Schöpferisch und Egeria (Mythologie): Unterschied zwischen den Seiten

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{{DISPLAYTITLE:schöpferisch}}
[[Datei:Claude Lorrain 005.jpg|miniatur|Egeria weint um [[Wikipedia:Numa Pompilius|Numa Pompilius]] ([[Wikipedia:Claude Lorrain|Claude Lorrain]] 1669)]]
'''Schöpferisch''' oder '''kreativ''' (von [[lat.]] ''creare'' „erzeugen“) ist jede Tätigkeit, die sich nicht vollständig aus dem bereits [[sinnlich]] Vorhandenen ableiten lässt, sondern einen völlig neuen [[geist]]igen Einschlag in die [[Sinneswelt]] hereinbringt.
[[Datei:Ninfeo egeria.jpg|miniatur|[[Wikipedia:Nymphäum|Nymphäum]] der Egeria bei Rom]]


{{GZ|Wie die schaffenden Kräfte der Natur selber gleichsam
'''Egeria''' ist in der [[Wikipedia:Römische Mythologie|römischen Mythologie]] die [[Nymphe]] der gleichnamigen Quelle, eng verbunden mit dem [[Wikipedia:Heiligtum der Diana Nemorensis|Heiligtum der Diana]] von [[Wikipedia:Ariccia|Aricia]].<ref>[[Wikipedia:Strabon|Strabon]] 5, 3, 12; [[Wikipedia:Vergil|Vergil]] ''[[Wikipedia:Aeneis|Aeneis]]'' 7, 761-777; Scholion zu [[Wikipedia:Juvenal|Juvenal]] ''Saturae'' 3, 17.</ref>
aus einem Unendlichen heraus arbeiten, so daß man immer viel
mehr herausfinden kann aus dem, was entsteht, als dasjenige ist, was
man zunächst hineingelegt hat, so ist es, wenn man sich beim künstlerischen
Schaffen mit den schöpferischen Kräften und Mächten der
Natur verbindet. Man führt dann nicht nur engbegrenzte Impulse aus,
sondern man kommt dazu, daß man zuletzt eine Art von Werkzeug
wird für die schöpferischen Mächte der Welt und daß eben viel mehr
aus der Sache herauswächst, als man ursprünglich beabsichtigen
konnte.|279|21}}


Im [[geisteswissenschaft]]lichen Sinn ist die Kreativität eine höhere, auf die [[seelisch]]e Ebene gehobene [[Metamorphose]] des biologischen [[Zeugung]]saktes. Alles, was derart aus dem schöpferischen menschlichen Tun hervorgeht, ist im weitesten Sinn als [[Kunst]] aufzufassen.
Egeria soll die Geliebte des sagenumwobenen zweiten Königs von Rom, [[Wikipedia:Numa Pompilius|Numa Pompilius]], gewesen sein. Der Legende nach beriet sie ihn bei wichtigen Entscheidungen und wies ihm so den Weg zu weiser Herrschaft.<ref>[[Wikipedia:Dionysios von Halikarnassos|Dionysios von Halikarnassos]] ''Antiquitates Romanae'' 2, 60; Ovid ''[[Wikipedia:Fasti (Ovid)|Fasti]]'' 3, 273-299; [[Wikipedia:Plutarch|Plutarch]] ''Numa'' 4, 2.</ref>
Von ihr soll Numa auch die [[Wikipedia:Ancile|Ancilia]] erhalten haben, zwölf Bronzeschilde, auf deren Besitz sich der Sage nach Roms Macht gründete.<ref>[[Wikipedia:Quintus Ennius|Quintus Ennius]] ''Annalen'' 114.</ref>
Später hieß es, der König habe die Nymphe nur erfunden, um seinen Aussagen mehr Nachdruck zu verleihen und das Volk zur kritiklosen Hinnahme und Befolgung seiner Vorschriften zu veranlassen.  


== Siehe auch ==
{{GZ|Heute glaubt der Mensch: Das Denken, das
*[[Produktivität]]
ihn befähigt, über den äußeren Verlauf der Sinnenwelt nachzudenken, das kann er auch anwenden, um soziale Gesetze, um politische
*[[Freiheit]]
Impulse zu finden. Er tut es auch vorläufig, aber sie sind auch danach.
*[[Creatio ex nihilo]]
So etwas, wie Sie es noch in der römischen Geschichte lesen -
*{{wikipediaDE|Kreativität}}
und Sie könnten solche Dinge später auch noch verfolgen, wenn die
Geschichte nicht gar zu sehr zu einer Legende gemacht worden
wäre -, daß Numa Pompilius sich von der Nymphe Egeria zu seiner
Staatseinrichtung inspirieren ließ, weist Sie darauf hin, daß man dazumal,
wenn man Staatseinrichtungen machen wollte, an die Götter
appellierte. Bloß durch Nachdenken politische Strukturen auszubilden,
das hielt man nicht für möglich. Heute meint man, daß der einzelne
allerdings nicht fähig ist, politische Strukturen auszudenken,
aber wenn man den einzelnen soundso viel mal multiplizieren würde,
dann würde er schon fähig. Wenn also die erleuchteten Parlamente
zusammenkommen in den modernen Demokratien, dann wären
dreihundert Köpfe durch Nachdenken zu dem fähig, zu dem natürlich
einer nicht fähig ist. Es widerspricht das zwar einem Satz von
Rosegger, den ich schon öfter angeführt habe: «Oaner is a Mensch,
mehre san Leut, un viele san Viecher!», aber praktisch wird man so
etwas doch nicht anwenden, nicht wahr! Und denken Sie sich einmal,
was die moderne, aufgeklärte Welt ungefähr dazu sagen würde,
wenn - nicht in der alten, aber in einer neuen Form - etwa die Mitteilung
eines Tages durch die Welt ginge, daß Woodrow Wilson sich
von einer Nymphe zu irgendeinem Ukas hätte inspirieren lassen.|177|108f}}
 
{{GZ|Aber es war nicht immer so, daß die Menschen so gewissermaßen
Geist-los gelebt haben wie jetzt, geistlos insofern, als sie wenig Bewußtsein
davon haben, daß ein Zusammenhang besteht zwischen dem,
was der Mensch hier auf der Erde treibt, was in allen Geschehnissen,
in allen Tatsachen des Erdenseins vorgeht, und den geistigen Welten.
Das spricht sich darin aus, daß heute bei den menschlichen Einrichtungen
wenig Rücksicht darauf genommen wird, wie die geistigen
Welten hereinspielen in die physischen Welten. Erinnern Sie sich nur,
daß ich einmal dargestellt habe, wie Numa Pompilius, der zweite römische
König, die Einrichtungen des physischen Planes gestalten wollte.
Das wird symbolisch erzählt, aber hinter dieser symbolischen Erzählung
liegt eine bedeutsame Tatsache. Er hat sich an die Nymphe Egeria
gewandt, die hat ihm aus der geistigen Welt heraus gesagt, wie die
Epochen zu verlaufen haben, und er hat dann die Epoche des Romulus
als die erste, seine eigene als die zweite bezeichnet, und noch fünf dazu,
damit es eine Siebenheit geworden ist, und innerhalb dieser Siebenheit
können wir in einer merkwürdigen Weise finden, wie sich gerade diese
römische Königsgeschichte mit derselben Gesetzmäßigkeit aufbaute,
mit der sich die sieben Glieder unseres Organismus aufbauen. Es war
in früheren Zeiten eine Tendenz vorhanden, den physischen Plan so
einzurichten, daß seine Einrichtung den Anforderungen der geistigen
Welt entspricht, gewissermaßen ein Abbild ist desjenigen, was in der
geistigen Welt vor sich geht. Heute beachten dies die Menschen nicht.|170|30}}
 
[[Wikipedia:Ovid|Ovid]] zufolge soll Egeria sich nach dem Tod des Numa nach Aricia zurückgezogen und sich dort in tränenvoller Trauer in die Quelle Egeria verwandelt haben.<ref>Ovid ''[[Wikipedia:Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]]'' 15, 478-551.</ref>
 
Die Grotte der Nymphe Egeria in Rom ist ein beliebtes Motiv in Malerei und Literatur. Nymphengrotten wurden vielfach in Parks nachgebildet, so im [[Wikipedia:Rheinsberg|Rheinsberger Schlosspark]] und im [[Wikipedia:Wörlitzer Park|Wörlitzer Park]].


== Literatur ==
== Literatur ==
 
* {{Roscher|1,1|1216|1217|Egeria|[[Wikipedia:Georg Wissowa|Georg Wissowa]]}}
* Hernan Riquelme: ''Information Processing Theory and its Explanation of the Creative Process'', in: Creativity and Innovation Management Volume 3, Number 2, June 1994 [https://www.academia.edu/6133148/Information_Processing_Theory_and_its_Explanation_of_the_Creative_Process academia.edu]
* {{RE|V|1980|1981|Egeria|[[Wikipedia:Ernst Samter|Ernst Samter]]}}
* Arthur Cropley: ''Definition of creativity'', in: M. Runco & S. Pritzker (1999). (Eds.), Encyclopedia of creativity (pp. 511-524). San Diego, CA: Academic Press [https://www.academia.edu/10502574/Definition_of_creativity academia.edu]
* Georg Wissowa: ''Religion und Kultus der Römer.'' 2. Aufl. 1912, S. 160, 219, 248-250
* Sam Coleman: ''Creativity and Consciousness'', 2019 [https://www.academia.edu/638964/Creativity_and_Consciousness academia.edu]
* {{DNP|3|1997||Egeria|[[Wikipedia:Fritz Graf (Philologe)|Fritz Graf]]}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Eurythmie als sichtbare Sprache '', [[GA 279]] (1990), ISBN 3-7274-2790-6 {{Vorträge|279}}
* Rudolf Steiner: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte'', [[GA 170]] (1992), ISBN 3-7274-1700-5 {{Vorträge|170}}
* Rudolf Steiner: ''Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis'', [[GA 177]] (1999), ISBN 3-7274-1771-4 {{Vorträge|177}}


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{commonscat|Egeria (nymph)|Egeria}}
* [http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=rom_egeria Die Grotte der Nymphe Egeria in Bildern und Texten der Goethezeit]
== Einzelnachweise ==
<references />
{{Normdaten|TYP=p|GND=119073293|VIAF=54949927}}


* [https://www.youtube.com/watch?v=Lhku7ZBWEK8 Hans-Peter Dürr - Es gibt nichts Unschöpferisches (2009)] - Video auf [https://www.youtube.com YouTube]
[[Kategorie:Elementarwesen]] [[Kategorie:Nymphe]] [[Kategorie:Quellnymphe]]


[[Kategorie:Kreativität]]
{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Seelenleben]]
[[Kategorie:Schöpfung|R]]
[[Kategorie:Kunst]]

Aktuelle Version vom 18. Juni 2016, 16:12 Uhr

Egeria weint um Numa Pompilius (Claude Lorrain 1669)
Nymphäum der Egeria bei Rom

Egeria ist in der römischen Mythologie die Nymphe der gleichnamigen Quelle, eng verbunden mit dem Heiligtum der Diana von Aricia.[1]

Egeria soll die Geliebte des sagenumwobenen zweiten Königs von Rom, Numa Pompilius, gewesen sein. Der Legende nach beriet sie ihn bei wichtigen Entscheidungen und wies ihm so den Weg zu weiser Herrschaft.[2] Von ihr soll Numa auch die Ancilia erhalten haben, zwölf Bronzeschilde, auf deren Besitz sich der Sage nach Roms Macht gründete.[3] Später hieß es, der König habe die Nymphe nur erfunden, um seinen Aussagen mehr Nachdruck zu verleihen und das Volk zur kritiklosen Hinnahme und Befolgung seiner Vorschriften zu veranlassen.

„Heute glaubt der Mensch: Das Denken, das ihn befähigt, über den äußeren Verlauf der Sinnenwelt nachzudenken, das kann er auch anwenden, um soziale Gesetze, um politische Impulse zu finden. Er tut es auch vorläufig, aber sie sind auch danach. So etwas, wie Sie es noch in der römischen Geschichte lesen - und Sie könnten solche Dinge später auch noch verfolgen, wenn die Geschichte nicht gar zu sehr zu einer Legende gemacht worden wäre -, daß Numa Pompilius sich von der Nymphe Egeria zu seiner Staatseinrichtung inspirieren ließ, weist Sie darauf hin, daß man dazumal, wenn man Staatseinrichtungen machen wollte, an die Götter appellierte. Bloß durch Nachdenken politische Strukturen auszubilden, das hielt man nicht für möglich. Heute meint man, daß der einzelne allerdings nicht fähig ist, politische Strukturen auszudenken, aber wenn man den einzelnen soundso viel mal multiplizieren würde, dann würde er schon fähig. Wenn also die erleuchteten Parlamente zusammenkommen in den modernen Demokratien, dann wären dreihundert Köpfe durch Nachdenken zu dem fähig, zu dem natürlich einer nicht fähig ist. Es widerspricht das zwar einem Satz von Rosegger, den ich schon öfter angeführt habe: «Oaner is a Mensch, mehre san Leut, un viele san Viecher!», aber praktisch wird man so etwas doch nicht anwenden, nicht wahr! Und denken Sie sich einmal, was die moderne, aufgeklärte Welt ungefähr dazu sagen würde, wenn - nicht in der alten, aber in einer neuen Form - etwa die Mitteilung eines Tages durch die Welt ginge, daß Woodrow Wilson sich von einer Nymphe zu irgendeinem Ukas hätte inspirieren lassen.“ (Lit.:GA 177, S. 108f)

„Aber es war nicht immer so, daß die Menschen so gewissermaßen Geist-los gelebt haben wie jetzt, geistlos insofern, als sie wenig Bewußtsein davon haben, daß ein Zusammenhang besteht zwischen dem, was der Mensch hier auf der Erde treibt, was in allen Geschehnissen, in allen Tatsachen des Erdenseins vorgeht, und den geistigen Welten. Das spricht sich darin aus, daß heute bei den menschlichen Einrichtungen wenig Rücksicht darauf genommen wird, wie die geistigen Welten hereinspielen in die physischen Welten. Erinnern Sie sich nur, daß ich einmal dargestellt habe, wie Numa Pompilius, der zweite römische König, die Einrichtungen des physischen Planes gestalten wollte. Das wird symbolisch erzählt, aber hinter dieser symbolischen Erzählung liegt eine bedeutsame Tatsache. Er hat sich an die Nymphe Egeria gewandt, die hat ihm aus der geistigen Welt heraus gesagt, wie die Epochen zu verlaufen haben, und er hat dann die Epoche des Romulus als die erste, seine eigene als die zweite bezeichnet, und noch fünf dazu, damit es eine Siebenheit geworden ist, und innerhalb dieser Siebenheit können wir in einer merkwürdigen Weise finden, wie sich gerade diese römische Königsgeschichte mit derselben Gesetzmäßigkeit aufbaute, mit der sich die sieben Glieder unseres Organismus aufbauen. Es war in früheren Zeiten eine Tendenz vorhanden, den physischen Plan so einzurichten, daß seine Einrichtung den Anforderungen der geistigen Welt entspricht, gewissermaßen ein Abbild ist desjenigen, was in der geistigen Welt vor sich geht. Heute beachten dies die Menschen nicht.“ (Lit.:GA 170, S. 30)

Ovid zufolge soll Egeria sich nach dem Tod des Numa nach Aricia zurückgezogen und sich dort in tränenvoller Trauer in die Quelle Egeria verwandelt haben.[4]

Die Grotte der Nymphe Egeria in Rom ist ein beliebtes Motiv in Malerei und Literatur. Nymphengrotten wurden vielfach in Parks nachgebildet, so im Rheinsberger Schlosspark und im Wörlitzer Park.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Egeria - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Strabon 5, 3, 12; Vergil Aeneis 7, 761-777; Scholion zu Juvenal Saturae 3, 17.
  2. Dionysios von Halikarnassos Antiquitates Romanae 2, 60; Ovid Fasti 3, 273-299; Plutarch Numa 4, 2.
  3. Quintus Ennius Annalen 114.
  4. Ovid Metamorphosen 15, 478-551.


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