Andrej Bely und Kategorie:Kostenpreis-Nachfrage-Modell: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Belyj.jpg|thumb|Boris Nikolajewitsch Bugajew (Andrej Bely)]]
[[Kategorie:Anthroposophische Wirtschaftswissenschaft]]
[[Bild:Andrej Bely Portrait von Leon Bakst 1905.jpg|thumb|Andrej Bely, Porträt von [[Wikipedia:Lein Bakst|Lein Bakst]], St. Petersburg 1905]]
[[Kategorie:Kostenpreis-Nachfrage-Modell|!l]]
[[Bild:Andrej-Belyj.jpg|thumb|]]
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaften]]
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[[Kategorie:Neue klassische Theorie]]
[[Bild:Andrej Belyj.jpg|thumb|Andrej Bely]]
[[Kategorie:Ökonomisches Modell]]
[[Bild:Bakst bely.jpg|thumb|right|Andrej Bely, Porträt von [[Wikipedia:Leon Bakst|Leon Bakst]].]]
[[Kategorie:Wirtschaftstheorie]]
[[Bild:Andrej Bely.jpg|thumb|]]
[[Kategorie:Mikroökonomie]]
'''Andrej Bely''', mit bürgerlichem Namen '''Boris Nikolajewitsch Bugajew''' ({{RuS|Андрей Белый}} (Pseudonym), eigentlich Борис {{lang|ru|Николаевич Бугаев}}/''{{lang|ru-Latn|Boris Nikolajewitsch Bugajew}}'', auch ''Andrej Belyj''; * {{JULGREGDATUM|26|10|1880|Link="false"}} in [[Wikipedia:Moskau|Moskau]], † [[Wikipedia:8. Januar|8. Januar]] [[Wikipedia:1934|1934]] ebenda) gilt als der bedeutendste [[Wikipedia:Prosa|Prosa]]dichter und führende Theoretiker des [[Wikipedia:Russland|russischen]] [[Wikipedia:Symbolismus (Literatur)|Symbolismus]]. Für radikale Innovationen in der Literatur wird seit [[Wikipedia:1978|1978]] der mit nur einem ''symbolischen'' [[Wikipedia:Rubel|Rubel]] dotierte Andrej-Bely-Preis vergeben, der heute als der angesehenste nicht-staatliche russische Literaturpreis gilt.
[[Kategorie:Preistheorie]]
 
== Leben ==
Andrej Bely wurde als ''Boris Nikolajewitsch Bugajew'' am {{JULGREGDATUM|26|10|1880|Link="false"}} in [[Wikipedia:Moskau|Moskau]] geboren. Sein Vater ''Nikolai Wassiljewitsch Bugajew'' war Professor für Mathematik an der [[Wikipedia:Universität Moskau|Universität Moskau]] und hatte für einige Jahre auch das Amt des Dekans der physikalisch-mathematischen Fakultät inne. Er war ein ebenso entschiedener [[Wikipedia:Positivismus|Positivist]], wie Belys Mutter ''Alexandra Dmitrijewna Bugajew'', geb. ''Jegorowa'', die die Musik und Literatur liebte und ausgezeichnete Klavier spielte, eine glühende [[Wikipedia:Idealismus|Idealistin]] war. Das Spannungsverhältnis zwischen diesen zwei so unterschiedlichen Weltanschauungen und das reiche künstlerische und intellektuelle Umfeld, in das Bely bedingt durch sein Elternhaus schon früh eigetaucht war, prägte sein späteres Leben entscheidend.
 
Bely besuchte das beste private Gymnasium Moskaus und studierte danach von [[Wikipedia:1899|1899]] bis [[Wikipedia:1903|1903]] an der naturwissenschaftlichen Abteilung der physikalisch-mathematischen Fakultät der Moskauer Universität. Nach seinem Abschluss studierte er weiter an der historisch-philologischen Fakultät auf, brach aber bereits nach einem Jahr ab, um sich von nun an völlig der Literatur zu widmen. Schon mit 16 Jahren hatte er, anfangs heimlich, begonnen, Gedichte und Prosa zu schreiben. Als er endlich seinen Vater damit konfrontierte, brachte ihm dieser aber nur Spott und Kritik entgegen. Belys einziger fester Halt in dieser Zeit war die Familie von [[Wladimir Sergejewitsch Solowjow|Wladimir Solowjow]], mit der er seit seinem 15. Lebensjahr verkehrte. Solowjows jüngerer Bruder Michail, Solowjows Frau und sein Sohn Sergej unterstützten lebhaft Belys philosophische und künstlerische Ambitionen und Solowjows Gedankenwelt hinterließ bei ihm einen bleibenden tiefen Eindruck. [[Wikipedia:1900|1900]] wohnte Bely einer Lesung Solowjows bei, wo dieser seine soeben beendete ''„[[Kurze Erzählung vom Antichrist]]“'' vortrug. Danach kam er mit ihm ins Gespräch und man plante weitere Zusammentreffen, doch starb Solowjow noch im selben Jahr, so dass es nicht mehr dazu kam.
 
Bely wandte sich nun vorübergehend dem [[Buddhismus]] zu und studierte die Philosophie [[Wikipedia:Arthur Schopenhauer|Arthur Schopenhauers]], was ihn allerdings nicht endgültig befriedigen konnte, um schließlich in [[Wikipedia:Friedrich Nietzsche|Friedrich Nietzsche]]s Denken neben Solowjow eine zweite tragende Säule für seine Weltanschauung zu finden, die von der geradezu mystischen Ahnung beseelt war, dass schon bald ein neues geistiges Zeitalter anbrechen würde, für das er seinen Beitrag leisten wollte. Das Jahr [[Wikipedia:1901|1901]] erlebte Bely sehr intensiv und erfüllt mit höchster schöpferischer Spannkraft. In diesem Jahr fand er die Grundlage für sein späteres künstlerisches Schaffen. Unter dem starken Einfluss [[Wikipedia:Richard Wagner|Richard Wagner]]s und [[Alexander Nikolajewitsch Skrjabin]]s, der Mitglied der [[Theosophische Gesellschaft Adyar|Theosophischen Gesellschaft Adyar]] in [[Wikipedia:Belgien|Belgien]] war, schuf Belyj eine neue eigenständige literarische Gattung, die er als ''"Dramatische Symphonie"'' bezeichnete. Das sind Prosadichtungen, die mit durchgehenden Themen, wiederkehrenden Leitmotiven und einem besonderen Handlungsverlauf ähnlich streng gebaut sind, wie musikalischen Kompositionen. Erstmals lernte Bely nun auch die [[Theosophie]] kennen, ohne sich aber näher mit dieser Geistesströmung zu verbinden.
 
[[Bild:Alexander_Blok.jpg|thumb|left|[[Wikipedia:Alexander Alexandrowitsch Blok|Alexander Alexandrowitsch Blok]] (1880-1921)]]
Mit der [[Wikipedia:1902|1902]] veröffentlichten zweiten "Sinfonie" gelang Bely der erhoffte literarische Durchbruch. Das Werk fand weithin große Anerkennung, ganz besonders bei den [[Wikipedia:Symbolismus|Symbolisten]], denen sich Bely von nun an als bedeutender Vertreter zuzählen durfte. Einige der bekanntesten russischen Schriftsteller und Schriftstellerinnen seiner Zeit zählen nun zu seinen Bekannten, so [[Wikipedia:Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski|Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski]], [[Wikipedia:Sinaida Hippius|Sinaida Hippius]], [[Wikipedia:Waleri Jakowlewitsch Brjussow|Waleri Jakowlewitsch Brjussow]] und [[Wikipedia:Konstantin Dmitrijewitsch Balmont|Konstantin Dmitrijewitsch Balmont]]. Am bedeutendsten für Bely wurde aber die sehr wechselhafte Freundschaft mit dem Dichter [[Wikipedia:Alexander Alexandrowitsch Blok|Alexander Blok]], die die beiden von [[Wikipedia:1903|1903]] bis zu Bloks Tod [[Wikipedia:1921|1921]] verband. Diese Freundschaft ging durch alle Höhen und Tiefen und schwankte immer wieder zwischen tiefem gegenseitigen Verständnis und offen ausgetragener Feindschaft - bis hin zu einer zweimaligen Forderung zum Duell.
 
Schon [[Wikipedia:1904|1904]] wandelt sich Belys Höhenflug zur inneren Krise; er beginnt an seinen neuen Dichterfreunden zu zweifeln. Sie scheinen ihm zu abgehoben, blasiert und allzu sehr der [[Wikipedia:Décadence|Décadence]] verfallen. Eine wirklich tragfähige geistige Basis scheint ihrem Wirken zu mangeln. Bely sucht nach einer neuen geistigen Stütze und wendet sich der nüchternen, aber exakten, wissenschaftlich gründlichen Philosophie [[Wikipedia:Immanuel Kant|Immanuel Kant]]s zu. Daneben interessiert er sich für [[Wikipedia:Psychologie|Psychologie]] und arbeitet intensiv an der theoretischen Begründung des [[Wikipedia:Symbolismus (Literatur)|Symbolismus]]. In der führenden symbolistischen Zeitschrift «Wessy» (Waage) erscheinen zahlreiche Artikel Belys, in denen er ein mystisch-poetische Bild Russlands zeichnet, das zu einem zentralen und bleibenden Thema seines künstlerischen Schaffens wird. Im selben Jahr liest Bely erstmals [[Rudolf Steiner]]s «[[Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums]]», ohne dass davon zunächst ein bleibender Eindruck zurückbleibt.
 
In der Zeit von [[Wikipedia:1906|1906]] bis [[Wikipedia:1907|1907]] bricht Bely zu ersten Auslandsreisen auf, die ihn nach [[Wikipedia:München|München]] und [[Wikipedia:Paris|Paris]] führen. In München trifft er die in [[Wikipedia:Russland|russischen]] Intellektuellenkreisen weithin bekannte und in [[Theosophie|theosophischen]] und später [[anthroposophisch]]en Kreisen aktive [[Okkultist]]in [[Anna Minzlowa]], die ihm rät, Vorträge [[Rudolf Steiner]]s zu besuchen, was Bely jedoch ablehnt. Minzlowa hatte zweifellos bemerkenswerte [[okkult]]e Fähigkeiten, doch mangelte es ihr an Klarheit, Objektivität und Selbstbeherrschung. Bely  hat sie in seinen autobiographischen Schriften zuerst noch als "unsere Inspiratrice", später jedoch als "vermutlich geisteskrank" bezeichnet. Trotz dieser ihm letztlich zweifelhaft erscheinenden Fürsprecherin erwachte in Bely in den folgenden Jahren ein wachsendes Interesse für Steiners Wirken und er studierte alle Nachrichten, die darüber zu ihm vordrangen.
 
Von [[Wikipedia:1908|1908]] an arbeitete Bely vorwiegend an seinen beiden Gedichtbänden ''"Asche"'' und ''"Die Urne"''. [[Wikipedia:1909|1909]] veröffentlicht er seinen Roman ''"Die silberne Taube"''. Im selben Jahr heiratet er auch die Grafikerin [[Assja Turgenieff]], eine Großnichte des Dichters [[Wikipedia:Iwan Turgenieff|Iwan Turgenieff]]s, die er in [[Wikipedia:Paris|Paris]] kennengelernt hatte. Ihr geistiger Einfluss gibt seinem Schaffen unverkennbar neue Impulse.
 
[[Bild:Andrej Belyj und Assja Turgenieff.jpg|thumb|left|Andrej Bely mit seiner Gattin [[Assja Turgenieff]].]]
[[Wikipedia:1910|1910]] veröffentlichte Bely seine programmatische Schrift ''"Der Symbolismus"''. Danach unternahm er mit seiner Gattin Assja ausgedehnte Reisen nach Sizilien, Griechenland, Palästina und Ägypten, wo sie gemeinsam die alten Kulturen im Spiegel iherer Kunstwerke studieren wollten. Im Frühjahr [[Wikipedia:1912|1912]] gingen beide nach [[Wikipedia:Brüssel|Brüssel]], wo Assja bei dem bedeutenden Grafiker und Graveurmeister Michel Danse Unterricht nahm. Bely arbeitete indessen schon seit Herbst [[Wikipedia:1911|1911]] an seinem für den Symbolismus wegweisenden Roman ''"Petersburg"''.
 
Die geistige Suche und mehrere merkwürdige Erfahrungen in [[okkult]]en Zusammenhängen warfen für Assja und Andrej Belyj viele grundlegende Fragen auf. Schließlich etschlossen sie sich, Rat bei [[Rudolf Steiner]] zu suchen. Sie trafen ihn erstmals am [[Wikipedia:7. Mai|7. Mai]] [[Wikipedia:1912|1912]] in [[Wikipedia:Köln|Köln]]. Diese Begegnung war für Bely von einschneidender Bedeutung. Er fand in der [[Anthroposophie]] die wahre Grundlage seines künstlerischen Schaffens und sah in ihr die von ihm ersehnte Verwirklichung des Symbolismus. Mystische Tiefe verband sich darin, wie er meinte, mit größter wissenschaftlicher Strenge - und genau das war es, wonach er schon lange gesucht hatte. Bely wurde esoterischer Schüler Steiners und schon bald begleitete das Ehepaar Rudolf Steiner auf seinen zahlreichen Vortragsreisen. [[Wikipedia:1912|1912]] und [[Wikipedia:1913|1913]] sahen sie die Aufführungen von Steiners [[Mysteriendramen]] in [[Wikipedia:München|München]]. Sie hörten auch die dort gehaltenen Vortragszyklen  und andere in [[Wikipedia:Kopenhagen|Kopenhagen]] und tief beeindruckt von den im Oktober [[Wikipedia:1913|1913]] in [[Wikipedia:Kristiania|Kristiania]] ([[Wikipedia:Oslo|Oslo]]) gehaltenen Vorträgen über "[[GA 148|Das Fünfte Evangelium]]" schrieb Bely an Rudolf Steiner einen Brief, in dem er ihm seine unverbrüchliche Treue gelobte und schwor, sein ganzes weiteres Leben der [[Anthroposophie]] zu weihen. Bis [[Wikipedia:1916|1916]] hat Bely insgesamt etwa 400 Vorträge Steiners miterlebt.
 
[[Wikipedia:1913|1913]] vollendete Bely sein literarisches Hauptwerk, den Roman ''"Petersburg"''. Bely selbst sah darin sein "vielleicht bestes" Werk. Ein Meisterwerk des Symbolismus ist es zweifellos, wenn auch die meisten zeitgenössischen Kritiker dem Roman zunächst völlig ratlos gegenüberstanden. Farben, Orte, Begegnungen, literarischen und musikalische Anspielungen, jede Kleinigkeit nimmt darin in einem geradezu [[Wikipedia:psychedelisch|psychedelisch]] anmutenden Rausch einen mysterienhaft symbolischen Charakter an. Eine geordnete Harmonie ist nirgends zu erkennen, alles erscheint chaotisch und sprunghaft traumverloren. Die dramatische Handlung beginnt am Vorabend der [[Wikipedia:Russische Revolution 1905|Petersburger Revolution von 1905]] und schildert in vielfach [[Wikipedia:kaleidoskop|kaleidoskop]]artig ineinander verwobenen Erzählsträngen, geprägt von einer rhythmisch schwebenden Sprache, die Geschichte des Senators ''Apollon Apollonwitsch Ableuchow'', der von seinem eigenen Sohn ''Nikolaj Apollonowitsch'', der sich den sozialistischen Verschwören angeschlossen hatte, in seinem eigenen Haus durch einen Bombenanschlag ermordet werden soll. [[Wikipedia:Wladimir Nabokow|Wladimir Nabokow]] zählte diesen Roman in einem Atemzug mit ''[[Wikipedia:Ulysses|Ulysses]]'' von [[Wikipedia:James Joyce|James Joyce]] und [[Wikipedia: Franz Kafka|Kafkas]] ''[[Wikipedia:Die Verwandlung|Verwandlung]]'' zu den drei bedeutensten Meisterwerken der Prosaliteratur des [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]]s.
 
Sehr bedeutsam für Bely wurden Rudolf Steiners Vorträge über «[[GA 149|Christus und die geistige Welt. Von der Suche nach dem heiligen Gral.]]», die zur Weihnachtszeit [[Wikipedia:1913|1913]]/[[Wikipedia:1914|14]] in [[Wikipedia:Leibzig|Leibzig]] stattfanden. Hier lernte er den bereits schwer von seiner Lungenkrankheit gezeichneten Dichter [[Christian Morgenstern]] und einige seiner Freunde, insbesondere [[Michael Bauer]], kennen. Auch mit dem späteren Mitbegründer der [[Christengemeinschaft]] [[Friedrich Rittelmeyer]] wurde Bely näher bekannt. Christian Morgensterns Gattin [[Margareta Morgenstern|Margareta]] sorgte noch 1914 für die erste deutsche Übersetzung von Belys Roman ''"Petersburg"''.
 
Im Frühjahr 1914 übersiedelten Assja Turgenieff und Andrej Belyj nach [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]], wo sie gemeinsam an der Errichtung des ersten [[Goetheanum]]s mitwirkten. Zahlreiche führende Anthroposophen, wie etwa [[Mathilde Scholl]], [[Carl Unger]] und [[Sophie Stinde]], zählten nun zum engeren Bekanntenkreis Belys. Ganz besonders aber fühlte er sich [[Marie Steiner]] verbunden. Assja half beim Zeichnen der Baupläne für das Goetheanum und leitete eine Gruppe von Schnitzern, die an den Säulenkapitelen und Architraven arbeitete. Dieser Gruppe gehörte auch Bely an, der am Marskapitel und dem zugehörigen [[Wikipedia:Architrav|Architrav]]en mitschnitzte.
 
Im August [[Wikipedia:1916|1916]] wurde Bely zum Kriegsdienst einberufen und kehrte mit Zwischenstationen in [[Wikipedia:Paris|Paris]] und [[Wikipedia:London|London]] nach [[Wikipedia:Moskau|Moskau]] zurück. Die Ehe mit Assja war zu diesem Zeitpunkt schon in eine schwere Krise geraten.
 
Nach dem Ausbruch der [[Wikipedia:Februarrevolution 1917|Februarrevolution 1917]] und der Rückkehr [[Wikipedia:Lenin|Lenin]]s trat [[Wikipedia:Russland|Russland]] aus dem [[Wikipedia:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] aus. Bely beurteilte die Revolution zunächst positiv, da sie alte, verkrustete Strukturen aufbrach, und blieb in [[Wikipedia:Moskau|Moskau]], wo er trotz der [[Wikipedia:Bolschewismus|bolschwistischen]] Machtergreifung unermüdlich Vorträge und Zusammentreffen zu anthroposophischen Themen organisierte und auch oftmals in der Anthroposophischen Gesellschaft in Russland auftrat. Insbesondere seine Vorträge im ''Moskauer Polytechnischen Museum'' waren sehr gut besucht und hatten oft mehrere hundert Zuhörer und in der ''"Wolnaja Filosofskaja Assoziazija"'', deren Mitbegründer Bely war, hielt er mehr als 300 Vorträge. Für mehrere literarische Zeitschriften schrieb Bely zahlreiche Artikel.
 
[[Wikipedia:1921|1921]] emigrierte Bely, dem die dämonischen Schattenseiten des [[Wikipedia:Bolschewismus|bolschewistischen]] Regimes mittlerweile im bewusster geworden waren, nach [[Wikipedia:Berlin|Berlin]]. Quälende Seelenschmerzen bereitet ihm zu dieser Zeit das zerrüttete Verhältnis zu seiner in [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] verbliebenen Gattin Assja. So entschließt er sich endlich, sie in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]] zu einer Aussprache zu treffen, doch das besiegelte nur die endgültige Trennung. Bely ist tief verzweifelt und als auch noch eine kurze Begegnung mit Rudolf Steiner sehr unglücklich verläuft, ist er dem völligen seelischen Zusammenbruch nahe. Verletzt und enttäuscht wendet er sich von Steiner ab und kritisiert ihn heftig. Erst als die Anthroposophin [[Klawdija Nikolajewna Wassiljewa]], die gemeinsam mit Bely Steiners [[Wikipedia:Basel|Basler]] Vortragszyklus über das [[GA 139|Markus-Evangelium]] gehört hatte, extra aus Moskau anreist, um ihn wieder zu besänftigen, glätten sich die Wogen in Belys aufgewühltem Gemüt. Klawdija Wassiljewa bewegt ihn zur Rückkehr nach Moskau und bevor Bely abreist, trifft er ein letztes Mal Rudolf Steiner. Dieser gibt ihm Ratschläge für seine weitere geistige Entwicklung, segnet sein künftiges Wirken in Russland und küsst ihn zum Abschied auf die Stirn. Klawdija Nikolajewna Wassiljewa wurde später Belys zweite Frau.
 
[[Bild:Michael Tschechow Ableuchow 1925.jpg|thumb|[[Michael Tschechow]] in der Rolle des Senators ''Apollon Apollonwitsch Ableuchow'' (1925)]]
Nachdem Bely [[Wikipedia:1923|1923]] nach Moskau zurückgekehrt war, widmete er sich wieder der anthroposophischen Arbeit, doch die Bedingungen wurden zunehmend schwieriger. Noch im selben Jahr wurde die [[Anthroposophische Gesellschaft in Russland|Anthroposophischen Gesellschaft in Russland]] verboten und die russischen Anthroposophen litten zunehmend unter den Repressionen des bolschwistischen Regimes. Klawdija Wassiljewa wurde mehrmals verhaftet und das anthroposophische Leben in Moskau verlagerte sich immer mehr in den Untergrund.
 
[[Wikipedia:1924|1924]] wurde Bely mit dem hochtalentierten [[Theaterwiki:Schauspieler|Schauspieler]] und [[Theaterwiki:Regisseur|Regisseur]] [[Michael Tschechow]], der gerade an seiner legendären [[Wikipedia:Hamlet|Hamlet]]-Inszenierung arbeitete, näher bekannt. Tschechow, der auch [[Anthroposoph]] war und Rudolf Steiner [[Wikipedia:1922|1922]] und [[Wikipedia:1924|1924]] persönlich kennengelernt und von ihm entscheidende Impulse für seine künstlerische Arbeit empfangen hatte, spielte [[Wikipedia:1925|1925]] mit großer Genialität die Rolle des ''Senators Ableuchov'' in der dramatisierten Fassung von Belys Roman ''"Petersburg"''. Bely und Tschechow wurden Freunde und organisierten gemeinsam anthroposophische Zusammenkünfte und Vorträge. Der offen bekundete geistige Hintergrund seiner Theaterarbeit brachte allerdings Michail Tschechow immer wieder in Konflikt mit der materialistischen Gesinnung des herrschenden Sowjetregimes, bis er schließlich [[Wikipedia:1928|1928]] emigrierte.
 
Gemeinsam mit seiner zweiten Frau Klawdija Wassiljewa wurde Bely wegen ihrer anthroposophischen Geisteshaltung zunehmend in die  Isolation getrieben. Bely, bald öffentlich zum dekatenten [[Wikipedia:Bourgeois|Bourgeois]]schriftsteller gestempelt, hatte von nun an keine Möglichkeit mehr, seine Werke zu veröffentlichen. Doch erwiesen sich die folgenden Jahre als schriftstellerisch sehr fruchtbar. [[Wikipedia:1928|1928]] vollendete Bely seine Schrift ''"Warum ich Symbolist wurde"'' und würdigte darin auch die Bedeutung Rudolf Steiners für seine künstlerische Entwicklung. Zugleich arbeitete er an seinen ''"Erinnerungen an Steiner"'', die [[Wikipedia:1929|1929]] fertig wurden und ein Zeugnis seiner tiefen Dankbarkeit ablegen, dass er Steiner begegnen durfte. Der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]], wie sie sich namentlich nach Steiners Tod [[Wikipedia:1925|1925]] entwickelt hatte, stand er allerdings sehr kritisch gegenüber.
 
In seinen letzten Schaffensjahren arbeitete Bely an seiner Memoirentriologie und an einer kulturhistorischen Monographie über die ''"Geschichte der Herausbildung der Bewusstseinsseele"''. Dieses auf drei Bände angelegte, äußerst umfangreiche Werk, war erst kurz vor Belys Tod in den wesentlichen Zügen vollendet. Das abschließenden Kapitel über das Wesen und die kulturgeschichtliche Bedeutung der [[Anthroposophie]] konnte Bely allerdings nicht mehr schreiben. Im Alter von nur 54 Jahren starb er am [[Wikipedia:8. Januar|8. Januar]] [[Wikipedia:1934|1934]] in [[Wikipedia:Moskau|Moskau]].
 
== Werke (Auswahl) ==
* ''Die silberne Taube'',Roman (1909)
* ''Der Symbolismus'' (1910)
* ''Petersburg'', Roman (1913)
* ''Erinnerungen an A. A. Block'' (1922)
* ''Kotik Letajew'', autobiographischer Roman (1922)
* ''Warum ich Symbolist wurde'' (1928)
* ''Erinnerungen an Steiner'' (1929)
* ''Geschichte der Herausbildung der Bewußtseinsseele'', unvollendet (1934)
 
Eine Gesamtausgabe des insgesamt sehr umfangreichen literarischen Werks von Andrej Bely steht noch aus.
 
;in deutscher Übersetzung
 
*''[[Wikipedia:Die silberne Taube|Die silberne Taube]]''. Roman, üb. v. L. Wiebeck, 1912
**aktuelle Ausgabe, üb. v. Gisela Drohla: Insel, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-458-14580-X
*''Petersburg''. Roman, üb. v. N. Strasser, 1919
**aktuelle Ausgabe, üb. v. Gabriele Leupold: Suhrkamp (st 3716), Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-45716-0
*''Auf der Wasserscheide''. Aus dem Russischen von H. Bidder. Der kommende Tag, Stuttgart 1923
*''Im Zeichen der Morgenröte''. Aus dem Russischen von [[Wikipedia:Swetlana Geier|Swetlana Geier]]. Zbinden, Basel 1974, ISBN 3-85989-350-5
*''Verwandeln des Lebens. Erinnerungen an Rudolf Steiner''. Aus dem Russischen von Swetlana Geier. Zbinden, Basel 1975; 3. A. 1990, ISBN 3-85989-418-8
*''Ich, ein Symbolist. Eine Selbstbiographie''. Aus dem Russischen übertragen und hrsg. von Siegrun Bielfeldt. Insel, Frankfurt am Main 1987
*''Im Reich der Schatten. Berlin 1921–1923''. Insel, Frankfurt am Main 1987
*''Geheime Aufzeichnungen. Erinnerungen an das Leben im Umkreis Rudolf Steiners (1911–1915)''. Verlag am Goetheanum, Dornach 1992; 2. erweiterte Auflage 2002, ISBN 3-7235-1161-9
*''Kotik Letajew''. Roman. Aus dem Russischen von G. Leupold. S. Fischer, Frankfurt am Main 1993
*''Symbolismus als Weltverständnis'' in: [[Wikipedia:Fritz Mierau|Fritz Mierau]] und Sieglinde Mierau (Hgg.): ''„…nicht anders als über die Seele des anderen“ – Der Briefwechsel. Texte – Andrej Bely und [[Wikipedia:Pawel Alexandrowitsch Florenski|Pawel Florenski]]'', S. 85–109. Edition Tertium, Ostfildern 1994
*''Die zweite Symphonie, die Dramatische. Die Argonauten''. Aus dem Russischen von Thomas Menzel. Edition Tertium, Ostfildern 1995
*''Glossolalie. Poem über den Laut'' (Dreisprachige Ausgabe: deutsch – englisch – russisch). Pforte, Dornach 2003, ISBN 3-85636-148-0
*''Aufzeichnungen eines Sonderlings''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2012, ISBN 3-7235-1448-0
 
== Literatur ==
*Evelies Schmidt: ''Ägypten und ägyptische Mythologie. Bilder der Transition im Werk Andrej Belyjs''. Sagner (Slavistische Beiträge 195), München 1986
*Taja Gut (Hg.): ''Andrej Belyj – Symbolismus und Anthroposophie. Ein Weg''. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1997, ISBN 3-7274-5324-9
*Andrea Zink: ''Andrej Belyjs Rezeption der Philosophie Kants, Nietzsches und der Neukantianer''. Sagner (Slavistische Beiträge 368), München 1998, ISBN 3-87690-714-4
*[[Wikipedia:Marina Zwetajewa|Marina Zwetajewa]]: ''Begegnungen mit [[Wikipedia:Maximilian Alexandrowitsch Woloschin|Maximilian Woloschin]], Andrej Belyj und Rudolf Steiner'', hg. von Taja Gut. Pforte, Dornach 2000, ISBN 3-85636-135-9
*Monika Mayr: ''Andrej Belyj: Kotik Letaev'', in: ''Ut pictura descriptio? Poetik und Praxis künstlerischer Beschreibung bei [[Wikipedia:Gustave Flaubert|Flaubert]], [[Wikipedia:Marcel Proust|Proust]], Belyi, [[Wikipedia:Claude Simon|Simon]]'', S. 293–401. Gunter Narr, Tübingen 2001, ISBN 3-8233-5863-4
* [[Wikipedia:Thomas Urban|Thomas Urban]]: ''Philosophie und Foxtrott. Andrej Bely'', in: ders., ''Russische Schriftsteller im Berlin der zwanziger Jahre'', Nicolai, Berlin 2003, ISBN 3-89479-097-0, 78–99.
*Björn Seidel-Dreffke: ''Die russische Literatur Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Theosophie E. P. Blavatskajas. Exemplarische Untersuchungen (A. Belyj, M. A. Vološin, V. I. Kryžanovskaja, Vs. S. Solov’ev)''. Haag und Herchen, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-89846-308-7
 
== Weblinks ==
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=53 Biografischer Eintrag] in der Online-Dokumentation der anthroposophischen ''Forschungsstelle Kulturimpuls''
* [http://imwerden.de/cat/modules.php?name=books&pa=showbook&pid=248 Die Stimme vom Andrei Bely in mp3 «Голос прошлого - Stimme der Vergangenheit»] in [http://imwerden.de ELibrary "ImWerden"];
 
{{DEFAULTSORT:Bely, Andrei}}
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Biographie]]
[[Kategorie:Russe]]
[[Kategorie:Geboren 1880]]
[[Kategorie:Gestorben 1934]]
[[Kategorie:Mann]]

Version vom 10. September 2020, 07:28 Uhr