Ecclesia und Bonaventura: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:ND strasb synagogue.jpg|mini|hochkant|links|Synagoga am [[Wikipedia:Strassburger Münster|Strassburger Münster]]]]
[[File:François, Claude (dit Frère Luc) - Saint Bonaventure.jpg|mini|Der Heilige Bonaventura, [[WikipediaFR:Claude François (peintre)|Claude François]] (genannt Frère Luc)]]  
[[Bild:Germany Freiberg Münster Church.jpg|mini|Ecclesia am [[Wikipedia:Freiburger Münster|Freiburger Münster]]]]
Die '''Ecclesia''' ([[lat.]] „Kirche, Gemeinde“) oder '''Ekklesia'''  ({{ELSalt|ἐκκλησία}}, wörtlich: „die her[aus]gerufene [Versammlung]“, ursprünglich die ''Volksversammlung der [[Griechisch-Lateinische Kultur|altgriechischen]] [[Wikipedia:Stadtstaat|Stadtstaat]]en'') findet sich an manchen [[Wikipedia:mittelalter|mittelalter]]lichen Kirchen als [[Personifikation|personifizierte]] Darstellung der [[Wikipedia:Ekklesiologie|christlichen Kirche]], die im eigentlichen Sinn die durch das [[Pfingstfest]] mit der Ausgießung des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] berufene [[Gemeinschaft]] der [[Christen]] ist und seitdem in ihrer Gesamtheit den [[Mystik|mystischen]] [[Leib Christi]] (''corpus Christi mysticum'') bildet. Die [[Ekklesiologie]] dient der [[Theologie|theologischen]] Reflexion über Wesen und Bedeutung der christlichen Gemeinde und ihrer Institutionalisierung in Form der [[Kirche]].


Dargestellt wird die Ecclesia als eine schöne, stolze Frauenfigur. Meist trägt sie eine Krone, hält ein [[Kreuz]] als Zeichen für das [[Christentum]] und einen Kelch als Zeichen für den neuen [[Wikipedia:Bund (Bibel)|Bund]] in ihren Händen.
'''Bonaventura''', mit bürgerlichem Namen '''Giovanni (di) Fidanza''' (* [[Wikipedia:1221|1221]] in [[Wikipedia:Bagnoregio|Bagnoregio]] bei [[Wikipedia:Viterbo|Viterbo]]; † [[Wikipedia:15. Juli|15. Juli]] [[Wikipedia:1274|1274]] in [[Wikipedia:Lyon|Lyon]]), gilt als einer der bedeutendsten [[Philosoph]]en, [[Theologe]]n und [[Mystiker]] der [[Scholastik]]. Sein Denken war stark von [[Augustinus]] geprägt, dessen an [[Platon]]s [[Ideenlehre]] gereifter und im [[christlich]]en Sinn gedeuteter [[Illuminationslehre]] er systematisch ausarbeite. Bonaventura knüpfte dabei auch an [[Wikipedia:Boëthius|Boëthius]] und [[Bernhard von Clairvaux]], an die [[Mystik]] von [[Hugo von St. Viktor|Hugo von St. Viktor]] und vor allem an [[Dionysius Areopagita]] an.  
Ihr gegenüber steht die '''Synagoga''' (von {{ELSalt|συναγωγή}} ''synagōgē'' „Versammlung“). Ebenfalls als Frauenfigur stellt sie die personifizierte Form der [[Jüdische Religion|jüdischen Religion]] dar. Der Synagoga sind jedoch die Augen verbunden, gedeutet als Zeichen für ihre Blindheit hinsichtlich [[Jesus von Nazaret|Jesu von Nazaret]] als [[Messias]]. Sie wird als schwache, geschlagene Frau gezeigt, die gegen die Ecclesia nicht bestehen kann. Die Figur der Ecclesia triumphiert über die Figur der Synagoga.


Diese beiden Figuren zeigen das mittelalterliche Verhältnis zwischen Christentum und [[Judentum]], das von starker Abneigung der christlichen Kirche gegenüber dem Judentum geprägt war. Eine ähnliche mittelalterliche Deutung ist, dass Ecclesia das [[Evangelium (Glaube)|Evangelium]] und Synagoga das [[Gesetz]] darstellt. Sowohl ''ecclesia'' als auch ''synagoga'' bedeuten übersetzt „[[Wikipedia:Versammlung|Versammlung]]“.
== Leben und Werk ==


Aus [[anthroposophisch]]er Sicht kommt die Seherin [[Verena Staël von Holstein]] zu folgender Betrachtung des Wesens der "Ecclesia" (also des verkörperten Geistes der katholischen Kirche):  
In seiner Biographie von [[Franz von Assisi]] berichtet Bonaventura, dass er als Kind dem Tode nahe gewesen sei und nur durch den [[Segen]] des Franziskus errettet worden sei. Fidanza, wie er damals noch hieß, studierte ab 1235 an der [[w:Sorbonne|Sorbonne]] in [[Paris]] zunächst noch als Laie die [[Sieben Freie Künste|sieben freien Künste]]. 1243<ref>nach anderen Quellen trat er vielleicht schon 1238 in den Orden ein oder aber auch erst 1244.</ref> trat er in den [[Wikipedia:Franziskanische Orden|Franziskanerorden]] ein und nahm den Ordensnamen Bonaventura an, was soviel wie „gutes Los“ oder „gute Zukunft“ bedeutet (von [[lat.]] ''bona'' „Besitz, Gut, Vermögen“ und ''ventura'' „Schicksal, Los“, eigentlich „das Kommende“, von [[lat.]] ''venire'' „kommen“). Von 1243 bis 1248 studierte Bonaventura [[Theologie]] und promovierte zeitgleich mit [[Thomas von Aquin]], der zum vermutlich bedeutendsten Vertreter der [[Scholastik]] wurde.
„Inzwischen sieht die Ecclesia aus wie ein Geier. Sie hat sich sehr gewandelt. Sie ist aber noch sehr mächtig, ein ganz großes Wesen. Dieses Wesen ist aber nicht mehr weiß. Es hat noch weiße Federn, aber es hat deutlich graue Züge inzwischen. Es sieht aus wie ein Geier und hat blutige Krallen. Es ist eine reale Gottheit.“ {{Lit|Flensburger Hefte Nr. 108, S. 109}}.


== Die Ecclesia in der valentinianischen Gnosis ==
Die Quelle des geistigen [[Licht]]s ist für Bonaventura, wie schon zuvor für [[Augustinus]], [[Gott]]. An dessen [[Existenz]] zu zweifeln erscheint Bonaventura völlig denkunmöglich. Das von Gott in die [[Seele]] des Menschen gestrahlte Licht ist ewig unwandelbar und gibt damit der [[Erkenntnis]] absolute [[Gewissheit]], wenn es die der Seele eingeborenen ewigen unveränderlichen [[Wahrheit]]en beleuchtet. Das wäre nicht der Fall, würde der Mensch diese ewigen Ideen nur mit dem unvollkommenen, wandelbaren Licht seines irdischen [[Intellekt]]s erhellen. Bonaventura stand damit im deutlichen Gegensatz zu der von ihm oft kritisierten Lehre vieler [[Wikipedia:Dominikaner|Dominikaner]] und insbesondere zu dem im gleichen Jahr wie er verstorbenen [[Thomas von Aquin]] (* um 1225; † 7. März 1274), der sich in seiner [[Erkenntnistheorie]] vor allem auf [[Aristoteles]] berief. Als unterstes aller geistigen Wesen sei der Mensch nach Thomas bereits so weit von der Quelle des göttlichen Lichts entfernt, dass er dadurch, anders als die [[Engelhierarchien]], nur mehr eine sehr allgemeine und ungenügende Erkenntnis erlangen können. Eben darum habe der Mensch von Gott sein [[leib]]liches Werkzeug bekommen, dass er damit aus den [[sinn]]lich [[Wahrnehmung|wahrgenomenen]] Dingen die in ihnen liegenden unvergänglichen göttlichen Ideen mit Hilfe der [[Vernunft]] herauslösen und so viel klarer und detailreicher die Wahrheit erkennen könne. Über die höchsten Wahrheiten, an die die menschliche Intelligenz nicht heranreiche, würde er aber durch den unerschütterlichen [[Glaube]]n an die überlieferte göttliche [[Offenbarung]] belehrt.


Im [[Gnosis|gnostischen]] System der [[Valentinianer]] ist ist die ''Ecclesia'', mit der aber nicht die äußere irdische Kirche, sondern deren himmlisches [[Urbild]] gemeint ist, die weibliche Partnerin des  [[Anthropos (Gnosis)|Anthropos]] ({{ELSalt|ἄνθρωπος}}, [[Mensch]]), des himmlischen [[Urmensch]]en. Beide gehören zu den [[acht]] höchsten [[Äon]]en, die aus der [[Gottheit]] [[Emanation|emaniert]] wurden und gemeinsam die sogenannte «[[Achtheit]]» ({{ELSalt|ογδοάς}} ''Ogdoas'') bilden, die aus 4 [[Mann|männlich]]-[[weib]]lichen Paaren ([[Syzygien]]) besteht.  
[[Wikipedia:1257|1257]] wurde Bonaventura zum [[Wikipedia:Liste franziskanischer Generalminister|Generalminister]] des [[Wikipedia:Franziskanische Orden|Franziskanerordens]] gewählt und übte dieses Amt bis zu seinem Tod mit so großem Organisationstalent aus, dass er als dessen zweiter Stifter gilt. [[Wikipedia:1273|1273]] wurde Bonaventura von dem soeben neue gewählten [[Wikipedia:Papst|Papst]] [[Wikipedia:Gregor X.|Gregor X.]] zum Kardinalbischof von [[Wikipedia:Bistum Albano|Albano]] ernannt und mit der Organisation des [[Wikipedia:Zweites Konzil von Lyon|Zweiten Konzils von Lyon]] betraut. Während des Konzils verstarb Bonaventura nach kurzer schwerer Krankheit.
 
[[Wikipedia:1482|1482]] wurde Bonaventura von [[Wikipedia:Sixtus IV.|Sixtus IV.]] heiliggesprochen und [[Wikipedia:1588|1588]] als ''Doctor seraphicus'' von [[Wikipedia:Sixtus V.|Sixtus V.]] zum [[Wikipedia:Kirchenlehrer|Kirchenlehrer]] erklärt.
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Bonaventura}}
 
== Werkausgaben ==
 
* Doctoris Seraphici S. B. Opera omnia, 10 Bde., hg. in Quaracchi 1882–1902, {{Digitalisat|IA=doctorisseraphi00bonagoog}}, [http://www.archive.org/search.php?query=creator%3A%22Collegium%20S.%20Bonaventurae%20%28Rome%2C%20Italy%29%22%20title%3Aopera Bände] bei [[archive.org]]; [http://standish.stanford.edu/bin/search/simple/process?query=Bonaventure%2C+Saint%2C+Cardinal%2C+ca.+1217-1274 Stanford]
* Opera theologica selecta, 4 Bde., 1934–1949
* Mystisch-ascetische Schriften, hg. und Übers. Siegfried Johannes Hamburger 1923.


== Literatur ==
== Literatur ==


* [[Flensburger Hefte]] Nr. 108: ''Kultus: Ursprung - Gegenwart - Zukunft'', Flensburger Hefte Vlg., Flensburg 2010
* {{BBKL|archiveurl={{Webarchiv | url=http://www.bautz.de/bbkl/b/bonaventura.shtml | wayback=20070613070828 | text=}} |band=1|spalten=679–681|autor=Friedrich Wilhelm Bautz|artikel=Bonaventura (Johannes Fidanza)}}
* [[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]]: ''[[w:Das Offenbarungsverständnis und die Geschichtstheologie Bonaventuras|Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura]]''. In: Joseph (Benedikt XVI.) Ratzinger: ''Offenbarungsverständnis und Geschichtstheologie Bonaventuras.'' Habilitationsschrift und Bonaventura-Studien ([[w:Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften|Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften]], Bd. 2), Herder, Freiburg 2009, ISBN 978-3-451-30130-8
 
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[[Kategorie:Ekklesiologie]]
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[[Kategorie:Philosoph (Mittelalter)]]
[[Kategorie:Gnosis]]
[[Kategorie:Christlicher Theologe]]
[[Kategorie:Bischof]]
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[[Kategorie:Kirchenlehrer]]
[[Kategorie:Heiliger]] <!-- Hl. u. Sel. nach Vornamen sort. -->
[[Kategorie:Franziskaner]]
[[Kategorie:Autor (Philosophie)]]
[[Kategorie:Geboren 1221]]
[[Kategorie:Gestorben 1274]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 1. Mai 2019, 11:04 Uhr

Der Heilige Bonaventura, Claude François (genannt Frère Luc)

Bonaventura, mit bürgerlichem Namen Giovanni (di) Fidanza (* 1221 in Bagnoregio bei Viterbo; † 15. Juli 1274 in Lyon), gilt als einer der bedeutendsten Philosophen, Theologen und Mystiker der Scholastik. Sein Denken war stark von Augustinus geprägt, dessen an Platons Ideenlehre gereifter und im christlichen Sinn gedeuteter Illuminationslehre er systematisch ausarbeite. Bonaventura knüpfte dabei auch an Boëthius und Bernhard von Clairvaux, an die Mystik von Hugo von St. Viktor und vor allem an Dionysius Areopagita an.

Leben und Werk

In seiner Biographie von Franz von Assisi berichtet Bonaventura, dass er als Kind dem Tode nahe gewesen sei und nur durch den Segen des Franziskus errettet worden sei. Fidanza, wie er damals noch hieß, studierte ab 1235 an der Sorbonne in Paris zunächst noch als Laie die sieben freien Künste. 1243[1] trat er in den Franziskanerorden ein und nahm den Ordensnamen Bonaventura an, was soviel wie „gutes Los“ oder „gute Zukunft“ bedeutet (von lat. bona „Besitz, Gut, Vermögen“ und ventura „Schicksal, Los“, eigentlich „das Kommende“, von lat. venire „kommen“). Von 1243 bis 1248 studierte Bonaventura Theologie und promovierte zeitgleich mit Thomas von Aquin, der zum vermutlich bedeutendsten Vertreter der Scholastik wurde.

Die Quelle des geistigen Lichts ist für Bonaventura, wie schon zuvor für Augustinus, Gott. An dessen Existenz zu zweifeln erscheint Bonaventura völlig denkunmöglich. Das von Gott in die Seele des Menschen gestrahlte Licht ist ewig unwandelbar und gibt damit der Erkenntnis absolute Gewissheit, wenn es die der Seele eingeborenen ewigen unveränderlichen Wahrheiten beleuchtet. Das wäre nicht der Fall, würde der Mensch diese ewigen Ideen nur mit dem unvollkommenen, wandelbaren Licht seines irdischen Intellekts erhellen. Bonaventura stand damit im deutlichen Gegensatz zu der von ihm oft kritisierten Lehre vieler Dominikaner und insbesondere zu dem im gleichen Jahr wie er verstorbenen Thomas von Aquin (* um 1225; † 7. März 1274), der sich in seiner Erkenntnistheorie vor allem auf Aristoteles berief. Als unterstes aller geistigen Wesen sei der Mensch nach Thomas bereits so weit von der Quelle des göttlichen Lichts entfernt, dass er dadurch, anders als die Engelhierarchien, nur mehr eine sehr allgemeine und ungenügende Erkenntnis erlangen können. Eben darum habe der Mensch von Gott sein leibliches Werkzeug bekommen, dass er damit aus den sinnlich wahrgenomenen Dingen die in ihnen liegenden unvergänglichen göttlichen Ideen mit Hilfe der Vernunft herauslösen und so viel klarer und detailreicher die Wahrheit erkennen könne. Über die höchsten Wahrheiten, an die die menschliche Intelligenz nicht heranreiche, würde er aber durch den unerschütterlichen Glauben an die überlieferte göttliche Offenbarung belehrt.

1257 wurde Bonaventura zum Generalminister des Franziskanerordens gewählt und übte dieses Amt bis zu seinem Tod mit so großem Organisationstalent aus, dass er als dessen zweiter Stifter gilt. 1273 wurde Bonaventura von dem soeben neue gewählten Papst Gregor X. zum Kardinalbischof von Albano ernannt und mit der Organisation des Zweiten Konzils von Lyon betraut. Während des Konzils verstarb Bonaventura nach kurzer schwerer Krankheit.

1482 wurde Bonaventura von Sixtus IV. heiliggesprochen und 1588 als Doctor seraphicus von Sixtus V. zum Kirchenlehrer erklärt.

Siehe auch

Werkausgaben

  • Doctoris Seraphici S. B. Opera omnia, 10 Bde., hg. in Quaracchi 1882–1902, Digitalisat, Bände bei archive.org; Stanford
  • Opera theologica selecta, 4 Bde., 1934–1949
  • Mystisch-ascetische Schriften, hg. und Übers. Siegfried Johannes Hamburger 1923.

Literatur


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Bonaventura aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  1. nach anderen Quellen trat er vielleicht schon 1238 in den Orden ein oder aber auch erst 1244.