Apoptose und Iwan Alexandrowitsch Iljin: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox GO-Terminus
'''Iwan Alexandrowitsch Iljin''' ({{ruS|Иван Александрович Ильин}}; * {{JULGREGDATUM|9|4|1883|Link=1}} in [[Moskau]]; † [[21. Dezember]] [[1954]] in [[Zollikon]] nahe [[Zürich]]) war ein [[Russland|russischer]] Philosoph, Schriftsteller und Publizist. Er war Gegner der [[Bolschewiki]], Anhänger der [[Weiße Armee|Weißen Armee]], konservativer Monarchist und ein [[Slawophile]]r. Seine Ansichten und Gedanken über die Gesellschaftsorganisation in Russland hatten großen Einfluss auf andere russische Schriftsteller und Intellektuelle des 20. Jahrhunderts, darunter auch [[Alexander Issajewitsch Solschenizyn|Alexander Solschenizyn]].
| Typ = P
| GO = 0006915
| Eltern = [[Programmierter Zelltod]]
}}
Die '''Apoptose''' ({{grcS|ἀπόπτωσις}} ''apóptosis'', von {{lang|grc|ἀποπίπτειν}} ''apopíptein'' ‚abfallen‘) ist eine Form des [[Programmierter Zelltod|programmierten Zelltods]]. Es ist ein „Suizidprogramm“ einzelner biologischer [[Zelle (Biologie)|Zellen]]. Dieses kann von außen angeregt werden (etwa durch [[Immunsystem|Immunzellen]]) oder aufgrund von zellinternen Prozessen ausgelöst werden (etwa nach starker Schädigung der [[Erbinformation]]). Im Gegensatz zum anderen bedeutenden Mechanismus des Zelltods, der [[Nekrose]], wird die Apoptose von der betreffenden Zelle selbst aktiv durchgeführt und ist somit Teil des [[Stoffwechsel]]s der Zelle. Dadurch unterliegt diese Form des Zelltods strenger Kontrolle und es wird gewährleistet, dass die betreffende Zelle ohne Schädigung des [[Gewebe (Biologie)|Nachbargewebes]] zugrunde geht.


Im Unterschied zu den anderen Formen des programmierten Zelltods spielen bei der Apoptose [[Proteolyse|proteolytische]] [[Enzym]]e, sogenannte [[Caspase]]n, eine zentrale Rolle.<ref>I. Böhm, H. Schild: ''Apoptosis: the complex scenario for a silent cell death.'' In: ''Molecular imaging and biology.'' Band 5, Nummer 1, 2003 Jan-Feb, S.&nbsp;2–14, {{ISSN|1536-1632}}. PMID 14499155. (Review).</ref>
== Leben ==
Iwan Iljin entstammte einer aristokratischen Familie aus Moskau, deren Wurzeln teilweise in der [[Rurikiden]]-Dynastie lagen. 1906 absolvierte er ein [[Rechtswissenschaft|Jura]]-Studium an der Kaiserlichen Moskauer Universität (heute [[Lomonossow-Universität]]) und blieb dort als Mitarbeiter.
Sein Lehrer war der Philosoph und Jurist [[Pawel Iwanowitsch Nowgorodzew|Pawel Nowgorodzew]] (1866–1924), der auch die Position des Direktors des Moskauer Handels-Instituts bekleidete und der ersten Staats[[duma]] angehörte. Politisch orientierte sich Iljin zuerst bei den [[Sozialrevolutionäre]]n, um dann der [[Konstitutionelle Demokraten|Konstitutionell Demokratischen Partei]] den Vorzug zu geben.


Apoptose und Nekrose lassen sich normalerweise optisch leicht unterscheiden: Während bei der Apoptose ein Schrumpfen der Zelle einsetzt und ein Abbau der [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] durch Endonukleasen in definierte Stücke stattfindet (als [[DNA-Leiter]] bekannt und mittels [[Elektrophorese]] und sog. [[TUNEL-Methode]] nachweisbar), schwillt bei der Nekrose die Zelle an, wobei deren Plasmamembran zerstört wird. Als Folge kommt es zu lokalen Entzündungen, da [[Cytoplasma]] und Zell[[organell]]en in den [[Extrazellularraum]] freigesetzt werden, welche durch [[Makrophage]]n (Fresszellen) beseitigt werden müssen. Im Vergleich zur Nekrose ist die Apoptose die häufigere Form des Zelltods. In bestimmten Fällen lassen sich Apoptose und Nekrose allerdings nicht scharf voneinander trennen. Der Übergang zwischen beiden Formen des Zelltods ist dann fließend und wird '''Aponekrose''' genannt.<ref>L. Formigli, L. Papucci u.&nbsp;a.: ''Aponecrosis: morphological and biochemical exploration of a syncretic process of cell death sharing apoptosis and necrosis.'' In: ''[[Journal of Cellular Physiology]].'' Band 182, Nummer 1, Januar 2000, S.&nbsp;41–49, {{ISSN|0021-9541}}. {{DOI|10.1002/(SICI)1097-4652(200001)182:1<41::AID-JCP5>3.0.CO;2-7}}. PMID 10567915.</ref>
1909 wurde er Privatdozent an der Jura-Fakultät. 1918 schrieb er eine Dissertation zum Thema „Philosophie [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegels]] als Lehrwerk über das Wesen Gottes und des Menschen“, nach der er zum Professor der Rechtswissenschaften wurde. Wegen „anti-kommunistischer“ Tätigkeit wurde er mehrmals verhaftet und sogar zum Tode verurteilt. Letztlich wurde er jedoch 1922 zusammen mit 160 anderen Denkern auf dem „[[Philosophenschiff]]“ aus Russland verbannt.


Der deutsch-schweizerische Naturforscher [[Carl Vogt]] entdeckte 1842 als Erster die Apoptose beim Studium der Entwicklung von [[Kaulquappe]]n der [[Gemeine Geburtshelferkröte|Gemeinen Geburtshelferkröte]].<ref>C. Vogt: ''Untersuchungen über die Entwicklungsgeschichte der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans).'' Solothum, Schweiz: Jent & Gassmann, 1842.</ref> Die große Bedeutung dieser Entdeckung wurde aber erst über 100 Jahre später erkannt. 1972 prägten [[John F. R. Kerr]], [[Andrew Wyllie]] und [[Alastair R. Currie]] von der [[University of Aberdeen]]<ref name="PMID4561027">J. F. Kerr, A. H. Wyllie, A. R. Currie: ''Apoptosis: a basic biological phenomenon with wide-ranging implications in tissue kinetics.'' In: ''[[British journal of cancer]].'' Band 26, Nummer 4, August 1972, S.&nbsp;239–257, {{ISSN|0007-0920}}. PMID 4561027. {{PMC|2008650}}. (Review).</ref> den Begriff ‚Apoptose‘ (engl. ''apoptosis'').<ref>M. E. Peter, A. E. Heufelder, M. O. Hengartner: ''Advances in apoptosis research.'' In: ''[[Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America]].'' Band 94, Nummer 24, November 1997, S.&nbsp;12736–12737, {{ISSN|0027-8424}}. PMID 9398063. {{PMC|34166}}. (Review).</ref>
Er kam am 26. September 1922 in [[Stettin]] an und zog ein Jahr später nach [[Berlin]] zu [[Nikolai Alexandrowitsch Berdjajew|Nikolai Berdjajew]], der eine „Religionsphilosophische Akademie“ gegründet hatte, wo Iljin bis 1934 als Professor am „Russischen Wissenschaftsinstitut“ beschäftigt war. In dieser Zeit wurde er zu einem der wichtigsten Ideologen der [[Russische All-Militärische Union|Weißen Bewegung im Ausland]].<ref>Die Berlinskij Chronik verzeichnet über die Jahre hinweg ca. 50 Vortragsaktivitäten des Mannes in Berlin. Der erste Vortrag datiert bereits auf den 8. Januar 1922. Demnach wäre die vorstehende Datierung „26. September“ falsch, es sei denn, er wäre aus Russland nach Berlin angereist. [http://russkij-berlin.org/Personen-I.html online,] Sortierung „Il'in“, bzw. [http://russkij-berlin.org/Chronik-1922.html vom 22. Januar 1922]</ref>


== Vorkommen ==
In seinem Werk ''Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse'' rief er zum Mut auf, „zu verhaften, zu verurteilen und zu erschiessen“, was [[Maxim Gorki]] ein „Evangelium der Rache“ nannte und [[Nikolai Alexandrowitsch Berdjajew|Nikolai Berdjajew]] mit einer „Tscheka Gottes“ gegen die bolschewistische [[Tscheka]] verglich.<ref name="Gorki"/>
Während der Entwicklung eines Organismus ist Apoptose essentiell:
* bei der [[Metamorphose (Zoologie)|Metamorphose]] von der Kaulquappe zum Frosch oder der [[Degeneration]] der Häute zwischen den Fingern/Zehen (Interdigitalhäute) werden gezielt Zellen zur Apoptose angeregt
* durch apoptotischen Zelltod der Zellen von [[Glaskörper]] und Linse des [[Linsenauge]]s wird die Lichtdurchlässigkeit der Augenlinse erreicht
* zur Gewährleistung der richtigen „Verschaltung“ von Hirnstrukturen sowie einzelner Nervenzellen sterben bis zur Hälfte aller ursprünglich entstandenen Nervenzellen noch vor der Geburt wieder ab


Aber auch im adulten Organismus ist sie unerlässlich:
Zwischen 1927 und 1930 war er Redakteur und Herausgeber der Zeitschrift „Russische Glocke“ (''Русский колокол''). 1933 äußerte er Verständnis für Hitlers [[Machtergreifung]],<ref>И. А. Ильин: [http://www.odinblago.ru/filosofiya/ilin/ilin_i_nacional_sociali Национал-социализм. Новый дух.] In: Возрождение, Paris, 17. Mai 1933 (Iwan Iljin: ''Nationalsozialismus. Ein neuer Geist'')</ref> sah er doch im Faschismus eine Antwort auf die bolschewistische Barbarei, er feierte er Hitler als Verteidiger Europas.<ref name="Akte">[https://www.tagesanzeiger.ch/geheimakte-von-putins-lieblingsphilosoph-wird-erstmals-veroeffentlicht-238176255437 Geheimakte von Putins Lieblingsphilosoph wird erstmals veröffentlicht], Tages-Anzeiger, 2. März 2022, S. 13</ref> <!-- 1934 wurde er jedoch von den Nationalsozialisten verhaftet, konnte aber durch [[Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow|Sergei Rachmaninow]] freigekauft werden. --> 1938 stellte er während eines Urlaubs im Tessin ein Aufenthaltsgesuch für die Schweiz und übersiedelte dann nach [[Genf]], wo er seine publizistische Arbeit bis ans Lebensende fortsetzte.
* zur Kontrolle der Zellzahl und der Größe von Geweben
* bei der Verjüngung von Geweben (z.&nbsp;B. beim Riech[[epithel]] der Nase)
* bei Selektion und Abbau unnötiger oder potentiell schädlicher Zellen des [[Immunsystem]]s
* zur Eliminierung entarteter Zellen
* zur Gewährung der [[Synaptische Plastizität|Plastizität]] im [[Zentralnervensystem|zentralen Nervensystem]]
* zur Selektion von [[Gamet|Keimzellen]] (ca. 95 Prozent der Keimzellen werden vor dem Erreichen ihrer Reife apoptotisch getötet)
* bei der holokrinen [[Sekretion]], d.&nbsp;h. bei den Talgdrüsen des Menschen
Gegenwärtig wird die Apoptose besonders im Zusammenhang mit der [[Krebs (Medizin)|Krebs]]&shy;entstehung und verschiedenen [[Autoimmunerkrankung]]en erforscht. Ein Ziel der Krebsforschung ist es, kontrollierte Apoptose bei entarteten Zellen auszulösen. Doch auch die Krebszellen nutzen den Apoptosemechanismus, um menschliche Abwehrzellen, sogenannte tumorinfiltrierende Lymphozyten (TILs), auszuschalten. So findet man an der Oberfläche verschiedener Tumorzelllinien ein Apoptose-auslösendes Protein, den CD95-Liganden (''Fas Ligand''). Diesen Mechanismus bezeichnet man als ''tumor counterattack''.


Die Frage, welche Rolle Apoptose bei neurodegenerativen Krankheiten (wie z.&nbsp;B. [[Alzheimersche Krankheit|Morbus Alzheimer]], [[Chorea Huntington]], [[Parkinson-Krankheit|Morbus Parkinson]], [[Amyotrophe Lateralsklerose|ALS]]) spielt, wird derzeit ebenfalls heftig diskutiert, und auf diesem Gebiet laufen verschiedenste Forschungen.
Iljin gehörte der philosophischen Richtung des [[Transzendentalismus]] an. Seine Hauptarbeit bestand in der Interpretation der Werke von [[Hegel]]. Aus seinen Studien heraus veröffentlichte er zuerst Arbeiten über das Gebiet der Rechtsphilosophie und der politischen Ethik. Aber schon früh widmete er sich Themen der Politik. So veröffentlichte er 1915 Bücher zur Teilnahme Russlands am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]. Im gleichen Jahr gab er mit [[Michail Gernet]] (1874–1953), I. Nowizki und V. Ustinow eine umfassende Studie über „Grundlagen der Rechtswissenschaft“ heraus.


Auch in einzelligen Organismen wurden Anzeichen von Apoptose gefunden. In ''[[Saccharomyces cerevisiae]]'' (Backhefe, Bierhefe) werden – besonders in alten Zellen – verschiedene Marker von Apoptose (DAPI, [[TUNEL-Färbung]]) sichtbar. Über evolutionäre Gründe für das Vorhandensein von Apoptose in Einzellern wird spekuliert. Eine Theorie besagt, dass sich einzelne schadhafte Zellen opfern und zum Wohle des Kollektivs „Suizid“ begehen. Dadurch werden Nährstoffe eingespart, die somit den anderen Zellen zur Verfügung stehen. Ziel ist es schließlich, das Genom zu erhalten, welches ja auch in den anderen Zellen praktisch identisch vorhanden ist.
Seine Hauptthesen in den philosophischen Ansichten bestanden in der Erkenntnis des geistigen und gegenständlichen Sinnes der Erscheinungen. Darin sah er auch hauptsächlich das Wesen der Seele. Seine Studien über Hegel werden zu den bedeutendsten Arbeiten über die Untersuchungen des dialektischen Bewusstseins gerechnet. Er versuchte zum Beispiel, die von [[Wladimir Sergejewitsch Solowjow|Wladimir Solowjow]] (1853–1900) beschriebenen „geistigen Impulse“ mit der Interpretation der [[Phänomenologie]] bei Hegel in Verbindung zu bringen.


== Darstellung ==
In seinen Werken lässt sich nachweisen, dass er unter dem Einfluss der deutschen Philosophen [[Edmund Husserl]] und [[Max Scheler]] stand. In seinem Werk „Über die Staatsform“ plädierte er angesichts der politischen Entwicklung und seines Standes für „eine nationale, patriotische, keineswegs totalitäre, jedoch autoritäre – zugleich erzieherische und aufweckende – Diktatur“. Weiterhin sah er in den Beziehungen zur [[Ukraine]] und zu den Völkern des [[Kaukasus]] für Russland große Probleme.
=== Histologie ===
Der Ablauf der Apoptose lässt sich [[Lichtmikroskop|lichtmikroskopisch]] verfolgen. Zuerst löst sich die betreffende Zelle aus dem Gewebsverband. Im weiteren Verlauf färbt sich die Zelle mehr und mehr [[eosinophil]] an und wird zunehmend kleiner. Außerdem bilden sich an der Zellmembran sichtbare Bläschen. Der Zellkern wird kleiner und dichter gepackt. Er kann im Verlauf der Apoptose auch in mehrere Teile zerfallen. Am Ende des Vorgangs bleibt ein homogen eosinophiles Apoptosekörperchen. Dieses wird dann durch [[Phagozytose]] abgebaut. Der programmierte Zelltod löst dabei keine Entzündungsreaktion aus.<ref>W. Böcker, H. Denk, Ph. U. Heitz, H. Moch: Pathologie, 4. Auflage, München 2008, S. 62</ref>


=== Bildgebende Verfahren ===
Iljin wurde in der Schweiz überwacht, da man sich in der Schweiz uneins war, wer er eigentlich sei. In einem Gutachten des Armeekommandos von 1942 wurde  Entwarnung gegeben im Bezug auf die direkte Sicherheit der Schweiz; seine Vorträge seien „national in dem Sinn, dass es sich gegen den gesamten Westen richtet“.<ref name="Akte"/>
Die Apoptose lässt sich mittels [[Bildgebendes Verfahren (Medizin)|bildgebender Verfahren]], wie beispielsweise [[Positronen-Emissions-Tomographie]], [[Fluoreszenztomographie|Fluoreszenzbildgebung]] (''fluorescence imaging'') sowie [[Magnetresonanztomographie]] makroskopisch ''in vivo'' nachweisen ([[molekulare Bildgebung]]). Als ''[[Tracer (Nuklearmedizin)|Tracer]]'' werden modifizierte [[Aminosäuren]], wie [[(5-Dimethylamino)-1-napththalinsulfonyl-α-ethyl-fluoralanin]] (NST-732) oder [[N,N′-Didansyl-L-cystin|''N'',''N''′-Didansyl-<small>L</small>-cystin]], verwendet.<ref>M. Damianovich u. a.: ''ApoSense: a novel technology for functional molecular imaging of cell death in models of acute renal tubular necrosis.'' In: ''Eur J Nucl Med Mol Imaging'' 33, 2006, S.&nbsp;281–291. PMID 16317537, {{PMC|1998881}}</ref><ref>R. Aloya u. a.: ''Molecular imaging of cell death in vivo by a novel small molecule probe.'' In: ''Apoptosis'' 11, 2006, S.&nbsp;2089–2101. PMID 17051335</ref>


== Signaltransduktionswege ==
Die Lehren Iljins, soweit sie eine Ideologie über den gegenwärtigen Staat Russland berühren, haben in der Führung des modernen Russland ab der 2010er-Jahre eine wachsende Bedeutung gewonnen.<ref>vgl. dazu [[Timothy Snyder]]s Vortrag „Ukraine and Russia in a Fracturing Europe“ vom 3. Mai 2016 auf [https://www.youtube.com/watch?v=dfduV68C1Jk YouTube]</ref>
[[Datei:Signal transduction v1.png|mini|560px|Schematische Darstellung der Signaltransduktionswege]]
Der Vorgang der Apoptose lässt sich in zwei Phasen unterteilen: Initiations- und Effektorphase.


=== Initiationsphase ===
== Iljin heute ==
Bei der Initiationsphase unterscheidet man zwei Vorgänge: Den [[extrinsisch]]en und den [[intrinsisch]]en Weg. Man unterscheidet hiernach auch in Apoptose Typ I und Typ II.
In der [[Sowjetunion]] war Iljin weitgehend unbekannt, weil die staatliche Zensur seine Werke nicht ins Land ließ. Im postsowjetischen Russland hat man sich an Iljin nicht sofort erinnert. Seine Bekanntheit wuchs nur langsam, bis im Oktober 2005 einer seiner Verehrer, der Regisseur [[Nikita Sergejewitsch Michalkow|Nikita Michalkow]], die Überführung seiner Überreste aus [[Zollikon]] nach Moskau und seine Beisetzung im [[Donskoi-Kloster]] organisierte, so wie Iljin es in seinem Testament gewünscht hatte. Diese Überführung, zusammen mit dem General [[Anton Iwanowitsch Denikin|Anton Denikin]] und beiden Ehefrauen, machte seinen Namen auch größeren Kreisen bekannt. Der russisch-orthodoxe [[Alexius II.|Patriarch Alexis II]] nannte die Umbettung Denikins und Iljins ein „Zeichen einer wiederhergestellten Einheit zwischen der russischen Nation und der orthodoxen Kirche“.<ref>[https://www.nzz.ch/articleD756K-ld.362531 Rückkehr General Denikins in die russische Heimat], NZZ, 4. Oktober 2005</ref>
Noch im gleichen Jahr wurden mehrere Bände von Iljins Werken herausgegeben und ein Film „Iljins Testament“ gedreht. Das Ansehen Iljins steigt auch unter den Anhängern der [[Russisch-Orthodoxe Kirche|Russisch-Orthodoxen Kirche]].


==== Extrinsischer Weg – Typ I ====
Iljin hatte in der Schweiz eine zukünftige Verfassung für Russland nach dem Zusammenbruch des Kommunismus entworfen, das ''Grundgesetz des Russischen Imperiums''. Weil er die europäischen Republiken dem Untergang geweiht sah, hielt er die Demokratie für schädlich für Russland. Es müsse stattdessen eine „erzieherische und wiedergebärende Diktatur“ eingerichtet werden. Gegenstände der „nationalen Erziehung“ in dieser Aristokratie sollten neben Geschichte, Armee, Territorium und Wirtschaft auch Gebete, Märchen und Heiligenlegenden sein.<ref name="Gorki">[[Ulrich M. Schmid]]: [https://www.nzz.ch/feuilleton/der-russische-philosoph-aus-zollikon-der-die-politik-des-kremls-mit-formatiert-ld.1383716 ''Putins Philosoph aus Zollikon'']. Rezension, in: NZZ, 19. Mai 2018, S. 23 barrierefrei auf [[Dekoder.org|dekoder]]: [https://www.dekoder.org/de/gnose/iwan-iljin dekoder Gnose: Iwan Iljin]</ref>
Der extrinsische Weg wird eingeleitet durch [[Ligand]]en&shy;bindung an einen [[Rezeptor (Biochemie)|Rezeptor]] der [[TNF/TNFR-Superfamilie|TNF-Rezeptorfamilie]] (z.&nbsp;B. CD95). Diese sogenannten Todesrezeptoren besitzen in ihrem zytoplasmatischen Teil eine Todesdomäne (DD, „death domain“). Liganden sind zum Beispiel der [[Tumornekrosefaktor]] (TNF) und andere [[Zytokine]], die beispielsweise von T-[[Lymphozyt]]en abgesondert werden.


Durch die induzierte Trimerisierung des Rezeptors bilden die Todesdomänen eine Struktur, an die nun Adaptermoleküle mit eigener Todesdomäne durch homotypische Interaktionen binden können. In einem ersten Schritt wird das „TNF-Rezeptor-assoziierte Protein“ (TRADD) rekrutiert. Anschließend bindet an die DD des TRADD das „Fas-assoziierte Protein mit Todesdomäne“ (FADD). FADD besitzt neben der DD auch eine Todeseffektordomäne (DED, „death effector domain“), über die die proCaspase 8 mit ihrer DED an den Komplex bindet. Diese kann sich nun durch die entstandene hohe lokale Konzentration autokatalytisch aktivieren. Die aktive [[Caspase]] 8 löst ihrerseits die sogenannte Caspase-Kaskade aus, wodurch in einer signalverstärkenden Rückkopplung weitere Caspase-8-Moleküle aktiviert werden.
Der russische Präsident [[Wladimir Wladimirowitsch Putin|Wladimir Putin]] beruft sich bei seiner spezifisch russischen Gesellschaftsphilosophie, die auf religiösen Werten beruhe, auf Iljin, [[Ulrich Schmid (Slawist)|Ulrich Schmid]] nannte Iljin den Stichwortgeber des neuen Putin’schen [[Nationalismus]]. Die russische Präsidialverwaltung verteilte im Januar 2014 „Unsere Aufgaben“ an Gouverneure, wichtigen Beamte und die Kader von [[Einiges Russland]], nachdem der „geliebte und gefürchtete“ (Eltchaninoff) Präsident u.&nbsp;a. Iljin zitiert hatte. Putins diskrete Bezugnahmen auf Iljin von 2000 bis 2008 hätten sich nach 2012 verstärkt. Die in den Reden vermittelte Doktrin „verspricht dem Rest der Welt eine eher unruhige Zukunft“, so Michel Eltchaninoff im Jahr 2014.<ref>Michel Eltchaninoff: [https://www.philomag.de/artikel/im-kopf-von-putin-0 Im Kopf von Putin], 1. Mai 2014</ref>


Über diesen Mechanismus sterben beispielsweise bei [[AIDS]]-Patienten auch zahlreiche nicht infizierte [[Leukozyt]]en ab: Das [[HIV|HI-Virus]] regt mittels des [[Protein]]s [[Nef (Protein)|Nef]] noch nicht erkrankte Abwehrzellen zum programmierten Zelltod an. Der Hemmstoff [[Fasudil]] kann diesen Mechanismus unterbinden.
== Werke ==


Durch mangelnden Kontakt mit der [[Extrazelluläre Matrix|extrazellulären Matrix]] werden Zellen ebenfalls apoptotisch. Dieser Vorgang wird als [[Anoikis]] bezeichnet.
[[Datei:Iwan IIljin Welt vor dem Abgrund 1931 Titel.jpg|mini|''Welt vor dem Abgrund''. 1931]]
Iwan Iljin schrieb über 50 Bücher und Broschüren und hunderte Artikel auf Russisch, Deutsch und in anderen europäischen Sprachen. Fast alle seine Werke hatten einen politischen, sozialen oder religiösen Charakter und bezogen sich auf Russland. Zu den bekanntesten gehört sein Buch „Die Begriffe Monarchie und Republik“, seine Artikelreihe „Vom künftigen Russland“ sowie das 1956 erschienene Buch „Unsere Aufgaben“ mit einer umfangreichen Artikelsammlung aus der Feder Iljins zwischen 1948 und 1954.


==== Intrinsischer Weg – Typ II ====
Anmerkung: Die Titel wurden in die deutsche Sprache übersetzt. Schriften, die (auch) in deutscher Sprache erschienen, sind gekennzeichnet.
Beim intrinsischen Weg oder der Apoptose des Typs II kommt es durch noch nicht genau bekannte Mechanismen zur Freisetzung von [[Cytochrom c]] und anderen pro-apoptotischen Faktoren wie Smac/DIABLO aus den [[Mitochondrium|Mitochondrien]] in das Zytoplasma.
Dieser Weg kann ausgelöst werden durch Tumor-Suppressoren, wie beispielsweise [[p53]], einem [[Transkriptionsfaktor]], der durch Schädigung der [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] aktiviert wird. p53 stimuliert die Expression pro-apoptotisch wirkender Mitglieder der Bcl-2 Familie (z.&nbsp;B. [[Bax (Protein)|Bax]], [[Bcl-2-Antagonist-of-Cell-Death|Bad]]). Diese führen dann zur Freisetzung der pro-apoptotischen Faktoren – wie etwa Cytochrom c – aus dem mitochondrialen Intermembranraum. Jedoch wirken viele toxische Substanzen, wie z.&nbsp;B. Chemotherapeutika, auch direkt auf die Mitochondrien und können so die Typ-II-Apoptose induzieren. Die Bindung von Cytochrom c und dATP an Apaf-1 (apoptotischer Protease-Aktivierungsfaktor-1) bewirkt eine [[Konformation]]sänderung des Proteins. Durch diese Konformationsänderung wird die Proteinbindedomäne CARD (Caspase-Rekrutierungs-Domäne) von Apaf-1 zugänglich, so dass sie an die CARD Domäne der Procaspase 9 binden kann. Die Bildung dieses [[Dimer|Heterodimers]] ist eine Voraussetzung für die autolytische Aktivierung der Caspase 9. Dieser Komplex wird [[Apoptosom]] genannt und stellt die aktive Form der Caspase 9 dar. Analog zu Caspase 8 initiiert aktive Caspase 9 die Caspase-Kaskade.
Eine Signalverstärkung dieses Weges wird innerhalb der Caspase-Kaskade durch Caspase 7 vermittelt, welche nicht nur Substrate spaltet, die an der Ausführung der Apoptose beteiligt sind, sondern ihrerseits auch die Caspase 9 aktiviert.


Zellen, die vielleicht auf Grund einer zu geringen intrazellulären Menge an Caspase 8 nicht die Typ-I-Apoptose zu initiieren vermögen, können den mitochondrialen Weg zur Signalverstärkung aktivieren. Dazu spaltet die Caspase 8 das zytosolische Protein Bid („BH3 interacting domain death agonist“). Das entstehende [[Carboxyl-Terminus|C-terminale]] Spaltprodukt tBid („truncated Bid“) vermittelt nach der Translokation in die Mitochondrien die Freisetzung von pro-apoptotischen Faktoren und führt zur Aktivierung der Caspase 9.
* ''Die Begriffe Recht und Gewalt – Versuch einer methodologischen Analyse'', Moskau 1910
 
* ''Die Idee der Persönlichkeit in der Lehre [[Max Stirner|Stirners]]''. In: Voprosy filosofii i psichologii, XXII/I, 1911, S. 55–93
==== Endoplasmatisches Reticulum stressinduzierter Weg – Typ III ====
* ''Die Krise der Idee des Subjektes in der Wissenschaftslehre des älteren [[Johann Gottlieb Fichte|Fichte]]'', Moskau 1912
Stressreaktionen des Endoplasmatischen Retikulums, die beispielsweise durch deregulierte Entleerung des ER-Calciumspeichers, Glucosemangel, [[Hypoxie (Medizin)|Hypoxie]] oder missgefaltete Proteine ([[Unfolded Protein Response]]) hervorgerufen werden können, können Apoptose initiieren. Es gibt dabei einen Transkriptionsfaktor- und einen Caspase-abhängigen Signalweg.<ref>{{cite journal |author=Szegezdi E, Fitzgerald U, Samali A |title=Caspase-12 and ER-stress-mediated apoptosis: the story so far |journal=Ann. N. Y. Acad. Sci. |volume=1010 |issue= |pages=186–94 |year=2003 |month=December |pmid=15033718 |doi=10.1196/annals.1299.032 |url= |format=}}</ref><ref>{{cite journal |author=J. Li, B. Lee, A. S. Lee|title=Endoplasmic reticulum stress-induced apoptosis: multiple pathways and activation of p53-up-regulated modulator of apoptosis (PUMA) and NOXA by p53 |journal=[[J. Biol. Chem.]] |volume=281 |issue=11 |pages=7260–7270 |year=2006 |month=March |pmid=16407291 |doi=10.1074/jbc.M509868200 |url=http://www.jbc.org/cgi/reprint/M509868200v1.pdf |format=PDF}}</ref><ref>{{cite journal |author=H. Shiraishi, H. Okamoto, A. Yoshimura, H. Yoshida|title=ER stress-induced apoptosis and caspase-12 activation occurs downstream of mitochondrial apoptosis involving Apaf-1 |journal=J. Cell. Sci. |volume=119 |issue=Pt 19 |pages=3958–66 |year=2006 |month=October |pmid=16954146 |doi=10.1242/jcs.03160 |url=http://jcs.biologists.org/cgi/content/full/joces;119/19/3958}}</ref><ref>{{cite journal |author=C. G. Zou, X. Z. Cao, Y. S. Zhao et al.|title=The molecular mechanism of endoplasmic reticulum stress-induced apoptosis in PC-12 neuronal cells: the protective effect of insulin-like growth factor I |journal=Endocrinology |volume=150 |issue=1 |pages=277–285 |year=2009 |month=January |pmid=18801901 |doi=10.1210/en.2008-0794 |url=http://endo.endojournals.org/cgi/content/full/150/1/277}}</ref>
* ''Die Philosophie Fichtes als Religion der Gegenwart'', Moskau 1914
 
* ''Der sittliche Grundwiderspruch des Krieges'', Moskau 1915
=== Ausführungsphase und Caspase-Kaskade ===
* ''Der geistige Sinn des Krieges – Krieg und Kultur'', Moskau 1915
Sogenannte Effektorcaspasen, vornehmlich Caspasen 3, 6 und 7 führen zum apoptotischen Tod der Zelle. Sie sind selbst aktiv am Abbau von [[Lamin]] (in der Zellkernmembran) und [[Actin]] (Teil des [[Zytoskelett]]s) beteiligt. Andererseits aktivieren sie sekundäre Zielproteine (z.&nbsp;B. Caspase aktivierte [[Desoxyribonuklease|DNase]], CAD, oder andere Caspasen) durch limitierte [[Proteolyse]]. Die DNase spaltet genomische DNA an internukleosomalen gekennzeichneten Regionen (linker region) und produziert 180–185 [[Basenpaar|bp]] Fragmente. Dieses charakteristische Längenmuster lässt sich in einer Agarose-Gel-Elektrophorese als „Apoptoseleiter“ darstellen. Die Darstellung der „Apoptoseleiter“ ist deshalb eine sensitive Methode, um Apoptose vom ischämischen oder toxischen Zelltod abzugrenzen. Ein weiterer Aspekt ist die caspasevermittelte Unterdrückung der [[DNA-Reparatur]].
* ''Grundlagen der Rechtswissenschaft'' mit anderen, Moskau 1915
 
* ''Lehre von Gott'', Moskau 1918
Letztlich schnürt sich die [[Zelle (Biologie)|Zelle]] nach und nach in kleinen [[Vesikel (Biologie)|Vesikeln]] ab, die wiederum durch spezialisierte „Fresszellen“ ([[Phagozyt]]en) aufgenommen werden. Im Gegensatz zur [[Nekrose]] bleibt hierbei die Zellmembran intakt.
* ''Lehre vom Menschen'', Moskau 1918 (beide Arbeiten sind 1946 in Bern gekürzt in deutscher Sprache mit dem Titel ''Die Philosophie [[Hegel]]s als kontemplative Gotteslehre'' erschienen)
 
* ''Der religiöse Sinn der Philosophie'', Paris 1925
Der Austritt von Cytochrom&nbsp;c aus Mitochondrien ins Zytoplasma, der ein allgegenwärtiges Anzeichen für Apoptose ist, tritt beim extrinsischen Weg erst spät während der Apoptose auf und ist eher Resultat der Apoptose als ihr Auslöser.
* ''Die Heimat und wir'', Berlin 1925
 
* ''Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse'', Berlin 1925; deutsche Erstübersetzung: Adorján Kovács (Hg.), Edition Hagia Sophia, Wachtendonk 2018, ISBN 978-3-96321-005-1
Beim extrinsischen Weg unterscheidet man ferner zwischen aktiver (durch Aktivierung von Rezeptoren induziert) und passiver (ausgelöst durch Entzug von [[Wachstumsfaktor (Protein)|Wachstumsfaktoren]], z.&nbsp;B. [[Neurotrophin]]e) Apoptose.
* 1930: ''Welt vor dem Abgrund. Politik, Wirtschaft und Kultur im kommunistischen Staate.'' Nach authentischen Quellen. Ein Sammelwerk von 12 Autoren. Umschlagsdesign: German von Schmidt. Geleitwort 1930 von Freiherr W. von Wrangel. Eckart-Verlag, Berlin-Steglitz 1930.
 
* ''Gift, Geist und Wesen des [[w:Bolschewismus|Bolschewismus]]'' (deutsch) Genf 1931
Die wichtigsten bei der Unterdrückung der Apoptose beteiligten Proteine sind die anti-apoptotischen Mitglieder der Bcl-2 Familie (Bcl-2 und Bcl-x<sub>L</sub>) und die [[Apoptose-Inhibitor|IAPs]] (Apoptose-inhibitorische Proteine, engl. ''inhibitor-of-apoptosis proteins''), wie beispielsweise [[Survivin]]. Weiter stromaufwärts liegen die [[Proteinkinase#Proteinkinase B|Proteinkinase B]] (Alternativbezeichnung: Akt), z.&nbsp;B. in Zusammenhang mit Rezeptoren der Trk-Familie (siehe [[Neurotrophin]]) und [[Transkriptionsfaktor]]en der FOXO-Familie sowie der Transkriptionsfaktor [[NF-κB]].
* ''Über Russland – Drei Reden'', Sofia 1934
 
* ''Die Grundlagen des Schönen – Über das Vollkommene in der Kunst'', Riga 1937
== Clearance ==
* ''[[Alexander Sergejewitsch Puschkin|Puschkins]] prophetischer Aufruf'', Riga 1937
In Vielzellern werden sterbende (apoptotische) Zellen schnell und effizient von spezialisierten oder dafür vorbereiteten Fresszellen (Phagozyten) entfernt. Das gängige Konzept besagt, dass die Beseitigung dieser Zellen ohne Entzündung (Inflammation) verläuft oder sogar eine entzündungshemmende (anti-inflammatorische) Reaktion auslöst. Im Gegensatz dazu löst die Beseitigung nekrotischer Zellen eher eine entzündungsfördernde (pro-inflammatorische) Reaktion aus. Nicht nur die sterbende Zelle selbst, sondern auch die während des Zelltodes freigesetzten Substanzen, tragen zum Prozess der Beseitigung der toten Zellen und der daraus folgenden Antwort des Immunsystems bei.<ref>{{Literatur|Autor=Luis E. Muñoz, Christoph Peter, Martin Herrmann, Sebastian Wesselborg, Kirsten Lauber | Titel= Scent of dying cells: |TitelErg=The role of attraction signals in the clearance of apoptotic cells and its immunological consequences | Jahr=2009 | Sammelwerk=[[Autoimmunity Reviews]] | DOI=10.1016/j.autrev.2009.11.016}}</ref>
* ''Der Weg der geistigen Erneuerung'', Belgrad 1937
 
* ''Die Grundlagen des Kampfes für ein nationales Russland'', Narva 1938
Kontrollierter Zelltod ist für die Homöostase multizellulärer Organismen von existentieller Bedeutung. Während der permanenten Zellerneuerung muss der Körper täglich Milliarden durch Apoptose entstandene Zellleichen entfernen. Eine effiziente Clearance apoptotischer Zellen ist von fundamentaler Bedeutung, weil diese andernfalls dazu tendieren, sekundär nekrotisch zu werden, intrazelluläre Bestandteile freizusetzen und dadurch Entzündung und Autoimmunität auszulösen.<ref>{{Literatur|Autor=K. Lauber, S. G. Blumenthal, M. Waibel, S. Wesselborg| Titel=Clearance of apoptotic cells; getting rid of the corpses | Jahr=2004 | Sammelwerk=Molecular Cell | Band=14 | Nummer=3 | Seiten=277–287 | Online=http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1097276504002370 | Zugriff=2013-08-28}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=U. S, Gaipl, L. E. Munoz, G. Grossmayer, K. Lauber, S. Franz, K. Sarter, R. E. Voll, T. Winkler, A. Kuhn J. Kalden et al. |Titel= Clearance deficiency and systemic lupus erythematosus (SLE). | Jahr= 2007 | Sammelwerk=[[J Autoimmun]]| Band=28 |Seiten=114–121 | DOI=10.1016/j.jaut.2007.02.005}}</ref>
* ''Ich schaue ins Leben'' (deutsch) Berlin 1938
 
* ''Die ewigen Grundlagen des Lebens'' (deutsch) Zürich 1939
=== Zusammenwirken mit Phagozyten ===
* ''Das verschollene Herz: ein Buch stiller Betrachtungen'' (deutsch) Haupt, Bern 1943
In gesunden, multizellulären Organismen werden apoptotische Zellen unverzüglich entweder von phagozytosefähigen Nachbarzellen oder von spezialisierten Fresszellen (Phagozyten) aufgenommen. Das Problem, das sich aus diesem Szenario ergibt, ist, wie es den spezialisierten Phagozyten gelingt, ihre Beutezelle rechtzeitig zu erreichen, insbesondere, wenn sie sich nicht in der direkten Umgebung der sterbenden Zellen aufhalten. Eine Möglichkeit ist, dass sterbende Zellen lösliche Mediatoren absondern, die die Phagozyten anlocken. Im Überstand apoptotischer Zellen wurden folgende Stoffe als „find-me“-Signale (Chemoattraktantien) identifiziert:
* ''Wesen und Eigenart der russischen Kultur'' (deutsch) Zürich 1942, Affoltern am Albis 1944; 2017 und 2018 (Neuauflagen)
* Lysophosphatidylcholine (LPC)
* ''Blick in die Ferne'', (deutsch) Zürich 1945
* Nukleotide
* ''Über Faschismus'', 1948
* Thrombospondin-1 (TSP-1) und dessen Bestandteile<ref>{{Literatur|Autor=J. Savill, N. Hogg, Y. Ren, C. Haslett| Titel=Thrombospondin cooperates with CD36 and the vitronectin receptor in macrophage recognition of neutrophils undergoing apoptosis | Jahr=1992 | Monat=Oktober |Sammelwerk=The Journal of Clinical Investigation | Nummer=4 | Band=90 | DOI=10.1172/JCI116019 }}</ref>
* ''Die Axiome der religiösen Erfahrung'', Paris 1953
* Fraktalkin,
* ''Über das Wesen des Rechtsbewußtseins'', München 1956
* apoptotische Mikroblebs
* ''Unsere Aufgaben – Artikel von 1948 bis 1954'', Paris 1956
* Sphingosin 1 Phosphat (S1P)
* ''Der Weg zur Evidenz'', München 1957
* löslicher IL-6 Rezeptor (sIL-6R)
* ''Das singende Herz – Ein Buch stillen Schauens'', München 1958
* Kreuzvernetztes Dimer des S19 ribosomalen Proteins (dRP S19),
* ''Über Finsternis und Aufhellung – Eine Kunstkritik'', München 1959
* Endotheliales Monozyten-activierendes Polypeptid II (EMAP II),
* Spaltprodukte humaner Tyrosyl-tRNA Synthetase (TyrRS),
* [[Laktoferrin]]
 
=== Mitwirkung apoptotischer Zellen ===
Die Untersuchung der Clearance apoptotischer Zellen hat ein komplexes Netzwerk von Interaktion und Kommunikation zwischen sterbenden Zellen und Phagozyten aufgedeckt. Neben Zell-Zell-Kontakten sind lösliche Faktoren beteiligt, die von apoptotischen Zellen freigesetzt werden. Es wurden viele verschiedene Chemoattraktantien beschrieben, die den Prozess der Clearance sterbender Zellen organisieren. Diese pleomorphen Mediatoren sind außerdem an der Regulation der Immunantwort beteiligt. Sie bestimmen den Grad der Inflammation und steuern damit die Entscheidung zwischen Immunaktivierung und Toleranzinduktion. Interessanterweise führen physische Störungen, wie chronische Inflammation, Autoimmunität und der Verlust über die Kontrolle von Tumoren zu einer Deregulation der Produktion und/oder der Funktion einiger dieser Faktoren. Daher sind „find-me“-Signale vielversprechende Biomarker für verschiedene Krankheiten und damit potentielle Targets künftiger therapeutischer Interventionen.
 
Die Clearance apoptotischer Zellen ist der letzte Schritt bei der Entfernung alter, beschädigter, infizierter und gefährlicher Zellen in den Geweben multizellulärer Organismen. Der Prozess schont dabei das umgebende Gewebe so gut wie möglich. Apoptotische Zellen durchlaufen enorme morphologische Veränderungen.<ref>G. Wickman, L. Julian, M. F. Olson: ''How apoptotic cells aid in the removal of their own cold dead bodies.'' In: ''Cell Death and Differentiation.'' Band 19, 2012, 735–742, [[doi:10.1038/cdd.2012.25]].</ref> Dazu gehören Kontraktion, Membran-Blebbing (Bläschenbildung) und eine apoptotische Zellform. Das Membran-Blebbing trägt aktiv zur Erkennung und Aufnahme toter Zellkörper und zur Induktion autoreaktiver Antikörper bei. Unter Blebbing versteht man die Bildung von Membranbläschen auf der Oberfläche der apoptotischen Zelle. Diese Bläschen sind von Lipiden der Zytoplasmamembran umgeben und enthalten Teile des Inhaltes der sterbenden Zelle. Blebs sind ballonförmige Bläschen, die sich durch Auswölbung der Plasmamembran auf der Zelloberfläche bilden. Sie entstehen in einem dynamischen Prozess während der Apoptose auf der gesamten Zelloberfläche. Der Bildung von Blebs geht ein erhöhter hydrostatischer Druck in der Zelle voraus, der durch die Actomyosin-gesteuerte Kontraktion der Zelle verursacht ist. Neugeformte Blebs enthalten noch kein Aktin oder andere zytoskeletale Proteine. Später polymerisieren dann schnell zytoskeletale Vorläuferproteine, was zur Rückbildung der Blebs führt. Der Vorgang der Bleb-Bildung und -Rückbildung wiederholt sich während des Prozesses der Apoptose. In der späten Apoptose können individuelle Blebs mit Zellorganellen und kondensiertem Chromatin gefüllt werden. Abgeschnürte Chromatin-gefüllte Blebs können als Viromimetika zur Induktion anti-nukleärer Antikörper beitragen.<ref>L. E. Muñoz, K. Lauber, M. Schiller, A. A. Manfredi, M. Herrmann: ''The role of defective clearance of apoptotic cells in systemic autoimmunity.'' In: ''[[Nat Rev Rheumatol]].'' Band 6, Nr. 5, 2010, S. 280–289, [[doi:10.1038/nrrheum.2010.46]].</ref> Oberflächenblebs und abgegebene membranumhüllte Mikropartikel werden meist von Makrophagen im näheren Umfeld aufgenommen.
 
== Nobelpreis für Medizin ==
Für ihre Entdeckungen, die [[Genregulation|genetische Regulation]] der [[Organogenese|Organentwicklung]] und des programmierten Zellsterbens betreffend, erhielten die Wissenschaftler Sydney Brenner (Großbritannien), H. Robert Horvitz (USA) und John E. Sulston (Großbritannien) im Jahre 2002 den [[Wikipedia:Liste der Nobelpreisträger für Physiologie oder Medizin|Nobelpreis für Medizin]].


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Apoptose}}
* {{WikipediaDE|Iwan alexandrowitsch Iljin}}
* {{WikipediaDE|Apoptose}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Hubert Hug: ''Apoptose: Die Selbstvernichtung der Zelle als Überlebensschutz''. In: ''Biologie in unserer Zeit''. Band 30(3), 2000, S. 128–135, {{ISSN|0045-205X}}.
* Helmut Dahm: ''Grundzüge russischen Denkens. Persönlichkeiten und Zeugnisse des 19. und 20. Jahrhunderts.'' Berchmans, München 1976, ISBN 3-87056-012-6 (''Sammlung Wissenschaft und Gegenwart'').
* Stefan Grimm: ''Die Apoptose: Programmierter Zelltod''. In: ''Chemie in unserer Zeit''. Band 37(3), 2003, S. 172–178, {{ISSN|0009-2851}}
* Felix Philipp Ingold, [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/geisteswissenschaften/machtvertikale-1411111.html ''Machtvertikale'']. ''FAZ'' vom 27. März 2007.
* Fritz Höffeler: ''Die Maschinerie der Apoptose: Chronik eines angekündigten Todes''. In: ''Biologie in unserer Zeit''. Band 34(1), 2004, S. 1623, {{ISSN|0045-205X}}.
* Dirk Budde: ''Ivan A. Illin – Vom Wesen der Rechtgläubigkeit''. in: Daniel Führing (Hrsg.): ''Gegen die Krise der Zeit. Konservative Denker im Portrait''. Ares-Verlag, Graz 2013 ISBN 978-3-902732-21-7 S. 65–80.
* {{cite journal |author=M. O. Hengartner |title=The biochemistry of apoptosis |journal=Nature |volume=407 |issue=6805 |pages=770–6 |year=2000 |month=October |pmid=11048727 |doi=10.1038/35037710 |url=}}
* Wolfgang Offermanns: ''Mensch, werde wesentlich! Das Lebenswerk des russischen religiösen Denkers Iwan Iljin für die Erneuerung der geistigen Grundlagen der Menschheit.'' Vorwort von Prof. Adorján Kovács. Edition Hagia Sophia, Wachtendonk 2018, ISBN 978-3-96321-009-9.
* {{cite journal |author=J. Yuan, B. A. Yankner |title=Apoptosis in the nervous system |journal=Nature |volume=407 |issue=6805 |pages=802–9 |year=2000 |month=October |pmid=11048732 |doi=10.1038/35037739 |url=}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Commonscat|Ivan Ilyin}}
* [http://wehi.edu.au/education/wehitv/apoptosis_and_signal_transduction/ aufwändige Animation zur Apoptose]
* {{DNB-Portal|118970054}}
* [http://www.nobel.se/medicine/laureates/2002/press.html Nobelpreis für Medizin und Physiologie 2002]
* [http://iljinru.tsygankov.ru/german/index_d.html Werke Iljins auf Deutsch]
* [http://www.celldeath.de/encyclo/index.html ''Apoptopedia''.] Eine Einführung in die Apoptose-Forschung mit Review und Glossar.
* [http://marsiada.ru/359/407/644/668/ Biografie] auf Marsiada
* A. Lawen: ''Apoptosis – an introduction''. In: ''BioEssays''. Band 25, 2003, S. 888–896. {{doi|10.1002/bies.10329}}
* [http://www.hrono.ru/biograf/bio_i/ilin1ia.php Biografie] auf Chronos
* [http://www.zytologie-online.net/zelltod-apoptose.php Graphiken und Aufnahmen zur Apoptose / Vergleich zur Nekrose]
* {{GSE|052843}}
* [https://www.youtube.com/watch?v=FW9gVpzvSZo Piloten, Ärzte & Wissenschaftler berichten die Wahrheit über Chemtrails] Ausschnitte einer amerikansichen Anhörung auf YouTube
* [https://web.archive.org/web/20151218184930/http://de.bogoslov.ru/text/271507.html Die Philosophie der religiösen Erfahrung in den Werken von I.A. Iljin]
* Sonja Margolina: ''[http://www.nzz.ch/feuilleton/die-weissen-haben-gewonnen-1.18432762 Putins Ideologie vom eurasischen Grossrussland. Die Weissen haben gewonnen]'', der Einfluss der Ideen von Iljin auf Russland von heute. NZZ, 27. November 2014.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 27. März 2022, 19:48 Uhr

Iwan Iljin
Iljins Unterschrift

Iwan Alexandrowitsch Iljin (russisch Иван Александрович Ильин; * 28. Märzjul. / 9. April 1883greg. in Moskau; † 21. Dezember 1954 in Zollikon nahe Zürich) war ein russischer Philosoph, Schriftsteller und Publizist. Er war Gegner der Bolschewiki, Anhänger der Weißen Armee, konservativer Monarchist und ein Slawophiler. Seine Ansichten und Gedanken über die Gesellschaftsorganisation in Russland hatten großen Einfluss auf andere russische Schriftsteller und Intellektuelle des 20. Jahrhunderts, darunter auch Alexander Solschenizyn.

Leben

Iwan Iljin entstammte einer aristokratischen Familie aus Moskau, deren Wurzeln teilweise in der Rurikiden-Dynastie lagen. 1906 absolvierte er ein Jura-Studium an der Kaiserlichen Moskauer Universität (heute Lomonossow-Universität) und blieb dort als Mitarbeiter. Sein Lehrer war der Philosoph und Jurist Pawel Nowgorodzew (1866–1924), der auch die Position des Direktors des Moskauer Handels-Instituts bekleidete und der ersten Staatsduma angehörte. Politisch orientierte sich Iljin zuerst bei den Sozialrevolutionären, um dann der Konstitutionell Demokratischen Partei den Vorzug zu geben.

1909 wurde er Privatdozent an der Jura-Fakultät. 1918 schrieb er eine Dissertation zum Thema „Philosophie Hegels als Lehrwerk über das Wesen Gottes und des Menschen“, nach der er zum Professor der Rechtswissenschaften wurde. Wegen „anti-kommunistischer“ Tätigkeit wurde er mehrmals verhaftet und sogar zum Tode verurteilt. Letztlich wurde er jedoch 1922 zusammen mit 160 anderen Denkern auf dem „Philosophenschiff“ aus Russland verbannt.

Er kam am 26. September 1922 in Stettin an und zog ein Jahr später nach Berlin zu Nikolai Berdjajew, der eine „Religionsphilosophische Akademie“ gegründet hatte, wo Iljin bis 1934 als Professor am „Russischen Wissenschaftsinstitut“ beschäftigt war. In dieser Zeit wurde er zu einem der wichtigsten Ideologen der Weißen Bewegung im Ausland.[1]

In seinem Werk Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse rief er zum Mut auf, „zu verhaften, zu verurteilen und zu erschiessen“, was Maxim Gorki ein „Evangelium der Rache“ nannte und Nikolai Berdjajew mit einer „Tscheka Gottes“ gegen die bolschewistische Tscheka verglich.[2]

Zwischen 1927 und 1930 war er Redakteur und Herausgeber der Zeitschrift „Russische Glocke“ (Русский колокол). 1933 äußerte er Verständnis für Hitlers Machtergreifung,[3] sah er doch im Faschismus eine Antwort auf die bolschewistische Barbarei, er feierte er Hitler als Verteidiger Europas.[4] 1938 stellte er während eines Urlaubs im Tessin ein Aufenthaltsgesuch für die Schweiz und übersiedelte dann nach Genf, wo er seine publizistische Arbeit bis ans Lebensende fortsetzte.

Iljin gehörte der philosophischen Richtung des Transzendentalismus an. Seine Hauptarbeit bestand in der Interpretation der Werke von Hegel. Aus seinen Studien heraus veröffentlichte er zuerst Arbeiten über das Gebiet der Rechtsphilosophie und der politischen Ethik. Aber schon früh widmete er sich Themen der Politik. So veröffentlichte er 1915 Bücher zur Teilnahme Russlands am Ersten Weltkrieg. Im gleichen Jahr gab er mit Michail Gernet (1874–1953), I. Nowizki und V. Ustinow eine umfassende Studie über „Grundlagen der Rechtswissenschaft“ heraus.

Seine Hauptthesen in den philosophischen Ansichten bestanden in der Erkenntnis des geistigen und gegenständlichen Sinnes der Erscheinungen. Darin sah er auch hauptsächlich das Wesen der Seele. Seine Studien über Hegel werden zu den bedeutendsten Arbeiten über die Untersuchungen des dialektischen Bewusstseins gerechnet. Er versuchte zum Beispiel, die von Wladimir Solowjow (1853–1900) beschriebenen „geistigen Impulse“ mit der Interpretation der Phänomenologie bei Hegel in Verbindung zu bringen.

In seinen Werken lässt sich nachweisen, dass er unter dem Einfluss der deutschen Philosophen Edmund Husserl und Max Scheler stand. In seinem Werk „Über die Staatsform“ plädierte er angesichts der politischen Entwicklung und seines Standes für „eine nationale, patriotische, keineswegs totalitäre, jedoch autoritäre – zugleich erzieherische und aufweckende – Diktatur“. Weiterhin sah er in den Beziehungen zur Ukraine und zu den Völkern des Kaukasus für Russland große Probleme.

Iljin wurde in der Schweiz überwacht, da man sich in der Schweiz uneins war, wer er eigentlich sei. In einem Gutachten des Armeekommandos von 1942 wurde Entwarnung gegeben im Bezug auf die direkte Sicherheit der Schweiz; seine Vorträge seien „national in dem Sinn, dass es sich gegen den gesamten Westen richtet“.[4]

Die Lehren Iljins, soweit sie eine Ideologie über den gegenwärtigen Staat Russland berühren, haben in der Führung des modernen Russland ab der 2010er-Jahre eine wachsende Bedeutung gewonnen.[5]

Iljin heute

In der Sowjetunion war Iljin weitgehend unbekannt, weil die staatliche Zensur seine Werke nicht ins Land ließ. Im postsowjetischen Russland hat man sich an Iljin nicht sofort erinnert. Seine Bekanntheit wuchs nur langsam, bis im Oktober 2005 einer seiner Verehrer, der Regisseur Nikita Michalkow, die Überführung seiner Überreste aus Zollikon nach Moskau und seine Beisetzung im Donskoi-Kloster organisierte, so wie Iljin es in seinem Testament gewünscht hatte. Diese Überführung, zusammen mit dem General Anton Denikin und beiden Ehefrauen, machte seinen Namen auch größeren Kreisen bekannt. Der russisch-orthodoxe Patriarch Alexis II nannte die Umbettung Denikins und Iljins ein „Zeichen einer wiederhergestellten Einheit zwischen der russischen Nation und der orthodoxen Kirche“.[6] Noch im gleichen Jahr wurden mehrere Bände von Iljins Werken herausgegeben und ein Film „Iljins Testament“ gedreht. Das Ansehen Iljins steigt auch unter den Anhängern der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Iljin hatte in der Schweiz eine zukünftige Verfassung für Russland nach dem Zusammenbruch des Kommunismus entworfen, das Grundgesetz des Russischen Imperiums. Weil er die europäischen Republiken dem Untergang geweiht sah, hielt er die Demokratie für schädlich für Russland. Es müsse stattdessen eine „erzieherische und wiedergebärende Diktatur“ eingerichtet werden. Gegenstände der „nationalen Erziehung“ in dieser Aristokratie sollten neben Geschichte, Armee, Territorium und Wirtschaft auch Gebete, Märchen und Heiligenlegenden sein.[2]

Der russische Präsident Wladimir Putin beruft sich bei seiner spezifisch russischen Gesellschaftsphilosophie, die auf religiösen Werten beruhe, auf Iljin, Ulrich Schmid nannte Iljin den Stichwortgeber des neuen Putin’schen Nationalismus. Die russische Präsidialverwaltung verteilte im Januar 2014 „Unsere Aufgaben“ an Gouverneure, wichtigen Beamte und die Kader von Einiges Russland, nachdem der „geliebte und gefürchtete“ (Eltchaninoff) Präsident u. a. Iljin zitiert hatte. Putins diskrete Bezugnahmen auf Iljin von 2000 bis 2008 hätten sich nach 2012 verstärkt. Die in den Reden vermittelte Doktrin „verspricht dem Rest der Welt eine eher unruhige Zukunft“, so Michel Eltchaninoff im Jahr 2014.[7]

Werke

Welt vor dem Abgrund. 1931

Iwan Iljin schrieb über 50 Bücher und Broschüren und hunderte Artikel auf Russisch, Deutsch und in anderen europäischen Sprachen. Fast alle seine Werke hatten einen politischen, sozialen oder religiösen Charakter und bezogen sich auf Russland. Zu den bekanntesten gehört sein Buch „Die Begriffe Monarchie und Republik“, seine Artikelreihe „Vom künftigen Russland“ sowie das 1956 erschienene Buch „Unsere Aufgaben“ mit einer umfangreichen Artikelsammlung aus der Feder Iljins zwischen 1948 und 1954.

Anmerkung: Die Titel wurden in die deutsche Sprache übersetzt. Schriften, die (auch) in deutscher Sprache erschienen, sind gekennzeichnet.

  • Die Begriffe Recht und Gewalt – Versuch einer methodologischen Analyse, Moskau 1910
  • Die Idee der Persönlichkeit in der Lehre Stirners. In: Voprosy filosofii i psichologii, XXII/I, 1911, S. 55–93
  • Die Krise der Idee des Subjektes in der Wissenschaftslehre des älteren Fichte, Moskau 1912
  • Die Philosophie Fichtes als Religion der Gegenwart, Moskau 1914
  • Der sittliche Grundwiderspruch des Krieges, Moskau 1915
  • Der geistige Sinn des Krieges – Krieg und Kultur, Moskau 1915
  • Grundlagen der Rechtswissenschaft mit anderen, Moskau 1915
  • Lehre von Gott, Moskau 1918
  • Lehre vom Menschen, Moskau 1918 (beide Arbeiten sind 1946 in Bern gekürzt in deutscher Sprache mit dem Titel Die Philosophie Hegels als kontemplative Gotteslehre erschienen)
  • Der religiöse Sinn der Philosophie, Paris 1925
  • Die Heimat und wir, Berlin 1925
  • Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse, Berlin 1925; deutsche Erstübersetzung: Adorján Kovács (Hg.), Edition Hagia Sophia, Wachtendonk 2018, ISBN 978-3-96321-005-1
  • 1930: Welt vor dem Abgrund. Politik, Wirtschaft und Kultur im kommunistischen Staate. Nach authentischen Quellen. Ein Sammelwerk von 12 Autoren. Umschlagsdesign: German von Schmidt. Geleitwort 1930 von Freiherr W. von Wrangel. Eckart-Verlag, Berlin-Steglitz 1930.
  • Gift, Geist und Wesen des Bolschewismus (deutsch) Genf 1931
  • Über Russland – Drei Reden, Sofia 1934
  • Die Grundlagen des Schönen – Über das Vollkommene in der Kunst, Riga 1937
  • Puschkins prophetischer Aufruf, Riga 1937
  • Der Weg der geistigen Erneuerung, Belgrad 1937
  • Die Grundlagen des Kampfes für ein nationales Russland, Narva 1938
  • Ich schaue ins Leben (deutsch) Berlin 1938
  • Die ewigen Grundlagen des Lebens (deutsch) Zürich 1939
  • Das verschollene Herz: ein Buch stiller Betrachtungen (deutsch) Haupt, Bern 1943
  • Wesen und Eigenart der russischen Kultur (deutsch) Zürich 1942, Affoltern am Albis 1944; 2017 und 2018 (Neuauflagen)
  • Blick in die Ferne, (deutsch) Zürich 1945
  • Über Faschismus, 1948
  • Die Axiome der religiösen Erfahrung, Paris 1953
  • Über das Wesen des Rechtsbewußtseins, München 1956
  • Unsere Aufgaben – Artikel von 1948 bis 1954, Paris 1956
  • Der Weg zur Evidenz, München 1957
  • Das singende Herz – Ein Buch stillen Schauens, München 1958
  • Über Finsternis und Aufhellung – Eine Kunstkritik, München 1959

Siehe auch

Literatur

  • Helmut Dahm: Grundzüge russischen Denkens. Persönlichkeiten und Zeugnisse des 19. und 20. Jahrhunderts. Berchmans, München 1976, ISBN 3-87056-012-6 (Sammlung Wissenschaft und Gegenwart).
  • Felix Philipp Ingold, Machtvertikale. FAZ vom 27. März 2007.
  • Dirk Budde: Ivan A. Illin – Vom Wesen der Rechtgläubigkeit. in: Daniel Führing (Hrsg.): Gegen die Krise der Zeit. Konservative Denker im Portrait. Ares-Verlag, Graz 2013 ISBN 978-3-902732-21-7 S. 65–80.
  • Wolfgang Offermanns: Mensch, werde wesentlich! Das Lebenswerk des russischen religiösen Denkers Iwan Iljin für die Erneuerung der geistigen Grundlagen der Menschheit. Vorwort von Prof. Adorján Kovács. Edition Hagia Sophia, Wachtendonk 2018, ISBN 978-3-96321-009-9.

Weblinks

Commons: Ivan Ilyin - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Die Berlinskij Chronik verzeichnet über die Jahre hinweg ca. 50 Vortragsaktivitäten des Mannes in Berlin. Der erste Vortrag datiert bereits auf den 8. Januar 1922. Demnach wäre die vorstehende Datierung „26. September“ falsch, es sei denn, er wäre aus Russland nach Berlin angereist. online, Sortierung „Il'in“, bzw. vom 22. Januar 1922
  2. 2,0 2,1 Ulrich M. Schmid: Putins Philosoph aus Zollikon. Rezension, in: NZZ, 19. Mai 2018, S. 23 barrierefrei auf dekoder: dekoder Gnose: Iwan Iljin
  3. И. А. Ильин: Национал-социализм. Новый дух. In: Возрождение, Paris, 17. Mai 1933 (Iwan Iljin: Nationalsozialismus. Ein neuer Geist)
  4. 4,0 4,1 Geheimakte von Putins Lieblingsphilosoph wird erstmals veröffentlicht, Tages-Anzeiger, 2. März 2022, S. 13
  5. vgl. dazu Timothy Snyders Vortrag „Ukraine and Russia in a Fracturing Europe“ vom 3. Mai 2016 auf YouTube
  6. Rückkehr General Denikins in die russische Heimat, NZZ, 4. Oktober 2005
  7. Michel Eltchaninoff: Im Kopf von Putin, 1. Mai 2014
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