Straton von Lampsakos

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Phantasiedarstellung Stratons in der Nürnberger Chronik Hartmann Schedels

Straton von Lampsakos (griech. Στράτων Strátōn; * um 340 v. Chr.; † um 268 v. Chr.) war ein antiker griechischer Philosoph.

Leben

Straton wurde als Sohn des Arkesilaus oder Arkesius zwischen 340 und 330 v. Chr. in Lampsakus geboren.[1] Er könnte mit Epikur während seiner Lehrtätigkeit in Lampsakus zwischen 310 und 306 bekannt geworden sein.[1] Er besuchte das von Aristoteles in Athen begründete Lykeion (Peripatos) und ging dann als Hauslehrer des Ptolemäus nach Ägypten, wo er auch Aristarchos von Samos unterrichtete. Nach dem Tod seines Vorgängers Theophrastos von Eresos leitete Straton ab 288/287 das von Aristoteles begründete Lyzeum und war Erzieher des späteren Königs Ptolemaios II. Philadelphon in Alexandria. Im Unterschied zu den meisten zeitgenössischen Philosophen, bei denen die Ethik im Zentrum des Interesses stand, beschäftigte er sich vor allem mit physikalischen Fragen, was ihm den Beinamen „der Physiker“ eintrug. Von ihm sind mehr als 40 Schriften überliefert, aber nur wenige Fragmente oder Berichte sind erhalten. Er starb irgendwann zwischen 270 und 268 v. Chr.[1]

Werk

Straton bemühte sich um die Verbesserung und Erweiterung der Werke von Aristoteles und Theophrastos zu verschiedenen Themen. Seine bedeutendsten Beiträge leistete Straton zur Bewegungstheorie und zur Frage der grundlegenden physikalischen Struktur der Welt. So erkannte er, dass sich fallende Körper beschleunigen, während Aristoteles noch von einer unbeschleunigten Bewegung ausgegangen war; damit näherte sich Straton bereits den von Galileo und Newton erkannten Gesetzmäßigkeiten des Freien Falls an, ohne sich mit seinen Ansichten allerdings gegen die Autorität des Meisters Aristoteles durchsetzen zu können.

Straton führte – vermutlich unter dem Einfluss Epikurs – die Teilchentheorie der Materie in die Naturphilosophie der Peripatetiker ein und vertrat eine Teilchentheorie des Lichts. Er lehrte auch, dass alle Körper ein je nach Stoff unterschiedliches Maß an Leere (Vakuum) enthalten, woraus sich die jeweiligen Gewichtsunterschiede ergäben. Als Demonstration für die Existenz des Vakuums – das er gegen Aristoteles vertrat – führte er Experimente durch. Stratun wird auch nachgesagt, eine atheistische Naturphilosophie vertreten zu haben, die die Natur als Mechanismus begriff, in der transzendente Einflüsse wie Gottheiten keine Rolle spielten. Daher lehnte er philosophische Vorgaben für die Wissenschaft und metaphysische und theologische Erklärungen von Naturphänomenen ab. Methodologisch vertrat er einen strikten Empirismus, also Beobachtung, Experiment und Einfachheit der Theorie, die sich nur auf das „Wie“ der Naturvorgänge bezieht und nicht auf ein hinter den Dingen verborgenes „Warum“. Straton nimmt damit zentrale Eigenschaften des modernen Wissenschaftsverständnisses vorweg. Die Naturforscher des 17. und 18. Jahrhunderts, die eine von Metaphysik befreite Wissenschaft vertraten, wurden daher „Stratoniker“ genannt.

Ausgaben

  • Fritz Wehrli (Hrsg.): Straton von Lampsakos (= Die Schule des Aristoteles. Texte und Kommentar. Band 5). 2. Auflage, Schwabe Verlag, Basel 1969.
  • Marie-Laurence Desclos, William W. Fortenbaugh: Strato of Lampsacus. Text, translation, and discussion (= Rutgers University studies in classical humanities. Band 16). Transaction Publishers, New Brunswick (NJ) 2011, ISBN 978-1-4128-1127-9.

Literatur

  • Diogenes Laertios: Leben und Meinungen berühmter Philosophen. Buch I–X. Aus dem Griechischen übersetzt von Otto Apelt. Zwei Bände (Philosophische Bibliothek. Bd. 53/54), Leipzig: Felix Meiner-Verlag, 1921 (mit einem Anmerkungsteil mit textkritischen und sachlichen Erläuterungen sowie Register). Digitalisate im Internet Archive: Band1 Band 2.
  • Matthias Gatzemeier: Straton. In: Jürgen Mittelstraß (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, Band 4, Metzler, Stuttgart, S. 103–104.
  • Jean-Pierre Schneider: Straton de Lampsaque. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 6, CNRS Éditions, Paris 2016, ISBN 978-2-271-08989-2, S. 614–630.
  • Fritz Wehrli, Georg Wöhrle, Leonid Zhmud: Der Peripatos bis zum Beginn der römischen Kaiserzeit. In: Hellmut Flashar (Hrsg.): w:Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike. Band 3: Ältere Akademie – Aristoteles – Peripatos. 2. Auflage, Schwabe, Basel 2004, ISBN 3-7965-1998-9, S. 493–666, hier: 604–611.
  • Tiziano Dorandi: Chronology, in: Keimpe Algra, Jonathon Barnes, Jaap Mansfeld, Malcolm Schofield (Hrsg.): The Cambridge History of Hellenistic Philosophy, Cambridge University Press 2005, ISBN 0-521-61670-0

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Dorandi 2005, S. 36
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