Professor Capesius

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Johannes Thomasius und Professor Capesius. Foto von der Neuinszenierung von Rudolf Steiners Mysteriendramen an der Goetheanum-Bühne 2010. Foto: Jochen Quast

Professor Capesius ist eine Gestalt aus Rudolf Steiners Mysteriendramen. In der Rückschau auf sein früheres Erdenleben, das in "Die Prüfung der Seele" geschildert wird, ist er Erster Präzeptor eines Mystenbundes.

"Sie werden namentlich aus der «Pforte der Einweihung» entnommen haben, daß Capesius eine Art Geschichtsgelehrter ist, ein Historiker. Nun hat mir die okkulte Forschung ergeben, daß eine Anzahl namhafter Historiker der Gegenwart dieses gerade dadurch geworden sind, daß sie in irgendeinem Verhältnis gestanden haben zur ägyptischen Einweihung im dritten nachatlantischen Kulturzeitraum. Entweder daß solche Geschichtsgelehrten direkt mit dem Einweihungsprinzip zu tun hatten oder den Tempelgeheimnissen in der einen oder anderen Art nähertraten. Sie werden bemerkt haben, daß Capesius ein Historiker ist, der sich nicht allein auf äußere Schriftwerke verläßt, sondern der auch versucht, die Ideen der Geschichte zu durchdringen, die in der Menschheitsentwickelung, in der Kulturentfaltung spielen.

[...]

Eines Tages aber war an Capesius etwas von der Literatur des Haeckelismus herangetreten. Er hatte sich mit dieser ganzen Weltanschauung, mit der er sich früher wenig befaßt hatte, bekanntgemacht und im Anschluß daran allerlei Schriften über atomistische Weltanschauung gelesen. Das war der Grund zu seiner Zerqualtheit, und es war eine merkwürdige Stimmung, die über ihn kam, als er in verhältnismäßig spätem Alter diesen atomistischen Haeckelismus kennenlernte. Sein Verstand sagte ihm: Man kann eigentlich mit den Erscheinungen der Natur um sich herum nicht ordentlich zurechtkommen, wenn man sich nicht in dieser Weise aus Atomen heraus durch eine mechanische Weltanschauung die Erscheinungen der Natur erklären will. - Mit anderen Worten, es kam Capesius immer mehr und mehr dazu, in einer gewissen Weise das einseitige Recht des Atomismus, die mechanische Naturanschauung einzusehen. Er gehörte nicht zu denen, die fanatisch eine solche Sache von vornherein ablehnen, denn er mußte sich auf seinen Verstand verlassen, und da erschien ihm manches notwendig von dieser Anschauung, um die Erscheinungen der Natur um sich herum zu erklären. Aber dennoch quälte ihn das. Denn er sagte sich: Wie öde, wie unbefriedigend für die menschliche Seele ist wiederum diese Naturanschauung! Wie schlecht kommt jede Idee dabei weg, die man über Geist und Geistwesen, über das Seelische gewinnen will!" (Lit.: GA 147, S. 84f)

Josef Franz Capesius, den Rudolf Steiner vermutlich 1889 kennenlernte, als er die Weihnachtszeit in Hermannstadt verbrachte, könnte, neben einigen Zügen von Karl Julius Schröer, das eigentliche Vorbild für den Professor Capesius aus Steiners Mysteriendramen sein. Es gibt darüber allerdings, soweit bekannt, keine Mitteilung Rudolf Steiners. Ein im Januar 1890 von Dr. Eugen Filtsch an Steiner geschriebener Brief beweist, dass Steiner Josef Capesius gut kannte[1]. Nach den Erinnerungen Oskar Schmiedels solle Capesius zudem einen Vollbart tragen wie sein «Urbild» und aus Siebenbürgen stammen (Lit.: Schmiedel, S 150).

Anmerkungen

  1. Erstmals auszugsweise veröffentlicht in: David W. Wood: Rudolf Steiner und Professor (Josef) Capesius - Teil 1. Dem Urbild aus den Mysteriendramen auf der Spur, in die Drei 2/2011, S 29. Das Original befindet sich im Rudolf Steiner Archiv.

Literatur

  1. Oskar Schmiedel: Erinnerungen an die Proben zu den Mysterienspielen in München in den Jahren 1910 – 1913 in „Mitteilungen aus der Anthroposophischen Arbeit in Deutschland“ Nr. 7 März 1949
  2. Rudolf Steiner: Die Geheimnisse der Schwelle, GA 147 (1997), ISBN 3-7274-1470-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. David W. Wood: Rudolf Steiner und Professor (Josef) Capesius - Teil 1. Dem Urbild aus den Mysteriendramen auf der Spur, in die Drei 2/2011, S 21-31
  4. David W. Wood: Rudolf Steiner und Professor (Josef) Capesius - Teil 2. Die Prüfung einer Seele - Zur Gestalt des Capesius in den Mysteriendramen, in die Drei 3/2011, S 33-43
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