählung. Im September resümierte er über seine Arbeit auf dem nördlichen Teil der Insel:

„Ich weiß nicht, was dabei herauskommt, aber ich habe nicht wenig gearbeitet. Es würde für drei Dissertationen reichen. Ich stand jeden Tag um fünf Uhr früh auf, ging spät zu Bett und war alle Tage von dem Gedanken, dass ich noch nicht viel getan habe, in starke Spannung versetzt […] Nebenbei bemerkt, hatte ich die Geduld, eine Zählung der ganzen Bevölkerung von Sachalin durchzuführen. Ich bereiste alle Siedlungen, besuchte jedes Bauernhaus und sprach mit jedem einzelnen; […] auf Sachalin gibt es keinen Zuchthäusler oder Strafkolonisten, der sich nicht mit mir unterhalten hätte.“[23]

Die Rückreise per Schiff über den Pazifik, den Indischen Ozean, mit einem Zwischenaufenthalt auf Ceylon („Hier, im Paradies, legte ich mehr als hundert Werst mit der Eisenbahn zurück und sah mich an Palmenwäldern und bronzefarbenen Frauen satt“),[24] durch den Sueskanal, über das Mittelmeer und das Schwarze Meer, dauerte gut anderthalb Monate. Seine Eindrücke verarbeitete Tschechow in der Erzählung Gussew (1890), die zum Teil noch auf dem Schiff entstand. Anfang Dezember 1890 kam Tschechow in Moskau an. Die Erlebnisse auf Sachalin, das Tschechow im Nachhinein „die wahre Hölle“ nannte,[25] schrieb er später im 1893 fertiggestellten Sachbuch Die Insel Sachalin[26] nieder, welches auf erschütternde Weise das klägliche Leben von Ausgegrenzten im Zarenreich schildert. Das Buch, in dem unter anderem von Züchtigung der Häftlinge, Korruption und Kinderprostitution als allgegenwärtige Erscheinungen der Katorga die Rede ist, sorgte im Russischen Reich schon kurz nach der Veröffentlichung für Aufsehen und bewirkte, dass das Justizministerium zur Aufklärung der gröbsten Missstände eine Untersuchungskommission nach Sachalin schickte.[22]

Leben in Melichowo (1892–1898)

Um sich vom allgemeinen Trubel auszuruhen, der nach seiner Rückkehr um ihn herum herrschte,[27] unternahm Tschechow im Frühjahr 1891 gemeinsam mit Suworin seine erste Reise ins europäische Ausland und besuchte dabei unter anderem Wien, Venedig (von dem er offenbar besonders entzückt wurde),[28] Florenz, Rom und Paris. Den darauffolgenden Sommer verbrachte die Familie auf einem ihr überlassenen Landgut bei Alexin am mittelrussischen Fluss Oka, wo Tschechow seine Arbeit an dem Buch Die Insel Sachalin fortsetzte. In Briefen beklagte er oftmals die Schwierigkeiten, die ihm das Schreiben des Buches machte, das auch die Zuhilfenahme zahlreicher wissenschaftlicher und statistischer Materialien erforderte.[29] Hinzu kam der sich immer wieder verschlechternde gesundheitliche Zustand Tschechows: Schon im Dezember 1884 hatte sich mit einem ersten Bluthustenanfall seine langjährige Tuberkulose-Erkrankung angekündigt, an der er 1904 sterben sollte. Die Strapazen seiner Reise durch Sibirien beeinträchtigten die gesundheitliche Verfassung Tschechows zusätzlich. Im November 1891 häuften sich die Hustenanfälle und andere Erkältungssymptome, was Tschechow freilich nicht daran hinderte, in jenen Monaten aktiv ehrenamtlich tätig zu sein: So beteiligte er sich am Spendensammeln für die Hungersnot-Opfer im Gebiet Nischni Nowgorod und half vor Ort mit der Verteilung der Spenden mit. Im Frühjahr 1892 folgte ein ähnlicher Einsatz für die ebenfalls von Missernten und Hunger geplagten Bauern des südrussischen Gouvernements Woronesch. Seine Erlebnisse in den Hungersnot-Gebieten, vor allem aber seine Ablehnung der Wohltätigkeit als eine Art Allheilmittel gegen die permanenten sozialen Missstände,[30] verarbeitete er Ende 1891 in der Erzählung Meine Frau.

Tschechow in Melichowo

Das steigende Bedürfnis danach, eine ständige Sommerresidenz zu haben, in der es sich möglichst ungestört arbeiten lasse, veranlasste Tschechow dazu, im Frühjahr 1892 ein Anwesen für sich und seine Familie zu erwerben. Es handelte sich dabei um ein zu jener Zeit völlig verwahrlostes Landgut namens Melichowo nahe dem Ort Lopasnja im Ujesd Serpuchow südlich von Moskau. Im März zog die Familie von ihrer Moskauer Wohnung nach Melichowo. Dort betätigte sich Tschechow wieder als Arzt und behandelte die Bauern von Melichowo, wiederum meist kostenlos. Darüber hinaus koordinierte er dort ehrenamtlich die prophylaktischen sanitären Maßnahmen gegen die drohende Ausbreitung einer Cholera-Epidemie. Auch für sein nächstes größeres Werk, die Novelle Krankenzimmer Nr. 6 (1892), lieferten Tschechow seine Erfahrungen als Mediziner einen Großteil des Materials. Ab 1894 war Tschechow in Melichowo auch in der Dorf-Selbstverwaltung (Semstwo) ehrenamtlich tätig und initiierte später als Schirmherr den Bau mehrerer Volksschulen im Ujesd Serpuchow. Der Bücherei in seiner Heimatstadt Taganrog sowie den Schulen auf Sachalin ließ er mehrmals umfangreiche Büchersammlungen zukommen, die teilweise von Verlagen gespendet, teilweise aber auch auf eigene Kosten angeschafft wurden.

Ehemaliges Landhaus der Tschechows in Melichowo

In den 1890er-Jahren widmete sich Tschechow als Autor verstärkt dem Theater: Noch 1887 sah er die Uraufführung seines ersten größeren Bühnenstücks Iwanow, von 1888 bis 1889 schrieb er außerdem mehrere kurze Einakter sowie mit dem Waldschrat sein nächstes größeres Bühnenwerk, das er 1896 zu Onkel Wanja, heute einem seiner bekanntesten Stücke, überarbeitete. In Melichowo schrieb Tschechow zudem das 1895 fertiggestellte Drama Die Möwe, das bei seiner Erstaufführung im Oktober 1896 in Sankt Petersburg mit Wera Komissarschewskaja in der Hauptrolle zunächst zu einem Misserfolg wurde, später jedoch, als die beiden Regisseure Konstantin Stanislawski und Wladimir Nemirowitsch-Dantschenko es am neu gegründeten Moskauer Kunsttheater inszenierten, eine durchweg positive Resonanz erhielt. Ebenfalls aus der Melichowo-Zeit stammen mehrere bekannte Erzählungen und Novellen Tschechows, darunter Der schwarze Mönch, Rothschilds Geige (beide 1894), Das Haus mit dem Mezzanin (1896) und Die Bauern (1897); in der letzteren machte Tschechow seine eigenen, oft bedrückenden Beobachtungen aus dem Bauernleben im Ujesd Serpuchow zum Handlungsrahmen.

Im März 1897 erlitt Tschechow in Moskau eine besonders heftige Lungenblutung, nach der er für mehrere Wochen in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Es war auch das erste Mal überhaupt, dass sich Tschechow auf seine Tuberkulose-Erkrankung hin untersuchen ließ; vorher hatte er es – obwohl selber Arzt – stets abgelehnt, medizinisch behandelt zu werden.[31] Einige Ärzte empfahlen ihm nunmehr, sich in den Wintermonaten auf der für ihr mildes Klima bekannten Schwarzmeer-Halbinsel Krim oder auch im europäischen Ausland aufzuhalten. Tschechow folgte diesem Rat und reiste im Herbst 1897 für mehrere Monate an die französische Mittelmeerküste. Im September 1898 fuhr er nach Jalta auf der Krim und kaufte dort einen Monat später ein Baugrundstück für ein neues Anwesen. Das Landgut in Melichowo nutzte die Tschechow-Familie nach dem 1898 erfolgten Tod des Vaters Pawel Jegorowitsch immer weniger und verkaufte es schließlich im Sommer 1899. Tschechow selbst unterschrieb Anfang 1899 einen neuen Vertrag mit dem deutschstämmigen Verleger Adolf Marx, der ihm für 75.000 Rubel[32] die Rechte an seinen Werken (mit Ausnahme der Theaterstücke) abkaufte. Von diesem Geld ließ er ein kleines Haus auf dem erworbenen Grundstück in der Nähe von Jalta bauen. Dorthin zog Tschechow im Spätsommer 1899.

Rückzug auf die Krim, letzte Jahre

Anton Tschechow mit Olga Knipper kurz nach der Hochzeit 1901

Auch wenn Tschechow in Jalta Bekanntschaft mit einer Vielzahl zeitgenössischer Autoren machen konnte, mit denen ihn später auch Freundschaft verband – darunter war auch der revolutionär gesinnte Schriftsteller Maxim Gorki – und er sich auch dort für wohltätige Zwecke einsetzte, beklagte er zunehmend die öde und provinzielle Atmosphäre Jaltas, die mit dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben Moskaus und Petersburgs nicht zu vergleichen war. So schrieb er unter anderem im Januar 1899, noch vor dem Umzug in das neu erbaute Haus, einem seiner ehemaligen Mitschüler: „Nun ist es schon eine Woche, dass es in Jalta ununterbrochen regnet, und ich möchte vor Langeweile um Hilfe rufen. Wieviel verliere ich, weil ich hier lebe!“[33] Um der bedrückenden Trostlosigkeit des provinziellen Lebens etwas entgegenzusteuern, las Tschechow regelmäßig Moskauer und Petersburger Nachrichtenblätter und verfolgte mit zunehmendem Interesse auch die Studentenproteste und politische Unruhen in der Hauptstadt, die sich als erste Anzeichen der aufkommenden Revolution über das ganze Land ausbreiteten. Trotz seines sich immer wieder verschlechternden gesundheitlichen Zustands zog es Tschechow zum wiederholten Male nach Moskau, so auch im September 1898, als er den Proben einer Neuinszenierung der Möwe im Moskauer Kunsttheater beiwohnte. Dort lernte er unter anderem die Schauspielerin Olga Knipper (1868–1959) kennen, die auch später oftmals die Titelrolle in seinen Stücken auf der Bühne des Kunsttheaters gespielt hatte.

Tschechow im Alter von 42 Jahren. Ein Aquarell von Walentin Serow

Tschechow und Olga Knipper trafen sich später wiederholte Male in Moskau wie auch auf der Krim, wo die Truppe des Kunsttheaters im Frühjahr 1900 ein Gastspielprogramm absolvierte. Der Autor, der Frauen bis dahin nur von kurzzeitigen Beziehungen kannte,[34] fand in Knipper offenbar seine große Liebe, worüber ein reichhaltiger, seit ihren ersten Treffen nahezu ununterbrochener Briefwechsel zwischen den beiden Aufschluss gibt. Im Mai 1901 heirateten sie schließlich in Moskau; da Tschechow eine pompöse Hochzeitsfeier scheute,[35] wurde die Trauung heimlich und ohne vorherige Unterrichtung der Angehörigen durchgeführt. Die Ehe blieb wegen einer von Knipper im selben Jahr erlittenen Fehlgeburt kinderlos. Auch konnten sich Tschechow und Knipper aufgrund der Tatsache, dass er gesundheitsbedingt auf der Krim leben musste und sie als Schauspielerin in Moskau tätig war, nur selten sehen (bezeichnend in diesem Zusammenhang ist ein Brief Tschechows an Knipper, wo der Autor entgegen seiner Gewohnheit, die eigenen Sorgen seinen Mitmenschen gegenüber zu untertreiben, durchaus erkennen lässt, wie ernsthaft es um seine Gesundheit bestellt war: „[…] ich weiß nicht, was ich Dir sagen soll, außer dem einen, was ich Dir schon 10.000-mal gesagt habe und Dir, wahrscheinlich, noch lange sagen werde, nämlich dass ich Dich liebe – und weiter nichts. Wenn wir jetzt nicht zusammen sind, so sind daran nicht Du und nicht ich schuld, sondern der Dämon, der mir Bazillen eingehaucht hat und Dir die Liebe zur Kunst“).[36]

Auf der Krim schrieb Tschechow indes zwei weitere größere Theaterstücke, nämlich Drei Schwestern (1900) und Der Kirschgarten (1903), ebenfalls im Jaltaer Haus entstanden auch Erzählungen wie Seelchen (1898), In der Schlucht, Die Dame mit dem Hündchen (beide 1899) und Der Bischof (1902). Generell ging die literarische Arbeit in Jalta jedoch eher mühsam voran. Im Zeitraum von 1899 bis 1902 musste Tschechow vorrangig an der Zusammenstellung einer Sammlung seines Werks für den Marxschen Verlag arbeiten. Von den vielen Besuchern auf seiner Datsche fühlte er sich zunehmend belästigt,[37] hinzu kamen die immer öfter auftretenden Hustenanfälle, Schweißausbrüche und Atembeschwerden. Tschechow versuchte weitgehend erfolglos, seine fortschreitende Tuberkuloseerkrankung mit Hilfe von Auslandsreisen abzumildern – so hielt er sich in den Wintern 1897/98 und 1900/1901 jeweils längere Zeit in Nizza auf – und auch der gemeinsame Aufenthalt mit Olga Knipper in einer Kumys-Kurstätte bei Ufa gleich nach ihrer Hochzeit vermochte die zur damaligen Zeit als unheilbar geltende Krankheit nicht zu stoppen. Der letzte öffentliche Auftritt Tschechows, während dessen er bereits von der Krankheit sichtlich gezeichnet war, war eine Autorenehrung im Moskauer Kunsttheater anlässlich der Premiere seines letzten Stücks Der Kirschgarten im Januar 1904 an seinem 44. Geburtstag. Die letzte von Tschechow geschriebene Erzählung, Die Braut, wurde noch im Frühjahr 1903 fertiggestellt.

Gedenkstätte am Anton-Tschechow-Platz in Badenweiler, mit Gedenktafel am ehemaligen Hotel Sommer (heute Rehabilitationsklinik Park-Therme), wo Tschechow 1904 starb

Anfang Juni 1904 ging Tschechow mit seiner Frau nach Deutschland, um sich abermals behandeln zu lassen. Nach einem Kurzaufenthalt in Berlin fuhren die beiden in den Schwarzwald-Kurort Badenweiler, wie es Tschechow ein deutschstämmiger Moskauer Arzt empfohlen hatte. Tschechow schrieb von dort nach Moskau etliche Briefe, in denen er unter anderem das ordnungserfüllte und wohlhabende, jedoch oft langweilige und „untalentierte“ Leben der Deutschen schilderte.[38] Nach einer zeitweisen Verbesserung seines Wohlbefindens erlitt Tschechow Mitte Juli mehrere Herzschwächeanfälle, von denen der letzte in der Nacht auf den 15. Juli schließlich zum Tod führte. Olga Knipper beschrieb später in ihren Memoiren Tschechows letzte Minuten wie folgt:

„Kurz nach Mitternacht wachte er auf und bat erstmals in seinem Leben selbst darum, einen Arzt zu holen […] Es kam der Doktor, verfügte, ein Glas Champagner zu bringen. Anton Pawlowitsch setzte sich auf und sagte irgendwie bedeutungsvoll, laut zu dem Arzt auf deutsch (er konnte nur sehr wenig Deutsch!): ‚Ich sterbe…‘ Dann nahm er das Glas, wandte sich zu mir, […] sagte: ‚Lange keinen Champagner mehr getrunken …‘, trank [das Glas] in aller Ruhe aus, legte sich still auf die linke Seite und war bald für immer verstummt.“[39]

Tschechow wurde per Eisenbahn nach Moskau überführt und am 22. Juli 1904 unter großer Anteilnahme auf dem Neujungfrauenkloster-Friedhof (Abschnitt 2) neben seinem Vater beigesetzt.

Das Werk

Charakterisierung

Im Laufe seiner knapp fünfundzwanzigjährigen Schriftstellerlaufbahn veröffentlichte Tschechow mehrere Hundert Erzählungen, Kurzgeschichten und Feuilletons sowie über ein Dutzend Theaterstücke. Viele der frühen Werke vom Anfang der 1880er-Jahre – vornehmlich Kurzerzählungen, scherzhafte Miniaturen, Parodien und Ähnliches – sind von Tschechows charakteristischem witzigen (manchmal, wie im Tod des Beamten (1883), auch betont satirischen) Stil geprägt, während seine reifen Werke mehrheitlich dem Realismus zuzuordnen sind, wozu die wissenschaftlichen Kenntnisse Tschechows aus seinem Studium und die medizinische Erfahrung als Dorfarzt bedeutend beitrugen.

Ein Originalmanuskript Tschechows

Die meisten seiner wichtigen Erzählungen drehen sich um das Leben der Kleinbürger in Russland des ausgehenden 19. Jahrhunderts, um die Sünde, das Böse, den Verfall des geistigen Lebens und der Gesellschaft. Die Handlung, die nicht selten ein offenes Ende hat, ist typischerweise in eine mittel- oder südrussische Landschaft oder in eine kleinstädtische, provinzielle Umgebung eingebunden. Viele solcher Erzählungen lesen sich als tiefer, müder Seufzer. Die 1893 veröffentlichte Novelle Krankenzimmer Nr. 6 etwa, die am Beispiel der geschlossenen Psychiatrie-Abteilung eines heruntergekommenen Provinzkrankenhauses (eine der typischen Situationen, wo Tschechow seine eigenen Erfahrungen als Arzt verarbeiten konnte) ein besonders düsteres Bild aus dem russischen Leben zeichnet, rechnet gnadenlos mit der Passivität und der bedingungslosen („stoischen“) Anpassung an offensichtliche soziale Missstände ab. In einigen seiner Werke, wie den ebenfalls äußerst bedrückenden Erzählungen Wolodja (1887), Schlafen! (1888) oder Typhus (1887), zeigt sich Tschechow zudem als brillanter Psychologe, dem es gelingt, auf eine ebenso knappe, unmissverständliche Art und Weise das Denken und Handeln von Menschen zu schildern, die sich gerade ungewollt mit einer kritischen Situation konfrontiert sehen.

Psychologisch konstruiert ist auch die von Thomas Mann später besonders gepriesene[40] Novelle Langweilige Geschichte (1889), deren Ich-Erzähler, ein alternder Medizinprofessor, im Angesicht des Todes zum Schluss kommt, wie sinnlos sein vermeintlich erfülltes Leben, dem „eine allgemeine Idee“ fehlt, letztlich war und wie verlogen das von Anpassung und Mitläufertum geprägte Verhalten seiner Angehörigen und der anderen Mitmenschen ist. Ähnliche gedankliche Züge über den Sinn des Daseins und die subjektive Sicht des Glücks – jeweils aus Sicht sehr verschiedenartiger Figuren – lassen sich auch aus der 1898 entstandenen Trilogie Der Mann im Futteral, Die Stachelbeeren und Von der Liebe sowie aus der melancholischen Momentaufnahme der Erzählung Glück (1887) herauslesen. Die verbreitete Ansicht, Tschechow habe mit solchen Erzählungen die Passivität des Gesellschaftslebens des zaristischen Russlands kritisiert, stimmt indes nur bedingt, denn Tschechow hat seine Leser nie belehrt – er zog es immer vor, die höchst individualisierten Charaktere samt ihren spezifischen Problemen in seinen Werken vorzuzeigen, ohne ihr Handeln explizit zu bewerten oder zu kritisieren. Exemplarisch für diese Maxime ist das folgende Briefzitat Tschechows aus dem Jahr 1888: „Ich glaube nicht, dass Schriftsteller solche Fragen wie Pessimismus, Gott usw. klären sollten. Sache des Schriftstellers ist es darzustellen, wer, wie und unter welchen Umständen über Gott und den Pessimismus gesprochen oder gedacht hat. Der Künstler soll nicht Richter seiner Personen und ihrer Gespräche sein, sondern nur ein leidenschaftsloser Zeuge. Beurteilen werden es die Geschworenen, das heißt die Leser. Meine Sache ist nur, Talent zu haben, das heißt die Fähigkeit zu besitzen, die wichtigen Äußerungen von den unwichtigen zu unterscheiden, Figuren zu beleuchten und ihre Sprache zu sprechen.“[41] Diese neutrale, distanzierte Beobachtersicht, die für das Werk Tschechows typisch ist, hielt den Autor freilich nicht davon ab, der Handlung etlicher Erzählungen gewisse autobiografische Elemente beizufügen. So wurden in der Steppe (1888) einige Kindheitserinnerungen an Reisen durch südrussische und ukrainische Landschaften verarbeitet, in der Novelle Drei Jahre (1894) ist die bedrückende Atmosphäre des väterlichen Taganroger Ramschladens ebenfalls authentisch wiedergegeben, und in Ariadna (1895) lässt sich in dem Ich-Erzähler ebenfalls Tschechow selbst auf einer Schiffsreise auf die Krim erkennen. In einem seiner längsten Werke, dem Kurzroman Das Duell (1891), lässt Tschechow in einer der Hauptfiguren einen gewaltverherrlichenden und am Handlungsende letztlich gescheiterten Sozialdarwinisten zu Wort kommen[42] und knüpft damit an sein eigenes Interesse für die Darwinschen Lehren zur Studienzeit an.

Der Erzählerstil Tschechows beschränkte sich freilich bei weitem nicht auf angedeutete Gesellschaftskritik jeglicher Art oder psychologische Erforschung der seelischen Abgründe des Menschen. Die Palette an Sujets, deren sich Tschechow in seinem Schaffen bediente, ist sehr breit und reicht von leicht bekömmlichen, fröhlichen Situationskomik-Geschichten (Vater werden ist nicht schwer (1887), Die Aalraupe (1885), Drama (1887) u. a.) oder sogar an Kinder gerichteten Tiergeschichten (Kaschtanka (1887), Bleßkopf (1895)) über desillusionierte Beobachtungen aus dem russischen Bauern- oder Kleinbürger-Alltag in Zeiten des aufkommenden Kapitalismus (Bauern (1897), Das neue Landhaus (1898), In der Schlucht (1899)) bis hin zur unmittelbaren Auseinandersetzung mit dem Tod und der allgemeinen Vergänglichkeit des Menschen (Gram (1886), Gussew (1890), Der Bischof (1902)). In einer seiner international bekanntesten Erzählungen, der Dame mit dem Hündchen (1899), die Tschechow in Jalta schrieb und deren Handlung in die dortige Landschaft eingebunden ist, zeigte sich Tschechow in exemplarischer Weise als Lyriker, der zugleich diese simple Liebesgeschichte zweier verheirateter Menschen in ein Drama mit offenem Schluss verwandelt, das dessen beide Hauptfiguren an der sinnlosen Kleinlichkeit des gesellschaftlichen Daseins immer wieder scheitern lässt – eine Anknüpfung an seine eigene große Liebe, deren volles Ausleben Tschechow ob solcher „Alltäglichkeit“ (in seinem Fall: Krankheit) ja ebenfalls verwehrt blieb. Eine Reihe seiner Werke lassen den Leser indes einen überaus optimistischen Tschechow vermuten, der trotz aller Missstände und Rückschläge das Glauben an das Gute im Menschen und vor allem an den Fortschritt, an ein künftiges besseres Leben, nicht verloren hat. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang etwa die durch ihren krassen Stimmungsumschwung auffallende Miniatur Der Student (1894), die tiefsinnig-philosophische Novelle Der schwarze Mönch (1893) oder der mit prägenden Landschaftsaufnahmen gefüllte Kurzroman Die Steppe, die alle wie eine rauschende Huldigung an die Welt und das Menschengeschlecht wirken.

Unabhängig vom jeweiligen Sujet bzw. der Stimmung ist jedoch allen Werken Tschechows die Besonderheit gemein, dass im Mittelpunkt der Handlung generell der Mensch steht, dessen Handlungs- und Denkweisen – egal ob sie einem seltsam, lächerlich, traurig oder sonstwie vorkommen – der Autor stets als unvoreingenommener Beobachter darzustellen sucht.[43] Diese Bevorzugung der Persönlichkeit der Charaktere vor der Handlung zusammen mit der deutlichen Sparsamkeit an Erzählstrategien („Die Kürze ist die Schwester des Talents“,[44] so Tschechow selbst), ferner Tschechows impressionistische Neigung zu den besonderen Ansichtspunkten („Ich habe noch nie unmittelbar nach der Natur geschrieben. Ich muss das Thema erst durch mein Gedächtnis filtern, bis unten im Sieb nur noch das hängenbleibt, was wichtig und typisch ist“)[45] und der Verzicht auf die traditionellen Intrigen zählen zu seinen wichtigsten Innovationen, die seinen Stil in erheblichem Maße von dem der anderen renommierten russischen Autoren jener Zeit abheben lassen. Die in jeder Tschechowschen Erzählung vorzufindende realistische Darstellungsweise des Menschen einer jeden sozialen Schicht lässt das Gesamtwerk Tschechows wie eine überaus wahrheitsgetreue Dokumentation des russischen gesellschaftlichen Lebens des ausgehenden 19. Jahrhunderts erscheinen.[46]

Titelblatt der ersten Buchausgabe (1901) der Drei Schwestern

In seinen Theaterstücken – von denen fast alle nach 1885 entstanden, als Tschechows literarischer Stil längst über seine rein humoristische Komponente hinaus gereift war – behielt Tschechow seine in den Erzählungen entwickelte Methode objektiver Beschreibung weitgehend bei. Zusätzlich zeichnen sich die Stücke dadurch aus, dass sie vornehmlich eine tragikomische Sicht auf die Banalität des Provinzlebens und die Vergänglichkeit des russischen Kleinadels zeigen sollen. Die meisten der dort handelnden Personen sind anständig und sensibel; sie träumen davon, ihr Leben zu verbessern, meistens jedoch vergeblich, wegen des Gefühls der Hilf- und Nutzlosigkeit, des übertriebenen Selbstmitleids und daraus folgend der fehlenden Energie und Willensstärke. Zwar lässt der Autor immer wieder andeuten, dass es einen Ausweg aus dieser Apathie gibt, nämlich in konsequenter Arbeit und nützlicher praktischer Tätigkeit, jedoch erweisen sich die Figuren meist als unfähig oder gar als nicht willens, etwas wirklich zu bewegen, was sich als ursächlich für ebendiese Vergänglichkeit, die zunehmende geistige Abstumpfung jener eigentlich intelligenten Menschen, erweist.

Eine Besonderheit des Wirkens Tschechows als Dramatiker ist auch, dass er die meisten seiner Bühnenstücke als „Komödien“ bezeichnete, obwohl ihre Handlung – wenn man von den eher simpel gestrickten Einaktern wie Der Bär oder Der Heiratsantrag absieht – nicht als komisch oder lustig im eigentlichen Sinne zu bezeichnen ist. Dieser Umstand erzeugte zu Tschechows Lebzeiten oft Unverständnis nicht nur beim Publikum, sondern auch bei Theaterregisseuren, die an der Inszenierung seiner Stücke arbeiteten. Erst Jahrzehnte nach dem Tod Tschechows begriff man mehrheitlich, dass es vor allem die Protagonisten der Stücke waren, aus deren Verhalten das vermeintlich „Komische“ folgen sollte, nämlich ihre gefühlte Hilflosigkeit und allgemein ihr gestörtes Verhältnis zur Realität, infolgedessen ihre Emotionen, Handlungen und vor allem ihre Unterlassungen – so zumindest die Intention des Autors – unfreiwillig komisch wirken.[47] Dieses Missverstehen des Tschechowschen Anliegens war auch maßgebend schuld an dem Misserfolg des Stücks Die Möwe bei dessen Erstaufführung im Oktober 1896. Die bekanntesten Theaterstücke Tschechows sind neben der Möwe der Vierakter Onkel Wanja, das Drama Drei Schwestern sowie Tschechows letztes Werk überhaupt, die Komödie Der Kirschgarten. Alle diese Stücke weisen unterschiedliche Handlungsverläufe auf, gleichwohl haben sie in ihrem Aufbau viele Gemeinsamkeiten: Stets spielt sich die Handlung in der russischen Provinz um die Jahrhundertwende ab, die Figuren sind Kleinadlige, sie scheitern letztlich auf die eine oder andere Weise an ihrer Passivität und ihrem entstellten Realitätssinn, jedoch schleicht sich in die Handlung immer wieder auch eine Note des Optimismus und des Glaubens an eine bessere Zukunft ein (wie die von Sehnsucht erfüllte Formel „Nach Moskau!“, die sich paradigmatisch durch die gesamte Handlung der Drei Schwestern hinzieht, oder Petja Trofimows Schlusssatz „Willkommen, neues Leben!“ in der Abschiedsszene des Kirschgartens).

Tschechow, der nie einen längeren Roman schrieb (auch wenn er Ende der 1880er-Jahre diese Absicht immer wieder äußerte),[48] übte in seiner knappen, zurückhaltenden und wertfreien Erzählweise einen immensen Einfluss auf die Formung der modernen Novelle und des Schauspiels aus. Auch heute wird Tschechow daher als früher Meister der Kurzgeschichte betrachtet.

Rezeption

Viele von Tschechows späten Werken wurden noch zu Lebzeiten des Autors ins deutsche und in weitere Sprachen übersetzt und erhielten schnell internationale Resonanz. Während Tschechow im deutschsprachigen Raum, wo die russische Literatur traditionell vor allem mit Romanciers wie Tolstoi oder Dostojewski assoziiert wird, eher durch seine Bühnenwerke bekannt wurde,[49] konnte sich sein episches Werk besonders im angelsächsischen Sprachraum seit dem frühen 20. Jahrhundert einer hohen Popularität erfreuen, da es dort mit seiner charakteristischen sparsamen Erzählweise in Form von Kurzgeschichten auf eine bereits vorhandene Tradition der Short Story, eingeleitet von Autoren wie Edgar Allan Poe, traf.[50]

Szene aus Onkel Wanja, 1945 (mit Paul Bildt u. a.)

Zu den bekanntesten deutschsprachigen Auflagen gehören Werkausgaben Tschechows vom DDR-Verlag Rütten & Loening sowie vom Schweizer Diogenes Verlag. Letzterer plant gegenwärtig eine erste vollständige Werkausgabe auf Deutsch, die vom Berliner Autor und Übersetzer Peter Urban erarbeitet wird.[51] Im deutschsprachigen Raum werden Tschechows Stücke bis heute oft fürs Theater adaptiert; zu den jüngsten Beispielen zählt Die Möwe am Berliner Maxim-Gorki-Theater (2000, Regie: Katharina Thalbach),[52] das am Schauspielhaus Köln inszenierte Platonow (2003, mit Alexander Khuon in der Titelrolle),[53] Drei Schwestern im Berliner Theater am Kurfürstendamm (2008, mit Nicolette Krebitz, Jasmin Tabatabai und Katja Riemann)[54] oder Iwanow am Düsseldorfer Schauspielhaus (2008/09, Regie: Amélie Niermeyer, mit Christiane Paul, Matthias Leja u. a.).[55] Zu Tschechows 150-jährigem Jubiläum inszenierte Frank Castorf das Stück Nach Moskau! Nach Moskau!, das Ende Mai 2010 beim Internationalen Tschechow-Theaterfestival[56] in Moskau Premiere hatte und dem gleich zwei Werke Tschechows – das Bühnenstück Drei Schwestern und die Erzählung Die Bauern – zugrunde liegen.

Tschechows Werk übte unmittelbaren Einfluss auf mehrere namhafte Schriftsteller und Novellisten des 20. Jahrhunderts aus. James Joyce beispielsweise gab an, Tschechow von allen russischen Schriftstellern seiner Epoche am meisten zu bewundern. Er beschrieb seine Dramen als dramaturgisch revolutionär im Verzicht auf einen Spannungsbogen und im Aufsprengen der klassischen Dramenkonventionen. In Tschechows Figuren sah er erstmals in der Theatergeschichte Individuen verwirklicht, denen es seiner Ansicht nach nicht gelingt, ihre jeweils eigene Welt zu verlassen und untereinander in Kontakt zu treten. Für Joyce erfasst Tschechow damit als erster Dramatiker eine existentielle Einsamkeit, die letztlich den Fokus eher auf das Leben als solches lenkt als auf individuelle Charaktere. Diese Äußerungen führten zu verschiedenen Studien über Tschechows Einfluss auf Joyce sowohl von anglistischer als auch von slawistischer Seite. James Atherton etwa wies mehrere Tschechow-Anspielungen in Finnegans Wake nach. Andere Kritiker, wie Richard Ellmann oder Patrick Parrinder, zeigten stilistische Parallelen zwischen Tschechows Erzählungen und denen des jungen Joyce auf. Dabei stießen sie jedoch stets auf das Problem, dass es keinen Hinweis darauf gibt, dass Joyce Tschechows Erzählungen (im Gegensatz zu den Dramen) bekannt waren; gegenüber seinem Biografen Herbert Gorman leugnete er dies sogar explizit. Aufgrund dieser Ausgangslage gilt Tschechows Einfluss auf Joyce heute zwar als belegt, aber als schwierig zu erfassen.[57]

Eine weitere Autorin, die als stark von Tschechow beeinflusst gilt, ist Katherine Mansfield, die ihn als ihren „Meister“ bezeichnete und sich in ihren Briefen und Aufzeichnungen einige Male auch theoretisch mit ihm auseinandersetzte. Viele Debatten über Tschechows Einfluss auf Mansfield gehen von ihrer Erzählung The Child-Who-Was-Tired aus, einer Adaption von Tschechows Spat Khochetsia. Mansfield übernimmt hier die Handlung Tschechows in eindeutiger Weise, verändert jedoch einige wichtige Details. Es existieren verschiedene Meinungen darüber, wie diese Ähnlichkeit zu bewerten ist: Elisabeth Schneider bezeichnete Mansfields Geschichte 1935 als freie Übersetzung Tschechows ins Englische, während Ronald Sutherland ihr eine künstlerische Eigenständigkeit zugesteht. Auf der anderen Seite erwähnt Mansfields Biograf Antony Alpers auch Plagiatsvorwürfe. Es gilt als gesichert, dass Mansfield Tschechow erstmals in Bad Wörishofen in deutscher Übersetzung las. Ihr im Anschluss daran entstandener Erzählband In a German Pension steht nach Ansicht mehrerer Kritiker stilistisch unter seinem Einfluss. Im Unterschied zu Tschechow nimmt Mansfield allerdings häufig eine größere erzählerische Nähe zu ihren Figuren ein.[58][59]

Gelegentlich wurden auch Franz Kafkas Erzählungen mit denen Tschechows verglichen. Stilistisch teilen sie den Hang zur größtmöglichen Einfachheit und zur gezielten Auswahl von Details, thematisch die Vorliebe für (in Tschechows Worten) „Wesentliches und Zeitloses“ sowie den Fokus auf die Ausweglosigkeit aller Probleme der menschlichen Existenz. Allerdings gibt es keine Hinweise darauf, dass Kafka Tschechows Werke bekannt waren.[60] Der irische Dramatiker und Literatur-Nobelpreisträger George Bernard Shaw gab in der Vorrede zu seinem Bühnenstück Haus Herzenstod Anknüpfungspunkte an die Tschechowschen Menschenstudien im Kirschgarten, Onkel Wanja und der Möwe an.[61] Auch im Stil Katherine Anne Porters, Sherwood Andersons, Ernest Hemingways, Bernard Malamuds und Raymond Carvers ist der Einfluss Tschechows zu erkennen.

Chronologische Auswahl der Werke

Erzählungen, Novellen

Bis 1888
1889–1903

Theaterstücke

Szene aus der Möwe (Inszenierung 2008 am Moskauer Maly-Theater)
  • 1878 (?): Platonow (Bühnenstück in vier Akten; auch Vaterlos; russ. Безотцовщина)
  • 1884: An der Landstraße. (Dramatische Etüde in einem Akt; russ. На большой дороге)
  • 1886: Über die Schädlichkeit des Tabaks (Monolog-Szene in einem Akt; russ. О вреде табака)
  • 1886: Schwanengesang (Dramatische Studie in einem Akt; russ. Лебединая песня)
  • 1887: Iwanow (Drama (in urspr. Fassung „Komödie“) in vier Akten; russ. Иванов)
  • 1888: Der Bär (Scherz in einem Akt; russ. Медведь)
  • 1888: Der Heiratsantrag (Scherz in einem Akt; russ. Предложение)
  • 1889: Tatjana Repina (Drama in einem Akt; russ. Татьяна Репина)
  • 1889: Tragödie wider Willen – Aus dem Leben der Sommerfrischler (Scherz in einem Akt; russ. Трагик поневоле)
  • 1889: Die Hochzeit (Szene in einem Akt; russ. Свадьба)
  • 1889: Der Waldschrat (Komödie in vier Akten; russ. Леший)
  • 1891: Das Jubiläum (Scherz in einem Akt; russ. Юбилей)
  • 1895: Die Möwe (Drama in vier Akten; russ. Чайка)
  • 1896: Onkel Wanja (Szenen aus dem Dorfleben in vier Akten; stark revidierte Version des Waldschrat; russ. Дядя Ваня)
  • 1901: Drei Schwestern (Drama in vier Akten; russ. Три сестры)
  • 1903: Der Kirschgarten (Komödie in vier Akten; russ. Вишнёвый сад)

Sonstiges

Adaptionen

Verfilmungen

Hörspiele

Hörbücher

  • Drei Schwestern Gelesen von Ernst Jacobi, Julia Costa, Cordula Trantow u. v. a. Der Hörverlag, München 2003. 2 CDs (Laufzeit 130 Min.). ISBN 3-89584-706-2
  • Der Kirschgarten Gelesen von Marianne Hoppe, Cordula Trantow, Luitgard Im, Günter Mack, Ernst Jacobi u.v. a. Der Hörverlag, München 2003. 2 CDs (Laufzeit 95 Min.). ISBN 3-89584-707-0
  • Die Dame mit dem Hündchen Gelesen von Matthias Haase, Argon Verlag, Berlin 2004. 1 CD (Laufzeit 48 Min.). ISBN 3-87024-693-6
  • Kaschtanka und andere Kindergeschichten Gelesen von Peter Urban, Diogenes Verlag AG, Zürich 2006. 1 CD (Laufzeit 85 Min.). ISBN 978-3-257-80023-4
  • Verocka. Geschichten von der Liebe. Gelesen von Otto Sander, Diogenes Verlag AG, Zürich 2006. 4 CDs (Laufzeit 282 Min.). ISBN 978-3-257-80902-2
  • Ein unnötiger Sieg. Frühe Novellen und ein kleiner Roman. Gelesen von Frank Arnold, Diogenes Verlag AG, Zürich 2008. 7 CDs (Laufzeit 425 Min.). ISBN 978-3-257-80210-8
  • Erzählung eines Unbekannten Gelesen von Rolf Boysen, Diogenes Verlag AG, Zürich 2009. 4 CDs (Laufzeit 239 Min.). ISBN 978-3-257-80271-9
  • Flattergeist, Erzählung, Ungekürzt gelesen von Ernst Schröder, Diogenes Verlag, Zürich 2009. 1 CD (Laufzeit 60 Min.)
  • Die Dame mit dem Hündchen, Erzählung, Ungekürzt gelesen von Otto Sander, Diogenes Verlag, Zürich 2009, 1 CD (Laufzeit 50 Min.)
  • Ein Duell, aus dem Russischen von Peter Urban, gelesen von Ulrich Matthes, Diogenes Verlag, Zürich 2010, 4 CDs (Laufzeit: 302 Min.)

Bearbeitung fürs Musiktheater

  • Skripka Rotshilda (dt. Rothschilds Violine). Opernfragment von Weniamin Fleischmann, ergänzt und orchestriert von seinem Lehrer Dmitri Schostakowitsch. Vollendet 1944. Konzertante UA 1960 in Moskau, szenische UA 1968 in Leningrad, jeweils unter Leitung von Maxim Schostakowitsch.
  • Una domanda di matrimonio (dt. Der Heiratsantrag). Oper in einem Akt. Libretto: Claudio Fino und Saverio Vertone. Musik: Luciano Chailly. UA 22. Mai 1957 in Mailand
  • The Bear (dt. Der Bär). Extravaganza in One Act. Libretto: Paul Dehn. Musik: William Walton. UA 3. Juni 1967 in Aldeburgh
  • Der Kirschgarten. Oper in vier Akten. Libretto und Musik: Rudolf Kelterborn. UA 4. Dezember 1984 in Zürich
  • Tri sestri (dt. Drei Schwestern). Oper in drei Sequenzen. Libretto: Claus H. Henneberg und Péter Eötvös. Musik: Péter Eötvös. UA 13. März 1998 in Lyon
  • Tatjana. Dramma lirico in einem Akt. Libretto und Musik: Azio Corghi. UA 20. Oktober 2000 in Mailand
  • Senja. Oper. Libretto und Musik: Azio Corghi. UA 7. März 2003 in Münster
  • Unreine Tragödien und aussätzige Dramatiker. Satirische Kammeroper in fünf Szenen. Libretto und Musik: Timo Jouko Herrmann. UA 24. Juni 2004 in Heidelberg
  • Der Roman mit dem Kontrabass. Lyrische Szenen [Kammeroper]. Libretto: Michael Leinert. Musik: Jürg Baur. UA 25. November 2005 in Düsseldorf
  • Schwanengesang. Musikdramatische Etüde in einem Akt. Libretto: André Meyer. Musik: Timo Jouko Herrmann. UA 25. Juni 2006 in Mannheim

Filme über Tschechow

  • 1969: Sujet für eine Kurzgeschichte (Sjuschet dlja nebolschowo rasskasa) – Regie: Sergei Jutkewitsch
  • 1984: Tschechow in meinem Leben – Regie: Vadim Glowna (Dokumentarfilm)

Siehe auch

Literatur

nach Autoren alphabetisch geordnet

  • Lydia Awilowa: Tschechow, meine Liebe. Erinnerungen. Blue notes. Bd 20. Ed. Ebersbach, Berlin 2004. ISBN 3-934703-70-4
  • Rosamund Bartlett: Anton Čechov. Eine Biographie. Zsolnay, Wien 2004. ISBN 3-552-05309-3
  • Gerhard Bauer: „Lichtstrahl aus Scherben“. Čechov. Nexus. Bd 56. Stroemfeld, Frankfurt am Main 2000. ISBN 3-86109-156-9
  • Jean Benedetti (Hersg.): Anton Tschechow/Olga Knipper, Mein ferner lieber Mensch. Ein Liebesroman in Briefen, Fischer, Frankfurt 2005 ISBN 978-3-10-009503-9
  • Georgi P. Berdnikow: Anton Tschechow – Eine Biographie. Volk und Wissen, Berlin 1985.
  • Christine von Brühl: Die nonverbalen Ausdrucksmittel in Anton Čechovs Bühnenwerk. Europäische Hochschulschriften. Reihe 16. Slawische Sprachen und Literaturen. Bd 52. Peter Lang, Bern 1996. ISBN 3-631-49062-3
  • Ivan Bunin: Čechov. Erinnerungen eines Zeitgenossen. Friedenauer Presse, Berlin 2004. ISBN 3-932109-38-4
  • György Dalos: Die Reise nach Sachalin. Auf den Spuren von Anton Tschechow. Europäische Verlagsanstalt EVA, Hamburg 2001. ISBN 3-434-50503-2
  • Ingrid Dlugosch: Anton Pavlovič Čechov und das Theater des Absurden. Forum Slavicum. Bd 42. Fink, München 1977. ISBN 3-7705-1594-3
  • Raffaella Fortarel: Lebenseinstellungen – Glaubensvorstellungen. Ethische Positionen im Werk von Anton Pavlovič Čechov. Europäische Hochschulschriften. Reihe 16. Slawische Sprachen und Literaturen. Bd 70. Peter Lang, Frankfurt 2003. ISBN 3-631-51045-4
  • Matthias Freise: Die Prosa Anton Čechovs. Eine Untersuchung im Ausgang von Einzelanalysen. Studies in Slavic literature and poetics. Bd 30. Rodopi, Amsterdam 1997. ISBN 90-420-0336-7
  • Horst-Jürgen Gerigk: Die Russen in Amerika. Dostojewskij, Tolstoj, Turgenjew und Tschechow in ihrer Bedeutung für die Literatur der USA. Pressler, Hürtgenwald 1995. ISBN 3-87646-073-5
  • Natalia Ginzburg: Anton Čechov. Ein Leben. Salto. Bd 1. Wagenbach, Berlin 2001. ISBN 3-8031-1116-1
  • Michael Haubrich: Typisierung und Charakterisierung in der Literatur. Dargestellt am Beispiel der Kurzgeschichten A. P. Čechovs. Liber, Mainz 1978. ISBN 3-88308-007-1
  • Renata Helker: Die Tschechows. Wege in die Moderne. Hrsg. Deutsches Theatermuseum München. Henschel, Berlin 2005. ISBN 3-89487-502-X
  • Karla Hielscher: Tschechow. Eine Einführung. Artemis-Einführungen. Bd 34. Artemis, München 1987. ISBN 3-7608-1334-8
  • Roswitha Hoffrichter: Natur- und Raumdarstellungen in A. P. Cechovs Erzählungen. 1895–1902. Beiträge zur Slawistik. Bd 12. Peter Lang, Frankfurt 1990. ISBN 3-631-42809-X
  • Vladimir Borisovich Kataev (Hrsg.): Anton P. Čechov – philosophische und religiöse Dimensionen im Leben und im Werk. Vorträge des Zweiten Internationalen Cechov-Symposiums, Badenweiler, 20.–24. Oktober 1994. Die Welt der Slaven, Sammelbände. Bd 1. Sagner, München 1997. ISBN 3-87690-675-X
  • Rolf-Dieter Kluge: Anton P. Čechov. Eine Einführung in Leben und Werk. Wissenschaftliche Buchgesellschaft WBG, Darmstadt 1995. ISBN 3-534-12631-9
  • Volker Müller: Tausend und eine Leidenschaft. Feuilletons, Szenen, Reisebilder, Essays aus Deutschland zum Tschechow-Jahr. Koch, Rostock 2004. ISBN 3-937179-45-3
  • Wladimir Nemirowitsch-Dantschenko und Konstantin Stanislawski: Tschechow oder die Geburt des modernen Theaters. Erinnerungen an Tschechow. Herausgegeben und übersetzt von Dieter Hoffmeier. Alexander Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-89581-252-1
  • Franz-Josef Ochsenfeld: Anton P. Tschechow, die Insel Sachalin. Kölner medizinhistorische Beiträge. Bd 66. Hansen, Köln 1994. ISBN 3-925341-65-X
  • Wolfgang Pailer: Die frühen Dramen M. Gor'kijs in ihrem Verhältnis zum dramatischen Schaffen A. P. Čechovs. Slavistische Beiträge. Bd 122. Sagne, München 1978. ISBN 3-87690-148-0
  • Peter Rippmann: Der andere Čechov. Ein Pamphlet. Aisthesis-Essay. Bd 12. Aisthesis, Bielefeld 2001. ISBN 3-89528-316-9
  • Frank Rainer Scheck: Anton Čechov. dtv-Portrait. dtv. Bd 31075. dtv, München 2004. ISBN 3-423-31075-8
  • Birgit Scheffler: Elemente des Čechovschen Dialogs im zeitgenössischen russischen Drama. Slavistische Beiträge. Bd 318. Sagner, München 1994. ISBN 3-87690-584-2
  • Wolf Schmid: Ornamentales Erzählen in der russischen Moderne. Čechov – Babel' – Zamjatin. Slavische Literaturen. Bd 2. Peter Lang, Frankfurt 1992. ISBN 3-631-44242-4
  • Joachim Schnitter: Gärten als Kristalisationen von Zeit und Verlust bei Anton Tschechow und Vladimir Nabokov. In: Die Gartenkunst 25 (1/2013), S. 231–238.
  • Gabriele Selge: Anton Čechovs Menschenbild. Materialien zu einer poetischen Anthropologie. Forum Slavicum, Band 15. Wilhelm Fink Verlag, München 1970.
  • Klavdia Smola: Formen und Funktionen der Intertextualität im Prosawerk von Anton Čechov. Slavistische Beiträge. Bd 428. Sagner, München 2004. ISBN 3-87690-877-9
  • Anja Tippner: Alterität, Übersetzung und Kultur. Čechovs Prosa zwischen Russland und Deutschland. Slavische Literaturen. Bd 13. Peter Lang, Frankfurt 1997. ISBN 3-631-49608-7
  • Henri Troyat: Tschechow – Leben und Werk. Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Stuttgart 1987. ISBN 3-421-06352-4
  • Maria Tschechowa: Mein Bruder Anton Tschechow. Kindler, Berlin 2004. ISBN 3-463-40446-X
  • Kornej Tschukowski: Tschechow, Literatur und Kritik, in: Sowjetliteratur, Monatsschrift des Schriftstellerverbandes der UdSSR, Heft 7, 1962, S. 131–160
  • Peter Urban: Čechov-Chronik. Daten zu Leben und Werk. Diogenes, Zürich 2004. ISBN 3-257-01607-7
  • Thomas Wächter: Die künstlerische Welt in späten Erzählungen Čechovs. Slavische Literaturen. Bd 1. Peter Lang, Frankfurt 1992. ISBN 3-631-43844-3
  • Birgit Wetzler: Die Überwindung des traditionellen Frauenbildes im Werk Anton Čechovs (1886–1903). Europäische Hochschulschriften. Reihe 16. Slawische Sprachen und Literaturen. Bd 40. Peter Lang, Frankfurt 1991. ISBN 3-631-44042-1
  • Elsbeth Wolffheim: Anton Čechov. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlts Monographien. Bd 307. Rowohlt, Reinbek 1988. ISBN 3-499-50307-7

Weblinks

Commons: Anton Tschechow - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikisource: Anton Pawlowitsch Tschechow – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Insgesamt gab es sieben Kinder, die jüngste Tochter Jewgenija (* 1869) starb jedoch im Alter von zwei Jahren; vgl. Berdnikow 1985, S. 8.
  2. Berdnikow 1985, S. 14.
  3. Berdnikow 1985, S. 14f.
  4. Brief Tschechows an Suworin vom 7. Januar 1889, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S. 124f.
  5. PLATONOW, Schauspiel Stuttgart / Staatstheater Stuttgart, Programmheft, Oktober 2005, S. 8.
  6. Berdnikow 1985, S. 21.
  7. Berdnikow 1985, S. 32
  8. 8,0 8,1 M.P.Čechov: Vokrug Čechova. Moskau 1964.
  9. Troyat 1987, S. 64.
  10. M.P.Gromov: Tropa k Čechovu. Moskau 2004, ISBN 5-08-004111-0, S. 21 f.
  11. Berdnikow 1985, S. 37.
  12. Troyat 1987, S. 67.
  13. Troyat 1987, S. 71.
  14. 14,0 14,1 Briefwechsel zwischen Grigorowitsch und Tschechow (russisch); überprüft am 25. November 2009.
  15. Anton Čechov: Briefe in fünf Bänden, Diogenes, Zürich 1979, Band I, S. 165.
  16. Brief an Polonski vom 22. Februar 1888, in: Berdnikow 1985, S. 97.
  17. Brief an Suworin vom 9. März 1890, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S. 168f.
  18. Siehe z. B. Brief an Schwester Marija Tschechowa vom 23./26. Juni 1890, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S. 207.
  19. Brief an Schwester Marija Tschechowa vom 23./26. Juni 1890, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S. 208.
  20. Brief an Suworin vom 9. Dezember 1890, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S. 213.
  21. Troyat 1987, S. 144.
  22. 22,0 22,1 My-chekhov.ru: Biografie (russisch); überprüft am 25. November 2009.
  23. Brief an Suworin vom 11. September 1890, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S. 211
  24. Brief an Suworin vom 9. Dezember 1890, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S. 214.
  25. Anton Čechov: Briefe in fünf Bänden, Diogenes, Zürich 1979, Band II, S. 200.
  26. (Originaltitel Ostrov Sachalin, 1893, übersetzt von Gerhard Dick, herausgegeben und kommentiert von Peter Urban). Diogenes, Zürich 1987, ISBN 3-257-20270-9
  27. Brief an Marija Tschechowa vom 16. Januar 1891, in: Troyat 1987, S. 151.
  28. Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S. 224f.
  29. A.P.Čechov. Polnoe sobranie sočinenij i pisem. Moskau 1978. Band 14–15, S. 773ff.
  30. Berdnikow 1985, S. 182.
  31. Troyat 1987, S. 161f.
  32. Dieser Betrag hatte Ende des 19. Jahrhunderts ungefähr die Kaufkraft von 1,327 Mio. Euro heute; vgl. http://www.deutsche-schutzgebiete.de/muenzen_deutsches_reich.htm (überprüft am 17. Januar 2010).
  33. Berdnikow 1985, S. 280.
  34. Dunja Efros und andere: Tschechows Frauen (russisch), überprüft am 25. November 2009.
  35. Troyat 1987, S. 302.
  36. Brief an Knipper vom 27. September 1900, in: Troyat 1987, S. 289.
  37. Berdnikow 1985, S. 306.
  38. Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S. 494.
  39. Olga Knipper-Čechova: O A.P.Čechove. Moskau 1952
  40. Thomas Mann: Versuch über Tschechow (1954). In: Meine Zeit – Essays 1945–1955. Frankfurt a. M. 1987, S. 264ff.
  41. Anton Čechov: Briefe in fünf Bänden, Diogenes, Zürich 1979, Band I, S. 262.
  42. Der Dramatiker des Alltäglichen: Zum 100. Todestag von Anton Tschechow, in: Berliner Zeitung, 15. Juli 2004; überprüft am 24. Dezember 2009.
  43. Wolffheim 1982, S. 46.
  44. Brief an Alexander Tschechow vom 11. April 1889, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S. 138.
  45. Brief vom 15. Dezember 1897, in: Troyat 1987, S. 236.
  46. Wolf Düwel: Anton Tschechow. Dichter der Morgendämmerung. VEB, Halle/Saale 1961, S. 10.
  47. Wolffheim 1982, S. 106f.
  48. Berdnikow 1985, S. 82f., 139f.
  49. Helene Auzinger: Anton Tschechow. Rußlands heiter-melancholischer Dichter; Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Stuttgart 1960, S. 3 und 100.
  50. Helene Auzinger: Anton Tschechow. Rußlands heiter-melancholischer Dichter; Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Stuttgart 1960, S. 100.
  51. Die Berliner Literaturkritik: Nächtliches Licht in der Werkstatt: Peter Urban übersetzt Tschechow, 23. Juli 2008; überprüft am 20. Dezember 2009.
  52. Spiegel.de: Tschechows schmierige Flattermänner, überprüft am 24. Dezember 2009.
  53. Fehrecke.com: Alexander Khuon (Memento vom 13. Februar 2012 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) (PDF; 974 kB), überprüft am 24. Dezember 2009.
  54. Spiegel.de: Unflotter Dreier mit Katja Riemann; überprüft am 24. Dezember 2009.
  55. Düsseldorfer Schauspielhaus (Memento vom 24. November 2009 im Internet Archive); überprüft am 24. Dezember 2009.
  56. Offizielle Webseite des Festivals; überprüft am 27. Mai 2010.
  57. Neil Cornwell: James Joyce and the Russians, Macmillan: Houndsmills / London (1992), S. 32f.
  58. Antony Alpers: The Life of Katherine Mansfield, Viking: New York (1980), S. 111f. und 190f.
  59. J. F. Kobler: Katherine Mansfield. A Study of the Short Fiction, Twayne: Boston (1990), S. 12.
  60. Bert Nagel: Kafka und die Weltliteratur, Winkler: München (1983), S. 344ff.
  61. Helene Auzinger: Anton Tschechow. Rußlands heiter-melancholischer Dichter; Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Stuttgart 1960, S. 101f.
  62. Auch übersetzt als Krankenstation Nr. 6. Übers. Hertha von Schulz, Aufbau, Berlin 1952; dieser gleich betitelte Sammelband enthält ferner die Erzählungen Weiber; Bauern; In der Schlucht; Die Braut
  63. György Dalos: Die Reise nach Sachalin. Auf den Spuren von Anton Tschechow. Europäische Verlagsanstalt / Rotbuch, Hamburg 2001, ISBN 3-434-50503-2.


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