Objektiver Idealismus und Bonaventura: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''objektive Idealismus''' ist eine Weltsicht, in der dem [[Materie|materiellen]] Sein ein [[Geist|geistiges]] Sein zugrunde liegt. Er steht als philosophische Auffassung [[Ontologie|ontologisch]] im Gegensatz zum [[Materialismus]]. Zugleich ist er vom [[Spiritualismus]] abzugrenzen.
[[File:François, Claude (dit Frère Luc) - Saint Bonaventure.jpg|mini|Der Heilige Bonaventura, [[WikipediaFR:Claude François (peintre)|Claude François]] (genannt Frère Luc)]]  


Während der [[Subjektiver Idealismus|subjektive Idealismus]] die Abhängigkeit der Realität vom subjektiven Bewusstsein betont,  versteht der ''objektive'' oder ''absolute'' Idealismus die Realität als Form des Geistig-Ideellen und hält die Erfassung einer objektiven Wirklichkeit durch das denkende Bewusstsein für möglich.
'''Bonaventura''', mit bürgerlichem Namen '''Giovanni (di) Fidanza''' (* [[Wikipedia:1221|1221]] in [[Wikipedia:Bagnoregio|Bagnoregio]] bei [[Wikipedia:Viterbo|Viterbo]]; † [[Wikipedia:15. Juli|15. Juli]] [[Wikipedia:1274|1274]] in [[Wikipedia:Lyon|Lyon]]), gilt als einer der bedeutendsten [[Philosoph]]en, [[Theologe]]n und [[Mystiker]] der [[Scholastik]]. Sein Denken war stark von [[Augustinus]] geprägt, dessen an [[Platon]]s [[Ideenlehre]] gereifter und im [[christlich]]en Sinn gedeuteter [[Illuminationslehre]] er systematisch ausarbeite. Bonaventura knüpfte dabei auch an [[Wikipedia:Boëthius|Boëthius]] und [[Bernhard von Clairvaux]], an die [[Mystik]] von [[Hugo von St. Viktor|Hugo von St. Viktor]] und vor allem an [[Dionysius Areopagita]] an.  


Für diese Variante des Idealismus stehen exemplarisch die Philosophie [[Platon]]s und der [[Deutscher Idealismus|Deutsche Idealismus]]. Wichtige Philosophen des Deutschen Idealismus in der Nachfolge von [[Immanuel Kant]] sind [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]] und [[Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling]] als objektive Idealisten, während [[Johann Gottlieb Fichte]] einen subjektiven Idealismus vertrat.
== Leben und Werk ==


Moderne Vertreter eines objektiven Idealismus sind z. B. [[Wikipedia:Vittorio Hösle|Vittorio Hösle]] und [[Wikipedia:Dieter Wandschneider|Dieter Wandschneider]].  
In seiner Biographie von [[Franz von Assisi]] berichtet Bonaventura, dass er als Kind dem Tode nahe gewesen sei und nur durch den [[Segen]] des Franziskus errettet worden sei. Fidanza, wie er damals noch hieß, studierte ab 1235 an der [[w:Sorbonne|Sorbonne]] in [[Paris]] zunächst noch als Laie die [[Sieben Freie Künste|sieben freien Künste]]. 1243<ref>nach anderen Quellen trat er vielleicht schon 1238 in den Orden ein oder aber auch erst 1244.</ref> trat er in den [[Wikipedia:Franziskanische Orden|Franziskanerorden]] ein und nahm den Ordensnamen Bonaventura an, was soviel wie „gutes Los“ oder „gute Zukunft“ bedeutet (von [[lat.]] ''bona'' „Besitz, Gut, Vermögen“ und ''ventura'' „Schicksal, Los“, eigentlich „das Kommende“, von [[lat.]] ''venire'' „kommen“). Von 1243 bis 1248 studierte Bonaventura [[Theologie]] und promovierte zeitgleich mit [[Thomas von Aquin]], der zum vermutlich bedeutendsten Vertreter der [[Scholastik]] wurde.


[[Rudolf Steiner]] bezeichnete 1925 seine eigene philosophische Position ebenfalls als objektiven Idealismus.<ref>Rudolf Steiner: ''Mein Lebensgang (GA&nbsp;28).'' Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung, Dornach 2000, ISBN 3-7274-0280-6, S.&nbsp;93.</ref>
Die Quelle des geistigen [[Licht]]s ist für Bonaventura, wie schon zuvor für [[Augustinus]], [[Gott]]. An dessen [[Existenz]] zu zweifeln erscheint Bonaventura völlig denkunmöglich. Das von Gott in die [[Seele]] des Menschen gestrahlte Licht ist ewig unwandelbar und gibt damit der [[Erkenntnis]] absolute [[Gewissheit]], wenn es die der Seele eingeborenen ewigen unveränderlichen [[Wahrheit]]en beleuchtet. Das wäre nicht der Fall, würde der Mensch diese ewigen Ideen nur mit dem unvollkommenen, wandelbaren Licht seines irdischen [[Intellekt]]s erhellen. Bonaventura stand damit im deutlichen Gegensatz zu der von ihm oft kritisierten Lehre vieler [[Wikipedia:Dominikaner|Dominikaner]] und insbesondere zu dem im gleichen Jahr wie er verstorbenen [[Thomas von Aquin]] (* um 1225; † 7. März 1274), der sich in seiner [[Erkenntnistheorie]] vor allem auf [[Aristoteles]] berief. Als unterstes aller geistigen Wesen sei der Mensch nach Thomas bereits so weit von der Quelle des göttlichen Lichts entfernt, dass er dadurch, anders als die [[Engelhierarchien]], nur mehr eine sehr allgemeine und ungenügende Erkenntnis erlangen können. Eben darum habe der Mensch von Gott sein [[leib]]liches Werkzeug bekommen, dass er damit aus den [[sinn]]lich [[Wahrnehmung|wahrgenomenen]] Dingen die in ihnen liegenden unvergänglichen göttlichen Ideen mit Hilfe der [[Vernunft]] herauslösen und so viel klarer und detailreicher die Wahrheit erkennen könne. Über die höchsten Wahrheiten, an die die menschliche Intelligenz nicht heranreiche, würde er aber durch den unerschütterlichen [[Glaube]]n an die überlieferte göttliche [[Offenbarung]] belehrt.
 
[[Wikipedia:1257|1257]] wurde Bonaventura zum [[Wikipedia:Liste franziskanischer Generalminister|Generalminister]] des [[Wikipedia:Franziskanische Orden|Franziskanerordens]] gewählt und übte dieses Amt bis zu seinem Tod mit so großem Organisationstalent aus, dass er als dessen zweiter Stifter gilt. [[Wikipedia:1273|1273]] wurde Bonaventura von dem soeben neue gewählten [[Wikipedia:Papst|Papst]] [[Wikipedia:Gregor X.|Gregor X.]] zum Kardinalbischof von [[Wikipedia:Bistum Albano|Albano]] ernannt und mit der Organisation des [[Wikipedia:Zweites Konzil von Lyon|Zweiten Konzils von Lyon]] betraut. Während des Konzils verstarb Bonaventura nach kurzer schwerer Krankheit.
 
[[Wikipedia:1482|1482]] wurde Bonaventura von [[Wikipedia:Sixtus IV.|Sixtus IV.]] heiliggesprochen und [[Wikipedia:1588|1588]] als ''Doctor seraphicus'' von [[Wikipedia:Sixtus V.|Sixtus V.]] zum [[Wikipedia:Kirchenlehrer|Kirchenlehrer]] erklärt.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Idealismus]]


== Einzelnachweise ==
* {{WikipediaDE|Bonaventura}}
<references />
 
== Werkausgaben ==
 
* Doctoris Seraphici S. B. Opera omnia, 10 Bde., hg. in Quaracchi 1882–1902, {{Digitalisat|IA=doctorisseraphi00bonagoog}}, [http://www.archive.org/search.php?query=creator%3A%22Collegium%20S.%20Bonaventurae%20%28Rome%2C%20Italy%29%22%20title%3Aopera Bände] bei [[archive.org]]; [http://standish.stanford.edu/bin/search/simple/process?query=Bonaventure%2C+Saint%2C+Cardinal%2C+ca.+1217-1274 Stanford]
* Opera theologica selecta, 4 Bde., 1934–1949
* Mystisch-ascetische Schriften, hg. und Übers. Siegfried Johannes Hamburger 1923.
 
== Literatur ==
 
* {{BBKL|archiveurl={{Webarchiv | url=http://www.bautz.de/bbkl/b/bonaventura.shtml | wayback=20070613070828 | text=}} |band=1|spalten=679–681|autor=Friedrich Wilhelm Bautz|artikel=Bonaventura (Johannes Fidanza)}}
* [[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]]: ''[[w:Das Offenbarungsverständnis und die Geschichtstheologie Bonaventuras|Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura]]''. In: Joseph (Benedikt XVI.) Ratzinger: ''Offenbarungsverständnis und Geschichtstheologie Bonaventuras.'' Habilitationsschrift und Bonaventura-Studien ([[w:Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften|Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften]], Bd. 2), Herder, Freiburg 2009, ISBN 978-3-451-30130-8
 
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[[Kategorie:Christlicher Theologe]]
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[[Kategorie:Kirchenvater]]
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[[Kategorie:Heiliger]] <!-- Hl. u. Sel. nach Vornamen sort. -->
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[[Kategorie:Geboren 1221]]
[[Kategorie:Gestorben 1274]]
[[Kategorie:Mann]]


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Version vom 1. Mai 2019, 12:04 Uhr

Der Heilige Bonaventura, Claude François (genannt Frère Luc)

Bonaventura, mit bürgerlichem Namen Giovanni (di) Fidanza (* 1221 in Bagnoregio bei Viterbo; † 15. Juli 1274 in Lyon), gilt als einer der bedeutendsten Philosophen, Theologen und Mystiker der Scholastik. Sein Denken war stark von Augustinus geprägt, dessen an Platons Ideenlehre gereifter und im christlichen Sinn gedeuteter Illuminationslehre er systematisch ausarbeite. Bonaventura knüpfte dabei auch an Boëthius und Bernhard von Clairvaux, an die Mystik von Hugo von St. Viktor und vor allem an Dionysius Areopagita an.

Leben und Werk

In seiner Biographie von Franz von Assisi berichtet Bonaventura, dass er als Kind dem Tode nahe gewesen sei und nur durch den Segen des Franziskus errettet worden sei. Fidanza, wie er damals noch hieß, studierte ab 1235 an der Sorbonne in Paris zunächst noch als Laie die sieben freien Künste. 1243[1] trat er in den Franziskanerorden ein und nahm den Ordensnamen Bonaventura an, was soviel wie „gutes Los“ oder „gute Zukunft“ bedeutet (von lat. bona „Besitz, Gut, Vermögen“ und ventura „Schicksal, Los“, eigentlich „das Kommende“, von lat. venire „kommen“). Von 1243 bis 1248 studierte Bonaventura Theologie und promovierte zeitgleich mit Thomas von Aquin, der zum vermutlich bedeutendsten Vertreter der Scholastik wurde.

Die Quelle des geistigen Lichts ist für Bonaventura, wie schon zuvor für Augustinus, Gott. An dessen Existenz zu zweifeln erscheint Bonaventura völlig denkunmöglich. Das von Gott in die Seele des Menschen gestrahlte Licht ist ewig unwandelbar und gibt damit der Erkenntnis absolute Gewissheit, wenn es die der Seele eingeborenen ewigen unveränderlichen Wahrheiten beleuchtet. Das wäre nicht der Fall, würde der Mensch diese ewigen Ideen nur mit dem unvollkommenen, wandelbaren Licht seines irdischen Intellekts erhellen. Bonaventura stand damit im deutlichen Gegensatz zu der von ihm oft kritisierten Lehre vieler Dominikaner und insbesondere zu dem im gleichen Jahr wie er verstorbenen Thomas von Aquin (* um 1225; † 7. März 1274), der sich in seiner Erkenntnistheorie vor allem auf Aristoteles berief. Als unterstes aller geistigen Wesen sei der Mensch nach Thomas bereits so weit von der Quelle des göttlichen Lichts entfernt, dass er dadurch, anders als die Engelhierarchien, nur mehr eine sehr allgemeine und ungenügende Erkenntnis erlangen können. Eben darum habe der Mensch von Gott sein leibliches Werkzeug bekommen, dass er damit aus den sinnlich wahrgenomenen Dingen die in ihnen liegenden unvergänglichen göttlichen Ideen mit Hilfe der Vernunft herauslösen und so viel klarer und detailreicher die Wahrheit erkennen könne. Über die höchsten Wahrheiten, an die die menschliche Intelligenz nicht heranreiche, würde er aber durch den unerschütterlichen Glauben an die überlieferte göttliche Offenbarung belehrt.

1257 wurde Bonaventura zum Generalminister des Franziskanerordens gewählt und übte dieses Amt bis zu seinem Tod mit so großem Organisationstalent aus, dass er als dessen zweiter Stifter gilt. 1273 wurde Bonaventura von dem soeben neue gewählten Papst Gregor X. zum Kardinalbischof von Albano ernannt und mit der Organisation des Zweiten Konzils von Lyon betraut. Während des Konzils verstarb Bonaventura nach kurzer schwerer Krankheit.

1482 wurde Bonaventura von Sixtus IV. heiliggesprochen und 1588 als Doctor seraphicus von Sixtus V. zum Kirchenlehrer erklärt.

Siehe auch

Werkausgaben

  • Doctoris Seraphici S. B. Opera omnia, 10 Bde., hg. in Quaracchi 1882–1902, Digitalisat, Bände bei archive.org; Stanford
  • Opera theologica selecta, 4 Bde., 1934–1949
  • Mystisch-ascetische Schriften, hg. und Übers. Siegfried Johannes Hamburger 1923.

Literatur


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Bonaventura aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  1. nach anderen Quellen trat er vielleicht schon 1238 in den Orden ein oder aber auch erst 1244.