Rippen und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Rippe''' ([[Latein|lat.]] ''Costa'', Plural ''Costae'', Adjektiv ''costalis'' [[Wikipedia:Altgriechische Sprache|altgr.]] ''πλευρά'', Pleura) bezeichnet man die stabförmigen gebogenen [[Knochen]] des [[Wikipedia:Brustkorb|Brustkorb]]es, die rückenseitig [[Wikipedia:gelenk|gelenk]]ig an der [[Wikipedia:Brustwirbelsäule|Brustwirbelsäule]] befestigt sind. Nach den Schilderungen der [[Genesis]] wird [[Eva]] aus der Rippe ({{HeS|צְלָעֹ|zela}}, ''Rippe, Seite, Rand'') des [[Adam]] erschaffen (siehe unten).
[[Datei:FriedrichWilhelmSchelling.jpg|miniatur|Friedrich Wilhelm Schelling, Gemälde von [[Wikipedia:Christian Friedrich Tieck|Christian Friedrich Tieck]], ca. 1800]]
[[Datei:Nb pinacoteca stieler friedrich wilhelm joseph von schelling.jpg|miniatur|Friedrich Wilhelm Schelling, Gemälde von [[Wikipedia:Joseph Karl Stieler|Joseph Karl Stieler]], 1835]]
[[Datei:Schelling 1848.jpg|miniatur|Friedrich Schelling, [[Wikipedia:Daguerreotypie|Daguerreotypie]] von [[Wikipedia:Hermann Biow|Hermann Biow]], Berlin, 1848]]


== Aufbau ==
'''Friedrich Wilhelm Joseph Ritter von Schelling''' (* 27. Januar 1775 in Leonberg; † 20. August 1854 in Bad Ragaz) war ein deutscher [[Philosoph]] und einer der Hauptvertreter des [[Deutscher Idealismus|Deutschen Idealismus]]. 1812 wurde er in den Adelsstand erhoben.
[[Datei:Image122.gif|thumb|130px|Menschliche Rippe von unten (inferior)]]
Jede Rippe besteht aus einem wirbelsäulenseitigen Rippenknochen (''Os costale'') und bei den Säugetieren zusätzlich aus einem [[Wikipedia:Knorpel|knorpligen]] Abschnitt, dem Rippenknorpel (''Cartilago costalis''). Der Spalt zwischen zwei aufeinander folgenden Rippen wird als [[Wikipedia:Intercostalraum|Intercostalraum]] (ICR, Zwischenrippenraum, ''Spatium intercostale'') bezeichnet. Dieser Raum ist durch die [[Wikipedia:Musculus intercostalis externus|Musculi intercostales externi]] und [[Wikipedia:Musculus intercostalis internus|interni]] ausgefüllt.


Die Rippen stehen [[Wikipedia:gelenk|gelenk]]ig mit der Wirbelsäule in Verbindung. Die Köpfe der Rippen berühren dabei zwei aufeinander folgende Wirbel, beim Menschen artikulieren die 1., 11. und 12. Rippe jedoch nur mit dem jeweils gleichzahligen Brustwirbel. Die Verbindung mit den Wirbelkörpern übernimmt das '''Rippenköpfchen''' (''Caput costae''), dessen Gelenkfläche (''Facies articularis capitis costae'') bei den Rippen – beim Menschen nur die der 2. bis 10. Rippe – zweigeteilt ist. Unterhalb des Rippenköpfchens verjüngt sich die Rippe zum Rippenhals (''Collum costae''). Am Rippenhals befindet sich der '''Rippenhöcker''' (''Tuberculum costae''), der ebenfalls eine Gelenkfläche (''Facies articularis tuberculi costae'') trägt, die mit der Gelenkfläche (''Fovea costalis processus transversi'') des gleichzahligen Querfortsatzes ein Gelenk bildet.
== Schelling und die Anthroposophie ==
Wie [[Fichte]] und [[Hegel]] wird von [[Rudolf Steiner]] der junge Schelling als Idealist positiv bewertet. Den Mystizismus des späten Schellings beurteilte Steiner ungünstiger.


Der sich in Richtung Brustbein anschließende Teil ist der Rippenkörper (''Corpus costae''). Er trägt an der kaudalen Innenseite eine Furche (''Sulcus costae''), in der die Interkostal[[nerv]]en und -[[blut]]gefäße verlaufen. Der Rippenkörper geht in der Rippenfuge in den Rippenknorpel (''Cartilago costalis'') über. Letzterer ist bei den „echten Rippen“ mit dem [[Wikipedia:Brustbein|Brustbein]] verbunden. Bei den „falschen Rippen“ geschieht dies nur über die Knorpel der „echten Rippen” sechs und sieben. Die freien Rippen haben keine Verbindung zum Sternum.
<div style="margin-left:20px">
"Schelling tritt fast fichtisch auf, nicht mit solcher Kraft, aber mit
solcher Gedankenart. Wir sehen aber sehr bald, daß sich Schellings
Geist erweitert. Geradeso wie Fichte von Ich und Nicht-Ich und
von allerlei ähnlichem Abstrakten redet, redet auch Schelling in
seiner Jugend, begeistert damit auch in Jena die Leute. Aber ihn
verläßt das alsobald, der Geist erweitert sich, und wir sehen in ihn
einziehen, wenn auch phantasie-gestaltete, aber wiederum fast nach
Imaginationen hinzielende Vorstellungen. Es geht eine Weile weiter,
dann vertieft er sich in solche Geister wie Jakob Böhme, beschreibt
etwas, was dem ganzen Ton und Stile nach ganz verschieden
ist von seiner früheren Wirksamkeit: die Grundlage der menschlichen
Freiheit, eine Art Auferweckung der Ideen Jakob Böhmes.
Wir sehen dann, wie in Schelling der [[Platonismus]] fast auflebt. Ein
Weltanschauungsgespräch «Bruno» verfaßt er, das wirklich an
Piatos Gespräche erinnert, das sehr eindringlich ist. Interessant ist
auch ein anderes Schriftchen, «Clara», worinnen die übersinnliche
Welt eine große Rolle spielt.


== Einteilung und Anzahl ==
Dann schweigt Schelling furchtbar lange. Er wird von seinen
[[Datei:MyotisRibcage120810.jpg|thumb|Brustkorb und Schultergürtel der Mausohrfledermaus ''Myotis lucifugus'']]
Mit-Philosophen, ich möchte sagen, für einen Lebendig-Toten gehalten
Die Anzahl der Rippen entspricht der artspezifischen Anzahl der Brustwirbel. Die oberen (bei Tieren vorderen) Rippen sind bei den [[Säugetiere]]n über den Rippenknorpel direkt mit dem [[Wikipedia:Brustbein|Brustbein]] (''Sternum'') verbunden. Diese bezeichnet man als sternale Rippen. Die unteren (hinteren) Rippen setzen am knorpeligen Rippenbogen (''Arcus costalis'') an, man nennt sie ''asternale Rippen''. Die letzten Rippen können frei in der Bauchwand als so genannte „Fleisch-“ oder „fliehende Rippen“ (''Costae fluctuantes'') (beim Hund, der Katze und dem Menschen) auftreten.
und veröffentlicht dann nur die außerordentlich bedeutsame
Schrift über die Samothrakischen Mysterien, — wiederum Erweiterung
seines Geistes. Er lebt aber vorerst noch in München, bis ihn
der König von Preußen beruft, an der Berliner Universität diejenige
Philosophie vorzutragen, von der Schelling sagt, daß er sie in der
Stille seiner Einsamkeit durch die Jahrzehnte hindurch erarbeitet
habe. Und jetzt tritt Schelling in Berlin auf mit derjenigen Philosophie,
die dann in seinen nachgelassenen Werken als «Philosophie
der Mythologie» und als «Philosophie der Offenbarung» enthalten ist.
Er macht keinen großen Eindruck auf das Berliner Publikum, denn
der Tenor dessen, was er in Berlin redet, ist doch eigentlich der: Mit
allem Nachdenken bringt der Mensch es zu gar nichts in bezug auf
die Weltanschauungen; es muß etwas in die Menschenseele hineinkommen,
was als wirkliche geistige Welt das Nachdenken durchlebt.
Da erscheint plötzlich statt der alten rationalistischen Philosophie
bei Schelling ein Wiedererwecken der alten Götterphilosophie, der
Mythologie, ein Wiedererwecken der alten Götter, und zwar in
einer auf der einen Seite ganz modernen Weise; aber aus allem sieht
man: Da wirkt nach alte Geistigkeit. Es ist ganz merkwürdig [...]


Der Mensch hat [[12]] Rippenpaare, die oberen sieben Rippen sind ''sternale'' ([[Latein|latinisierte]] Form von [[Wikipedia:Altgriechische Sprache|altgr.]] ''στέρνον'' „Brust, Herz, Gemüt“), die achte bis zehnte asternale und die unteren beiden enden frei in der Muskulatur. Die sternalen Rippenpaare (1 bis 7) werden auch als „echte Rippen“ (''Costae verae'') bezeichnet, die Rippenpaare 8–12 als „unechte Rippen“ (''Costae spuriae''). In diesem Aufbau spiegel sich die [[Kosmos|kosmischen]] Verhältnisse wider: Die 12 Rippenpaare entsprechen den 12 [[Bild]]ern des [[Tierkreis]]es; die [[7]] sternalen Rippenpaare den [[sieben Planeten]]. Als [[Wikipedia:Varietät (Anatomie)|Varietät]] kann am siebten Halswirbel eine [[Wikipedia:Halsrippe|Halsrippe]] auftreten.
Und so konnte man das folgende Bild haben: Sagen wir, zunächst
unten in der physischen Welt den durch seine mannigfachen
Lebensschicksale gehenden Schelling, der, wie ich gesagt habe, unter
diesen Schicksalen eine lange Einsamkeit hatte, der in der mannigfaltigsten
Weise behandelt wurde von seinen Mitmenschen, zuweilen
mit riesiger, großartiger Begeisterung, zuweilen verhöhnt,
verspottet, dieser Schelling, der eigentlich immer einen bedeutsamen
Eindruck machte, wenn er wieder persönlich auftrat, er, der kurze,
gedrungene Mann mit dem ungeheuer ausdrucksvollen Kopfe, den
im spätesten Alter noch funkelnden, feuerfunkelnden Augen, aus
denen das Feuer der Wahrheit sprach, das Feuer der Erkenntnis,
dieser Schelling, man kann ganz deutlich sehen, je mehr man auf
ihn eingeht: er hat Momente, wo Inspiration von oben in ihn
hereinfällt." {{Lit|{{G|238|97ff}}}}
</div>


[[Wikipedia:Haushund|Haushund]], [[Wikipedia:Hauskatze|Hauskatze]], [[Wikipedia:Hausrind|Hausrind]], [[Wikipedia:Hausziege|Hausziege]] und [[Wikipedia:Hausschaf|Hausschaf]] besitzen in der Regel 13 Rippenpaare. Das [[Wikipedia:Hausschwein|Hausschwein]] hat 14 bis 17 Rippenpaare, das [[Wikipedia:Hauspferd|Hauspferd]] 18.
=== Schelling und [[Tycho de Brahe]] ===
 
Laut [[Rudolf Steiner]] wurde Schelling von der geistigen [[Individualität]] [[Tycho de Brahe]]s inspiriert. Ähnliche Impulse empfing auch der [[Philosoph]] und [[Wikipedia:Theologe|Theologe]] [[Jakob Frohschammer]]:
 
<div style="margin-left:20px">
"Da, als ich Schelling wirklich nun in seinem biographischen
Werdegang verfolgen konnte, aber nicht deutlich — klar wurde das
erst viel, viel später, als ich meine «[[Rätsel der Philosophie]]» geschrieben
habe - , da konnte ich — wie gesagt, nicht ganz deutlich —
wahrnehmen, wie vieles in Schellings Schriften eigentlich von ihm
nur unter Inspiration niedergeschrieben ist, und daß der Inspirierende
[[Julian Apostata]]-[[Herzeloyde]]-[[Tycho de Brahe]] ist, der nicht wieder
selber auf dem physischen Plane erschienen ist, aber durch
Schellings Seele ungeheuer viel gewirkt hat. Und dabei wurde ich
gewahr, daß gerade dieser Tycho de Brahe in einer eminent starken
Weise nach seinem Tycho de Brahe-Dasein fortgeschritten ist. Durch
Schellings Leiblichkeit konnte ja nur wenig durchgehen. Aber wenn
man das einmal weiß, daß da Tycho de Brahes Individualität als
inspirierend über Schelling schwebt, und dann die genialen Blitze
in den «Gottheiten von Samothrake», die genialen Blitze namentlich
am Schlüsse der «Philosophie der Offenbarung» liest, mit der
in ihrer Art doch großartigen Interpretation Schellings der alten
Mysterien, und namentlich wenn man sich in die Sprache, die
Schelling da führt, in die so merkwürdige Sprache vertieft, dann
hört man bald nicht Schelling reden, sondern Tycho de Brahe. Und
dann wird man eben gewahr, wie unter anderen Geistern gerade
dieser Tycho de Brahe, der ja auch als Individualität in Julian
Apostata war, viel dazu beigetragen hat, daß manches heraufgekommen
ist im neueren Geistesleben, was dennoch wiederum so anregend
gewirkt hat, daß wenigstens die äußeren Formen des Ausdruckes
für das anthroposophisch Geartete manchmal davon hergenommen
sind." {{Lit|{{G|238|101f}}}}
</div>


== Gestalt ==
=== Philosophie ===


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<div style="margin-left:20px">
"Man könnte sagen: Der Mensch ist zunächst eine riesengroße
"Wie ein Lichtblitz, der innerhalb der Weltanschauungsentwickelung erhellend nach rückwärts und vorwärts wirkt,
Kugel, die die ganze Welt umfaßt, dann eine kleinere Kugel, und dann
erscheint ein Satz, den Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
eine kleinste Kugel. Nur die kleinste Kugel wird ganz sichtbar; die
(1775—1854) in seiner «Naturphilosophie» ausgesprochen
etwas größere Kugel wird nur zum Teil sichtbar; die größte Kugel
hat: «Über die Natur philosophieren heißt soviel als die
wird nur in ihren Einstrahlungen am Ende hier sichtbar, das übrige
Natur schaffen.» Wovon Goethe und Schiller durchdrungen waren: daß die produktive Phantasie ihren Anteil bei
bleibt unsichtbar. So ist der Mensch aus der Welt heraus gebildet in
Erschaffung der Weltanschauung haben müsse, dem gibt
seiner Form.
dieser Satz einen monumentalen Ausdruck. Was die Natur uns freiwillig gibt, wenn wir sie beobachten, anschauen,
wahrnehmen: das enthält nicht ihren tiefsten Sinn. Diesen
Sinn kann der Mensch nicht von außen aufnehmen. Er
muß ihn schaffen.
 
Zu solchem Schaffen war Schellings Geist besonders veranlagt. Bei ihm strebten alle Geisteskräfte nach der Phantasie hin. Er ist ein erfinderischer Kopf ohnegleichen. Aber
seine Einbildungskraft bringt nicht Bilder hervor, wie die
künstlerische, sondern Begriffe und Ideen. Durch diese
seine Geistesart war er dazu berufen, die Gedankengänge
Fichtes fortzusetzen. Dieser besaß die produktive Phantasie nicht. Er war mit seiner Wahrheitsforderung bis zum
seelischen Zentrum des Menschen gelangt, bis zum «Ich».
Wenn dieses der Quellpunkt sein soll für die Weltanschauung, so muß derjenige, der auf diesem Standpunkte steht,
auch in der Lage sein, vom Ich aus zu inhaltvollen Gedanken über die Welt und das Leben zu gelangen. Das kann
nur mit Hilfe der Einbildungskraft geschehen... Er fordert
da für denjenigen, der zu einer Weltanschauung kommen
will, «ein ganz neues inneres Sinneswerkzeug, durch welches eine neue Welt gegeben wird, die für den gewöhnlichen Menschen gar nicht vorhanden ist»... Schelling sieht in den Gedanken, die ihm seine
Phantasie vor die Seele stellt, die Ergebnisse dieses höheren Sinnes, den er intellektuelle Anschauung nennt. Ihn,
der also in dem, was der Geist über die N a t u r aussagt, ein
Erzeugnis sieht, das der Geist schafft, mußte vor allen
Dingen die Frage interessieren: Wie kann das, was aus
dem Geiste stammt, doch die wirkliche, in der N a t u r waltende Gesetzmäßigkeit sein? Er wendet sich mit scharfen
Ausdrücken gegen diejenigen, welche glauben, daß wir
unsere Ideen «auf die Natur nur ''übertragen''», denn «sie
haben keine Ahnung davon, was uns die Natur ist und
sein soll, ... Denn wir wollen nicht, daß die Natur mit
den Gesetzen unseres Geistes zufällig (etwa durch Vermittelung eines Dritten) zusammentreffe, sondern, daß sie
selbst notwendig und ursprünglich die Gesetze unseres
Geistes - nicht nur ausdrücke, sondern selbst realisiere und
daß sie nur insofern Natur sei und Natur heiße, als sie
dies tut. ... Die Natur soll der sichtbare Geist, der Geist
die unsichtbare Natur sein. Hier also, in der absoluten
Identität des Geistes ''in'' uns und der N a t u r ''außer'' uns,
muß sich das Problem, wie eine Natur außer uns möglich sei, auflösen.» Natur und Geist sind also überhaupt nicht
zwei verschiedene Wesenheiten, sondern eine und dieselbe
Wesenheit in zwei verschiedenen Formen [...]
 
Nun gibt es zwei Möglichkeiten, das eine Wesen, das
Geist und Natur zugleich ist, zu beschreiben. Die eine ist:
ich zeige die Naturgesetze auf, die in Wirklichkeit tätig
sind. Oder ich zeige, wie der Geist es macht, um zu diesen
Gesetzen zu kommen. Beide Male leitet mich eines und
dasselbe. Das eine Mal zeigt mir die Gesetzmäßigkeit, wie
sie in der Natur wirksam ist; das andere Mal zeigt mir der
Geist, was er beginnt, um sich dieselbe Gesetzmäßigkeit
vorzustellen. In dem einen Falle treibe ich Natur-, in dem
anderen Geisteswissenschaft. Wie diese beiden zusammengehören, beschreibt Schelling in anziehender Weise: «Die
notwendige Tendenz aller Naturwissenschaft ist, von der
Natur aufs Intelligente zu kommen. Dies und nichts anderes liegt dem Bestreben zugrunde, in die Naturerscheinungen Theorie zu bringen. Die höchste Vervollkommnung der Naturwissenschaft wäre die vollkommene Vergeistigung aller Naturgesetze zu Gesetzen des Anschauens
und des Denkens. Die Phänomene (das Materielle) müssen
völlig verschwinden und nur die Gesetze (das Formelle)
bleiben. Daher kommt es, daß, je mehr in der Natur selbst
das Gesetzmäßige hervorbricht, desto mehr die Hülle verschwindet, die Phänomene selbst geistiger werden und zuletzt völlig aufhören. Die optischen Phänomene sind nichts
anderes als eine Geometrie, deren Linien durch das Licht
gezogen werden, und dieses Licht selbst ist schon zweideutiger Materialität. In den Erscheinungen des Magnetismus
verschwindet schon alle materielle Spur, und von den Phänomenen der Schwerkraft, welche selbst Naturforscher
nur als unmittelbar geistige Einwirkung» - Wirkung in die
Ferne - «begreifen zu können glaubten, bleibt nichts zurück
als ihr Gesetz, dessen Ausführung im großen der Mechanismus der Himmelsbewegungen ist. Die vollendete Theorie der Natur würde diejenige sein, kraft welcher die
ganze Natur sich in eine Intelligenz auflöste [...]
 
In ein kunstvolles Netz von Gedanken spann Schelling
die Tatsachen der Natur ein, so daß alle ihre Erscheinungen wie ein idealer harmonischer Organismus vor seiner
schaffenden Phantasie standen. Er war beseelt von dem
Gefühl, daß die Ideen, die in seiner Phantasie erscheinen,
auch die wahren schöpferischen Kräfte der Naturvorgänge seien [...]
 
Mit seinem fortschreitenden Denken wurde für Schelling die Weltbetrachtung zur Gottesbetrachtung oder
[[Theosophie]]. Vollständig stand er schon auf dem Boden
einer solchen Gottesbetrachtung, als er 1809 seine ''«Philosophischen Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände»'' herausgab. Alle Weltanschauungsfragen rückten
sich ihm jetzt in ein neues Licht. Wenn alle Dinge göttlich
sind: wie kommt es, daß es Böses in der Welt gibt, da Gott
doch nur die vollkommene Güte sein kann? [...]


[[Datei:GA293_152.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 293, S 152]]
Die Folge der Dinge aus Gott ist eine Selbstoffenbarung Gottes. Gott aber kann nur sich offenbar werden in dem, was ihm ähnlich ist, in freien, aus sich selbst
handelnden Wesen; für deren Sein es keinen Grund gibt
als Gott, die aber sind, so wie Gott ist.» Wäre Gott ein
Gott des Toten und alle Welterscheinungen nur ein Mechanismus, dessen Vorgänge auf ihn als ihren Beweger
und Urgrund zurückzuführen wären, so brauchte man nur
die Tätigkeit Gottes zu beschreiben, und man hätte alles
innerhalb der Welt begriffen. Man könnte aus Gott heraus
alle Dinge und ihre Tätigkeit verstehen. Das ist aber nicht
der Fall. Die göttliche Welt hat Selbständigkeit. Gott hat
sie geschaffen, aber sie hat ihr eigenes Wesen. So ist sie göttlich; aber das Göttliche erscheint innerhalb einer Wesenheit, die von Gott unabhängig ist, innerhalb eines Nichtgöttlichen. So wie das Licht aus der Dunkelheit heraus
geboren ist, so die göttliche Welt aus dem ungöttlichen
Dasein. Und aus dem Ungöttiichen stammt das Böse,
stammt das Selbstsüchtige. Gott hat also die Gesamtheit
der Wesen nicht in seiner Gewalt; er kann ihnen das Licht
geben; sie selbst aber tauchen aus der dunklen Nacht empor. Sie sind die Söhne dieser Nacht. Und was an ihnen
Dunkelheit ist, über das hat Gott keine Macht. Sie müssen sich durch Nacht zum Licht emporarbeiten. Das ist
ihre Freiheit. Man kann auch sagen, die Welt ist Gottes
Schöpfung aus dem Ungöttlichen heraus. Das Ungöttliche
ist also das Erste und das Göttliche erst das Zweite [...]


Und wiederum im mittleren System, im Brustsystem, haben wir die
Ein
Vereinigung des Kopf Systems und des Gliedmaßensystems. Wenn Sie
Gott, der lautere, reine Vernunft ist, erscheint wie personifizierte Mathematik; ein Gott dagegen, der bei seinem
das Rückgrat mit den Ansätzen der Rippen betrachten, so werden Sie
Weltschaffen nicht nach der reinen Vernunft verfahren
sehen, daß das der Versuch ist, sich abzuschließen nach vorne. Nach
kann, sondern fortwährend mit dem Ungöttlichen zu
rückwärts ist das Ganze abgeschlossen, nach vorne ist nur der Versuch
kämpfen hat, kann als «ein ganz persönliches, lebendiges
gemacht des Abschließens; er gelingt nicht ganz. Je mehr die
Wesen angesehen werden». Sein Leben hat die größte Analogie mit dem menschlichen. Wie der Mensch das Unvollkommene in sich zu überwinden sucht und einem Ideal
Rippen dem Kopfe zugeneigt sind, desto mehr gelingt es ihnen, sich
der Vollkommenheit nachstrebt: so wird ein solcher Gott
abzuschließen, aber je weiter nach unten gelegen, desto mehr mißlingt
als ein ewig kämpfender vorgestellt, dessen Tätigkeit die
es ihnen. Die letzten Rippen kommen nicht mehr zusammen, weil
fortschreitende Überwindung des Ungöttlichen ist [...]
ihnen da entgegenwirkt diejenige Kraft, die dann in den Gliedmaßen
von außen kommt.


Von diesem Zusammenhang des Menschen mit dem ganzen Makrokosmos
Ein persönlicher Gott, wie ihn Schelling in seiner späteren
hahen die Griechen noch ein sehr starkes Bewußtsein gehabt.
Zeit vorstellte, ist unberechenbar. Denn er handelt nicht
Und die Ägypter wußten das sehr gut, nur wußten sie es etwas abstrakt.
nach der Vernunft allein. Bei einem Rechenexempel können wir das Ergebnis durch bloßes Denken vorausbestimmen; bei dem handelnden Menschen nicht. Bei ihm müssen
Daher können Sie sehen, wenn Sie ägyptische oder überhaupt
wir abwarten, zu welcher Handlung er sich in einem gegebenen Augenblicke entschließen wird. Die Erfahrung
ältere Plastiken anschauen, daß dieser Gedanke des Kosmos zum Ausdruck
muß zu dem Vernunftwissen hinzutreten. Die reine Vernunftwissenschaft genügte daher Schelling nicht zur Weltoder Gottesanschauung. Alles aus der Vernunft Gewonnene nennt er daher in der späteren Gestalt seiner Weltanschauung ein negatives Wissen, das durch ein positives
kommt. Sie verstehen sonst nicht, was die Menschen in alten
ergänzt werden muß. Wer den lebendigen Gott erkennen
Zeiten gemacht haben, wenn Sie nicht wissen, daß sie das gemacht haben,
will, darf sich nicht bloß den notwendigen Vernunftschlüssen überlassen; er muß sich mit seiner ganzen Persönlichkeit versenken in das Leben Gottes. Dann wird er
was ihrem Glauben entsprach: Der Kopf ist eine kleine Kugel,
’’erfahren’’, was ihm keine Schlüsse, keine reine Vernunft
ein Weltkörper im Kleinen; die Gliedmaßen sind ein Stück vom großen
geben können. Die Welt ist nicht eine notwendige Wirkung der göttlichen Ursache, sondern eine freie Tat des
Weltenkörper, wo er sich überall mit den Radien hineindrängt in
persönlichen Gottes. Was Schelling nicht durch vernünftige Betrachtung ''erkannt'', sondern als freie, unberechenbare Taten Gottes ''erschaut'' zu haben glaubte, das hat er in seiner «Philosophie der Offenbarung» und seiner «Philosophie der Mythologie» dargelegt. Beide Werke hat er
die menschliche Gestalt. Die Griechen haben eine schöne, in sich harmonisch
nicht mehr selbst veröffentlicht, sondern ihren Inhalt nur
ausgebildete Vorstellung davon gehabt, daher waren sie gute
den Vorlesungen zugrunde gelegt, die er an der Universität zu Berlin gehalten hat, nachdem ihn Friedrich Wilhelm IV. in die preußische Hauptstadt berufen hatte. Sie
Plastiker, gute Bildhauer. Und heute kann noch niemand die plastische
sind erst nach Schellings Tode (1854) veröffentlicht worden.
Kunst der Menschen wirklich durchdringen, der sich nicht bewußt
" {{Lit|{{G|018|212ff}}}}
wird dieses Zusammenhanges des Menschen mit dem Weltall." {{Lit|{{G|293|152f}}}}
</div>
</div>


=== Die offene Lemniskatengestalt der Rippenbögen ===
=== Über das Wesen der menschlichen Freiheit ===


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"... versuchen Sie
"Gewiß, [[Jakob Böhme]] hat über Weltanschauungsfragen
einmal, Untersuchungen darüber anzustellen, welche Kurve entsteht,
viel gelesen und auch auf andere Art
wenn Sie die mittlere Linie der linken Rippe zeichnen, über
durch die Bildungswege viel aufgenommen, die sich dem
den Anschluß der Rippe hinausgehen in den Rückenwirbel, da sich
einfachen Volksmanne in der deutschen Entwickelung des
drehen und wiederum zurückgehen (Fig. 11). Bringen Sie in Anschlag,
sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts boten; das Beste
daß der Wirbel eine wesentlich andere innere Struktur aufweist als die Rippen, und bringen Sie in Anschlag, daß das bedeutet,
aber, das in Jakob Böhmes Schriften auf so ungelehrte
daß bei diesem Beschreiben der Linie Rippe-Wirbel-Rippe, natürlich
Art pulsiert, ist volkstümlicher Erkenntnisweg, ist ein Ergebnis
nicht nur quantitativ, sondern qualitativ, innere Wachstumsverhältnisse
des Volksgemütes selber. Und Schelling hat heraufgehoben
in Betracht kommen, dann werden Sie die Morphologie dieses
in die Art der denkerischen Betrachtung, was dieses
ganzen Systems verstehen durch die [[Lemniskate]], durch die Schleifenbildung.
Volksgemüt in Jakob Böhmes ungelehrter, aber erleuchteter
Sie werden, je mehr Sie hinaufgehen zur Kopforganisation,
Seele erschaut hat. Es gehört zu den herrlichsten
notwendig haben, starke Modifikationen dieser Lemniskate
Beobachtungen, die man in der Weltliteratur machen kann,
vorzunehmen. Es wird ein gewisser Punkt eintreten, wo Sie genötigt
Jakob Böhmes elementarische Gemütsanschauung durch
sind, dasjenige, was ja schon vorbereitet ist in der Bildung des Brustbeines,
die philosophische Sprache in Schell'mgs Abhandlung
das Zusammengehen der beiden Bögen hier (Fig. 11),
«Über das Wesen der menschlichen Freiheit» leuchten zu
sehen. In dieser elementarischen Gemütsanschauung waltet
die tiefsinnige Einsicht, daß niemand zu einer befriedigenden
Weltanschauung kommen kann, der auf seinem Erkenntniswege
nur die Mittel des denkenden Begreifens mitnimmt.
In den Umkreis dessen, was denkendes Begreifen
ist, schlägt aus den Weltentiefen etwas herein, das umfassender,
mächtiger ist als dieses denkende Begreifen. Doch
nicht mächtiger, als was die Seele in sich erleben kann,
wenn ihr das denkende Begreifen nur als Glied ihres eigenen
Wesens erscheint. Will man etwas begreifen, so muß
man verstehen, wie es notwendig mit einem andern zusammenhängt.
Die Dinge der Welt hängen aber wohl an ihrer
Oberfläche, doch nicht im tiefsten Grunde ihres Wesens
notwendig zusammen. In der Welt waltet Freiheit. Und
nur der begreift die Welt, der in dem notwendigen Gange
der Naturgesetze das Walten freier übersinnlicher Geistigkeit
schaut. Die Freiheit als Tatsache kann immer mit logischen
Gründen widerlegt werden. Wer das durchschaut,
auf den macht keine Widerlegung der Freiheitsidee einen
Eindruck. - Die urgesunde Erkenntnisart Jakob Böhmes,
seine ursprüngliche volkssinngemäße Gemütserkenntnis
schaute die Freiheit als durchwebend und durchwirkend
alle Notwendigkeit, auch die naturgemäße. Und Schelling,
von einer geistgemäßen Naturanschauung aufsteigend zur
Geistesanschauung, fühlte sich im Einklang mit Jakob
Böhme." {{Lit|{{G|020|43f}}}}
</div>


[[Datei:GA323_211.gif|center|300px|Figur 11]]
=== Christologie ===


sich eigentlich als verwandelt zu denken, aber Sie bekommen eine
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Metamorphose, eine Modifikation dieser Lemniskatenbildung,
"Lehrte in Jena doch auch Schelling,
wenn Sie zum Haupte hinaufgehen. Und Sie bekommen, wenn Sie
der dann aus einem ähnlichen Streben wie Fichte sich wirklich durchrang,
gewissermaßen studieren die gesamte menschliche Figur in dem
wie ich oftmals betonte, zu einer recht tiefen Auffassung des
Gegensatz von Sinnes-Nervenorganisation und Stoffwechsel-Organisation,
Christentums, ja des Mysteriums von Golgatha, der sich geradezu zu
eine nach unten auseinandergehende und nach oben
einer Art von Theosophie hinwendete, die er dann, allerdings ohne von
sich schließende Lemniskate. Sie bekommen auch Lemniskaten,
seinen Zeitgenossen verstanden zu werden, in seiner «Philosophie der
nur sind die Lemniskaten eben sehr modifiziert, die eine Hälfte
Mythologie» und in seiner «Philosophie der Offenbarung» zum Ausdrucke
durch die eine Schleife ist außerordentlich klein, wenn Sie den
brachte, die aber schon lebte in jener Abhandlung, die er in Anlehnung
Weg verfolgen, der genommen wird von Zentripetalnerven durch
an Jakob Böhme geschrieben hat über die menschliche Freiheit
das Zentrum zum Ende der Zentrifugalnerven. Sie bekommen
und andere damit zusammenhängende Gegenstände, schon lebte in
überall eingeschrieben, wenn Sie die Dinge sachgemäß verfolgen,
seinem Gespräche «Bruno oder über das göttliche und das natürliche
gerade in die menschliche Natur in einer gewissen Weise diese
Prinzip der Dinge», namentlich lebte in seiner schönen Abhandlung
Lemniskate.
«Über die Gottheiten von Samothrake», wo er ein Bild aufrollte von
dem, was nach seiner Ansicht wirklich gelebt hat in jenen alten Mysterien." {{Lit|{{G|273|61}}}}
</div>


Und wenn Sie dann beim Tiere die tierische Organisation im
<div style="margin-left:20px">
ausgesprochen horizontalen Rückgrat nehmen, so werden Sie finden,
"Eine der besten Ausführungen in Schellings «Philosophie der Offenbarung
daß diese tierische Organisation sich von der menschlichen Organisation
» ist, daß er darauf hinweist, daß es beim Christentum weniger
dadurch unterscheidet, daß diese Lemniskaten, diese
ankommt auf irgendeine Lehre, als auf die Auffassung einer Tatsache.
nach unten offenen Lemniskaten oder auch etwas geschlossenen
Was geschehen ist am Ausgangspunkte des Christentums, das ist eine
Lemniskaten, beim Tier wesentlich weniger Modifikationen aufweisen
Tatsache. Wenn man nur von einer Lehre spricht, dann wird man sehr
als beim Menschen, namentlich aber auch, daß die Ebenen
leicht verleitet werden können, auf diese Lehre hin dogmatisieren zu
dieser Lemniskaten beim Tier immer parallel sind, während sie beim
wollen. Wenn man sich aber über die Entwickelung der Menschheit
Menschen schiefe Winkel miteinander einschließen." {{Lit|{{G|323|210ff}}}}
klar ist, so muß man sich sagen: Lehren sind in lebendiger Fortentwikkelung;
Lehren schreiten, so wie die Menschheit selber, fort. Tatsachen
stehen natürlich an der Stelle der geschichtlichen Entwickelung, an der
sie geschehen sind." {{Lit|{{G|332a|143}}}}
</div>
</div>


== Eva wird aus der Rippe des Adam erschaffen ==
== Werke ==
* ''Über die Möglichkeit einer Form der Philosophie überhaupt'' (1794),
* ''Vom Ich als Princip der Philosophie oder über das Unbedingte im menschlichen Wissen'' (1795), ([http://static.twoday.net/sentenzen/files/Schelling.pdf online]; PDF; 440&nbsp;kB)
* ''Abhandlung zur Erläuterung des Idealismus der Wissenschaftslehre'' (1796),
* ''Ideen zu einer Philosophie der Natur'' (1797),
* ''Von der Weltseele'' (1798),
* ''[[Wikipedia:System des transcendentalen Idealismus|System des transcendentalen Idealismus]]'' (1800),
* ''Über den wahren Begriff der Naturphilosophie und die richtige Art ihre Probleme aufzulösen'' (1801)
* ''Philosophie der Kunst'' (Vorlesung) (1802/1803)
* ''Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums'' (1803) ({{DTAW|schelling_methode_1803}})
: Nachdruck: Hamburg: Meiner, 1974 (Phil.Bibl.275)
* ''System der gesammten<!-- sic! --> Philosophie und der Naturphilosophie insbesondere'' (Nachlass) (= „Wurzburger-“ oder „1804system“) (1804)
* ''[http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/19Jh/Schelling/sch_frei.html Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit]'' (1809),
* ''Clara – Über den Zusammenhang der Natur mit der Geisterwelt. Ein Gespräch'', Fragment (Aus dem handschriftlichen Nachlass, wohl zwischen 1809 und 1812)
* ''Weltalter'' (1811: es gibt noch andere Versionen dieser Schrift),
* ''Darstellung des philosophischen Empirismus'' (1830, nur aus dem Nachlass bekannt),
* ''Philosophie der Mythologie'' (Vorlesung) (1842),
* ''Philosophie der Offenbarung'' (Vorlesung) (1854).
* ''Philosophie der Kunst'' (1859) ({{DTAW|schelling_kunst_1859}})
 
;Neuausgaben
* ''Vorlesungen über die Methode (Lehrart) des akademischen Studiums.'' Hrsg.v. Walter E. Erhardt. Meiner, Hamburg 1990. ISBN 3-7873-0972-1
* ''Das Tagebuch.'' Hrsg. v. Hans Jörg Sandkühler. Meiner, Hamburg 1990. ISBN 3-7873-0722-2
* ''System des transzendentalen Idealismus.'' Hrsg. v. Horst D. Brandt u. Peter Müller. Meiner, Hamburg 2000. ISBN 3-7873-1465-2
* ''Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände.'' Hrsg. v. Thomas Buchheim. Meiner, Hamburg 2001. ISBN 3-7873-1590-X
* ''Zeitschrift für spekulative Physik.'' Hrsg. v. Manfred Durner, 2 Bde. Meiner, Hamburg 2002. ISBN 3-7873-1694-9
* ''Bruno oder über das göttliche und natürliche Prinzip der Dinge. Ein Gespräch.'' Hrsg. v. Manfred Durner. Meiner, Hamburg 2005. ISBN 3-7873-1719-8
* ''Philosophie der Offenbarung.'' Hrsg. v. Manfred Frank, Frankfurt/ Main: Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 181, 1977. ISBN 3-518-27781-2
* ''Historisch kritische Ausgabe, 40 Bände'' (Reihe I: Werke, II: Nachlass, III: Briefe). Hrsg. im Auftrag der Schelling-Kommission der [[Wikipedia:Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]] v. Thomas Buchheim, Jochem Hennigfeld, Wilhelm G. Jacobs, Jörg Jantzen u. Siegbert Peetz. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1976 ff., ISBN 978-3-7728-0542-4
* ''Die Weltalter'', mit einem Essay von Slavoj Žižek, im [[Wikipedia:Laika-Verlag|Laika-Verlag]] als ''Slavoj Žižek / Friedrich Wilhelm J. von Schelling: Abgrund der Freiheit'', ISBN 978-3-942281-57-7


Das [[Knochensystem]] ist ein vollkommenes [[physisch]]es Bild der [[Ich-Organisation]] und verleiht uns unsere [[mensch]]liche [[Gestalt]] und macht uns dadurch zu Erdenmenschen; darum wird [[Eva]] aus der Rippe des [[Adam]] erschaffen.
== Siehe auch ==


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* {{WikipediaDE|Friedrich Wilhelm Joseph Schelling}}
"Unsere Tiere, die sich in ihrer Entwicklung auf der Erde befinden,
und auch der Mensch, bilden sich auf der Erde ein Knochensystem
aus. Die Tiere aber, die auf dem Monde ihre Entwicklung
schon zu Ende erreicht haben, die hatten dort kein Knochensystem,
sie haben sich auf der Erde ein Außenskelett gebildet: eine
Kruste oder eine Schale wie zum Beispiel Käfer, Tracheen und so
weiter. Diese kamen vom Monde in die Erdenentwicklung hinein.
Alle Wesen, die wirklich mit der Erdenentwicklung gehen, bilden
ein Innenskelett. Daher wird Eva als aus der Rippe geschaffen
dargestellt." {{Lit|{{G|89|152}}}}
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== Literatur ==
==Literatur==
# F.-V. Salomon: ''Knöchernes Skelett''. In: Salomon, F.-V. u. a. (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin.'' Enke-Verlag, Stuttgart 2004, S. 37-110. ISBN 3-8304-1007-7
#Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
# Rudolf Steiner: ''Bewußtsein – Leben – Form '', [[GA 89]] (2001), ISBN 3-7274-0890-1 {{Vorträge|089}}
#Rudolf Steiner: ''Vom Menschenrätsel'', [[GA 20]] (1984), ISBN 3-7274-0200-8; '''Tb 638''', ISBN 978-3-7274-6380-8 {{Schriften|020}}
# Rudolf Steiner: ''Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik'', [[GA 293]] (1992), ISBN 3-7274-2930-5 {{Vorträge|293}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band'', [[GA 238]] (1991), ISBN 3-7274-2380-3 {{Vorträge|238}}
#Rudolf Steiner: ''Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie'', [[GA 323]] (1997), ISBN 3-7274-3230-6 {{Vorträge|323}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust»'', Band II: Das Faust-Problem, [[GA 273]] (1981), ISBN 3-7274-2730-2 {{Vorträge|272}}


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Version vom 14. April 2014, 23:48 Uhr

Friedrich Wilhelm Schelling, Gemälde von Christian Friedrich Tieck, ca. 1800
Friedrich Wilhelm Schelling, Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1835
Friedrich Schelling, Daguerreotypie von Hermann Biow, Berlin, 1848

Friedrich Wilhelm Joseph Ritter von Schelling (* 27. Januar 1775 in Leonberg; † 20. August 1854 in Bad Ragaz) war ein deutscher Philosoph und einer der Hauptvertreter des Deutschen Idealismus. 1812 wurde er in den Adelsstand erhoben.

Schelling und die Anthroposophie

Wie Fichte und Hegel wird von Rudolf Steiner der junge Schelling als Idealist positiv bewertet. Den Mystizismus des späten Schellings beurteilte Steiner ungünstiger.

"Schelling tritt fast fichtisch auf, nicht mit solcher Kraft, aber mit solcher Gedankenart. Wir sehen aber sehr bald, daß sich Schellings Geist erweitert. Geradeso wie Fichte von Ich und Nicht-Ich und von allerlei ähnlichem Abstrakten redet, redet auch Schelling in seiner Jugend, begeistert damit auch in Jena die Leute. Aber ihn verläßt das alsobald, der Geist erweitert sich, und wir sehen in ihn einziehen, wenn auch phantasie-gestaltete, aber wiederum fast nach Imaginationen hinzielende Vorstellungen. Es geht eine Weile weiter, dann vertieft er sich in solche Geister wie Jakob Böhme, beschreibt etwas, was dem ganzen Ton und Stile nach ganz verschieden ist von seiner früheren Wirksamkeit: die Grundlage der menschlichen Freiheit, eine Art Auferweckung der Ideen Jakob Böhmes. Wir sehen dann, wie in Schelling der Platonismus fast auflebt. Ein Weltanschauungsgespräch «Bruno» verfaßt er, das wirklich an Piatos Gespräche erinnert, das sehr eindringlich ist. Interessant ist auch ein anderes Schriftchen, «Clara», worinnen die übersinnliche Welt eine große Rolle spielt.

Dann schweigt Schelling furchtbar lange. Er wird von seinen Mit-Philosophen, ich möchte sagen, für einen Lebendig-Toten gehalten und veröffentlicht dann nur die außerordentlich bedeutsame Schrift über die Samothrakischen Mysterien, — wiederum Erweiterung seines Geistes. Er lebt aber vorerst noch in München, bis ihn der König von Preußen beruft, an der Berliner Universität diejenige Philosophie vorzutragen, von der Schelling sagt, daß er sie in der Stille seiner Einsamkeit durch die Jahrzehnte hindurch erarbeitet habe. Und jetzt tritt Schelling in Berlin auf mit derjenigen Philosophie, die dann in seinen nachgelassenen Werken als «Philosophie der Mythologie» und als «Philosophie der Offenbarung» enthalten ist. Er macht keinen großen Eindruck auf das Berliner Publikum, denn der Tenor dessen, was er in Berlin redet, ist doch eigentlich der: Mit allem Nachdenken bringt der Mensch es zu gar nichts in bezug auf die Weltanschauungen; es muß etwas in die Menschenseele hineinkommen, was als wirkliche geistige Welt das Nachdenken durchlebt. Da erscheint plötzlich statt der alten rationalistischen Philosophie bei Schelling ein Wiedererwecken der alten Götterphilosophie, der Mythologie, ein Wiedererwecken der alten Götter, und zwar in einer auf der einen Seite ganz modernen Weise; aber aus allem sieht man: Da wirkt nach alte Geistigkeit. Es ist ganz merkwürdig [...]

Und so konnte man das folgende Bild haben: Sagen wir, zunächst unten in der physischen Welt den durch seine mannigfachen Lebensschicksale gehenden Schelling, der, wie ich gesagt habe, unter diesen Schicksalen eine lange Einsamkeit hatte, der in der mannigfaltigsten Weise behandelt wurde von seinen Mitmenschen, zuweilen mit riesiger, großartiger Begeisterung, zuweilen verhöhnt, verspottet, dieser Schelling, der eigentlich immer einen bedeutsamen Eindruck machte, wenn er wieder persönlich auftrat, er, der kurze, gedrungene Mann mit dem ungeheuer ausdrucksvollen Kopfe, den im spätesten Alter noch funkelnden, feuerfunkelnden Augen, aus denen das Feuer der Wahrheit sprach, das Feuer der Erkenntnis, dieser Schelling, man kann ganz deutlich sehen, je mehr man auf ihn eingeht: er hat Momente, wo Inspiration von oben in ihn hereinfällt." (Lit.: GA 238, S. 97ff)

Schelling und Tycho de Brahe

Laut Rudolf Steiner wurde Schelling von der geistigen Individualität Tycho de Brahes inspiriert. Ähnliche Impulse empfing auch der Philosoph und Theologe Jakob Frohschammer:

"Da, als ich Schelling wirklich nun in seinem biographischen Werdegang verfolgen konnte, aber nicht deutlich — klar wurde das erst viel, viel später, als ich meine «Rätsel der Philosophie» geschrieben habe - , da konnte ich — wie gesagt, nicht ganz deutlich — wahrnehmen, wie vieles in Schellings Schriften eigentlich von ihm nur unter Inspiration niedergeschrieben ist, und daß der Inspirierende Julian Apostata-Herzeloyde-Tycho de Brahe ist, der nicht wieder selber auf dem physischen Plane erschienen ist, aber durch Schellings Seele ungeheuer viel gewirkt hat. Und dabei wurde ich gewahr, daß gerade dieser Tycho de Brahe in einer eminent starken Weise nach seinem Tycho de Brahe-Dasein fortgeschritten ist. Durch Schellings Leiblichkeit konnte ja nur wenig durchgehen. Aber wenn man das einmal weiß, daß da Tycho de Brahes Individualität als inspirierend über Schelling schwebt, und dann die genialen Blitze in den «Gottheiten von Samothrake», die genialen Blitze namentlich am Schlüsse der «Philosophie der Offenbarung» liest, mit der in ihrer Art doch großartigen Interpretation Schellings der alten Mysterien, und namentlich wenn man sich in die Sprache, die Schelling da führt, in die so merkwürdige Sprache vertieft, dann hört man bald nicht Schelling reden, sondern Tycho de Brahe. Und dann wird man eben gewahr, wie unter anderen Geistern gerade dieser Tycho de Brahe, der ja auch als Individualität in Julian Apostata war, viel dazu beigetragen hat, daß manches heraufgekommen ist im neueren Geistesleben, was dennoch wiederum so anregend gewirkt hat, daß wenigstens die äußeren Formen des Ausdruckes für das anthroposophisch Geartete manchmal davon hergenommen sind." (Lit.: GA 238, S. 101f)

Philosophie

"Wie ein Lichtblitz, der innerhalb der Weltanschauungsentwickelung erhellend nach rückwärts und vorwärts wirkt, erscheint ein Satz, den Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775—1854) in seiner «Naturphilosophie» ausgesprochen hat: «Über die Natur philosophieren heißt soviel als die Natur schaffen.» Wovon Goethe und Schiller durchdrungen waren: daß die produktive Phantasie ihren Anteil bei Erschaffung der Weltanschauung haben müsse, dem gibt dieser Satz einen monumentalen Ausdruck. Was die Natur uns freiwillig gibt, wenn wir sie beobachten, anschauen, wahrnehmen: das enthält nicht ihren tiefsten Sinn. Diesen Sinn kann der Mensch nicht von außen aufnehmen. Er muß ihn schaffen.

Zu solchem Schaffen war Schellings Geist besonders veranlagt. Bei ihm strebten alle Geisteskräfte nach der Phantasie hin. Er ist ein erfinderischer Kopf ohnegleichen. Aber seine Einbildungskraft bringt nicht Bilder hervor, wie die künstlerische, sondern Begriffe und Ideen. Durch diese seine Geistesart war er dazu berufen, die Gedankengänge Fichtes fortzusetzen. Dieser besaß die produktive Phantasie nicht. Er war mit seiner Wahrheitsforderung bis zum seelischen Zentrum des Menschen gelangt, bis zum «Ich». Wenn dieses der Quellpunkt sein soll für die Weltanschauung, so muß derjenige, der auf diesem Standpunkte steht, auch in der Lage sein, vom Ich aus zu inhaltvollen Gedanken über die Welt und das Leben zu gelangen. Das kann nur mit Hilfe der Einbildungskraft geschehen... Er fordert da für denjenigen, der zu einer Weltanschauung kommen will, «ein ganz neues inneres Sinneswerkzeug, durch welches eine neue Welt gegeben wird, die für den gewöhnlichen Menschen gar nicht vorhanden ist»... Schelling sieht in den Gedanken, die ihm seine Phantasie vor die Seele stellt, die Ergebnisse dieses höheren Sinnes, den er intellektuelle Anschauung nennt. Ihn, der also in dem, was der Geist über die N a t u r aussagt, ein Erzeugnis sieht, das der Geist schafft, mußte vor allen Dingen die Frage interessieren: Wie kann das, was aus dem Geiste stammt, doch die wirkliche, in der N a t u r waltende Gesetzmäßigkeit sein? Er wendet sich mit scharfen Ausdrücken gegen diejenigen, welche glauben, daß wir unsere Ideen «auf die Natur nur übertragen», denn «sie haben keine Ahnung davon, was uns die Natur ist und sein soll, ... Denn wir wollen nicht, daß die Natur mit den Gesetzen unseres Geistes zufällig (etwa durch Vermittelung eines Dritten) zusammentreffe, sondern, daß sie selbst notwendig und ursprünglich die Gesetze unseres Geistes - nicht nur ausdrücke, sondern selbst realisiere und daß sie nur insofern Natur sei und Natur heiße, als sie dies tut. ... Die Natur soll der sichtbare Geist, der Geist die unsichtbare Natur sein. Hier also, in der absoluten Identität des Geistes in uns und der N a t u r außer uns, muß sich das Problem, wie eine Natur außer uns möglich sei, auflösen.» Natur und Geist sind also überhaupt nicht zwei verschiedene Wesenheiten, sondern eine und dieselbe Wesenheit in zwei verschiedenen Formen [...]

Nun gibt es zwei Möglichkeiten, das eine Wesen, das Geist und Natur zugleich ist, zu beschreiben. Die eine ist: ich zeige die Naturgesetze auf, die in Wirklichkeit tätig sind. Oder ich zeige, wie der Geist es macht, um zu diesen Gesetzen zu kommen. Beide Male leitet mich eines und dasselbe. Das eine Mal zeigt mir die Gesetzmäßigkeit, wie sie in der Natur wirksam ist; das andere Mal zeigt mir der Geist, was er beginnt, um sich dieselbe Gesetzmäßigkeit vorzustellen. In dem einen Falle treibe ich Natur-, in dem anderen Geisteswissenschaft. Wie diese beiden zusammengehören, beschreibt Schelling in anziehender Weise: «Die notwendige Tendenz aller Naturwissenschaft ist, von der Natur aufs Intelligente zu kommen. Dies und nichts anderes liegt dem Bestreben zugrunde, in die Naturerscheinungen Theorie zu bringen. Die höchste Vervollkommnung der Naturwissenschaft wäre die vollkommene Vergeistigung aller Naturgesetze zu Gesetzen des Anschauens und des Denkens. Die Phänomene (das Materielle) müssen völlig verschwinden und nur die Gesetze (das Formelle) bleiben. Daher kommt es, daß, je mehr in der Natur selbst das Gesetzmäßige hervorbricht, desto mehr die Hülle verschwindet, die Phänomene selbst geistiger werden und zuletzt völlig aufhören. Die optischen Phänomene sind nichts anderes als eine Geometrie, deren Linien durch das Licht gezogen werden, und dieses Licht selbst ist schon zweideutiger Materialität. In den Erscheinungen des Magnetismus verschwindet schon alle materielle Spur, und von den Phänomenen der Schwerkraft, welche selbst Naturforscher nur als unmittelbar geistige Einwirkung» - Wirkung in die Ferne - «begreifen zu können glaubten, bleibt nichts zurück als ihr Gesetz, dessen Ausführung im großen der Mechanismus der Himmelsbewegungen ist. Die vollendete Theorie der Natur würde diejenige sein, kraft welcher die ganze Natur sich in eine Intelligenz auflöste [...]

In ein kunstvolles Netz von Gedanken spann Schelling die Tatsachen der Natur ein, so daß alle ihre Erscheinungen wie ein idealer harmonischer Organismus vor seiner schaffenden Phantasie standen. Er war beseelt von dem Gefühl, daß die Ideen, die in seiner Phantasie erscheinen, auch die wahren schöpferischen Kräfte der Naturvorgänge seien [...]

Mit seinem fortschreitenden Denken wurde für Schelling die Weltbetrachtung zur Gottesbetrachtung oder Theosophie. Vollständig stand er schon auf dem Boden einer solchen Gottesbetrachtung, als er 1809 seine «Philosophischen Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände» herausgab. Alle Weltanschauungsfragen rückten sich ihm jetzt in ein neues Licht. Wenn alle Dinge göttlich sind: wie kommt es, daß es Böses in der Welt gibt, da Gott doch nur die vollkommene Güte sein kann? [...]

Die Folge der Dinge aus Gott ist eine Selbstoffenbarung Gottes. Gott aber kann nur sich offenbar werden in dem, was ihm ähnlich ist, in freien, aus sich selbst handelnden Wesen; für deren Sein es keinen Grund gibt als Gott, die aber sind, so wie Gott ist.» Wäre Gott ein Gott des Toten und alle Welterscheinungen nur ein Mechanismus, dessen Vorgänge auf ihn als ihren Beweger und Urgrund zurückzuführen wären, so brauchte man nur die Tätigkeit Gottes zu beschreiben, und man hätte alles innerhalb der Welt begriffen. Man könnte aus Gott heraus alle Dinge und ihre Tätigkeit verstehen. Das ist aber nicht der Fall. Die göttliche Welt hat Selbständigkeit. Gott hat sie geschaffen, aber sie hat ihr eigenes Wesen. So ist sie göttlich; aber das Göttliche erscheint innerhalb einer Wesenheit, die von Gott unabhängig ist, innerhalb eines Nichtgöttlichen. So wie das Licht aus der Dunkelheit heraus geboren ist, so die göttliche Welt aus dem ungöttlichen Dasein. Und aus dem Ungöttiichen stammt das Böse, stammt das Selbstsüchtige. Gott hat also die Gesamtheit der Wesen nicht in seiner Gewalt; er kann ihnen das Licht geben; sie selbst aber tauchen aus der dunklen Nacht empor. Sie sind die Söhne dieser Nacht. Und was an ihnen Dunkelheit ist, über das hat Gott keine Macht. Sie müssen sich durch Nacht zum Licht emporarbeiten. Das ist ihre Freiheit. Man kann auch sagen, die Welt ist Gottes Schöpfung aus dem Ungöttlichen heraus. Das Ungöttliche ist also das Erste und das Göttliche erst das Zweite [...]

Ein Gott, der lautere, reine Vernunft ist, erscheint wie personifizierte Mathematik; ein Gott dagegen, der bei seinem Weltschaffen nicht nach der reinen Vernunft verfahren kann, sondern fortwährend mit dem Ungöttlichen zu kämpfen hat, kann als «ein ganz persönliches, lebendiges Wesen angesehen werden». Sein Leben hat die größte Analogie mit dem menschlichen. Wie der Mensch das Unvollkommene in sich zu überwinden sucht und einem Ideal der Vollkommenheit nachstrebt: so wird ein solcher Gott als ein ewig kämpfender vorgestellt, dessen Tätigkeit die fortschreitende Überwindung des Ungöttlichen ist [...]

Ein persönlicher Gott, wie ihn Schelling in seiner späteren Zeit vorstellte, ist unberechenbar. Denn er handelt nicht nach der Vernunft allein. Bei einem Rechenexempel können wir das Ergebnis durch bloßes Denken vorausbestimmen; bei dem handelnden Menschen nicht. Bei ihm müssen wir abwarten, zu welcher Handlung er sich in einem gegebenen Augenblicke entschließen wird. Die Erfahrung muß zu dem Vernunftwissen hinzutreten. Die reine Vernunftwissenschaft genügte daher Schelling nicht zur Weltoder Gottesanschauung. Alles aus der Vernunft Gewonnene nennt er daher in der späteren Gestalt seiner Weltanschauung ein negatives Wissen, das durch ein positives ergänzt werden muß. Wer den lebendigen Gott erkennen will, darf sich nicht bloß den notwendigen Vernunftschlüssen überlassen; er muß sich mit seiner ganzen Persönlichkeit versenken in das Leben Gottes. Dann wird er ’’erfahren’’, was ihm keine Schlüsse, keine reine Vernunft geben können. Die Welt ist nicht eine notwendige Wirkung der göttlichen Ursache, sondern eine freie Tat des persönlichen Gottes. Was Schelling nicht durch vernünftige Betrachtung erkannt, sondern als freie, unberechenbare Taten Gottes erschaut zu haben glaubte, das hat er in seiner «Philosophie der Offenbarung» und seiner «Philosophie der Mythologie» dargelegt. Beide Werke hat er nicht mehr selbst veröffentlicht, sondern ihren Inhalt nur den Vorlesungen zugrunde gelegt, die er an der Universität zu Berlin gehalten hat, nachdem ihn Friedrich Wilhelm IV. in die preußische Hauptstadt berufen hatte. Sie sind erst nach Schellings Tode (1854) veröffentlicht worden. " (Lit.: GA 018, S. 212ff)

Über das Wesen der menschlichen Freiheit

"Gewiß, Jakob Böhme hat über Weltanschauungsfragen viel gelesen und auch auf andere Art durch die Bildungswege viel aufgenommen, die sich dem einfachen Volksmanne in der deutschen Entwickelung des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts boten; das Beste aber, das in Jakob Böhmes Schriften auf so ungelehrte Art pulsiert, ist volkstümlicher Erkenntnisweg, ist ein Ergebnis des Volksgemütes selber. Und Schelling hat heraufgehoben in die Art der denkerischen Betrachtung, was dieses Volksgemüt in Jakob Böhmes ungelehrter, aber erleuchteter Seele erschaut hat. Es gehört zu den herrlichsten Beobachtungen, die man in der Weltliteratur machen kann, Jakob Böhmes elementarische Gemütsanschauung durch die philosophische Sprache in Schell'mgs Abhandlung «Über das Wesen der menschlichen Freiheit» leuchten zu sehen. In dieser elementarischen Gemütsanschauung waltet die tiefsinnige Einsicht, daß niemand zu einer befriedigenden Weltanschauung kommen kann, der auf seinem Erkenntniswege nur die Mittel des denkenden Begreifens mitnimmt. In den Umkreis dessen, was denkendes Begreifen ist, schlägt aus den Weltentiefen etwas herein, das umfassender, mächtiger ist als dieses denkende Begreifen. Doch nicht mächtiger, als was die Seele in sich erleben kann, wenn ihr das denkende Begreifen nur als Glied ihres eigenen Wesens erscheint. Will man etwas begreifen, so muß man verstehen, wie es notwendig mit einem andern zusammenhängt. Die Dinge der Welt hängen aber wohl an ihrer Oberfläche, doch nicht im tiefsten Grunde ihres Wesens notwendig zusammen. In der Welt waltet Freiheit. Und nur der begreift die Welt, der in dem notwendigen Gange der Naturgesetze das Walten freier übersinnlicher Geistigkeit schaut. Die Freiheit als Tatsache kann immer mit logischen Gründen widerlegt werden. Wer das durchschaut, auf den macht keine Widerlegung der Freiheitsidee einen Eindruck. - Die urgesunde Erkenntnisart Jakob Böhmes, seine ursprüngliche volkssinngemäße Gemütserkenntnis schaute die Freiheit als durchwebend und durchwirkend alle Notwendigkeit, auch die naturgemäße. Und Schelling, von einer geistgemäßen Naturanschauung aufsteigend zur Geistesanschauung, fühlte sich im Einklang mit Jakob Böhme." (Lit.: GA 020, S. 43f)

Christologie

"Lehrte in Jena doch auch Schelling, der dann aus einem ähnlichen Streben wie Fichte sich wirklich durchrang, wie ich oftmals betonte, zu einer recht tiefen Auffassung des Christentums, ja des Mysteriums von Golgatha, der sich geradezu zu einer Art von Theosophie hinwendete, die er dann, allerdings ohne von seinen Zeitgenossen verstanden zu werden, in seiner «Philosophie der Mythologie» und in seiner «Philosophie der Offenbarung» zum Ausdrucke brachte, die aber schon lebte in jener Abhandlung, die er in Anlehnung an Jakob Böhme geschrieben hat über die menschliche Freiheit und andere damit zusammenhängende Gegenstände, schon lebte in seinem Gespräche «Bruno oder über das göttliche und das natürliche Prinzip der Dinge», namentlich lebte in seiner schönen Abhandlung «Über die Gottheiten von Samothrake», wo er ein Bild aufrollte von dem, was nach seiner Ansicht wirklich gelebt hat in jenen alten Mysterien." (Lit.: GA 273, S. 61)

"Eine der besten Ausführungen in Schellings «Philosophie der Offenbarung » ist, daß er darauf hinweist, daß es beim Christentum weniger ankommt auf irgendeine Lehre, als auf die Auffassung einer Tatsache. Was geschehen ist am Ausgangspunkte des Christentums, das ist eine Tatsache. Wenn man nur von einer Lehre spricht, dann wird man sehr leicht verleitet werden können, auf diese Lehre hin dogmatisieren zu wollen. Wenn man sich aber über die Entwickelung der Menschheit klar ist, so muß man sich sagen: Lehren sind in lebendiger Fortentwikkelung; Lehren schreiten, so wie die Menschheit selber, fort. Tatsachen stehen natürlich an der Stelle der geschichtlichen Entwickelung, an der sie geschehen sind." (Lit.: GA 332a, S. 143)

Werke

  • Über die Möglichkeit einer Form der Philosophie überhaupt (1794),
  • Vom Ich als Princip der Philosophie oder über das Unbedingte im menschlichen Wissen (1795), (online; PDF; 440 kB)
  • Abhandlung zur Erläuterung des Idealismus der Wissenschaftslehre (1796),
  • Ideen zu einer Philosophie der Natur (1797),
  • Von der Weltseele (1798),
  • System des transcendentalen Idealismus (1800),
  • Über den wahren Begriff der Naturphilosophie und die richtige Art ihre Probleme aufzulösen (1801)
  • Philosophie der Kunst (Vorlesung) (1802/1803)
  • Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums (1803) (Digitalisat und Volltext)
Nachdruck: Hamburg: Meiner, 1974 (Phil.Bibl.275)
  • System der gesammten Philosophie und der Naturphilosophie insbesondere (Nachlass) (= „Wurzburger-“ oder „1804system“) (1804)
  • Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit (1809),
  • Clara – Über den Zusammenhang der Natur mit der Geisterwelt. Ein Gespräch, Fragment (Aus dem handschriftlichen Nachlass, wohl zwischen 1809 und 1812)
  • Weltalter (1811: es gibt noch andere Versionen dieser Schrift),
  • Darstellung des philosophischen Empirismus (1830, nur aus dem Nachlass bekannt),
  • Philosophie der Mythologie (Vorlesung) (1842),
  • Philosophie der Offenbarung (Vorlesung) (1854).
  • Philosophie der Kunst (1859) (Digitalisat und Volltext)
Neuausgaben
  • Vorlesungen über die Methode (Lehrart) des akademischen Studiums. Hrsg.v. Walter E. Erhardt. Meiner, Hamburg 1990. ISBN 3-7873-0972-1
  • Das Tagebuch. Hrsg. v. Hans Jörg Sandkühler. Meiner, Hamburg 1990. ISBN 3-7873-0722-2
  • System des transzendentalen Idealismus. Hrsg. v. Horst D. Brandt u. Peter Müller. Meiner, Hamburg 2000. ISBN 3-7873-1465-2
  • Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände. Hrsg. v. Thomas Buchheim. Meiner, Hamburg 2001. ISBN 3-7873-1590-X
  • Zeitschrift für spekulative Physik. Hrsg. v. Manfred Durner, 2 Bde. Meiner, Hamburg 2002. ISBN 3-7873-1694-9
  • Bruno oder über das göttliche und natürliche Prinzip der Dinge. Ein Gespräch. Hrsg. v. Manfred Durner. Meiner, Hamburg 2005. ISBN 3-7873-1719-8
  • Philosophie der Offenbarung. Hrsg. v. Manfred Frank, Frankfurt/ Main: Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 181, 1977. ISBN 3-518-27781-2
  • Historisch kritische Ausgabe, 40 Bände (Reihe I: Werke, II: Nachlass, III: Briefe). Hrsg. im Auftrag der Schelling-Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften v. Thomas Buchheim, Jochem Hennigfeld, Wilhelm G. Jacobs, Jörg Jantzen u. Siegbert Peetz. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1976 ff., ISBN 978-3-7728-0542-4
  • Die Weltalter, mit einem Essay von Slavoj Žižek, im Laika-Verlag als Slavoj Žižek / Friedrich Wilhelm J. von Schelling: Abgrund der Freiheit, ISBN 978-3-942281-57-7

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt, GA 18 (1985), ISBN 3-7274-0180-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Vom Menschenrätsel, GA 20 (1984), ISBN 3-7274-0200-8; Tb 638, ISBN 978-3-7274-6380-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band, GA 238 (1991), ISBN 3-7274-2380-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust», Band II: Das Faust-Problem, GA 273 (1981), ISBN 3-7274-2730-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

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