Lebensseele

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Als Lebensseele oder auch als Seelenleben[1] hat Rudolf Steiner gelegentlich das zweite der höheren Wesensglieder der Toten bezeichnet. Es bildet sich aus, nachdem sich zuvor schon all das, was man während des Erdenlebens nur unterbewusst erlebt hat, in Imaginationen gestaltet und diese Bilder nun durch Inspiration gleichsam sprechend werden.

Nach dem der Tote die Läuterungszeit des Kamalokas hinter sich gebracht hat, wird er von einer Art Lebensgeist umhüllt, der aber noch nicht ganz jenem höheren Wesenglieder entspricht, dass sich der Mensch später einmal durch die eigene Ich-Tätigkeit erwerben wird. Um Verwechslungen auszuschließen, hat Rudolf Steiner den Ausdruck Lebensseele oder auch Seelenleben eingeführt.

Diese Lebensseele führt uns herum in der geistigen Welt, und zwar so, dass wir im rhythmischen Wechsel immer wieder die selben geistigen Orte besuchen, aus denen wir die geistigen Kräfte schöpfen können, die wir für unser nächstes Erdenleben brauchen.

„Es sind natürlich bei dem Toten in der Zeit, die auf den Tod folgt, die andern Glieder schon ausgebildet: das Seelenleben oder die Lebensseele und auch das Seelenselbst. Aber gerade diese Glieder bilden sich immer mehr und immer bestimmter so aus, daß sie der Tote zuerst, unmittelbar nach dem Tode, wie etwas Zukünftiges empfindet, was er erst nach und nach heranentwickelt. Der Tote hat in dieser Beziehung die Empfindung, den Seelenmenschen muß er herausarbeiten, daran muß er arbeiten; aber die Lebensseele muß er entwickeln lassen, sie muß sich nach und nach entwickeln. Sie ist natürlich schon da, wie beim Kinde der Verstand da ist, aber sie muß sich entwickeln, wie beim Kinde der Verstand. Dadurch tritt bei dem Toten gleich nach dem Tode eine inspirierende Kraft auf. Aber diese entwickelt sich, wird immer stärker und stärker. Und gerade wenn man dem Toten hilft, hilft man ihm auch in der Entwickelung dieser inspirierenden Kraft. Denn aus den Bildern muß allmählich etwas heraussprechen zu dem Toten. Sie müssen mehr werden als bloß die Erinnerung an das Leben, sie müssen ihm Neues sagen, was ihm das Leben noch nicht sagen konnte. Denn, was sie ihm jetzt sagen, muß Keim werden für das, was er als nächstes Erdenleben ausgestaltet.

So tritt das Seelenleben, die Lebensseele in Entwickelung, und die Bilder werden immer sprechender und sprechender. Das ist so, daß der Tote zunächst - wenn ich mich so ausdrücken darf - den Blick vorzugsweise auf die Erde richtet. Wie wir unsere Gedanken nach der Geisteswelt hinauf richten, so richtet der Tote seine Seele immer herunter auf die Erde. Er sieht sie zum Beispiel - was ich gestern beschrieben habe[2] - als die auf der Osthälfte blaue, auf der Westhälfte rötliche Erde; da kommen diese Bilder, da sind sie einverwoben. Er sieht zunächst immer in dem allgemeinen Erdenbilde sein Leben darinnen; sein Leben sieht er bei uns. Deshalb können wir ihm auch helfen, mit diesen Bildern zurechtzukommen. Er verläßt zwar die Erde, aber er verläßt sie nicht mit seinem Seelenauge. Und allmählich wird die Erde tönend, indem die Inspiration sich immer mehr und mehr entwickelt. Was Bilder sind, sagt ihm allmählich immer mehr und mehr.“ (Lit.:GA 181, S. 190f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Dieses «Seelenleben» bzw. diese «Lebensseele» ist nicht zu verwechseln mit dem in Denken, Fühlen und Wollen gegliederten Seelenleben während der irdischen Inkarnation
  2. vgl. → Erdenaura