Phosphor und Egeria (Mythologie): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Hennig Brand (Joseph Wright).jpeg|miniatur|300px|[[Wikipedia:Hennig Brand|Hennig Brand]] entdeckte 1669 den weißen Phosphor, als er Urin bis zur Trockene eindampfte (Illustration von [[Wikipedia:Joseph Wright of Derby|Joseph Wright of Derby]], 1771)]]
[[Datei:Claude Lorrain 005.jpg|miniatur|Egeria weint um [[Wikipedia:Numa Pompilius|Numa Pompilius]] ([[Wikipedia:Claude Lorrain|Claude Lorrain]] 1669)]]
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[[Datei:Ninfeo egeria.jpg|miniatur|[[Wikipedia:Nymphäum|Nymphäum]] der Egeria bei Rom]]
[[Datei:Phosphor rot.jpg|mini|300px|Roter Phosphor]]


'''Phosphor''' (von {{ELSalt|φως-φορος}} ''phosphoros'' „lichttragend“) mit dem Symbol '''P''' ist ein [[chemisches Element]], das aufgrund seiner hohen Reaktivität in der Natur nicht gediegen, sondern nur in [[Chemische Verbindung|chemischen Verbindungen]] vorkommt. Hauptsächlich handelt es sich dabei um '''Phosphate''', die [[Salze]] der '''Phosphorsäure''' (auch: '''Orthophosphorsäure''', H<sub>3</sub>PO<sub>4</sub>) sind. Von großer [[Biochemie|biochemischer]] Bedeutung sind '''Diphosphate''' (auch: '''Pyrophosphate''') und '''Triphosphate'''. Sie sind Kondensationsprodukte der Orthophosphate. '''Polyphosphate''' bestehen aus bis zu einigen tausend Phosphat-Einheiten. Ringförmig gebaute '''Metaphosphate''' wie z.B. Trimetaphosphate wurden früher häufig Waschmitteln zur Wasserenthärtung zugesetzt. Durch Reaktion der Phosphorsäuren mit verschiedenen [[Alkohol]]en entstehen '''Phosphorsäureester'''.
'''Egeria''' ist in der [[Wikipedia:Römische Mythologie|römischen Mythologie]] die [[Nymphe]] der gleichnamigen Quelle, eng verbunden mit dem [[Wikipedia:Heiligtum der Diana Nemorensis|Heiligtum der Diana]] von [[Wikipedia:Ariccia|Aricia]].<ref>[[Wikipedia:Strabon|Strabon]] 5, 3, 12; [[Wikipedia:Vergil|Vergil]] ''[[Wikipedia:Aeneis|Aeneis]]'' 7, 761-777; Scholion zu [[Wikipedia:Juvenal|Juvenal]] ''Saturae'' 3, 17.</ref>


Am Aufbau der [[Erdkruste]] ist Phosphor zu etwa 0,09&nbsp;% beteiligt<ref name="Holleman-Wiberg">Holleman, Wiberg:Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 91.–100. Auflage,de Gruyter, Berlin, 1985. ISBN 3-11-007511-3 (S.928–931)</ref>. Die wesentlichsten Phosphat-[[Mineral]]ien sind die [[Wikipedia:Apatit|Apatit]]e Ca<sub>5</sub>(PO<sub>4</sub>)<sub>3</sub>(F,Cl,OH). Der [[Wikipedia:Fluorapatit|Fluorapatit]], der auch im Zahnschmelz vorkommt, und der mit [[Wikipedia:Calciumcarbonat|Calciumcarbonat]] durchsetzte [[Wikipedia:Phosphorit|Phosphorit]] werden in großen Mengen abgebaut. Weitere phosphorhaltige Mineralien sind der [[Wikipedia:Wavellit|Wavellit]] Al<sub>3</sub>(PO<sub>4</sub>)(F,OH)&nbsp;·&nbsp;5&nbsp;H<sub>2</sub>O, der [[Wikipedia:Vivianit|Vivianit]] Fe<sub>3</sub>(PO<sub>4</sub>)<sub>2</sub>&nbsp;·&nbsp;8&nbsp;H<sub>2</sub>O und der [[Wikipedia:Türkis (Mineral)|Türkis]] CuAl<sub>6</sub>[(PO<sub>4</sub>)(OH<sub>2</sub>)]<sub>4</sub>&nbsp;·&nbsp;4&nbsp;H<sub>2</sub>O. Die [[Chemische Verbindung|Verbindungen]] der verschiedenen Phosphorsäuren
Egeria soll die Geliebte des sagenumwobenen zweiten Königs von Rom, [[Wikipedia:Numa Pompilius|Numa Pompilius]], gewesen sein. Der Legende nach beriet sie ihn bei wichtigen Entscheidungen und wies ihm so den Weg zu weiser Herrschaft.<ref>[[Wikipedia:Dionysios von Halikarnassos|Dionysios von Halikarnassos]] ''Antiquitates Romanae'' 2, 60; Ovid ''[[Wikipedia:Fasti (Ovid)|Fasti]]'' 3, 273-299; [[Wikipedia:Plutarch|Plutarch]] ''Numa'' 4, 2.</ref>  
Von ihr soll Numa auch die [[Wikipedia:Ancile|Ancilia]] erhalten haben, zwölf Bronzeschilde, auf deren Besitz sich der Sage nach Roms Macht gründete.<ref>[[Wikipedia:Quintus Ennius|Quintus Ennius]] ''Annalen'' 114.</ref>
Später hieß es, der König habe die Nymphe nur erfunden, um seinen Aussagen mehr Nachdruck zu verleihen und das Volk zur kritiklosen Hinnahme und Befolgung seiner Vorschriften zu veranlassen.  


== Die geistigen und seelischen Wirkungen des Phosphors ==
{{GZ|Heute glaubt der Mensch: Das Denken, das
ihn befähigt, über den äußeren Verlauf der Sinnenwelt nachzudenken, das kann er auch anwenden, um soziale Gesetze, um politische
Impulse zu finden. Er tut es auch vorläufig, aber sie sind auch danach.
So etwas, wie Sie es noch in der römischen Geschichte lesen -
und Sie könnten solche Dinge später auch noch verfolgen, wenn die
Geschichte nicht gar zu sehr zu einer Legende gemacht worden
wäre -, daß Numa Pompilius sich von der Nymphe Egeria zu seiner
Staatseinrichtung inspirieren ließ, weist Sie darauf hin, daß man dazumal,
wenn man Staatseinrichtungen machen wollte, an die Götter
appellierte. Bloß durch Nachdenken politische Strukturen auszubilden,
das hielt man nicht für möglich. Heute meint man, daß der einzelne
allerdings nicht fähig ist, politische Strukturen auszudenken,
aber wenn man den einzelnen soundso viel mal multiplizieren würde,
dann würde er schon fähig. Wenn also die erleuchteten Parlamente
zusammenkommen in den modernen Demokratien, dann wären
dreihundert Köpfe durch Nachdenken zu dem fähig, zu dem natürlich
einer nicht fähig ist. Es widerspricht das zwar einem Satz von
Rosegger, den ich schon öfter angeführt habe: «Oaner is a Mensch,
mehre san Leut, un viele san Viecher!», aber praktisch wird man so
etwas doch nicht anwenden, nicht wahr! Und denken Sie sich einmal,
was die moderne, aufgeklärte Welt ungefähr dazu sagen würde,
wenn - nicht in der alten, aber in einer neuen Form - etwa die Mitteilung
eines Tages durch die Welt ginge, daß Woodrow Wilson sich
von einer Nymphe zu irgendeinem Ukas hätte inspirieren lassen.|177|108f}}


Der Phosphor befeuert die [[Wille]]nstätigkeit und ist in Form des [[Wikipedia:Adenosintriphosphat|Adenosintriphosphat]]s (ATP) der universelle Energieträger im tierischen und menschlichen Organismus. Täglich werden im menschlichen Körper durchschnittlich 40 kg ATP produziert<ref>Der tägliche ATP-Umsatz entspricht etwa der halben Körpermasse; bei schwerer körperlicher Arbeit kann der ATP-Umsatz auf bis zu 0,5 kg pro Minute ansteigen.</ref> - und ebenso schnell auch wieder verbraucht. Im Willen wirkt das [[Ich]] und der Phosphor ist der Ich-Träger, der diese Willenstätigkeit vermittelt. Allerdings, durch überschüssigen Phosphor „fängt der Wille an zu zappeln.
{{GZ|Aber es war nicht immer so, daß die Menschen so gewissermaßen
Geist-los gelebt haben wie jetzt, geistlos insofern, als sie wenig Bewußtsein
davon haben, daß ein Zusammenhang besteht zwischen dem,
was der Mensch hier auf der Erde treibt, was in allen Geschehnissen,
in allen Tatsachen des Erdenseins vorgeht, und den geistigen Welten.
Das spricht sich darin aus, daß heute bei den menschlichen Einrichtungen
wenig Rücksicht darauf genommen wird, wie die geistigen
Welten hereinspielen in die physischen Welten. Erinnern Sie sich nur,
daß ich einmal dargestellt habe, wie Numa Pompilius, der zweite römische
König, die Einrichtungen des physischen Planes gestalten wollte.
Das wird symbolisch erzählt, aber hinter dieser symbolischen Erzählung
liegt eine bedeutsame Tatsache. Er hat sich an die Nymphe Egeria
gewandt, die hat ihm aus der geistigen Welt heraus gesagt, wie die
Epochen zu verlaufen haben, und er hat dann die Epoche des Romulus
als die erste, seine eigene als die zweite bezeichnet, und noch fünf dazu,
damit es eine Siebenheit geworden ist, und innerhalb dieser Siebenheit
können wir in einer merkwürdigen Weise finden, wie sich gerade diese
römische Königsgeschichte mit derselben Gesetzmäßigkeit aufbaute,
mit der sich die sieben Glieder unseres Organismus aufbauen. Es war
in früheren Zeiten eine Tendenz vorhanden, den physischen Plan so
einzurichten, daß seine Einrichtung den Anforderungen der geistigen
Welt entspricht, gewissermaßen ein Abbild ist desjenigen, was in der
geistigen Welt vor sich geht. Heute beachten dies die Menschen nicht.|170|30}}


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[[Wikipedia:Ovid|Ovid]] zufolge soll Egeria sich nach dem Tod des Numa nach Aricia zurückgezogen und sich dort in tränenvoller Trauer in die Quelle Egeria verwandelt haben.<ref>Ovid ''[[Wikipedia:Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]]'' 15, 478-551.</ref>
"Und wenn wir einfach zu viel Phosphor in uns haben, das heißt, zu feurige Speisen essen, dann werden wir ein furchtbarer Zappelfritz, der alles angreifen will, der immer wollen will. Dadurch, daß wir den Phosphor haben, ist der Wille da. Und wenn wir zu viel Phosphor haben, dann fängt dieser Wille an zu zappeln. Und wenn dann der Organismus so ist, daß er überhaupt durch seine ganze Zusammensetzung zu viel Phosphor in den Kopf hinaufschickt, dann fängt der Mensch nicht nur an zu zappeln, und wie man sagt, nervös - das hat nichts mit den Nerven, sondern mit dem Phosphor zu tun - herumzuzappeln in der Welt, sondern er fängt an zu toben und wird ein Verrückter, wird tobsüchtig. Wir müssen ein klein wenig Phosphor in uns haben, damit wir überhaupt wollen können. Aber wenn wir zu viel Phosphor machen in uns selber, dann werden wir verrückt." {{Lit|{{G|347|114}}}}
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Der Phosphor befreit den [[Astralleib]] und das [[Ich]] von den Fesseln des [[Physischer Leib|physischen Leibs]] und fördert dadurch den [[Schlaf]]. Das geschieht aber erst, nachdem er zuvor die bewusste Tätigkeit des Menschen angeregt hat. Der Phosphor hat nämlich im menschlichen Organismus, im Gegensatz zum [[Schwefel]], eine starke Neigung zur [[Salz]]bildung als Phosphat. Die Salze bilden aber die Grundlage für das kristallklare Denken, auf das sich das [[Selbstbewusstsein]] gründet. Der Schlaf tritt hier gewissermaßen als gesunde Folge der Ermüdung ein, die aus der bewussten Tätigkeit resultiert. Der Schwefel, der im Organismus nur wenig zur Salzbildung neigt, dämpft hingegen das [[Bewusstsein]], indem er die [[ätherisch]]e Tätigkeit anregt. Dadurch fördert er zwar auch den Schlaf, aber ohne zuvor das Bewusstsein zu befeuern.  
Die Grotte der Nymphe Egeria in Rom ist ein beliebtes Motiv in Malerei und Literatur. Nymphengrotten wurden vielfach in Parks nachgebildet, so im [[Wikipedia:Rheinsberg|Rheinsberger Schlosspark]] und im [[Wikipedia:Wörlitzer Park|Wörlitzer Park]].  


Der unmittelbare Gegenspieler des Phosphors ist der [[Kalk]]. Den zentrifugalen Kräften des Kalks tritt der Phosphor mit seiner zentripedalen Tendenz entgegen. Im Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen wirkt der Kalk austreibend auf die Flüssigkeiten, im Rhythmischen System auf die Luft, d.h. er ist die treibende Kraft der Ausatmung, und im Nerven-Sinnessystem wirkt er austreibend auf die Wärme, er bewirkt gleichsam eine Art Abkühlung der Nerven-Sinnesorganisation. Im Unterleib ist auch das [[Silber]] ein Gegenspieler des Phosphors. Das Silber unterstützt durch seine zentrifugale Tendenz ähnlich dem Kalk die Ausscheidungsprozesse und wirkt namentlich formbildend und -differenzierend in der [[Embryo]]nalentwicklung. Dem tritt der Phosphor vom [[Wikipedia:Uterus|Uterus]] und dem [[Wikipedia:Chorion|Chorion]] (Fruchthülle) aus formauslöschend durch seine zentripedalen Kräfte entgegen {{Lit|{{G|319|113ff}}}}.
== Literatur ==
* {{Roscher|1,1|1216|1217|Egeria|[[Wikipedia:Georg Wissowa|Georg Wissowa]]}}
* {{RE|V|1980|1981|Egeria|[[Wikipedia:Ernst Samter|Ernst Samter]]}}
* Georg Wissowa: ''Religion und Kultus der Römer.'' 2. Aufl. 1912, S. 160, 219, 248-250
* {{DNP|3|1997||Egeria|[[Wikipedia:Fritz Graf (Philologe)|Fritz Graf]]}}
* Rudolf Steiner: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte'', [[GA 170]] (1992), ISBN 3-7274-1700-5 {{Vorträge|170}}
* Rudolf Steiner: ''Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis'', [[GA 177]] (1999), ISBN 3-7274-1771-4 {{Vorträge|177}}


Der Phosphor wirkt hingegen im [[Stoffwechsel-Gliedmassensystem]] anziehend auf die Flüssigkeiten bzw. besser auf das Feste in aufgelöster Form, im Rhythmischen System bewirkt er die Einatmung und er bringt das Luftige so in den Organismus, dass es die Nerven-Sinnesorganisation durchwärmt.
{{GA}}


Sehr wesentlich ist der Phosphor an der Bildung des Innenskeletts beteiligt. Die Knochen des Körperskeletts bestehen zu etwa 50 % aus [[Wikipedia:Hydroxylapatit|Hydroxylapatit]] (Ca<sub>5</sub>(PO<sub>4</sub>)<sub>3</sub>(OH)), das Zahnbein zu etwa 70% und der Zahnschmelz sogar zu etwa 97%. In den Röhrenknochen der Gliedmaßen tritt sehr deutlich die lichtverwandte strahlige Formbildungstendenz des Phosphors hervor, während der Schädel, der ja im Grunde ein Außenskelett ist, die rundende Formkraft des Kalks offenbart. Dafür sind die fettartigen erstarrten Phospholipoide (vor allem die [[Wikipedia:Kephaline|Kephaline]] – von gr. ''kephalos'' = Kopf), an denen die fast tote weiße Gehirnsubstanz sehr reich ist, eine wesentliche Grundlage für die Bewusstwerdung des Denkens. Diese salzartigen Substanzen sind durchlässig für das Geistige und offenbaren es in Form kristallklarer Gedanken. Vermittelt durch den Phosphor leuchtet hier das geistige Licht in Gedankenform auf. Die Gedanken sind dabei als das in definierten Formen erstarrte tote Endprodukt des lebendigen Denkens zu verstehen. Der eigentliche lebendige Denkprozess spielt sich hingegen in dem im Atemrhythmus auf- und abschwingenden Gehirnwasser ab und greift von hier aus auf die reichlich durchblutete und daher noch verhältnismäßig lebendige graue Gehirnrinde über.
== Weblinks ==
{{commonscat|Egeria (nymph)|Egeria}}
* [http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=rom_egeria Die Grotte der Nymphe Egeria in Bildern und Texten der Goethezeit]


== Literatur ==
== Einzelnachweise ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophische Menschenerkenntnis und Medizin'', [[GA 319]] (1994) {{Vorträge|319}}
<references />
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Erkenntnis des Menschenwesens nach Leib, Seele und Geist. Über frühe Erdzustände'', [[GA 347]] (1995), ISBN 3-7274-3470-8 {{Vorträge|347}}


{{GA}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=119073293|VIAF=54949927}}


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Elementarwesen]] [[Kategorie:Nymphe]] [[Kategorie:Quellnymphe]]
<references/>


[[Kategorie:Chemie]] [[Kategorie:Chemisches Element]] [[Kategorie:Alchemie]]
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 18. Juni 2016, 16:12 Uhr

Egeria weint um Numa Pompilius (Claude Lorrain 1669)
Nymphäum der Egeria bei Rom

Egeria ist in der römischen Mythologie die Nymphe der gleichnamigen Quelle, eng verbunden mit dem Heiligtum der Diana von Aricia.[1]

Egeria soll die Geliebte des sagenumwobenen zweiten Königs von Rom, Numa Pompilius, gewesen sein. Der Legende nach beriet sie ihn bei wichtigen Entscheidungen und wies ihm so den Weg zu weiser Herrschaft.[2] Von ihr soll Numa auch die Ancilia erhalten haben, zwölf Bronzeschilde, auf deren Besitz sich der Sage nach Roms Macht gründete.[3] Später hieß es, der König habe die Nymphe nur erfunden, um seinen Aussagen mehr Nachdruck zu verleihen und das Volk zur kritiklosen Hinnahme und Befolgung seiner Vorschriften zu veranlassen.

„Heute glaubt der Mensch: Das Denken, das ihn befähigt, über den äußeren Verlauf der Sinnenwelt nachzudenken, das kann er auch anwenden, um soziale Gesetze, um politische Impulse zu finden. Er tut es auch vorläufig, aber sie sind auch danach. So etwas, wie Sie es noch in der römischen Geschichte lesen - und Sie könnten solche Dinge später auch noch verfolgen, wenn die Geschichte nicht gar zu sehr zu einer Legende gemacht worden wäre -, daß Numa Pompilius sich von der Nymphe Egeria zu seiner Staatseinrichtung inspirieren ließ, weist Sie darauf hin, daß man dazumal, wenn man Staatseinrichtungen machen wollte, an die Götter appellierte. Bloß durch Nachdenken politische Strukturen auszubilden, das hielt man nicht für möglich. Heute meint man, daß der einzelne allerdings nicht fähig ist, politische Strukturen auszudenken, aber wenn man den einzelnen soundso viel mal multiplizieren würde, dann würde er schon fähig. Wenn also die erleuchteten Parlamente zusammenkommen in den modernen Demokratien, dann wären dreihundert Köpfe durch Nachdenken zu dem fähig, zu dem natürlich einer nicht fähig ist. Es widerspricht das zwar einem Satz von Rosegger, den ich schon öfter angeführt habe: «Oaner is a Mensch, mehre san Leut, un viele san Viecher!», aber praktisch wird man so etwas doch nicht anwenden, nicht wahr! Und denken Sie sich einmal, was die moderne, aufgeklärte Welt ungefähr dazu sagen würde, wenn - nicht in der alten, aber in einer neuen Form - etwa die Mitteilung eines Tages durch die Welt ginge, daß Woodrow Wilson sich von einer Nymphe zu irgendeinem Ukas hätte inspirieren lassen.“ (Lit.:GA 177, S. 108f)

„Aber es war nicht immer so, daß die Menschen so gewissermaßen Geist-los gelebt haben wie jetzt, geistlos insofern, als sie wenig Bewußtsein davon haben, daß ein Zusammenhang besteht zwischen dem, was der Mensch hier auf der Erde treibt, was in allen Geschehnissen, in allen Tatsachen des Erdenseins vorgeht, und den geistigen Welten. Das spricht sich darin aus, daß heute bei den menschlichen Einrichtungen wenig Rücksicht darauf genommen wird, wie die geistigen Welten hereinspielen in die physischen Welten. Erinnern Sie sich nur, daß ich einmal dargestellt habe, wie Numa Pompilius, der zweite römische König, die Einrichtungen des physischen Planes gestalten wollte. Das wird symbolisch erzählt, aber hinter dieser symbolischen Erzählung liegt eine bedeutsame Tatsache. Er hat sich an die Nymphe Egeria gewandt, die hat ihm aus der geistigen Welt heraus gesagt, wie die Epochen zu verlaufen haben, und er hat dann die Epoche des Romulus als die erste, seine eigene als die zweite bezeichnet, und noch fünf dazu, damit es eine Siebenheit geworden ist, und innerhalb dieser Siebenheit können wir in einer merkwürdigen Weise finden, wie sich gerade diese römische Königsgeschichte mit derselben Gesetzmäßigkeit aufbaute, mit der sich die sieben Glieder unseres Organismus aufbauen. Es war in früheren Zeiten eine Tendenz vorhanden, den physischen Plan so einzurichten, daß seine Einrichtung den Anforderungen der geistigen Welt entspricht, gewissermaßen ein Abbild ist desjenigen, was in der geistigen Welt vor sich geht. Heute beachten dies die Menschen nicht.“ (Lit.:GA 170, S. 30)

Ovid zufolge soll Egeria sich nach dem Tod des Numa nach Aricia zurückgezogen und sich dort in tränenvoller Trauer in die Quelle Egeria verwandelt haben.[4]

Die Grotte der Nymphe Egeria in Rom ist ein beliebtes Motiv in Malerei und Literatur. Nymphengrotten wurden vielfach in Parks nachgebildet, so im Rheinsberger Schlosspark und im Wörlitzer Park.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Egeria - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Strabon 5, 3, 12; Vergil Aeneis 7, 761-777; Scholion zu Juvenal Saturae 3, 17.
  2. Dionysios von Halikarnassos Antiquitates Romanae 2, 60; Ovid Fasti 3, 273-299; Plutarch Numa 4, 2.
  3. Quintus Ennius Annalen 114.
  4. Ovid Metamorphosen 15, 478-551.


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