Julius Baumann

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Julius Baumann (* 1837; † 1916[1]) war ein deutscher Gymnasiallehrer und ab 1869 Professor für Philosophie an der Georg-August-Universität Göttingen[2] und Geheimer Regierungsrat.

Baumann war ein Schüler von Hermann Lotze (1817-1881)[3] und vertrat einen naturwissenschaftlich orientierten Realismus.

Rudolf Steiner nennt Baumanns Schrift Philosophie als Orientierung über die Welt (1873) als Quelle schon in seiner 1892 als erweiterte Buchausgabe erschienene Dissertation «Wahrheit und Wissenschaft» (Lit.:GA 3, S. 17). Später erwähnt er ihn in dem 1903 geschriebenen Aufsatz «Reinkarnation und Karma, vom Standpunkte der modernen Naturwissenschaft notwendige Vorstellungen» (Lit.:GA 34, S. 67ff) als einen Denker, der aus naturwissenschaftlichen Erwägungen und in Anlehnung an Lessing «Die Erziehung des Menschengeschlechts» folgerichtig auf den Gedanken der Reinkarnation gekommen war.

„Denker, in denen das naturwissenschaftliche Streben anfängt, sich folgerichtig auszubilden, kommen notwendig zu dieser Ansicht. So lesen wir in der Schrift des Göttinger Philosophieprofessors Julius Baumann über « Neuchristentum und reale Religion» unter den neununddreißig Sätzen eines «Entwurfes eines kurzen Inbegriffs realwissenschaftlicher Religion» auch den folgenden (zweiundzwanzigsten): «... Wie ... in der unorganischen Natur die physikalisch-chemischen Elemente und Kräfte nicht vergehen, sondern nur ihre Kombinationen ändern, so ist dies nach realwissenschaftlicher Methode auch anzunehmen von den organischen und den organisch- geistigen Kräften. Die Menschenseele als formale Einheit, als verknüpfendes Ich kehrt wieder in neuen Menschenleibern und kann so alle Stufen menschheitlicher Entwickelung durchleben.»[4]

Solche Anschauung muß haben, wer den vollen Mut zum naturwissenschaftlichen Glaubensbekenntnis der Gegenwart besitzt.“ (Lit.:GA 34, S. 85f)

Werke (Auswahl)

  • Die Lehren von Raum, Zeit und Mathematik in der neueren Philosophie nach ihrem Ganzen Einfluss dargestellt und beurtheilt, Band 1, G. Reimer, 1868 [3]
  • Philosophie als Orientirung über die Welt, S. Hirzel, 1872 [4]
  • Die Staatslehre des h. Thomas von Aquino: des grössten Theologen und Philosophen der katholischen Kirche, S. Hirzel, 1873 [5]
  • Sechs Vorträge aus dem Gebiete der praktischen Philosophie, Hirzel, 1874 [6]
  • Handbuch der Moral: nebst, Abriss der Rechtsphilosophie, S. Hirzel, 1879 [7]
  • Platons Phädon: philosophisch erklärt und durch die späteren Beweise für die Unsterblichkeit ergänzt, F. A. Perthes, 1889 [8]
  • Geschichte der Philosophie nach Ideengehalt und Beweisen, Perthes, 1890 [9]
  • Elemente der Philosophie: Logik, Erkenntnistheorie und Metaphysik, Moral (praktische Psychologie) für das akademische Studium und zum Selbstunterricht, Veit, 1891 [10]
  • Die Grundfrage der Religion - Versuch einer auf den realen Wissenschaften beruhenden Gotteslehre, Frommann, 1895 [11], Neuauflage:Hansebooks 2016, ISBN 9783743610736
  • Über Willens- und Charakterbildung auf physiologisch-psychologischer Grundlage, Reuther & Reichard, 1897, Neuauflage: Hansebooks 2017, ISBN 9783743693975
  • Realwissenschaftliche Begründung der Moral, des Rechts und der Gotteslehre, Th. Weicher, 1898 [12]
  • Sammlung von Abhandlungen aus dem Gebiete der Pädagogischen Psychologie und Physiologie, Band 1, Reuther & Reichard, 1898 [13]
  • Häckels Welträthsel nach ihren starken und ihren schwachen Seiten: mit einem Anhang über Häckels theologische Kritiker, T. Weicher, 1900 [14]
  • Neuchristentum und reale Religion. Eine Streitschrift wider Harnack und Stendel. Nebst einem Katechismus realer Religion. Strauß, Bonn 1901
  • Einführung in die Pädagogik: Geschichte der pädagogischen Theorien. Allgemeine Pädagogik (pädagogische Psychologie), Veit & Comp., 1901 [15]
  • Deutsche und außerdeutsche Philosophie der letzten Jahrzehnte, F.A. Perthes, 1903 [16]
  • Denifle's Luther und Luthertum vom allgemeinwissenschaftlichen Standpunkt, Hermann Beyer, 1904 [17]
  • Dichterische und wissenschaftliche Weltansicht: mit besonderer Beziehung auf Don Juan, Faust, und die Moderne, F.A. Perthes, 1904 [18]
  • Wille und Charakter: eine Erziehungslehre auf moderner Grundlage, Reuther & Reichard, 1905 [19]
  • Über Religionen und Religion: Worte zur Verständigung, H. Beyer, 1905 [20]
  • Der Wissensbegriff: eine historisch-philosophische und philosophisch-kritische Monographie, C. Winter, 1908 [21]
  • Die Gemütsart Jesu: nach jetziger wiss. insbesondere psychologischer Methode erkennbar gemacht, Kröner, 1908 [22]
  • Unsterblichkeit und Seelenwanderung: Ein Einigungspunkt morgenländischer und abendländischer Weltansicht, S. Hirzel, 1909 [23]
  • Neues zu Sokrates, Aristoteles, Euripides, Veit, 1912 [24]

Anmerkungen

  1. http://kalliope-verbund.info/de/eac?eac.id=116088524
  2. Wilhelm Dilthey: Briefwechsel: Band I: 1852–1882, Vandenhoeck & Ruprecht 2011, ISBN 978-3-525-30368-9, S. 456 [1]
  3. Hans-Günther Schlotter: Die Geschichte der Verfassung und der Fachbereiche der Georg-August-Universität zu Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1994, ISBN 3-525-35847-4, S. 89 [2]
  4. Julius Baumann: Neuchristentum und reale Religion. Eine Streitschrift wider Harnack und Stendel. Nebst einem Katechismus realer Religion. Strauß, Bonn 1901, S. 48

Literatur

  1. Julius Baumann: Neuchristentum und reale Religion. Eine Streitschrift wider Harnack und Stendel. Nebst einem Katechismus realer Religion. Strauß, Bonn 1901
  2. Rudolf Steiner: Wahrheit und Wissenschaft. 5. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1980, ISBN 3-7274-0030-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Lucifer – Gnosis, GA 34 (1987), ISBN 3-7274-0340-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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