Fehlbildung und Ceteris paribus: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Polydactyly 01 Lhand AP.jpg|mini|Röntgenbild einer Hand mit sechs Fingern]]
'''Ceteris paribus''' ([[lat.]], sinngemäß: „unter sonst gleichen Bedingungen“; abgekürzt: '''''c. p.''''' oder '''''cet. par.''''') bedeutet, dass man bei [[wissenschaft]]lichen [[Modell]]en bzw. [[Experiment]]en immer nur eine Einflussgröße verändert, während alle anderen konstant gehalten werden, um genau deren Einfluss bestimmen zu können.
Unter einer '''Fehlbildung''', '''Missbildung''', '''Malformation''' oder einem '''Geburtsfehler''' versteht man in der [[Medizin]] eine vor der [[Geburt]] (''[[pränatal]]'') entstandene oder angelegte Fehlgestaltung eines [[Organ (Biologie)|Organs]]. Dabei können auch mehrere Organe betroffen sein, wobei man hier bei verschiedenen charakteristischen Kombinationen auch von [[Syndrom|Fehlbildungssyndromen]] spricht. Fehlbildungen mit geringen klinischen Auswirkungen werden auch als [[Anomalie (Medizin)|Anomalie]] bezeichnet.
 
Fehlbildungen können spontan ohne erkennbare Ursache auftreten, [[Genetik|genetisch]] bedingt sein oder durch umweltbedingte ([[teratogen]]e) Einflüsse ausgelöst werden.
 
Es handelt sich um die Veränderung von Form und Größe oder gar die Nichtexistenz eines oder mehrerer [[Organ (Biologie)|Organe]] oder Organsysteme als Folge von Besonderheiten in der [[Embryo|frühkindlichen]] Entwicklung im Mutterleib.
 
Ursache für Fehlbildungen können [[Mutation]]en (Veränderungen der Erbsubstanz) oder äußere Einwirkungen sein. Meist ist jedoch eine Ursache nicht nachzuweisen und man geht von Mutationen unklarer [[Embryogenese|Genese]] aus. Missbildungen, die auf Eigenschaften von Vorfahren zurückgehen und als klassische [[Evolution]]sbelege angesehen werden, werden [[Atavismen]] genannt. Art und Schwere von Besonderheiten, die durch [[exogen]]e Faktoren hervorgerufen werden, sind vom Zeitpunkt der Einwirkung abhängig. Faktoren, die nach der [[Differenzierung (Biologie)|Determinationsphase]] für ein Organ auf den [[Embryo]] wirken, können dessen Ausbildung zwar nicht mehr unterbinden, aber für eine mehr oder weniger starke Fehlentwicklung verantwortlich sein.
 
Bei einigen Besonderheiten, wie etwa dem Vorhandensein eines Schwanzes oder zusätzlicher Finger oder Zehen ([[Polydaktylie]]), ist die Behandlung durch [[Amputation]] aus ästhetischen Gründen zwar verbreitet, aber medizinisch meist nicht notwendig. Ebenfalls medizinisch behandelt wird in den meisten Ländern der [[Hermaphroditismus]], wogegen sich Betroffene in Protestbewegungen zusammengeschlossen haben. Veraltet, vor allem im 18. Jahrhundert gebraucht, heute jedoch meist abwertend wird ein geborenes Lebewesen mit schweren sichtbaren Fehlbildungen auch ''Missgeburt'' (von althochdeutsch ''missa'': wechselseitig, schlecht, verfehlt, verunglückt)<ref>Ulrike Enke: ''Mißgeburt.'' In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 997 f.</ref> genannt.<ref>[http://www.duden.de/suche/index.php?suchwort=Missgeburt&suchbereich=mixed Duden online], abgerufen am 22. März 2010.</ref>
 
[[Datei:Doppelkoepfiges Kalb.jpg|mini|Doppelköpfiges Kalb im [[Weinheim]]er Heimatmuseum]]
 
== Einwirkung exogener Faktoren ==
[[Datei:Käfer004.jpg|mini|Gemeine [[Feuerwanze]] mit deformierter [[Hemielytre]]]]
=== Mikronährstoffmangel ===
Ein Mangel von [[Mikronährstoff (Medizin)|Mikronährstoffen]] der Mutter kann zu Fehlbildungen bis hin zu Fehlgeburten führen. Hier sind insbesondere [[Jodmangel|Jod-]], [[Folsäure|Folsäure-]] und [[Cobalamin]]mangel zu nennen.
 
=== Infektionskrankheiten der Mutter ===
Für den [[Embryo]] bzw. [[Fetus]] potentiell schädliche [[Infektionskrankheit]]en sind z.&nbsp;B. [[Röteln]] und [[Windpocken]] ([[Varizellen-Syndrom]]). Je nach Zeitpunkt des Befalls ruft das [[Viren|Virus]] mit unterschiedlicher Häufigkeit und Ausprägung Fehlbildungen an verschiedenartigen Organen wie [[Herz]], [[Auge]] oder [[Ohr]] hervor.
 
Weitere Fehlbildungen können durch den Erreger der [[Toxoplasmose]] hervorgerufen werden. Er kann [[Gehirn]]- und [[Auge]]nschäden verursachen. Infektionsquellen sind der Genuss rohen Fleisches, ungewaschenen Obstes oder Gemüses oder zu enger Kontakt mit Haustieren, insbesondere Katzen.
 
=== Röntgenstrahlen oder Strahlen radioaktiver Elemente ===
Strahlung kann den sich entwickelnden und wachsenden Organismus schädigen. Besonders gefährdet sind die [[Keimdrüse]]n, da in diesen hauptsächlich die langlebigen Frühstadien der Keimzellen betroffen werden.
 
=== Medikamente ===
Ende der 1950er Jahre wurden in der Bundesrepublik Deutschland in auffallend vermehrter Zahl Kinder mit Fehlbildungen geboren, bei denen vor allem [[Extremität]]enverkürzungen auftraten. 1961 konnte ein kausaler Zusammenhang zwischen den Besonderheiten und [[Thalidomid]] (= ''Contergan''). hergestellt werden. Schädigungen kamen nur bei solchen Neugeborenen vor, deren Mütter in einem frühen Stadium der [[Schwangerschaft]] thalidomidhaltige Medikamente eingenommen hatten. Auch von [[Antibiotika]] und [[Neuroleptikum|Neuroleptika]] kennt man [[teratogen]]e Wirkungen. Durch den [[Contergan-Skandal]] bekam das Thema eine große Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung.
 
Das höchste Fehlbildungsrisiko durch Einwirkung von Schadsubstanzen (und damit auch Arzneimitteln) liegt innerhalb der ersten drei Monate der Schwangerschaft (1. [[Trimenon]]).<ref name="a">Klaus Friese u. a.: ''Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit.'' 6. Auflage. Stuttgart 2006, ISBN 3-8304-5434-1.</ref> Zu Beginn des ersten Trimenons ist die Schwangerschaft allerdings oft noch nicht bekannt. Deshalb nehmen rund 80 % der Schwangeren im 1. Trimenon Arzneimittel ein, von denen rund 30 % ärztlich verordnet sind. Andererseits ist nur für sehr wenige Arzneistoffe ein eindeutiger Zusammenhang mit Fehlbildungen nachgewiesen (z.&nbsp;B. [[Zytostatikum|Zytostatika]], [[Sexualhormone]], bestimmte [[Antibiotikum|Antibiotika]] u.&nbsp;a.). Hinzu kommt die Tatsache, dass für das Auftreten einer Fehlbildung zahlreiche Faktoren zusammentreffen müssen, wozu neben dem Arzneistoffkonsum auch Einnahmedauer, Einnahmezeitpunkt, Dosierung, [[Genotyp]] des [[Fetus]]/[[Embryo]]s, [[Stoffwechsel]]lage, Begleitmedikation, bestehende Grunderkrankung usw. gehören.<ref name="a" /> Daraus ergeben sich einige wichtige Grundsätze für die Arzneimitteltherapie in der Schwangerschaft.<ref name="b">Martin Smollich, Alexander C. Jansen: ''Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit. Schnell und sicher beraten.'' 1. Auflage. Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8304-5434-2.</ref>
 
; Zytostatika, Antineoplastika
Antineoplastische Arzneistoffe mit hochgradig teratogener Wirkung sind Thalidomid (siehe auch [[Contergan-Skandal]]) und wegen der Strukturverwandtheit auch das [[Lenalidomid]]. Sie werden nur unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen innerhalb spezieller Programme bei Frauen im gebärfähigen Alter therapeutisch angewendet.
 
Unter den Zytostatika ist eine teratogene Wirkung insbesondere bei [[Antimetabolit]]en bekannt. Das heute obsolete [[Aminopterin]] wurde früher wegen seiner Embryotoxizität zum Schwangerschaftsabbruch verwendet; in misslungenen Fällen wies ein hoher Anteil der Kinder Missbildungen auf wie etwa fehlende oder verzögerte Verknöcherung des Schädeldaches, „offener Rücken“ ([[Meningozele]]), Fehlen des Gehirns ([[Anenzephalie]]), Wasserkopf ([[Hydrozephalus]]), Anomalien am Kiefer, den Ohren, der Stellung der Augen ([[Hypertelorismus]]) und andere.<ref name="kleinebrecht">J. Kleinebrecht, J. Fränz, A. Windorfer: ''Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit.'' 2. Auflage. WVG, Stuttgart 1986, S. 89.</ref> [[Methotrexat]] wirkt ähnlich, das Risiko der Embryopathie ist dosisabhängig.<ref>Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie, Berlin: [http://www.embryotox.de/methotrexat.html Methotrexat]</ref>
 
; Retinoide
Vitamin-A-Abkömmlinge ([[Retinoide]]) wie [[Tretinoin]] und [[Isotretinoin]] sind nach Thalidomid die beim Menschen am stärksten teratogen wirkenden Arzneistoffe. Sie können schwere Fehlbildungen beim Fetus verursachen, die vor allem das Zentralnervensystem, das Herz und große Gefäße betreffen (Hydrozephalus, Fehlbildungen des Kleinhirns, konotrunkale Fehlbildungen wie [[Fallot-Tetralogie]], [[Transposition der großen Arterien]]). Auch Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, Fehlbildungen des äußeren Gehörgangs und der Augen ([[Mikrophthalmie]]) sowie Fehlbildungen der [[Thymus]]drüse und der [[Nebenschilddrüse]]n wurden beobachtet.<ref>Fachinformation Isotretinoin-ratiopharm
Weichkapseln 10&nbsp;mg/20&nbsp;mg. Stand Juni 2008.</ref> Eine systemische Therapie ist bei Frauen im gebärfähigen Alter bei strenger Indikationsstellung nur nach Ausschluss einer Schwangerschaft und bei ausreichendem Empfängnisschutz erlaubt, welcher auch nach Absetzen der Medikation noch mindestens einen Monat, unter der Therapie mit [[Acitretin]]<ref>Fachinformation Neotigason<sup>®</sup> 10&nbsp;mg/25&nbsp;mg Hartkapseln. Stand März 2008.</ref> sogar zwei Jahre lang, weitergeführt werden muss. Auch extrem hohe Dosen [[Vitamin A]] bewirken Fehlbildungen in der Art wie seine synthetischen Derivate.
 
; Benzodiazepine
Benzodiazepine bewirken Fehlbildungen am Herzen des Fötus im Mutterleib.
 
; Drogenkonsum
Durch [[Multipler Substanzgebrauch|multiplen Substanzmissbrauch]] während der Schwangerschaft kommt es zu angeborenen Fehlbildungen des Kindes. Durch den Konsum von [[Kokain]] während der Schwangerschaft kommt es zu Fehlbildungen an folgenden Organen: Herz, Gehirn, Harn- und Geschlechtsorgane.
 
; Antikoagulantien
Bei der Anwendung von [[Warfarin]] während der Schwangerschaft besteht ein potentielles Risiko kindlicher Fehlbildungen (fetales [[Warfarin-Embryopathie|Warfarin-Syndrom]]). Daneben können sowohl nach Exposition im 1. Trimester als auch im 2. und/oder 3. Trimester vermehrt Defekte des Zentralnervensystems auftreten (z.&nbsp;B. [[Dandy-Walker-Fehlbildung]] mit Fehlen des [[Corpus callosum]], [[Mikroenzephalie]] und Verkümmerung des Sehnervs).<ref>Fachinformation Coumadin<sup>®</sup> 5&nbsp;mg, Stand März 2008.</ref> Aufgrund der chemischen Verwandtschaft mit Warfarin kann auch für [[Phenprocoumon]] ein teratogenes Risiko nicht ausgeschlossen werden.<ref>Fachinformation Marcumar<sup>®</sup> 3&nbsp;mg Tabletten, Stand September 2009.</ref> Während in älteren Literatur das Fehlbildungsrisiko mit 15 bis 30 Prozent angegeben wird, liegt neueren Studien zufolge das Risiko bei 4 bis 6 Prozent.<ref name="schaefer" />
 
; Antiepileptika, Antikonvulsiva
Klassische Vertreter dieser Stoffgruppe wie [[Phenobarbital]], [[Primidon]], [[Phenytoin]], [[Carbamazepin]] und insbesondere [[Valproinsäure]] haben nachweislich beim Menschen ein teratogenes Potential. Es können Fehlbildungen des Herzens, der Harnwege, des Skeletts, [[Lippen-Kiefer-Gaumenspalte|Lippen-Kiefer-Gaumenspaltbildungen]] sowie [[Neuralrohrdefekt]]e auftreten.<ref name="schaefer">C. Schaefer, C. Weber-Schöndorfer: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=48293 ''Zertifizierte medizinische Fortbildung: Medikamentöse Therapie in der Schwangerschaft.''] In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' 102(37), 2005, S. A-2480 / B-2087 / C-1977.</ref> Phenobarbital wird vielfach als wenig bedenklich angesehen;<ref name="moore" /> die Tagesdosis ist idealerweise, insbesondere während der sensiblen Phase der Embryonalentwicklung zwischen dem 20. und 40. Schwangerschaftstag, in mehreren kleinen Dosen über den Tag verteilt zu verabreichen.<ref>Fachinformation Luminal<sup>®</sup> Injektionslösung/Tabletten, Stand Dezember 2008.</ref> Neuere Arzneistoffe wie [[Felbamat]], [[Gabapentin]], [[Lamotrigin]] und [[Levetiracetam]] liefern im Tierversuch keine eindeutigen Hinweise auf Teratogenität.<ref name="schaefer" />
 
; Sexualhormone
[[Progestine|Synthetische Gestagene]] können in hoher Dosierung eine Vermännlichung weiblicher Feten bewirken. Insbesondere hohe Dosen von [[Ethisteron]] oder [[Norethisteron]] können zu einer Vergrößerung der [[Klitoris]] und zu einer Verschmelzung der [[Labien]] führen. Niedrig dosierte Zubereitungen zur hormonellen Empfängnisverhütung (einschließlich der „[[Pille danach]]“) sowie zur Behandlung des Ausbleibens der Regelblutung ([[Amenorrhoe]]) weisen nach heutigem Kenntnisstand bei der versehentlichen Anwendung bis in die Frühschwangerschaft hinein kein nennenswertes Risiko auf mit Hinsicht auf Geschlechtsdifferenzierungsstörungen.
 
Die seit den 1950er Jahren bis 1980 zur Behandlung von Menstruationsstörungen und als Schwangerschaftstest eingesetzte Östrogen-Gestagen-Kombination ''Duogynon'' (Injektionslösung: [[Estradiol]]benzoat und [[Progesteron]]; Drageeform: [[Ethinylestradiol]] und [[Norethisteronacetat]]; in anderen Ländern vermarktet auch unter den Namen ''Cumorit'' und ''Primodos'') des Herstellers [[Schering AG|Schering]] wurde erstmals in den 1960er Jahren in Verbindung gebracht mit verschiedenen bei Neugeborenen aufgetretenen Fehlbildungen ([[Neuralrohrdefekt]]e, Herz-Kreislauf-Fehlbildungen, [[VACTERL-Assoziation]]). Die in dem Zusammenhang veröffentlichen Studien waren von unterschiedlicher Qualität und die Ergebnisse uneinheitlich,<ref name="kleinebrecht" /><ref name="moore">K. Moore, T. V. N. Persaud, C. Viebahn: ''Embryologie: Entwicklungsstadien - Frühentwicklung - Organogenese - Klinik.'' 5. Auflage. Elsevier, München 2007, S. 195.</ref><ref>Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie, Berlin: [http://www.embryotox.de/kontrazeptiva_orale.html Orale Kontrazeptiva]</ref> so dass weder eine ursächliche Wirkung noch eine statistisch gesicherte Korrelation nachgewiesen werden konnten. Ein Verfahren der Berliner Staatsanwaltschaft gegen Schering wurde 1980 eingestellt.<ref>apotheke adhoc: [https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/markt/regierung-staerkt-bayer-bei-duogynon/?L=1&cHash=88d3d0b050eed09f43f041752e0f4b29?&noMobile=1 ''Regierung stärkt Bayer bei Duogynon.''] 10. August 2010.</ref>
 
=== Alkohol ===
Jährlich werden weltweit viele Kinder geboren, die durch [[Alkoholkonsum]] ihrer Mütter während der Schwangerschaft geschädigt wurden. Alkoholkonsum während der Schwangerschaft ist eine häufige Ursache nicht-genetisch bedingter Behinderung und eine der wenigen Schädigungen, die sich durch korrektes Verhalten der Mutter vollständig vermeiden lässt. Symptome einer solchen alkoholbedingten, den Embryo schädigenden Einwirkung sind u.&nbsp;a. [[Minderwuchs]], Untergewicht, [[Gehirn]]- und [[Herz]]schäden, die unter dem [[Fetales Alkoholsyndrom|Fetalen Alkoholsyndrom]] (FAS) zusammengefasst werden.
 
[[Datei:Two Vietnameses pose in front of the billboard.jpg|mini|Eine [[Vietnam]]esin mit ihrem 14-jährigen, geistig und körperlich schwerbehinderten Sohn. Im Jahr 2002 lebten etwa 100.000 behinderte Kinder in Vietnam, deren angeborene Fehlbildungen auf die Belastung der Eltern mit [[2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin|Dioxin]] zurückgeführt werden.<ref name="Red Cross">[http://www.ifrc.org/en/news-and-media/news-stories/asia-pacific/vietnam/vietnam-red-cross-urges-more-aid-for-agent-orange-casualties/ ''Vietnam Red Cross urges more aid for Agent Orange casualties.''] Internationales Komitee des Roten Kreuzes, 14. März 2002.</ref> Dies war in [[Agent Orange]] enthalten, einem von den USA im [[Vietnamkrieg]] großflächig eingesetzten Entlaubungsmittel.]]
 
=== Chemikalien ===
Dazu zählen z.&nbsp;B. die als [[Dreckiges Dutzend]] bekannten erbgut-verändernden Umweltgifte (z.&nbsp;B. [[DDT]] oder [[Polychlorierte Biphenyle|PCB]]), die mittlerweile weltweit verboten sind, und auch viele andere [[chlororganische Verbindungen]], insbesondere [[Dioxine]]. Daneben gibt es etliche (potentielle) [[endokrine Disruptoren]], z.&nbsp;B. in der [[Antibabypille]]. (Siehe [[Teratogen]] und [[:Kategorie:Stoff mit reproduktionstoxischer Wirkung]])
 
=== Lagebesonderheiten im Mutterleib ===
Eine unübliche Lage in der [[Uterus|Gebärmutter]] kann zu Sauerstoffmangel ([[Hypoxie (Medizin)|Hypoxie]]) des Kindes führen. In Versuchstieren erzeugte Hypoxie Fehlbildungen.<ref>J. Langmann: ''Medizinische Embryologie.'' 8. Auflage. Thieme Verlag, 1989, S. 114.</ref> Auch [[Nabelschnurkomplikation]]en können zu Fehlbildungen führen.
 
== Klassifikation der Besonderheiten ==
* [[Hemmungsfehlbildung]]: Fehlbildung infolge vorzeitigen Stillstands der Organentwicklung
* [[Aplasie]]: Fehlen eines Organs
* [[Hypoplasie]]: zu kleines Organ
* [[Atresie]]: Verschluss eines Hohlorgans durch fehlerhafte Anlage
* [[Heterotopie (Medizin)|Dystopie]] (Heterotopie): Gewebe ist an einer Stelle lokalisiert, wo es normalerweise nicht vorkommt
* [[Choristie]]: Versprengung von Gewebsanlagen
* [[Dysraphie]]: Fehlerhafter Verschluss des [[Neuralrohr]]s (Rückenmark, Wirbelsäule, siehe [[Spina bifida]], [[Anenzephalie]])
* Fusion: z. B. Verschmelzungsniere ([[Hufeisenniere]])
* Nichtverschmelzung
* [[Malrotation]]: fehlerhafte Drehung z. B. des Darmes
* Doppelbildung: komplette oder inkomplette Duplikatur, z.&nbsp;B. [[Diphallie]]
* [[Hemimelie]]: Abschnittsweises (inkomplettes) Fehlen von Unterarm- oder Unterschenkelknochen
 
== Häufigkeit ==
Ungefähr zwei Prozent aller Neugeborenen weisen genetische Besonderheiten bzw. körperliche Fehlbildungen auf.
In Deutschland wird beispielsweise etwa einer von 500 [[Säugling]]en mit einer [[Lippen-Kiefer-Gaumenspalte|Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte]] geboren und etwa 0,5 bis 0,7 % aller lebend geborenen Kinder kommen mit einem [[Herzfehler]] zur Welt. Ein [[Klumpfuß]] kommt bei etwa einem von 1.000 Kindern vor, wobei Jungen doppelt so häufig betroffen sind wie Mädchen.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Fehlbildung}}
* {{WikipediaDE|Les écarts de la nature}}
* {{WikipediaDE|Lungenfehlbildung}}
* {{WikipediaDE|Ungeheuer}}
* {{WikipediaDE|Wechselbalg}}
== Literatur ==
* Jürgen Beyer: ''Mißgeburt.'' In: ''Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung.'' Band 9, Walter de Gruyter, Berlin/ New York 1999, ISBN 3-11-015453-6, Sp. 702–707.
* Wolfgang Miram, Karl-Heinz Scharf: ''Biologie heute SII''. Schroedel Verlag, 1997, ISBN 3-507-10590-X. (Schulbuch)
* R. Witkowski, O. Prokop, E. Ullrich, G. Thiel: ''Lexikon der Syndrome und Fehlbildungen.'' 7. Auflage. Springer, 2003, ISBN 3-540-44305-3.
* Urs Zürcher: ''Monster oder Laune der Natur. Medizin und die Lehre von den Missbildungen 1780–1914''. Campus, Frankfurt am Main u. a. 2004, ISBN 3-593-37631-8. (zugl. Dissertation, Universität Zürich 2003)
* Dieter Teichert: ''Entstellung als ästhetischer Begriff.'' In: U. Hoyningen-Süess, C. Amrein (Hrsg.): ''Entstellung und Hässlichkeit – Beiträge aus philosophischer medizinischer, literatur- und kunsthistorischer sowie aus sonderpädagogischer Perspektive.'' Haupt,  Bern 1995, ISBN 3-258-05125-9, S. 15–29.
== Weblinks ==
{{Commonscat|Congenital diseases and disorders|Geburtsfehler und Fehlbildungen}}
* [http://www.med.uni-magdeburg.de/fme/zkh/mz/ Informationen der Uni Magdeburg]
* [http://www.vetmed.fu-berlin.de/einrichtungen/institute/we01/gurltsche_sammlung_startseite/gurlt_trockenpraeparate/index.html Informationen der Freien Universität Berlin Teil 1 Trockenpräparate]
* [http://www.vetmed.fu-berlin.de/einrichtungen/institute/we01/gurltsche_sammlung_startseite/gurlt_feuchtpraeparate/index.html Informationen der Freien Universität Berlin Teil 2 Feuchtpräparate]
== Einzelnachweise ==
<references />
{{Gesundheitshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4039561-3}}


[[Kategorie:Behinderungsart]]
* {{WikipediaDE|Ceteris paribus}}
[[Kategorie:Fehlbildung|!]]
{{Wiktionary|ceteris paribus}}
{{Wiktionary|Ceteris-paribus-Klausel}}


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Wissenschaftstheorie]]

Version vom 23. März 2019, 07:49 Uhr

Ceteris paribus (lat., sinngemäß: „unter sonst gleichen Bedingungen“; abgekürzt: c. p. oder cet. par.) bedeutet, dass man bei wissenschaftlichen Modellen bzw. Experimenten immer nur eine Einflussgröße verändert, während alle anderen konstant gehalten werden, um genau deren Einfluss bestimmen zu können.

Siehe auch

 Wiktionary: ceteris paribus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Ceteris-paribus-Klausel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen