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'''Mumien''' (von [[Wikipedia:Persische Sprache|pers.]] ''mumia'' = "[[Wikipedia:Bitumen|Bitumen]], [[Wikipedia:Erdpech|Erdpech]]"<ref name=H192>[[Wikipedia:Wolfgang Helck|Wolfgang Helck]], [[Wikipedia:Eberhard Otto (Ägyptologe)|Eberhard Otto]]: ''Kleines Lexikon der Ägyptologie''. Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04027-0, S.&nbsp;192.</ref>) sind Überreste [[tier]]ischer oder [[mensch]]licher [[Körper]], also [[Leiche]]n, die durch besondere [[Wikipedia:Chemie|chemisch]]-[[Wikipedia:Physik|physikalische]] Bedingungen vor der [[Verwesung]] bewahrt und dadurch in ihrer grundlegenden [[Form]] erhalten wurden. Die '''Mumifikation''' kann durch natürliche Prozesse oder durch künstliche '''Mumifizierung''', die besonders in der [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptischen Kultur]] kunstvoll geübt wurde, bewirkt werden. Durch die Mumifizierung wurde eine stärkere Bindung des [[Mensch]]en an das [[physisch]]e [[Dasein]] in späteren [[Inkarnation]]en erreicht.
'''Mumien''' (von [[Wikipedia:Persische Sprache|pers.]] ''mumia'' = "[[Wikipedia:Bitumen|Bitumen]], [[Wikipedia:Erdpech|Erdpech]]"<ref name=H192>[[Wikipedia:Wolfgang Helck|Wolfgang Helck]], [[Wikipedia:Eberhard Otto (Ägyptologe)|Eberhard Otto]]: ''Kleines Lexikon der Ägyptologie''. Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04027-0, S.&nbsp;192.</ref>) sind Überreste [[tier]]ischer oder [[mensch]]licher [[Körper]], also [[Leiche]]n, die durch besondere [[Wikipedia:Chemie|chemisch]]-[[Wikipedia:Physik|physikalische]] Bedingungen vor der [[Verwesung]] bewahrt und dadurch in ihrer grundlegenden [[Form]] erhalten wurden. Die '''Mumifikation''' kann durch natürliche Prozesse oder durch künstliche '''Mumifizierung''' bewirkt werden. Die [[Wikipedia:Mumifizierung im Alten Ägypten|Mumifizierung im Alten Ägypten]] wurde besonders kunstvoll und sorgfältig betrieben. Durch diese Mumifizierung wurde eine stärkere Bindung des [[Mensch]]en an das [[physisch]]e [[Dasein]] in späteren [[Inkarnation]]en erreicht.


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Persönlichkeitsbewußtsein haben sollten. Es gibt tiefe Mysterien
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== Mumien und Naturkunde ==
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"Die
Ägypter hielten darauf, in ihren Einatmungsrhythmus dasjenige hereinzubekommen,
was ihnen dadurch werden konnte, daß sie eben sich
den Behausungen gewisser geistiger Wesenheiten gegenüberstellten,
denen sie in den Mumien Gestalt zu geben in der Lage waren. Wir müssen
uns einmal ein möglichst sprechendes Bild machen von dem, was in
der Blütezeit der ägyptischen Einweihungskultur die Mumie bedeutete.
Die Mumie war der Mensch in seiner Form, in seiner Gestaltung,
nachdem das Geistig-Seelische von dieser Gestaltung, von dieser
Form weggenommen war. Während der Mensch lebt, ist das, was in
seinem ätherischen Organismus, in seinem astralischen Organismus,
in seiner Ich-Wesenheit tätig ist, wirksam in der Form. Die Form
wird durchleuchtet von dem, was aus dem Blute und der übrigen
Organisation heraus die Form als die Menschenfarbe durchdringt.
An der Mumie hatte man die bloße Form, die nur durch den Menschen
auf der Erde da sein kann, die nicht entstehen könnte, wenn der
Mensch nicht auf der Erde wäre. Ohne daß unmittelbar das Seelische
und Geistige dabei war, brauchte der ägyptische Eingeweihte diese
Form, um etwas haben zu können, was er, wenn er nicht zur Mumienkultur
geschritten wäre, nicht hätte haben können.
Wir müssen versuchen, uns von diesen Zeiten, die in ganz andern
Seelenverfassungen als den heutigen lebten, ein Bild zu machen, das
allerdings unserem heutigen Weltbilde sehr unähnlich ist. Wir müssen
uns klar darüber sein, daß alles, was bis zur ägyptischen Zeit der
Mensch innerlich an Ideen, an Gedanken hatte, was er innerlich im
Seelischen erlebte, ihm unmittelbar aus der geistigen Welt gegeben
war, daß er also in Offenbarungen der geistigen Welt lebte, auch wenn
er sich seinen Gedanken hingab. In der Zeit der urindischen und der
urpersischen Kultur hatte der Mensch eben nur solche, ihm vom
Geistigen aus geofTenbarte Gedanken. An der äußeren Welt, an Pflanzen,
Tieren, Mineralien machte sich der Mensch keine Gedanken. Er
hatte sein Seelenleben voll ausgefüllt mit den aus dem Geistigen
heraus kommenden Gedanken; die klärten ihn hinlänglich über die
Welt auf. Er lebte mit den Pflanzen, mit den Tieren, er gab ihnen auch
Namen. Aber auch diese Namen empfand er so, daß sie ihm von den
Göttern geoffenbart waren. Wenn in der urindischen, in der urpersischen
Kultur ein Mensch einer Blume einen Namen gab, so hatte das
für ihn die Bedeutung, daß ihm eine göttliche Stimme gesagt hatte,
so daß er es deutlich vernahm: so solle er zu der Blume sagen. Wenn
er einem Tiere den Namen gab, dann hatte er das Bewußtsein, in
seinem Innern zu hören: so solle er zu dem Tiere sagen. Alle Namen
für das, was er bezeichnete, kamen den Angehörigen der urindischen,
der urpersischen Zivilisation von innen heraus.
In der ägyptischen Zivilisation wurde es anders. Da kamen die
inneren Erlebnisse immer mehr in die Dämmerung, Der Mensch
konnte nicht mehr so deutlich überschauen, was sich ihm da aus der
geistigen Welt offenbarte. Daher fühlte er immer mehr die Notwendigkeit,
mit der äußeren Natur, mit dem Tier-, Pflanzen- und
Mineralreich zu leben; aber das konnte er auch noch nicht, denn die
Zeit war noch nicht gekommen. Diese Zeit kam eigentlich erst nach
dem Mysterium von Golgatha. Der Mensch war nicht so weit, daß
er mit der Außenwelt hätte leben können. Dadurch war er genötigt,
den Menschen zu mumifizieren. Denn aus dem, was jetzt in dem nicht
mehr beseelten Menschen wohnte, aus dem gerade konnte er Aufschlüsse
gewinnen über die ihn umgebende Natur, über Pflanzen,
Tiere, Mineralien. Die ersten Kenntnisse über Pflanzen, Tiere, Mineralien
sind dem Menschen dadurch geworden, daß jene Geistwesen
aus den Mumien zu ihnen sprachen, denen er auf der Erde durch die
Mumien Wohnsitze verschafft hatte. Man möchte sagen, in der Zeit,
als aus den übersinnlichen Welten die Götter immer mehr aufhörten
für die Menschen zu reden, nahm der Mensch seine Zuflucht zu den
Helfern, die nun auf der Erde dadurch leben konnten, daß der Mensch
die Menschenform konservierte durch die Mumien. Der Vorgang war
eigentlich ein ziemlich komplizierter. Für die Eingeweihten wäre es
wohl möglich gewesen, unmittelbar durch jene mondgeistigen Wesenheiten,
die in den Mumien wohnten, Aufschlüsse darüber zu bekommen,
was im Menschenleben vor sich gehen sollte, Direktionslinien
zum Lenken und Leiten und Erziehen der Menschen zu erhalten.
Aber nicht ohne weiteres wäre es auch für die Eingeweihten
möglich gewesen - denn dazu waren zunächst keine Fähigkeiten in
den menschlichen Seelen vorhanden -, durch die die Mumien bewohnenden
Wesen Aufschlüsse über die Natur zu bekommen, über
das Pflanzen-, Tier- und Mineralreich. Und dennoch, gerade darin
waren die Ägypter groß. Sie haben zum Beispiel schon eine wunderbare
Medizin gerade mit Hilfe der Mumienkultur begründet.
Natürlich, wenn ein heutiger gescheiter Mensch diese Dinge auslegt,
so sagt er: Die Ägypter haben die Mumien konserviert, dabei
haben sie die verschiedenen Organe kennengelernt, die sie konserviert
haben, und dadurch eine Anatomie begründet, nicht bloß eine Medizin.
- Aber das ist bloß eine Scheinansicht, das ist keine wahre
Ansicht. Die Wahrheit ist, daß in der damaligen Zeit durch solche
logische Erwägungen, durch solche reine Beobachtungsforschungen
den Ägyptern gar nicht gedient gewesen wäre; denn in dieser Weise
verkehrten sie überhaupt nicht mit der Außenwelt. Ihr Verkehr mit
der Außenwelt war ein viel feinerer. Aber eines ist dadurch bewirkt
worden, daß in einer so sorgfältigen Weise die Mumienform erhalten
wurde: die Seelen der Menschen, die gestorben waren, sind eine Zeitlang
an ihre Mumie gefesselt worden.
Das ist das Bedenkliche der ägyptischen Kultur, was uns immer darauf
hinweisen muß, daß diese ägyptische Kultur eigentlich doch eine
absteigende war, eine Dekadenzkultur, von der man nicht als von
einer Blütekultur innerhalb der Gesamtmenschheit sprechen darf,
denn sie griff auch in die übersinnlichen Schicksale der Menschen ein.
Sie fesselte in einer gewissen Weise die Menschenseelen nach dem
Tode an ihre konservierte Form, an die Mumie. Und während man
durch die die Mumie bewohnenden geistigen Wesenheiten über Direktionslinien
für die Menschheit Aufschluß gewann, konnte man über
die Natur, über das Tier-, Pflanzen- und Mineralreich, solche Aufschlüsse
nicht unmittelbar gewinnen, wohl aber mittelbar dadurch,
daß diese mondgeistigen Wesenheiten den Menschenseelen, die sich
noch bei den Mumien aufhielten, wiederum die Naturgeheimnisse
mitteilten. Und von diesen noch bei den Mumien verweilenden
Menschenseelen bekamen dann wiederum die Initiierten Ägyptens
Aufschlüsse über das Tier-, Pflanzen- und Mineralreich. So war also
innerhalb der ägyptischen Kultur eine merkwürdige Stimmung da.
Die ägyptischen Eingeweihten sagten sich: Unsere Menschenleiber
sind bis zum Tode nicht geeignet, Aufschlüsse über die Natur zu bekommen.
Eine Naturwissenschaft können wir nicht erringen, dazu
sind unsere Leiber noch nicht geeignet, das wird erst später, nach dem
Mysterium von Golgatha möglich sein. Aber wir müssen doch einen
Aufschluß gewinnen. So wie unsere jetzigen Leiber sind, so werden
die Menschen erst nach dem Tode geeignet sein, etwas über die Natur
zu wissen. Sie leben hier zwar in der Natur, aber sie können ihren
Leib noch nicht gebrauchen, um sich Begriffe über die Natur zu
machen. Erst nach dem Tode gehen ihnen diese Begriffe über die
Natur auf. Daher halten wir die Toten eine Weile fest, daß sie uns
Aufschlüsse über die Natur geben. - Es trat also im Grunde genommen
etwas recht Bedenkliches in die geschichtliche Entwickelung der
Menschheit gerade durch die ägyptische Kultur ein. Die chaldäische
hielt sich in dieser Zeit fern und ist, man möchte sagen, eine reinere
Kultur." {{Lit|{{G|216|71ff}}}}
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#Rudolf Steiner: ''Ägyptische Mythen und Mysterien'', [[GA 106]] (1992), ISBN 3-7274-1060-4 {{Vorträge|106}}
#Rudolf Steiner: ''Die Grundimpulse des weltgeschichtlichen Werdens der Menschheit'', [[GA 216]] (1988), ISBN 3-7274-2160-6 {{Vorträge|216}}


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== Weblinks ==
* [http://home.datacomm.ch/ezzat_boulos/mumien/ Die Kunst der Mumifizierung im Alten Ägypten]


[[Kategorie:Ägypten]]
[[Kategorie:Ägypten]]

Version vom 24. Juni 2011, 09:20 Uhr

Mumien (von pers. mumia = "Bitumen, Erdpech"[1]) sind Überreste tierischer oder menschlicher Körper, also Leichen, die durch besondere chemisch-physikalische Bedingungen vor der Verwesung bewahrt und dadurch in ihrer grundlegenden Form erhalten wurden. Die Mumifikation kann durch natürliche Prozesse oder durch künstliche Mumifizierung bewirkt werden. Die Mumifizierung im Alten Ägypten wurde besonders kunstvoll und sorgfältig betrieben. Durch diese Mumifizierung wurde eine stärkere Bindung des Menschen an das physische Dasein in späteren Inkarnationen erreicht.

"Wir erinnern uns, wie der Ägypter seine Toten behandelte, wir erinnern uns an die Mumien, wie der Ägypter etwas darauf gab, daß die äußere physische Form lange konserviert werde, und wir wissen, daß der Ägypter seine Gräber anfüllte mit solchen Mumien, in denen er die äußere Form erhalten hatte, und daß er dem Verstorbenen in das Grab mitgab gewisse Gerätschaften, Besitztümer, als Erinnerungen an das verflossene physische Leben, Gerätschaften, die den Bedürfnissen des physischen Lebens entsprachen. So sollte das, was der Mensch im Physischen gehabt hat, erhalten bleiben. So verband der Ägypter seine Toten mit dem physischen Plan. Dieser Brauch bildete sich immer mehr heraus. Gerade das zeichnete die alte ägyptische Kultur aus.

So etwas ist aber nicht ohne Folgen für die Seele. Denken wir daran, daß unsere Seelen in ägyptischen Körpern waren. Das ist durchaus richtig, daß unsere Seelen in diesen zu Mumien gewordenen Leibern verkörpert waren. Wir wissen aus den Darstellungen, die früher gegeben worden sind, daß dann, wenn der Mensch von seinem physischen Leib und seinem Ätherleib nach dem Tode befreit ist, daß er dann ein anderes Bewußtsein hat, daß er dann keineswegs in einem bewußtlosen Zustande in der astralischen Welt lebt. Er kann hinunterschauen aus der geistigen Welt, wenn er auch heute nicht hinaufschauen kann, er kann aber dann hinunterschauen auf die physische Erde. Da ist es nicht gleichgültig, ob der Leib als Mumie konserviert ist, oder ob dieser Leib verbrannt ist oder verwest. Es entsteht dadurch eine bestimmte Art von Zusammenhang. Wir werden den geheimnisvollen Zusammenhang sehen. Dadurch, daß im alten Ägypten eine lange Zeit die Leiber konserviert geblieben sind, haben die Seelen in der Zwischenzeit nach dem Tode etwas ganz Bestimmtes erlebt. Sie wußten, wenn sie herabschauten: das ist mein Leib. Sie waren an ihn gebunden, an diesen physischen Leib, sie hatten vor sich die Form ihres Leibes; wichtig wurde den Seelen dieser Leib, denn die Seele ist eindrucksfähig nach dem Tode. Der Eindruck, den der mumifizierte Leib gemacht hat, prägte sich tief ein, und die Seele wurde nach diesem Eindruck geformt.

Nun ging diese Seele durch Verkörperungen in der griechisch-lateinischen Kultur hindurch, und sie lebt heute in unserer Zeit in uns. Es ist nicht wirkungslos, daß diese Seelen nach dem Tode ihren mumifizierten Leib gesehen haben, daß sie dadurch immer wieder hingelenkt wurden auf diesen Leib; gar nicht unwesentlich ist das. Sie haben ihn in ihre Sympathie aufgenommen, und die Frucht dieses Hinunterblickens tritt heute auf, im fünften Zeitraum in der Neigung, die heute die Seelen haben, großen Wert auf das äußere physische Leben zu legen. Alles das, was wir heute das Hängen an der Materie nennen, das kommt davon, daß die Seelen anschauen konnten damals aus der geistigen Welt ihre eigene Verkörperung. Dadurch hat der Mensch die physische Welt lieben gelernt, dadurch wird heute so oft gesagt, daß nur wichtig ist dieser physische Leib zwischen Geburt und Tod." (Lit.: GA 106, S. 19f)

"Denken Sie sich Ihre Seele zurückversetzt in den alten ägyptischen Leib. Denken Sie Ihre Seele nach dem Tode zurückgeleitet durch den Gang der Pyramide in höhere Sphären, aber Ihren Leib als Mumie festgehalten. Das hatte eine okkulte Folge. Die Seele mußte immer herunterschauen, wenn da unten der Mumienleib lag. Da wurden die Gedanken verfestigt, verknöchert, verhärtet, da wurden die Gedanken hereingebannt in die physische Welt. Weil aus den Regionen des Geistes die alte ägyptische Seele nach dem Tode herunterschauen mußte auf ihren konservierten physischen Leib, deshalb ist der Gedanke in ihr eingewurzelt, daß dieser physische Leib eine höhere Realität ist, als er es in Wirklichkeit ist. Denken Sie sich hinein in Ihre Seele von damals; Sie schauten hinunter auf die Mumie. Der Gedanke an die physische Form hat sich verhärtet, er hat sich herübergetragen durch die Inkarnationen hindurch: heute erscheint dieser Gedanke so, daß die Menschen sich nicht losreißen können von der physischen Körperform. Der Materialismus als Gedanke ist vielfach eine aufgehende Frucht der Einbalsamierung der Leichname." (Lit.: GA 105, S. 31f)

"Was war denn aber geschehen, daß der Mensch so viel auf seine Persönlichkeit gibt, wodurch fühlt er sich gar so sehr als Einzelpersönlichkeit, und wodurch ist denn das vorbereitet worden, daß der Mensch sich heute gegenüber der geistigen Welt so stark fühlt in seinem Dasein, das eingeschlossen ist zwischen Geburt und Tod? Präpariert worden ist das Wichtigste dazu in der dritten Kulturepoche, wo man über den Tod hinaus in der Mumie die Form des einen physischen Körpers erhalten wollte, in einem einbalsamierten Körper die Form durchaus nicht zerrinnen lassen wollte. Da prägt sich das Festhalten an der Einzelpersönlichkeit so ein, daß es heute bei der Wiederverkörperung wieder herauskommt als das Persönlichkeitsgefühl.

Daß dieses Persönlichkeitsgefühl heute so stark ist, ist eine Folge davon, daß man die Körper in der ägyptischen Zeit mumifiziert hat. So hängt alles in der menschlichen Entwickelung zusammen. Die Ägypter balsamierten die Körper der Verstorbenen ein, damit die Menschen in der fünften Epoche ein möglichst großes Persönlichkeitsbewußtsein haben sollten. Es gibt tiefe Mysterien innerhalb der Menschheitsentwickelung!" (Lit.: GA 103, S. 149f)

Mumien und Naturkunde

"Die Ägypter hielten darauf, in ihren Einatmungsrhythmus dasjenige hereinzubekommen, was ihnen dadurch werden konnte, daß sie eben sich den Behausungen gewisser geistiger Wesenheiten gegenüberstellten, denen sie in den Mumien Gestalt zu geben in der Lage waren. Wir müssen uns einmal ein möglichst sprechendes Bild machen von dem, was in der Blütezeit der ägyptischen Einweihungskultur die Mumie bedeutete.

Die Mumie war der Mensch in seiner Form, in seiner Gestaltung, nachdem das Geistig-Seelische von dieser Gestaltung, von dieser Form weggenommen war. Während der Mensch lebt, ist das, was in seinem ätherischen Organismus, in seinem astralischen Organismus, in seiner Ich-Wesenheit tätig ist, wirksam in der Form. Die Form wird durchleuchtet von dem, was aus dem Blute und der übrigen Organisation heraus die Form als die Menschenfarbe durchdringt. An der Mumie hatte man die bloße Form, die nur durch den Menschen auf der Erde da sein kann, die nicht entstehen könnte, wenn der Mensch nicht auf der Erde wäre. Ohne daß unmittelbar das Seelische und Geistige dabei war, brauchte der ägyptische Eingeweihte diese Form, um etwas haben zu können, was er, wenn er nicht zur Mumienkultur geschritten wäre, nicht hätte haben können.

Wir müssen versuchen, uns von diesen Zeiten, die in ganz andern Seelenverfassungen als den heutigen lebten, ein Bild zu machen, das allerdings unserem heutigen Weltbilde sehr unähnlich ist. Wir müssen uns klar darüber sein, daß alles, was bis zur ägyptischen Zeit der Mensch innerlich an Ideen, an Gedanken hatte, was er innerlich im Seelischen erlebte, ihm unmittelbar aus der geistigen Welt gegeben war, daß er also in Offenbarungen der geistigen Welt lebte, auch wenn er sich seinen Gedanken hingab. In der Zeit der urindischen und der urpersischen Kultur hatte der Mensch eben nur solche, ihm vom Geistigen aus geofTenbarte Gedanken. An der äußeren Welt, an Pflanzen, Tieren, Mineralien machte sich der Mensch keine Gedanken. Er hatte sein Seelenleben voll ausgefüllt mit den aus dem Geistigen heraus kommenden Gedanken; die klärten ihn hinlänglich über die Welt auf. Er lebte mit den Pflanzen, mit den Tieren, er gab ihnen auch Namen. Aber auch diese Namen empfand er so, daß sie ihm von den Göttern geoffenbart waren. Wenn in der urindischen, in der urpersischen Kultur ein Mensch einer Blume einen Namen gab, so hatte das für ihn die Bedeutung, daß ihm eine göttliche Stimme gesagt hatte, so daß er es deutlich vernahm: so solle er zu der Blume sagen. Wenn er einem Tiere den Namen gab, dann hatte er das Bewußtsein, in seinem Innern zu hören: so solle er zu dem Tiere sagen. Alle Namen für das, was er bezeichnete, kamen den Angehörigen der urindischen, der urpersischen Zivilisation von innen heraus.

In der ägyptischen Zivilisation wurde es anders. Da kamen die inneren Erlebnisse immer mehr in die Dämmerung, Der Mensch konnte nicht mehr so deutlich überschauen, was sich ihm da aus der geistigen Welt offenbarte. Daher fühlte er immer mehr die Notwendigkeit, mit der äußeren Natur, mit dem Tier-, Pflanzen- und Mineralreich zu leben; aber das konnte er auch noch nicht, denn die Zeit war noch nicht gekommen. Diese Zeit kam eigentlich erst nach dem Mysterium von Golgatha. Der Mensch war nicht so weit, daß er mit der Außenwelt hätte leben können. Dadurch war er genötigt, den Menschen zu mumifizieren. Denn aus dem, was jetzt in dem nicht mehr beseelten Menschen wohnte, aus dem gerade konnte er Aufschlüsse gewinnen über die ihn umgebende Natur, über Pflanzen, Tiere, Mineralien. Die ersten Kenntnisse über Pflanzen, Tiere, Mineralien sind dem Menschen dadurch geworden, daß jene Geistwesen aus den Mumien zu ihnen sprachen, denen er auf der Erde durch die Mumien Wohnsitze verschafft hatte. Man möchte sagen, in der Zeit, als aus den übersinnlichen Welten die Götter immer mehr aufhörten für die Menschen zu reden, nahm der Mensch seine Zuflucht zu den Helfern, die nun auf der Erde dadurch leben konnten, daß der Mensch die Menschenform konservierte durch die Mumien. Der Vorgang war eigentlich ein ziemlich komplizierter. Für die Eingeweihten wäre es wohl möglich gewesen, unmittelbar durch jene mondgeistigen Wesenheiten, die in den Mumien wohnten, Aufschlüsse darüber zu bekommen, was im Menschenleben vor sich gehen sollte, Direktionslinien zum Lenken und Leiten und Erziehen der Menschen zu erhalten. Aber nicht ohne weiteres wäre es auch für die Eingeweihten möglich gewesen - denn dazu waren zunächst keine Fähigkeiten in den menschlichen Seelen vorhanden -, durch die die Mumien bewohnenden Wesen Aufschlüsse über die Natur zu bekommen, über das Pflanzen-, Tier- und Mineralreich. Und dennoch, gerade darin waren die Ägypter groß. Sie haben zum Beispiel schon eine wunderbare Medizin gerade mit Hilfe der Mumienkultur begründet.

Natürlich, wenn ein heutiger gescheiter Mensch diese Dinge auslegt, so sagt er: Die Ägypter haben die Mumien konserviert, dabei haben sie die verschiedenen Organe kennengelernt, die sie konserviert haben, und dadurch eine Anatomie begründet, nicht bloß eine Medizin. - Aber das ist bloß eine Scheinansicht, das ist keine wahre Ansicht. Die Wahrheit ist, daß in der damaligen Zeit durch solche logische Erwägungen, durch solche reine Beobachtungsforschungen den Ägyptern gar nicht gedient gewesen wäre; denn in dieser Weise verkehrten sie überhaupt nicht mit der Außenwelt. Ihr Verkehr mit der Außenwelt war ein viel feinerer. Aber eines ist dadurch bewirkt worden, daß in einer so sorgfältigen Weise die Mumienform erhalten wurde: die Seelen der Menschen, die gestorben waren, sind eine Zeitlang an ihre Mumie gefesselt worden.

Das ist das Bedenkliche der ägyptischen Kultur, was uns immer darauf hinweisen muß, daß diese ägyptische Kultur eigentlich doch eine absteigende war, eine Dekadenzkultur, von der man nicht als von einer Blütekultur innerhalb der Gesamtmenschheit sprechen darf, denn sie griff auch in die übersinnlichen Schicksale der Menschen ein. Sie fesselte in einer gewissen Weise die Menschenseelen nach dem Tode an ihre konservierte Form, an die Mumie. Und während man durch die die Mumie bewohnenden geistigen Wesenheiten über Direktionslinien für die Menschheit Aufschluß gewann, konnte man über die Natur, über das Tier-, Pflanzen- und Mineralreich, solche Aufschlüsse nicht unmittelbar gewinnen, wohl aber mittelbar dadurch, daß diese mondgeistigen Wesenheiten den Menschenseelen, die sich noch bei den Mumien aufhielten, wiederum die Naturgeheimnisse mitteilten. Und von diesen noch bei den Mumien verweilenden Menschenseelen bekamen dann wiederum die Initiierten Ägyptens Aufschlüsse über das Tier-, Pflanzen- und Mineralreich. So war also innerhalb der ägyptischen Kultur eine merkwürdige Stimmung da. Die ägyptischen Eingeweihten sagten sich: Unsere Menschenleiber sind bis zum Tode nicht geeignet, Aufschlüsse über die Natur zu bekommen. Eine Naturwissenschaft können wir nicht erringen, dazu sind unsere Leiber noch nicht geeignet, das wird erst später, nach dem Mysterium von Golgatha möglich sein. Aber wir müssen doch einen Aufschluß gewinnen. So wie unsere jetzigen Leiber sind, so werden die Menschen erst nach dem Tode geeignet sein, etwas über die Natur zu wissen. Sie leben hier zwar in der Natur, aber sie können ihren Leib noch nicht gebrauchen, um sich Begriffe über die Natur zu machen. Erst nach dem Tode gehen ihnen diese Begriffe über die Natur auf. Daher halten wir die Toten eine Weile fest, daß sie uns Aufschlüsse über die Natur geben. - Es trat also im Grunde genommen etwas recht Bedenkliches in die geschichtliche Entwickelung der Menschheit gerade durch die ägyptische Kultur ein. Die chaldäische hielt sich in dieser Zeit fern und ist, man möchte sagen, eine reinere Kultur." (Lit.: GA 216, S. 71ff)

Anmerkungen

  1. Wolfgang Helck, Eberhard Otto: Kleines Lexikon der Ägyptologie. Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04027-0, S. 192.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Johannes-Evangelium, GA 103 (1995), ISBN 3-7274-1030-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Welt, Erde und Mensch , GA 105 (1983), ISBN 3-7274-1050-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Ägyptische Mythen und Mysterien, GA 106 (1992), ISBN 3-7274-1060-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Die Grundimpulse des weltgeschichtlichen Werdens der Menschheit, GA 216 (1988), ISBN 3-7274-2160-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks