Tanz und Psychologie: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Tanzmusik]]; für die gleichnamige deutsche Ortsbezeichnung von [[Danczów]] siehe dort; für das in Berlin erscheinende Fachmagazin ''tanz'' siehe [[Tanz (Zeitschrift)]].}}
[[File:Frederic Lord, Leighton - The Bath of Psyche - Google Art Project.jpg|mini|[[Wikipedia:Frederic Leighton|Frederic Leighton]]: ''The Bath of Psyche'', 1890]]
[[Datei:Ballet-dancer 01.jpg|mini|[[Ballett]], für viele der Inbegriff vollendeter Tanzkunst]]
Die '''Psychologie''' (von {{ELSalt|ψυχή}}, ''psyché'', ‚Hauch‘, ‚[[Seele]]‘, ‚[[Gemüt]]‘ sowie {{polytonisch|λόγος}}, ''lógos'' ‚[[Lehre]]‘, ‚[[Wissenschaft]]‘), im ursprünglichen Sinn eine ''Atemkunde'' oder ''Lebenslehre'', später als [[metaphysisch]]e [[Lehre]] von der [[Seele]] aufgefasst, versteht sich heute als eine rein [[empirisch]]e [[Wissenschaft]], die das [[Verhalten]] und [[Erleben]] des [[Mensch]]en und auch der [[Tier]]e (→ [[Wikipedia:Tierpsychologie|Tierpsychologie]]) zu beschreiben und zu [[verstehen]] versucht. Die auf das [[subjektiv]]e alltägliche [[Erleben]] gegründete '''Alltagspsychologie''' (auch '''Populärpsychologie''' oder '''Common-Sense-Psychologie'''; {{EnS|''folk psychology''}}) wird demgegenüber ebenso wie die [[Psychoanalyse]] verbreitet als unwissenschaftlich angesehen.
'''Tanz''' (von [[Altfranzösische Sprache|altfranzösisch]]: ''danse'', dessen weitere Herkunft umstritten ist) nennt man in der Regel auf [[Musik]] ausgeführte Körperbewegungen. Tanzen ist ein [[Ritual]], ein [[Brauchtum]], eine [[darstellende Kunst]]gattung, eine [[Beruf]]stätigkeit, eine [[Sportart]], eine [[Tanztherapie|Therapieform]] oder schlicht ein [[Emotion|Gefühlsausdruck]].


== Allgemeines ==
Nach [[Rudolf Steiner]] ist die Psychologie die „erste Wissenschaft, in der es der Geist mit sich selbst zu tun hat, ist die Psychologie. Der Geist steht sich betrachtend selbst gegenüber.“ {{GZ||2|119}}
Tanzen hat in der Gesellschaft viele Funktionen, kann aber auch Selbstzweck oder Zeitvertreib sein.


Ritualisiertes Tanzen drückt Zusammengehörigkeit und Emotionen aus und kann als festlicher [[Initiationsritus]] die Aufnahme neuer Mitglieder in eine Gemeinschaft begleiten, etwa wenn junge Mädchen beim [[Debütantin]]nenball der Gesellschaft vorgestellt werden oder wenn Schüler beim [[Abschlussball]] eine bestandene Prüfung feiern. Vor religiösem Hintergrund werden mit Tanzritualen [[Gott|Götter]] geehrt oder um Beistand gebeten, während böse Geister abgewehrt oder vertrieben werden.
== Seelenkunde ohne Seele?==


Tanzen als [[Tanzsport|Sport]] fördert Muskelaufbau, Motorik, Koordination und Gleichgewichtssinn. Das erfolgreiche Erlernen, Planen und Umsetzen komplexer Bewegungsabläufe bildet Selbstvertrauen und unterstützt ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper.
{{GZ|Die Wissenschaft will heute wenig von der Seele wissen,
selbst jene Wissenschaft nicht, die ihren Namen von der
Seele trägt, die Psychologie oder Seelenkunde. Selbst die
Psychologen möchten am liebsten ganz absehen von dem,
was man eigentlich die Seele nennt. So konnte man das
Schlagwort prägen: Seelenkunde ohne Seele. - Die Seele
soll etwas so Fragwürdiges, etwas so Unbestimmtes sein,
daß man einfach zum Beispiel nur die Erscheinung verschiedener
Vorstellungen untersucht, wie man einen Naturvorgang
auch untersucht; aber man will nichts wissen von der
Seele selbst. Die heutige Naturwissenschaft kann unmöglich
so etwas annehmen wie eine Seele. Sie sagt, die menschlichen
Vorstellungen unterliegen ebenso den Naturgesetzen
wie alles andere in der Natur, der Mensch sei nichts anderes
als ein höhergeartetes Naturprodukt.|52|27}}


Als [[Bühnentanz|Kunstform]] dient Tanzen dazu, Gefühle und Handlungen bildlich darzustellen. Mimik, Gestik und ganzkörperliche Tanzbewegungen bilden zusammen mit Musik das anspruchsvolle Arbeitsmaterial des künstlerischen Tanzes, der dem Zuschauer Eleganz und Ausdruckskraft des menschlichen Körpers vor Augen führt.
{{GGZ|Weil die Naturwissenschaft nun diesen
Weg genommen hat, ist es nur zu begreiflich, daß sie von
den Wegen der Seele abgekommen ist. Nicht einmal ein Bewußtsein
hat man heute von dem, was Seelenforscher durch
Jahrhunderte hindurch angestrebt haben. Es ist geradezu
fabelhaft, was in dieser Beziehung ausgesprochen wird und
welche Summe von Unkenntnis dabei zutage tritt, wenn
heute in scheinbar maßgebenden Kreisen über die Seelenlehre
des Aristoteles oder über die Seelenlehre der ersten
christlichen Forscher, über die Seelenlehre des Mittelalters
gesprochen wird. Und dennoch, wenn jemand das Wesen
der Seele wissenschaftlich verstehen will, dann gibt es keinen
anderen Zugang als den der sorgfältigen inneren Arbeit,
sich die Vorstellungen des Aristoteles anzueignen, die
Vorstellungen, welche die ersten Christen und die großen
christlichen Kirchenlehrer zur Kenntnis der Seele geführt
haben. Es gibt keine andere Methode. Sie ist ebenso wichtig
für dieses Gebiet wie die Methode der Naturwissenschaft
für die äußere Wissenschaft. Aber diese Methoden der Seelenwissenschaft
sind uns zum großen Teil verlorengegangen.
Wirklich innere Beobachtungen werden gar nicht als wissenschaftliches
Gebiet angesehen.|52|148f}}


== Geschichte ==
{{GZ|Man ersieht aus alledem, daß man eine wahrhafte Psychologie
nur gewinnen kann, wenn man auf die Beschaffenheit
des Geistes als eines Tätigen eingeht. Man hat in unserer
Zeit an die Stelle dieser Methode eine andere setzen wollen,
welche die Erscheinungen, in denen sich der Geist darlebt,
nicht diesen selbst, zum Gegenstande der Psychologie
macht. Man glaubt die einzelnen Äußerungen desselben
ebenso in einen äußerlichen Zusammenhang bringen zu
können, wie das bei den unorganischen Naturtatsachen geschieht.
So will man eine «Seelenlehre ohne Seele» begründen.
Aus unseren Betrachtungen ergibt sich, daß man bei
dieser Methode gerade das aus dem Auge verliert, auf das es
ankommt. Man sollte den Geist von seinen Äußerungen
loslösen und auf ihn als den Produzenten derselben zurückgehen.
Man beschränkt sich auf die ersteren und vergißt auf
den letzteren. Man hat sich eben auch hier zu jenem falschen
Standpunkt verleiten lassen, der die Methoden der Mechanik,
Physik usw. auf alle Wissenschaften anwenden will.


=== Altertum ===
Die einheitliche Seele ist uns ebenso erfahrungsgemäß
gegeben, wie ihre einzelnen Handlungen. Jedermann ist sich
dessen bewußt, daß sein Denken, Fühlen und Wollen von
seinem «Ich» ausgeht. Jede Tätigkeit unserer Persönlichkeit
ist mit diesem Zentrum unseres Wesens verbunden. Sieht
man bei einer Handlung von dieser Verbindung mit der
Persönlichkeit ab, dann hört sie überhaupt auf, eine Seelenerscheinung
zu sein. Sie fällt entweder unter den Begriff der
unorganischen oder der organischen Natur. Liegen zwei
Kugeln auf dem Tische, und ich stoße die eine an die andere,
so löst sich alles, wenn man von meiner Absicht und meinem
Wollen absieht, in physikalisches oder physiologisches
Geschehen auf. Bei allen Manifestationen des Geistes:
Denken, Fühlen, Wollen, kommt es darauf an, sie in ihrer
Wesenheit als Äußerungen der Persönlichkeit zu erkennen.
Darauf beruht die Psychologie.|2|122}}


[[Datei:Ägyptischer Maler um 1400 v. Chr. 001.jpg|mini|links|Ägypten, um 1400 v. Chr.]]
== Siehe auch ==
Die ältesten erhaltenen Dokumentationen des Tanzens sind indische [[Höhlenmalerei]]en, die im Zeitraum zwischen 5000 und 2000 v. Chr. entstanden; eine Malerei in den Höhlen von [[Bhimbetka]] zeigt eine Reihentanzformation<ref>[http://www.neuenhofer.de/guenter/madhyamaha/madhthemen.html Bild aus den Höhlen von Bhimbetka: Tanzformation.]</ref>. Darstellungen der frühesten Formen des Hinduismus zeigen den Gott [[Shiva]] als ''Natraj'', den „König des Tanzes“. In Indien findet sich mit dem zwischen 400 und 200 v. Chr. entstandenen ''Natya Shastra'', der „heiligen Wissenschaft des Tanzes“, das einflussreichste Frühwerk zum Thema Tanz.
{{Portal|Psychologie}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Psychologie}}
* {{WikipediaDE|Psychologie}}


Im [[Altes Ägypten|antiken Ägypten]] gab es rituelle Tänze, die Tod und Wiedergeburt des Gottes [[Osiris]] darstellten und die technisch so anspruchsvoll waren, dass sie nur von professionellen Tänzern ausgeführt werden konnten.
== Literatur ==
 
Die [[Antikes Griechenland|alten Griechen]] systematisierten den Tanz nach Gottheiten und den mit ihnen verbundenen Gefühlsausdrücken. Als wichtiges Zeitzeugnis gilt Homers Beschreibung des Tanzes [[Chorea (Tanz)|Chorea]] in der [[Ilias]] aus dem 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. [[Ekstase|Ekstatische]] Tänze waren Teil der [[Dionysien]], aus denen sich später [[Drama]] und [[Komödie]] entwickelten. In diesen Theaterformen spielte oft ein Chor mit, dessen Bewegungen als sogenannte ''Choreografie'' in den Stücken vermerkt wurde; hieraus entwickelte sich der moderne Begriff [[Choreografie]].
[[Terpsichore]], die fröhlich im Reigen Tanzende, ist die [[Muse (Mythologie)|Muse]] für Chorlyrik und Tanz (Attribut: [[Leier (Zupfinstrument)|Leier]]).
 
=== Renaissance ===
Obwohl zweifellos immer getanzt wurde, vor allem bei den Jahreszeitenfesten der Bauern, liegt darüber nur wenig Material vor. Im frühen 15. Jahrhundert trat ein deutlicher Wandel ein, als der Gesellschafts-Tanz gemischter Paare an den meisten [[Europa|europäischen]] Höfen zum beliebten Zeitvertreib wurde. Das Auftreten der ersten Hoftanzmeister und das Erscheinen der ersten Tanzhandbücher unterstreichen die Tatsache, dass der Tanz Teil des [[Adel|adligen]] Lebensstils wurde. Der Hofdichter [[Francesco Sforza]]s, [[Antonio Cornazzano]] (1429-1484), schrieb außer zahlreichen anderen Schriften auch ein ''Libro dell'arte del danzare'' (um 1460). Der ''danse basse'', während der ganzen [[Renaissance]] in Mode, war im Wesentlichen ein [[Prozession]]s-Tanz mit würdevollen zeremoniellen Bewegungen, die auch die Damen in ihren unbequemen Kleidern ausführen konnten. Zu den beliebtesten Tänzen dieser Art zählte die [[Pavane]] (Pfauentanz). Die Fröhlichkeit und Neigung zu freieren Sitten des frühen 16. Jahrhunderts führte dann zur Einführung des ''danse haute'', der schnellere Bewegungen, Sprünge und körperliche Beweglichkeit forderte. Der erste derartige Tanz war die [[Gaillarde]] aus [[Italien]], die meistens ohne Anfassen der Hände mit verschiedenen Schritten und Sprüngen getanzt wurde. Die Gaillarde folgte in der Regel nach der Pavane. Auch die [[Volta (Tanz)|Volta]] (im Film ''[[Elizabeth (Film)|Elisabeth]]'' mit [[Cate Blanchett]] als [[Elisabeth I.]] anschaulich gezeigt) war eine beliebte ''danse haute'', bei der der Mann seine Partnerin drehte und sie auf sein Knie hob. Auch [[Courante]], [[Allemande]] und die sehr beliebte [[Gavotte]] des 17. Jahrhunderts zählten dazu.
 
Die lebhaft-ausgelassenen Tänze der sozialen Oberschicht des 16. Jahrhunderts waren stilisierte Übernahmen der Tänze der unteren Stände. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden die Tänze einheitlicher und gleichzeitig spektakulärer. Tanzschulen an den wichtigsten europäischen Höfen unterrichteten den Adel, so dass die beliebtesten Tänze leicht von einem Land zum anderen übertragen werden konnten. Tüchtige Impresarios organisierten prächtige Vorstellungen, bei denen Tänze, [[Gesang]], [[Rezitation]] und [[Pantomime]] in einem reich geschmückten Rahmen aufgeführt wurden. Dies waren die italienischen ''balli'', die [[Frankreich|französische]] ''ballets de cour'' und die [[England|englische]] ''[[masque]]s'' (Maskenspiele), an deren Planung und Aufführung sich die königliche Familie selbst oft beteiligte. ''Orchesographie'' (1588) von [[Thoinot Arbeau]] gilt als beste zeitgenössische Quelle für den Tanz der Spätrenaissance.
 
== Tanzformen ==
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-2005-0812-501, Ehepaar Heinrici, Deutsche Meister im Paartanz.jpg|mini|Ehepaar Heinrici, Deutsche Meister im [[Paartanz]] 1949]]
Es gibt eine schwer überschaubare Fülle an Tanzformen; die [[Liste der Tänze]] trägt die wichtigsten Tänze dieser Welt zusammen. An dieser Stelle werden nur die bekanntesten Tänze und solche Tanzformen, die sich durch einzigartige Merkmale von der Masse abheben, dargestellt.
 
Die folgende Untergliederung dient nur der groben Orientierung und ist ''keine'' verbindliche Kategorisierung. Der Versuch, Tänze in einer allumfassenden Systematik zu ordnen, hat sich in der Vergangenheit wiederholt als unfruchtbar herausgestellt. Es ist möglich,  Merkmale zu finden, nach denen sich Tänze grob gruppieren lassen, harte Kriterien, die eine scharfe Trennung vornehmen, gibt es aber kaum.
 
Eine verbreitete Kategorisierung ist die nach dem gesellschaftlichen Anlass oder Zweck des Tanzens. Nach Anlass kennt man rituelle Tänze, die religiösen Hintergrund haben, [[Volkstanz|Volkstänze]], die zum volkstümlichen Brauchtum gehören und [[Gesellschaftstanz|Gesellschaftstänze]], die zu geselligen Anlässen aller Art aufgelegt werden. Nach dem Zweck unterscheidet man vor allem den Kunsttanz, eine Kunstform für sich, den [[Turniertanz]], der dem sportlichen Wettkampf dient, den Showtanz, der reinen Unterhaltungscharakter hat und den Werbetanz, der als Partnerwerbung dient.
 
Auch die Unterteilung nach der Anzahl der Tänzer in [[Einzeltanz]], [[Paartanz]] und [[Gruppentanz]] ist populär; problematisch ist hierbei, dass viele Tänze in mehreren Aufstellungen getanzt werden. Im Gruppentanz unterscheidet man nach der geometrischen Anordnung der Tänzer weiter zwischen [[Kreistanz]], Kettentanz (hintereinander) und [[Reihentanz]] (nebeneinander); ferner gibt es den [[Formationstanz]], in dem die Formation der Tänzer häufig wechselt.
 
Es gibt zahlreiche weitere Charakteristika, nach denen man Tänze unterteilen kann, allen voran Merkmale der Tanztechnik, diese sind aber vergleichsweise selten anzutreffen.
 
=== Folkloristischer, historischer und spiritueller Tanz ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-L0602-0329, Prag, Weltfestspiele, Gruppe aus Böhmen.jpg|mini|Tanzgruppe aus Böhmen (1947)]]
Eine herausragende Stellung nimmt in vielen Belangen der [[Volkstanz]] ein. Die Unterartikel [[Afrikanischer Tanz]], [[Chinesischer Tanz]] und [[Bolivianische Tänze]] gehen örtlich spezialisiert auf die Vielfalt dieses Gebiets ein. Bekannte Volkstänze des deutschen Sprachraums sind der [[Schuhplattler]] und der [[Ländler|Landler]], aus dem sich später der [[Wiener Walzer]] entwickelte. Ein Beispiel für einen international bekannten Volkstanz ist der hawaiische [[Hula (Tanz)|Hula]]. Technisch herausragende Volkstänze sind der südpazifische [[Sitztanz]], der im Sitzen getanzt wird, und der schottische [[Schwerttanz]], der mit Schwertern getanzt wird.
 
Spezielle Tanzformen sind aus der völkischen Tradition des [[Karneval, Fastnacht und Fasching]] heute nicht mehr wegzudenken. Fällt einem mit Blick auf die deutsche Tradition vor allem der [[Gardetanz]] ein, so ist international vor allem die brasilianische [[Samba (Tanz)|Samba]] des Karneval in Rio de Janeiro ein Begriff.
 
Unter dem Begriff [[Historischer Tanz]] versuchen Tänzer in aller Welt, Tänze nachzustellen, die heute praktisch nicht mehr existieren und nur noch aus schriftlichen oder bildlichen Quellen rekonstruiert werden können. In dieses Gebiet fallen Tänze wie die durch überlieferte Musik bekannte [[Pavane]], die im modernen Karnevalstreiben aufgegangene [[Polonaise (Tanz)|Polonaise]] und die [[Quadrille (Tanz)|Quadrille]], die vor allem Liebhabern von Kreuzworträtseln ein Begriff ist.
 
[[Datei:Whirlingdervishes.JPG|mini|Drehende Derwische des Mevlevi-Ordens in der Türkei]]
Tanzformen wie [[Trancetanz]] oder [[Kirchentanz]] zielen darauf ab, beim Tanzen spirituelle Erfahrungen zu machen. Im Mittelpunkt steht hierbei meist eine Konzentration auf den eigenen Körper in Verbindung mit [[Meditation]]. Berühmt für diese Art des Tanzens sind die indischen und türkischen [[Derwisch]]e.
 
=== Bühnentanz ===
[[Bühnentanz]] zählt neben Schauspiel und Oper zu den traditionellen Sparten des Theaters. Insbesondere das klassische [[Ballett]] hat durch seine lange Tradition zahlreiche andere Tanzformen stark beeinflusst. Klassische Ballettbegriffe wie [[Pas de deux]] haben ihren Platz in der Umgangssprache gefunden und Begriffe wie [[Spitzentanz]] und [[Tutu (Ballett)|Tutu]] sind Teil der Allgemeinbildung. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand [[Ausdruckstanz]] als Gegenbewegung zum Ballett. Eine spezifische Weiterentwicklung ist seit den 60er Jahren insbesondere durch [[Pina Bausch]] das [[Tanztheater]]. Gleichzeitig entwickelte sich in den USA der [[Modern Dance]]. Mittlerweile bietet der künstlerische Gegenwartstanz unter dem Sammelbegriff [[zeitgenössischer Tanz]] ein ästhetisch sehr breites Spektrum abstrakter und narrativer Tanzkunst. In genreübergreifenden Arbeiten zeitgenössischer Choreografen entstehen so Werke von aktueller gesellschaftlicher Relevanz.
 
=== Gesellschaftstanz ===
[[Datei:Ballroom dance exhibition.jpg|mini|Grundkenntnisse im klassischen [[Standardtanz]] gelten als Teil der Allgemeinbildung.]]
Der internationale [[Gesellschaftstanz]] ist geprägt durch das [[Welttanzprogramm]] mit den [[Standardtänze]]n ([[langsamer Walzer]], [[Tango (Standardtanz)|Tango]], [[Wiener Walzer]], [[Slowfox]] und [[Quickstep]]), den [[Lateinamerikanische Tänze|lateinamerikanischen Tänzen]] ([[Samba (Tanz)|Samba]], [[Cha-Cha-Cha]], [[Rumba]], [[Paso Doble]] und [[Jive]]) und den Tänzen [[Foxtrott (Tanz)|Foxtrott]], [[Discofox]] und [[Boogie Woogie]]. Samba und Paso Doble haben an Interesse eingebüßt, während Discofox sehr beliebt geworden ist. Der einfache, früher sehr beliebte [[Stehblues]] wird heute nur noch wenig getanzt.
 
Populär ist jedoch auch [[Salsa (Tanz)|Salsa]] mit seinen weiteren Tänzen [[Merengue]] und [[Bachata]] geworden, die auch in den klassischen Tanzschulen gelehrt werden, aber auch zur eigenen Salsa-Szene mit eigenen Tanzschulen geworden ist. Der ursprüngliche [[Tango Argentino|Tango aus Argentinien]] hat eine eigene Tango-Szene begründet. Zum Tango gehört auch der [[Vals (Tango)|Vals]] (Tango-Walzer) und die heitere [[Milonga]].
 
Der aus der Jazzbewegung der USA heraus entstandene Tanzkomplex des [[Swing (Tanz)|Swing]] mit den Tänzen [[Lindy Hop]], [[Charleston (Tanz)|Charleston]], [[Shag (Tanz)|Shag]], [[Balboa (Tanz)|Balboa]] und [[Boogie-Woogie (Tanz)|Boogie-Woogie]] führte zum [[Rock ’n’ Roll (Tanz)|Rock ’n’ Roll]].
 
Daneben sind dem Gesellschaftstanz auch die meist sehr kurzlebigen Modetänze zuzuordnen, die oft auf ein fest vorgegebenes Musikstück getanzt werden, wie beispielsweise der [[Lambada]].
Auch gibt es [[Partytanz|Partytänze]], die in der Gruppe nach fester Choreografie auf ein vorgegebenes Musikstück getanzt werden; einer der ältesten Partytänze ist [[Memphis (Tanz)|Memphis]], zu den bekanntesten gehört der [[Time Warp]] der ''Rocky Horror Picture Show''.
 
Ein beliebter moderner Vertreter der Tänze mit „Ansager“ ist der [[Square Dance]]. Hier ruft ein ''Caller'' oder ''Sänger'' Figurennamen in den Raum, auf die die Tanzgruppe spontan reagieren muss. Diese Art des Tanzens ist auch in anderen Tanzformen zu finden, beispielsweise dem [[Contra Dance]] oder der [[Rueda de Casino]].
 
Eine Sonderform ist der [[Rollstuhltanz]], bei dem die klassischen Paartänze behindertengerecht umgesetzt werden.
 
=== Schautanz ===
[[Datei:Breakdance.jpg|mini|[[Breakdance]]]]
[[Datei:Bauchtanz Chryssanthi Sahar.jpg|mini|Orientalische Tänzerin]]
Schautanz versucht über den künstlerischen, sportlichen oder religiösen Elemente hinaus, die Unterhaltung des Zuschauers in den Mittelpunkt zu rücken.
 
Der [[Stepptanz]] und seine Verwandten [[Irish Dance]] und [[Clogging]] zeichnen sich dadurch aus, dass die Tänzer vor allem mit den Füßen agieren, während Körper- und Armbewegungen untergeordnete Rollen spielen. Markant sind hier die speziell beschlagenen Schuhe, wodurch sich jeder Bodenkontakt als hörbares ''klack!'' ausnimmt und die Tänzer selbst musikalisch tätig werden.
 
[[Jazz und Modern Dance|Jazz- und Modern Dance]] fassen eine ganze Reihe von Tänzen zusammen, die sich über kurz oder lang aus dem Jazz entwickelt haben. Neben dem klassischen [[Jazz Dance]] und dem [[Modern Dance]] finden sich hier jugendliche Tanzformen wie [[Hip-Hop (Musik)|Hip-Hop]] oder [[Popping]], bei dem die Tänzer die ruckhaften Bewegungen von Robotern nachahmen. Auffallend anders ist der [[Breakdance]], bei dem Tänzer bei außergewöhnlich viel Bodenkontakt akrobatische Leistungen vollbringen.
 
Wegen seiner hüftbetonten Bewegungen auch als Bauchtanz bekannter [[Orientalischer Tanz|orientalische Tanz]] wird von einer Tänzerin, einem Tänzer oder von Gruppen getanzt. Die verschiedenen Stile und Unterformen schauen auf eine lange aber diffuse Entstehungsgeschichte zurück. Obwohl häufig auf erotische Weise interpretiert, hat der orientalische Tanz prinzipiell nichts mit dem erotischen Tanz zu tun.
 
Möglicherweise ebenso alt wie der Tanz selbst sind erotische Tanzformen. In der modernen Welt werden diese hauptsächlich durch [[Gogotanz]], [[Tabledance]] und [[Striptease]] verkörpert, in denen sexuell anzügliche Bewegungen den Zuschauer becircen sollen.
 
Werden beim Tanzen [[Fackel]]n und [[Pois]] verwendet, spricht man von ''Feuertanz''. Die Art der begleitenden Musik kann sich von orientalischer Musik über Rock, Pop, Hip-Hop oder Techno bis hin zu mittelalterlicher Musik erstrecken.
 
=== Weitere Tanzformen ===
[[Datei:WinklerLohse.jpg|mini|[[Eistanzen]]]]
Im [[Eiskunstlauf]], insbesondere im [[Eistanzen]], werden verschiedene Tanzformen mit Schlittschuhen auf dem Eis getanzt. Auch das [[Synchronschwimmen]] ist eine Form des Tanzens. Eine junge und äußerst ungewöhnliche Tanzform entwickelte das [[Project Bandaloop|Projekt Bandaloop]]: In dieser Verbindung aus Klettern und Tanzen schweben die Tänzer meterweit über dem Erdboden. [[Headbangen]] ist eine Tanzform, die untrennbar mit der Musikgattung [[Metal]] verbunden ist und fast ausschließlich mit dem Kopf getanzt wird. Noch intensiver bis hin zur Gewalttätigkeit ist [[Pogo]], in der in großen Gruppen meist bei Live-Musik wild gegeneinander gesprungen wird. Diese Art des Tanzes findet man vor allem im [[Punk]]. [[Kampfsport]]arten weisen viele Bewegungsabläufe auf, die Tanzbewegungen sehr ähnlich sind; besonders deutlich zeigt sich dies in stilisierten Kämpfen wie der [[Form (Kampfkunst)|Kata]]. Aufgrund dieser Ähnlichkeit wurde die von Sklaven entwickelte Kampfsportart [[Capoeira]] als musikalisch unterlegter Tanz getarnt.
 
In der elektronischen Musikszene entstehen laufend neue Tänze, wie zum Beispiel [[Jumpstyle]] und [[Melbourne Shuffle]].
 
[[Rudolf Steiner]] entwickelte in den 1920er Jahren die Tanzform [[Eurythmie]], welche als Bühnenkunst, in der Pädagogik und als Therapie praktiziert wird.
 
In den 1970er Jahren entstand aus dem Majorettentanz der [[Twirling]] Sport. Dabei arbeitet man mit einem etwa armlangen Metallstab, der ständig in Bewegung gehalten werden muss. Dabei führt der Twirler Elemente aus Ballett, rhythmischer Sportgymnastik und Tanzform aus. Es wird alleine, in Duos oder in Teams getwirlt.
 
Beim [[Rollstuhltanz]] gilt es, unter Berücksichtigung der physischen Möglichkeiten des Rollstuhlfahrers den Charakter des jeweiligen Tanzes nicht aus den Augen zu verlieren.
 
== Musik ==
 
[[Musik]] und Tanz sind eng miteinander verbunden, in einigen Kulturen – etwa im [[Afrikanischer Tanz|afrikanischen Tanz]] – sogar so eng, dass es für beide zusammen nur eine Bezeichnung gibt. Besonders deutlich zeigt sich dies, wenn Musik und Tanz rituelle Bedeutung haben und beispielsweise bestimmte Instrumente und Tanzbewegungen Götter symbolisieren. Auch direkte Mischformen zwischen Tanz und Musizierpraxis sind verbreitet, so etwa beim [[Flamenco]], beim [[Schuhplattler]], beim sogenannten [[Gummistiefel-Tanz]] oder beim [[Stepptanz]].
 
Mit der Entstehung des [[Gesellschaftstanz]]es fand in der westlichen Welt eine Trennung in zwei eigenständige Kunstformen statt. Ab dem 14. Jahrhundert wurden völkische Tänze stilisiert, um der steifen höfischen Etikette zu genügen, und mit „standesgemäßer“ Musik unterlegt, die kaum mehr war als die Taktangabe durch ein [[Metronom]].
 
In der Folge entwickelten sich beide Formen zwar weiterhin wechselseitig, aber nicht mehr unbedingt gemeinsam. Für gewöhnlich ist es heute das Ziel des Tänzers, die Musik zu [[Interpretation|interpretieren]], also möglichst wirkungsvoll und stimmig in Bewegung umzusetzen.
 
Das wesentliche Musik und Tanz verbindende Element ist der [[Rhythmus (Musik)|Rhythmus]]. Im modernen Gesellschaftstanz ist beispielsweise jeder Tanz fest an einen bestimmten Grundrhythmus gebunden, den die Musik über die gesamte Dauer eines Stücks im selben Tempo aufrechterhalten muss. Die gleich bleibende Abfolge von Dauern und Pausen gibt Beginn und Geschwindigkeit der Bewegungen vor und schlägt sich in sogenannten ''Zählweisen'' wie ''slow-quick-quick'' ([[Slowfox]]) oder ''1,2,3 - 5,6,7'' ([[Salsa (Tanz)|Salsa]]) nieder. In anderen Tanzformen variiert der gemeinsame Rhythmus häufiger und nach komplexeren Mustern.
 
== Kleidung ==
 
[[Datei:Spitzenschuhe neu.jpg|mini|[[Spitzenschuhe]], die klassische Fußbekleidung im Ballett]]
In fast allen Tänzen spielt die stilechte Aufmachung der Tänzer eine wichtige Rolle: Rituelle schamanistische Tänze in gewöhnlicher Alltagskluft sind undenkbar, Volkstänze wirken nur mit traditioneller Tracht authentisch und im Wettkampfsport will die Aufmerksamkeit der Wertungsrichter durch auffällige Bekleidung angezogen werden. So ist es nicht ungewöhnlich, dass zahlreiche Kleidungsstücke wie [[Ballkleid]], [[Frack]] und [[Petticoat]] und [[Accessoire]]s wie [[Boa (Schal)|Federboa]], Seiden[[schleier]] und die im Mund getragene langstielige rote [[Rosen|Rose]] unweigerlich mit bestimmten Tänzen in Verbindung gebracht werden.
 
Von besonderem Interesse sind bei vielen Tänzen die [[Tanzschuh]]e, denn nur mit der richtigen Mischung aus Rauhigkeit und Glattheit der Sohle gleiten Standardtänzer elegant über das Parkett und ohne Gummistiefel wäre der afrikanische [[Gummistiefel-Tanz]] sinnlos. Spezielle Tanzfiguren wie etwa Michael Jacksons ''[[Lean (Tanzpose)|Lean]]'' erfordern sogar patentierte Spezialschuhe. Es gibt jedoch auch Tänze, in denen das Schuhwerk völlig unerheblich ist, beispielsweise werden die meisten afrikanischen Tänze traditionell barfuß getanzt.
 
== Aufzeichnung ==
 
[[Datei:Labannotation1.png|mini|Grundzeichen der [[Labanotation]], einer verbreiteten Tanznotation.]]
Tänze dauerhaft aufzuzeichnen, um sie zu verbreiten oder der Nachwelt zu erhalten, ist ein derart schwieriges Problem, dass erst in jüngerer Zeit befriedigende Lösungen gefunden wurden. Aus informatischer Sicht sind zur Beschreibung eines Tanzes mehrdimensionale Daten nötig: Neben den Bewegungen an sich in drei Raumrichtungen und ihrer zeitlichen Abfolge muss auch die Begleitmusik berücksichtigt werden; in den meisten Fällen kommen Erklärungen hinzu, ohne die das Nachvollziehen der Bewegungen für Betrachter schwierig ist. Skizzen, abstrakte Symbole und nachgezeichnete Bewegungspfade in Verbindung mit textuellen Anmerkungen sind nur einige der Ideen, die dabei verfolgt wurden.
 
Von vielen [[Tanznotation]]en sind heute die [[Labanotation]] und die [[Choreologie]] noch im Gebrauch, meistens wird aber der einfacheren Möglichkeit der Videoaufzeichnung Vorzug gegeben. Herausragende [[Choreografie]]n werden für das [[Fernsehen]] aufgezeichnet bzw. als [[Tanzfilm]] für das Kino verfilmt sowie als [[DVD]] und [[Buch]] herausgebracht.
 
== Beruf ==
 
Es gibt verschiedene Berufsbilder, die mit dem Tanzen in Verbindung stehen: Tänzer, [[Tanzlehrer]], Tanzsporttrainer, Tanzpädagoge, [[Tanztherapie|Tanztherapeut]] und [[Choreograf]].
 
=== Tänzer ===
Die Ausbildung zum Tänzer unterscheidet sich je nach Tanzform sehr stark und reicht vom Studium an einer Hochschule für klassischen Tanz, über die sportliche Ausbildung im Turniertanz (z.&nbsp;B. Lateintanz) bis zur privaten Ausbildung zur Solotänzerin (z.&nbsp;B. orientalischer Tanz). Tänzer werden entweder per Tanzbühnenprojekt und kurzzeitig engagiert oder können, ausgebildet als Diplomtänzer an der Hochschule für Tanz, ein mehrjähriges Engagement als Bühnentänzer bei einem Theater oder Ensemble erhalten. Hierbei ist oft eine Verlängerung des Engagements als Bühnentänzer über das Alter von 35 Jahren nur in wenigen Fällen möglich. Ständig wechselnde Arbeitslage, starker Konkurrenzdruck und nur selten hohe [[Honorar|Gagen]] können Interessierte davon abschrecken, diesen Beruf zu ergreifen. Beruflich arbeitende Tänzer wählen nicht selten ein zweites Standbein, etwa als Tanzlehrer, um finanzielle Stabilität zu erlangen. Die staatliche Institution der Künstlersozialkasse (Oldenburg) fördert in der Bundesrepublik Deutschland Tänzer (sowie Choreografen und Tanzpädagogen), wenn diese nachweisen können, dass sie ihren Lebensunterhalt als Künstler/Pädagoge im Tanz erwirtschaften können.
 
=== Tanzlehrer (Gesellschaftstanz) ===
Zertifizierter Tanzlehrer wird man in Deutschland durch eine klassische, staatlich nicht anerkannte Ausbildung bei einem der beiden Tanzlehrerverbände [[Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband]] (ADTV) oder [[Berufsverband Deutscher Tanzlehrer]] (BDT). Der ADTV ist Mitglied im "Rat für darstellende Kunst und Tanz"<ref name="kulturrat.de">''Rat für darstellende Kunst und Tanz im Deutschen Kulturrat'', Mitgliederliste [http://www.kulturrat.de/detail.php?detail=1817&rubrik=1]</ref> des [[Deutscher Kulturrat|Deutschen Kulturrates]]. Zum Tragen der Bezeichnung Tanzlehrer oder zum Eröffnen einer Tanzschule ist auch kein Zertifikat notwendig. Insbesondere bei Tanzformen ohne Verbandsstruktur wie Salsa oder Tango Argentino finden sich häufig Tanzlehrer, die ihr Hobby ohne formalisierte Ausbildung zum Beruf gemacht haben.
 
=== Tanzsporttrainer ===
Tanzsporttrainer sind Turniertänzer oder ehemalige Tanzsportler, die eine von einem Tanzsportverband vorgeschriebene Lehre durchlaufen haben. Diese umfasst eine Reihe von tanzklassenbezogenen Trainerscheinen (C-, B-, A-Lizenz), die den Trainer jeweils für fähig erklären, Tänzer der genannten Klasse zu unterrichten. Meist kann ein Schein einer Klasse erst dann abgelegt werden, wenn der Trainer die Klasse selbst erfolgreich hinter sich gelassen hat. Tanzsporttrainer werden hauptsächlich von Tanzsportvereinen beschäftigt oder geben den Turnierpaaren Privatunterricht.
 
=== Diplomierter Tanzpädagoge ===
Die Berufsbezeichnung des Tanzpädagogen/Tanzpädagogin ist rechtlich nicht geschützt. Dagegen kann der Titel „Diplomierter Tanzpädagoge“ nur geführt werden, wenn ein Studium oder eine Ausbildung absolviert wurde.
Der Studiengang wird an Hochschulen für Tanz angeboten. Ein hier diplomierter Tanzpädagoge wird, da dies Studienschwerpunkt war, eher Bühnentanz (wie Ballett, Modern Dance, Stepp-Tanz, Charaktertanz etc.) unterrichten. Dieser Unterricht kann für (angehende) Profis oder Laien gegeben werden. Staatliche Schulen, Theater und Ensembles engagieren in der Regel nur in dieser Form ausgebildete Tanzlehrer.
Eine Ausbildung ist an mehreren Instituten in Deutschland möglich, die durch den Beirat Tanz im Deutschen Kulturrat vertreten sind. [[Deutscher Kulturrat|Deutschen Kulturrat]]<ref name="kulturrat.de"/> der Bundesregierung) Tanzpädagogik arbeitet mit  Tanztechniken unterschiedlicher Art und zielt nicht zwangsläufig auf den Bühnenauftritt.
 
=== Choreograf ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-08707, Berlin, Tanzschule Laban.jpg|mini|Tanzunterricht im [[Rudolf von Laban|Choreographischen Institut Laban]] Berlin 1929]]
Der Choreograf ist der Urheber einer [[Choreografie]]. Die Ausbildung zum Choreografen wird in vielen Ländern durch ein Studium an einer Hochschule für Tanz absvolviert. Auch ausgebildete Bühnentänzer können (meist nach ihrer Tanzkarriere) als Choreografen tätig werden. Choreografen werden projekt- oder stückweise beschäftigt oder dauerhaft an einer Hochschule oder einem Theater angestellt. Bekannte Choreografen wie [[William Forsythe (Tänzer)|William Forsythe]], [[Sasha Waltz]], [[Pina Bausch]] und [[Heike Hennig]] konnten unter ihrem Namen ein wirtschaftlich eigenständiges [[Tanzensemble]] gründen.
 
== Tanzschulen ==
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-10009, Amerikanische Tanzschule an Bord der "Bremen".jpg|mini|Amerikanische Tanzschule an Bord der ''[[Bremen (Schiff, 1929)|Bremen]]'' (1930)]]
Die [[Tanzschule]]n der Verbände [[Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband]] (ADTV), [[Berufsverband Deutscher Tanzlehrer]] (BDT), dem schweizerischen Interessenverband der diplomierten Tanzlehrer für Gesellschaftstanz (swiss''dance'') und dem Österreichischen Tanzlehrer Verband (VTÖ) haben ihre Kompetenz in den Paar- bzw. Gesellschaftstänzen der Standard- und Lateinsektion, [[Disco Fox]], [[Salsa (Tanz)|Salsa]], [[Tango Argentino]], [[Boogie Woogie]] uvm. Zusatzausbildungen schaffen Kenntnisse in [[Hip Hop]], Videoclipdancing, Kindertanz, Rollstuhl- und Stepp-Tanz oder ergänzende Angebote wie [[Umgangsformen]]- und [[Rhetorik]]seminare. Die Tanzschulen beschäftigen haupt- und nebenberuflich tätige Tanzlehrer. Alle Tanzlehrer haben eine mehrjährige berufsbegleitende Ausbildung beim jeweiligen Verband abgeschlossen, die sich beim ADTV in ihren Verträgen und in der Durchführung am Berufsbildungsgesetz orientiert.<ref>[http://deucom.org/adtv-tla/01-tanzlehrer.htm ''Webseite des ADTV'', TLA-Akademie]</ref>
 
Die Beendigung des ersten Tanzkurses wird traditionell mit einem festlichen [[Abschlussball]] gefeiert, oft auch als Premierenball bezeichnet. Talentierte und ehrgeizige Schüler der BDT-Tanzschulen können sich in den [[Breitensportwettbewerb (Tanzen)|Breitensportwettbewerben]] des [[Deutsches Amateur Turnieramt|Deutschen Amateur Turnieramtes]] (DAT) auf regionaler bis nationaler Ebene miteinander messen. Der ADTV engagiert sich im wettkampflosen, unterhaltsamen und qualifiziertem Freizeittanzen und bietet seinen Tanzschülern die Möglichkeit der Teilnahme am DTA ([[Deutsches Tanzabzeichen]]) an.


== Tanzsport ==
* Kurt Vierl: ''Psychologie als spirituelle Betätigung: Tragekraft im Schicksalswirken'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1994, ISBN 978-3772510694
[[Datei:Latin formation (atsc bs cteam 2007).jpg|mini|[[Lateinformation]] des Aachener TSC Blau-Silber]]
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/psychologie_psychologie.pdf Materialien zur Psychologie] PDF
In [[Tanzsport]]vereinen wird Tanzen eher als [[Sportart]] gelehrt, denn als Freizeitbeschäftigung angesehen. Sie vermitteln Grundfertigkeiten, um an losen Breitensportwettbewerben und dem straffer organisierten [[Turniertanz]] teilzunehmen, daneben gibt es aber auch durchaus zahlreiche Gruppen für geselligen Tanz (Tanzkreise), ähnlich wie in den Tanzschulen. Mit dem ADTV gab es ein Abkommen, dass die im  [[Deutscher Tanzsportverband|DTV]] organisierten Tanzsportvereine keine Anfänger unterrichten, im Gegenzug verzichtete der ADTV auf die Durchführung eigener Turnierveranstaltungen und empfahl begabten Paaren an Tanzsportturnieren im DTV teilzunehmen. In der Schweiz ist der Tanzsport unter dem Dach SDSF (Swiss Dance Sport Federation) vereint.
* [[Peter Selg]]: ''Vom Logos menschlicher Physis: Die Entfaltung einer anthroposophischen Humanphysiologie im Werk Rudolf Steiners'', 2 Bände, Verlag am Goetheanum, Dornach 2006, ISBN 978-3723512456
*[[Peter Heusser]]: ''Anthroposophie und Wissenschaft: Eine Einführung. Erkenntniswissenschaft, Physik, Chemie, Genetik, Biologie, Neurobiologie, Psychologie, Philosophie des Geistes, Anthropologie, Anthroposophie, Medizin'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2016, ISBN 978-3723515686
* Rudolf Steiner: ''Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung''. 8. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2002, ISBN 3-7274-0020-X {{Schriften|002}}
* Rudolf Steiner: ''Spirituelle Seelenlehre und Weltbetrachtung'', [[GA 52]] (1986), ISBN 3-7274-0520-1 {{Vorträge|052}}


Tanzsportvereine beschäftigen für die Turniertänzer in der Regel lizenzierte Trainer, die im Gegensatz zu vielen Tanzlehrern auf eine langjährige Amateur- oder Profikarriere zurückschauen können.
{{GA}}
 
== Tanz in der Erziehung ==
[[Datei:Fotothek df n-08 0000167.jpg|mini|Kindertanzgruppe, [[Freital]], 1979]]
Tanz kann zum Medium in der Pädagogik und in der Therapie werden. Mit Hilfe des Tanzes will man Lern-, Erziehungs- oder Therapieziele erreichen. Tanz ist ein gutes Mittel, um [[Lernprozess]]e in Gang zu setzen.
 
Erfahrene Tanzpädagogen und –therapeuten wissen aus Erfahrung, wie vorteilhaft sich [[Kind]]er beim Tanz entwickeln können. Es ist dabei nicht von großer Bedeutung, ob sie eine ausgeprägte [[Motivation]] mitbringen, da Bewegung an sich, und somit auch die "geordnete" Bewegung im Tanz, eine der Voraussetzungen für eine gelungene psychische Entwicklung ist. Bei kompetenter pädagogischer oder therapeutischer Führung lassen sich sowohl eine verbesserte körperliche Kompetenz, als auch Offenheit, Selbstbewusstsein und Experimentierfreude bei den Kindern feststellen, wenn sie über eine längere Zeit mit Tanz konfrontiert werden.
 
Um möglichst viele Kinder zu begeistern und fördern zu können, sollte ein pädagogischer und therapeutischer Einsatz die verschiedenen Persönlichkeiten der Teilnehmer an Tanzprojekten im Blick haben:
* Tanzeinheiten könnte man so gestalten, dass möglichst viel Individualität darin Platz findet. Einheiten müssen den Kindern freien Raum lassen, in dem sie sich selbst auszudrücken und eigene Ideen umzusetzen können.
* Man wechselt methodisch ab: Man lässt sozusagen eine Möglichkeit zum freien „Flippen“ und kontrolliertem „Toben“ mit Übungssequenzen, in denen vorgegebene Bewegungen geübt werden.
* Wichtig ist, dass der Zeitraum einer Einheit nicht zu lange hingezogen wird. In der Zeiteinteilung seiner Bewegungsstunde sollte man sich an den Möglichkeiten und Bedürfnissen der Kinder orientieren.
* Beim Tanzen mit Kindern kann es nicht das Ziel sein, alle Bewegungen von allen Kindern als genau „richtig“ (gemessen an Ihrem Anspruch) oder zur „richtigen“ Zeit (genau im Rhythmus) auszuführen, so dass zum Schluss ein perfektes Ergebnis erzielt wird. Vielmehr sollte im Mittelpunkt der Bemühungen stehen, jedem Kind einen Zugang zum Tanzen zu ermöglichen, um ein Gefühl von „Das kann ich“ zu vermitteln – jeweils ausgehend von den Voraussetzungen, die Kinder einbringen.
* Kinder müssen die Möglichkeit erhalten, ihre individuellen Schwächen auszugleichen, indem man ihnen den Raum dafür gibt (die Chance für einen individuellen Lernplan). (W. Harder u.a., S. 200 ff)
 
Aspekte der Förderung durch Tanz können u.a. sein:
* Steuerung des Körpers
* motorische [[Kreativität]]
* Sensibilität für [[Rhythmus (Musik)|Rhythmus]] und [[Musik]]
* [[Konzentration (Psychologie)|Konzentrationsfähigkeit]]
* soziale [[Interaktion]]
* körperliches Wohlbefinden, [[Gesundheit]]
* [[Wahrnehmung]] des Raumes
* [[Identität]], Selbstbewusstsein
 
== Siehe auch ==
* [[Liste der Tänze]]
* [[Liste bedeutender Tänzer]]
* [[Führung (Tanz)]]
{{Portal|Tanz}}
 
== Literatur ==
* Kathrin Bonacker, Sonja Windmüller (Hrsg.): ''Tanz! Rhythmus und Leidenschaft. Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung 42.'' [[Jonas Verlag]], Marburg 2007, ISBN 978-3-89445-389-3.
* ''International encyclopedia of dance'', hrsg. von [[Selma Jeanne Cohen]], Oxford University Press, New York 1998, 6 Bände, ISBN 0-19-509462-X.
* Franz Anton Cramer: ''In aller Freiheit. Tanzkultur in Frankreich zwischen 1930 und 1950.'' Parodos, Berlin 2008, ISBN 978-3-938880-18-0.
* Silke Garms: ''Tanzfrauen in der Avantgarde.'' RosenholzVerlag, Kiel/ Berlin 1998, ISBN 3-931665-11-9.
* Wiebke Harder, [[Norbert Kühne]]: ''Tanz und Tanzprojekte mit Kindern.'' In: K. Zimmermann-Kogel u. a.: ''Praxisbuch Sozialpädagogik.'' Band 4, [[Bildungsverlag EINS]], Troisdorf 2007, ISBN 978-3-427-75412-1, S. 200–224.
* [[Corina Oosterveen]]: ''Tanzarello - Folktanzen für die Grundschule - und für Menschen allen Alters, besonders für Einsteiger und Multiplikatoren geeignet.'' Mit CD der Gruppe Aller Hopp, Verlag Fidula, 2006.
* Sabine Huschka: ''Moderner Tanz. Konzepte, Stile, Utopien.'' Rowohlt, Reinbek 2002, ISBN 3-499-55637-5.
* Lilian Karina, Marion Kant: ''Tanz unterm Hakenkreuz.'' Henschel, Berlin 1999, ISBN 3-89487-244-6.
* Jochen Schmidt: ''Tanzgeschichte des 20. Jahrhunderts in einem Band, mit 101 Choreographenporträts.'' Henschel, Berlin 2002, ISBN 3-89487-430-9.
* Amelie Soyka: ''Tanzen und tanzen und nichts als tanzen. Tänzerinnen der Moderne von Josephine Baker bis Mary Wigman.'' AvivA, Berlin 2004, ISBN 3-932338-22-7.
* Dorion Weickmann: ''Der dressierte Leib. Kulturgeschichte des Balletts (1580-1870).'' Campus, Frankfurt am Main/New York 2002, ISBN 3-593-37111-1.
* Miriam Fischer: ''Denken in Körpern. Grundlegung einer Philosophie des Tanzes''. Alber, Freiburg 2010, ISBN 978-3-495-48402-9.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Commonscat|Dance}}
{{Wikiquote}}
{{Wikibooks|Tanzen|Tanzen}}


== Quellenangaben ==
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/psychologie.html Projekt Psychologie] Website
<references />


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[[Kategorie:Humanwissenschaft nach Fachgebiet]]
[[Kategorie:Tanz| ]]
[[Kategorie:Humanwissenschaftliches Fachgebiet]]
[[Kategorie:Kunst]]
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[[Kategorie:Gesundheit]]

Version vom 14. Juli 2018, 12:05 Uhr

Frederic Leighton: The Bath of Psyche, 1890

Die Psychologie (von griech. ψυχή, psyché, ‚Hauch‘, ‚Seele‘, ‚Gemüt‘ sowie λόγος, lógosLehre‘, ‚Wissenschaft‘), im ursprünglichen Sinn eine Atemkunde oder Lebenslehre, später als metaphysische Lehre von der Seele aufgefasst, versteht sich heute als eine rein empirische Wissenschaft, die das Verhalten und Erleben des Menschen und auch der Tiere (→ Tierpsychologie) zu beschreiben und zu verstehen versucht. Die auf das subjektive alltägliche Erleben gegründete Alltagspsychologie (auch Populärpsychologie oder Common-Sense-Psychologie; eng. folk psychology) wird demgegenüber ebenso wie die Psychoanalyse verbreitet als unwissenschaftlich angesehen.

Nach Rudolf Steiner ist die Psychologie die „erste Wissenschaft, in der es der Geist mit sich selbst zu tun hat, ist die Psychologie. Der Geist steht sich betrachtend selbst gegenüber.“ (Lit.:GA 2, S. 119)

Seelenkunde ohne Seele?

„Die Wissenschaft will heute wenig von der Seele wissen, selbst jene Wissenschaft nicht, die ihren Namen von der Seele trägt, die Psychologie oder Seelenkunde. Selbst die Psychologen möchten am liebsten ganz absehen von dem, was man eigentlich die Seele nennt. So konnte man das Schlagwort prägen: Seelenkunde ohne Seele. - Die Seele soll etwas so Fragwürdiges, etwas so Unbestimmtes sein, daß man einfach zum Beispiel nur die Erscheinung verschiedener Vorstellungen untersucht, wie man einen Naturvorgang auch untersucht; aber man will nichts wissen von der Seele selbst. Die heutige Naturwissenschaft kann unmöglich so etwas annehmen wie eine Seele. Sie sagt, die menschlichen Vorstellungen unterliegen ebenso den Naturgesetzen wie alles andere in der Natur, der Mensch sei nichts anderes als ein höhergeartetes Naturprodukt.“ (Lit.:GA 52, S. 27)

„Weil die Naturwissenschaft nun diesen Weg genommen hat, ist es nur zu begreiflich, daß sie von den Wegen der Seele abgekommen ist. Nicht einmal ein Bewußtsein hat man heute von dem, was Seelenforscher durch Jahrhunderte hindurch angestrebt haben. Es ist geradezu fabelhaft, was in dieser Beziehung ausgesprochen wird und welche Summe von Unkenntnis dabei zutage tritt, wenn heute in scheinbar maßgebenden Kreisen über die Seelenlehre des Aristoteles oder über die Seelenlehre der ersten christlichen Forscher, über die Seelenlehre des Mittelalters gesprochen wird. Und dennoch, wenn jemand das Wesen der Seele wissenschaftlich verstehen will, dann gibt es keinen anderen Zugang als den der sorgfältigen inneren Arbeit, sich die Vorstellungen des Aristoteles anzueignen, die Vorstellungen, welche die ersten Christen und die großen christlichen Kirchenlehrer zur Kenntnis der Seele geführt haben. Es gibt keine andere Methode. Sie ist ebenso wichtig für dieses Gebiet wie die Methode der Naturwissenschaft für die äußere Wissenschaft. Aber diese Methoden der Seelenwissenschaft sind uns zum großen Teil verlorengegangen. Wirklich innere Beobachtungen werden gar nicht als wissenschaftliches Gebiet angesehen.“ (S. 148f)

„Man ersieht aus alledem, daß man eine wahrhafte Psychologie nur gewinnen kann, wenn man auf die Beschaffenheit des Geistes als eines Tätigen eingeht. Man hat in unserer Zeit an die Stelle dieser Methode eine andere setzen wollen, welche die Erscheinungen, in denen sich der Geist darlebt, nicht diesen selbst, zum Gegenstande der Psychologie macht. Man glaubt die einzelnen Äußerungen desselben ebenso in einen äußerlichen Zusammenhang bringen zu können, wie das bei den unorganischen Naturtatsachen geschieht. So will man eine «Seelenlehre ohne Seele» begründen. Aus unseren Betrachtungen ergibt sich, daß man bei dieser Methode gerade das aus dem Auge verliert, auf das es ankommt. Man sollte den Geist von seinen Äußerungen loslösen und auf ihn als den Produzenten derselben zurückgehen. Man beschränkt sich auf die ersteren und vergißt auf den letzteren. Man hat sich eben auch hier zu jenem falschen Standpunkt verleiten lassen, der die Methoden der Mechanik, Physik usw. auf alle Wissenschaften anwenden will.

Die einheitliche Seele ist uns ebenso erfahrungsgemäß gegeben, wie ihre einzelnen Handlungen. Jedermann ist sich dessen bewußt, daß sein Denken, Fühlen und Wollen von seinem «Ich» ausgeht. Jede Tätigkeit unserer Persönlichkeit ist mit diesem Zentrum unseres Wesens verbunden. Sieht man bei einer Handlung von dieser Verbindung mit der Persönlichkeit ab, dann hört sie überhaupt auf, eine Seelenerscheinung zu sein. Sie fällt entweder unter den Begriff der unorganischen oder der organischen Natur. Liegen zwei Kugeln auf dem Tische, und ich stoße die eine an die andere, so löst sich alles, wenn man von meiner Absicht und meinem Wollen absieht, in physikalisches oder physiologisches Geschehen auf. Bei allen Manifestationen des Geistes: Denken, Fühlen, Wollen, kommt es darauf an, sie in ihrer Wesenheit als Äußerungen der Persönlichkeit zu erkennen. Darauf beruht die Psychologie.“ (Lit.:GA 2, S. 122)

Siehe auch

Portal
Portal
 Wikipedia:Portal: Psychologie – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Psychologie

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks